Kai Havaii - Hart wie Marmelade

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  • Titel: Hart wie Marmelade
    Autor: Kai Havaii
    Verlag: Gustav Kiepenheuer Verlag
    Erschienen: Frühjahr 2007
    Seitenzahl: 350
    ISBN: 337800679X
    Preis: 19.95 EUR


    Der Autor:
    Kai Havaii wurde 1957 in Hagen geboren, wurde nach sehr kurzem Germanistikstudium und Jobs als Taxifahrer und Cartoonist 1979 Sänger von EXTRABREIT, bis heute eine der erfolgreichsten deutschen Bands. Kai Havaii arbeitet auch als freier TV-Autor, u.a. für das ZDF und ARTE.



    „Ein Rock ‚n’ Roll-Roman aus der Provinz“ so lautet der Untertitel dieses Buches. Aber es ist kein Roman, es ist vielmehr ein Bericht, vielleicht sogar eine Lebensbeichte des Sängers der deutschen Rockgruppe EXTRABREIT, Kai Havaii.
    Kai Havaii schont nichts und niemanden, vor allen Dingen auch nicht sich selbst. Er geht hart mit sich ins Gericht und man hat während des Lesens den Eindruck, dass es sich wirklich um ehrliches Buch handelt. Havaii war im Leben ganz unten, heroinabhängig und gezeichnet von der Sucht, schaffte er es dann noch, den Schalter umzulegen. Drogenexzesse begleiten seine Karriere, die in atemberaubenden Tempo begann und dann in einer fortwährenden Berg und Talfahrt ihre Fortsetzung fand.
    Das Buch erinnert auch an eine ganz besondere Zeit in Deutschland. „Deutsch“ stand wieder im Mittelpunkt des Denkens vieler Menschen, die Menschen entwickelten ein ganz besonderes Heimatgefühl, getrieben von der Angst, zwischen den beiden Weltmächten völlig an Bedeutung zu verlieren, und auch die „Neue Deutsche Welle“ trug ihren Teil zu dieser neuen Identität bei. Es war kurz vor dem Wechsel von Helmut Schmidt zu Helmut Kohl, kurz bevor dieses Land in einen sechzehnjährigen kollektiven politischen Tiefschlaf fiel.
    Ein wirklich lesenswertes Buch, das natürlich auch viele nostalgische Gefühle auslöst und welches dazu beiträgt, dass man es des öfteren sinken lässt um sich an vergangene Zeiten zu erinnern und in Erinnerungen zu schwelgen, Erinnerungen, die sicher nicht alle nur positiv waren.
    Man begegnet vielen Namen, die im Gedächtnis verschüttet waren aber nun auf einmal wieder ganz präsent sind. Spliff, Trio, Ideal, DAF, Grobschnitt, Interzone, The Cure etc. Eine gute Gelegenheit die alten Platten hervorzukramen, den Saphir zu entstauben und den Tonabnehmer vorsichtig auf die 33er Langspielplatte zu setzen. Nicht zu vergessen auch Marianne Rosenberg, Hildegard Knef und Harald Juhnke, die zusammen mit EXTRABREIT im Studio standen.
    Es ist ein sehr intensives Buch, dass wohl niemand kalt lassen wird, der diese Zeit bewusst miterlebt hat und die, die diese Zeit nicht erlebt haben, erfahren aus erster Hand wie ihre Eltern gewesen sind.
    Sehr lesenswert.


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  • Hört sich sehr gut an. So gut, dass ich es meinem Mann definitiv im Mai zum Geburtstag schenken werde. Wo doch sein allererstes Konzert Extrabreit im Dortmunder musikzirkus war. Und wo wir doch in einer Kleinstadt direkt neben hagen wohnen, das hat dann ja doch was mit Lokalpatriotismus zu tun!

  • Wir (mein Mann und ich) habe es jetzt beide gelesen und können der Rezi von Nichtraucher definitiv zustimmen. Man muss aber doch sehr an der NDW und/oder Extrabreit interessiert sein, da es doch sehr speziel ist und nicht die späten 1970er un 1980er Jahre als Hauptthema hat.
    Für uns, die wir in den 1980ern Teenies waren und neben Hagen groß geworden sind, war es natürlich ein in vieler Hinsicht sehr interessantes Buch.

    Einmal editiert, zuletzt von claire ()

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    In dieser Autobiographie berichtet Kai Havaii, Sänger der Neue-deutsche-Welle-Band Extrabreit aus seinem Leben. Man erfährt ein bisschen etwas über seine Kindheit und frühe Jugend, aber der größte Teil des Buches spielt sich im Szeneleben ab. Seltsamerweise scheint Hagen, das ansonsten meiner Meinung nach hauptsächlich von seiner unsäglichen Straßenführung/Stadtplanung dominiert wird, zu Beginn der 1980er tatsächlich eine äußerst lebendige Szene gehabt zu haben.


    Ich bin ein bisschen zu jung, um die große Zeit von Extrabreit im passenden Zielgruppenalter miterlebt zu haben, kannte aber durchaus "immer schon" ein paar ihrer Lieder und auch wenn Havaii von anderen Bands oder Künstlern spricht, habe ich zumindest eine blasse Ahnung, von wem er da redet. Seit ein paar Jahren besuche ich allerdings mit einigen Freunden regelmäßig das so ziemlich alljährliche Weihnachtskonzert von Extrabreit, so dass ich musikalisch mittlerweile auf dem Laufenden bin. Ich hätte mir das Buch allerdings niemals selbst gekauft, ich habe es stattdessen meinem (deutlich musikbegeisterterem) Freund geschenkt und es erst nach seinem positiven Urteil in meine Leseplanung aufgenommen.


    Ich kann ich ihm nur anschließen, "Hart wie Marmelade" ist angenehm zu lesen und bietet ein interessantes Bild der 1980er Jahre. Dabei verklärt der Autor angenehmerweise nichts und übt auch deutliche Selbstkritik an seinem jüngeren Ich. Es gibt Episoden voller Drogenkonsum, Anekdoten von Erlebnissen mit anderen Künstlern, völlig verrückte Erlebnisse und Taten, wobei doch irgendwie immer die Darstellung eines Lebensgefühls im Vordergrund steht. Insbesondere Musikfreunden des passenden Alters kann ich das Buch jedenfalls eindeutig empfehlen.


    4ratten