Herbie Brennan: Der Purpurkaiser
Inhalt:
Das Buch "Der Purpurkaiser" beginnt genau dort, wo "Das Elfenportal" endet. Nach dem Tod seines Vaters Apatura Iris steht Pyrgus Malvaes Krönung zum Purpurkaiser kurz bevor. Die Portale nach Hael sind geschlossen, so daß Dämonen nun zum Glück keinen Einfluß mehr auf die Elfenwelt nehmen können. Während der Vorbereitungen zu den Krönungsfeierlichkeiten werden aber Gerüchte bekannt, nach denen Lord Hairstreak, Anführer der Nachtelfen, einen Anschlag auf die kaiserliche Familie plant. Wenig später verschwindet die Leiche von Apatura Iris aus dem Raum, in dem sie aufgebahrt war. Da Torhüter Fogarty gerade in der Gegenwelt weilt, um dort seine persönlichen Angelegenheiten zu regeln, zur Lösung dieser Krise aber dringend in der Elfenwelt gebraucht wird, macht Holly Blue sich auf, um Fogarty (und auch Henry, der bei der Krönung gebraucht wird) in die Elfenwelt zu holen. Inzwischen aber hat Hairstreak die Macht im Elfenreich ergriffen, indem er den wiedererweckten Apatura Iris (der offiziell nicht tot war, sondern nur im Koma gelegen hat) als Marionette benutzt. Pyrgus´ jüngerer Halbbruder Comma wird als Thronfolger eingesetzt, und Pyrgus, Blue und Fogarty brechen auf ins Exil nach Haleklind. Henry, der nach gewissen Problemen erst einige Tage später ins Elfenreich nachkommt, gerät dort sofort in Schwierigkeiten. Doch trotzdem klappt nicht alles so, wie Hairstreak es sich vorstellt...
Meine Meinung:
Auch dieses Buch ist, wie das "Elfenportal", spannend und witzig geschrieben und mit einer rasanten Handlung versehen. Die Intrigen und Ränkespiele von Pyrgus´ Widersachern und das Handeln der Hauptprotagonisten konkurrieren wieder so miteinander, daß es zu einer Menge Verwicklungen und unerwarteten Wendungen auf beiden Seiten kommt. Witzige Einfälle, trockenen Humor und komische Situationen gibt es wieder nicht zu knapp (auch recht deftigen Humor wie zum Beispiel Blues Aufforderung an Henry, doch bitte nicht mehr zu pupsen, wenn er unsichtbar ist, weil sonst der ganze Unsichtbarkeitszauber seinen Zweck verfehlt... ). Dies und die rasante Handlung machen das Buch zum Lesevergnügen. Die Handlung wechselt schnell hin und her zwischen mehreren Erzählsträngen, die sehr passend miteinander verbunden sind. Neue Figuren werden eingeführt - die telepathiefähigen Wangarami (finde ich eine gute Idee, auch wenns unsereinen graust ), und die Waldelfen, von deren Existenz bislang keiner in der Elfenwelt etwas ahnte (außer Madam Cardui, natürlich ).
Schön fand ich die Episoden um den Endolg Flapwazzle. Der ist wirklich sympathisch, cool und schlagfertig beschrieben. :smile:
Die Auflösung am Schluß kam wieder sehr überraschend. Allerdings hat mich das Ende des Buches diesmal nicht überzeugt. Spoiler:
Daß Pyrgus Angst davor hat, Kaiser zu werden, wußten wir ja. Allerdings schien es am Anfang des Buches, bei der Tätowierungszeremonie, als würde er seine Angst überwinden. Doch daß er wenig später so versagt und seinen Vater wiedererwecken läßt, um selbst nicht Kaiser werden zu müssen, paßt eigentlich nicht recht zu seinem Charakter. Im "Elfenportal" wird er als anständiger Kerl eingeführt, der sich um gequälte Tiere sorgt und seinen Gegnern doch recht entschlossen begegnet, und im zweiten Teil besitzt er so wenig Einfühlungsvermögen, daß er seinem eigenen Vater ein Dasein als Zombie zumutet??? Das paßt für mich nicht zusammen und ich finde es auch nicht ausreichend begründet.
Meine weiteren Kritikpunkte sind, daß vieles nur zu kurz angerissen wurde und daß es einige nicht ganz glaubwürdig beschriebene Wendungen gab (zum Beispiel fand ich
die Wunderheilung Henrys durch die Seidenherrinnen
doch etwas zu schnell und problemlos) .
Insgesamt läßt das Buch an Tiefe vermissen. Das ist mir hier unangenehmer aufgefallen als beim "Elfenportal". Außerdem sind mir einige Dinge nicht ganz klar geworden:
1. Wie die Waldelfen so rasch die über die Gegenwelt eingeschleusten Dämonenarmeen besiegen, war mir zu kurz und nicht ganz nachvollziehbar abgehandelt.
2. Wie alt ist eigentlich Comma? Er kann doch höchstens 10-12 sein, wenn Pyrgus erst 15-16 ist. Und Holly liegt altersmäßig zwischen den beiden? Ist sie dann überhaupt
der Bürde einer Purpurkaiserin gewachsen?
Die beiden finden sich mitsamt Torhüter Fogarty und der weisen Madame Cardui in Haleklind wieder, wo sie feststellen, dass die Waldelfen gar nicht so rückständig sind, wie immer kolportiert wurde - im Gegenteil!
3. Leben die Waldelfen eigentlich in Haleklind? Ich hatte eher den Eindruck, der Wald, in dem sie leben, liegt noch auf dem Territorium von Pyrgus´ Elfenreich, und die Verbannten haben Haleklind gar nicht erreicht.
Eine Landkarte habe ich übrigens im Buch auch vermißt. Es wäre nicht schlecht gewesen, die Wege der Figuren mal nachvollziehen zu können. Ich kann mich kaum erinnern, wie das im "Elfenportal" war, aber ich meine, dort gab es wenigstens eine Karte der Hauptstadt.
Wegen dieser Kritikpunkte und wegen des aus meiner Sicht nicht stimmigen Endes der Geschichte kann ich dem Buch leider nicht mehr als drei Ratten geben. Insgesamt hat mir der "Purpurkaiser" nicht so gut gefallen wie das "Elfenportal" (schade). Trotzdem werde ich gerne den dritten Teil lesen.
Viele Grüße,
kaluma