Ellen Feldman - Die Buchhändlerin von Paris

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Ellen Feldmans Roman trägt im Original den Titel "Paris never leaves you", den ich eigentlich viel passender finde, denn die Protagonistin Charlotte war zwar während ihrer Zeit in Paris Buchhändlerin, aber das ist eigentlich gar nicht so wichtig. Da ihre Erlebnisse in Paris aber in Rückblenden erzählt werden, während sie Anfang der 1950er Jahre mit ihrer Tochter Vivi in New York lebt, wird klar, dass sie immer von den Ereignissen in Paris geprägt sein wird und es erscheint nur folgerichtig, dass sie am Ende des Romans wenigstens für einen Besuch dorthin zurückkehrt.


    Charlotte hat ihre Tochter Vivi allein großgezogen, weil deren Vater Laurent als Soldat im Zweiten Weltkrieg gekämpft hat und gefallen ist. Die Jahre unter den deutschen Besatzern in Paris waren sehr schwer für sie, deshalb hat sie sich auf eine Affäre mit einem deutschen Soldaten eingelassen, der sie und Vivi mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgte, um ihr Überleben zu gewährleisten. Dadurch geriet Charlotte aber mit dem Rückzug der Deutschen in Gefahr, weil die Franzosen mit Kollaborateurinnen nicht gerade zimperlich umgingen.


    Alle diese Einzelheiten aus Charlottes Leben erfahren die LeserInnen rückblickend, und es stellt sich natürlich schnell die Frage, wie es ihr gelungen ist, in die USA zu emigrieren, wo sie Anfang der 1950er Jahre eine erfolgreiche Karriere als Lektorin in einem renommierten Verlag vorzuweisen hat. Und es wird schnell klar, dass Charlotte ihre eigene Geschichte am liebsten vergessen, auf jeden Fall aber vor anderen Menschen verbergen möchte - was zu Konflikten mit Vivi führt, die möglichst viel über ihren Vater, aber auch ihre verlorene Familie erfahren möchte. Schließlich kann Charlotte nicht mehr schweigen und muss das Geheimnis ihres Lebens lüften.


    Mir hat der Roman gut gefallen, die Sprünge zwischen den beiden Zeitebenen haben mich nicht gestört. Ich hatte allerdings tatsächlich aufgrund des Titels, des Covers und des Klappentexts mit etwas völlig anderem gerechnet, ich dachte es wäre eine deutlich seichtere Geschichte und der Roman viel stärker als Liebesgeschichte konzipiert. Das ist nicht der Fall, vielmehr handelt es sich um die überzeugende Charakterstudie einer Frau, die sich auch Jahre nach den Ereignissen in Paris noch mit ihrer Schuld und Verantwortung auseinandersetzt, und um die damit zusammenhängende Beziehung zwischen Mutter und Tochter. Und gerade das hebt den Roman aus der Masse der klischeelastigen Liebesgeschichten heraus.


    4ratten