Beiträge von René Bote

    Für mich ist es mittlerweile lieb gewordene Tradition, mich an den Adventskalendern in zwei anderen Bücherforen zu beteiligen. Die Geschichte hier ist mein Beitrag vom letzten Jahr, vielleicht versüßt sie ja auch hier dem einen oder anderen den Start in den Advent.


    40 Kilometer durch drei Städte, über Stadt- und Landstraßen, zwischendrin auch mit einigen Höhenmetern – der Tisch war gedeckt für ein durchaus anspruchsvolles Radrennen. Das Rennen am zweiten Weihnachtstag hatte Tradition und sollte noch einmal ein Höhepunkt des Radsportjahres für alle Altersklassen werden. Je nach Alter variierte die Strecke, die Erwachsenen fuhren die Runde zweimal, die Kleinen durften Abkürzungen nehmen und sparten sich die Steigung.


    In der Altersklasse der vierzehn- und fünfzehnjährigen Mädchen war der Favoritenkreis eng eingegrenzt: Charlotte Hagen, Lotta genannt, vom RV 28 und die Halbitalienerin Gina Villa aus der Radsportabteilung des örtlichen Triathlonvereins Tri-Club waren in diesem Jahrgang das Beste, was Westdeutschland an Radrennfahrerinnen zu bieten hatte. Alle, die sich in der Szene auskannten, gingen davon aus, dass sie Gold- und Silbermedaille in die Stadt holen würden. Spekuliert wurde nur, welche den ersten Platz machen würde, die Chancen schienen etwas besser für Gina, die bei den letzten beiden Vergleichen die Nase vorn gehabt hatte. Ohne dass das ihre Leistung schmälern sollte, musste man allerdings festhalten, dass Lotta sich nach den Sommerferien im Schulsport den Fuß verstaucht und durch die Verletzung Trainingsrückstand angesammelt hatte.


    „Wie fühlst du dich?“, fragte Lottas Vater, der auch ihr Trainer war. „Gut“, antwortete Lotta. „Ich schätze, ich bin wieder bei 100 Prozent.“ „Bring es auf die Strecke!“, forderte ihr Vater. „Du bist besser als Gina, zeig ihr, wo sie steht, wenn du fit bist!“ Lotta nickte. „Ich gebe mein Bestes“, versprach sie.


    Ihr Vater ging mit ihr noch mal die Strecke durch und fragte sie ab, wie sie die einzelnen Abschnitte angehen sollte. Die Kräfte einteilen, sich nicht auf wahnsinnige Duelle einlassen, aber gleichzeitig Ausbruchsversuche verhindern, um keinem Rückstand hinterherzuhecheln – Lotta kannte das alles, aber sie wusste auch, dass der Plan ganz schnell Makulatur sein konnte. Sie war ja nicht allein auf der Strecke, und sie konnte nicht sicher sein, was die anderen Fahrerinnen machen würden. Sie würde ihre Situation einschätzen und ihre eigenen Entscheidungen treffen müssen, das konnte ihr Vater ihr nicht abnehmen.


    Sie kannte den Kurs, war das Weihnachtsrennen im Vorjahr schon gefahren und hatte gewonnen, mit zwei Radlängen Vorsprung auf Gina. Auch da hatten sie ihre Altersklasse schon dominiert, obwohl sie zu den jüngeren Fahrerinnen gehört hatten. Trotzdem war sie in den letzten Wochen mehrfach die komplette Strecke gefahren, um sicher zu sein, dass sie alles frisch im Gedächtnis hatte. Im Duell mit Gina zählten Nuancen, ein kurzes Abweichen von der Ideallinie, weil ihr zu spät klar wurde, ob es an einer Gabelung rechts oder links ging, konnte sie den Sieg kosten.


    Eine Lautsprecherstimme forderte die Fahrerinnen auf, sich am Start zu versammeln, und die Jungen, die im nächsten Rennen starten würden und sich noch warm machten, die Strecke zu räumen. Ein Stück weiter vorne stand der Führungswagen, der vor den ersten Fahrerinnen bleiben würde, das Schlussfahrzeug stand in einer Einfahrt und würde sich einreihen, wenn die letzten Mädchen gestartet waren. Das alles war eine Nummer kleiner als bei einem Profirennen, aber der Ausrichter tat doch das Mögliche, um allen Fahrerinnen und Fahrern optimale Bedingungen zu bieten.


    Gerüchteweise waren die Veranstalter früher am Morgen noch unsicher gewesen, ob sie das Rennen überhaupt durchführen konnten. Es war kalt, die Temperaturen lagen um den Gefrierpunkt, und niemand wollte dafür verantwortlich sein, wenn es wegen Glätte einen Massensturz gab. Aber nachdem die Strecke begutachtet und in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung ein Streufahrzeug durchgeschickt worden war, sprach nach Ansicht der Ausrichter nichts mehr dagegen, den Startschuss zu geben.


    Lotta wäre traurig gewesen, wenn das Rennen ausgefallen wäre. Gerade weil sie bei den letzten Rennen gehandicapt gewesen war, hatte sie sich darauf gefreut, noch mal ein Rennen fahren zu können, ehe es bis Ende März in die Pause ging. So lange würde es kein Rennen geben, der Schwerpunkt der Saison lag zwischen Mai und Ende September. Natürlich würde sie trainieren, aber das war nicht das Gleiche.


    „Toi, toi, toi!“, sagte ihr Vater. „Du packst das!“ Lotta nickte und schlug gegen die Hand, die er ihr hinhielt. Dann schob sie ihr Rad zum Start und sicherte sich einen Platz weit vorne im Feld. Wenn es nach ihrem Vater gegangen wäre, hätte sie sich schon lange bereitgemacht, um wirklich direkt an der Startlinie zu stehen. Zwar wurde die Zeit mit Hilfe eines Chips im Schild mit der Startnummer gemessen und startete bei jeder Fahrerin erst, wenn sie tatsächlich über die Startlinie rollte, aber je weiter vorne sie startete, desto geringer war die Gefahr, ein paar Sekunden zu verlieren, weil andere ihr im Weg waren. Doch die Veranstalter hielten den Startbereich frei, bis es ernst wurde, so war Lotta und ihrem Vater nichts anderes geblieben, als sich einen Platz zum Warten zu suchen, der eine möglichst günstige Ausgangsposition bot.


    Weil Gina es genauso hielt, begegneten sie sich auf dem Weg zur Startzone und standen schließlich nebeneinander in der ersten Reihe. „Viel Glück!“, sagte Gina. „Auf ein gutes Rennen!“ Sie lächelte dabei, und Lotta wusste, dass sie es ehrlich meinte. Natürlich wollte Gina gewinnen, aber sie war eine faire Sportlerin. „Ja, auf ein gutes Rennen“, antwortete Lotta. „Dir auch viel Glück.“ Auch sie meinte es so, wie sie es sagte, und wenn Gina sie schlug, würde sie das akzeptieren, auch wenn sie bis zur Ziellinie alles geben würde, um es zu verhindern.


    Sie sah, dass ihr Vater das kurze Gespräch bemerkt hatte und es argwöhnisch beobachtete. Sie wusste, dass es ihm nicht gefiel, sie sollte sich auf sich konzentrieren und sich nicht in die Karten schauen lassen. Als ob sie das nicht trennen konnte! Sie war doch keine Anfängerin mehr! Außerdem kannte sie Gina inzwischen so lange, sie wusste, dass die nicht versuchen würde, derart hinterlistig ihre Schwächen auszuforschen.


    ***


    Lotta kam gut weg und hielt sich vom Start weg in der Spitzengruppe. Insgesamt gingen rund 60 Fahrerinnen auf die Strecke, ein knappes Dutzend setzte sich etwas vom Feld ab. Die meisten aus dieser Gruppe kannte Lotta flüchtig, sie waren alle schon lange dabei und fuhren die meisten Rennen in der Region mit. Aber sie waren doch eine Liga unter ihr und Gina, deshalb war die Konkurrenzsituation nicht zu vergleichen.


    Während der Vorsprung auf das Hauptfeld kontinuierlich wuchs, blieb die Spitzengruppe als solche recht eng zusammen. Lotta teilte sich ihre Kräfte ein, und sie sah, dass auch Gina bewusst noch nicht versuchte, sich abzusetzen. Hinter ihr war eine Fahrerin aus Ostwestfalen, sie versuchte, sich abwechselnd bei Lotta und Gina im Windschatten zu halten. Ein Mädchen, von dem Lotta wusste, dass es aus Leverkusen kam, obwohl es für einen Verein aus Ratingen fuhr, wagte einen halbherzigen Ausbruchsversuch, brach aber nach wenigen hundert Metern ab.


    Zur Hälfte der Strecke zog Lotta das Tempo etwas an. Es war kein regelrechter Ausbruchsversuch, nur das kleine bisschen mehr, das die anderen – außer Gina natürlich – nicht auf Dauer würden mitgehen können. Die meisten blieben deshalb auch bei ihrem Tempo, nur Stacy Günzel, die irgendwo am Niederrhein zu Hause war, versuchte, sich dranzuhängen. Und Gina natürlich, sie nahm Lottas Temposteigerung als Signal, ebenfalls etwas fester in die Pedale zu treten. Lotta nahm aber an, dass sie von vornherein so geplant hatte, sie kannte Gina lange genug, um deren Taktik einzuschätzen. Auch deshalb war es zwecklos, vor dem Start einen auf emotionale Eiszeit zu machen, sie fuhren zu lange gegeneinander, um sich noch gegenseitig überraschen zu können.


    Über eine Strecke von vier oder fünf Kilometern arbeiteten sie sich zu dritt einen Vorsprung gegenüber den Verfolgerinnen aus der Spitzengruppe heraus. Es waren wohl schon einige Minuten, die sie der Spitzengruppe voraus waren, schätzte Lotta, und sie nahm an, dass die wiederum mindestens genauso viel Vorsprung auf das Hauptfeld hatte. Nachprüfen konnte sie es nicht, sie hatte keine Verbindung zu ihrem Vater, über die er ihr ihre Zeit und die der anderen hätte mitteilen können. Auch die Veranstalter hatten keine Displays aufgestellt, um den Fahrerinnen die Zwischenzeiten anzuzeigen. Nur Schilder mit der verbleibenden Entfernung zum Ziel gab es hin und wieder.


    Noch dreizehn waren es, als Stacy zurückfiel. Sie hatte viel investiert, aber Lotta und Gina hatten keine Schwäche gezeigt. Jetzt musste Stacy eine Entscheidung treffen, ob sie alles auf eine Karte setzten wollte, und entschied sich für das, was realistisch war. Sie konzentrierte sich darauf, den bis jetzt gegenüber den nächsten Verfolgerinnen herausgefahrenen Vorsprung zu halten, um so am Ende den dritten und letzten Podestplatz zu sichern. Dass sie weiter darauf hoffte, dass Lotta und Gina schwächelten, war klar, aber das würde ihr nur etwas nützen, wenn sie selbst dann noch etwas zuzusetzen hatte.


    Lotta war entschlossen, es nicht dazu kommen zu lassen. Sie fühlte sich gut, sie hatte gut trainiert in den letzten Wochen und war nach der Verletzung im Sommer wieder bei hundert Prozent angekommen. Natürlich spürte sie die gefahrenen Kilometer, aber das war normal. Es gab keinen Grund, zu befürchten, dass ihr auf den letzten Metern die Kraft ausgehen würde. Sie würde das Tempo halten und im richtigen Moment noch einmal zulegen.


    ***


    Zehn Kilometer vor dem Ziel schienen Lotta und Gina ungefährdet den ersten beiden Plätzen auf dem Siegertreppchen entgegenzufahren. Der Vorsprung war beträchtlich, soweit sie das einschätzen konnten, selbst Stacy war zu weit hinter ihnen, um sie noch im Endspurt abzufangen.


    Auf einer kurvigen Landstraße passierten sie das Ortsschild ihrer Heimatstadt. Zu beiden Seiten erstreckten sich Felder, bis zu den ersten Siedlungen am Stadtrand war es bestimmt noch ein Kilometer. Leichter Nebel waberte über den Äckern, und nichts war zu hören außer dem Sirren der Reifen, dem keuchenden Atem und ein Stück vor ihnen das Summen des elektrisch betriebenen Führungsfahrzeugs.


    Im Moment hatte Gina einige Meter Vorsprung, aber das hieß nichts. Lotta kannte das schon, auch bei anderen Rennen, die sie gegeneinander gefahren waren, war es so gewesen. Mal war sie einen Hauch vorne, mal Gina, es wechselte auch während eines Rennens, und es war nur die Frage, wer am Ende zur richtigen Zeit in den Schlussspurt ging.


    Vorne am Führungsfahrzeug wurde das Fenster auf der Beifahrerseite heruntergelassen. Lotta dachte sich nichts dabei, vielleicht brauchten die beiden Männer da drin einfach frische Luft. Doch dann kam eine Hand aus dem Fenster und warf irgendwas nach draußen. „Ferkel!“, ging es Lotta durch den Kopf. Was genau der Beifahrer auf die Straße entsorgt hatte, hatte sie nicht erkennen können, sie tippte auf eine Zigarettenkippe. Bescheuert war es auf jeden Fall.


    Gina war wohl nicht gefährdet, getroffen zu werden, das Führungsfahrzeug war weit genug vor ihr. Trotzdem wich Gina aus, im Grunde war das richtig. Auch ein kleiner Gegenstand konnte die dünnen Rennradreifen aus der Spur bringen, und wenn es keine Kippe war, sondern etwas Scharfes, konnte der Reifen auch kaputtgehen. Das würde richtig Ärger geben für den Beifahrer, der damit ja auch auf eine nicht hinnehmbare Weise ins Rennen eingriff. Gina musste von der Ideallinie weggehen, durch das instinktive Ausweichmanöver geriet sie in der gezogenen Linkskurve, die die Straße an dieser Stelle machte, weit nach rechts. Davon hätte Lotta profitieren können, sie war weit genug weg, um den weggeworfenen Gegenstand rechtzeitig einzukalkulieren; so hätte sie mit allenfalls minimalem Ausweichen an der Kurveninnenseite bleiben und einige Meter gutmachen können.


    Dass sie das so oder so nicht ausgenutzt hätte, weil es unfair gewesen wäre, würde nie jemand erfahren, denn im nächsten Augenblick war die Überlegung Makulatur. Gina rutschte das Rad unter dem Körper weg, beide Räder brachen ohne Vorwarnung nach rechts, zum Fahrbahnrand hin, aus. So schnell konnte Gina gar nicht darauf reagieren, sie stürzte, kam zuerst mit dem Knie auf und krachte dann schwer auf die Hand, mit der sie den Sturz reflexhaft abfangen wollte.


    Dass sie das Knacken der Knochen hörte, bildete Lotta sich vielleicht nur ein, aber dass Gina diesen Sturz mit einem gebrochenen Handgelenk bezahlt hatte, stand für sie außer Zweifel. Dafür brauchte es nicht erst den Schmerzensschrei von Gina, die liegen blieb, wie sie aufgekommen war, und mit der rechten Hand das Gelenk der linken umklammerte.


    Das begreifen und handeln waren eins. Lotta zog die Bremsgriffe durch und löste mit einer Fußdrehung die Rasten, die die Schuhe mit den Pedalen verbanden. Sie schob das Rad zum Straßenrand, legte es ins Gras und lief weiter zu Gina. Dabei erkannte sie, was ihrer stärksten Konkurrentin zum Verhängnis geworden war: Ein schmaler Streifen am Straßenrand war mit Raureif überzogen und höllisch glatt. Offenbar hatte das Streufahrzeug in der Kurve den Straßenrand nicht erwischt, und entweder hatte der Fahrer es nicht bemerkt, oder er hatte gedacht, dass es egal war, weil die Ideallinie ohnehin auf der anderen Straßenseite lag.


    Für den Moment war zweitranging, warum nicht gestreut worden war. Lotta arbeitete sich zu Gina vor und ging dabei im Gras neben der Straße, um nicht selbst auszurutschen. Die Radschuhe waren nicht fürs Laufen gemacht, die Sohle aus Hartplastik und Metall bot keinen verlässlichen Halt.


    Vorsichtig hob Lotta Ginas Rad an, zog es zwischen Ginas Beinen weg und legte es zur Seite. Zum Glück war das Rad wie die meisten Rennräder auf ein geringes Gewicht optimiert, sonst hätte Lotta es kaum geschafft, ohne Gina noch zusätzlich wehzutun. Mühsam setzte Gina sich auf, gestützt von Lotta, die aufpasste, dass ihre Konkurrentin sich nicht versehentlich auf die verletzte Hand stützte.


    Schließlich saß Gina einigermaßen bequem, und Lotta überlegte, was sie nun tun sollte. Natürlich hatte sie kein Handy bei sich, konnte also auch nicht um Hilfe telefonieren. Hatten die Leute aus dem Führungsfahrzeug wenigstens gemerkt, was sie angerichtet hatten, und angehalten? Sonst hatte sie nur noch die Wahl, Gina zurückzulassen, um zum nächsten Haus zu fahren, oder eine der anderen Fahrerinnen anzuhalten.


    Sie schaute die Strecke entlang und sah, dass das Führungsfahrzeug angehalten hatte. Die beiden Männer hatten also zumindest gesehen, dass sie die Fahrerinnen abgehängt hatten, und warteten, dass sie wieder aufschlossen. Wahrscheinlich hatten sie auch den Sturz gesehen, ein Auge mussten sie ja zwangsläufig auf den Rückspiegel haben, aber vielleicht schätzten sie die Lage nicht so dramatisch ein und dachten, Gina könnte nach einer kurzen Pause weiterfahren.


    Mit einer Hand winkte sie in Richtung des Fahrzeugs, dass jemand kommen sollte, während sie gleichzeitig schaute, welche Mittel sie hatte, um Gina zu helfen. Aus einem Erste-Hilfe-Kurs in der 4. Klasse wusste sie, dass das verletzte Gelenk stabilisiert werden musste, aber womit? Sie hatte nichts dabei, was sich dafür geeignet hätte.


    Während sie noch überlegte, näherte sich aus der Richtung, aus der sie und Gina gekommen waren, eine einsame Radfahrerin. Stacy! Sie hatte in der Zwischenzeit vielleicht eine Minute Rückstand angesammelt auf das bisherige Spitzenduo, mehr Zeit konnte nicht vergangen sein seit Ginas Sturz, auch wenn es sich anders anfühlte. Von den übrigen Verfolgerinnen war noch nichts zu sehen, offensichtlich hatte Stacy den Vorsprung auf die Plätze vier und weiter halten können.


    Stacy sah die beiden Konkurrentinnen am Straßenrand sitzen und verlangsamte ihre Fahrt. „Vorsicht!“, rief Lotta ihr zu. „Am Rand ist’s glatt!“ „Hat’s dich deswegen runtergehauen?“, fragte Stacy, als sie Lotta und Gina erreicht hatte. Gina nickte mit zusammengebissenen Zähnen. „Sie hat sich die Hand gebrochen“, erklärte Lotta. „Kannst du denen da im Auto sagen, sie sollen kommen? Scheint so, als hätten sie nicht gemerkt, dass Gina verletzt ist.“ „Das müssten sie doch gesehen haben!“, wunderte Stacy sich. „Okay, ich schicke sie her.“ „Danke“, sagte Lotta. „Du brauchst dann auch nicht zurückzukommen, es reicht, wenn das Rennen für uns gelaufen ist.“ „Sicher?“, fragte Stacy, sichtlich hin- und hergerissen. Es war ihre Chance, ein Rennen ganz vorne zu beenden, aber sie wollte fair gewinnen. „Du kannst nichts dafür“, betonte Lotta, der es an Stacys Stelle sicherlich ähnlich gegangen wäre. „Du musst nicht verzichten, und wir kommen zurecht.“


    Stacy nickte und machte sich auf den Weg. Als sie sich dem Führungsfahrzeug näherte, fuhr es wieder an, Fahrer und Beifahrer hatten offenbar tatsächlich nichts begriffen. Aber Stacy rief und winkte, dass sie anhalten sollten, und schließlich trat der Fahrer auf die Bremse. Zum Glück war Stacy schräg hinter dem Auto, sonst wäre sie womöglich noch ins Heck geknallt. Schlitternd hielt sie an der Beifahrerseite, und Lotta sah, wie sie mit dem Mann dort sprach. Es zog sich, Lotta wusste nicht, ob die beiden Männer nicht begriffen, oder ob sie nicht wussten, wie sie ihrer Verantwortung gerecht werden sollten.


    Dann endlich stieg der Beifahrer aus, wobei er fast noch Stacy die Tür vor die Brust knallte. Er war echt ein Anfänger, und kurz fragte Lotta sich, ob es nicht doch besser wäre, Gina ohne seine Hilfe zu versorgen. Sie sah, dass Stacy noch einmal in ihre Richtung schaute, wie, um sich zu vergewissern, dass es wirklich in Ordnung war, wenn sie weiterfuhr und das Rennen gewann. Sie nickte und lächelte leicht, ja, es war okay.


    Noch etwas zögernd nahm Stacy wieder Tempo auf. Auch der Führungswagen fuhr wieder an, nachdem der Beifahrer noch einen Rucksack mit Erste-Hilfe-Material von der Rückbank geklaubt hatte. Er setzte sich vor Stacy und entfernte sich zügig.


    Das bedeutete, dass Gina einige Zeit würde warten müssen, bis sie abgeholt wurde, denn das nächste Begleitfahrzeug war hinter der allerletzten Fahrerin, und erfahrungsgemäß gab es immer die eine oder andere, die dem Feld weit hinterherhing. Oder wollte der Beifahrer einen Rettungswagen rufen? Ins Krankenhaus musste Gina auf jeden Fall, damit die Hand geröntgt und fachgerecht behandelt wurde.


    Eine große Hilfe war der Mann Lotta nicht. Vielleicht kam es ihr auch nur so vor, weil sie immer noch stinkig war wegen seines Umweltfrevels, der das Unglück überhaupt erst ausgelöst hatte. Immerhin hatte er genug Mullbinden im Rucksack, um die verletzte Hand zu schienen. Allerdings fehlte es an einem langen, festen Gegenstand, den man als Schiene benutzen konnte, da war nichts Passendes im Rucksack, und auf dem Acker brauchte man wohl auch nicht nach einem Stock zu suchen. Doch Lotta hatte eine Idee, sie nahm ihre Wasserflasche aus der Halterung am Rahmen ihres Fahrrads. Die hatte nicht die optimale Form, aber Lotta schaffte es, sie so an Ginas Arm zu fixieren, dass das Gelenk nicht mehr bewegt werden konnte.


    Der Mann aus dem Begleitfahrzeug kam immerhin auf die Idee, eine dieser Foliendecken herauszukramen, die dazu dienten, Verletzte vor Unterkühlungen zu bewahren. Die konnten Lotta und Gina brauchen, sie waren mit Radlerhose und Trikot nur leicht bekleidet, und nach 30 Kilometern Radrennen waren sie natürlich auch durchgeschwitzt. Noch wirkte die Anstrengung nach und hielt die Mädchen warm, aber das würde sich schnell ändern.


    Lotta breitete die Decke auf dem Boden aus, sodass sie und Gina einen Rand als Unterlage unter dem Po nutzen konnten. Sie rückte dicht an Gina heran, dicht wie an eine gute Freundin, so hatten beide Platz unter der Folie und konnten sich sogar gegenseitig etwas wärmen.


    Während sie sich so gut wie möglich einkuschelten, rauschte die Spitzengruppe an ihnen vorbei. Lotta schaute kaum auf, bekam aber mit, wie zwei Mädchen einen Sprint anzogen, sowie sie die Situation erfassten. Der Gedankengang war klar: Für Lotta und Gina war das Rennen gelaufen, das hieß, dass nun Stacy die Führende war, und sie abzufangen, lag eher im Bereich des Möglichen. Sollten sie, für Lotta ging es in diesem Moment nur um Gina.


    Für den Beifahrer des Begleitfahrzeugs gab es nicht mehr viel zu tun. Immerhin rief er die Rennleitung an, um sie über den Unfall zu verständigen. Die Rennleitung würde wiederum Ginas Trainer informieren, und Lotta rief dem Mann zu, dass sie am Start und Ziel nicht vergessen sollten, auch ihrem Vater Bescheid zu sagen, dass sie bei Gina blieb. Danach hieß es warten.


    ***


    Die Veranstalter dachten mit. Statt Lotta und Gina auf das Begleitfahrzeug hinter den letzten Fahrerinnen warten zu lassen, schickten sie einen Wagen auf dem kürzesten Weg zum Unfallort. Es dauerte etwas über zehn Minuten, bis ein Kompaktwagen über einen Feldweg gerumpelt kam, der eigentlich nur für landwirtschaftliche Fahrzeuge freigegeben war, und auf die Landstraße einbog. Gleich darauf hielt er bei den beiden Mädchen.


    Am Steuer saß eine Frau um die dreißig, wahrscheinlich eine Helferin, die man woanders abgezogen hatte. Das Auto war vermutlich ihr privates und auf jeden Fall zu klein, um die Räder mitzunehmen. Das machte aber nichts, wichtig war, dass Gina schnell zu einem Arzt kam. Selbst Lotta hätte nicht unbedingt mitfahren müssen, sie hätte auch weiterradeln können, entweder auf der Rennstrecke oder auf dem direkten Weg. Aber sie fand es besser, Gina nicht allein zu lassen, und die Frau, die sie abholte, Mareike hieß sie, war einverstanden. Die Fahrräder würde das letzte Begleitfahrzeug einsammeln, der Beifahrer des Führungsfahrzeugs „durfte“ sie so lange bewachen.


    Mareike bemühte sich um eine erschütterungsfreie Fahrt, damit Gina keine zusätzlichen Schmerzen leiden musste. Ganz vermeiden ließ es sich leider nicht, einige Straßenstücke waren so krumm und buckelig, dass Mareike unmöglich allen Unebenheiten ausweichen konnte. Aber Gina biss die Zähne zusammen, mehr als ein schmerzliches Zischen kam ihr nicht über die Lippen, und das auch nur, als Mareike aufgrund der Lichtverhältnisse eine Kante im Asphalt übersah. Lotta fand, dass Gina sich tapfer hielt, die Schmerzen im Handgelenk mussten doch beträchtlich sein.


    Am Start und Ziel des Rennens wurde Gina bereits erwartet. Man hatte einen Parkplatz freigehalten für Mareike, sodass Gina nicht elend weit laufen musste, und als Mareike den Wagen in die Parklücke rangierte, eilten Ginas Eltern und auch ihr Trainer heran. Ginas Mutter schien sich auf Gina stürzen und sie in die Arme schließen zu wollen, erinnerte sich aber gerade noch rechtzeitig daran, dass das Ginas Handgelenk nicht guttun würde. Also legte sie Gina nur ganz vorsichtig einen Arm um die Schultern. „Was ist passiert?“, fragte sie besorgt. „Weggerutscht“, antwortete Gina knapp. „Da ist was aus dem Auto vor uns geflogen, ich wollte ausweichen.“ „Aus dem Begleitauto?“, hakte ihr Trainer nach. „Unmöglich!“ „Ich hab’s gesehen“, sprang Lotta Gina bei. „Der Beifahrer hat was aus dem Fenster geworfen. Gina ist nach ganz rechts rüber, und da am Rand war die Straße glatt.“


    Ginas Trainer warf ihr einen Blick zu, der einen leichten Unwillen nicht verbergen konnte. Dass sich ausgerechnet die schärfste Konkurrentin nach dem Sturz um Gina gekümmert hatte, passte ihm nicht, aber er konnte schwerlich etwas dagegen sagen. „Wenn das stimmt“ – was sollte der Zweifel, Lotta wusste, was sie gesehen hatte? – „dann muss ich mit der Rennleitung reden, damit sie den Mann abziehen“, sagte er. „Das ist unverantwortlich. Und sie müssen Gina als Siegerin werten, sie war klar vorne.“ „Charlotte war nur ganz knapp hinter mir“, korrigierte Gina ihn sofort. „Du kannst nicht wissen, ob ich gewonnen hätte oder sie.“ „Ist doch jetzt egal!“, ging Ginas Vater dazwischen. Der Trainer hatte ihn offenbar für einen Moment überrumpelt, jetzt rückte er die Prioritäten zurecht. „Wir bringen Gina ins Krankenhaus, alles andere kann man später klären.“ „Wohin bringen Sie sie?“, fragte Lotta spontan. Ginas Vater überlegte kurz. „Elisabeth-Klinikum“, sagte er dann. „Ist von hier aus am nächsten.“ Warum Lotta das wissen wollte, fragte er nicht, und genau wusste sie es selbst nicht. „Mach’s gut!“, sagte sie noch zu Gina. „Ich hoffe, du bist schnell wieder gesund.“


    ***


    Das Rennen lief noch. Den Sieg hatte Stacy eingefahren, und auch die Platzierungen dahinter standen fest, aber einige Nachzüglerinnen waren noch auf der Strecke.


    Lotta schlängelte sich zum Start- und Zielbereich durch, suchte und fand Stacy, die ausgepumpt auf dem Bordstein hockte, und gratulierte ihr zum Sieg. „Danke“, sagte Stacy und lächelte schwach. „Weiß selbst noch nicht, ob ich mich freue, irgendwie schon, aber ich hätte nicht gewonnen, wenn Gina nicht diesen Unfall gehabt hätte. Wie geht’s ihr?“ „Sie ist auf dem Weg ins Krankenhaus“, antwortete Lotta. „Aber ich glaube, es ist nicht allzu schlimm.“


    Sie verabschiedete sich von Stacy und suchte ihren Vater. Sie hatte so eine Ahnung, dass sie ihn in der Nähe der Rennleitung finden würde, weil dort eventuelle Nachrichten einlaufen würden. Außerdem hatte er so keinen langen Weg, wenn er die Wertung des Rennens beanstanden wollte. Lotta vermutete, dass er da ganz ähnliche Gedanken hatte wie Ginas Trainer, aber das würde sie ihm austreiben. Klar, sie und Gina waren weit vor den anderen gewesen, es sprach viel dafür, dass sie den Sieg unter sich ausgemacht hätten, aber eine Garantie gab es nicht dafür. Sie hätte auch selbst noch einen Unfall haben oder schlicht und ergreifend abbauen können, sodass sie doch noch abgefangen wurde. Sie hatte das Rennen abgebrochen, um Gina zu helfen, also fiel sie aus der Wertung, Punkt.


    Tatsächlich fand sie ihren Vater wenige Schritte von dem zu einer Seite offenen Zelt entfernt, in dem die Rennleitung untergebracht war. Er entdeckte sie ihm gleichen Moment und schaute ihr verärgert entgegen. „Schöner Mist!“, empfing er sie. „Warum bist du nicht weitergefahren?“ „Weil Gina Hilfe gebraucht hat“, antwortete Lotta. „Ich kann sie doch nicht einfach liegen lassen!“ „Hätte sie das für dich auch gemacht?“, sagte ihr Vater. „Bestimmt nicht! Auf der Strecke ist jeder für sich selbst verantwortlich. Du hättest weiterfahren müssen! Einen Rennsieg wirft man nicht einfach weg! Außerdem war doch das Begleitfahrzeug da!“ „Der Blödmann im Auto war doch schuld, dass Gina gestürzt ist“, gab Lotta zurück. „Trotzdem“, beharrte ihr Vater. „Du kümmerst dich um dich, um nichts anderes! Wenn du keinen Ehrgeiz hast, kannst du auch gleich aufhören.“ „Natürlich hab ich Ehrgeiz!“, verwahrte Lotta sich. Der Vorwurf traf sie, aber gleichzeitig hatte sie dieses übertriebene Konkurrenzdenken so satt. „Aber ich will nicht um jeden Preis gewinnen. Nicht, indem ich einfach vorbeifahre, wenn jemand Hilfe braucht.“


    Damit wandte sie sich ab, ihr Vater sollte nicht sehen, dass die Wut ihr Tränen in die Augen steigen ließ. „Ich fahre allein nach Hause!“, sagte sie noch, dann ließ sie ihren Vater stehen.


    ***


    Am späten Vormittag war Lotta wieder zu Hause. Sie hatte noch die Siegerehrung abgewartet, dann hatte sie sich aufs Rad geschwungen. Obwohl ihr das zu drei Vierteln gefahrene Rennen in den Beinen steckte, hatte es sie nicht auf kürzestem Weg nach Hause gezogen. Lieber war sie noch ein bisschen durch die Gegend geradelt, in lockerem Tempo, und als sie am Bahnhof vorbeigekommen war, hatte sie sich spontan einen Kakao geholt.


    Natürlich versuchte ihr Vater, noch einmal mit ihr über das Rennen zu sprechen, aber sie würgte ihn kurzerhand ab. Sie wusste, dass sie bis zu Ginas Sturz ein gutes Rennen gefahren war, mit guten Aussichten, sich am Ende gegen Gina durchzusetzen und den Pokal zu holen. Aber es war richtig gewesen, nicht weiterzufahren, davon war sie überzeugt; bei allem Ehrgeiz, das Beste aus sich rauszuholen und die bestmöglichen Platzierungen einzufahren, gab es Dinge, die wichtiger waren. Anders als ihr Vater glaubte sie auch nicht, dass Gina umgekehrt anders gehandelt hätte. Sie kannte ihre Konkurrentin nun schon so lange, und auch wenn die Erwachsenen die Konkurrenz in den Vordergrund stellten, gab es die kleinen Momente, die Lotta sagten, dass Gina in Ordnung war. Auch Gina wollte gewinnen, und sie war bereit, sich dafür zu plagen, aber nicht um jeden Preis.


    Nach dem Mittagessen fuhr Lotta wieder los, diesmal allerdings mit ihrem City Bike, das sie privat benutzte. Das Rennrad hatte weder Beleuchtung noch Reflektoren oder eine Klingel, eigentlich hätte sie damit gar nicht nach Hause fahren dürfen. Zügig radelte sie durch die Straßen, auf denen am zweiten Weihnachtsfeiertag nicht viel los war, und bog schließlich in die Zufahrt zum Elisabeth-Klinikum ein. Hier musste sie aufpassen, offenbar besuchten viele Freunde oder Verwandte, die das Pech hatten, die Feiertage im Krankenhaus verbringen zu müssen. Der Parkplatz war rappelsturzvoll, und auf den Fahrbahnen zwischen den Stellplätzen kreisten Autos, die nach einer freien Parklücke suchten.


    Weil es keinen Fahrradständer gab, kettete Lotta ihr Fahrrad neben dem Eingang an eine Laterne. Sie betrat die Eingangshalle und ging geradeaus zum Infotresen, hinter dem ein älterer Mann Dienst tat. „Guten Tag“, grüßte sie, „ich möchte zu Gina Villa. Auf welcher Station finde ich sie?“ Es war ein Schuss ins Blaue, denn es konnte auch sein, dass Gina direkt nach Hause entlassen worden war, nachdem ihre Hand verarztet worden war. Wenn das der Fall war, würde sie ihren Plan, sie zu besuchen, fallen lassen müssen, denn sie hatte weder Adresse noch Telefonnummer von Gina. Sie hätte höchstens versuchen können, über den Tri-Club an die Telefonnummer des Trainers zu kommen, aber den schätzte sie so ein, dass er lieber seine eigene Existenz verleugnen würde, als ihr zu einem Kontakt mit Gina zu verhelfen.


    Doch sie hatte Glück, soweit man in diesem Fall davon sprechen konnte: Gina war noch da, auf Station IV. Auf dem Wegweiser sah Lotta, dass das die Kinderstation war, dabei war Gina mit 15 eigentlich kein Kind mehr. Aber eine spezielle Station für Jugendliche gab es wohl nicht, also musste sie entweder zu den Kindern oder auf eine „normale“ Station.


    Sie nahm die Treppe hoch in den ersten Stock, folgte dort wiederum dem Wegweiser und stand schließlich vor der Tür zur Station. Die Tür war offen, und es stand auch nirgends ein Hinweis, dass Besucher sich zunächst beim Pflegepersonal meldet sollten. Trotzdem spürte Lotta ihr Herz klopfen bis hoch in den Hals, als sie die Station betrat, so, als wäre sie dabei, etwas strickt Verbotenes zu tun. In gewisser Weise war es das auch, ihrem Vater wäre es bestimmt nicht recht gewesen, dass sie Gina im Krankenhaus besuchte, und Ginas Trainer auch nicht. Aber davon wollte sie sich nicht abschrecken lassen.


    Sie schaute, ob sie Gina irgendwo sah, das Zimmer verlassen durfte sie ja wohl hoffentlich, fand sie aber nicht. Notgedrungen wandte sie sich also an eine Krankenschwester, die im Stationszimmer über irgendwelchen Unterlagen saß, und fragte nach. „Bist du eine Freundin von Gina?“, vergewisserte die Krankenschwester sich, und Lotta nickte. „Charlotte Hagen. Wir fahren zusammen Radrennen.“ Das war nicht mal gelogen, dass sie für verschiedene Vereine fuhren, brauchte die Krankenschwester nicht zu wissen. Wahrscheinlich verließ sie sich ohnehin auf ihr Bauchgefühl. „Ganz hinten links, 1.022!“, sagte sie.


    Lotta bedankte sich und ging weiter. Das Zimmer war nicht schwer zu finden, die Tür angelehnt. Lotta hörte ein leises Piepsen, aber das schien eher von einem Handy zu kommen als von medizinischen Geräten. Sie klopfte an und wartete, bis von drinnen eine Stimme „Ja!“, rief. Sie war sich nicht sicher, ob es Gina war, aber Gina hätte wohl protestiert, wenn sie etwas dagegen gehabt hätte, dass jemand reinkam.


    Sie atmete tief durch, öffnete die Tür und trat ins Zimmer. Drei Betten, zwei davon belegt, Ginas Mitpatientin war jünger, höchstens zwölf, und trug ein großes Pflaster auf dem Bauch, wie das hochgerutschte Schlafanzugoberteil offenbarte. Sie schaute Lotta entgegen, stellte dann fest, dass sie die Besucherin nicht kannte, und zockte weiter auf dem Handy.


    Gina dagegen riss die Augen auf. „Charlotte?“, entfuhr es ihr verdutzt. „Nö“, sagte Lotta trocken. „Lotta reicht. Alles andere kostet zu viel Atem.“ Woher sie die Schlagfertigkeit nahm, wusste sie selbst nicht, aber es war gut, denn es verhinderte, dass Spannung oder Unsicherheit überhaupt erst aufkommen konnte. Die beiden Mädchen lachten, und Lotta erkundigte sich, wie es Gina ging. „Schon okay“, meinte die. „Die Speiche ist durch, ist aber ein glatter Bruch, die Ärzte meinen, dass das schnell heilt. Zwei Wochen Gips und danach noch schonen, wird also wieder.“ „Tut’s noch weh?“, fragte Lotta, aber Gina schüttelte den Kopf. „Wahrscheinlich schon“, antwortete sie, „aber ich merke nichts davon, sie haben mir Tabletten dagegen gegeben.“ „Und wann darfst du nach Hause?“ „Wahrscheinlich morgen schon“, sagte Gina. „Sie gucken sich den Arm noch mal an, und dann schmeißen sie mich raus.“ „Immerhin“, meinte Lotta. „Todlangweilig hier, oder?“ „Geht so“, antwortete Gina. „Ich hab was zu lesen und kann Musik oder Hörbücher hören. Aber ich bin trotzdem froh, wenn ich wieder zu Hause bin.“


    Das konnte Lotta nachvollziehen. Sie hatte noch nie im Krankenhaus gelegen, hatte aber so eine Ahnung, dass sie jede Minute verflucht hätte. „Musst du hier im Zimmer bleiben?“, erkundigte sie sich. Gina schüttelte den Kopf. „Nein, ich darf raus“, antwortete sie. „Wollen wir rausgehen? Alleine hatte ich keinen Bock, aber …“ „Klar“, sagte Lotta sofort.


    Sie half Gina, die Schuhe anzuziehen, weil die natürlich mit dem eingegipsten Unterarm gehandicapt war. Auch die Jacke hielt sie ihr hin, sodass Gina mit den Armen leicht hineinschlüpfen konnte. „Schon blöd, dass ich dafür Hilfe brauche“, meinte Gina. „Das ist eigentlich das Schlimmste daran, das stört mich mehr, als dass ich jetzt ein paar Wochen lang kein Fahrrad fahren kann. Das will was heißen.“ „Hauptsache, du wirst wieder gesund“, sagte Lotta. „Aber ich kann’s verstehen, mir würde das auch stinken. Bist du eigentlich sehr traurig, weil du jetzt das Rennen nicht gewonnen hast?“ „Hätte ich vielleicht sowieso nicht“, räumte Gina genauso ehrlich ein wie am Vormittag ihrem Trainer gegenüber. „Du bist wieder komplett fit, das hab ich schon gemerkt.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Passiert ist passiert“, stellte sie sehr richtig fest. „Aber weißt du, was ich toll finde?“ Lotta schüttelte den Kopf. „Dass du bei mir geblieben bist. Du hättest auch weiterfahren und locker den Sieg einfahren können.“ „Dir zu helfen war wichtiger“, betonte Lotta. „Und ich hab’s gern getan. Wenn dein Arm nicht gewesen wäre, dann wäre es fast gemütlich gewesen, so an Weihnachten da draußen, mit dem Nebel über den Feldern. Vielleicht noch Kakao dabei und ein paar Weihnachtsplätzchen …“ „Hört sich nach einem Plan an“, befand Gina. „Nächstes Jahr? Ich meine, am zweiten Weihnachtstag fahren wir bestimmt wieder beim Rennen mit, aber am ersten Weihnachtstag? Bevor ich nachmittags mit meinen Eltern zu Oma und Opa fahre?“ „Meinst du das ernst?“, vergewisserte Lotta sich, und Gina nickte. „Du denkst es doch auch, oder? Dieses ganze Abstand halten und nicht miteinander reden und so, das kommt doch nur von Viktor“, das war ihr Trainer, „und von deinem Vater. So ein Blödsinn! Wir können doch beim Radrennen gegeneinander fahren und trotzdem Freundinnen sein, oder?“ Lotta nickte nur, Gina hatte alles ausgesprochen, was es zu sagen gab. Sie kannten sich ihr halbes Leben lang, vielleicht waren sie schon immer irgendwie Freundinnen gewesen und hatten nur den Anstoß gebraucht, um es zu merken.

    Auf die Erfahrung, von einem Bagger geweckt zu werden, der ihm das Haus über dem Kopf einreißen will, hätte Hendrik gut verzichten können. Aber die Bauarbeiter haben einen Auftrag und sind überzeugt, dass damit alles seine Richtigkeit hat. Ein großes Missverständnis?

    Doch immer mehr zeigt sich, dass jemand nachgeholfen hat, jemand, der nicht zu fassen scheint, weil kein Motiv zu erkennen ist. Je intensiver Hendrik gräbt, desto mehr überschlagen sich die Ereignisse, und es wird gefährlicher, als irgendjemand ahnen konnte.


    Fristgerächt ist ein Jugendkrimi um einen Unbekannten, der es auf eine kleine Familie abgesehen hat. Die Geschichte ist ab sofort als Taschenbuch und E-Book unter anderem bei Amazon, ebook.de und Apple erhältlich. Alle Informationen und die obligatorische Leseprobe gibt's auf meiner Website.


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    Klappentext:

    Baron Emilio von Ritzfeld-Hechenstein versteht etwas vom Rebensaft, schließlich wuchs er auf einem Weingut auf. Doch seit dem Bankrott des Vaters ist Emilio chronisch pleite – was er nicht zuletzt seiner Vorliebe für die schönen Dinge des Lebens verdankt: guten Wein und gutes Essen! Zum Glück hat Emilio nicht nur einen feinen Gaumen, sondern auch eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe: Sein Geld verdient er als Privatdetektiv. Als ihn eine alte Dame bittet, den vermeintlichen Unfalltod ihres Sohnes aufzuklären, überlegt Emilio nicht lange. Lässt sich der Fall doch mit einem Ausflug in eine der schönsten Weinregionen verbinden: Südtirol!


    Über den Autor (Quelle: Portrait im Buch, offizielle Website, Wikipedia):

    Michael Böckler, geboren am 2. Oktober 1949 in Berlin, studierte Kommunikationswissenschaften, arbeitete viele Jahre als freiberuflicher Journalist und war Mitbegründer und -inhaber einer Kommunikationsagentur. 1997 veröffentlichte er seinen ersten Kriminalroman, inzwischen ist er ausschließlich als Autor tätig. Von Anfang an war ein Merkmal seiner Romane der Anhang, der auf den Spuren der Handlung touristische und kulinarische Informationen zusammenstellt. Michael Böckler lebt in München.


    Persönlicher Eindruck:

    Auch wenn der Klappentext etwas anderes suggeriert, ist der Protagonist eine ziemlich verkrachte Existenz und sein Beruf keinesfalls Berufung. Sein Widerwille, sich mit etwas anderem zu befassen als Wein und Essen, wird im Buch genauso zelebriert wie seine Tour durch verschiedene Kellereien und Weinstuben. Was mich persönlich betrifft, hätte es die vielen Weine in der Geschichte nicht gebraucht, ich schätze aber, Weinliebhabern würde es gefallen. Immerhin hat der Autor zwischen Vergnatsch und Lagrein auch noch eine spannende Kriminalhandlung untergebracht, die durchaus gut geschrieben ist. Dabei ist der Leser dem Baron immer eine Winzigkeit voraus, weil immer wieder kurze Kapitel eingestreut werden, die die Perspektive des Täters darstellen, ohne zu viel zu verraten; die Spannung liegt dadurch aber eher darin, wann und wie der Baron auf die Zusammenhänge kommt.


    Fazit:

    Für mich gerade noch genug Krimi zwischen viel Wein. 4ratten


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    Was Lukas und Roman zu ihrem Glück noch fehlt, ist ein Magier, damit könnten sie in ihrem aktuellen Lieblingsspiel einiges mehr reißen. Doch nicht nur gute Magier sind schwer zu finden, es gibt so gut wie überhaupt keine, die nicht schon zu einem Team gehören. Daher wären Lukas und Norman schön dumm, die Magierin, die ihnen in einer brenzligen Situation unerwartet zu Hilfe kommt, nicht zu fragen, ob sie sich ihnen anschließen will.


    Dungeanne, wie sie sich nennt, hat noch weniger Erfahrungspunkte als die beiden Jungen, erweist sich aber als Glücksgriff. Nicht nur, dass sie schnell lernt, vor allem scheint die Unbekannte hinter dem Avatar echt in Ordnung zu sein. Wenn sie parallel zum Spiel miteinander chatten, fühlt es sich an wie mit einer alten Freundin, und Lukas fragt sich immer mehr, wer diese Person eigentlich ist.


    Die Magierin aus Lyndarmal Kingdom verknüpft zwei Welten miteinander, und das Fantasiegebilde des Spiels wird zum Stellvertreter für das echte Leben. Die Geschichte erscheint am 9. November als E-Book und kann unter anderem bei Amazon, ebook.de und iBooks bereits vorbestellt werden. Alle Infos zum Buch und die gewohnte Leseprobe gibt’s auf meiner Website.


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    Klappentext:

    Auf einer Klassenfahrt, bei der Gymnasial-Lehrer Gregor Horvath seine 11. Klasse in eine abgelegene Schwarzwaldhütte begleitet, verschwindet während der ersten Nacht ein Schüler spurlos. Horvath macht sich daran, die Gruppe zu befragen, und legt ein Gemisch aus Mobbing, hormonellem Aufruhr, Eifersucht und pubertärem Irrsinn offen. Als auch noch zwielichtige Gestalten in der Nähe der Hütte gesichtet werden, holt Horvath die Kripobeamtin Betty Deville zu Hilfe. Gemeinsam kreisen sie die möglichen Verdächtigen immer weiter ein - da verschwindet eine weitere Schülerin.

    Das Wetter schlägt um, die Gruppe wird von der Außenwelt abgeschnitten, und Horvath merkt: Die Probleme fangen gerade erst an. Der Oberstudienrat muss viel Mut und kriminalistisches Gespür aufwenden, um das Drama zum Guten zu wenden. Nicht nur als Pädagoge, sondern auch als Action-Held ...


    Über den Autor (Quelle: Portrait im Buch und marchofmann.de):

    Marc Hofmann, geboren 1972 im Markgräflerland, ist im Hauptberuf Gymnasiallehrer für Deutsch und Englisch in Freiburg. Daneben ist er inspiriert von zahlreichen Anekdoten aus dem Schulalltag als Kabarettist tätig, aus dem Kabarettprgramm wiederum enststand sein erstes Buch, dem ein halbes Dutzend weitere folgten, darunter drei Kriminalromane mit dem Freiburger Lehrer Horvath als Hauptfigur. Musikalisch ist er mit seiner Band "Die ständige Vertretung" aktiv.


    Persönlicher Eindruck:

    Marc Hofman scheint sich mit der Zeichnung seines Ermittlers gefährlich dem abgewrackten Privatdetektiv zu nähern, der alle paar Wochen mal einem untreuen Ehemann nachspürt und in seinem Büro in einer schäbigen Seitenstraße schläft, weil er sich keine Wohnung mehr leisten kann. Aber statt tatsächlich in dieses Klischee abzugleiten, zeigt er Horvath als Lehrer, der sich abarbeitet an den Erwartungen des Schulsystems und an einer Klasse, die als Problemklasse gilt und diesem Ruf über weite Strecken gerecht wird.

    Während der Klassenfahrt bekommt Horvath es mit einem ganzen Strauß voll mehr oder weniger Krimineller zu tun. Man muss dem Autor zugestehen, dass er die Verflechtungen, die sich aus diesem Aufmarsch ergeben, konsequent und schlüssig zu Ende gedacht hat, trotzdem halte ich das Aufgebot an halb- und gar nicht seidenen Figuren für zu dick aufgetragen. Trotzdem liest sich die Geschichte spannend, und die Gefühle des Lehrers gegenüber einzelnen Schülern und Schülerinnen, gegenüber der überforderten Kollegin und gegenüber der Kriminalistin, die ihm zu Hilfe kommt, werden nachvollziehbar herausgearbeitet.

    Horvath und die verschwundenen Schüler ist der zweite Band einer aktuell dreibändigen Reihe. Die Ereignisse des ersten Bandes werden hin und wieder angeschnitten, es ist aber nicht nötig, ihn gelesen zu haben, um der Handlung folgen zu können.


    Fazit:

    Trotz des Überangebots an Antagonisten ein lohnender Krimi.


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    Was wäre das große Pfadfinder-Sommerlager ohne Abenteuer? Genau, langweilig! Doch was Jungpfadfinderin Estelle und ihren Kameraden und Kameradinnen auf dem Zeltplatz im Münsterland widerfährt, ist kein Streich mehr, das ist kriminell! Estelle hat allen Grund, das persönlich zu nehmen, und spürt der Sache auf eigene Faust nach, zusammen mit ihrer besten Freundin und ihrem Kameraden Jeremy. Doch die drei können nicht ahnen, wie viel mehr dahintersteckt, und als sie es merken, ist es zu spät.


    Alarm im Sommerlager ist ab sofort als Taschenbuch und E-Book erhältlich. Eine Leseprobe gibt es wie gewohnt auf meiner Website.


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    Klappentext:

    Viele Menschen haben einen Hund. Einige haben zwei. Franziska Feldsieper und ihre Lebensgefährtin haben sechs. Und was für welche! Entweder alt oder geistig bzw. körperlich eingeschränkt - oder alles zusammen. Das liefert Stoff für jede Menge skurile Begebenheiten, die sie in Kolumnen niedergeschrieben hat. Langeweile unmöglich, Lachen vorprogrammiert, Anecken in Kauf genommen. Denn so humorvoll und gradheraus, wie sie im täglichen Leben und in ihrer "Mensch-mit-Hund-Schule" ist, so schreibt sie auch. Gespickt mit Ironie und Wortwitz und einer gehörigen Portion augenzwinkernder Selbstkritik sind ihre besten Kolumnen nun endlich als Buch erschienen. Ein Muss für Hundebesitzer, denn auch mit „nur“ einem oder zwei Hunden erkennt man sich doch in vielen Situationen wieder, kann lachen und erleichert seufzen „Gott sei Dank, dass so etwas auch Hundetrainern passiert!“


    Über die Autorin (Quelle: Amazon):

    Franziska Feldsieper, geboren 1961, lebt mit Frau und Hunden in Oberbayern. Sie ist ehemalige Hundetrainerin, Betreiberin einer Hundepension, Trauerrednerin und -begleiterin, Biografin und Hörbuchsprecherin. Die Kolumnen in ihrem Buch entstammen ihren eigenen Erfahrungen mit den eigenen und anderen Hunden und den zugehörigen zweibeinigen Rudelmitgliedern.


    Persönlicher Eindruck:

    Franziska Feldsieper beschreibt in ihren gesammelten Kolumnen eine Vielzahl von Erlebnissen und Erfahrungen mit Hunden und deren zweibeinigen Rudelmitgliedern. Lieferanten sind oftmals ihre eigenen Hunde, aber immer wieder auch Kunden und Kundinnen ihrer Hundeschule und Zufallsbegegnungen. Oft amüsant, immer aber auch mit ernstem Hintergrund geht sie auf verschiedene Aspekte des Zusammenlebens mit Hunden ein, von allgemeingültigen bis zu besonderen, die sich aus Charakter und/oder körperlicher Verfassung eines einzelnen Hundes ergeben. Wer selbst Erfahrungen mit Hunden gemacht hat, wird sich in vielem wiederfinden, andere werden vielleicht das eine oder andere Aha-Erlebnis haben.


    Fazit:

    Kurzweiliger und trotzdem nachhaltiger Einblick ins Leben mit Hunden.


    Hinweis: Ich habe das Buch von der Autorin zur Verfügung gestellt bekommen, allerdings im Zuge eines Austauschs zu einem anderen Thema. Daran war keine Bedingung geknüpft, auf den hier beschriebenen Eindruck zum Buch hat das keinen Einfluss.

    Alex und Marie haben dasselbe Problem: Sie sind auf einer Kreuzfahrt, die sie sich nicht ausgesucht haben. Immerhin, ganz so schlimm, wie sie es sich vorgestellt haben, ist es dann doch nicht, und zu zweit machen sie das Beste daraus. Doch als Geld verschwindet und Alex in Verdacht gerät, ist es mit dem Spaß endgültig vorbei. Weil für die Erwachsenen der Fall klar ist, müssen Alex und Marie den wahren Dieb auf eigene Faust suchen – ein gefährliches Unterfangen, und ein Kreuzfahrtschiff ist ein guter Ort, um zu verschwinden und nie wieder aufzutauchen …

    Nur mit Karte! ist ab sofort als Taschenbuch und E-Book bei den üblichen Anlaufstellen erhältlich. Eine Leseprobe gibt’s am gewohnten Ort, wer mag, kann bei der Gelegenheit aber auch schon einen Blick auf meine neue Website werfen, auch wenn dort derzeit noch einige offene Baugruben sind.


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    Cosima Prem (1999 - 2023)


    Der Name sagt hier vermutlich den wenigsten etwas. Ich bin vor einer Weile über einen alten Bericht über sie gestolpert, der sie als wohl jüngste Autorin Deutschlands portraitiert hat. Ihr erstes (und dann auch einziges, zumindest einziges veröffentlichtes) Buch hat sie geschrieben, als sie acht Jahre alt war. Ob sie danach mit dem Schreiben weitergemacht hat, ging aus dem Bericht logischerweise nicht hervor, und ich hatte nicht die Zeit, anderweitig zu recherchieren. Als ich das gestern nachgeholt habe, habe ich gesehen, dass sie im September letzten Jahres, wenige Tage nach ihrem 24. Geburtstag, verstorben ist.

    Klappentext:

    Sie ist die längste Reise, zu der die Menschheit je aufgebrochen ist, und gefahrvoller als jede Expedition zuvor: Die Reise zum Mond. Von den todbringenden V1 und V2 Raketenprogrammen der Deutschen im 2. Weltkrieg, die die Grundlagen für spätere Mondraketen lieferten über die Apollo-Missionen bis zu den neuesten Mondambitionen der Chinesen, Japaner und Europäer. Dieser Band nimmt uns mit auf die ganze Reise, in atemberaubenden Fotos, faszinierenden Erinnerungsstücken - wie dem Apollo 11 Missionsreport - und mit Augmented Reality zum Leben erweckten Modellen, Filmen und O-Tönen.

    Die ganze Welt sah zu, als Neil Armstrong am 21. Juli 1969 zum ersten Mal den Mond betrat - jetzt lässt sich der Wettlauf zum Mond auch für Nachgeborene hautnah miterleben.


    Über den Autor (Quellen: Amazon und planetary.org):

    Rod Pyle (geboren 1956) ist Historiker und Wissenschaftsjournalist. Er war in der Weltraumforschung tätig, hat eine Reihe von Büchern dazu veröffentlicht und an Dokumentarfilmen mitgewirkt.


    Persönlicher Eindruck:

    Das Buch beschreibt anhand des US-amerikanischen Raumfahrtprogramms den Wettlauf zum Mond. Jeder Raum- und Mondmission ist ein Kapitel gewidmet, der Autor beschreibt die Entwicklung der Technik, stellt die Astronauten der bemannten Raumflüge vor und geht auch auf Schwierigkeiten verschiedener Art ein. Neben den Texten gibt es viele Fotos und Originaldokumente. Als Besonderheit können weitere Dokumente, Videos und Audiodokumente über eine zum Buch gehörende App abgerufen werden (was ich selbst aber nicht ausprobiert habe).

    Bedingt durch den Hintergrund des Autors liegt der Schwerpunkt auf den US-amerikanischen Missionen, daneben wird noch in gewissem Maße auf die der Sowjetunion als direkte Konkurrenz im "Wettrennen zum Mond" eingegangen. Die Raumfahrtprogramme anderer Nationen - Europa mit der ESA, China, Indien, Japan - bleiben eher Randnotizen. Ein bisschen Pathos ist dem Buch nicht abzusprechen, hält sich aber in erträglichen Grenzen.


    Fazit:

    Spannend und reich bebildert, lohnt. 4ratten


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    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

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    Was als gemütliche Segelboot-Tour begann, wird für Marcel und Anna unversehens zum Abenteuer. Ein Unwetter trifft nicht nur für sie überraschend die Küste und zwingt sie, für die Nacht Unterschlupf in einer seit langem verlassenen Kate hinter dem Deich zu suchen. Als wäre das nicht genug, werden sie in der Nacht von einer Flüsterstimme geweckt, die von sich behauptet, die letzte irdische Verbindung eines Seemanns zu sein, der vor Jahrzehnten beim Untergang seines Schiffs ums Leben kam.


    Obwohl sie nicht an Geister glauben, beginnen die beiden Jugendlichen, nachzuforschen, und folgen der Spur des Matrosen und seiner Familie durch die Zeit.


    Auch wenn Der Auftrag der Flüsterstimme Elemente enthält, die sich einer Deutung durch die Wissenschaft entziehen, ist es weniger eine Grusel- als vielmehr eine Detektivgeschichte. Die beiden Hauptfiguren brauchen Spürsinn und Durchhaltevermögen, um sich Schritt für Schritt den Geschehnissen zu nähern und den Betroffenen einen Abschluss zu ermöglichen.


    Das E-Book erscheint am 10. Dezember und kann unter anderem bei Amazon, ebook.de und Apple bereits vorbestellt werden.



    Klappentext:

    Yutu lebt mit seiner Großmutter in einem entlegenen Dorf in der kanadischen Arktis. Als er allein auf Seehundjagd geht, bricht er im Eis ein und kann sich mit letzter Kraft aus dem eisigen Wasser in eine alte Jagdhütte retten. Bee begleitet ihren Vater, der für eine Ölgesellschaft arbeitet, auf einem Trip zu einem Ölfeld in seinem Privatflugzeug. Doch direkt nach der Landung wird ihr Vater von bewaffneten Männern festgenommen. Bee kann gerade noch fliehen und findet sich in einer alten Jagdhütte wieder. Dort trifft sie auf Yutu. Ein Überlebenstrip beginnt. Und eine Jagd nach der Wahrheit.


    Über die Autorin (Quelle: elefountainpen.com):

    Ele Fountain arbeitete als Lektorin in einem Kinderbuchverlag und trieb dabei die Karriere mehrerer preisgekrönter Autoren und Autorinnen mit voran. Ihre Debütroman schrieb sie in Addis Abbeba, wo sie für einige Jahre lebte. Sie wurde mehrfach ausgezeichnet und ist regelmäßig bei Veranstaltungen, in Schulen und in den Medien zu Gast. Sie lebt in Hampshire, zusammen mit ihrem Ehemann, zwei Töchtern und einer Katze, die sich für einen Tiger hält.


    Persönlicher Eindruck:

    Unter null Grad verknüpft die Schicksale zweier Jugendlicher, die eigentlich auf unterschiedlichen Seiten des Zauns stehen: Bee, die, wenn auch genervt von den ständigen Umzügen, nicht schlecht lebt vom Job ihres Vaters, der als Gutachter für die Ölindistrie arbeitet, und Yutu, der mit ansehen muss, wie die jahrhundertealte Kultur seiner Vorfahren langsam, aber sicher die Klimawandel zum Opfer fällt. An seinem Beispiel macht Ele Fountain die Folgen der Erderwärmung deutlich, verpackt in einen spannenden Kriminalfall. Es gelingt ihr, sowohl Yutus Zerrissenheit zwischen Tradition und Moderne, als auch Bees zunehmende Zweifel am Job ihres Vaters glaubwürdig darzustellen. Ihr Stil lässt sich gut lesen, die Botschaft des Buches ist ständig präsent, wirkt aber nicht wie ein erhobener Zeigenfinger.


    Fazit:

    Wichtige Botschaft spannend vermittelt.


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    Klappentext

    Ene, mene, muh … und tot bist du. Eine Schülerclique wird Opfer eines spektakulären Rachefeldzugs. Einer nach dem anderen wird getötet – bei jeder Tat steigert sich die Brutalität und doch hat jeder Mord seltsamerweise etwas Kindliches an sich. Julia Kramer und Dennis Lapaczinski von der Münchner Kripo stehen vor einem Rätsel. Das ungleiche Ermittlerduo kämpft dabei nicht nur mit einer Mordserie, bei der nichts ist, wie es scheint, sondern auch mit der gegenseitigen Abneigung und eigenen, schmerzhaften Verlusten. Bald führt die Spur zu einem anderen Schüler: Nils, dem Außenseiter mit den gruseligen Augen. Augen, die etwas gesehen haben, was niemand sehen sollte, die ihn brandmarken und sein ganz persönliches Kindheitstrauma widerspiegeln. Als der Täter sein Tempo immer mehr verschärft, gelingt es der Polizei, Nils zu verhaften. Da nimmt der Fall eine unerwartete Wendung. Auch für Nils. Ein eskalierender, unglaublich rasanter Thriller mit Pageturner-Garantie. Wenn du denkst, krasser geht’s nicht, wirst du umgehend eines Besseren belehrt.


    Über den Autor (Quellen: Autorenportrait bei Amazon und offizieller Instagram-Account)

    Jürgen Geiger lebt mit seiner Familie in München, wo er sich in seiner Freizeit als Trainer der Fußballmannschaft seines Sohnes betätigt. Er studierte ursprünglich Betriebswirtschaftslehre, entdeckte aber bald nach dem Abschluss bei einem Praktikum in einer Werbeagentur seine Liebe zum Schreiben. Parallel zur Arbeit in der Kreativwirtschaft entwickelte er seinen ersten Roman.


    Persönlicher Eindruck

    Wer keine Krimis mag, bei denen die Frage nach dem Täter früh geklärt ist, braucht an dieser Stelle nicht weiterzulesen. Ihre Spannung bezieht die Geschichte aus der verzwickten Suche nach dem, von dem auch die Ermittler wissen, dass er der Täter sein muss. Der größte Teil der Geschichte wird erzählt aus der Perspektive der beiden Ermittler, die sehr unterschiedlich sind und beide ihr persönliches Päckchen zu tragen haben, was die Zusammenarbeit nicht unbedingt vereinfacht. Dazwischen werden die letzten Momente der Mordopfer eingeblendet, diese Szenen haben schon fast etwas von einem Horrorroman, weil der Täter überaus kreativ ist. Der Schreibstil ist flüssig, man merkt gar nicht, wie viel man in kurzer Zeit wegliest.


    Fazit

    Spannend und vielschichtig, mit Tendenzen zum Horror.


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    Eine Hochzeit im Freundeskreis seiner Eltern beschert dem nicht nur begeisterten, sondern auch sehr guten Hobbyfotografen Michele seinen ersten bezahlten Auftrag. Während er die Feier im Bild festhält, wird er zum Rettungsanker für die Tochter des Bräutigams, denn er ist in der gesamten Hochzeitsgesellschaft der einzige Jugendliche in ihrem Alter. Von ihm aus gerne, und es muss auch nicht bei ein paar gemeinsamen Stunden während der Hochzeit bleiben, aber ganz so leicht, wie er und Fabienne es sich wünschen, ist es dann doch nicht.


    Micheles erste Hochzeit findet ab dem 29. August in allen einschlägigen Shops statt. Bei Amazon, Ebook.de und Apple kann bereits vorbestellt werden. Diese für meine Verhältnisse ungewöhnlich lange Vorlaufzeit ist durchaus kein Zufall, sondern einem Wechsel des Vertriebspartners geschuldet. Da der Distributor, über den ich bislang das Gros meiner Geschichten in den Handel gebracht habe, bei neuen Titeln keine reine E-Book-Veröffentlichung mehr anbietet, musste ich notgedrungen umsteigen; der neue Anbieter verlangt jedoch deutlich längere Vorlaufzeiten, wenn der Termin der Veröffentlichung exakt festgelegt sein soll.


    Was sich nicht geändert hat, ist die Anlaufstelle für alle, die vorab schon mal reinschmecken wollen. Die Leseprobe gibt es auch zu diesem Buch natürlich auf meiner Website.


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    Schlimme Nachrichten für das Forschungsinstitut der Universität: Einer der Professoren ist tödlich verunglückt. Nun muss jemand den Nachlass auswerten, und diese Aufgabe fällt ausgerechnet Antonias Mutter zu, die ebenfalls am Institut forscht. Die Institutsleitung weiß, dass das nicht nur eine unangenehme Aufgabe ist, sondern auch eine sehr umfangreiche. So kommt Antonia zu einem Taschengeldjob, sie soll den üblichen Kleinkram sortieren, den es in jedem Büro gibt, und ihrer Mutter andere Arbeiten abnehmen, für die es keine wissenschaftlichen Kenntnisse braucht.

    Zunächst sieht alles nach langweiliger Routine aus. Doch dann stößt Antonia im Bücherschrank des Professors auf ein verschlossenes Fach mit Büchern und Notizen, die augenscheinlich nichts mit den Forschungen zu tun haben. Ihre Mutter misst dem Fund keine Bedeutung bei, vielleicht ein Hobby des Professors, nimmt sie an, doch Antonia lässt die Sache keine Ruhe. Sie arbeitet sich weiter durch die Aufzeichnungen, und bald ist sie sicher: Der Professor hat ein ganz spezielles Forschungsprojekt ins Leben gerufen, eines, das er aus gutem Grund weggeschlossen hat. Und die Sache ist noch nicht ausgestanden ...


    DNS: Das Mädchen, das nicht sein konnte ist mein bislang umfangreichstes Buchprojekt und der Grund, warum es in der letzten Zeit nicht gar so viele Neuigkeiten von mir gab. Es ist seit gestern als E-Book und Taschenbuch unter anderem bei Amazon, ebook.de und Apple (nur E-Book) erhältlich; Vorbestellungen waren bedingt durch Umstellungen bei Book on Demand diesmal nicht möglich. Das E-Book ist in den ersten beiden Wochen zum Aktionspreis von €3,99 erhältlich.

    Eine Leseprobe findet sich wie gewohnt auf meiner Website.


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    Klappentext:

    Mit den Wikingern verbindet man oft die Vorstellung von beutegierigen und trinkfesten Seeräubern. Rudolf Simek konfrontiert im vorliegenden Band diese und andere Gemeinplätze mit den Ergebnissen der neuesten Forschung und entwickelt so auf ebenso verständliche wie anschauliche Weise das facettenreiche Bild einer faszinierenden Kultur, deren Spuren von Grönland bis nach Sizilien, von Amerika bis weit nach Russland reichen.


    Über den Autor (Quelle: Wikipedia):

    Rudolf Simek wurde 1954 in Eisenstadt im Burgenland geboren. Er studierte Germanistik, Philosophie und katholische Theologie, promovierte 1980 und habilitierte sich 1990. Nach Zwischenstation als Hauptschullehrer und Lektor ist er seit 1981 als Dozent tätig.


    Der Autor Tommy Krappweis nahm Rudolf Simek als Vorlage für eine seiner Figuren in der Reihe "Mara und der Feuerbringer", Simek hatte auch eine Rolle in der Verfilmung.


    Persönlicher Eindruck:

    In acht Kapiteln beleuchtet Rudolf Simek verschiedene Aspekte der Wikingerzeit. Er versucht, eine große Bandbreite abzudecken, während er sich gleichzeitig um Kompaktheit bemüht. Dabei ist es ihm ein besonderes Anliegen, die - vorhandene oder nicht vorhandene - Verlässlichkeit der verschiedenen Quellen darzulegen und den Wikingermythos als Spreu vom Weizen der wissenschaftlich belegbaren Erkenntnisse zu trennen. Er arbeitet heraus, welche Motivation einzelne Schreiber jeweils hatten, und welche Quellen sie jeweils nutzen konnten. Stilistisch wandelt er dabei stets an der Grenze zwischen rein wissenschaftlicher Abhandlung und populärwissenschaftlicher Schreibe. Wer bereit ist, sich darauf einzulassen, bekommt in kompakter Form viel Wissen über die Wikinger. Wer sich gern gemütlich durch die Geschichte schmökern möchte, ist mit diesem Buch weniger gut beraten. Bei einem Taschenbuch von nur knapp 130 Seiten stellt sich vielleicht auch die Frage, ob der Anspruch, die Wikingerzeit in ihrer Gesamtheit abzubilden, nicht zu hoch gegriffen ist.


    Fazit:

    Spannend, wenn man sich auf die kompakte, wenig prosaische Art einlassen mag. 4ratten


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    Ein Umzug ist fast immer eine Herausforderung, das weiß auch Julius. Er glaubt, dass er es sogar noch gut getroffen hat, immerhin bleibt er in der Stadt, und es muss nicht alles hau ruck gehen. Doch was die früheren Bewohner auf dem Dachboden zurückgelassen haben, ist das nächste Level, und es ist kein Spiel, das man einfach von vorn beginnen kann, wenn es schiefgeht. Julius weiß nicht einmal, wonach genau er eigentlich sucht, er weiß nur, dass er es finden muss, ehe etwas passiert...


    Dynamit von damals ist ein Abenteuer für Menschen, die sich nicht vor einer dicken Staubschicht fürchten. Die Geschichte erscheint am 6. April als E-Book. Vorbestellungen sind unter anderem bei Amazon, ebook.de und Apple möglich, die Leseprobe wartet auf meiner Website auf abenteuerlustige Leser.


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    Wenn man diese Bücher gelesen haben muss, dann sollte ich mich wohl auf dem für mich zuständigen Polizeirevier melden. Werther war Schullektüre, ich fand ihn - Anleihe bei Plenzdorf - hervorragend mies und hab nur so viel gelesen, wie ich musste, um mit heiler Haut aus der Deutschstunde rauszukommen. Von der Blechtrommel haben wir im Deutschunterricht die Verfilmung gesehen. Mehr kann ich mir im Hinblick auf diesen Kanon nicht auf die Fahnen schreiben, und ich strebe auch nicht danach, das zu ändern.

    Klappentext:

    Kleos Henry Mehlos und Joanna Santow von der Hyde Park Agency sind eingeladen auf Lansdowne Manor in Wimbledon. Der Chef eines hoch bewerteten Start-up-Unternehmens stellt ein sensationelles digitales Produkt vor. Mitten in seiner Key Note stirbt er live unter den Augen von Millionen Zuschauern aus dem Internet. Auf dem prächtigen Herrensitz mit Ballsaal, Park und Wintergarten ermitteln Mehlos & Santow zwischen Lordschaften, Influencern und exzentrischen Persönlichkeiten. Alle haben etwas zu verbergen. Und welche Rolle spielt der Butler? Für Gentleman Mehlos und die hinreißende Santow werden die zwei Tage auf Lansdowne zu einer Spurensuche voller Geheimnisse und Überraschungen – oder wie sie selbst sagen würden: »Sind Sie sicher, dass Anagramme wichtig sind, Mehlos?« »Elementar, Santow.«


    Über den Autor (Quelle: haukeschlueter.de):

    Hauke Schlüter studierte Wirtschaftsingenieurwesen, Philosophie, Architektur und Kunstgeschichte und schlug eine Berufslaufbahn im Marketing ein. Seit 30 Jahren schreibt er Sachbücher und Belletristik, teils unter Pseudonym. Seine Leidenschaft fürs Schreiben geht jedoch schon in die Schulzeit zurück. Er hat zweitweise in London, Frankreich und Luxemburg gelebt; jetzt hat er seinen Wohnsitz in Bad Homburg vor der Höhe.


    Persönlicher Eindruck:

    Die Voraussetzungen des geschilderten Mordfalls ähneln stark denen von Agatha Christies Mord im Orient Express: Eine geschlossene Gesellschaft, niemand kann sich nach der Tat absetzen, und jeder scheint ein Motiv zu haben. Allerdings ist das Haus zumindest teilweise hochtechnisiert, sodass keiner sich irgendwo unbeobachtet fühlen kann. So entsteht eine zusätzliche Beklemmung, die im krassen Gegensatz zu dem Luxus steht, den die Beteiligten genießen.

    Spaß macht das Entwicklerduo, bestehend aus Kleos Mehlos, der aus wohlhabendem Hause stammt und sich mit seiner Agentur eine Aufgabe sucht, und der taubstummen Joanna Santow, die auf der Suche nach ihrer Herkunft ist. Neben der gemeinsamen Arbeit verbindet sie auch ein Hauch von Romanze, die immer wieder mal in einzelne Situationen reinspielt. Bei allen Unterschieden wissen sie sich zu nehmen und geben sich immer wieder die richtigen Stichworte.


    Fazit:

    Gute Mischung aus Spaß und Spannung.


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