Regina Denk - Die Schwarzgeherin

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    Frei wie das Adlerweibchen ...


    … das immer mal wieder über ihrem Kopf kreist, will Theres Lachermeyer in dem kleinen Ort Grüneck in einem abgeschiedenen Tal in den Tirol Alpen schon immer sein. Doch hier oben dominiert das Patriarchat. Väter bestimmen, was zu tun ist, wie das Leben aussieht, und Ehefrauen, Mütter und Töchter haben zu folgen.

    Ab 1850, da ist Theres 6 Jahre alt, lerne ich sie und ihre Familie kennen. Vater Jakob und ihre Mutter Maria Rosa, eine Italienerin, die den Weg über die Alpen gefunden hat - und geblieben ist. Doch ihre Mutter folgt den Buben, die sie zuvor geboren hat, schon 3 Jahre später in den Tod. Da ist Theres gerade mal 9 Jahr alt. Mit ihrem Kindheitsfreund Leopold Xantner, Sohn des größten Hofes in Oberberg, dem sie von den befreundeten Vätern zur Frau versprochen ist, durchlebt sie ihre Kindheit und Jugend. Bis ein charismatischer Fremder ein paar Tage nach ihrer Verlobung ins Dorf kommt. Xaver Kargl, der Theres, nun 18 Jahre alt, beim ersten Blick den Kopf verdreht. Doch der soll ein Wilddieb sein, wird von den Grüneckern und den Oberdorfern gejagt. Er verschwindet von einem Tag auf den anderen. Theres ist schwanger und zieht sich mit ihrem Ungeborenen in eine kleine Hütte in den Hochalpen zurück. Hier baut sie sich ein Leben abseits der Gesellschaft auf. Als „Schwarzgeherin“ lebt sie ihr Leben zusammen mit Tochter Maria selbstbestimmt und frei, aber als Außenseiterin ohne jeglichen Schutz. In den Ort kommt sie nur, wenn sie zu einer Geburt oder bei Krankheit gerufen wird. Ein Leben mit Leid und Schmerz, Undank und Missgunst haben die beiden erfahren. Und Maria wünscht sich nichts sehnlicher als als Ehefrau auf den Xantner-Hof, den ihre Mutter seinerzeit ausschlug, zu ihrem Johann zu kommen.


    Durch Autorin Regina Denk tauche ich in die Vergangenheit dieser beiden Frauen ein. Lerne ihren Tagesablauf und ihr Leben im Laufe vieler Jahre kennen. Es ist ein karges Leben, das sich Theres ausgesucht hat. Ihre Freiheit hat ihren Preis.

    In wechselnden Kapiteln, immer wieder die Zeit und die Sicht der verschiedenen Menschen wechselnd, begleite ich Theres und Maria auf ihrem Weg, der für einen von ihnen geliebten Menschen in einer Tragödie endet.

    Es ist eine von Anfang an düstere Geschichte, die bezeugt, was es noch Mitte des 19. Jahrhundert bedeutete eine Frau zu sein in dieser Abgeschiedenheit, wo Ordnung und Tradition alles war. Frauen hatten sich zu fügen, Selbstbestimmung war für die allermeisten kein Thema. Und wenn doch, dann mussten sie mit der Abgeschiedenheit und den harten Konsequenzen ihres Handelns leben.

    Regina Denk hat ihren Erzählstil durch ihre Wortwahl, den manchmal einfließenden örtlichen Dialekt und ihre bildhaften Beschreibungen an die damalige Zeit sehr gut angepasst. Ich fühle mich vollkommen in der Geschichte gefangen, wie eingeengt in dem kargen Leben auf den Höfen in der Bergwelt Tirols und kann Theres und später auch Maria so gut verstehen.

    Die Menschen, die ich hier kennenlerne, haben mich alle auf die ein oder andere Art und Weise beeindruckt. Vor allem natürlich Theres, die schon damals mit ihrem Denken ihrer Zeit weit voraus war. Und vor allem Leopold, dessen Liebe zu Theres so stark ist, die nie versiegt, der immer für sie da ist.


    Mit „Die Schwarzgeherin“ habe ich einen ganz besonderen, emotionsgeladenen historischen Roman gelesen, dessen Menschen mich durch ihre Schicksale und seine Tiefe beeindruckt haben. Manches Mal hatte ich beim Lesen Gänsehaut und Theres, Maria und Leopold werden mir noch lange in Erinnerung bleiben. Eines meiner Lese-Highlights in diesem Jahr.


    5ratten :tipp: