Adania Shibli - Minor Detail / Eine Nebensache

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    Sommer 1949: eine Gruppe israelischer Soldaten missbraucht und ermordet ein palästinensisches ­Beduinenmädchen. Jahre später versucht eine junge Frau, Licht in das Dunkle zu bringen, das diesen Vorfall umhüllt. Denn das Mädchen wurde auf den Tag genau 25 Jahre vor ihrer Geburt ermordet und dieses kleine Detail verbindet sie für immer mit der Toten.


    Adania Shibli erzählt die Geschichte emotionslos. Die Soldaten übernehmen einen kleinen Stützpunkt in der Wüste, richten ihn her und leben dort in ihrer täglichen Routine. Der leitende Offizier wird bei einer nächtlichen Patrouille von einem Insekt gestochen. Dieser kleine Vorfall und das Versorgen der Wunde nehmen in seinen Gedanken mehr Raum ein als das, was mit dem Mädchen geschieht. An sie verschwendet er kaum einen Gedanken. ich würde gerne sagen, dass er sich so von dem Furchtbaren, was ihr passiert, distanzieren will, aber so ist es nicht. Sie ist ihm nicht wichtig, sondern ist nur eine Nebensache. Wichtig ist alleine die Erfüllung ihrer Pflicht. Er denkt an sie nicht als eine Person, sondern etwas, was man benutzen und danach entsorgen kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.


    Als die junge Frau Jahrzehnte später mehr über das Mädchen erfahren will, steht sie vor einer fast unlösbaren Aufgabe. Es scheint, als ob es das Mädchen nie gegeben hat. Ihre mühevolle Suche nach der Wahrheit ist auch ein wenig die Suche nach sich selbst, denn sie fühlt sich mit der Unbekannten verbunden.


    Die Geschichte ist nicht einfach. Die Autorin zeigt, wie leicht einem die Situation entgleiten kann, wenn man nur nicht mehr den Menschen erkennt, sondern nur noch dessen Funktion sieht.

    4ratten


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.