Sarah Easter Collins - So ist das nie passiert

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 126 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Igela.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Ein gelungenes Debüt


    Zusammen mit ihrem Verlobten James „Jamie“ Casteele besucht Willa Martenwood die Dinnerparty ihrer ehemaligen Internatszimmergenossin und Freundin Robyn Bee und deren Frau Cal. Am Tisch sitzen neben Robyns Bruder Michael und seiner Frau Liv auch Cals Bruder Nate und seine Freundin Claudette, eine Französin. Und plötzlich ist sich Willa sicher in Claudette ihre seit über 20 Jahren verschwundene Schwester Laika zu erkennen…


    Schon der Titel hat bei mir zusammen mit dem Klappentext, der einen interessanten Familienroman verspricht, großes Interesse geweckt. Und ich wurde nicht enttäuscht.

    Autorin Sarah Easter Collins schreibt, bzw. Beate und Ute Brammertz und Carola Fischer übersetzen, in einer so leichten und doch eindrücklichen Sprache, die mich ganz schnell in die Geschichte hinein gezogen hat. Willa und Robyn erzählen die Geschichte seit ihrem Kennenlernen aus ihrem jeweiligen Blickwinkel. Und von Claudette erfahre ich ihre Sicht auf die Vergangenheit, ihren Werdegang und wie es zu ihrem Verschwinden gekommen ist. Es war für mich interessant zu verfolgen, wie unterschiedlich die verschiedenen Situationen wahrgenommen wurden. An manchen Stellen war es für mich schwer zu ertragen, zu lesen, wie brutal und widerwärtig Vater Bryce gehandelt hat. Und wie Mutter Bianka dazu schweigt und die Familienidylle aufrecht erhält. Das alles kommt nach und nach heraus, die vermeintliche Idylle bricht auf und mir hat Willa richtig leid getan, als sie merkt, dass eigentlich nichts so passiert ist, wie sie immer geglaubt hat.

    Die Menschen, die ich hier kennenlerne, finde ich alle gut ausgearbeitet. Ihre Stärken, Schwächen, Ecken und Kanten kommen gut bei mir an und mein Kopfkino hatte allerhand zu tun. Ihre Gedanken und ihr Handeln konnte ich zum großen Teil gut nachvollziehen. Nur das Ende, die Auflösung, die war mir ein bisserl zu einfach bzw. irreal.


    Eine fesselnde, gefühlvolle Familiengeschichte voller Geheimnisse, Verletzungen und Hoffnung, die ich sehr gerne gelesen habe. Ich hoffe, dass ich bald mehr von der Autorin zu lesen bekomme.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Genial!


    Laika ist 13 Jahre alt, als sie spurlos verschwindet. Ihre ältere Schwester Willa sucht sie seit 22 Jahren und richtet ihr ganzes Leben nach dieser Suche.

    Immer wieder meint sie Laika zufällig zu sehen und der Schmerz ist jedes Mal gross, als dem nicht so ist.

    Bei der Dinnerparty ihrer Freundin Robyn bringt deren Bruder Nate eine junge Französin mit. Willa ist wie elektrisiert, denn Claudette könnte ihre Schwester sein. So sehr erinnert Claudette Willa an ihre jüngere Schwester Laika.


    Das Bild auf dem Cover zeigt einen wichtigen Teil der Geschichte. Eine Gruppe Menschen trifft sich zu einem Abendessen. Einige der Anwesenden kennen sich von früher, sind miteinander verwandt oder befreundet oder kommen neu durch eine Beziehung dazu. Was nun geschieht, kennen wir wohl alle und haben das vielleicht auch schon so erlebt. Man diskutiert miteinander, erzählt von früher und es geschieht ganz viel auf sozialer Ebene. Nur, dass bei der Runde in dieser Geschichte hochkommt, was schon fest in den Erinnerungen vergraben war. Erinnerungen, an die alle ein wenig anders zurückdenken. Erinnerungen, die teilweise sehr unterschiedlich sind und von der jeweiligen Person so geformt wurden, dass diese erträglich sind und man irgendwie damit leben kann. Einige Erlebnisse werden aus der Sicht unterschiedlicher Personen geschildert, das heisst diese Passagen werden wiederholt. Was langatmig tönt, machte für mich den Reiz dieser Dinnerparty aus. Zu sehen, wie eine andere Figur das Erlebte schildert, was ihr wichtig ist und wie sie traumatische Komponenten erlebt hat. Worauf eine andere Figur das ganz anders im Gedächtnis gespeichert hat. Der Titel " So ist das nie passiert" passt hervorragend!


    Willa, eine sehr gute Freundin der Gastgeberinnen Cat und Robyn blickt zurück auf ihre Jugendzeit, die traumatisch war. Denn ihre jüngere Schwester Laika ist als Dreizehnjährige spurlos verschwunden. Das war vor 22 Jahren und seither plagt die Ungewissheit, ob Laika noch lebt oder nicht, Willa. In Ich Perspektive erzählt Willa in eigenen Kapitel ihre Vergangenheit mit ihrer Familie. Einer Familie, die ich nur als destruktiv bezeichnen kann. Was genau abläuft, verrate ich nicht. Nur so viel: immer drängender wird der Verdacht, dass Laika wegen ihrer Familie verschwunden ist. Ob durch ein Verbrechen oder freiwillig, schwebt über weite Teile des Buches im Hinterkopf des Lesers.


    Sarah Easter Collins hat ein Debüt abgeliefert, dass ich als genial bewerte. Der Schreibstil ist wunderbar rund und die Figuren lebensecht. Die Autorin beherrscht eines sehr gut: Genau so viel anzudeuten, dass man geschockt, entrüstet und verwundert ist, also mit Willa mitfühlt. Und gleichzeitig so wenig, dass man gefesselt ist und einfach wissen muss, was geschehen ist.


    5ratten


    :tipp: