Kjell Westö - Vom Risiko, ein Skrake zu sein

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 168 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Breña.

  • "Gestern wehte der Wind aus Südost, und gegen Abend schenkte mir das Meer eine Lachsforelle."


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    Auch wenn das Meer die Lachsforelle sehr freigiebig verschenkt hat, war das gar nicht im Sinne des Fisches, der "um seine Freiheit und sein Leben schwamm und sprang". Zu Wort kam die Forelle allerdings nicht.


    Zum Glück ist die Angelepisode schnell abgehakt und es kristallisiert sich heraus, dass eine Familiengeschichte folgt. Oder besser: Die Geschichte von Werner, dem Vater des Erzählers, in der natürlich auch zahlreiche andere Familienmitglieder vorkommen. Schon alleine, weil Vic teils etwas weiter ausholt.


    Besagter Vic, der Ich-Erzähler, adressiert dabei auch mal direkt sein Publikum oder spricht in seinen Erinnerungen von sich in dritter Person. Das alles sind Stilmittel, die ich ungern lese, so dass ich noch nicht ins Buch hineingefunden habe. Mal sehen, wie das Ganze sich entwickelt.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Ich habe nun etwas ein Viertel gelesen, oder um in der Struktur des Buches zu bleiben: ich habe den ersten Teil des ersten Buches beendet. Wiktor, denn so heißt der Erzähler wirklich, fokussiert sich tatsächlich auf seinen Vater Werner und seinen Onkel Leo, bietet aber auch dem Rest seiner Verwandtschaft eine Bühne. Und wenn es nur für eine Seite ist...


    Die Aneinanderreihung verschiedener Episoden, die auch zu unterschiedlichen Zeiten stattfinden, verhindert leider eine fortgeführte Handlung. Die Tatsache, dass dieses Sammelsurium durch persönliche Gedanken oder die direkte Ansprache des Lesenden unterbrochen werden, hilft mir auch nicht, in die Geschichte zu finden.


    Vielleicht habe ich Glück und der nächste Teil ist stilistisch anders?

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Themen, über die ich nichts mehr lesen möchte:

    • Angeln
    • Hammerwerfen
    • Cola-Laster

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Zitat von S. 196

    Doch wir wollen uns hier nicht in Details verlieren.

    Stimmt, wollen wir nicht. Und Westö tut es trotzdem.


    Ich habe nun den zweiten Teil des ersten Buches gelesen. Es gibt zahlreiche weitere Episoden aus Wiktors Kindheit oder irgendeinem Punkt im Leben seiner nahen oder fernen Verwandten, Freunde und Bekannten. Das meiste habe ich wenige Stunden nach dem Lesen wieder vergessen. :sleeping:

    Doch es gibt auch Passagen, die ich gerne lese, die mich sogar fesseln. Wie zum Beispiel das letzte Kapitel dieses Abschnitts, in dem es um Glück und Zufall und persönliche Stärke und Zielstrebigkeit geht.


    Insgesamt schreibt Westö recht gefällig. Manchmal geht der innere Poet mit ihm durch und nicht immer sind die Bilder, die er schafft, wirklich stimmig. Ich könnte den passenden Thread mit unzähligen Beispielen füllen, bin allerdings zu faul. Aber was meint er, wenn der Erzähler seine Eltern beschreibt als "große Kinder, die im Kinosaal der Seele hängen geblieben waren"? Oder eine Nachbarin "redet wie ein Wasserfall, sie ist wie ein Siphon".


    Andererseits findet er stimmige Formulierungen, zum Beispiel für Musik. "Ans Klavier setzte sie sich vor allem im Winter, sie spielte dann ruhige Stücke, die gleichsam verfroren waren und in denen das Leben auf der Seite lag und schlief und nur schwach keimte." Leider wird auch dieses Bild schon im Moment nach dem Lesen schräg, verliert seine Kraft und produziert ein "häh?!".


    Den Grund für den Zwiespalt findet man vielleicht in dem Satz, den ausgerechnet ein Schriftsteller schreibt: "Unser ständiges Formulieren raubt uns das Leben."

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Endspurt, keine hundert Seiten mehr...


    Ich habe heute den ersten Teil des zweiten Buches gelesen (und diese Einteilung erschließt sich mir immer noch nicht). Ich habe Details aus Vikis Pubertät erfahren, die ich nicht wissen wollte, und es gab wieder ein paar Anekdoten. Insgesamt hielten sich die Doppelungen innerhalb der Erzählung zum Glück in Grenzen und die Handlung ging im Wesentlichen konstant weiter. Der Abschnitt war insgesamt eher bedrückend.

    Und gefühlt die Hälfte der Seiten dreht sich trotzdem noch ums Fischen.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Fertig. Und zuletzt war es wirklich nur noch ein Durchhalten.


    Wiktor Skrake ist mir zunehmend unsympathisch geworden mit seiner egoistischen Art und dem Gehabe, dass die Skrakes das Unglück anziehen, ohne etwas dagegen tun zu können. Den Humor, der im Klappentext erwähnt wird, habe ich nicht gefunden, stattdessen aber ganz viel Anglerlatein. Und obwohl auch Themen angeschnitten wurden, die mich ansonsten schnell um den Finger wickeln - Naturbeobachtungen, Musik, Kunst, die meditative Form des Langstreckenlaufs - und eine Familiengeschichte es bei mir eigentlich leicht hat, kann ich die der Skrakes nicht weiterempfehlen.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges