Barbara Capponi - So erziehst du deinen Menschen

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Barbara Capponi: So erziehst du deinen Menschen. Empfehlungen einer Hauskatze, OT: Come addomesticare un umano, aus dem Italienischen von Verena von Koskull, München 2024, Wilhelm Goldmann Verlag, ISBN 978-3-442-31738-7, Hardcover, 126 Seiten mit 10 s/w-Illustrationen von Andrea Ferolla, Format: 13,1 x 1,7 x 20,5 cm, Buch: EUR 20,00 (D), EUR 20,60 (A), Kindle: EUR 10,99.


    „Nennen wir die Besessenheit der Menschen mit Dingen ‚Dingitis‘.“ (Seite 18)


    „Den Großteil seines Lebens verbringt der Mensch damit, sich mit Dingen zu beschäftigen, sie zu bewegen, zu betrachten, hineinzusprechen. Da sein Leben sehr lang ist, weiß er vermutlich nicht genau, was er damit anfangen soll, was eine mögliche Erklärung für die Dingitis sein könnte.“ (Seite 23)


    Profi-Tipps für Katzen

    Der Titel sagt schon alles: Hier erteilt eine Hauskatze ihren Artgenossen wichtige Lektionen in allgemeiner Menschenkunde und erklärt ihnen, wie man die Zweibeiner:innen am besten um die Pfote wickelt.


    Der erfahrene Katzenhalter erkennt vieles wieder, schmunzelt und fragt sich, ob seine Stubentiger das Buch auch gelesen haben, ehe sie zu ihm kamen. Oder haben sie gar daran mitgeschrieben?


    Ich find‘ diese „Außenperspektive“ auf das menschliche Verhalten ausgesprochen amüsant. Wenn man die offensichtlich kopfschüttelnd niedergeschriebenen Kommentare der ratgebenden Katze liest, kommt einem manches, was wir Menschen so treiben, tatsächlich ausgesprochen seltsam vor. Und ich kann mir vorstellen, dass unsere Katzen uns wirklich so sehen: Groß, ungeschickt, ein bisschen gaga, aber mit der richtigen Erziehung eigentlich ganz brauchbar. 😊


    Auswählen, bezirzen, einziehen


    Nachdem die Zielgruppe also gelernt hat, wie der Homo sapiens gemeinhin tickt, gibt’s Profi-Tipps zur Auswahl des richtigen Menschen und zur Abrichtung und Zähmung desselben. Weibchen, so die Fach-Katze, eignen sich besser als Bezugsmensch. Sie lernen schnell und sind verlässliche Ernährerinnen. Aber notfalls tut’s auch ein einfühlsames und kluges Männchen. Am besten ist sowieso ein Paar. Denn wenn ein Einzelmensch krank wird, wer sorgt dann für die Katz‘?


    Kinder, andere Katzen oder gar Hunde sollte der ausgewählte Mensch besser nicht haben. Aber ein geräumiges Territorium.


    So. Wenn katze sich also einen Menschen ausgesucht hat, muss sie ihn nur noch davon überzeugen, dass er für sie sorgen will. Mit den Tipps aus diesem Buch kein Problem: Scharwenzeln, schnurren, Blickkontakt, in der richtigen Tonlage miauen – hier lernt katze alles, was sie wissen muss. Und wenn sie erst mal im Haus ist, beherrscht sie bald das gesamte Menschenrevier, einschließlich Bett. Auch dafür gibt’s hilfreiche Tipps sowie anschauliche Anekdoten aus dem Leben erfahrener Katzen und Kater.


    Aha, so ist das also!


    Der mitlesende Mensch staunt: Ach, deswegen verschwinden Katzen manchmal scheinbar spurlos im Haus, ignorieren alle verzweifelten Menschenrufe und tauchen nach Stunden wieder auf, als sei nichts gewesen! Alles Taktik, so, so! Genau wie das Herummäkeln am Futter. Haben wir euch erwischt!


    Die Aufforderung zu Ruhe und Eleganz, wenn katze in einen Transportkorb verfrachtet wird, weil sie zum Tierarzt muss oder sie mit der Familie verreist, scheint aber von vielen Tieren überlesen worden zu sein. Meine Katzen haben alle gebrüllt, dass es wahrscheinlich bis kurz hinter Mailand zu hören war. Also, Jungs, habt ihr’s vernommen? Die Fachkatze rät zur Contenance!


    Zum Selberlesen und zum Verschenken


    Es gibt hier noch viele sehr vergnüglich zu lesende Expert:innen-Tipps rund ums Zusammenleben mit Artgenossen, anderen Tieren, dem Menschen und dessen Nachwuchs. Ist ja schön zu lesen, dass die Katzen so viel Geduld und Nachsicht mit unseren Macken und Marotten aufbringen, auch wenn ich den Verdacht habe, dass das zum Teil aus purem Eigennutz geschieht. Schließlich sind wir diejenigen, die die Dosen mit dem Futter aufmachen können.


    Das Buch ist ansprechend aufgemacht mit dem Cover in Leinen-Optik und den Illustrationen von Andrea Ferolla. Okay, der Schluss ist vielleicht ein bisschen makaber, wiewohl nicht von der Hand zu weisen. Es ist jedenfalls super zum Schmunzeln und Selberlesen und auch zum Verschenken an andere ergebene Katzen-Sklaven. 😊




    Die Autorin


    Barbara Capponi (aka Babas), 1966 in Mailand geboren, ist eine bildende Künstlerin, deren Spektrum Illustration, Skulptur und Fotografie umfasst. Bevor sie sich hauptberuflich der Kunst zuwandte, war sie als Art-Direktorin in einer großen internationalen Werbeagentur tätig. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit widmet sich Barbara Capponi sozialen Projekten und ist insbesondere bei Amnesty International aktiv. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Kater Kapitän Fracassa in Rom und in Monterosso al Mare.


    Der Illustrator


    Andrea Ferolla, 1961 in Gorizia geboren, ist Zeichner und Kreativdirektor der Modemarke Chez Dédé. Seine Kreationen und Bilder stehen für zeitlose Eleganz. Er ist Mitbegründer der Werbeagentur Ferolla Reina (u.a. Kate Spade, Assouline) und hat eine Professur für Grafikdesign inne. Seine Arbeiten werden regelmäßig in der Gray M.C.A Gallery in London ausgestellt und in Magazinen veröffentlicht. Andrea Ferolla lebt gemeinsam mit seiner Frau, der Fotografin Daria Reina, in Rom.


    Die Übersetzerin


    Verena von Koskull, Jahrgang 1970, studierte Italienisch und Englisch in Berlin und Bologna und erhielt 1999 ein Stipendium für die Übersetzerwerkstatt des Literarischen Colloquiums Berlin. Nach mehrjähriger Verlagsarbeit in Italien und Deutschland lebt sie heute als freie Übersetzerin in Berlin.