Elke Schleich – Sylter Pfoten

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    Elke Schleich: Sylter Pfoten. Roman, München 2023, Piper-Verlag, ISBN 978-3-492-50664-9, 272 Seiten, Format: 11,8 x 2,5 x 18,2 cm, Buch: EUR 16,00, Kindle: EUR 4,99.


    Es birgt immer ein gewisses Risiko, wenn man mit dem Chef anbandelt. Ist die Beziehung zu Ende, ist nicht nur der Kerl weg, sondern unter Umständen auch der Job und, wenn man bei ihm eingezogen war, auch noch die Wohnung. Man steht buchstäblich vor dem Nichts. Genau so ergeht es der Medizinischen Fachangestellten Jana Stein (< 30) aus Herten im Ruhrgebiet. Sie hat gerade ihren Doktor mit ihrer besten Freundin erwischt.


    Und jetzt … wohin? Janas Mutter lebt nicht mehr. Zum Vater hat sie keinen Kontakt. Da bleibt nur noch ihre Schwester Marie. Doch die hat Mann und Kind, da kann sie sich nicht ewig im Gästezimmer einquartieren. Da kommt der Notruf von Onkel Enno gerade recht. Natürlich tut es Jana leid, dass der alte Knabe mit einem Oberschenkelhalsbruch in der Nordseeklinik liegt und danach in Reha muss.


    Ein rettender Notfall 😉


    Der Punkt ist: Enno betreibt auch mit über 70 noch seine Tierarztpraxis in Keitum auf Sylt. Als Krankheitsvertretung hat er den Tierarzt Timo Jensen engagiert, der gerade von einem längeren Auslandsaufenthalt zurückgekehrt ist. Jetzt braucht er noch eine Sprechstundenhilfe. Seine hat gekündigt und er hatte noch keine neue gefunden, als er verunglückt ist. Nun fragt er an, ob nicht seine Nichte Jana Urlaub nehmen und ein paar Wochen in seiner Praxis einspringen könnte.


    Eigentlich ist das eine ziemliche Kateridee! Eine Medizinische Fachangestellte arbeitet bei einem Menschenarzt.

    Außerdem weiß er genau, dass Jana eine Hundephobie hat, seit sie als Kind vom Foxterrier ihrer Nachbarn gebissen worden ist. Doch weil sie gerade kein Zuhause hat, entschließt sie sich, ihrem Onkel zu helfen.


    O je! Zwei Mitbewohner!


    Mit Sack und Pack und Herbert, dem weltbesten Kater, steht sie zwei Tage später vor Onkel Ennos reetgedecktem Friesenhaus. Was sie nicht weiß: Auch der neue Tierarzt wohnt in Ennos Haus – und er hat einen großen goldbraunen Hund. Eine Hündin, um genau zu sein, Frieda. Die ist zwar freundlich, aber gegen ihre Phobie kommt Jana nicht an.


    Der Tierarzt ist sympathisch, die Zusammenarbeit klappt leidlich – Jana ist, wie gesagt, fachfremd –, aber das Zusammenleben gestaltet sich schwierig. Timo und Hund Frieda haben Ennos Wohnung, Jana und Kater Herbert bewohnen das Dachgeschoss. Die Küche teilen sie sich. Und genau das sorgt für Stress. Timo Jensen ist furchtbar schlampig und lässt alles liegen, während Jana es gerne ordentlich hat. Zähneknirschend räumt sie hinter ihm her.


    Aber wir ahnen schon: Freud und Leid im Tierarztpraxis-Alltag schweißt die beiden zusammen und sie kommen einander trotz aller Unterschiede näher.


    Jana will gar nicht mehr weg



    Eigentlich will Jana gar nicht mehr weg von der Insel. Ihren Plan, sich in ihrer alten Heimat eine neue Anstellung als MFA zu suchen, verfolgt sie nur noch halbherzig. Stur bleibt sie allerdings bei ihrer Weigerung, mit ihrem Vater in Kontakt zu treten. Der lebt seit dem Tod seiner Frau in Hamburg und ist jetzt mit seiner Kollegin Cordula verheiratet.


    Zum Kuckuck mit dem Vater!


    Da kann ihre Schwester sich den Mund fusselig reden: Jana will sich weder mit ihrem Ex aussprechen noch mit ihrem Vater. Den will sie nicht einmal sehen, als er herkommt um seinen Bruder im Krankenhaus zu besuchen. Und zu seinem runden Geburtstag geht sie schon gar nicht! Doch Janas Vater liegt viel an einer Aussöhnung mit seiner Tochter und er ist mindestens so dickköpfig wie sie.


    Janas Kater Herbert hat inzwischen sein neues Revier erobert und in Hündin Frieda eine Freundin gefunden. Und Jana kommt inzwischen deutlich besser mit Hunden klar. Wäre es nicht toll, wenn Timo und sie weiterhin hier auf der Insel leben und arbeiten könnten?


    Wer, bitte, ist Britt?


    Doch dann wird Jana misstrauisch. Wer, bitte, ist Britt, mit der Timo so oft telefoniert? Seine Freundin oder gar seine Frau? Spielt er etwa auch ein doppeltes Spiel? Sind denn alle Kerle gleich?


    Ja, Leute, es würde enorm helfen, wenn die Menschen rechtzeitig vernünftig miteinander reden würden! Das predige ich schon seit Jahrzehnten. Doch das ist einfach nicht Janas Ding. Weil aber ihre Mitmenschen nicht ahnen können, was sie bewegt, wenn sie nichts sagt, kommt es zu allerlei vermeidbaren Verwicklungen. Und wir Leser:innen haben unseren Spaß daran.


    Menschen mit kleinen Macken


    Ich bin jetzt keine passionierte Liebesroman-Leserin, aber die locker-leichten Geschichten von Elke Schleich gefallen mir. Man kann sich durchaus vorstellen, dass einem sowas passiert. Die Romanfiguren sind auch nicht überkandidelt, sondern relativ normal. Doch weil das Leben sie schon mehrfach gepackt und gebeutelt hat, haben sie ein paar kleine Macken und Empfindlichkeiten zurückbehalten. Dadurch stehen sie sich gelegentlich selbst im Weg. Bei Jana ist das ihr Umgang mit Hunden und mit dem Thema Untreue sowie ihr Unvermögen, Konflikte und Probleme direkt anzusprechen.


    Bei manchen Szenen und Dialogen muss man schmunzeln. Der Onkel ist ja schon ’ne Marke und die Haushälterin auch. Das ist gut so. Gänzlich humorlose Unterhaltungsromane finde ich meist nicht so klasse. Zu meiner Freude gibt’s in den Sylt-Romanen auch jede Menge Tiere: Pferde, Rinder, Schafe, Hunde, Katzen – und natürlich Herbert, Janas weltbesten Kater.


    Die packen das schon!


    Schön fand ich auch, dass wir Lisa und Krischan aus dem ersten Band wiedersehen. Da hatte ich nämlich das Gefühl, dass deren Geschichte noch nicht fertig erzählt war. Jetzt bin ich mit dem Abschluss zufrieden. So können wir Timo, Jana, die Familie Stein, Lisa und Krischan getrost weitermachen lassen. Die packen das schon!


    Die Autorin


    Elke Schleich wurde in Gelsenkirchen geboren, absolvierte eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau, arbeitete als Sachbearbeiterin und später an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen. Pferde und das geschriebene Wort – beides faszinierte sie schon als Kind, weshalb sie bereits im Grundschulalter Schulhefte mit selbst erdachten Tiergeschichten füllte. Heute lebt sie mit ihrem Ehemann und Hündin Pucci am grünen Rand des Ruhrgebiets, in Westerholt, in der Nähe eines Reiterhofs, den sie nach langer aktiver Zeit im Sattel immer noch gern besucht. Mehr Infos unter www.elke-schleich.de