Lana Bastašić - Fang den Hasen

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    Die Autorin ist ein Mix aus den diversen jugoslawischen Ethnien und Nationalitäten, Wikipedia nennt sie bosnische Autorin, schreibt aber, sie würde sich als Serbin bezeichnen. Im aktuellen Nahostkonflikt positioniert sie sich aktiv pro-palästinensisch inkl. Konsequenzen, wie eine von ihr ausgehende Trennung von ihrem deutschen Verlag. Das finde ich schwierig (wie aber fast alle öffentlichen Positionierungen in diesem Konflikt), ignoriere es aber für dieses Buch. Ein Mensch, der den Zerfall Jugoslawiens mit seinen Kriegen persönlich erlebt hat, hat sicherlich eine andere Sicht auf Konflikte als ich in meinem friedlichen Deutschland.


    Das Buch handelt dann auch vom Aufwachsen zweier Mädchen in den Zeiten der Bosnienkriege. Sara, Erzählerin des Romans, Tochter des Polizeichefs lebt 12 Jahre nachdem die beiden den Kontakt abbrachen in Dublin als sie einen Anruf von ihrer wilden Kindheitsfreundin Lejla erhält. Trotz der langen Zeit nimmt sie den nächsten Flieger nach Zagreb, von Mostar aus werden die beiden mit dem Auto nach Wien reisen.


    Bisher habe ich von dieser Anreise gelesen, es gibt einiges an Beobachtungen zum aktuellen Leben von der Exilanten Sara bei ihrer ersten Rückkehr an den Balkan und ein paar Rückblicke, einmal auf die Matura, die die beiden gemeinsam machen, aber auch auf die Zeit als sie ca. 11 waren und man die ersten Konfliktherde auftauchen sieht.

  • Die beiden sind jetzt zusammen unterwegs, bisher geht es weniger um die Strecke, sondern primär darum, wie Sara das Verhältnis zwischen den beiden beurteilt, das von Kindheit an mit einem Machtgefälle zwischen den beiden zu tun hat. Laut Sara war sie stets die passivere und untergeordnete, sie fühlte sich fast immer unterlegen und hat "alles mitgemacht" - mich würde mal interessieren, wie Lejla das sieht, drängt sie sich nur in den Vordergrund um ihre eigene Unsicherheit zu überspielen?

    Der Bosnienkonflikt taucht im Vergangenheitsstrang zwar auf, man muss aber zum Teil genauer hinschauen, zum Beispiel wenn Sara erwähnt, dass sie etwas wegwirft "über den Zaun der zerstörten Moschee".

  • Mein bestellter "Hase" ist heute auch angekommen und demnächst werd' ich ihn dann also auch lesen.

    Frage an illy : Sollte ich eventuelle Anmerkungen dann jeweils hier in Deinen Thread schreiben oder willst Du ihn lieber.. konsistent erhalten und ich schreibe am Ende einen gesonderten kurzen Kommentar?

  • So, ich bin durch.


    Zwischendurch gab es Szenen mit Anklängen von Surrealismus(?), diese Dunkelheit durch die sie in Bosnien fahren ist sicherlich nicht real, sondern eine Dunkelheit der Erinnerungen und Gedanken in denen die Erzählerin sich verliert. Dabei beginnt man sich manchmal zu fragen, ob wirklich Lejla die unzuverlässigen Erinnerungen hat oder doch die Erzählerin selbst.

    Das Ende war sehr abrupt und hat mich sehr alleine zurückgelassen. Die für mich zentralen offenen Fragen bleiben einfach offen. :gruebel:


    Ich vermute mal, dass soll auch die Verlorenheit der Erzählerin widerspiegeln, die wiederum vermutlich Züge der Autorin trägt, warum sonst sollte es Überschneidungen in der Biographie geben und die Erzählerin auch eine Autorin sein.


    Der Jugoslawienkrieg spielt keine zentrale Rolle, das schwebt nur im Hintergrund herum, es geht eher um das Innenleben der Menschen, die ihre ursprüngliche Heimat verlassen haben und keine neue gefunden haben.


    Das Buch war seltsam, es gefiel mir, aber ich kann auch verstehen, wenn man es mit einem "was soll das?" in die Ecke wirft.

    4ratten

  • Ich habe gerade die ersten 40 Seiten gelesen.

    Ich war in den letzten Jahren öfters in Slowenien, das ich sehr mag, ich war auch in Kroatien, das mir immer.. unvertrauter erschien, und ein guter Freund der Familie ist ein Nordmazedone. Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Serbien sind bei mir leider vorwiegend mit den Konflikten da verknüpft - Montenegro ganz außerhalb meines "Schirms"...

    Viele verschiedene Länder also heute - aber ich kenne aus meiner Teenagerzeit (aus drei längeren Urlauben in einer Feriensiedlung von "Inländern" am Rand eines Dorfes in Istrien) noch das frühere Land Jugoslawien. Von dem damals jeder mit den Verhältnissen dort Vertraute sagte, es werde sofort dann zerfallen, wenn Tito stürbe.

    Dessen Foto hing damals in jeder Bäckerei, Metzgerei... einfach an jedem Ort mit Publikumsverkehr, aber auch in zahlreichen Privathäusern.


    Daher fiel mir diese Textstelle auf Seite 22 sofort auf, in der Lejla über ihre Mutter sagt:

    "Sie hat immer noch Titos Foto. In der Speisekammer hängt es, hinter den Gläsern mit Turšija. Wenn Du genau hinsiehst, erkennst Du ein Auge zwischen zwei Paprika."


    Ich bin recht gespannt und hoffe darauf, mit Saras Augen Blicke auf diese Balkanländer und ihr heutiges Verhältnis zueinander werfen zu dürfen.

    6 Mal editiert, zuletzt von Alice ()