Beiträge von Manjula

    Kein Thread zu diesem Buch - das wundert mich auch. Für mich ist es das schrägste Buch von John Irving (seine anderen sind ja auch nicht gerade handzahm). Was mir besonders daran gefiel, war dass neben den unzähligen skurrilen Situationen auch ruhige und bewegende Szenen ganz selbstverständlich eingeflochten werden. Sehr schön fand ich zum Beispiel die Beschreibung der Besuche von Johns Vater im Hotel Sacher. Oder Franks Anrufbeantworter: zunächst die obszönen Sprüche von Frannie, über die sich Frank furchtbar aufregt und dann der leise, traurige Anruf von Lilly. Ganz wunderbar.


    Übrigens eine sehr schöne Rezension, chil :smile:

    Interessant, dass dieses Buch, das doch jetzt auch schon einige Jährchen auf dem Buckel hat, noch gelesen wird. Christiane F. hat es wohl zur traurigen Symbolfigur geschafft.



    [...] Allerdings muss ich sagen, so geeignet für Jugendliche find ichs gar nicht, weil es mich als 12 ährige damals jedenfalls total faszinierte u ich dachter, wow sowas zu erleben muss ja spannend sein. Es hatt keinen Abschreckungsefekt u weiß, dass es vielen andren auch so ging. Also ne zweispältige Sache...


    Auf mich wirkte das Buch (ich habe es auch so mit 12/13 gelesen) sehr abschreckend (vielleicht hat es auch dazu beigetragen, dass ich nie auch nur geraucht habe). Als Jugendbuch hätte ich es übrigens auch eher nicht eingestuft.

    Ja, beim Erscheinen des Buchs war die Handlung wohl deutlich eher "fiction" als heute. Wenn auch



    Aber es ist schon erschreckend, wie Geschichten von der Realität überholt werden (oder wie weitsichtig die Autoren sind). Es gibt doch auch ein Buch von Stephen King (ist es Menschenjagd), das die Entwicklung der Game und Reality Shows vorweggenommen hat.

    Ein wunderschönes Buch für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Ich habe es mit 12 oder 13 das erste Mal gelesen und fand es spannend und schön geschrieben. Bei der späteren Wiederlektüre sind mir dann viele Dinge aufgefallen, die ich beim ersten Mal gar nicht registriert hatte. Z.B. fand ich die Zeitdiebe dann erheblich bedrohlicher.


    Meiner Nichte habe ich Momo vor 2 Jahren zum 13. Geburtstag geschenkt, leider konnte sie gar nichts damit anfangen. Aber vielleicht ändert sich das ja noch :smile:

    Tim Parks – Stille


    Inhalt: Der Journalist Harold Cleaver ist ebenso umstritten wie erfolgreich. Er genießt das Licht der Öffentlichkeit. Und das richtet sich jetzt ganz grell auf ihn: er führt ein Interview mit dem amerikanischen Präsidenten, in dem er diesen als unfähig entlarvt, und das ihn schlagartig weltweit bekannt macht. Unmittelbar danach erscheint das erste Buch seines Sohns, eine als Roman etikettierte wütende Abrechnung mit seinem berühmten Vater. Cleaver wird alles zuviel und er zieht die Reißleine. Eine überstürzte Flucht führt ihn in ein einsames Dorf in Südtirol, wo er eine verlassene Hütte ohne jeden Komfort wie fließendes Wasser und Strom mietet.


    Er ist fest entschlossen, alle Kontakte zur Außenwelt zu kappen. Handy und Laptop verbietet er sich. Doch die Stimmen in seinem Inneren lassen ihn nicht zur Ruhe kommen.


    Meine Meinung: Geschichten, in denen sich jemand komplett von der Außenwelt zurückzieht und auf sich selbst zurück geworfen wird, finde ich immer sehr spannend. Wie kommt man ohne die Segnungen der Technik, allein in der Natur zurecht? Und in welche Richtung gehen die Gedanken, wenn kein Input von außen kommt?


    Die erste Frage nimmt in „Stille“ keinen allzu großen Raum ein. Cleaver lernt, Holz zu hacken, Feuer zu machen und eine primitive Dusche zu bauen, aber im Vordergrund stehen seine Gedanken, in denen es meist darum geht, ob sein Sohn mit seinem bösen Buch Recht hatte. In der Rückschau vergleicht Cleaver sein Leben mit der Romangeschichte. Dabei werden seine Gedanken nicht linear geordnet dargestellt, Parks springt vielmehr scheinbar willkürlich in der zeitlichen und auch logischen Abfolge – eben so, wie die Gedanken von Cleaver verlaufen. Teilweise verbeißt sich Cleaver wie ein Hund in einzelne Fragen und kehrt immer wieder zu ihnen zurück.


    Diese scheinbare ungeordnete Aufzeichnung von Cleavers Gedanken lässt das Buch sehr authentisch erscheinen (wer kennt das nicht, dass einem ein Problem so beschäftigt, dass die Gedanken immer wieder dorthin zurück kehren und es bis zum Überdruss von allen möglichen Seiten beleuchten?). Ich finde diese Erzählweise faszinierend. Stück für Stück lernt man Cleaver kennen und muss seine Meinung über ihn mehrmals revidieren (ein Mann, dessen Familie auf der Beerdigung seiner Tochter seine Geliebte treffen müssen, muss doch kalt und herzlos sein - später stellt sich die Situation dann ganz anders dar). In diesem Buch passiert eigentlich nicht viel - es gibt noch eine kleine Nebenhandlung über die Bauernfamilie auf dem nächsten Hof , die jedoch im Hintergrund steht -, es war mir aber an keiner Stelle langweilig, Cleavers Gedanken zu folgen.


    Ein besonderer Pluspunkt des Buchs für mich persönlich war der Handlungsort, da ich letztes Jahr in Südtirol im Urlaub war. Die Mentalität der Südtiroler, die landschaftlichen Besonderheiten und die Traditionen werden am Rande gestreift, was dem Buch einen besonderen Reiz gibt.


    Mein Fazit: Für mich ein Highlight des Lesejahres und bestimmt nicht mein letztes Buch von Parks!

    Aus meiner Sicht ein sehr gutes Buch. Spannend fand ich - neben der erschreckenden Erkenntnis, wie leicht solche Dressurversuche laufen können - die gegenseitigen Abhängigkeiten der Personen und wie sie sich im Lauf des Buchs verändern. Peter macht z.B. ja eine sehr erstaunliche Verwandlung durch. Der Schluss des Buchs wirkte auf mich sehr gruselig.


    Was mir beim Schreiben so einfällt: als ich dieses Buch gelesen habe (auch schon 20 Jahre her...), war von Realityshows und Dokusoaps noch keine Rede. Wer damit aufgewachsen ist, hat möglicherweise einen ganz anderen Eindruck von dieser Geschichte - liege ich hier richtig?

    Oh, die kleine Hexe :herz: eines meiner Lieblingsbücher - es ist so niedlich, wie sie versucht, eine gute Hexe zu sein und doch so gar nicht den Erwartungen der Oberhexen entspricht. Meine Tante hatte die kleine Hexe auf Schallplatte (ja, das gab's damals noch :elch: ) und ich konnte mich nicht daran satt hören.

    REDRÖM? Ich kann mich nur an DROM erinnern (entspricht ja auch dem Ausdruck im Original). Kommt REDRÖM nur im Film oder auch im Buch vor (wenn zweiteres zutrifft, muss es mehrere Übersetzungen geben)? Gruselig war es aber allemal.

    *alten Thread hochhol*


    Maeve Binchy ist übrigens im Original sehr leicht lesbar. Mein Englisch ist leider schon etwas angestaubt, deshalb habe ich mir in der Bib "Quentins" geholt (das ich vor Jahren schon mal gelesen hatte) und bin sehr gut zurecht gekommen.

    Hallo geronemo,


    meine Lektüre von "Schwarz" ist schon etwas länger her, aber die Sprache habe ich auch etwas holprig in Erinnerung. Die von Dir aufgelisteten Beispiele illustrieren das ja sehr "schön". Wurde ab dem dritten Band denn ein anderer Übersetzer tätig?


    Zitat

    Also ich empfehle jeden, der es vermag, sich die ersten Bände im Original anzutun.


    King ist im Original auch relativ leicht zu lesen; da schließe ich mich Deiner Empfehlung an.


    Grüße
    Manjula

    Ihr habt mich jetzt bald soweit, dass ich das Buch lesen möchte :zwinker:


    Frederic Brown hat zu diesem Thema übrigens die kürzeste Gruselgeschichte aller Zeiten mit dem Titel "Klopf, Klopf" geschrieben:


    Nach dem Krieg war alles Leben auf der Erde vernichtet. Der letzte Mensch saß in seinem Bunker. Da klopfte es plötzlich an die Tür...
    :breitgrins:


    Klasse. Von Brown habe ich mal einen Kurzgeschichtenband gelesen, den fand ich auch sehr amüsant.

    Schön, dass der SLW Agatha Christie wieder zum Vorschein kommen lässt :klatschen:


    "Hercule Poirots Weihnachten" ist für mich einer ihrer Krimis, bei dem auch der gewiefteste Leser nicht auf die Lösung kommen kann. Wie Du schreibst, gibt es einige zu zufällige Zufälle, aber das verzeihe ich ihr gern. Und dass Poirot Hellseher ist, hatte ich schon immer vermutet :zwinker:


    ... Trotzdem ist sie es am Ende, welche den Fall löst. Wie geht das wenn sie eigentlich kaum erscheint. ...


    Wie Miss Marple ihre unlösbaren Fälle aufklärt, ist mir eigentlich immer ein Rätsel :zwinker: Aber ihre geniale Art, aus den unmöglichsten Umständen ihre Schlüsse zu ziehen, macht für mich gerade den Reiz aus. "16 Uhr 50 ab Paddington" habe ich gerne gelesen (und auch gehört), wenn es auch nicht mein Favorit ist.

    Gaby von Schönthan – Die Rosen von Malmaison


    Inhalt: Der Roman erzählt als fiktive Autobiographie die Lebensgeschichte von Josephine, der ersten Ehefrau von Napoléon Bonaparte. Das Buch beginnt mit Josephines Ankunft in Frankreich, wohin sie von Martinique gereist war, um ihren ersten Mann zu heiraten. Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor, glücklich ist sie jedoch nicht; ihr Mann bezweifelt sogar, ob er der Vater ihrer Tochter ist. Schließlich scheitert die Ehe.


    Josephine stürzt sich in das gesellschaftliche Leben, hat Liebhaber und interessiert sich für Kleider mehr als für Politik. Doch auch sie bleibt von den Umstürzen der Revolution nicht verschont: sie landet im Gefängnis. Nach Robespierres Tod wird sie entlassen und findet schnell Freunde unter den neuen Machthabern. Paul Barras, Mitglied der Direktorialregierung, wird ihr Liebhaber. Das hält ihn jedoch nicht davon ab, sie an den aufstrebenden General Bonaparte zu verkuppeln, den sie schließlich heiratet, obwohl sie ihn nicht liebt. Sie begleitet seinen kometenhaften Aufstieg und wird schließlich zur Kaiserin von Frankreich gekrönt. Doch sie spürt, dass ihre Stellung nicht von Dauer ist.


    An dieser Stelle endet die „Autobiographie“, und der Rest ihres Lebens wird als Epilog in der dritten Person erzählt.


    Meine Meinung: Eine Frau, die eine wichtige Rolle im Leben Napoléons spielt, erzählt ihre Lebensgeschichte – das kommt doch bekannt vor? Genau: die selbe Idee hatte schon Annemarie Selinko mit ihrem Tagebuchroman „Désirée“. Tatsächlich weisen die Bücher gewisse Ähnlichkeiten auf: die Hauptpersonen stolpern mehr oder weniger zufällig in die Weltgeschichte, sind reichlich naiv und üben trotzdem einen enormen Einfluss auf Napoléon aus.


    Leider bleibt „Die Rosen von Malmaison“ aber in vielem hinter „Désirée“ zurück. Josephine bleibt eine blasse, ziemlich hohle Figur, deren Schicksal mir eher gleichgültig blieb. Der Schreibstil von Schönthan hat mich ebenfalls nicht überzeugt. Man kann hier natürlich einwenden, dass sie damit die fehlende Bildung und Ausdrucksfähigkeit von Josephine abbilden wollte („Désirée“ ist ja sprachlich auch nicht anspruchsvoll), ich kann ihr das aber nicht recht abnehmen, weil – wenn es gerade in die Geschichte passt – Josephine auch clever sein kann. So soll sie von Politik keine Ahnung haben, erkennt aber glasklar, dass die Entführung des Herzogs von Enghien gegen Völkerrecht verstößt :hm: Der einfache Stil scheint mir eher eine Schwäche der Autorin als bewusst gewollt zu sein.


    Etwas gewundert hat mich auch der Titel: in Malmaison, dem Schloß der Kaiserin, spielt nur ein geringer Teil des Romans, auch von ihrer großen Liebe zu Rosen erfährt man eher nebenbei. Wer sich näheres zu Napoléon erhofft, wird ebenfalls enttäuscht: er taucht erst in der Mitte des Buchs auf. Ein fiktiven Leser, der noch nie von ihm gehört hat, lernt einen eifersüchtigen, leicht aufbrausenden und etwas lächerlichen Geck kennen; dass er Kaiser von Frankreich wird und ganz Europa in Atem hält, ist danach nicht leicht nachzuvollziehen. Generell bleiben auch die Nebenfiguren blass.


    Um aber das Buch nicht ganz schlecht zu machen: es lässt sich leicht und schnell lesen, und ein bisschen Geschichte wird doch transportiert.


    Mein Fazit: Einen verregneten Sonntag kann man auch schlechter verbringen. Wenn man aber schon "französische Geschichte light" haben will, würde ich gleich „Désirée“ empfehlen.


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    EDIT
    Huhu, ich habe den Amazon-Link eingefügt. LG Seychella

    Hallo Laxnessfans,


    leider muss ich mich jetzt doch abmelden. In den nächsten Wochen haben sich bei mir diverse Termine angesammelt, so dass ich neben der Proustleserunde eine weitere nicht unterbringe. Ich wünsche Euch viel Vergnügen mit Halldor!


    Liebe Grüße
    Manjula

    @wolves: Einen sehr schönen Grund! Die philosophische Hintertreppe lässt sich aber vielleicht ganz gut damit vereinbaren, die einzelnen Beiträge sind mit 10-15 Seiten relativ kurz. Es ist zwar ganz gut, sie im Zusammenhang zu lesen, aber nicht zwingend.


    @Holden: Bei mir war es auch eine Empfehlung des Philosophielehrers. Netter Zufall :smile: Das Buch scheint in diesem Kreis ja beliebt zu sein.