John Grisham - Die Begnadigung

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    Die CIA drängt den scheidenden amerikanischen Präsidenten dazu, am Ende seiner Amtszeit den im Gefängnis sitzenden Lobbyisten Joel Backman zu begnadigen. Er soll außer Landes geschafft werden, da die CIA keine amerikanischen Staatsbürger "ins Visier nehmen" darf, mit Backman aber noch eine Rechnung offen hat. Zuerst muss er aber beschützt werden. Alte Feinde sollen Backman nicht beseitigen bevor die CIA die Informationen hat, die sie haben möchte.


    Lange habe ich kein so unmotiviert geschriebenes Buch mehr gelesen. Die schlecht konstruierte Story hat Lücken an allen Ecken und Enden, viele Fragen bleiben unbeantwortet und wenn es doch mal im Ansatz interessant wird, hatte Grisham plötzlich wohl doch keine Lust weiter nachzudenken und lässt alles lieber weiter vor sich hinplätschern.
    Backman wird nach Italien ausgeflogen, muss italienisch lernen und soll ein unauffälliges, normales Leben führen. Immer wieder fragt er seine Beschützer, wieso es gerade Italien sein musste. Australien oder England wären viel naheliegender, da er keine andere Sprache hätte lernen müssen und somit eher in der Lage gewesen wäre, möglichst wenig Leute auf sich aufmerksam zu machen. Und jedes mal, wenn Backman die Frage stellt, denkt man sich beim Lesen: "Ja, warum Italien? Was steckt dahinter?". Die Antwort liefert erst das Nachwort. Grisham hat einen Dartpfeil auf eine Weltkarte geworfen um den Ort zu bestimmen. Typisch für das Buch, wie ich finde.


    Ebenfalls im Nachwort erklärt Herr Grisham, dass er von Geheimdiensten, Spionagesystemen, Satelliten und Computern (ja, auch das spielt alles irgendwie eine Rolle) keine Ahnung hat - das merkt man im Buch auch an einigen Stellen. Vielleicht hätte man da mal jemand fragen sollen der sich damit auskennt. Aber das muss man wohl nicht, wenn man John Grisham heisst und sowieso genug Leute (mich eingeschlossen) die Bücher kaufen; egal ob nun spannend oder nicht, logisch oder unlogisch, mit gut durchdachter Story oder einfach nur so runtergeschrieben.


    1ratten


    Gruß
    Seoman

    Einmal editiert, zuletzt von Seoman ()


  • Oh Mist, ich hab das Buch auch auf meinem SUB liegen und wollts eigentlich dieses Wochenende mir mal vornehmen!


    Laß dich nicht abschrecken, ich bin gespannt auf andere Meinungen. So ein Eindruck ist ja immer subjektiv.

  • Ok, hier meine Meinung:
    Dieser Grisham ist nicht besonders leicht einzuschätzen. Es handelt sich nicht so konsequent um eine Erzählung wie beispielsweise „Der Richter“ oder „Die Farm“, weil doch Spannungselemente vorkommen, allerdings ist es auch bei Weitem kein Thriller. Dafür ist die Geschichte zu ereignislos. Außer Joel/Marco, den man schon nach den ersten paar Seiten wirklich sympathisch finden kann, bleiben alle Charaktere sehr flach. Man hat oft das Gefühl, eher in einem Italien- bzw. Bologna-Führer gelandet zu sein, denn in einem Roman. Leider versäumt es Grisham während des ganzen Buches eine Erklärung zu liefern, warum der Protagonist ausgerechnet nach Italien verpflanzt wurde – in ein Land, dessen Sprache er nicht ansatzweise beherrscht. Wie sich auch die Romanfigur des Öfteren wundert, wäre es doch logischer gewesen, ihn in ein englischsprachiges Land, beispielsweise Australien, England oder Kanada, zu verfrachten. Die Erklärung für diese Wahl gibt Grisham dem Leser erst im Nachwort – Joel/Marco bleibt er sie bis zum Schluss schuldig.


    Interessant ist aber dennoch, wie der Amerikaner Grisham die europäische Lebensweise und den europäischen Kleidungsstil empfindet und demnach auch beschreibt. Auf jeden Fall hört man die Begeisterung Grishams für Italien aus jeder Zeile heraus und wenn man sonst schon nichts mit dem Werk anzufangen weiß, kann man es immer noch als Restaurant-Führer benutzen.
    2ratten