Thomas Ziebula - Evas Rache

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  • Die Bestie von Leipzig

    Evas Rache, Kriminalroman von Thomas Ziebula, 382 Seiten erschienen im Rowohlt Verlag.
    Stainers letzter Fall.
    Leipzig 1922, die Kriminaler der Wächterburg haben alle Hände voll zu tun, es geht ein Lustmörder um, der einen Typ Frauen ganz besonders bevorzugt. Dabei gibt es aktuell in Leipzig genügend für Stainer und die Kollegen zu tun, denn es ist Technische Messe, Aussteller und Besucher aus aller Herren Länder überschwemmen die Stadt. Auch der Ingenieur Armin Dorn will seine neueste und einzigartige Erfindung vorstellen, doch dann verschwindet seine Frau Eva-Maria die ins Beuteschema des Massenmörders passt. Hat sie die Bestie erwischt?
    Wieder einmal war ich von diesem Buch begeistert. Mit Wehmut vor dem Ende und doch voller Neugier, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, bevor nicht der letzte Satz gelesen war. Ziebula schreibt flüssig, spannend und mit viel Zeit- und Lokalkolorit. Das macht mir seine Bücher ganz besonders wertvoll. Gute Recherche vorausgesetzt, denn dieses Buch bietet nicht nur spannende Unterhaltung, sondern durch die politischen Verwicklungen vermittelt es auch Geschichtsunterricht. 47 Kapitel in idealer Leselänge, mit einem Titel und vereinzelt mit Datum versehen, sorgen für Überblick, Das Buch ist in drei Teile gegliedert, die in ihrer Bezeichnung auf die „Wandlung“ von Eva-Maria eingehen. Der Autor bedient sich der auktorialen Erzählweise, und parallel verlaufende Handlungsstränge vereinigen sich im Laufe der Geschichte auf ganz besonders verblüffende Weise. Mehrere ungeahnte Wendungen haben mich überrascht. Immer wenn ich dachte so könnte sich der Fall weiterentwickeln, kam ein Plot-twist. Spannung pur, obwohl die wahren Verbrecher eigentlich die ganze Zeit bekannt sind. Mit Souveränität und Cleverness lösen die Kriminalbeamten der Wächterburg, voran Stainer auch diesen Fall, gerne habe ich bei den Ermittlungen über die Schulter geschaut. An keiner Stelle des Buches bin ich hängengeblieben, die Figuren handeln authentisch, der Plot ist nachvollziehbar.
    Bei der Erschaffung der Figur Eva-Maria ist Ziebula der ganz große Wurf gelungen, ich war fasziniert von dieser Frau, ihre Wandlung zu verfolgen hat mir großen Spaß gemacht. Ihre Entwicklung ist riesig. Natürlich habe ich mich auch über das Wiedersehen mit den altbekannten Charakteren aus den vorangegangenen Folgen gefreut. Siggi und Mona als Paar, auch für Johanna ein gutes Leben, die Kollegen aus der Wächterburg, einschließlich Heinze, sind wieder so echt dargestellt, dass der Leser meint sie alle persönlich zu kennen. Nagaski ist für mich die tragischste Person im Buch, ihm hätte ich ein glücklicheres Ende gegönnt. Auch die Nebenfiguren sind trefflich gelungen, Jäger allen voran, genauso, stelle ich mir diese Unsympathen vor, die zehn Jahre später an der Macht sind.
    Obwohl ich gerne noch einige weitere Paul Stainer Bände gelesen hätte, denn ich bin mir sicher, Ziebula gehen die Ideen nicht aus, war es die ideale Zeit aufzuhören. Meinen Respekt dafür, denn nichts ist öder, als ein Kommissar in der xten Folge, dem immer wieder dasselbe passiert. Stainers Geschichte ist auserzählt. Ein tolles Ende finde ich, er hat es verdient.
    Mir hat die Paul Stainer-Reihe außerordentlich gut gefallen, von Band zu Band mehr. Deshalb von mir eine ganz besondere Empfehlung, wer sich niveauvolle und spannende Kriminalromane gönnen möchte, ohne peinliche Kommissare oder hanebüchene Fälle, ist hier gut aufgehoben. Es ist möglich, wäre aber schade dieses Buch als Einzelband zu lesen. Mehr Genuss hat man in der Reihenfolge. Von mir 5 Sterne.


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  • Mit dem historischen Kriminalroman „Evas Rache“ hat der Autor Thomas Ziebula nun den vierten und damit auch letzten Band der Reihe rund um den Polizeiinspektor Paul Stainer geschrieben. In gewisser Weise ist es für den hauptsächlichen Kriminalfall nicht zwingend notwendig, dass man die vorherigen Bücher kennt. Jedoch wäre dadurch das Lesevergnügen deutlich geschmälert, da man gewisse Entwicklungen nicht vollständig verstehen wird. Daher empfehle ich, dass man die vorherigen Teile bereits gelesen hat.



    Klappentext:


    Leipzig, 1922. Es will keine Ruhe einkehren in der Wächterburg: Gleich drei Lustmorde in drei Monaten halten Paul Stainer und seine Kollegen in Atem. Stainer tritt auf der Stelle und fällt zunehmend zurück in seine Depression. Dass Junghans und Mona im Liebesglück schwelgen und beschließen, zu heiraten, macht es nicht besser. Erst als auf der Technischen Messe Leipzig Eva-Maria Dorn, die Frau eines erfolgreichen Ingenieurs und Unternehmers, überfallen wird, glaubt er, eine erste Spur zu haben, die ihn zu der «Bestie von Leipzig» führen kann. Stainers Nachforschungen bringen ihn auf die Fährte eines jungen Anarchisten mit dem Tarnnamen «Schlange», der gerade erst aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt ist. Zunächst scheint der Fall eindeutig, doch die möglichen Motive sind vielfältig. Schon bald wird klar: Das Verbrechen geht weit über die Lustmorde hinaus – und auch in Eva-Maria Dorn steckt mehr als das unschuldige Opfer ...



    Von dem Autor Thomas Ziebula habe ich schon das ein oder andere Buch gelesen, wobei hier sowohl historische Romane als auch Fantasybücher dabei waren. Bisher konnte mich Ziebula mit seinen Werken immer begeistern. Und daher ist es nicht verwunderlich, dass ich mich schon lange auf den letzten Band seiner Reihe rund um Paul Stainer gefreut habe. Außerdem habe ich eine starke Beziehung zu der Stadt Leipzig und auch dessen Geschichte kann mich in ihren Bann ziehen. Deswegen habe ich mich voller Vorfreude in diesen Roman gestürzt und meine Erwartungen wurden dabei auch dieses Mal nicht enttäuscht.


    Der Schreibstil von Ziebula ist, wie ich es bereits aus seinen anderen Werken gewohnt bin, sehr angenehm und bildgewaltig. Gekonnt schafft es der Autor hier, eine dichte Atmosphäre zu erschaffen. Ich hatte während des Lesens das Gefühl, dass ich durch die Stadt Leipzig im Jahre 1922 wandle und konnte mir die Gegebenheiten gut vorstellen. Der Schreibstil ist flüssig, sodass die Seiten nur so dahinfliegen und die packende Story tut hier noch sein Übriges – man möchte diesen Roman nicht mehr aus der Hand legen. Erzählt wird dieses Buch aus mehreren Perspektiven, dadurch ist der Leser immer nah am Geschehen und bekommt die unterschiedlichen Handlungsstränge und –orte aus erster Hand mit. Überzeugen konnten mich im Abschlussband der Reihe auch wieder die Charaktere. Diese sind vielseitig gestaltet und jeder Charakter hat seine eigenen Ecken und Kanten, Probleme, welche ihn beschäftigen und seine ganz persönlichen Wünsche. Positiv möchte ich auf jeden Fall noch die umfangreiche Recherche erwähnen, welche diesem historischen Kriminalroman vorausgegangen ist. Man merkt diesem Werk an, dass der Autor sich intensiv mit dem Thema beschäftigt hat und sich in diesem auskennt. In seiner Danksagung geht Ziebula nochmal kurz auf diese ein.


    Das zentrale Thema ist eine brutale Mordserie, welche in Leipzig für Angst und Schrecken sorgt. Es werden Frauen auf brutale Weise ermordet und die Suche nach dem Täter beschäftigt die Polizei. Nicht alle Ermittlungen führen die Polizei sofort auf den richtigen Weg. Das Aufzeigen der Ermittlungsarbeiten an dieser Mordserie fand ich sehr interessant und konnte mich in seinen Bann ziehen, zeitglich ist dies aber nicht immer das dominante Thema des Buches. Auch müssen innerhalb der Untersuchungen einige politische Hürden überwunden werden. Allgemein wird die politische Situation gut in das Hauptthema eingearbeitet. Man erlebt mit, wie die Nationalsozialisten immer mehr Befürworter bekommen. Es gibt immer mehr Leute, die das Gedankengut für ihre Sache benutzen und sich der Bewegung anschließen wollen, teils aus recht unterschiedlichen Gründen. Ein weiteres zentrales Thema ist die Rolle der Eva. Sie ist ein Freigeist und ihre Ausdrucksweise ist recht poetisch. Sie ist die Frau von einem bekannten Ingenieur. Als Eva erfährt, dass dieser eine Affäre hat und ihr Geld benutzt, um seine Forschung zu bezahlen, da möchte sie aus diesem Leben ausbrechen, möchte sich befreien. Außerdem möchte sie Rache an ihrem Mann nehmen und beschließt, ihrem Mann hinterher zu reisen. Dieser möchte auf die Technische Messe nach Leipzig, mit dabei dessen Geliebte. Daher möchte Eva heimlich hinterher und ihre Befürchtungen bestätigt haben. Dabei gerät sie in einen tiefen und zeitglich gefährlichen Strudel. Ob sie sich aus diesem befreien kann?


    Mitten im Geschehen der Protagonist Paul Stainer. Er kämpft weiterhin gegen seine inneren Dämonen an. Er hat im ersten Weltkrieg ein Trauma erlebt und versucht das erlebte, mit Alkohol zu vergessen. Er hat depressive Schübe, versucht aber, diese zu meistern. Auch seinen Charakter fand ich gelungen, eine vielseitige Gestaltung, sodass man mit dieser bangt. Der schillernde Gegenpart ist hier Rosa. Sie ist eine Künstlerin und liebt gewisse Freiheiten und genießt auch das Leben in vollen Zügen. Sie hat ebenfalls schwierige Zeiten hinter sich, hat aber gelernt, mit diesen umzugehen, Sie möchte Stainer aus der Krise helfen und ist ihm dabei ein Fels in der Brandung. Die Charakterkonstellation fand ich wirklich gelungen und war für mich ein großer Pluspunkt.


    Lediglich das Ende konnte mich nicht vollständig überzeugen. Dies liegt aber bestimmt daran, dass ich mich noch nicht von den liebgewonnenen Charakteren verabschieden möchte. Auch bleiben hier einige Fragen offen, welchen ich nur zu gerne auf den Grund gehen möchte.



    Insgesamt konnte mich der Autor Thomas Ziebula mit seinem Abschlussband der Reihe „Evas Rache“ wieder überzeugen. Ein rundum gelungener historischer Kriminalroman, wobei lediglich die letzten Seiten ein Wermutstropfen sind. Von mir gibt es 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus: :tipp: