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Hier also nun die Rezi zu Teil 3 von Neal Stephensons Barocktrilogie.
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Inhalt:
Im dritten Teil der Barock-Trilogie spielen Daniel Waterhouse, und Isaac Newton wieder eine grössere Rolle. Entsprechend gibt es weniger Action als in Teil zwei, dafür interessante Einblicke in die Arbeit der beiden Naturwissenschaftler. Sir Isaac ist in seinem Amt als Leiter
der königlichen Münze vor allem damit beschäftigt, den erüchtigten Falschmünzer Jack (Shaftoe, wer sonst?) zu jagen.
Daniel Waterhouse soll ihm dabei helfen, obwohl seine Aufgabe eigentlich eine ganz andere wäre: Er soll Frieden stiften zwischen Newton und Gottfried Leibniz, die sich seit 30 Jahren spinnefeind sind. Den Auftrag hat Waterhouse von Caroline von Ansbach erhalten, die nach dem Tod von Queen Anne den Titel «Princess of Wales» trägt und damit die nächste Königin von England sein wird.
Der Falschmünzer Jack tut inzwischen alles, um den Wert der englischen Währung zu unterminieren – im Auftrag des französischen Königs Louis XIV., der mit den Engländern noch eine Rechnung offen hat.
Meine Meinung:
2600 Seiten umfasst die Barocktrilogie. Und erst, wenn man die letzte davon gelesen hat, lässt einen dieses Mammutwerk in Frieden, weil man endlich weiss, wohin die Geschichte einen führt – und gleichzeitig fängt man an, wehmütig zurückzublicken auf die lange Reise, die man nun hinter sich hat. Eine Reise, die gefährlich war, lustig, unterhaltsam und ab und zu (geistig) sehr anstrengend.
Neal Stephenson hat verschiedene Erzählstränge geschaffen, die gegen Ende immer mehr ineinander verwoben werden und die doch sehr eigenständig sind. Sobald man mit Jack Shaftoe unterwegs ist, befindet man sich in einem Abenteuerroman mit einem Helden, der manchmal alleine wegen seines Galgenhumors überlebt. Handelt die Geschichte von Eliza, geht es um Politik, Wirtschaft und höfische Etikette, Action sucht man vergebens. Und wenn wir wiederum Daniel Waterhouse und Isaac Newton begleiten, befindet man sich in einem Roman über Wissenschaftler, ihre Ideen und Methoden, der wahrscheinlich auch deshalb am anstrengendsten zu lesen ist, weil auch mal Dispute geführt werden, die einem geistig alles abverlangen.
Auch wenn die Daten von grossen Ereignissen korrekt wiedergegeben sind und sich nahtlos und sinnvoll in die Geschichte einfügen und auch die Lebensumstände im 17./18. Jahrhundert korrekt geschildert werden, darf man nicht alles für bare Münze nehmen, was in dem Buch steht. Letzten Endes ist es eine Fiktion, ein «so könnte es doch gewesen sein».
Allerdings auf einem Niveau, das seinesgleichen sucht. So wird, wer nach dem Lesen dieser Trilogie den Namen Newton hört, wohl bis an sein Lebensende einen energischen Mann mit weissem Haar und einer Neigung zu allerschlimmsten, unvorhersehbaren Wutausbrüchen vor sich sehen. Ob der reale Newton tatsächlich so ein Choleriker war – keine Ahnung. Aber Stephensons trotz allem liebevolle Beschreibung dieses Genies macht so viel Spass, dass ich es gar nicht herausfinden möchte. Ich wäre enttäuscht, wenn es nicht so wäre. Und das ist nur ein Beispiel. Alle Protagonisten (und es sind wirklich viele), egal ob fiktiv oder real, haben einen so lebendig und farbig beschriebenen Charakter, dass man am Ende glaubt, die Leute wirklich zu kennen.
Eine weitere Stärke ist die Sprache. Reich, bunt und ausschweifend, aber nie langweilig und immer mit einer Prise Humor versehen. Allerdings ist Stephensons Stil gewöhnungsbedürftig und nicht jeder Leser wird sich damit anfreunden können. Wie in der Rezension zu Teil zwei, «The Confusion», schon geschrieben, ist bei dieser Geschichte der Weg das Ziel, die Reise an und für sich und nicht, das Ende der Geschichte zu kennen. Das wird mir jetzt im Rückblick besonders deutlich: Nach dem ersten Band «Quicksilver» weiss man nämlich noch gar nicht, worum es in der Geschichte überhaupt geht. Man weiss lediglich, dass man sich beim Lesen amüsiert hat und ein paar neue Leute kennt, die interessante Dinge erlebt haben. Man kann sogar eine Inhaltsangabe machen. Aber das Buch einordnen? Unmöglich. Ich konnte nicht mal sagen, ob es mir gefallen oder ob es mich befremdet hat (was wahrscheinlich auch mit dem gewöhnungsbedürftigen Erzählstil zu tun hat). Die Geschichte wirkt beliebig. Das ändert sich in Teil zwei, und in Teil drei fügt sich endlich alles zusammen und man erfährt endlich auch, was der Einschub aus dem Jahr 1713 in Band eins zu suchen hat – dieser spielt nämlich in der Zeit von 1661 bis 1689.
Fazit: Ein unvergleichliches Werk, das ich sicher ein zweites Mal lesen werde. Dann wird sich auch herausstellen, ob es wirklich das ist, wofür ich es jetzt halte: Das Beste, das ich je gelesen habe.
eigentlich noch mehr. Ich hau den noch drauf:
Endgültige Rezension zu Quicksilver (es gibt noch die erste Fassung, die entstand, bevor ich die beiden anderen Teile gelesen hatte).
Rezension zu The Confusion
Liebe Grüsse
Alfa Romea