Gloria Goldreich - Dinner mit Anna Karenina

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    Sechs Frauen treffen sich regelmäßig, um den Abend miteinander zu verbringen, zu essen und ein Buch oder auch mehrere zusammen passende zu besprechen. „Dinner mit Anna Karenina“ beginnt bezeichnenderweise mit Leo N. Tolstoi - „Anna Karenina“ und lässt dann fast ein Jahr ablaufen mit der Lektüre und den Treffen zu Gustave Flaubert - „Madame Bovary“, Edith Wharton - „Das Riff“ und ihre Briefe, Shirley Jackson - „Die Lotterie“ „Nicht von schlechten Eltern“ und diverse (andere) Kurzgeschichten, Vladimir Nabokov - „Lolita“ und Azar Nafisi - „Lolita lesen in Teheran“, Sylvia Plath - „Die Glasglocke“ und „Ariel“ und endet mit Louisa May Alcott - „Betty und ihre Schwestern“. Beim ersten Treffen offenbart Cynthia, erfolgreiche Managerin, glücklich verheiratet mit einem berühmten Dokumentarfilmer und Mutter zweier niedlicher Mädchen, dass sie Ihren Mann aus dem Haus geworfen habe und schockiert so die Freundinnen, die den Rest des Buches zum einen den Grund dafür herauszufinden versuchen und zum anderen ihre eigenen Beziehungen überdenken.


    Wer die von den Frauen gelesenen Büchern noch nicht kennt und nichts zum jeweiligen Inhalt erfahren möchte, sollte dieses Buch ganz schnell wieder ins Regal zurücklegen. Wem das egal ist, der kann aus der Lektüre möglicherweise einige neue Tipps ziehen, mich haben die Beschreibungen so einiger Bücher neugierig gemacht. Dies und die persönlichen Probleme und Beziehungen der Frauen fand ich sehr interessant geschildert, aber leider bestand das Buch nicht nur daraus.


    Irgendwann ziemlich am Anfang des Buches trifft eine der Hauptdarstellerinnen eine andere Frau, die sagt, sie wäre auch in einem Lesezirkel und sie würden zurzeit Isabel Allende lesen. Die Autorin lässt die Heldin dann denken, dass sie ebenfalls Allende gelesen hätten und Allende als zu prätentiös empfunden hätten. Dieses Wort trifft leider mein Urteil über diese Buch bzw. seine Autorin ziemlich genau. Die Dinge die die Autorin ihren Figuren in den Mund legt oder als direkte Gedanken darstellt sind nett, sympathisch und auf angenehmem Niveau. Wenn sie aber indirekt die Gefühle oder Gedanken schildert, wirkt sie einfach überheblich. Die Autorin reibt mir als Leserin ständig unter die Nase, wie sehr die Lektüre und zwar nicht nur das einfache Lesen, sondern das gleichzeitige Eintauchen und Analysieren wie die Hauptfiguren es tun, zu bewundern ist. Da sie insgesamt bestimmt zehnmal darauf herumreitet, wie sehr Bücher für die Frauen als Kind die Flucht aus dem Alltag bedeuteten, wie sie sich wegen der gemeinsamen Leseleidenschaft verbunden fühlen und wie bedeutsam die Lektüre für sie ist, obwohl ich das durchaus nach dem ersten Mal schon verstanden hatte, bin ich von diesen Abschnitten irgendwann etwas genervt und verstimmt über die Penetranz der Autorin.


    Nicht die Frauen selbst, aber ihre Darstellung empfinde ich als überheblich, anmaßend und herablassend allen anderen gegenüber, die nicht genauso wie diese empfinden. Und da ich es nicht mag, wenn eine Autorin ihre Leser so behandelt, wird es wohl das letzte Buch dieser Autorin sein, dass ich lese. Aufgrund des schönen Themas und der interessanten Informationen zu den besprochenen Büchern bekommt das Buch noch seine recht gute Anzahl von Ratten, der Stil der Autorin hat eigentlich weniger verdient.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus: