Hallo!
Habe das Buch vor zwei Tagen beendet und meine erste Rezi überhaupt darüber geschrieben....hoffe sie gefällt euch. Infos über den Autor lasse ich hier aus, ebenso Seitenzahlen und Co - habe genau die selbe Ausgabe wie "Nichtraucher"
In der Ferne die Normandie
Hatten Sie schon mal das Gefühl, dass die ganze Welt ein einziger Witz ist, die sich über Sie lustig macht? Kennen Sie das Ohnmachtsgefühl dem Ganzen nichts entgegensetzen zu können? Keine Hoffnung mehr zu haben? Haben Sie sich schon mal hässlich gefühlt und ungeliebt? Verlassen?
Natürlich kennt ein jeder diese Tage in denen man in genau diesen Gefühlen zu ersticken droht, doch meist wird es besser. Meist.
Jonathan Hull erzählt in seinem Werk „In der Ferne die Normandie“ die Geschichte eines gewöhnlichen Jungen. Es ist eine Geschichte die sich sicherlich schon oft in den Vereinigten Staaten abgespielt hat:
Unglücklicher, von den Schulkameraden verachteter und gehänselter Junge, wird vom Vater verlassen, Mutter ist ein nervliches Wrack. Zu wenig Geld, zu wenig Ansehen, zu wenig Leben. Und dann der Amoklauf.
Viel zu oft lesen wir davon in den Zeitungen – „Jugendlicher bedroht Mitschüler mit Messer“. Haben Sie sich schon mal gefragt warum der Amokläufer „es“ getan hat? In diesem Buch finden Sie die Antwort.
Andrew wird – und das muss man Hull hoch anrechnen – nie zu einem Märtyrer stilisiert. Er ist sich seiner Taten durchaus bewusst, seine Rechtfertigungen leuchten teilweise ein, ein anderes Mal klingen sie nur scheinheilig, als würde er sich selbst etwas vormachen. Er bereut nichts, er ist nicht einsichtig, er trinkt Alkohol, raucht Gras, stiehlt Cds. Andrew ist kein Engel – er ist menschlich. Und genauso wird er dargestellt.
Schließlich verbannt Andrews Mutter ihren Schützling zu dessen Großvater. Mead hat auch seine Probleme – genauso wie Andrew. Die beiden leben nebeneinander her, jeder verstrickt in seine eigenen Probleme und Ängste. Bis sie entdecken dass sie gar nicht so verschieden sind.
Dieser Roman lässt nicht viel Platz für großartige Kritik. Ein störender Faktor war jedoch, dass der Autor zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit (von der es wiederum zwei gibt – die des jungen Großvaters im zweiten Weltkrieg und die Kindheit Andrews) herumspringt und scheinbar nicht zur Ruhe kommt. Das ist schade, da das Werk in einem sehr ruhigen, unaufgeregten Stil geschrieben ist, der durch diese Störungen nicht ganz zur Geltung kommen kann.
Dieser Roman hat keine Lösung parat. Es wird nicht moralisiert, nicht gewertet. Die Situation ist nun mal die, in der wir gerade stecken, und daran lässt sich nichts ändern.
„„Es gibt immer einen Ausweg“, sagte Mead. „Meistens sieht es schlimmer aus als es ist. Und alles geht vorüber. Alles.““
In diesem Zitat liegt das Fazit dieses außergewöhnlichen Buches, dies ist die kleine Nachricht die uns Jonathan Hull mit auf den Weg gibt.
Es geht um Liebe und Verständnis, es geht darum loslassen zu können. Es geht um den Krieg – sei es auf dem Schlachtfeld in der Normandie oder auf der Junior High in New York. Und es geht darum, mit der eigenen Vergangenheit und Schuld fertig zu werden.
Jonathan Hull hat es geschafft – ohne Kitsch und Sentimentalität hat er uns gezeigt wie man auch den schlechtesten Tag, das schlechteste Monat oder sogar Jahr überstehen kann. Er hat es geschafft uns zu zeigen warum es sich lohnt zu leben.