Beiträge von Suse

    Hallo ihr Lieben,


    nur eine kurze Zwischeninfo: Ich lese weiterhin am Buch, komme aber nach wie vor nicht so richtig voran. Es ist großartig, aber eben auch nicht einfach zu lesen. Und da ich derzeit nur im Zug lesen kann (viele Menschen, viel Geplapper, viel Hitze --> Wenig Konzentrationsmöglichkeiten), geht das bei mir auch so langsam :traurig:

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    Originaltitel Submarine (2008)
    Erstveröffentlichung in Deutschland: 2010
    Verlag: ro ro ro
    Übersetzer/in: Mayela Gerhardt
    ISBN: 3498013262
    Seiten: 384


    Klappentext:


    Oliver ist fast fünfzehn und gerade noch Jungfrau, doch das soll sich ändern, am besten sofort. Oliver weiß alles und hat nicht den blassesten Schimmer. Seine Freundin Jordana wiederum hat eine Hautkrankheit und auch sonst eine Menge Probleme. Eines davon ist -- Oliver Tate. Oliver Tate, der selbstgerecht ist, klug, grausam und verletzlich. Der dicke Mädchen quält und Hunde hasst. Der küsst, als wolle er Zahnfüllungen spachteln, Fremdwörter sammelt und das Sexleben seiner Eltern sehr genau überwacht: Zwei Monate ohne Beischlaf, lautet sein alarmierender Befund, das Ende ihrer Beziehung steht unmittelbar bevor. Bis Oliver die Sache selbst in die Hand nimmt. Mission: Ehe der Eltern neu beleben, jedes Mittel erlaubt. Die Folgen: ebenso fatal wie absehbar. Und ihre Wirkungen: peinlich, rührend - und richtig, richtig komisch.


    Meine Meinung:


    Der fünfzehnjährige Oliver Tate hat es nicht leicht: Er ist noch immer Jungfrau, seine Eltern hatten schon ewig keinen Sex mehr (zumindest nicht miteinander) und durch seinen Hang, Fremdwörter wie Briefmarken zu sammeln umgibt ihn ein leichter Hauch des Verschrobenen. Seine Mutter ist eher verwirrt und in sich gekehrt, wenn ihr Sohn das "Cotard-Syndrom" (Wahnvorstellungen bei Jugendlichen) simuliert und auf die Frage "Wie schmecken Dir die Frühstücksflocken?" nur antwortet: "Mein Körper ist nur noch eine Hülle." Oliver ist Oliver. Oft ein kleiner Kotzbrocken, aber doch im Grunde ein ganz netter Kerl. So schreibt er schon mal heimlich einen Überlebensleitfaden für ein (auch von ihm) drangsaliertes dickes Mädchen seiner Schule. Doch seine neueste Mission ist: Seine Eltern müssen endlich wieder Sex haben.


    Der egozentrische Oliver könnte aus einem von John Irving gezeichneten Bilderbuch entsprungen sein. Er ist nicht immer sympatisch und trotzdem kann man ihn irgendwie gut leiden. Seine scharfzüngigen, trockenen Kommentare zu seiner Umwelt ließen mich nicht nur schmunzeln, sondern oft bis über beide Ohren grinsen. Oliver plagen die üblichen Teenagersorgen: Bin ich ein guter Küsser? Wie kriege ich meine Freundin am besten rum? Aus der abgeklärten Sicht eines Erwachsenen, könnte man den 16-jährigen als kleinen Antihelden bezeichnen - letzten Endes ist er aber doch nur ein ganz normaler, walisischer Jugendlicher mit ebenso normalen Ängsten und Nöten.


    Ein kleiner Einblick erschließt sich durch die folgende Szene in Olivers Welt: Er verbringt gerade seine Zeit mit Joradana, sie hängen irgendwo zusammen rum und schließlich meint sie zu ihm: "Schließe Deine Augen und mache den Mund auf". Er tut es und sie spuckt ihm in den Rachen (dabei versucht er natürlich ganz männliche Coolness, weder zu husten, noch sich zu übergeben). In sein Tagebuch trägt er später ein: "Ein weiterer Nachteil von Jordana: Ihre Spucke ist zäher als meine. Ich mag keine ungleichberechtigten Beziehungen eingehen. Ein weiterer Vorteil von Jordana: Sie kann gut zielen".


    Joe Dunthorne, der mit "Ich, Oliver Tate" ein fast rundum gelungenes Romandebüt vorlegt, berichtet über zerplatze Träume, die erste Liebe und eine Berg-und-Talfahrt von Gefühlen. Dies tut er aber mit so einer erstaunlichen Leichtigkeit, dass man sich jederzeit in Oliver hineinversetzen kann. Zum Schluß zieht sich das Buch leider etwas und ich hatte den Eindruck, dass der Autor nicht mehr so richtig wusste, was er eigentlich erzählen wollte. Er verzettelt sich fast, aber Oliver kriegt für ihn mit seinem skurrilen Humor immer wieder die Kurve.


    Sprachlich ist das Buch sehr angenehm zu lesen. Weder zu komplex, noch zu schlicht. Auch die Übersetzung von Mayela Gerhardt ließ für mich keine Wünsche offen. Liebhaber des britschen Humors dürften von Oliver, seinen Freunden und Feinden mehr als begeistert sein.


    4ratten

    Huhu,


    wie euch auch hat mir das "Roz-Kapitel" sehr gut gefallen. Roz ist wirklich eine Wucht! Herrlich unkompliziert und ein richtiger Wirbelwind. Solche Menschen gibt es sehr selten.



    Ich bin schon langsam in diese Kapitel eingestiegen. Nächste Woche komme ich weniger zum Lesen, daher werdet Ihr mich vermutlich allesamt wieder einholen. Wo seid Ihr so etwa und wie liest sich das Buch?


    Ich komme ja leider nur langsam voran :rollen: Das liegt aber weniger am Buch, sondern mehr daran, dass ich momentan ansonsten sehr viel zu tun habe. Je nach Kapitel liest es sich leichter oder schwerer, aber eigentlich immer verständlich (ich schlage allerdings nicht alle Wörter nach, die ich nicht verstehe).


    Viel besser fand ich Kapitel IX. Er lernt Roz kennen, als diese einen Gastvortrag von Klapper besucht und neben ihm sitzt. Die Frau gefällt mir - wie sie sich einen Platz beim Empfang und später beim Essen ergattert, ist einfach klasse. Was man da wohl für ein Auftreten braucht, damit man nicht als Schummler identifiziert wird :breitgrins: Sie erklärt der Dame an der Eingangskontrolle eiskalt und übertrieben, was für tolle Verdienste Cass schon eingefahren hat. Roz mag ich wirklich! Könnte ich bitte ihre Telefonnummer haben?


    :breitgrins: Das war sehr cool. Wobei ich vermutlich anfangs von ihr sehr genervt gewesen wäre. Besuche ich einen Vortrag, der mich brennend interessiert und sitzt da neben mir eine solche "Babbelkuh", die mich totquatscht, so dass ich vom Vortrag kaum was mitkriege - boah.. ich glaube, ich hätte ihr ganz deutlich meine Meinung gesagt :grmpf:


    Absolut genial fand ich das Wortspiel am Ende des Kapitels: Statt "In ihnen steckt der Glanz der Erwähltheit" versteht Roz "In ihnen steckt der Hang zur Gequältheit". Da ploppen spontan zwei Dinge auf. 1. Wie pfiffig hat da der Übersetzer gearbeitet, damit das im Deutschen so gut klappt wie im Englischen (was stand im Original?) 2. Wie wahr, wie wahr ist auch das Missverstandene, wenn man sich anschaut, wie die Studenten bei Klapper leben und arbeiten.


    Wie das wohl im englischen Original stehen mag? Würde mich sehr interessieren. Die Übersetzung des Buches stelle ich mir sehr schwierig vor, aber bisher sind mir auch keine Schnitzer aufgefallen. Das Buch liest sich sehr flüssig und rund.


    Was ich auch fragen wollte: Ich habe ja ein Leseexemplar (Taschenbuch) - ihr habt gebundene Bücher, oder?


    Die Onuma werden Versuchskaninchen und man spricht ihnen das Recht ab, selbst über ihre weitere Entwicklung zu entscheiden. Es gibt heimlich ein paar Tabletten, damit die Versuchskaninchen nicht an Krankheiten sterben, die sie vorher nicht kannten, aber das war's dann auch schon. Ich habe bei solchen Momenten, die selten aber hin und wieder in den Medien zu sehen sind, immer das Gefühl, dass sich da jemand als eine Art Übervater aufspielt.


    Was ja schon immer so war, oder? Egal, welches Naturvolk von den "zivilisierten" Völkern überrannt wurde: In irgendeiner Form wurde über diese Menschen bestimmt - selbst in der Nichtbestimmung.

    Huhu,


    ich kenne die Trilogie zwar (noch) nicht, aber ich habe bisher nur gelesen, dass es sich tatsächlich um bessere ihrer Bücher handeln soll. Chil, war das Dein erster Roman von der Autorin? Oder kennst Du noch andere Bücher von ihr? Ich mag sie eigentlich sehr gerne - nur die letzten ihrer Romane waren nicht so gut.


    Liebe Grüße
    nimue


    Ob das Zitat jetzt mitten aus seinem Prozess oder als Fazit stammt, weiß ich nicht, jedenfalls wendet er sich meiner Meinung nach damt entschieden dagegen, daß Leiden einen Sinn/Zweck hätte.
    Und leiden von Kindern soweiso und garnicht.


    Also ist dann mit der im Zitat genannten "Wahrheit" die Existens Gottes gemeint? Das war mir nicht ganz klar, würde dann aber Sinn ergeben.


    Ich bin schon langsam in diese Kapitel eingestiegen. Nächste Woche komme ich weniger zum Lesen, daher werdet Ihr mich vermutlich allesamt wieder einholen. Wo seid Ihr so etwa und wie liest sich das Buch?


    Ich komme ehrlich gesagt nur sehr langsam voran und hoffe, dass ihr mir das nicht übel nehmt :redface: Da ich zur Zeit den ganzen Tag im Garten arbeite und Haus renoviere, kann ich mich nicht auf das Buch konzentrieren - und das ist gerade bei diesem Werk richtig übel. Hätte ich mehr Hirnmasse frei, würde es sich super lesen :rollen:


    Zu Kapitel VIII kann ich gar nicht viel sagen. Auffällig für mich war nur, dass Cass beobachtet, Gideon auf die Angriffe gegen seinen Professor reagiert. Total gelassen, weil es ohnehin nichts nutze, Contra zu geben oder zu diskutieren. Cass ist darüber ziemlich fassungslos.


    Gideon ist ein seltsamer Typ. Viel mehr kann ich auch nicht dazu sagen, obwohl ich eigentlich gut finde, dass er sich mit diesen Lästerstudenten auf eine Diskussion eingelassen hat. Da hätte ich mir in einer bestimmten Stimmung auch meinen Teil gedacht (o.k... in einer anderen Stimmung hätte ich wohl auch dagegen gehalten - aber nicht, um den Professor zu "schützen", sondern dann einfach aus Prinzip :breitgrins: ). Ich glaube nämlich, dass es Klapper ziemlich wurscht ist, was andere (Studenten) von ihm so denken.



    also Gideon ist für mich ein Drama bzw seine hoffnungslose Situation. Ganz im Gegensatz zu seinem Namensgeber übrigens, denn der Gideon aus dem Alten Testament war ein Kämpfer und wurde dadurch bekannt, daß er die heidnischen Kultsäulen ( Baal Kult) niederriß und später noch Schlachten gegen die Midianiter gewann, dabei aber kein König werden wollte. Sein Name bedeutet „Hacker, Holzfäller, Zerstörer.


    Vielen Dank für Deine tollen Zusatzinfos! Die bereichern mich wirklich sehr! :klatschen:


    Und er hat für mich schwer etwas von einem Jünger, der seinem Meister folgt, egal wohin der geht. Er immt Auslachen und Diffamierungen auf sich und bezeichnet dabei intressanterweise die andren als Ideologen. " Für die würde doch die Welt untergehen, wenn....."
    Ich weiß nicht wirklich, wer dabei wirklich der Ideologe ist.


    Andererseits muss man auch sehen, dass Gideon seinem Professor schon lange auf dem Weg gefolgt ist. Zu lange, um sich nun eingestehen zu können, dass es vielleicht doch nicht der richtige Weg war. Das ist so ungefähr wie mit der Schweinegrippeimpfung. Alle, die sich impfen ließen, verteidigten die Impfung auch noch, nachdem die Welt längst aus der Pandemiestimmung raus war - keiner von denen hätte je zugegeben, dass die Impfung ziemlich sinnlos war und eventuell später Schaden anrichten kann :breitgrins:


    Im Kapitel kommt auch die Frage auf, was "größer", was umfassender ist, die Mathematik oder die Philosophie. Das ist eine für mich nicht einfach zu beantwortende Frage, denn trotz meinem schlechten Abschneiden in Mathe seinerzeit begegnete mir die Mathematik doch immer wieder und sie brachte zum Staunen mit ihren Gesetzmäßigkeiten. Und ich empfand eigentlich eine große Nähe von der Mathematik und den großen Zusammenhängen der Welt und den Geisteswissenschaften. Große Mathematiker erstaunten mich auch immer wieder mit ihren Aussagen zu besagten Themen. Also ich glaube nicht, daß endeffektlich die Mathematik ( Naturwissenschaften) und die Geisteswissenschaften weit auseinanderliegen.


    Soweit ich weiß, ist die Mathematik auch bei den Philosophen ein großes Thema, oder? Es gibt sogar die Philosophie der Mathematik.


    Um z.B. den Platonismus zu nennen:


    Zitat

    "Platonismus": die Varianten der These Es gibt abstrakte und unveränderliche Objekte, die auch unabhängig von unserem Denken und nicht in Raum und Zeit existieren, nicht Teil der physischen Welt sind und nicht kausal mit physischen Objekten interagieren. Dazu zählen beispielsweise mathematische Objekte (Zahlen, Klassen), Eigenschaften und Propositionen (die ideellen, von Sprachen und Sprechern unabhängigen Gehalte von sprachlichen Sätzen).


    Aus dem Grund verstehe ich Gideons Argument nicht so richtig.

    Huhu,


    kurze Bitte an die Fairneß: Ändert eure Beiträge nach dem Tippen nicht mehr, sonst wäre es ja witzlos. Hat bisher zwar niemand gemacht, aber ich wollte das nur kurz erwähnt haben :breitgrins:


    Ihr dürft noch bis zum 22.06.2010, 16:00 Uhr tippen - das ist der Zeitpunkt der letzten Spiele von Gruppe A in der Vorrunde. Die kommenden Tage spielen die übrigen Mannschaften ihre letzten Spiele der Vorrunde. Ich denke, so ist das am fairsten, oder?


    Liebe Grüße
    nimue

    Huch... der Autor scheint ja von sich selbst immer wieder abzuschreiben.


    Hier mal ein Auszug aus meiner Rezi zu "Die Insel":


    Zitat


    Richard Laymon beschreibt hier den feuchten Traum eines schüchternen 18jährigen mit wenig Selbstbewusstsein und noch weniger Erfolg bei Frauen. Kein Wunder, dass dieser Junge von erotischen Fantasien über die anwesende holde Weiblichkeit geplagt ist. Seitenweise teilt er dem Leser durch sein Tagebuch mit, welche körperlichen Vorzüge die eine, welchen knappen Bikini die andere hat. Das mag vielleicht für einen Teenager recht spannend sein, mich haben die ständigen Wiederholungen und die Erektionen Ruperts in den unpassendsten Momenten schnell gelangweilt.


    :breitgrins:

    vielleicht sind die Gründe für eine Nichtteilnahme auch ganz interessant? :zwinker:


    Auf jeden Fall! :klatschen: Ich hatte nur nicht vorausgesetzt, dass ihr trotz Nicht-Teilnahme hier mitlest :winken: Vielen Dank jedenfalls für euer Feedback, Breña & HoldenCaulfied!


    @Leserunde:


    Mit freundlicher Genehmigung des Verlages darf ich hier die Fragen zum Buch reinkopieren, die auch auf der Webseite des Buches unter http://www.36argumente.de zu finden sind. Vielleicht habt ihr ja Lust, die eine oder andere davon zu beantworten (ihr müsst natürlich nicht auf jede einzelne eingehen, aber ein paar Antworten wären sicher interessant) - Achtung! Eventuell könnten einige der Fragen Spoiler enthalten (ich denke allerdings, dass dies bei dem Buch wenig stört):


    Für die Diskussion des Romans von Rebecca Goldstein haben wir einige interessante Fragen für Sie zusammengestellt:


    1. Die Debatte um Glaube und Vernunft ist eigentlich ein Sachbuchthema. Weshalb hat Rebecca Goldstein sich dazu entschieden, sie zum Gegenstand eines Romans zu machen? Welche Leserschaft spricht der Titel »36 Argumente für die Existenz Gottes« an?


    2. Warum wird Cass Seltzer als »Atheist mit Seele« bezeichnet? Passt diese Bezeichnung zu ihm?


    3. Diskutieren Sie den Titel von Cass’ Buch »Die Vielfalt religiöser Illusion«. Weshalb bezieht er sich auf William James’ Buch »Die Vielfalt religiöser Erfahrung«? Falls Sie dieses Buch gelesen haben: Setzen sich die beiden Bücher auf unterschiedliche Art und Weise mit den Themen Religion und Psychologie auseinander?


    4. Diskutieren Sie Cass' sechsunddreißig Argumente für die Existenz Gottes und wie er sie widerlegt. Welche Bedeutung hat dieser Anhang für den Roman? Stimmen Sie eher den Argumenten oder Cass’ Gegenargumenten zu?


    5. Inwiefern prägt Cass’ chassidische Abstammung sein Leben und sein Buch? Warum hat seine Mutter Deborah den Kontakt zu den New Valdenern fast vollständig abgebrochen? Was aber fasziniert Cass an der Gemeinde?


    6. Einer der wichtigsten Protagonisten in diesem Roman ist Cass’ Doktorvater Jonas Elijah Klapper – ein ziemlich kopflastiger und belesener Gelehrter mit Hang zum Messianismus. Inwiefern unterscheidet sich Klapper von der anderen messianischen Figur des Romans, dem kleinen Mathematikgenie Azarya? Wie entwickeln sich die beiden Protagonisten im Laufe des Romans?


    7. Warum endet der Roman mit Azarya?


    8. Die Suche nach einem sinnvollen Lebensweg ist eines der zentralen Motive des Romans. Inwiefern und an welchen Beispielen zeigt der Roman, warum der Glaube für viele Menschen tröstend und sinnstiftend wirkt? Was kann außerdem sinnstiftend sein?


    9. Inwiefern handelt dieser Roman von der Liebe? Welche Arten von Liebe werden dargestellt?


    10. Vergleichen Sie die drei Liebesbeziehungen, die Cass’ Leben prägen: die zu seiner Exfrau Pascale, zu seiner Exfreundin Roz und zu seiner gegenwärtigen Freundin Lucinda. Warum haben sich Roz und Pascale von Cass getrennt und was verbindet ihn mit Lucinda? Wie sieht wohl die Zukunft für die vier Protagonisten in Liebesdingen aus?


    11. Wie und warum trennt sich Lucinda von Cass? Wie war die Beziehung der beiden definiert? Ist Lucinda eine vertrauenswürdige und sympathische Figur? Welche Funktion hat sie für die Handlung?


    12. Welche Relevanz hat Thomas Nagels Idee vom Blick von nirgendwo für den Roman? Inwiefern spiegelt sich seine Philosophie in der Handlung des Romans?


    13. Ist der Roman eine akademische Satire?


    14. Warum ist der Roman in der dritten Person erzählt und nicht aus Cass’ Ich-Perspektive?

    Hallo ihr Lieben,


    endlich kann ich meine Gedanken mal in Worte fassen und auf eure Postings eingehen. Das Buch ist wirklich nichts, das man einfach so nebenher lesen könnte. Ich genieße es immer noch sehr.


    Ich glaube, sie benennt die Kapitel einfach nur mit Argumenten, um da eine Verbindung zum Anhang und zum Titel (?) herzustellen. Die einzelnen Kapitelüberschriften finden sich dann irgendwie im Kapitel wieder, glaub ich.


    Das sehe ich auch so :winken:




    Sehr gut gefallen hat mir die Szene mit der Nachricht von Gideon, die sich dann schlichtweg als Kneipenname entpuppt. :breitgrins:


    Das fand ich auch klasse. Geht es uns nicht auch oft so, dass wir eine "Aufgabe" bekommen und erwarten, dass die Lösung total kompliziert ist, es sich später dann aber etwas total banales entwickelt?



    Nun ist wohl klar, mit wem Cass sich mailt, es ist vermutlich Gideon. Der kommt mir in dieser Kneipenszene sehr ernüchternd und resigniert vor.Ich kann nicht nachvollziehen warum er so lange bei Klapper studiert, so wie er sich über ihn äußert - und er gibt Cass ja auch den Tipp, lieber bei der Medizin zu bleiben.


    Gideon ist auch so ein Original. Das Buch wimmelt irgendwie nur so davon. Ich denke auch, dass er es ist, mit dem Cass mailt.



    Roz rauscht zurück in Cass' Leben wie ein Tornado. Was für ein Wirbelwind. Ein bisschen anstrengend und nervig empfand ich sie an dieser Stelle. Und Cass' Blick für stille Schönheiten wie die Kathedrale im Eis scheint sie auch nicht zu teilen. Aber "unbezähmbar" ist wohl der richtige Ausdruck für diese Frau, die am Ende des 4. Kapitels aus dem Auto springt, weil sie unbedingt mitdemonstrieren will.


    Roz finde ich ganz großartig. Sie ist genau nach meinem Geschmack. Herrlich verrückt und verschroben. Vielleicht einen Tick zu verrückt oder unerwachsen.


    Sehr sympathisch kommt der Prof hier ja nicht gerade rüber. Der arme Cass tat mir schon leid, als er seinen Monolog über dieses Gedicht hielt und dachte, er hätte jetzt was ganz Tolles erzählt, und dann wird er so zusammengefaltet.


    Ich hatte mal so einen Matheprofessor. Genies sind so. Sie meinen das auch gar nicht böse. Für mich war das damals auch eine seltsame Erfahrung (die ich nicht missen möchte).




    Das Manische hat mit Manie garnichts zu tun, wie ich fälschlicherweise dachte, sondern:


    Vielen Dank für die Info. Ich lese meistens im Zug, weshalb ich alles Unbekannte erst mal überlese. Deshalb freue ich mich sehr über die Zusatzinformationen, die ihr hier sammelt.



    Ich glaube, dass sie eine Parallelwirtschaft zwischen dem Glauben an Gott und dem Glauben an die Liebe aufmacht.


    Hmmm... auch ein Ansatz. Vermutlich ist auch das beabsichtigt von der Autorin. Ebenso wie die Existenz Gottes nicht bewiesen werden kann, wird man sich vermutlich schwertun, die Existenz der Liebe zu beweisen, oder?


    Wer so lebhaft ist wie Roz und das Leben nimmt, wie es ist, für den muss ein verkopfter Mann einfach meschugge sein, der über das Leben stundenlang nachdenkt statt es zu leben. Eine wie Roz will ein Bier und einer wie Klapper fragt sich, ob er derjenige ist, der ein Bier möchte, bevor er es bestellt.


    :totlach:


    Ich halte es wie Roz und nach dem kurzen Auftritt ist auch mir Klapper eher unsympathisch. Nicht, dass ich ihm sein Forschungsgebiet nicht gönne. Aber wenn es heißt, dass er seine Studenten "erwählt" statt sie lehrt und dann auch noch ohne Abschluss hocken lässt, hat er meiner Meinung nach die universitäre Ausbildung missverstanden und schart bloß willige Jünglinge um sich.


    Hm.... eine universitäre Ausbildung wird er vermutlich tatsächlich missverstanden haben. Ich vermute, sie ist ihm schlichtweg egal. Er ist ein Genie und Genies ticken ein bisschen anders. Denen ist so etwas Greifbares wie ein Studienabschluß egal. Wichtig ist einem Genie seine "Sache".



    Gegen Ende von Kapitel VII taucht der Satz auf: Er hatte [i]Die Vielfalt religiöser Illusion[/i] geschrieben, um Lucindas Frage zu beantworten.  Ich bin auf die Suche nach dieser Frage gegangen, aber bin nicht fündig geworden. Auf welche Frage nimmt der Text hier Bezug?


    Doch... da war was. Muss ich nochmal nachlesen.


    Leichter wird es dann auch nicht, wenn man sieht, wie die einzelnen Denker der verschiedenen Richtungen sich gegenseitig beurteilen. Wie der junge Mann in der Kneipe, der von Klappers Seminar gar nichts hielt und auch Lucinda sagt klipp und klar, wie sie Religionswissenschaften einsortiert (Seite 134):
    Hab ich dir schon mal erzählt, dass ich am Anfang meines Studiums in Harvard nicht begreifen konnte, dass es einen Fachbereich Religionswissenschaften gibt? Warum nicht gleich Kurse über Astrologie und Alchemie, Chiromantie und Nakromantie? Und dann fand ich raus, dass man in Harvard sogar Theologie studieren kann. Wie können die sowas machen und gleichzeitg "Veritas" zu ihrem Motto erheben?


    Das fand ich so dermaßen hochnäsig von Lucinda. Fürchterlich diese Intoleranz!



    Und sie hat sein Buch gelesen, verstanden und wertschätzt es, obwohl es nicht ihr Thema ist. Für mich ein krasser Gegensatz zur doch recht herablassenden Lucinda.


    Genau das Gefühl hatte ich auch beim Lesen.


    Ihre Meinung zum Leiden ist ein emotionales und für mich sehr nachvollziehbares statement, herzhaft " Vorher kannte ich noch nichtmal den verdammten Begriff `Theodizee` ".


    Musste ich auch nachschlagen (genauso wie Tautologie :rollen:)



    Mein Kopf raucht schon wieder. Habe ich schon mal erwähnt, wie großartig das Buch ist?



    Bei meiner Suche nach dem Sinn und Glauben und wassolldasalles beschäftigte mich die Frage nach dem Bösen auch sehr stark und ich kam zu dem Schluß, daß ich zwar an eine unpersönliche gute Macht glauben kann, aber daß das Böse, so zielgerichtet und destruktiv wie es auftritt, für mich eine Person sein muß.


    Interessante Idee... damit habe ich mich ehrlich gesagt noch nie beschäftigt.



    Stimmt, aber genau darin liegt für mich zur Zeit das Problem mit dem Buch. Mir geht momentan genug Anderes im Kopf herum, um mich noch auf so viele geballte philosophische Fragen einzulassen. Ich werde das Buch auf alle Fälle weiter lesen, aber um es richtig zu begreifen, wird wohl nichts an einer Wieholek vorbei führen.


    Du, ich glaube, so geht es uns allen. Ich versuche gar nicht erst, alles zu begreifen.


    Was ich aber gerne verstehen würde, ist Dostojewskis Zitat, das Cass in seinem Buch verwendet hat:


    "Und wenn die Leiden der Kinder dazu verwendet werden, die Summe von Leiden vollzumachen, die für den Kauf der Wahrheit notwendig war, so behaupte ich, dass die ganze Wahrheit einen solchen Preis nicht wert ist."


    :confused:


    Großartig dann wieder Roz: "Eindeutiger als "Leiden ist schlecht" geht es kaum. Und selbst wenn die Leute is im Allgemeinen nicht für eineutig halten, begreifen sie es sofort, sobald sie die Leidenden sind. "Mein Leiden ist schlecht" ist für jeden eine Tautologie. Den möchte ich sehen, der sich im Todeskampf noch diesen Theodizeequatsch antut."


    Irgendwie haben beide recht: Roz und Cass.


    Liebe Grüße
    nimue

    Guten Morgen allerseits,


    in Kooperation mit dem Moewe-Verlag verlost Literaturschock drei Exemplare des Buches:


    1000 Gründe Fußball zu lieben: Legenden, Emotionen, unvergessene Momente von Lothar Berndorff und Tobias Friedrich.


    Umfang: 864 Seiten
    Einband: Broschur
    Ausstattung: mit zahlreichen s/w-Abbildungen
    Format: 13 x 20 cm
    Preis: Euro 9,95
    ISBN: 978-3-86803-223-9


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    Es gibt dazu drei Gewinnspiele, bei denen ihr mitmachen könnt (jeder darf bei jedem Gewinnspiel mitmachen, man kann aber nur einmal gewinnen):


    1. Verratet mir in diesem Thread, wer die WM 2010 gewinnt. Das Ergebnis ist hierbei egal.


    2. Verratet mir auf der Facebook-Fanseite von Literaturschock, wie Deutschland diesen Freitag im Spiel gegen Serbien abschneiden wird.


    3. Nehmt am Literaturschock-WM-Tippspiel teil und sammelt die meisten Punkte.


    Es kann jeweils nur einen Gewinner geben - bei mehreren korrekten Antworten entscheidet das Los.


    Unser herzlicher Dank gilt dem Moewe-Verlag für das Bereitstellen der Verlosungsexemplare und s²marketing für die Vermittlung.


    Ich wünsche uns allen eine schöne WM 2010.


    Liebe Grüße
    nimue

    Huhu liebe Leserunde,


    morgen kann ich ausführlicher auf eure Postings eingehen. Nur so viel: Was für ein unglaubliches Buch. Ich bin wirklich total fasziniert - aber auch ein bisschen erschlagen.


    Unheimlich gut hat mir Cass' Antwort auf Roz' Frage, was er gegen die Unsterblichkeit habe, gefallen:


    Zitat

    "Ich frage mich nur, ob es nicht zu einem angemessen objektiven Blick auf sich selbst gehört, dass man mit der eigenen Sterblichkeit zurande kommt. Man muss begreifen, dass man seine Zeit auf der Erde hat, so wie die anderen, die vorher da waren, und die, die nach einem kommen. Man ist noch nicht sei Ewigkeiten da, man ist jetzt hier, und schon bald wird man nicht mehr hier sein. Es ist nichts Besonderes, dass man zufällig der ist, der man ist. Es ist nichts Besonderes an der Zeit, in der man lebt, nur weil es zufällig die eigene Zeit ist."


    :herz: :anbet:


    Wahnsinn! Dieses Zitat kann ich mir immer wieder durchlesen und es rührt mich zu Tränen. Ich stimme Cass aus vollem Herzen zu. So wunderbar.

    Ich bin nicht ganz so gnädig wie Erendis.


    Meine Meinung:


    Es begab sich vor langer langer Zeit eine tragische Liebesgeschichte. Ränke wurden geschmiedet, es kamen eine rothaarige Maid niederen Standes, ein Burgherr und ein schwarzer Ritter vor. Einzig ein Lied auf den Lippen brachte die Maid Männerherzen zum erliegen, doch das Lied war es, das ihr zum Verhängnis wurde. Die missgünstige "Stiefmutter" (eigentlich die Ehefrau des Burgherren) wollte die Maid als Hexe brandmarken und tot sehen. Nur knapp entkam die Maid ihren Peinigern und wollte fortan ihren Namen rein waschen, damit sie zur Liebe ihres Lebens zurückkehren konnte. So oder anders muss es sich zugetragen haben.


    Unsere Maid, nennen wir sie Anna, muss mit Marthe verwandt sein, denn Anna ist taff (logisch), sie ist bildschön (natürlich), mutig (glasklar) und wird aus jeder brenzligen Situation wie durch ein Wunder gerettet. Als weitere Zutaten für einen historischen Schmöker nehme man:


    - ein Überfall auf das Dorf
    - ein paar Bösewichte mit Eiterbeulen und juckendem Ausschlag
    - die obligatorische Vergewaltigung mit ein paar vorangegangenen Fast-Vergewaltigungen
    - ein mysteriöser Unbekannter
    - eine ordentliche Portion Theatralik in den Dialogen
    - fürs Alibi: Einen Roten Faden, hier die Carmina Burana.


    Weder sprachlich noch inhaltlich konnte mich Julia Freidank von ihrem Buch überzeugen. Es gibt immer wieder ungelöste Handlungsstränge, vieles bleibt unklar (z.B. wie konnte Anna bei der Wasserprobe gerettet werden?). Bereits nach den ersten 10 Seiten weiß man eigentlich, wohin sich die Geschichte entwickeln wird. Trotzdem ist das Buch über weite Strecken recht spannend und damit als leichte Zwischendurchlektüre bei Strandbesuchen und ungnädig herabknallender Sonne durchaus zu empfehlen.


    Historisch gesehen kommt die großartig angekündigte Geschichte um die "Carmina Burana" viel zu kurz. Letzten Endes hätte man sich die zwei, drei Fakten auch bei Wikipedia anlesen können. Allerdings wäre einem da ein sehr interessanter Hauptcharakter entgangen: Raoul ist der Traum vieler schlafloser Nächte (o.k., nicht unbedingt meiner, aber ...) und insgesamt der vielschichtigste Protagonist des Buches. Anna kann alles und ist mutiger als jeder Mann. Stellt sich gegen Ritter, Burgherren und Geistliche und schnell gewinnt man den Eindruck, dass sie auch durch pures Handauflegen den Kölner Dom verrücken könnte, wäre er nicht zu weit von Kaltenberg entfernt.


    Leser historischer Romane werden von "Die Gauklerin von Kaltenberg" schwer enttäuscht sein. Leserinnen von historischen Liebesromanen werden vermutlich mehr mit dem Buch anfangen können. Für einen Erstling ganz ordentlich geraten und das Buch lässt sich auch recht flott lesen, aber insgesamt war es für mich doch eher enttäuschend.


    2ratten