Claudia Bauer - Frida Kahlo

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    Prestel wollte mit der Reihe living_art einen neuen Ansatz verfolgen und “mit einem etwas anderen, mehr journalistischen Blick Kunst und Künstler” darstellen. Tatsächlich erinnert mich die Aufmachung an ein Hochglanzmagazin: viele Abbildungen, wenig Text, eingeschobene Infokästchen in Knallfarben und viel buntes Layout. Hätten sie weniger Energie auf die Gestaltung und mehr auf Inhalt und logische Zusammenhänge gelegt, hätte es funktionieren können. Erscheint der Aufbau auf den ersten Blick noch klassisch (historischer Kontext, Leben, Werk, Rezeption), zeigen sich auf den zweiten Blick Schwächen im Konzept.


    Jedes Kapitel startet mit einer neuen knalligen Farbe, auf der die Kapitelüberschrift (links) von einem Foto und Zitat (rechts) begleitet wird. Dann folgt eine Doppelseite (“spots”), die tatsächlich aussieht wie einer Zeitschrift entrissen, und die Kernthemen des nächsten Kapitels enthält. Auch wenn dieses Kapitel nur sechs Seiten umfasst, mit drei ganzseitigen Abbildungen. Na gut, das Kapitel zum Leben Kahlos umfasst immerhin 38 Seiten (mit 23 ganzseitigen Abbildungen und zwanzig kleineren Abbildungen). Es wird also ein klarer Fokus auf Bildmaterial gelegt, das aus Kunstwerken verschiedener Künstler sowie zeitgenössischen Fotografien besteht. Die Werke Kahlos nehmen natürlich den meisten Raum ein. Die Texte beinhalten zahlreiche Zitate, sowohl von Kahlo selbst und ihr nahestehenden Personen als auch aus anderen Quellen wie Briefen, Zeitungsberichten oder Kritiken.


    Insgesamt sind die Texte aus meiner Sicht kaum lesenswert. Ja, die vermitteln Informationen, allerdings auf eine für mich anstrengende Art und Weise. Mal ganz abgesehen davon, dass von Frida gesprochen wird, statt wie üblich den vollen oder nur den Nachnamen zu verwenden. Immerhin ist auch die Rede von Diego. Die Formulierungen sind gezwungen modern und möglichst weit entfernt von wissenschaftlichen Formulierungen. Generell ein guter Ansatz, um eine neue Zielgruppe zu treffen, aber unbeholfen umgesetzt. Außerdem sind die Texte in sich nicht logisch aufgebaut, was das Verständnis erschwert und Wiederholungen produziert.


    Erklärungen finden sich teils erst Seiten später. z.B. schließt die einleitende Rückblende, in der die politische und kulturelle Situation Mexikos betrachtet wird, mit der Feststellung, dass Kahlo selbst Retablos malen wird. Was es mit dieser Tafelmalerei auf sich hat, erfährt man zwanzig Seiten später.

    Oder Bildunterschriften enthalten Informationen, die genau so bereits im Text stehen, und an der Stelle wenig weiterhelfen. Ein Beispiel: “Dieses Selbstbildnis mit Affe entsteht für den New Yorker Sammler Nathan Wedeen. Frida malt es 1940, nach der Scheidung von ihrem Mann Diego Rivera. Um finanziell nicht von ihm abhängig zu sein, nimmt sie in jener Zeit vermehrt Auftragsarbeiten an.” Die Information aus dem letzten Satz habe ich innerhalb weniger Seiten mindestens vier Mal erhalten.


    Leider ein Buch, das mir vor allem aufgrund der Texte wenig Freude bereitet hat. Die Werke Kahlos sind (für mich) selten ästhetisch und immer voller Symbolik, so ist ein bloßes Durchblättern also auch keine Option.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges