Lisa Graf - Dallmayr. Das Erbe einer Dynastie

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 156 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Vandam.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Der wunderbare Abschluss der Familiensaga


    Mit dem 3. Band "Dallmayr - Das Erbe einer Dynastie" von Lisa Graf geht die Geschichte um das Feinkosthaus in der Dienerstraße ab 1933 weiter.


    In die Zukunft schauen, optimistisch sein und immer etwas Neues wagen, das hat Lotte Randlkofer von ihrer verstorbenen Schwiegermutter Therese gelernt. Sie will nun ihren Kunden eigene Kaffeemischungen in ihrem Delikatessenhaus anbieten. In Bremen, wo sie sich zusammen mit ihrem Mann Paul über das Kaffeerösten schlau macht, finden sie den jungen Kaffeeröster Fiete Wünsche, der zu ihnen nach München zieht und dort richtig gute Kaffeemischungen kreiert. Die Kunden sind begeistert.

    Ganz langsam machen sich mit SS und Hakenkreuzfahnen neue Schrecken in München breit. Die Weltstadt mit Herz wird von Hitler zur „Hauptstadt der Bewegung“ erklärt.


    Da mich die ersten beiden Geschichten um die Münchner Delikatessenhausinhaber richtig begeistert haben, war ich so gespannt auf den leider letzten Teil der Familiengeschichte. In diesem Buch passiert so viel und ich habe es so genossen, die Menschen, die ich in Band 1 und 2 kennengelernt und liebgewonnen habe, hier weiter in ihrem Leben begleiten zu können. Autorin Lisa Graf lässt mich die Auf und Ab´s in der Familie, die Unruhe und die nachfolgenden Schrecken der Zeit zwischen 1933 und dem Kriegsende richtig spüren.

    Doch neben den Kriegsjahren finden die Kinder der Familie, Gregor, Johanna und Johann und auch Marie, ihr Glück und ihre Berufung. Ich bin mit Marie nach Palästina zu Elsa und ihrem Mann Alexej gereist, habe mit Gregor in einem Weingut in der Champagne gearbeitet und ihn nach England begleitet. Und natürlich habe ich Paul und Lotte bei ihrem Weg zur Kaffeerösterei im eigenen Haus begleitet. An sie alle werde ich denken, wenn ich in ihrem Delikatessengeschäft in der Dienerstraße mal wieder einkaufen gehe.

    Der locker-leichte Erzählstil von Lisa Graf macht es mir leicht in die Geschichte einzutauchen und ihr zu folgen. Sie schafft eine fesselnde Atmosphäre, egal ob in guten oder schlechten Zeiten, der ich mich nicht entziehen kann.

    Der Spannungsbogen baut sich mit der Zeit immer weiter auf und lässt beim Lesen keine Langeweile aufkommen. Ich war immer gespannt, was als nächstes passieren wird.

    Was ich mir gewünscht hätte, ist ein Stammbaum oder ein Verzeichnis der Familie Randlkofer, die doch aus nicht gerade wenigen Mitgliedern besteht. Allerdings habe ich mich schnell wieder in die Familienverhältnisse hinein gefunden.


    Ein wunderbarer Abschluss einer sehr interessanten, abwechslungsreichen und mitreißenden Familiengeschichte, die ich sehr gerne gelesen habe.


    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Gaby ()

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Lisa Graf: Dallmayr. Das Erbe einer Dynastie. Roman (Band 3), München 2023, Penguin Verlag / Random House Verlagsgruppe, ISBN 978-3-328-60224-8, Klappenbroschur, 494 Seiten, Format: 13,6 x 4,3 x 20,6 cm, Buch: EUR 16,00 (D), EUR 16,50 (A), Kindle: EUR 12,99, auch als Hörbuch verfügbar.


    „Mensch, Gregor, mach doch die Augen auf! Erst die Juden, dann die Linken, und wer kommt als Nächstes? Die Linkshänder vielleicht oder die Kurzsichtigen? Alle Brillenträger?“ (Seite 150)


    Teil 3 der Dallmayr-Saga rund um die Familie Randlkofer schildert die Jahre von 1933 bis 1945.


    • Therese, die umtriebige Dallmayr-Chefin, die wir Leser:innen aus den vorangegangenen Bänden kennen, ist vor ein paar Jahren verstorben. Jetzt ist ihr jüngster Sohn Paul am Ruder. Der hat eine tüchtige Ehefrau, Lotte, die’s gut mit den Kunden kann und den Laden im Griff hat. Das passt schon. Wenn nur Sohn GregorInteresse am Kaufmännischen hätte! Aber der tendiert eher in Richtung Pilot oder Flugzeugingenieur.

    Dallmayr-Kaffee: eine geniale Idee!


    Auch Paul hat für sein Geschäft Visionen. Er will eine eigene Kaffeerösterei. Dallmayr-Kaffee, das wär’s! Also fährt er mit Lotte nach Bremen und wirbt dort den erst 19jährigen Kaffeeröster Fiete „Fritz“ Wünsche an.


    Das mit dem Kaffee wird der Hit, nur das Timing ist suboptimal. Die Nazis mit ihren Schikanen für Nicht-Parteimitglieder wie Paul, Krieg und Rationierung … das alles hatten die Randlkofers nicht auf dem Schirm. Und dann bringt Sohn Gregor auch noch die Anwaltstochter Selma Böhm als Freundin daher, die in diesem Land bald ihres Lebens nicht mehr sicher ist. Aus Gründen.


    Was der Krieg mit Zivilisten macht


    Jetzt erfahren wir, was die einzelnen Familien und Gruppierungen von 1933 bis 1945 erleben. Es dreht sich schon auch um das Delikatessengeschäft Dallmayr, aber noch ein bisschen mehr darum, was der Krieg für Zivilisten bedeutet.


    Viele Personen, viele Schicksale


    Das ist ein buntes Schicksals-Kaleidoskop, und wenn es schon eine Weile her ist, dass man die Vorgängerbände gelesen hat, braucht’s ein bisschen, bis man wieder weiß, wer wer ist und wer welche Agenda oder Probleme hat. Da wäre ein Personenverzeichnis hilfreich gewesen.


    Immer wieder habe ich mich dabei ertappt, nach historischen Persönlichkeiten und Ereignissen zu googeln. Nach dem Leben und Wirken von Pfarrer Rupert Mayer, zum Beispiel, und nach Fritz, dem Kaffee-Experten. Der wollte ja immer reisen. Und ich wollte wissen, ob er tatsächlich mal nach Äthiopien gekommen ist. Das ist interessant, aber wenn man das Buch auf diese Weise liest, dauert’s natürlich länger.


    Ungefähr nach der Hälfte des Bandes hatte ich langsam genug von den Kriegsgeschichten, jetzt hätte mich der Wiederaufbau mehr interessiert. Während das Kapitel „1933“ rund 200 Seiten umfasst, ging’s ab 1934 im Zeitraffer durch die Kriegsjahre. Mir war das sehr recht, sonst wär’s vermutlich zäh geworden. Gregors Fliegerg’schichten habe ich, pardon, nur so überflogen. Gegen Schluss ist auch wieder verstärkt vom Kaffee und dem Delikatessengeschäft die Rede und die Story bekommt mehr Tempo.


    Bohnenkaffee als Politikum


    Bohnenkaffee als Politikum … so hatte ich das noch nie gesehen. Und ich habe auch noch nie zuvor einen Dallmayr-Kaffee daheim gehabt. Jetzt schon. Es bleibt ein bisschen was hängen, wenn man so eine Familiensaga gelesen hat. Auf einmal fühle ich mich dem Unternehmen, das ich bisher hauptsächlich aus dem Werbefernsehen kannte, auf seltsame Weise verbunden.


    Mir war von Anfang an klar, dass das keine Biographie ist, sondern ein Roman. Was ich trotzdem gerne gewusst hätte: Was real und was fiktional ist. Dass Balbina und ihre Familie fiktive Figuren sind, war von Band 1 an klar. Elsa Randlkofer gab’s anscheinend wirklich – da war ich anfangs nicht sicher –, aber ob sie tatsächlich Anwältin war und in Palästina gelebt hat? Darüber schweigt sich Google aus.


    Im Gedächtnis bleiben wird mir vermutlich die rote Ursi mit ihrem Aufbegehren gegen die (politische) Gleichmacherei. Wir sind und wir leben alle unterschiedlich, warum also sollten wir alle dasselbe denken müssen? Mit Recht sieht diese einfache Gastwirtstochter das als Anfang vom Ende – und vertritt mit dieser vernünftigen Ansicht auf einmal eine lebensgefährliche Außenseitermeinung. Und das ist erschreckend.


    Die Autorin


    Lisa Graf ist in Passau geboren. Nach Stationen in München und Südspanien schlägt sie gerade Wurzeln im Berchtesgadener Land. Als Hobbybäckerin hat sie eine Schwäche für Trüffelpralinen und liebt Zitronensorbet mit Champagner.