Sie kann ihren Wissensdurst weiter befriedigen und sie kann ihrem Mann bei seiner Kunst so helfen, dass die beiden eine Einheit bilden.
Der Künstler und seine Muse ... Manchmal eine glückselige, manchmal eine tragische Verbindung.
Außerdem ist ein Vater, der sein Kind für seine Ideale aufgibt für mich keine wirklich vertrauenswürdige Person.
So herum formuliert wird Dir jeder zustimmen.
Überraschend finde ich, was dabei herauskommt, wenn man die Aussage umdreht: "Nur jemand, der die ganze Welt untergehen lässt, um bei seinem Sohn zu bleiben, ist vertrauenswürdig." - Plötzlich klingt es widersinnig, oder? Aber vor solch einer Wahl steht Quilûn: Er kann sich in den Dienst der Tiefen Meister stellen und die Welt retten, oder er kann zu seinem Sohn zurückkehren.
Vielleicht gäbe es eine weitere Option: Erlyk in die Tiefe zu holen. Aber wäre das die bessere Wahl für seinen Sohn gewesen?
Und sicher handelt Quilûn nicht völlig uneigennützig. Als Künstler wird er sich nirgendwo so verwirklichen können wie in der Tiefe, und das reizt ihn. Aber Das macht die andere Überlegung ja nicht falsch.
Ich bin auch nach diesem Kapitel nicht wirklich so schlau, was genau Hulohn nun ist.
Um es hart zu sagen: ein missglücktes Experiment. Geschaffen werden sollte ein Wesen, das sich in den Stein einfühlen kann, und herausgekommen ist eines, das sich "nur" in Lebewesen einfühlen kann.
Ich verstehe, dass eine Machtdemonstration nötig sein kann um Kämpfe zu beenden.
Man muss sich aber klar machen, dass dies dann ein erzwungener Friede in der Art Hiroshimas und Nagasakis ist.
Absolut - die Ähnlichkeit der in den Himmel gereckten Kristallfaust mit einem Atompilz ist kein Zufall.
Ich habe Hiroshima und auch Nagasaki besucht. Noch heute sterben dort Menschen an den Folgen der Atomexplosionen, und wegen des geschädigten Erbguts haben es die Menschen, die von dort stammen, schwer, Ehepartner zu finden.
Andererseits haben diese Atombombenabwürfe den zweiten Weltkrieg an diesem Schauplatz beendet. Wenn man die Amerikaner dazu hört, erfährt man, dass sie stark unter dem Eindruck des Kampfs auf den vorgelagerten Inseln standen. Auf Okinawa etwa haben die Japaner ihre eigenen Zivilisten über Klippen in den Tod getrieben, damit sie nicht in Gefangenschaft gerieten. Bei diesem Fanatismus fürchtete man ein nicht enden wollendes Gemetzel auf den Hauptinseln.
Und heute - ohne zynisch sein zu wollen - sind Japan und die USA befreundete Nationen ...
finde ich passend und irgendwie, auf eine verdrehte Art romantisch für die beiden.
Sie sind sicherlich für die Ewigkeit (oder zumindest eine sehr lange Zeit) miteinander vereint. Vielleicht erreichen sie in ihrer neuen Existenzform sogar ein gegenseitiges Verstehen, das "einfachen Menschen" immer verwehrt bleiben wird.
Wollte er dass die Kristallschlange erwacht oder wollte er die Tiefen Meister erpressen um noch mehr Macht zu bekommen?
Er war schon immer an Macht interessiert, hat sie gern ausgespielt, zum Beispiel gegenüber Graf Golar. Das liegt in seinem Charakter.
Davon, die Kristallschlange die Welt zerstören zu lassen, hätte er letztlich nichts.
Die Demonstration seiner Macht um seine Ziele zu erreichen, und dabei den Tod von vielen unschuldige Menschen in Kauf zu nehmen hat mich doch sehr erschreckt.
Bei Macchiavelli, aber auch in der fernöstlichen Philosophie, werden moralische Werte relativiert. Macchiavelli schreibt, dass es absolut anzustreben sei, dass die überwältigende Mehrzahl der Menschen nach den üblichen Moralvorstellungen lebt - nicht lügen, stehlen, morden ... Für den Fürsten (= das Staatsoberhaupt) gilt das aber nicht: Zum Wohle aller seiner Untertanen ist er verpflichtet, den Staat stark und gesund zu halten. Dem muss er alles unterordnen. Er muss dafür auch lügen, stehlen, morden ... Tut er es nicht, wird er seiner Rolle im Staatswesen nicht gerecht. Verhält er sich entsprechend der allgemeinen Moral, wird sein Staat irgendwann zerfallen und von den Nachbarstaaten geschluckt, was in der Regel zu Leid für seine Untertanen führt.
So ähnlich ist das auch bei Quilûn: Für ihn ist der Krieg an sich, die Dauerfehde zwischen den Tiefen Häusern, ein Übel, das mit allen Mitteln abzustellen ist. Das tut er - mit allen Mitteln.
Nun hat sie zwar eine Machtstellung, aber untersteht doch wieder einem "Mann".
Ich finde, das "Mann" darf man mit vollem Recht in Anführungszeichen setzen. Was macht es aus, ein "Mann" zu sein? Quilûn lebt von nun an eher im Gestein des Berges als in einem fleischlichen Körper ...
Alles in Allem also ein durchwachsenes Ende, bei dem man sieht, dass durch Veränderungen nicht unbedingt alles besser werden muss
Die entscheidende Frage scheint mir zu sein: besser - für wen? Dass das Leben für jeden und in jedem Aspekt besser würde, scheint kaum erreichbar zu sein.
Ich weiß nicht, ob Semire verloren hat.
Ich glaube, das würden die meisten Bewohner des Bergs verneinen: Sie sehen nun eine Hohepriesterin, die vielfach mächtiger ist als jeder Graf.
Aber ihre ehemals heren Ziele musste sie alle dran geben
Nun ja, bislang hatte ich den Eindruck, dass die Leserunde keine heren (im Sinne von edlen) Ziele bei Semire gesehen hat. Sie war (oder ist?) sehr machtbewusst und zielstrebig - aber für das "allgemeine Gute" hat sie nie gekämpft.
Ihr Ziel, Brotan einen neuen Körper zu besorgen und mit ihm zusammenzuleben, scheint sie jedoch erreicht zu haben.
Sie haben leider keine anderen Vorbilder.
Stimmt das? Was ist mit Graf Golar?
Was glaubt Ihr, was er zu dieser Entwicklung gesagt hätte? Hätte er Quilûn, Semire und Kyrin gelobt - oder wäre er entsetzt?
Was für ein tolles Ende.
Ein interessantes und spannendes Ende.