Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Inhalt:
Ein Lehrer blickt zurück auf sein Berufsleben: Vom Hafenarbeiter zum Lehramtsanwärter, vom Englischlehrer an einer Berufsschule in den schlechteren Teilen New Yorks zum geliebten Lektor für Kreatives Schreiben an der High School mit dem besten Ruf der Stadt. Frank McCourt gewährt dem Leser einen Einblick in das Leben eines Mannes (sich selbst), der in Amerika geboren, in Irland aufgewachsen und in sein Geburtstland zurückgekehrt versucht, Fuß zu fassen, ein ganz normales Leben zu führen, Lehrer zu sein. Dabei erzählt er witzige Geschichten wie die von seinem ersten Tag als Lehrer, als er das Pausenbrot eines Schülers aufaß und richtig Ärger mit dem Rektor bekam, dramatische Passagen wie die seiner gescheiterten Dissertation oder Geschichten aus dem wahren Leben, Anektdoten einfach, die das Leben schreibt. Dreißig Jahre lang ist er Lehrer an verschiedenen High Schools in New York und erleidet Niederlagen vor den Schülern, den Rektoren, den Beamten, den Literaten, erfährt Anerkennung, heimliche und offizielle, verzweifelt an Schülern, Eltern, seinem Privatleben, und versucht immer einfach nur ein Mensch zu sein, der seiner Berufung nachgeht.
Meine Meinung:
Mit "Die Asche meiner Mutter" hat Frank McCourt die Messlatte bei mir sehr hoch angelegt. Schon der Nachfolger "Ein rundherum tolles Land" konnte dem Erstlingswerk m.M. nach nicht das Wasser reichen. Ähnlich ist es bei "Tag und Nacht und auch im Sommer". Zwar ist der Stil weiterhin grandios - lakonisch, eindeutig, flüssig. Er geizt nicht mit Worten, die der "normale" Mensch in seinem Repertoire hat. Seine Abneigung gegenüber gekünstelter Gelehrsamkeit kommt wunderbar zur Geltung. Er selbst sieht sich ja als angehender Universalgelehrter, der alles lernen will, was ihm zwischen die Finger (oder ins Bewusstsein) kommt, gibt aber immer wieder zu, dass er dazu eigentlich keine Lust hat. Er ist einer von uns, er ist kein Über-Mensch, der sich als Ideal-Lehrer sieht, und manchmal fragt er sich selbst, warum er das eigentlich alles tut und wie zum Teufel man eigentlich Respekt von den Jugendlichen und deren Eltern bekommt.
Das alles macht das Buch lesenswert, die Sprache, der Inhalt, aber irgendetwas fehlt, als dass ich sagen könnte, hey, mal wieder ein Meisterwerk der Erzählkunst wie "Die Asche meiner Mutter". Die Geschichte plätschert eher so dahin, über einige Anekdoten kann man schmunzeln, bei anderen kam es mir eher so vor, als wolle er uns auf Teufel komm raus beweisen, dass er ein unbedeutender Mensch ist, der immer gegen alle kämpfen musste und nichts geschenkt bekam. Das mag ja auch so sein, aber eigentlich wissen wir das schon
Also, ich finde: Nicht viel Neues bei Frank McCourt. Schade. Ein schönes Buch für zwischendurch, aber kein "grandioser Paukenschlag", wie es bei Amazon gesagt wird.
Auf Englisch heißt das ganze ja "Teacher Man" und der geneigte deutsche Leser mag sich fragen, wie man denn auf so eine Titeländerung komme. Nun, "Tag und Nacht und auch im Sommer" ist einfach ein Zitat aus einem der ersten Kapitel des Buches. Klingt ja auch viel besser als "Lehrermann" :smile:
Drei Ratten und eine halbe von mir, weil ich einfach diesem Stil verfallen bin...