Leonie Ossowski - Wolfsbeeren

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 172 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sagota.

  • Dieser Roman (1987) ist der zweite Teil der Schlesien-Trilogie, die noch die Bände „Weichselkirschen“ und „Holunderzeit“ umfasst, wobei „Wolfsbeeren“ von der erzählten Zeit her der erste ist.


    Inhalt und Form:


    In einem Perspektivwechsel zwischen der Ich-Erzählerin Sophie Zertsch und einem multiperspektivischen Er-Erzähler erfahren wir die Vorgeschichte zum Band „Weichselkirschen“, in dem Sophies Tochter Anna in den Siebziger Jahren an ihren Geburtsort im ehemaligen niederschlesischen Grenzland zurückkommt.




    Sophie, aus adeligem, aber verarmten Hause in Mecklenburg-Vorpommern stammend, ist 1918 ungefähr so alt wie das Jahrhundert und studiert in München an der Kunstakademie. Während einer Demonstration lernt sie Filip Spielmann kennen, einen jüdischen Journalisten, der für den Sozialismus und gegen die Restauration kämpft. Sie verlässt die Kunstakademie und zieht mit Filip zusammen, der aber schon bald verhaftet und zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt wird. Sophie geht zu ihrer Tante Hedwig nach Berlin und führt einige Jahre ein bewegtes Partyleben in den wilden Zwanzigern. Dort lernt sie den späteren General Clemens von Mihlen kennen, in den sie sich verliebt, der sie aber auf Distanz hält und mit seinem Freund Leopold Zertsch, einem niederschlesischen Gutsbesitzer, verkuppelt. Sophie wird Baronin auf dem Schlossgut Rohrdorf in der schlesischen Grenzprovinz zu Polen, bekommt drei Töchter, hält aber über all die Jahre den Kontakt und Liebesbeziehungen zu Clemens und später auch wieder Filip aufrecht. Der Leser erfährt viel über das Leben der adeligen Gutsbesitzer und ihre Sorgen und Hoffnungen während der End-Zwanziger und des Nationalsozialismus bis zum Kriegsende und der damit verbundenen Flucht. Wir erfahren auch von der Liebe zwischen der jungen Anna und dem polnischen Zwangsarbeiter Ludwik Janik, und auch andere Personen der „Weichselkirschen“ kommen hier schon vor.


    Meine Meinung


    Man bekommt eine Menge Einblicke in die Dinge, die die Menschen in den Zwanzigern und während des Nationalsozialismus bewegt haben, weniger Sicht auf die großen Katastrophen wie Holocaust und Weltkrieg als in die davon dennoch mitbestimmten Alltagsdinge. Über die Figuren Filip und Clemens wird man aber auch in die Kreise der politischen Entscheider geführt und erhält auch dort einige Informationen.


    Insgesamt merkt man diesem Band aber an, dass er im Gegensatz zu den “Weichselkirschen“ weniger auf unmittelbarem Erleben beruht (was aber durch das Mädchen Anna, zumindest in Ansätzen ein alter ego der aus ähnlichen Verhältnissen stammenden Leonie Ossowski – ein Pseudonym für Jolanthe von Blankenstein – auch einfließt) als auf Quellenstudium und vielleicht auch Erinnerungen von Familienmitgliedern. Dadurch wirkt er weniger authentisch als die „Weichselkirschen“. Mit Sophie in ihrer merkwürdigen Disparität zwischen den drei Männern bin ich nicht so recht warm geworden. Der dritte Band „Holunderzeit“ schließt dann wohl wieder an die „Weichselkirschen“ an.

  • Dieser Roman (1987) ist der zweite Teil der Schlesien-Trilogie, die noch die Bände „Weichselkirschen“ und „Holunderzeit“ umfasst, wobei „Wolfsbeeren“ von der erzählten Zeit her der erste ist.

    Ich war bisher auch durcheinander, welches der 1. und welcher der 2. Band ist: Nun hast du mich aufgeklärt, danke! ;) auch für deine Meinung, da ich mich dann (Herbst 24) auf die Weichselkirschen umso mehr freue, wenn er dir authentischer erschien.


    "Wolfsbeeren" hat mir selbst wirklich gut gefallen. Ich behalte diese Autorin auch auf dem Leseradar, da ich einiges andere von ihr gelesen hab, was ebf. mein Gefallen fand :)

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)