Damon Galgut - Das Versprechen

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    Damon Galguts Roman "Das Versprechen" wurde 2021 mit dem Booker-Preis ausgezeichnet, und auf diese Auszeichung und den inhaltlichen Verweis, dass es um die Apartheid in Südafrika geht, bin ich hereingefallen, denn der Roman hält für mich leider auf keinen Fall das, was der Klappentext verspricht:


    »Das Versprechen« erzählt vom zunehmenden Zerfall einer weißen südafrikanischen Familie, die auf einer Farm außerhalb Pretorias lebt. Die Swarts versammeln sich zur Beerdigung ihrer Mutter Rachel, die mit vierzig an Krebs stirbt. Die jüngere Generation, Anton und Amor, verabscheuen alles, wofür die Familie steht – nicht zuletzt das gescheiterte Versprechen an die schwarze Frau, die ihr ganzes Leben für sie gearbeitet hat. Nach jahrelangem Dienst wurde Salome ein eigenes Haus, eigenes Land versprochen, doch irgendwie bleibt dieses Versprechen mit jedem Jahrzehnt, das vergeht, unerfüllt.

    Mit großer erzählerischer Kraft und nah an den Personen schildert Damon Galgut eine Familiengeschichte, die sich über dreißig Jahre des politischen Umbruchs in Südafrika erstreckt – von der Apartheid bis hin zur Demokratie. Während sich das Land von den alten tiefen Spaltungen zu einer neuen, gerechteren Gesellschaft hin bewegt, schwebt über allem die Frage: Wie viel Verbitterung, wie viel Erneuerung, wie viel Hoffnung bleiben?


    Ich mag die Romane von Nadine Gordimer, die sich thematisch genau in diesem Spektrum bewegen, sehr gerne und hatte deshalb mit etwas Ähnlichem gerechnet, aber hinsichtlich der Erzählweise und der Handlungsstruktur ist dieser Roman völlig anders. Die Erzählperspektive wechselt ständig und abrupt von einer Figur zur anderen, was ich als sehr anstrengend zu lesen empfunden habe. Eigentlich sollte die Einbeziehung der LeserInnen in die Gedankensphäre der Figuren ja eine gewisse Nähe ermöglichen, hier war aber genau das Gegenteil der Fall. Die Figuren bleiben sehr distanziert, und das sorgt in Verbindung mit einer gewissen Handlungsarmut dafür, dass sie vor allem als Teil einer dysfunktionalen Familie wahrgenommen werden, aus der sie sich aber auch nicht lösen können oder wollen. Der größere Kontext der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung Südafrikas wird zwar immer wieder angerissen, scheint aber eher die Kulisse für die familiären Verwicklungen zu bilden.


    Für mich war weder die "erzählerische Kraft" noch die "Nähe zu den Personen" aus dem Klappentext erkennbar, deshalb bin ich insgesamt von dem Roman sehr enttäuscht. Es kann gut sein, dass meine falsche Erwartung hierzu beigetragen hat, trotzdem sollte ein Buch nicht so zäh und anstrengend sein. Ich kann mir nicht vorstellen, von diesem Autor nochmal einen anderen Roman zu lesen, und werde auch bei preisgekrönten Romanen in Zukunft etwas vorsichtiger sein.


    1ratten

  • Ich habe vor Jahren mal "Der gute Doktor" von Galgut gelesen und fand es nicht ganz so schlecht wie Du das hier, aber ich habe ihn auch eher unter nicht preisverdächtig abgespeichert.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen