Beiträge von Senara von Nostria

    Aber ich denke, dass es auch für Frauen schwierig war, zu arbeiten, wenn sie dann Kinder bekommen haben, diese mussten ja auch betreut werden. Wobei da ja auch die Familie noch immer viel zu Hause ist, Großeltern, die Kinder betreuen können. Lenes Mutter hat es ja auch irgendwie geschafft, was hätte sie auch tun sollen.

    Sicher hätte es auch damals schon Mittel und Wege gegeben und dann hätte es halt Kindertagesstätten früher gegeben oder die Frauen hätten sich zusammengetan und mit der Betreuung abgewechselt. Und es gab, wie du sagst, viel mehr Großfamilien als heute, wo die Kinder nicht allein gewesen wären.

    Die Kinder sind ja viel mehr einfach "mitgelaufen" als sie das heute tun. Dort war es ja nichts besonderes, wenn die Kinder allein daheim waren oder ein älteres Geschwisterteil nach den Kleinen geguckt hat. Die Kindertagesstätten gab es etwa ab der späten Industrialisierung, als den Arbeitgebern aufging, dass sich das Anbieten einer Betreuung lohnen könnte. Das fing dann an mit privaten Kitas, wo der Arbeitgeber dann einer Art "Fabrikstadt" anlegte. Mit eigenen Wohnungen, Einkaufsmöglichkeiten und eben Betreuung. Damit band man die Leute eben auch an die Fabrik. Manche dieser Siedlungen haben sich bis heute erhalten

    Und wahrscheinlich wäre das noch weniger akzeptiert worden ... ich höre schon die "Rabenmutter"-Rufer

    Der hätte von mir den Stinkefinger bekommen, denn damals arbeiteten die meisten Frauen nicht nur zum Vergnügen oder zur Selbstverwirklichung, sondern, weil sie das Geld auch dringend brauchen konnten - auch für die Kinder.X(

    Ja, eben. Das gepflegte Nichtstun konnte sich nur der Adel bzw die Bürgerschaft erlauben. Die Arbeiter waren immer schon beide berufstätig. Das "drinnen waltet die züchtige Hausfrau" ist übrigens tatsächlich ein Produkt aus dieser Zeit.

    Ich habe erst gar nicht verstanden, dass es darum ging, dass sie ZUVIEL gegessen hat

    Ich glaube das Problem war zu fettig nach zu langer Zeit hungern. Und das Schlimme ist, der "Steckrübenwinter" kommt ja erst noch!

    ich habe gedacht er tut Lene etwas an. Aber hier konnte man merken, er sorgt sich auch nur um seine Familie

    Ich auch! Aber wie Lene da total cool reagiert hat und sich aus der schwächeren in die stärkere Position gebracht hat.

    Wobei ihr eine Erkenntnis kommt, sie hat sich selbst ausgegrenzt, denn sie war von Beginn an akzeptiert und willkommen

    Vielleicht gerade weil sie sich immer mantramäßig gesagt hat, sie schämt sich nicht für ihre Mutter? So eine Art selffulling Prophecy?

    Kennt man eigentlich den Grund, warum eine verheiratete Frau nicht weiter unterrichten durfte? Hatte man Angst sie würde dann keine gute Mutter abgeben.

    Sie können sich dann -angeblich- auf keiner ihrer Aufgaben richtig konzentrieren

    Und natürlich die Schicklichkeit. Eine schwangere Lehrerin :angst: nachher kriegen die Mädchen noch mit wie genau das passiert ist. Und natürlich nicht zu vergessen: jede Frau, die ausscheidet, macht einen Platz für einen Mann frei und der Staat spart sich noch etwaige Pensionen

    Das liegt am Kalkmörtel, der härtet in der Feuchtigkeit nicht so schnell aus und das CO2, dass die Trockenwohner ausatmen, fördert die Aushärtung auch. Unser Mörtel heute trocknet schneller, aber das mit dem Kalk war halt auch billiger.

    Wow, was du so weißt. Ich musste erst einmal suchen was " trockenwohnen" bedeutet. Konnte damit so gar nichts anfangen.

    Mir ist der Begriff schon mal aufgefallen, in der Berlin Trilogie von Gabriele Beyerlein (wirklich super!) und dann hab ich mich schlau gemacht

    Und was soll das bringen? Werden die Wohnungen wirklich schneller trocken wenn jemand darin lebt?

    Das liegt am Kalkmörtel, der härtet in der Feuchtigkeit nicht so schnell aus und das CO2, dass die Trockenwohner ausatmen, fördert die Aushärtung auch. Unser Mörtel heute trocknet schneller, aber das mit dem Kalk war halt auch billiger.

    Von Senara von Nostria ....Du musst dir das Gebiet mal über Google Maps angucken


    Hab das jetzt gemacht, oh mein Gott.... Und das ist schon so lange her. Die Ausmaße kann man sich kaum vorstellen, obwohl man weiß wie schlimm es dort gewesen ist.

    Ja, ich war auch total entsetzte. Hab mir das mal angeguckt, als das Thema in der Schule war. Und das man das heute auch noch, mehr als 100 Jahre danach auch noch so gut erkennen kann...:heul: Kein Wunder, das so viele Männer nicht nur körperlich sondern auch seelisch kaputt waren

    Habe auch noch nie gehört von eine "Wohnung trocken wohnen". Das hört sich auch sedr traurig an. Und feucht und unangenehm und nach ständigem Umziehen und nichts Eigenes haben. Das ist ein Beispiel dafür, dass Frauen ohne Männer kaum über die Runden kamen.

    Den Begriff kannte ich schon, aber er ist auch nicht auf Alleinerziehende beschränkt. Da gibt es von Heinrich Zille die Zeichnungen, das Buch heißt Miljöh. Dort sind auch Trockenwohner abgebildet. Die Wohnungen gab es dann während dem Trockenwohnen gratis oder zu einer symbolischen Miete. Wenn ich mir sonst nichts anderes leisten kann.....

    und dann auch noch in Verdun, diesem grausamen, lehmverschmierten Massengrab)

    Du musst dir das Gebiet mal über Google Maps angucken: Die Granatentrichter erkennt man bis heute in der Landschaft. Nur sind die heute halt grün. Damals waren das ja nur schlammige Krater

    Ich kann Lene total gut verstehen, dass ihr der Rektor auf den Senkel geht, den hab ich schon jetzt gefressen. Wenn mir der im echten Leben über den Weg laufen würde, der käme mir gerade geschliffen....:kommmalherfreundchen:

    Der Zeidler Seyfried lebt ein gutes Leben mit seiner Frau Elsbeth und den drei Kindern. Er liebt seinen Beruf und geht absolut darin auf. Doch eines Tages droht dieses Leben völlig zu kippen, als seine Frau, die in der Heilkunde bewandert ist, die falsche Patientin hat. Sie wird als Hexe angeklagt und Seyfried legt seine letzte Hoffnung in Hildegard von Bingen, eine berühmte Heilkundlerin, Philosophin und nicht zuletzt eine Frau, die weiß, was sie will und sich in der Männerwelt behauptet. Aber kann sie auch hier helfen? Schafft es Seyfried seine Frau zu retten? Und was geschieht mit seinen Kindern, die sich vorübergehend ohne elterlichen Schutz zurechtfinden müssen?

    Insgesamt schafft es der Autor eine wunderbare Stimmung zu zaubern. Das Handwerk des Zeidlers, heute fast in Vergessenheit geraten, ist wunderbar recherchiert und sehr gekonnt mit der Geschichte verwoben. Die Charaktereigenschaften der Figuren sind ausgewogen, es fällt einem sehr leicht, mit ihnen mitzufühlen- und auch zu leiden. Die Figur der Hildegard von Bingen ist vielleicht am leichtesten zu beschreiben, weil von ihr selbst einiges überliefert ist, aber auch schon viel zu ihr geschrieben wurde. Aber auch deswegen ist es umso schwieriger, sie passend „einzubauen“, was dem Autor aber sehr gut gelungen ist. Vor allem die Eigenschaften, die ihr halfen sich ihren Platz in einer Männerwelt zu erobern sind sehr gut beschrieben. Insgesamt ein tolles Buch mit einer spannenden Geschichte, die bis zum Schluss fesselt und auch noch manch überraschende Wendung nimmt, mit ausgewogenen Charakteren und wirklich gut ausgearbeiteten Lebensbedingungen. Aber lest selbst! Lasst euch in die Zeit der Hildegard von Bingen entführen!

    5ratten

    Mit diesem Ende hätte ich NIE gerechnet. Das war echt eine Überraschung. Ich war auch total begeistert, das Hildegard doch in der Lage ist selbstkritisch zu reflektieren. Hätte ich nicht von ihr gedacht.

    Um das Kind von Adelheyd hat es mir ein wenig leid getan, aber( und das meine ich jetzt nicht so böse, wie es sich anhört!) das war wohl die eleganteste Lösung. Schön auch, das sie ihr persönliches Glück gefunden hat.

    Am Anfang habe ich ein bisschen damit gehadert, das Elsbeth jetzt von ihrer Familie getrennt war, aber zum Schluss wurde ja wieder alles gut.

    Eine völlig neue Seite eines grausamen, berechnenden und völlig gewissenlosen Mannes

    Es lässt erahnen, wieso er so wurde, wie er wurde. Vielleicht erfahren wir es ja irgendwann einmal genauer... ;)