Dashiell Hammett - Rote Ernte (Red Harvest, 1929)

  • Dashiell Hammett: Rote Ernte (Red Harvest, 1929)


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    „Rote Erde“ ist Hammetts (1894-1961) erster Roman und zugleich sein erstes Werk, das auch in Buchform erschien.

    Der Ich-Erzähler, ein unbenannter Continental-Op (Continental ist die Ermittlungsagentur aus San Francisco, Op steht für Operative), kommt vor dem Roman schon in zahlreichen Kriminalerzählungen für das Pulp-Fiction-Magazin „Black Mask“ vor. Er ist klein und rundlich, aber sehr tough, hat einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, allerdings umschließt dieser Gewalt, Mord, Lügen und Intrigen, wenn’s der guten Sache dient.


    Der Op wird von dem Sohn des mächtigsten Mannes der kleinen Industriestadt Peaceville (die alle nur Pissville nennen) engagiert, weiß aber bei seiner Ankunft noch nichts über seinen Auftrag. Bevor er seinen Auftraggeber treffen kann, wird dieser ermordet. Er schnüffelt am Tatort und drumherum und erfährt, dass der Auftraggeber mit einem Scheck über 5000 $ zu dem Playgirl Dinah Brandt unterwegs war, weil diese ihm geheime peinliche Dokumente seines Vaters übergeben wollte. Der Ich-Erzähler wendet sich an den Vater, den früheren unbestrittenen Chef der Stadt, Eigentümer des größten Werks, der beiden Zeitungen der Stadt und mit Verbindungen überallhin und auch ganz nach oben. Er hatte vor einiger Zeit die Hilfe einiger Gangster in Anspruch genommen, um einen Streik in seinem Werk niederzuschlagen und steht seitdem in Konkurrenz zu den Gangs, die er selbst eingeladen hat. Der Op bekommt den Auftrag, den Mord an seinem Sohn zu untersuchen, beschließt aber für sich selbst, die Stadt zu befrieden, indem er die konkurrierenden Gangs und auch den Magnaten gegeneinander ausspielt. Nun beginnt das, was auch der Titel als Metapher impliziert, eine wahre Blutschlacht. Eine wichtige Rolle spielt darin auch das Playgirl Dinah Brandt, die mit (Falsch) informationen Geld für sich herausschlagen will und ebenfalls die Parteien gegeneinander ausspielt. Am Ende hat der Op es zwar geschafft, dass alle tot sind, die die Stadt terrorisiert haben, aber er weiß, dass dies nur der Startpunkt für neues Unrecht sein wird. Sein eigenes gutes Gewissen hat er dabei auch verloren, weil ihm bewusst geworden ist, dass er – zwar aus guten Gründen – die gleichen Mittel angewendet hat wie die Gangster.


    Diese Blut- und Gewaltorgie ist überhaupt nicht mein Ding, und auch die ständigen Intrigen, die vielen Beteiligten mit ihren unterschiedlichen Namen erschwerten mir das Lesen, aber ich muss anerkennen, dass dieser Roman in einem ganz besonderen, lakonischen Stil geschrieben ist, den ich sonst in dieser perfekten Weise nicht kenne. Hammett gelingt es, Personen und Orte mit einigen Schlaglichtern genau zu charakterisieren. Seine Dialoge, die den amerikanischen Slang der Halbwelt wiedergeben, wirken auch in der Übersetzung authentisch und sehr pointiert.

    Dass er, der jahrelang als Pinkerton-Detektiv arbeitete, kennt, was er beschreibt, wird in jedem Erzählmoment deutlich.

    Ein echter Klassiker, dessen Lektüre sich auch heute noch lohnt, besonders für Liebhaber des Hardboiled-Krimis. „Rote Ernte“ ist ihre eigentliche Geburtsstunde und gleichzeitig ihr Höhepunkt.

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()