Beiträge von Ati

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    TRIAS Verlag
    ISBN-13: 9783830468653
    ISBN-10: 3830468652
    Sachbuch Gesundheit, Wellness
    Neuauflage 01/2013
    Broschiert, 116 Seiten


    Verlagsseite http://www.trias-verlag.de
    Autorenseite http://www.aromapraxis.de


    Während man früher mit Essigwasser über Möbelstücke wischte, die etwa nach Hund rochen, braucht es heute (wenn man der Werbung glaubt) Luft- und Textilerfrischer und Konsorten. Wasch- und Putzmittel ohne Duftstoffe sind zwar grundsätzlich zu finden, aber doch eindeutig in der Unterzahl. Pflegende Kosmetik? Hier scheint größtenteils auch nichts ohne zu gehen und auch in der Lebensmittelindustrie werden sie fleißig eingesetzt. Wir deodorieren und parfümieren Wohnungen, Staubsauer, Autos. Wir machen nicht einmal vor Haustieren halt (kürzlich habe ich von einem Hundedeo gehört), von uns selbst ganz zu schweigen. Wir unterdrücken und übertünchen permanent Gerüche natürlichen Ursprungs, weil sie uns stören. Gleichzeitig umgeben wir uns mit einem aromatischen Geruchswirrwarr, das uns nicht immer und allzeit gut tut. Nicht nur, weil diese Düfte oft synthetischen Ursprungs oder von minderer Qualität sind, sondern weil wir Folgen der daraus resultierenden Gesamtkonzentration gar nicht abschätzen können. Dass künstlich produzierte Duftstoffe nicht sonderlich gesund sind, Unwohlsein hervorrufen oder sogar krankheitserregend sein können, weiß man zwischenzeitlich. Doch, solange es gut riecht, wird darauf wenig geachtet.


    Dabei kann man mit Düften, sofern man sie gezielt und dosiert einsetzt und auf Qualität achtet, sehr viel Gutes tun. Während noch vor wenigen Jahren herablassend in Richtung Aromatherapie gelächelt wurde, weiß man mittlerweile aus der Forschung um die antitumorale Wirkung diverser Inhaltsstoffe ätherischer Öle. Zielführend eingesetzt werden sie bislang dennoch in den allerwenigsten Fällen. Doch glücklicherweise hat ein Wandel eingesetzt. Man weiß, dass Düfte nicht nur zum Entspannen oder zur Anregung gut sind, sondern sie sich auch zur Behandlung eignen. Altes Wissen wird neu belebt. Es lohnt sich also, sich mit Aromatherapie zu beschäftigen, denn bereits eine überschaubare Basisausstattung an Naturdüften ist überaus hilfreich.


    Eliane Zimmermann zählt zu den führenden deutschsprachigen Dozentinnen in diesem Bereich. Sie hat bereits zahlreiche Fachartikel, Fachbücher und Ratgeber zu diesem Thema verfasst. Gerade liegt die überarbeitete Neuauflage des bereits 2011 bei TRIAS erschienenen Titels Aromatherapie für Sie - Duftpflaster und Seelentröster: Die besten Öle zum Entspannen, Anregen und Heilen vor mir. Zimmermann richtet sich damit an Laien, die ein Nachschlagewerk suchen. Sie bietet eine gelungene Mischung aus Anregungen und nachvollziehbaren Informationen und lässt ihre LeserInnen an ihrem Erfahrungsschatz teilhaben, ohne sie mit Fachwissen zu überfrachten. Bücher wie dieses zeigen, dass Wissen nicht trocken gestaltet präsentiert werden muss, sondern lebendig vermittelt werden kann.


    Nachdem die Autorin kurz darauf eingeht, wie Düfte uns beeinflussen, stellt sie Basisöle zum Verdünnen und 16 ätherische Öle für die Hausapotheke vor. Diese 16 Öle, die dabei zunächst nur kurz umrissen werden, werden ab Seite 92 ausführlicher beschrieben. Laut der Autorin soll die von ihr getroffene Basisausstattung etwa 130 € in der Beschaffung kosten, sofern sie bei einem Marktführer in Bioqualität erworben wird. Damit kommt man dann etwa zwei Jahre aus.


    Nur 16 Öle? Natürlich gibt es wesentlich mehr. Die Autorin hat sich jedoch schon aufgrund der Übersichtlichkeit auf diese Auswahl beschränkt. Und mit ihren ab Seite 28 folgenden Rezepten für Ölmischungen ergeben sich bereits daraus zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten. Damit kann man sowohl psychische Befindlichkeiten wie auch physische Beschwerden angehen. Und auch die Haut- und Haarpflege kommt nicht zu kurz. Von Kopf bis Fuß werden innerliche und äußerliche Anregungen für Beschwerdebilder oder Bedürfnisse gegeben, mit denen man wirkungsvoll etwas tun kann, ohne zur chemischen Keule greifen zu müssen. Egal ob es um Abnehmen oder Zahnschmerzen geht, um ein Mittel gegen Hitzewallungen oder Läuse, um Haarpflege oder Körpergeruch, Abschied nehmen oder aggressives Verhalten, Prüfungsangst oder Badepralinen - um nur einige Beispiele zu nennen.


    Fazit: 5ratten


    Wie andere TRIAS-Titel ist auch Aromatherapie für Sie - Duftpflaster und Seelentröster: Die besten Öle zum Entspannen, Anregen und Heilen gleichermaßen informativ wie liebevoll und farblich harmonisch aufgemacht. Wer chemische Formeln und eine wissenschaftliche Abhandlung über Aromatherapien sucht, wird sie in diesem Buch nicht finden. Diejenigen, die jedoch grundsätzliche Informationen nachlesen und praktisches Wissen erfahrbar umsetzen möchten, liegen damit goldrichtig. Zimmermanns Buch lässt sich auch von absoluten Neulingen aufschlagen, nachlesen, nachmachen und erfolgreich ausprobieren. Leicht verständliche Ausführungen der interessanten Thematik und der übersichtliche Aufbau des Buches werden durch Informationen zu Qualität und Beschaffungsmöglichkeiten von Ölen und Zubehör (Fläschchen, etc.) abgerundet. Das Register am Schluss des Buches erleichtert das schnelle Nachschlagen. Ein wunderbarer Grundstein ist dieses Praxisbuch für den täglichen Gebrauch. Es verdient fünf von fünf Punkten, obwohl es tatsächlich nur an der Oberfläche der Möglichkeiten der Aromatherapie kratzt.


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)


    Threadtitel-Icon entfernt. LG, Valentine

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    Franckh-Kosmos Verlags GmbH
    ISBN-13: 9783440130087
    ISBN-10: 3440130088
    Sachbuch, Kochbuch
    1. Auflage 02/2013
    Softflexcover, 144 Seiten


    Verlagsseite http://www.kosmos.de/gut-gekocht


    Früher waren meine Vorstellungen von Frankreich sehr beschränkt. Toll fand ich die Lavendelfelder der Provence, die Pferde der Camargue oder die stürmischen Westwinde der Bretagne. Weniger gut gefiel mir die französische Küche, bedeutete sie damals doch noch Froschschenkel und Schnecken für mich. Heute bringe ich glücklicherweise etwas mehr damit in Verbindung. Speziell die Küche im Südosten Frankreichs zwischen Rhônetal und Mittelmeer hat es mir angetan. Die Küche der Provence, die für ihre schmackhaften, meist einfachen Gerichte aus regionalen und lokalen Zutaten bekannt ist. Bouillabaisse, Soupe-de-Poisson oder Ratatouille sind nur einige wenige davon.


    Kürzlich fiel mir ein Buch aus der WIR ♥ KOCHEN-Reihe des Franckh-Kosmos-Verlages auf. Mehrere Bücher dieser Reihe stellen bereits eine gelungene Bereicherung meines Kochbuchregals für mich dar. Nicht nur weil mich die liebevolle Gestaltung anspricht. Auch weil die Bücher mir (als bloßer Rezeptköchin) ansprechende und nachahmenswerte Anregungen bieten.


    Die Landküche der Provence - Kulinarische Reise durch Südfrankreich enttäuschte mich hinsichtlich der Aufmachung schon mal nicht. Das abwischbare Softflex-Cover ist teilweise erhaben bedruckt. Die Vorsatzblätter sind in einem satten Lila gehalten, die Rezeptüberschriften heben sich farblich von den Rezepttexten ab. Teils ganzseitige Fotos von Landschaften, einem Markt oder Dekorationen, vorwiegend aber von Zutaten, Zubereitungsschritten und fertigen Gerichten sind darin enthalten. Manchmal läuft einem beim bloßen Betrachten schon das Wasser im Mund zusammen. Die Rezepte sind in gewohnter Manier gleichermaßen gut und übersichtlich aufgebaut, wie nachvollziehbar gestaltet. Hinweise für Beilagen sowie Tipps und Tricks helfen beim Nachmachen. Und das lohnt sich wieder einmal, wie mir unter anderem die zugegebenermaßen (hierzulande) nicht ganz regionalen Feigen mit Lavendel-Sahne gezeigt haben. Und obwohl ich bei Kartoffelsalat recht eigen bin (für mich persönlich sonst nur den schwäbischen), mag ich das Ergebnis des Kartoffelsalatrezepts auf arlesische Art (mit Auberginen).


    Wie gleich eingangs erklärt wird, haben Zutaten aus der ganzen Welt Einfluss auf die Küche der Provence genommen. Ihre Eigenständigkeit hat sie dadurch jedoch nicht verloren. Fleischgerichte bleiben nicht außen vor, Fisch und Meeresfrüchte spielen eine größere Rolle (was mir sehr gefällt), Gemüsegerichte jedoch noch viel mehr (was mir als Fast-Vegetarierin sehr entgegenkommt). Und da die Küche der Provence wie bereits erwähnt für ihre lokal-regionalen einfachen Zutaten bekannt ist, lassen sich nahezu alle Zutaten auch hierzulande größtenteils problemlos besorgen. Für keins der Rezepte muss man stundenlang in der Küche stehen, wenngleich einige durchaus eine Stunde Zubereitungs- und Koch- oder Backzeit in Anspruch nehmen.


    Hess, der sein Hobby zum Beruf machte (Journalist für Essen und Wein) hat bereits über 60 Bücher verfasst. Mit Die Landküche der Provence - Kulinarische Reise durch Südfrankreich hat er in Zusammenarbeit mit Manuela Rüther (von ihr stammen die 122 Farbfotos) eine ausgewogene Mischung von Rezepten für einen kleinen Imbiss, Mittag- und Abendessen sowie Nachspeisen zusammengestellt, die zum Nachkochen und Kosten einlädt. Die Rezepte beweisen, dass einfache Zutaten gut zu etwas Besonderem verarbeitet werden können. Aber auch, wie schmackhaft einfache Gerichte sein können.


    Fazit: 5ratten


    Eine gelungene Rezeptmischung, in einem liebevoll gestalteten Buch. Für Fleischliebhaber finden sich genauso etwas darin wie für Vegetarier. Herzhaft oder lieber süß? Auch hier wird so ziemlich jeder fündig. Anfänger oder Profi? Egal, denn mit den Anleitungen kommt man auch als absoluter Küchenneuling zurecht. Das Buch verdient und bekommt fünf von fünf Punkten von mir. Alleine schon deshalb, weil der Duft der Lauchtarte mit Lavendel gerade überaus verführerisch aus der Küche bis in den ersten Stock zu mir zieht.


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)


    Emoticon aus Threadtitel entfernt. LG, Valentine

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    Eugen Ulmer Verlag
    ISBN-13: 9783800178513
    ISBN-10: 3800178516
    Belletristik
    01/2013
    Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 334 Seiten


    Verlagsseite http://www.ulmer.de


    In Wer Korn klaut, muss gehen widmete sich der 1939 geborene und nahe Schwäbisch Hall aufgewachsene Autor Heinrich Maurer dem Schicksal einer Familie im 20. Jahrhundert. Mitte des vergangenen Jahrhunderts siedelt der Fachbuchautor und langjährige Chefredakteur des Württembergischen Wochenblatts in Stuttgart auch das Geschehen in seinem aktuellen Roman Milchsuppe und Malzkaffee an. Darin geht es um Leo, einen Handwerkersohn aus einem kleinen süddeutschen Dorf. Nach dem viel zu frühen Tod seiner Mutter ändert sich alles. Lachen und Liebe sind fortan unter der strengen Hand seiner Stiefmutter bloße Erinnerungen. Doch obwohl sein Leben eingangs kaum Perspektiven bietet, tun sich dem Jungen, der gerne in Fantasiewelten flüchtet, ungeahnte Wege auf. Weil der Dorflehrer mehr in ihm sieht als alle anderen, wird Leo selbst Lehrer und träumt schon von einem besseren Leben. Dann allerdings landet er zu seiner großen Enttäuschung in einem abgelegenen Schwarzwalddorf.


    Leo hat also wenig zu lachen. Auch Maurers LeserInnen geht es so. Zu trist und trostlos, zu hart und ungerecht beschreibt Maurer die damalige Zeit. Dabei lässt er auch Leos übrige Familie nicht außen vor, denn die teilt sein Los. Niemand will die neue Stiefmutter im Haus haben, die nicht nur die Kinder, sondern auch ihren Vater so triezt, dass er Jahr um Jahr stiller und hoffnungsloser wird. Auch Bekannte und Freunde, sofern man in diesem Zusammenhang davon sprechen kann (ich würde es eher Zweckgemeinschaft nennen), finden Erwähnung.


    Passend zur damaligen Zeit wählt der Autor seinen Schreibstil. Ohne wortmalerische Schnörkel beschreibt er nicht nur eine dichte, authentisch wirkende, örtlich und zeitlich gegebene Hintergrundatmosphäre, sondern hebt auch den rücksichts- und lieblosen Umgang innerhalb oder das teils herablassende Verhalten außerhalb der Familie sehr deutlich damit hervor.


    Daraus ergibt sich jedoch eine Distanz, die es mir lange Zeit erschwerte bis unmöglich machte, mich mit einzelnen Charakteren anzufreunden. Leo etwa blieb mir bis kurz vor Ende des Romans völlig fremd und unsympathisch. Sein Vater und mittlerer Bruder ebenso. Leos älterer Bruder, seine Schwester Louise, sein Freund Friedrich oder seine spätere Familie aus dem Schwarzwald hatten es da schon leichter. Doch einzig die Person, die grundsätzlich von ihrer Beschreibung her am wenigsten Sympathiepunkte für sich einfordern konnte, hatte von Beginn an mein Mitgefühl. Ausgerechnet die herrschsüchtige, kalte Stiefmutter weckte den Wunsch, mehr über sie zu erfahren. Genau damit geizt der Autor allerdings. Erst gegen Ende seines Romans geht er etwas näher auf sie ein und erst da, gewannen dann Leos Geschwister noch so etwas wie Respekt, obwohl ihr Wandel nicht so recht zu ihrem vorherigen Verhalten passt. Mit dem für mich egoistisch wirkenden Leo selbst versöhnte ich mich erst mit seiner Entscheidung im Bezug auf seine spätere Familie. Dessen ungeachtet wirkte aber keine einzige Figur unglaubwürdig oder völlig erfunden.


    So kam es, dass ich es nicht schaffte, das Buch beiseitezulegen, obwohl ich mich anfangs mit Maurers Roman überaus schwer tat. Vieles erschien mir zu weit von der heutigen Zeit entfernt und nur schwer vorstellbar. Doch nachdem ich mir diverse Gespräche mit Zeitzeugen in Erinnerung rief, die in ähnlichen Verhältnissen aufwuchsen, wurde mir schnell klar, dass die Handlungen und schemenhaft aufblitzenden Emotionen, die sonstige Gefühlskälte ebenso wie die Hoffnungslosigkeit den ortsgebundenen, morbide-düsteren, sozialen Zuständen der damaligen Zeit und dem Überlebenskampf geschuldet waren und in diesem Zusammenhang glaubwürdig und verständlich sind.


    Fazit: 5ratten


    Kein Roman für nebenbei, obwohl die einfache Sprache dafür sorgt, dass man ihn recht schnell lesen kann. Auch kein Roman, der die Massen begeistern dürfte. Vielmehr eine existenzialistische Geschichte, in der die Träume und Wünsche von Freiheit und Selbstbestimmung immer wieder in den tatsächlichen Gegebenheiten zu ersticken drohen und doch nie ganz untergehen. Eine Geschichte, die zeigt, dass man sein Leben selbst in die Hand nehmen kann und muss und egal wie die Umstände sind, immer noch den Weg der freien Entscheidung wählen kann. Eine Geschichte, die mich überraschend in ihren Bann zog und der ich entgegen meiner anfänglichen Meinung fünf von fünf Punkten geben möchte.


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

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    Originaltitel: The Demi-Monde 01 Winter
    Aus dem Englischen übersetzt von Jean-Paul Ziller
    Goldmann Verlag
    ISBN-13: 9783442475674
    ISBN-10: 3442475678
    Roman
    Ausgabe 01/2013
    Taschenbuch mit Klappenbroschur, 608 Seiten



    Verlagsseite http://www.randomhouse.de/goldmann/index.jsp


    Ein Blick auf die Verlagsseite offenbart: Der Lebenslauf des Autors setzt sich abenteuerlich zusammen. In Dhaka baute er eine pharmazeutische Firma auf. In Moskau errichtete er ein Satelliten-Kommunikationsnetz. In Großbritannien designte er ein Hotel. Er reiste durch Afrika und den Mittleren Osten, durch Bangladesch und Russland. Heute lebt er mit Frau und Kindern in England und widmet sich ganz dem Schreiben. Aus seiner Feder stammt eine Romanreihe, die eine Mischung verschiedener Stilrichtungen darstellt. Science-Fiction paart sich mit Thriller. Historisches mit Okkultem. Fantasy mit Realem. Das alles dystopisch angehaucht. Nebenbei bemerkt, der zweite Teil ist bereits unter dem Titel Der Widerstand im Juli 2013 bei Goldmann angekündigt.
    Obwohl mich die Inhaltsangabe sehr neugierig stimmte, begann der Auftaktroman der vierteiligen Buchreihe von Rod Rees nicht sehr vielversprechend. Recht schnell legte ich das Buch zur Seite, was auch beim zweiten und dritten Versuch der Fall war.


    In Die Mission geht es um die junge Ella. Aus finanziellen Gründen geht sie darauf ein, die entführte Tochter des Präsidenten zu retten. Ellas Einsatz wird erschwert, weil Nora nach ihrer Entführung in eine gänzlich andere Welt gebracht wurde. Diese andere Welt ist im Grunde genommen ein virtuelles Experiment der Regierung. Von Wissenschaftlern geschaffen, um Soldaten möglichst realistisch auf kriegerische Ernstfälle vorzubereiten. Darin bekämpfen und hassen sich unterschiedliche Gruppen. Zeit und Raum sind ausgehebelt. Diese Grundidee ist nicht ganz neu. Sie wurde bereits in Romanen und Filmen verwendet.


    Das Glossar am Ende des Buches deutet allein durch seinen Umfang an, dass Demi Monde vielschichtig sein muss. Gleich von Anfang an wird man dann auch im Roman selbst mit Informationen dazu überschwemmt. Das ist sicherlich notwendig, um Zusammenhänge zu begreifen und im Grunde entsteht so eine dicht gewobene, düster-bedrohliche Atmosphäre. Doch die Informationsfülle war mir persönlich fast zu viel, weshalb ich immer wieder unterbrechen musste.


    Erschwerend kam hinzu, dass Rees wenig Begriffe erklärt und das jeweilige Suchen im Glossar sich zeitraubend umständlich entwickelte. Bestimmte Wortspielereien (unter anderem HimPerialismus, UnFunDaMentalismus, UnterWesen) störten mich zunehmend.


    Und dann gab es noch unlogische Auffälligkeiten. Wenn ich davon ausgehe, dass ein virtuelles Wesen in der virtuellen Welt des 19. Jahrhunderts lebt, muss ich doch auch davon ausgehen, dass es nicht mit Begriffen aus der neueren Zeit um sich wirft, weil es sie gar nicht kennen kann. Zudem ist zwar nachvollziehbar, warum Noras virtuelle Existenz gerettet werden muss, doch entging mir völlig, wie sie überhaupt dorthin gelangt ist. Vielleicht habe ich das überlesen, vielleicht wird es erst in einem späteren Band erklärt, doch hier fehlte mir etwas. Oder nehmen wir die Wissenschaftler. Die sind so schlau, Demi Monde zu konzipieren, bauen sogar einen Schutzmechanismus ein. Doch ausgerechnet der lässt die Rassisten der virtuellen Welt rot sehen? Und während Ella, die im realen Leben eigentlich nur eine Sängerin ist, tatsächlich einiges bewirken kann, müssen die im Hinblick auf ihre Schöpfung wirklich genialen Wissenschaftler tatenlos zusehen? Dieses Konstrukt wirkt etwas zu stark an den Haaren herbeigezogen. Überhaupt: Da sind Wissenschaftler genial genug, um eine virtuelle Welt zu schaffen, die dabei helfen soll, reale Menschen zu verbessern (durch Training). Obwohl die Rüstungsmaschinerie bekanntermaßen quasi eine Gelddruckmaschine ist, sollte man doch annehmen, dass besagtes Training eher dazu genutzt wird, Frieden herbeizuführen, der nicht nur daraus besteht, dass eine Partei kapituliert, weil sie der Waffengewalt der anderen zu wenig entgegenzusetzen hat. Doch nein, es wird fleißig Krieg gespielt, geschossen und verfolgt, was das Zeug hält. Das kann man natürlich mit schriftstellerischer Freiheit erklären, doch wertet es die angebliche Genialität der Wissenschaftler in meinen Augen irgendwie ab.


    Rees beschreibt in mehreren Erzählsträngen aus verschiedenen Perspektiven und mit diversen Erzählern eine düster-bedrohliche und vor allem erschreckende Welt. Vieles erfährt man aus der Sicht der weiblichen Hauptfigur. Doch auch der ständige Wechsel führte bei mir dazu, dass anfangs kein rechter Lesefluss aufkam. Erst nach etwa 150 Seiten fiel es mir zunehmend leichter, an der Geschichte dranzubleiben. Diese 150 Seiten sorgten jedoch fast dafür, dass der Roman sich zu meinem Stapel abgebrochener Bücher gesellte. Anschließend allerdings steigerte sich sowohl das Tempo als auch die Spannung etwas.


    Wenn man davon einmal absieht, teilt sich Rees‘ virtuelle Welt in verschiedene Bereiche, wovon einer stark an das Dritte Reich bzw. das Geschehen darin an die Shoah erinnert. Wie in der realen Welt sind auch die Bewohner der virtuellen Welt unterschiedlicher ethnischer, religiöser oder politischer Herkunft, womit diverse Konflikte vorprogrammiert sind. Die Bewohner von Demi Monde existieren in der Realwelt und quasi gespiegelt nach ihrer Einschleusung in der virtuellen Welt, dadurch können sie in beiden Welten sterben. Gleichzeitig gibt es in der realen Welt an sich bereits tote Diktatoren und Machthaber in Demi Monde, die danach gieren, in die reale Welt zu gelangen. Die virtuelle Welt ist so hoch entwickelt, dass sie sich zu verselbstständigen droht. Was als vielversprechendes Experiment begann, wird zur tödlichen Gefahr.


    Der Rolle angepasst präsentiert Ella sich als sehr clever, was nicht immer authentisch wirkt. Statt dessen kam sie mir wie ein blutjunges MacGyverlein vor, das für alles eine Lösung weiß. Sie wirkt zu perfekt und wie soll sich jemand weiterentwickeln, der bereits so ist? Neben ihr gibt es noch andere Charaktere, die mal mehr mal weniger sympathisch, jedoch meist authentischer als Ella wirken und auch tatsächlich eine Entwicklung durchlaufen. Sie polarisieren mit ihren Grundsätzen, doch wirklich überzeugt hat mich keine der Figuren.


    Allerdings muss ich insgesamt feststellen, dass dem Autor die Beschreibung seiner virtuellen Welt mit den machtpolitischen Bestrebungen der unterschiedlichen Gruppierungen gelungen ist. Das wird verstärkt, weil er auf historische Ereignisse und Personen Bezug nimmt und so vor Augen führt, zu welchem Wahnsinn Menschen fähig sind. Gewalt spielt in dem Buch eine große Rolle. Flucht ebenso. Demi Monde steckt voller Fanatiker und Rassisten aber auch Sexisten, denen jedoch erfreulicherweise auch menschliche Werte gegenüberstehen.


    Fazit: 3ratten


    Ein durchwachsen-holpriger Auftakt der Demi-Monde-Reihe, die trotz nicht ganz unbekannter Grundidee und Schwächen eine nicht ganz alltägliche Geschichte bietet. Wie in anderen Reihen auch werden Fragen aufgeworfen, ohne dass alle beantwortet werden. Die Mission ist nicht in sich abgeschlossen, sodass bereits jetzt absehbar ist, dass das Lesen der einzelnen Bände in der Reihenfolge der Erscheinung notwendig ist. Obwohl mir nicht durchweg alles logisch erschien und mich keiner der Charaktere überzeugt hat, bin ich neugierig auf den Fortgang der Geschichte. Insgesamt möchte ich der Geschichte allerdings nur schwache drei von fünf Punkten geben, da mich die Umsetzung der an sich spannenden Grundidee bis jetzt nicht richtig überzeugen konnte.


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

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    Originaltitel: Rescue me
    übersetzt von Antje Althans
    Goldmann Verlag
    ISBN-13: 9783442477500
    ISBN-10: 3442477506
    Liebesroman, Chick-lit
    Ausgabe 02/2013
    Taschenbuch, 320 Seiten


    Verlagsseite http://www.randomhouse.de/goldmann/index.jsp
    Autorenseite (englisch) http://www.rachelgibson.com/


    Zu meinen bereits vorhandenen Gibson-Büchern gesellte sich unlängst die neueste Romanübersetzung Wer zuletzt lacht, küsst am besten. Gibson, die für romantische Komödien bekannt ist, erzählt darin die Geschichte von Mercedes, die aber von allen nur Sadie genannt wird. Sie kehrt nach Jahren in der fernen Großstadt in ihr Elternhaus in der texanischen Kleinstadt Lovett zurück. Eigentlich nur, um an einer Hochzeit teilzunehmen, doch bevor Sadie sich versieht, wird ein längerer Aufenthalt aus ihrem Kurztrip. Der fällt bereits im Vorfeld unter die Kategorie lieber-nicht, denn dass eine Frau in ihrem Alter noch unverheiratet und kinderlos ist, ruft bei manchem in ihrem Heimatort Mitleid hervor. Anderen wiederum erscheint es eher ein Skandal, weil sie sich auch nicht so um ihren Vater kümmert, wie diese Leute das gerne hätten. Vor dieser Hintergrundgeschichte lernt Sadie Vince kennen. Der ist nach einer posttraumatischen Belastungsstörung gerade an einem Scheideweg. Eigentlich will er keine Freundin. Und auch Sadie kann ganz gut ohne Mann auskommen. Dennoch funkt es zwischen den beiden.


    Klingt gut. Allerdings: Der flüssige Schreibstil ist zwar irgendwo geblieben, doch wer auf einen typischen Gibson-Roman hofft, wird eventuell enttäuscht. Zwar nagt Vince nicht gerade am Hungertuch und sieht natürlich auch gut aus, während Sadie selbst ebenfalls aus keinem Armenhaus kommt, doch ist das gesamte Umfeld eher normal. Auch wer Spannung sucht oder unvorhersehbare Wendungen liebt, sollte die Finger von dem Buch lassen. Vieles zeichnet sich früh ab und entwickelt sich auf sehr berechenbare Art und Weise. Leider kam mir auch Romantik oder die erwartete Liebesgeschichte in Gibsons Roman zu kurz.
    Sadie und Vince kommen sich zwar schnell (und häufig) näher, doch das beruht trotz einiger mehr oder weniger auffälliger Gemeinsamkeiten dann doch eher auf körperlicher Anziehungskraft oder (böse gesagt) sexuellem Notstand. Vince, den eingefleischte Gibson-Fans eventuell bereits aus Küssen hat noch nie geschadet kennen, trägt gefühlte Tonnen an Kriegsballast mit sich herum. Sadie wiederum quält sich (und die LeserInnen) mit Minderwertigkeitsgefühlen à la Ich-bin-nicht-gut-genug-für-meinen-Daddy. Hier kommt es bedauerlicherweise zu einigen Längen, da bestimmte Dinge wiederholt werden. Die Vergangenheit hat beide zu den reinsten Beziehungsphobikern gemacht.


    Alles durchaus nachvollziehbar und im Grunde stört es mich nicht, wenn in Liebesromanen jemand Ecken und Kanten hat. Doch die Art und Weise der Beschreibung sorgte nicht nur zwischen den beiden für emotionale Distanz, sondern ließ auch mich nicht wirklich in die Geschichte eintauchen. Einfach weil es zeitgleich den Verdacht aufkommen ließ, dass die Autorin nicht so recht wusste, ob sie eher eine romantische Liebeskomödie, einen erotischen Roman oder doch lieber etwas Tiefsinnigeres verfassen wollte. Letztlich kam weder das eine noch das andere wirklich heraus. Gegen Ende gestehen sich ihre beiden Hauptcharaktere dann natürlich das, was man eingangs erwartet. Allerdings wirkt dieses Geständnis zu schnell abgehandelt und einfach dem Genre sowie dem Ende des Buches geschuldet.


    Auch die übrigen Figuren konnten mich nicht wirklich fesseln. Ein paar kannte ich aus anderen Gibson-Romanen und mit denen hatte ich keine Probleme, obwohl sie eher schemenhaft erschienen. Die anderen jedoch … Sollten Texaner wirklich so sein, wie im Buch beschrieben, bin ich froh, dass ich nicht dort wohne. Einfach weil viele oberflächlich-ignorant, wenig authentisch und noch weniger sympathisch auf mich wirkten. Ein Handlungsfaden, der mit Sadie verknüpft ist, aber doch nicht direkt sie betrifft, bleibt offen. Er scheint anzudeuten, dass da einfach eine neue Figur für die Romane rund um die Kleinstadt Lovett geschaffen wurde.


    Fazit: 2ratten


    Liegt es an der Übersetzung, an Streichungen? Ich weiß es nicht, doch etwas fehlt. Die Geschichte hat wenig Pfiff und die sonst eher gewohnte Leichtigkeit scheint zur Seichtheit zu mutieren. Ein Roman, der mich einerseits enttäuscht hat, weil ich von Gibson dann doch (nicht immer, aber größtenteils) anderes gewohnt bin. Anderseits war Wer zuletzt lacht, küsst am besten doch in gewisser Weise unterhaltsam. Der Schreibstil sorgte dafür, dass ich den Roman es in einem Rutsch durchlesen konnte, auch wenn weder die Charaktere noch der Handlungsverlauf mich wirklich packen konnten. Tatsächlich fand ich es ganz angenehm, das Gibson sich auf die vergangenheitsbedingten Probleme für die Gegenwart beschränkt und nicht noch etwaige ernsthafte Rivalen oder ähnliche Dinge in ihre Geschichte verwoben hat. Und tatsächlich war es, nachdem ich für mich einige Dinge einfach nahezu ausblendete, eine entspannende Lektüre. Nicht wirklich romantisch aber stellenweise durchaus amüsant. Unterhaltsam-seicht - eben zum Abschalten. Zwei Punkte sind im Grunde zu wenig, drei allerdings zu viel. Deshalb belasse es bei starken zwei von fünf Punkten.


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

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    übersetzt von Susanne Kregeloh
    LYX
    ISBN-13: 9783802588884
    ISBN-10: 3802588886
    historischer Liebesroman
    1. Auflage 03/2013
    Serie: Highland Pleasures
    Taschenbuch, 400 Seiten


    Verlagsseite http://www.egmont-lyx.de
    Autorenseite (englisch) http://www.jennifersromances.com


    Neben historischen Liebesromanen verfasst die Autorin Jennifer Ashley unter anderem auch Urban Fantasy. Teilweise erscheinen ihre in 12 Sprachen übersetzten Bücher auch unter ihren Pseudonymen Allyson James oder Ashley Gardner.


    Das Werben des Lord MacKenzie ist der erste Roman, den ich von ihr lese. Das Buch ist der zweite Band der Highland-Pleasures-Serie um die MacKenzies. Der erste Band erschien im September 2012 in deutscher Übersetzung ebenfalls bei LYX (Kein Lord wie jeder andere). Der dritte Band (Lord Camerons Versuchung) soll im August 2013 folgen. Ein Blick auf die Autorenseite wiederum verrät, dass noch sechs weitere Bände (noch nicht übersetzt) dazu erhältlich sind. Der Verlag weist darauf hin, dass die Buchreihe auch etwas für Leserinnen von Loretta Chase, Liz Carlyle oder Lisa Kleypas ist.


    Doch zurück zum gerade vor mir liegenden Roman. Der wartet mit Hauptfiguren auf, die ich so nicht erwartet hätte. Da gibt es Isabella, die zuerst mit ihrer überaus überraschenden Eheschließung für Aufsehen sorgte und dann mit ihrer Trennung von ihrem Mann nachlegte. Sie offenbart sich als ernsthafte Frau, selbstbewusst. Von der oberflächlich anmutenden Hilflosigkeit, die andere weibliche Romanfiguren in diesem Genre oft anhaftet, ist hier nichts zu spüren. Mac wiederum ist kein Gentleman, wie man ihn aus anderen Romanen kennt, sondern hat einige nicht sehr liebenswerte Eigenschaften. Wie überhaupt auch die übrigen MacKenzies nicht ganz ohne sein dürften, immerhin soll auch Ian aus dem ersten Band der Reihe einen Teil seines Lebens in einer Nervenheilanstalt verbracht. Mac MacKenzie jedenfalls ist Maler, der es mit der Treue nicht so genau nimmt, seinen Freiraum schamlos ausnutzt und wesentlich mehr trinkt als ihm gut tut. Jedenfalls bis Isabella sich von ihm trennt. Die eigentliche Geschichte setzt jetzt erst an. Isabellas und Macs Wege kreuzen sich wieder und schnell wird klar, dass da noch etwas zwischen ihnen ist. Doch die gemeinsame Vergangenheit hat Isabella vorsichtig gemacht.


    Eingangs der Kapitel können Ashleys LeserInnen jeweils kurz etwas aus dem früheren Leben der beiden in Form von Artikeln im Gesellschaftsteil einer Gazette aus der Sicht Dritter erfahren. Ansonsten offenbart sich das gegenwärtige Geschehen zusammen mit Rückblicken einmal aus Isabellas und dann wieder aus Macs Sicht. Die Beziehung der beiden erwacht zu neuem Leben, während man den Grund dafür erfährt, warum diese überhaupt im ersten Anlauf gescheitert ist.
    Mit diesen beiden Figuren, wie auch mit den übrigen, konnte ich mich sehr schnell anfreunden. Sie wirken in die damalige Zeit passend und doch zeitlos modern. Sie sind aufgeschlossen und trotz Fehlern sympathisch. Menschlich echt versuchen sie zu retten, was zu retten ist, ohne sich ein zweites Mal die Finger zu verbrennen.


    In diesem Genre scheint es nicht ohne Geheimnisse und gefährliche Situationen zu gehen. Auch Ashley bedient sich dieser Gestaltungselemente, scheint es doch jemand darauf abgesehen zu haben, Mac zu schaden. Doch speziell dieser Part scheint lediglich aus dem Bedürfnis entstanden zu sein, eine Gelegenheit für ein schnelleres Zusammenkommen von Isabella und Mac zu schaffen. Womöglich geht Ashley ja in einem weiteren Band der Reihe nochmals darauf ein, doch so wie dieser Handlungsfaden in Das Werben des Lord MacKenzie verarbeitet ist, erscheint er unbefriedigend offen oder schlicht überflüssig.


    Als ich den Booklist-Kommentar zu dem Roman las (Ashley fesselt ihre Leser mit einer erotischen Geschichte voller komplexer Figuren), schwante mir Schlimmes. Denn, wie bereits in anderen Besprechungen erwähnt, sind mir in historischen Romanen erotische Andeutungen wesentlich lieber als explizite Beschreibungen. Doch obwohl Ashley tatsächlich wesentlich mehr als bloße Andeutungen in ihrer Geschichte verarbeitet, haben diese erfreulicherweise nicht störend auf mich gewirkt. So widersprüchlich sich das vielleicht auch lesen mag, sie dominieren trotz ihrer Häufigkeit den Roman glücklicherweise nicht und sind trotz aller Ausführlichkeit größtenteils wohltuend dezent.


    Fazit: 4ratten


    Wohltuend anders und überraschend gut empfand ich Das Werben des Lord MacKenzie. Leider war die letzte Seite viel zu schnell erreicht. Der zweite Band der Highland-Pleasures-Serie hat mir eindeutig Lust auf den Vorgänger gemacht. Und den Nachfolger werde ich mir sicherlich auch holen, da mir der flüssige, leicht lesbare Schreibstil der Autorin ebenso gefällt wie ihre ungewöhnlichen Charaktere.


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

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    Verlag: KNAUR
    ISBN-13: 9783426213513
    ISBN-10: 3426213516
    Chick-Lit
    Ausgabe 03/2013
    Taschenbuch, 320 Seiten
    Neupreis [D] 14,99 €


    Verlagsseite http://www.droemer-knaur.de
    Autorenseite http://www.anne-hertz.de


    Nonsens hoch drei? Gut der Titel klingt natürlich nicht so schön wie Flitterwochen. Doch im Grunde genommen könnte das Buch so heißen, denn damit erhielte man auch einen guten Hinweis auf den Inhalt. Das Schwestern-Autoren-Duo hat sich wieder einmal selbst übertroffen und eine Geschichte verfasst, die etwas an den Haaren herbeigezogen wirkt.


    Allerdings: Lesen lohnt sich durchaus, sofern man wie ich eine amüsante und unterhaltsam-entspannende Lektüre an einem stürmisch-schneereichen Märzabend sucht. Für den Strand, den Zug, das Flugzeug, den Bus oder die Badewanne eignet sich das Buch aber natürlich auch.


    Der flüssige Schreibstil der Autorinnen treibt einen nicht konsequent durch die Seiten, wiegt aber das eine oder andere Manko auf.


    Gleich eingangs wird man von schräg-liebenswerten Charakteren begrüßt. Da gibt es die Grundschullehrerin Tine, die es kaum noch erwarten kann, mit ihrem Traummann Alexander auf die Seychellen zu fliegen. Nicht nur, um dort die Osterfeiertage zu verbringen, viel mehr um zu heiraten und gleich die Flitterwochen dranzuhängen. Eigentlich muss sie nur noch ihr Brautkleid abholen und danach noch schnell auf die Bank. Dummerweise wird sie dort jedoch von einer alten Dame quasi als Bankräuberin und Entführerin missbraucht, deren sehnlichster Wunsch es ist, die Asche ihres verstorbenen Mannes in die Ostsee zu streuen. Tines weiches Herz, gepaart mit überraschter Panik, sorgt dafür, dass sie auf den Wunsch der alten Dame eingeht. Kurz darauf findet sie sich mit ihr und ihrem harmoniesüchtigen Aufpasser Jan auf einer Reise, die ihr weiteres Leben kurzerhand auf den Kopf stellt. Weil die Ostsee nicht nur an Deutschlands Küsten schwappt und kleinere Flunkereien vor katholischen Großfamilien in faustdicke Lügen ausarten können, entwickelt sich eine Eigendynamik, die sich von schreibt und immer wieder zum Schmunzeln animiert.


    Eine gewisse Vorhersehbarkeit kann alle LeserInnen stören, die überraschende Wendungen bevorzugen. Und wer auch bei amüsanten Geschichten durchweg reale Bezüge und Gedankenspielereien erwartet, sollte definitiv die Finger vom Buch lassen. Einiges (bereits und nicht nur Bankgeschichte an sich) wirkt wie bereits angedeutet, völlig an den Haaren herbeigezogen. Mehr als ein Klischee (beispielsweise die Trinkfreudigkeit) wirkt hoffnungslos überzogen. Manches (nicht nur auf den Glauben bezogen) ist allerdings denkbar und die Gastfreundschaft sowie die Osterbräuche sind stimmig wiedergegeben. Tines Leben gerät aus den Fugen und der Roman gestaltet sich turbulent bis zum Schluss. Ob ihr Traummann nach dem Aufwachen hält, was er verspricht, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Tines Hochzeit und die Flitterwochen gestalten sich jedenfalls vollkommen anders als geplant, während sie von einem Fettnäpfchen ins andere stolpert, das Unglück anzieht wie ein Magnet Eisenspäne und Vorurteile die Sache noch erschweren.


    Fazit: 3ratten


    Trotz der einen oder anderen zu überzogenen Klamaukeinlage unterhaltsam. Die Handlungsorte sind so gut beschrieben, dass man förmlich neben den Figuren herschlendern kann. Da jedoch manche Idee zu sehr und vor allem zu lange ausgebreitet wird, gibt es einen Punkteabzug, sodass ich nur starke drei von fünf Punkten für Flitterwochen vergeben möchte.


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

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    Königsfurt-Urania Verlag
    ISBN-13: 9783038191483
    ISBN-10: 3038191485
    Esoterik
    1. Auflage 03/2006
    Buch-Karten-Set im: Buch broschiert, 288 Seiten + 60 Karten / Sondereinband



    Verlagsseite http://www.koenigsfurt.com


    Wer sich ein wenig mit Tarot beschäftigten möchte, stellt schnell fest, dass es zahlreiche Kartendecks in verschiedener künstlerischer Gestaltung gibt. Ihnen liegen unterschiedliche esoterische, spirituelle, philosophische und kulturelle Systeme zugrunde. Nicht alle sprechen einen an. Es gibt traditionelle Decks (etwa Marseille-, Rider Waite- oder Crowley-Tarot) und freie Decks, die stark von den gerade genannten abweichen bzw. vollkommen unabhängig davon zu sehen sind. Mystische Traditionen wie Astrologie, I Ging, Kabbala, Numerologie oder Runen fließen in viele Decks ein. Am bekanntesten ist das Rider Waite Tarot, während Pythagorean Tarot, Tarot Pure & Simple, Psycho Tarot, Predicition Tarot, Native American Tarot und sogar ein National Geographic Tarot den Meisten wenig bis gar nichts sagt. Und das sind noch lange nicht alle Decks. Der Markt ist, wie bereits erwähnt, groß. Und während viele Tarot als Humbug oder Geldschneiderei bezeichnen, sind andere immer wieder verblüfft, wie passend die sich bei einer Legung offenbarenden Tendenzen sind.


    Auch von der Osho-Foundation wurden seit den 1980er-Jahren Kartendecks herausgegeben. Sowohl das Osho Zen Tarot als auch das erschienene Osho Neo Tarot (auch Raijneesh Neo-Tarot genannt) gehören zu den freien Kartendecks. Unter dem Titel Osho Transformationskarten wurde das Osho Neo Tarot von Königsfurt-Urania neu aufgelegt.


    Der Unterschied zu traditionellen Decks zeigt sich bereits in der Anzahl der Karten. Statt 78 gibt es hier nur 60. Die sind im farbenfrohen Stil naiver Malerei von Prem Pujan/Deva Padma gestaltetet und stellen allesamt Szenen von Gleichnissen verschiedener Glaubenskulturen (Buddhismus, Christentum, Sufismus, Judentum, Tantra, Tao, Zen) dar. Die Karten sind durchnummeriert und mit Schlüsselbegriffen versehen. Auch diese unterschieden sich von den herkömmlichen Bezeichnungen. Einige Schlüsselbegriffe und Bilddetails sollen in den nach 1990 erschienenen Neuauflagen von der ursprünglichen Version abweichen. Welche das genau sind, entzieht sich aber meiner Kenntnis. Die Intention des Kartendecks ist es, die Lehren Oshos mittels Tarot zu transportieren. Die Karten selbst eignen sich aber auch als reine Meditationskarten.


    Während früher erschienenen Auflagen nur ein Booklet beinhalteten, ist der 2006er Auflage von Königsfurt-Urania ein 288 Seiten starkes Begleitbuch beigefügt. Darin befinden sich passend zu den Karten Gleichnisse, die sich über je drei Seiten erstrecken, während eine Seite sich einer Erklärung der monochrom abgebildeten Karte widmet. Bevor es mit den Gleichnissen losgeht, erfährt man noch, wie man Buch und Karten nutzen kann und soll, und bekommt zwei Legemuster zur Hand. Die Gleichnisse wurden im Laufe von über drei Jahrzehnten von Osho bei Versammlungen vorgetragen und von seinen Anhängern festgehalten. Da sie sich auf verschiedene Glaubenskulturen beziehen, ergeben sich daraus Deutungsmöglichkeiten ganz ohne dogmatische Ansprüche, die dabei helfen, die Dynamik psychischer Vorgänge und spiritueller Entwicklung spielerisch zu vermitteln.


    Fazit: 4ratten


    Anfangs hatte ich Probleme mit diesem Set, das mir geschenkt wurde. Das lag auch daran, dass in meinem Hinterkopf die Information gespeichert war, dass der 1990 verstorbene Bhagwan Shree Raijneesh (Osho) mit seinem 1974 gegründeten Zentrum für Meditation und Selbsterfahrung in Poona zu Lebzeiten teilweise sehr umstritten war. Während ihm zuhauf Anhänger zujubelten, gab es auch erschreckende Vorwürfe und strafrechtliche Verfolgungen. Doch ich muss gestehen, dass ich zunehmend Gefallen an dem Set finde, je länger ich mich damit beschäftige. Die Gleichnisse machen Mut. Und das nicht nur, wenn man genauer über sie nachdenkt. Das kommt in der heutigen Zeit im Alltag bedauerlicherweise viel zu kurz. Sie vermitteln Leichtigkeit, was heutzutage für viele ebenfalls Mangelware ist. Und auch innerer Frieden kommt nicht zu kurz, den viele heute vergeblich für sich suchen. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, je eine richtige Osho-Anhängerin zu werden, bin ich froh, dass ich meiner ersten Überlegung, das Set beiseite zu legen, nicht gefolgt bin.


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    Königsfurt-Urania Verlag
    ISBN-13: 9783868265200
    ISBN-10: 3868265201
    Sachbuch, Esoterik
    10/2009
    Broschiert, 508 Seiten


    Verlagsseite http://www.koenigsfurt.com
    Autorenseite http://www.rachelpollack.com/index2.html


    In meinem Regal steht der mittlerweile mehrfach von mir gelesene Roman Godmother Night, für den Rachel Pollack 1997 den World Fantasy Award bekam. Darin geht es um zwei Frauen und ihre gemeinsame Tochter, deren Geschichte an ein Märchen der Gebrüder Grimm angelehnt ist. Bis gerade eben habe ich die Autorin dieses Romans aus unerfindlichen Gründen nicht mit der Rachel Pollack in Verbindung gebracht, die in Tarotkreisen als Expertin gilt und aus deren Feder das gerade vor mir liegende Buch Tarot Weisheit - Spirituelle Lehren und praktisches Wissen stammt. Tatsächlich handelt es sich dabei jedoch beide Male um die 1945 in Brooklyn geborene Autorin und Comic-Zeichnerin, die an der SUNY Englisch unterrichtete. Ihre Bücher, allein ein Dutzend widmen sich dem Thema Tarot, wurden in 14 Sprachen übersetzt.


    Doch zurück zu dem bereits 2009 bei Königsfurt-Urania erschienenen Buch, das sowohl durch sein Format als auch durch seinen Inhalt auffällt. Mit den eher unüblichen Maßen 22,8 x 19,2 cm und seinen prall gefüllten 508 Seiten ist es ein richtiger Wälzer. Monochrome Zeichnungen, sowohl der Kartenmotive als auch in Form sonstiger Illustrationen ergänzen die Texte von der ersten bis zur letzten Seite.


    Es handelt sich dabei um einen Ratgeber ebenso wie um eine Deutungshilfe, die alle wichtigen klassischen Tarot-Interpretationen bietet. Auch detailliertes Wissen für Beratung und Deutung kommen, ebenso wie neue Fakten über die Tarot-Geschichte nicht zu kurz. Legemuster und konkrete Praxistipps für Orakel, psychologische Deutung, magische Erlebnisse und spirituelle Entwicklung bleiben ebenfalls nicht außen vor.


    Gut strukturiert und mit klaren Beschreibungen, wodurch die verspielte, liebevoll-aufwendige Illustration umso mehr auffällt, widmet sich die Autorin den Karten, ihren historischen Bedeutungen und ihrer eigenen Interpretation dazu, dem Deutungswandel der Jahrhunderte. Philosophische Betrachtungen runden das Ganze ab. In der Regel über ein Dutzend Seiten offenbaren ausführlich Informatives über die Karten der großen Arkana. Bei den Karten der kleinen Arkana ist es noch eine Doppelseite, ausführlich sind die in diesen beiden Seiten enthaltenen Informationen dennoch. Hofkarten werden ebenso nachvollziehbar vorgestellt, wie die Farbreihen der Kleinen Arkana. Das alles geschieht nicht auf trockene Art, sondern unterhaltsam und spielerisch leicht. Authentisch und modern, ohne die Vergangenheit aus den Augen zu verlieren, kann man an diesem gelebten Erfahrungsschatz teilnehmen, lernen und praxisnah umsetzen. Auch mit einigen seltsam anmutenden und doch überraschend häufig anzutreffenden Vorurteilen räumt Pollack auf.


    Fazit: 5ratten


    Tarot beinhaltet keine geheimen Wahrheiten, doch es kann uns helfen, unerkannte oder bisher nicht beachtete zu erkennen. Tarot Weisheit kam etwa ein viertel Jahrhundert nach Pollacks erstem Werk Tarot - 78 Stufen der Weisheit heraus. Sie fasst darin ihre Erfahrungen aus vier Jahrzehnten zusammen. Die beinhalten auch Kabbala, Numerologie und altes mythisches Wissen. Die Art und Weise, wie sie dieses Wissen in ihrem Buch verarbeitet hat, macht es zu einem fundierten Nachschlagewerk, aus dem jeder, der sich schon länger mit Tarot beschäftigt, neue Anregungen und Gedankenansätze ziehen kann. Zugleich ist es aber auch ein Must-have für Tarot-Neulinge, da Pollack ihr gelebtes Wissen gleichermaßen unterhaltsam wie tiefgründig teilt und spielerisch-ernst vermittelt. Tarot-Bücher gibt es zuhauf, Tarot Weisheit dürfte eins der Bücher sein, die zeitlos verständlich sind. Durchdacht und gelungen, wie es ist, werde ich es sicher noch oft zur Hand nehmen.


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    DRYAS
    ISBN-13: 9783940855442
    ISBN-10: 3940855448
    historischer Liebesroman
    1. Auflage 02/2013
    Taschenbuch, 380 Seiten


    Verlagsseite http://www.dryas.de


    Als ich kürzlich Lynsay Sands historischen Liebesroman Liebe auf den zweiten Blick näher in Augenschein nahm, fand ich in einer Lesermeinung einen Hinweis auf die österreichische Autorin, Wirtschaftsjuristin und Unternehmensberaterin Sophia Farago. Sie schreibt Regency-Liebesromane im Stil von Georgette Heyer, weil sie sich privat sehr für englische Geschichte interessiert. Aus ihrer Feder stammen Die Braut des Herzogs, Hochzeit in St. George, Schneegestöber oder Maskerade in Rampstade, die teilweise in Bestsellerlisten ihres Heimatlandes auftauchten. Das klang gut. Und da mir weder Heyer noch Farago etwas sagte, stürzte ich mich neugierig auf ihren neuesten Roman.


    Darin lockt sie ihre LeserInnen nach England in die Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts. Dort bemüht sich nicht nur die junge Elizabeth, das Erbe ihres Bruders zusammenzuhalten. Dort sieht sich auch Frederick Dewary einem ungeheuerlichen Vorwurf ausgesetzt. Die Schwester seines Vaters ist spurlos verschwunden und es gibt Hinweise, die darauf hindeuten, dass er als Täter infrage kommt. Frederick, der sich eigentlich im Dienste seiner Majestät auf dem Festland im Kampf gegen Napoleon befindet, reist schnurstracks inkognito in seine Heimat zurück. Um nicht erkannt zu werden, verdingt er sich vorübergehend als Stallmeister bei Elizabeths Familie und versucht gleichzeitig mithilfe treuer Freunde, Licht hinter die erhobenen Vorwürfe zu bringen. Obwohl Elizabeth Frederick einstellt, ist sie ihm nicht unbedingt gewogen, da er ihre schlimmsten Seiten zum Vorschein bringt.


    Was mir gleich ins Auge gestochen ist, war nicht nur das harmonische wirkende Cover (Garten mit Treppenaufgang), sondern auch die Abbildungen der Rosen an den Kapitelanfängen. Ich mag solche Details. Die Hintergrundatmosphäre (Ortsbeschreibungen, gesellschaftliche Konventionen, etc.) ist dicht gewoben, die Sprache der Zeit angepasst. Glücklicherweise hob sich Faragos Roman gleich zu Beginn von Sands eingangs erwähntem Roman ab und gestaltete sich eingangs vielversprechend.


    Die Autorin bedient sich genretypischer Klischees (wobei ich Klischee jetzt nicht zwingend negativ meine). Ihre Protagonistin ist schon fast eine alte Jungfer und das Leben hat sie um ihr Debüt in London gebracht. Träume hat sie natürlich dennoch noch. Elizabeth scheint vielleicht nicht bereits mit einem ja-aber zur Welt gekommen zu sein, doch verfügt sie mittlerweile (laut Buchrückseite) über ein energisches Auftreten. Der jüngere Bruder offenbart sich als überheblich-weltfremder Träumer mit verqueren Idealen. Er hat zwar anscheinend von Nichts was mit seinen Pflichten verbunden ist so wirklich eine Ahnung, doch nimmt er sich dennoch ihm vermeintlich zustehendes Recht heraus - notfalls ist er sogar bereit, die Familie in Geldschwierigkeiten zu bringen, damit er zu seinem Wort stehen kann. Er bringt einen Freund mit nach Hause, der in argen Geldnöten und überaus manipulativ ist. Die Mutter verlässt sich voll und ganz auf ihre unverheiratete Tochter und scheint ansonsten auf den ersten Blick etwas lebensuntüchtig. Frederick Dewary wiederum ist ein Held, der tapfer für sein Vaterland einsteht und dieses vor der korsischen Bedrohung schützen will. Die Frauen in seiner Vergangenheit haben ihm übel mitgespielt, doch er ist verlobt und freut sich bereits darauf, seine Verlobte wiederzusehen. Charismatisch-verständnisvoll zeigt er sich klug und umsichtig und natürlich darauf erpicht, seinen Ruf zu retten. Daneben gibt es noch hilfsbereite Freunde und Bedienstete, aber auch arbeitsscheue Bedienstete, die natürlich dringend einer strengen (männlichen) Hand bedürfen.


    Klingt zunächst nicht schlecht, doch wirklich fesseln konnte mich weder die Figurenvielfalt noch das Verwirrspiel um Fredericks Tante bzw. die Aufklärung eines Falles, der im Grunde genommen keiner ist. Die Figuren sind an und für sich nicht blass skizziert, doch wirklich anfreunden konnte ich mich mit keiner. Und obwohl ich historische Liebesgeschichten in der Sittsamkeit der damaligen Zeit mag, fehlt mir hier eindeutig etwas. Allzu viel Zeit verbringen die beiden Hauptfiguren nicht miteinander. Die zuvor anscheinend so energische, patent anmutende Elizabeth mutiert zum hilflos-oberflächlichen Weibchen, sobald Frederick die Bühne betritt. Das könnte man ihr fast noch verzeihen, da die paar Male, die die beiden sich kabbeln, zunächst darauf hindeuten, dass da mehr daraus werden könnte. Doch eine wirklich gemeinsame Geschichte wirkt angesichts des zu bemühten Konstrukts um Das Geheimnis von Digmore Park stellenweise unglaubwürdig und geht auch in Teilen gnadenlos unter.


    Zunächst tut sich auf Portland Manor nämlich nicht viel und ich fragte mich die ganze Zeit, wie Frederick auf diese Weise eigentlich seinen Ruf retten will. Dann muss alles schnell gehen, denn der Freund von Elizabeth‘ Bruder erpresst sie. Praktischerweise kennt er den gesuchten Frederick und setzt ihn als Druckmittel ein. Prompt reisen Elizabeth und ihre Mutter nach Digmore Park, Frederick unerkannt im Schlepptau, um selbst zur Lösung des Falles beizutragen. Die Zeit drängt ja.


    Ein ganzes Bündel an Ideen bezüglich des Geheimnisses um die infamen Anschuldigungen und die Tante, die mittlerweile nicht mehr nur verschwunden ist, sondern gar ermordet wurde, wird von Farago ins Spiel gebracht. Fredericks Verlobte, sein offenbar dahinsiechender Vater und sein geldgieriger Cousin kommen ebenso in Spiel wie scheinbar unkooperative Dienstboten. Es gibt Gegenspieler, die ganz offenbar auch vor Mord nicht zurückschrecken, doch die Autorin scheint sich nicht ganz sicher zu sein, ob die denn nun wirklich böse sind oder nicht. Und angesichts des an sich ernsten Vorwurfes wirkt die fröhlich-aufgesetzte ach-ist-das-alles-spannend-Stimmung falsch. Mit einer der ins Romangeschehen genommenen Leichen stellt sich dann noch zusätzlich die Frage, wie blind alle Beteiligten der damaligen Zeit waren. Bestimmte Merkmale scheinen einfach zu augenscheinlich, als dass die Lösung so wie im Fall von Faragos Roman daherkommen kann.


    Bedauerlicherweise verheddert sich die Autorin für mein Dafürhalten so in ihren Ideen, dass dieser Teil der Geschichte willkürlich zusammengestückelt und nicht einmal ansatzweise ausgereift wirkt. Die von ihr angedachte, sich aus dem Erpressungsversuch ergebende Zeitnot, scheint sie dabei auch wieder vergessen zu haben. Stattdessen genießen ihre beiden Hauptfiguren doch noch Stunden zu zweit. Gezwungenermaßen, aber immerhin ohne sich darum Gedanken zu machen, obwohl sie zu dem Zeitpunkt noch nichts vom Ausgang des Geschehens ahnen. Die Motivation der Initiatoren hinter dieser Aktion wirkt einfach nur bemüht. Dadurch fühlte ich mich von den ohnehin nicht allzu fesselnden Charakteren wieder entfremdet.


    Fazit: 2ratten


    Positiv sind die dichte Hintergrundatmosphäre, die passende Sprache und die liebevolle Aufmachung (Rosen an Kapitelanfängen - ich mag solche Details) des Buches. Das beinhaltet eine nicht gerade ganz unbekannte aber durchaus gerne von mir gelesene Grundidee. Doch die Umsetzung derselben konnte mich nicht überzeugen. Der ansprechende Anfang erlitt einen akuten Spannungsabfall und der wiederum hielt sich tapfer bis zum Ende. Vorhersehbarkeiten schlichen sich ein und häuften sich, was für Längen sorgte. Mein Wunsch, dass sich das nochmals bessert … er war vergebens. Das Geheimnis von Digmore Park bekommt gerade noch so zwei von fünf Punkten von mir.


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)


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    Jan Thorbecke Verlag der Schwabenverlag AG
    ISBN-13: 9783799502375
    ISBN-10: 3799502378
    Sachbuch
    1. Auflage 02/2013
    Hardcover, 88 Seiten


    Verlagsseite http://www.thorbecke.de
    Autorenseite http://www.irakoenig.de


    Die diplomierte Umwelt- und Gesundheitspädagogin, freie Food-Journalistin und Autorin Ira König war unter anderem für die Heinrich Bauer Media Group und das Verlagshaus Gruner und Jahr tätig. Bisher war mir ihr Name von diversen GU-Kochbüchern ein Begriff. Tatsächlich kamen seit 2009 unter anderem auch Bücher über den Klatschmohn-Verlag heraus. Oder über den Thorbecke Verlag. Ein Titel aus seinem Verlagsprogramm liegt gerade vor mir. Obwohl es nicht ums Essen geht, enthält es Rezepte und es darf fleißig gerührt oder geknetet und gewissermaßen abgeschmeckt werden. Gleich vorab: Zitronengras und Rosenduft ist eines der Bücher, das ich künftig sicher noch öfter zur Hand nehme, weil kleine Mitbringsel Freude bereiten und ich immer auf der Suche nach solchen bin. Die Autorin beschäftigt sich darin mit dem Thema Seife, Raumduft & Co. selber machen.


    Die Gewichtung liegt dabei auf Seifenideen, die in Form von Kugeln, Pralinen, Blöcken, gegossen oder geknetet, als duftender Eyecatcher, Gebrauchsgegenstand oder als Kinderspielseife vorgestellt werden. Etwa gleich viele Seiten nehmen dann noch Anregungen für Massageöle, Badezusätze auf Meersalzbasis, Duschbäder, Potpourris und Duftsäckchen ein. Ganzseitige Fotos runden das Buch zusammen mit einem Register ab. Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist, dass die Anleitungen nicht einfach schwarz auf weiß gedruckt wurden, sondern unterschiedlich farbig. Abbildungen kleiner Seifenblasen unterstreichen die liebevolle Aufmachung des Buches.


    Egal worum es sich letztlich handelt: Allen umgesetzten Ideen gemeinsam dürfte neben der Freude am Nachmachen, am Verschenken oder beschenkt werden auch der olfaktorische Genuss und die positiven Auswirkungen auf unser limbisches System sein. Immerhin können Gerüche motivieren und die Stimmung aufhellen, beruhigen, entspannen oder beleben. Wir verbinden Emotionen damit. Sie können auch unser Gedächtnis unterstützen.


    Optische Leckerbissen sind die Anregungen allemal, egal ob ein Farbstoff verwendet wurde oder nicht. Manches Foto im Buch, wie etwa das der Mandel-Tonkabohnen-Muffins, sieht so appetitlich aus, dass zu hoffen bleibt, dass niemand aus Versehen hineinbeißt. Anderes lässt sich auf Anhieb als Seifenstück identifizieren. Der Sinn einer Müsliseife hat sich mir zugegebenermaßen noch nicht so richtig erschlossen. Vielleicht verbirgt sich ja ein Peelingeffekt dahinter. Andererseits sind manche Seifen grundsätzlich zu schön, um einfach zum Händewaschen benutzt zu werden und dienen als duftende Deko.


    Eine harmonische Abstimmung der einzelnen Rezepte verhindert, dass ein zu großes Geruchswirrwar entsteht. Obwohl Gerüche sehr positiv auf uns wirken, kann bei manchen natürlich auch eher das Gegenteil eintreten. Die Autorin schlägt bei vielen der Rezepte naturreine Öle vor (also solche, die zu 100% aus der namensgebenden Pflanze gewonnen werden). Wer beim Kauf ätherischer Öle zudem auf Qualität (etwa das g&a-Zeichen) achtet und völlig auf künstliche Aromen verzichtet, kann gegenteilige Wirkungen vermeiden.


    Die Seifenrezepte sind nicht zum selbst sieden, sondern werden mit Seifenflocken oder Gießseife hergestellt. Teilweise kommen, wie bereits erwähnt, Farbstoffe zum Einsatz. Das in den Duschbädern vorgeschlagene Betain ist ein mildes Waschtensid, das universell für alle Hauttypen geeignet ist. Hier finden auch natürliche Geldbildner Anwendung.


    Während das Durchblättern des Buches zum Nachmachen verführt, birgt das Nachmachen der Rezepte Suchtpotenzial. Vermutlich werden mich bald alle verfluchen, wenn ich mit neuen Seifenstückchen oder Badesalzen ankomme. Doch probieren lohnt. Meine persönlichen Favoriten sind die frischen Zitruskugeln und die Honig-Hafermilchkugeln, die ich praktischerweise mit der Hand formen kann. Auch die im Buch enthaltenen Massageöle habe ich samt und sonders angemischt und ausprobiert. Das Echo war durchweg positiv.


    Die Zutatenlisten sind nicht sehr groß, sodass sowohl für größere als auch kleinere Geldbeutel entsprechende Anregungen dabei sind. Die Zutaten insgesamt sind leicht erhältlich. Man findet sie teilweise im eigenen Haushalt (inkl. Garten oder Balkon) und der Natur, aber auch in Apotheken, teils in Supermärkten oder Drogerien und teils in Bastelgeschäften oder dem Internet. Die Anleitungen selbst sind in aller Kürze anschaulich und leicht nachvollziehbar beschrieben. Insgesamt betrachtet sind sie auch gut dazu geeignet, sie mit Kindern zusammen umzusetzen.


    Fazit: 4ratten


    Ich bin mir nicht sicher, ob ich glücklich darüber wäre, wenn das Buch bezüglich der Anregungen dicker ausgefallen wäre (einfach weil mein Bekannten-, Freundes- und Verwandtenkreis dann doch zu klein ist). Worüber ich mir jedoch sicher bin, ist die liebevolle Gestaltung des Buches. Die darin enthaltenen Anregungen werde ich künftig mit Sicherheit noch öfter nachmachen. Was mir persönlich jedoch ein wenig fehlt, ist eine Beschreibung der Wirkung der verwendeten Düfte. Das hätte das Ganze perfekt abgerundet.


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)


    EDIT: Betreff angepasst. LG, Saltanah

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    Franckh-Kosmos Verlag
    ISBN-13: 9783440131329
    ISBN-10: 3440131327
    Kochbuch
    Ausgabe 02/2013
    Softflexcover, 144 Seiten


    Verlagsseite http://www.kosmos.de/gut-gekocht


    Im letzten Jahr erhielten gleich drei Kochbücher aus dem Hause Kosmos Gold- und Silbermedaillen der Gastronomischen Akademie Deutschlands. Das gerade vor mir liegende früchte von Rose Marie Donhauser gehörte logischerweise wegen seines Erscheinungsdatums nicht dazu. Doch Die besten Rezepte für Regionalen Genuss darin haben es mir trotzdem angetan und ich kann es kaum erwarten, alle sukzessive auszuprobieren.


    Das dauert jedoch teilweise noch sehr lange, denn die Autorin, von der ich 2011 bereits das Kochbuch draußen GENIESSEN besprochen habe, beschäftigt sich in früchte mit regionalem Obst der Saison und verarbeitet es zu Süßspeisen, Kuchen, Desserts und Drinks oder kombiniert es auch mit Herzhaftem. Und jetzt im März sind bestimmte Zutaten nicht frisch aus der Region erhältlich.


    Damit man diese künftig jedoch eventuell selbst bevorraten kann, geht die Autorin nicht nur pauschal, sondern auch mit Rezepten darauf ein, wie man die süß-saftigen Köstlichkeiten haltbar machen kann. Sei es in Form von Konfitüren, Gelees, Chutneys, Säften und Ähnlichem. Man kann natürlich auch kalt konservieren, was sie ebenfalls anspricht. Ein Saisonkalender und Informationen, etwa zum Thema Warenkunde oder Reifegrad, sowie ein Register runden das Buch zusammen ab. Darin geht es nicht nur um Früchte im wörtlichen Sinn, wie der Titel vermuten lässt, sondern natürlich auch um Beeren. Und obwohl das Cover oben links auf Regionalen Genuss hinweist, kommen auch Zitrusfrüchte, die hierzulande bekanntermaßen nicht überall wachsen, zum Einsatz.


    Das praktische Softflexcover lässt sich leicht abwischen, was mir bei Kochbüchern immer wichtig ist. Das Motiv selbst passt sowohl von der Gestaltung wie auch vom Druckverfahren (bestimmte Dinge sind erhaben gedruckt) genau wie die liebevoll-aufwendige Aufmachung des Buches perfekt in die WIR ♥ KOCHEN-Reihe des Franckh-Kosmos-Verlages. Wer wissen möchte, was für Bücher es in dieser Reihe gibt, erfährt das nicht nur auf der Verlagsseite, sondern findet sie auch auf einer Doppelseite hinten im Buch vorgestellt. Das Team um und mit Rose Marie Donhauser - Walter (Fotograf), Dittman (Koch), Liebetanz (Arrangement der Fotos) und Gilg (Produktionsassistentin) - hat allein schon von der Aufmachung her ein wunderschönes Buch geschaffen. Die farbenfrohen appetitanregenden Fotos der Zutaten, der teils fertig zubereiteten Rezepte oder einzelner Arbeitsschritte machen das Buch zusammen mit farbigen Überschriften und den Vorsatzblättern im Rotton des Buchtitels zu einer kleinen Augenweide. Und der Inhalt muss sich definitiv auch nicht verstecken.


    Zahlreiche Tipps und Tricks sowie Varianten befinden sich bei den Rezepten und lockern diese auf. Erleichternd werden die Fotos der Arbeitsschritte mit kleinen Buchstaben gekennzeichnet, die sich sowohl in den Rezepten wiederfinden als auch bei den Tipps, die diesen Arbeitsschritt dann genauer erklären.


    Glücklicherweise haben wir Beeren eingefroren, Obst eingekocht bzw. noch letzte Reste eingelagert, so konnte ich ein paar der leicht nachvollziehbaren und gut beschriebenen Rezepte dann doch schon testen konnte. Die schmecken vermutlich mit ganz frischen Zutaten noch besser, doch für den Anfang haben uns Kirsch-Clafoutis mit Vanillesauce, Grießauflauf mit Äpfeln, Birnen-Kartoffelspalten mit Johannisbeerdip und die Gebratenen Brote mit Rucola-Kirsch-Salat (wobei wir Rucola durch den im Gewächshaus überwinterten Löwenzahn ersetzt haben) bereits sehr gut geschmeckt und Lust auf mehr gemacht. Heute stehen Roggenspätzle mit Kirschragout auf dem Speiseplan.


    Die Gewichtung im Buch liegt eindeutig auf den Rezepten und bei diesen überwiegen die Anregungen für Desserts, Kuchen, Drinks und Aufstriche. Doch es gibt auch etliche in denen Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte oder - wie die Spätzle verraten - Teigwaren mit verarbeitet werden. Sie gehen von bodenständig und herzhaft bis raffiniert und fein, gestalten sich mal klassisch, mal modern. Es gibt sie für Heißes und Kaltes. Rezepte die wenig Zeit beanspruchen und solche, die etwas mehr brauchen. Dank der durchweg leicht erhältlichen Zutaten ist für jeden Geldbeutel etwas dabei. Der zu erwartende Zeitaufwand ist angegeben, was ich persönlich immer praktisch finde, und auch besonderes Werkzeug wird jeweils gesondert erwähnt. Doch keine Sorge, dabei handelt es sich um allgemein übliche Utensilien wie Schraubgläser oder Stabmixer und Ähnliches.


    Fazit: 5ratten


    Sehr ansprechend aufgemacht verlocken die auch für Küchenunerfahrene anschaulich erklärten Rezepte zum Ausprobieren. Das Buch kann ich mit fünf von fünf Punkten all denen empfehlen, die wie ich nahezu reine Rezeptköche und/oder kochbuchsüchtig oder einfach nur auf der Suche nach vielleicht neuen Ideen sind.


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)


    Emoticon aus Threadtitel entfernt. LG, Valentine

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    Originaltitel: Ananda Series 1- Beta
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Bernadette Ott
    cbt
    ISBN-13: 9783570161647
    ISBN-10: 3570161641
    Jugendbuch Fantasy/Dystopie (ab 13 Jahren)
    1. Auflage 02/2013
    Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 416 Seiten


    Verlagsseite http://www.cbt-jugendbuch.de
    Autorenseite http://www.rachelcohn.com


    Nach etlichen Sachbüchern möchte ich mich heute wieder einem Roman zuwenden -dem dystopisch angehauchten Jugendroman Beta von Rachel Cohn, der den Auftakt der Ananda-Serie darstellt. Wie viele Bücher es genau werden, weiß ich derzeit noch nicht, allerdings habe ich irgendwo etwas von vier Büchern gelesen. Die 1968 in Maryland geborene Rachel Cohn verfasst normalerweise zusammen mit David Levithan warmherzige Erzählungen für Jugendliche und wurde diesbezüglich etwa für Nick & Norah - Soundtrack einer Nacht für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Mit der 2012 erschienenen Originalausgabe von Beta geht sie also in eine ganz andere Richtung.


    Ananda kannte ich bisher aus dem Sanskrit. Es bedeutet übersetzt etwa die Abwesenheit von Unglück. Im Umkehrschluss also Glück. Das lässt mich für Elysia hoffen. Die kommt nämlich als Teenager-Klon zur Welt, noch dazu in einer Beta-Ausführung. Glück ist also nicht unbedingt für sie vorherbestimmt. Dennoch geht es ihr anfangs auch nicht schlecht. Kurz nach ihrer Geburt wird sie, obwohl sie eine ungetestete Beta-Version ist, verkauft. Sie muss in einer traumhaften paradiesisch-perfekten Inselkulisse zwar nicht im eigentlichen Sinn arbeiten, aber als Gesellschafterin ihrer Mutter und Gespielin ihrer Geschwister dienen und gefallen.


    Dass die Realität anders aussieht, merken neben Elysia auch Cohns LeserInnen schnell. Bereits der erste Satz (auf den ich normalerweise wenig gebe) - Sie will mich kaufen - zog mich in seinen Bann. Und die Autorin schaffte es durch das ganze Buch hindurch, meine dadurch erwachte Neugier aufrecht zu halten. Mit ihrem Verkauf steht Elysia über den niederen Dienstboten-, Handwerker- oder sonstigen Arbeiterklonen. Dennoch ist sie weit weniger wert als ein Mensch.


    Das Ganze spielt in der Zukunft auf der Erde, die allerdings trotz einiger Ähnlichkeiten ein wenig verändert ist. Eine große Flut und Wasserkriege haben ihr Antlitz verwandelt, die Technik ist (man sieht es bereits an den Klonen) weit fortgeschritten. Die Menschen sind teils genetisch optimiert und haben Cyborg-Eigenschaften - einen Relay-Screen unter der Haut des Unterarms, der telekommunikativen Zwecken dient und Smartphones, Tablets und Konsorten ersetzt. Da die Klone sehr menschlich wirken, werden sie durch Tätowierungen an der Schläfe und fuchsiafarbene Augen gekennzeichnet, darüber hinaus wird ihnen ein Ortungs- und Datenchip eingepflanzt.


    Das Cover (das von cbt zeigt ein anderes Gesicht als das amerikanische Original, ist ansonsten jedoch gleich) passt also sehr gut, deutet es doch in seiner sanft wirkenden Ausführung auf die durch Manipulation entstandenen paradiesisch-schönen Eindrücke hin, die einem im Buch erwarten, und lässt durch den direkten Blick doch anklingen, dass Elysia nicht so seelenlos ist, wie sie sein soll.


    Demesne, der Haupthandlungsort im ersten Band der Ananda-Serie, ist eine Insel. Die Luft wird mit speziellen Filtern gereinigt, das Meer darum herum ist verändert und wirkt wie ein Jungbrunnen. Sogar Haie sind so modifiziert, dass man sie als Streicheltiere benutzen kann. Auch die dort lebenden Menschen sind auf den ersten Blick perfekt, immerhin sorgt das Meerwasser dafür, dass sich Alterserscheinungen oder Folgen von Fehlernährung etwas abmildern lassen. Immenser Reichtum hat dieses Inselparadies geschaffen. Es gibt noch ein paar kleinere Atolle um Demesne, bevor die raue Wirklichkeit in Form eines unberechenbaren Meeres beginnt. Doch sieht man von kleineren Abstechern auf besagte Atolle ab, wird die übrige Welt außerhalb Demesnes in Beta nur erwähnt.


    Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass das Paradies zu existieren aufhört, wenn Menschen es betreten. Und das wird in Beta vollumfänglich bestätigt. Die Menschen, die nach Demesne kommen, sind reich. Alle anderen haben dort eigentlich nichts zu suchen. Die wenigen menschlichen Diener, die anfangs in das Ferienparadies mitgebracht wurden, erlagen bald der perfekten Schönheit der Insel. Das daraus entstehende Dolce-far-niente-Verlangen war den reichen Grundstücksbesitzern ein Dorn im Auge, weshalb sie auf die Erschaffung und den Erwerb von Klonen auswichen. Mit diesen können sie nach eigenem Gutdünken verfahren und sie straffrei töten, wenn es ihnen in den Sinn kommt. Defekte Klone müssen auf eine Krankenstation, wo sie vor ihrer Eliminierung noch maßlos gequält werden. Ein Defekt wäre etwa eine eigene Meinung, Aufbegehren. Das weiß Elysia allerdings noch nicht, als sie gleich eingangs ein erschreckendes Erlebnis auf der Krankenstation hat, die unmittelbar neben ihrer Geburtsabteilung liegt.


    Das Paradies hat also einen hohen Preis. Unwillkürlich kommt die bedrückende Frage auf, wo das menschliche Grundmaterial für die Klone herkommt. Ob alle Verstorbenen eines natürlichen oder eines überraschenden Unfalltodes gestorben sind. Oder ob Menschen gezielt ausgesucht und ausgeschaltet wurden, weil sie vielleicht gut aussahen, jemandem im Weg waren oder als Andersdenkende gefährlich werden konnten. Oder weil sie arm sind. Manche verkaufen ihre Körper nämlich auch, damit das Überleben ihrer Familie gesichert ist.


    Vordergründig geht es um das Erkennen Elysias. Dass Fehler und Schwächen von Klonen anders bewertet werden, als bei Menschen. Dass wenn zwei das Gleiche tun, es noch lange nicht dasselbe ist. Dass ständig ein tödliches Damoklesschwert über den Klonen schwebt. Aber auch, dass andere Klone und sogar Menschen an dem auf der Insel vorherrschenden Prinzip zweifeln und dagegen ankämpfen. Ausgelöst wird dies durch Erinnerungen ihrer First - also des Teenagers, der zuvor im Grunde genommen sterben musste, damit sie einen Körper hat. Etwas was es gar nicht geben dürfte also, denn Erinnerungen sind genauso wie Gefühle unmöglich. Ein Klon hat ohne nachzudenken oder zu werten das zu tun, was von ihm verlangt wird und sonst nichts.


    Genau wie in Spielbergs AI - Künstliche Intelligenz aus dem Jahr 2001 wird die Geschichte aus der Sicht des Klons erzählt. Das geschieht jedoch nicht melodramatisch verkitscht. Im Buch kommt Elysia selbst zu Wort. Und so erfahren Cohns LeserInnen quasi aus erster Hand, was schief laufen kann und welche emotionalen Folgen es für einen Klon hat, der erkennt, dass er ganz offensichtlich defekt ist und trotzdem überleben möchte. Und damit noch nicht einmal alleine ist.


    Die Autorin gestaltet die noch unproblematische Zeit nach Elysias Geburtinteressant und humorvoll. Das Entdecken der Insel genauso wie das Ausbauen der auf ihrem Chip vorprogrammierten aber sehr beschränkten Wissensdatenbank. Schnörkellos geht die Autorin darauf ein, dass ein Klon keine Gefühle haben darf, seinem Besitzer gegenüber jedoch solche durchaus durch Gestik, Mimik und Worte auszudrücken lernen muss. Eine klitzekleine Schwäche gibt es dabei. Der war in diversen Szenen eingangs enthalten. Da ihre Wissensdatenbank zu diesem Zeitpunkt quasi nur Grundlegendes beinhaltet hat, wirkten manche ihrer Ansichten nicht unbedingt falsch, aber auch nicht ganz richtig und irgendwie vorgegriffen. Das lässt sich nicht allein mit Elysias Andersartigkeit erklären. Und auch später gemachte Ausführungen zu hormonellen Veränderungen und ihren Folgen wirken nicht durchweg schlüssig. Allerdings hilft der leicht lesbare Schreibstil über diese kleinen Schwächen hinweg. Auch die kurz gehaltenen Kapitel sorgten dafür, dass ich förmlich durch die Seiten flog.


    Nicht alle Charaktere, die mir darin begegneten, waren liebenswert. Eigentlich sympathische Figuren wurden plötzlich unberechenbar. Durch Elysia lernte ich kaltherzige und scheinbar allmächtige Herrenmenschen und verzweifelte, macht- aber nicht zwingend mutlose Klone kennen. Unerbittliche Eltern, aber auch solche, die alles für ihr Kind tun wollten und sich dafür sogar selbst betrogen. Jugendliche, die der perfekten Langeweile auf Demesne entkommen wollten. Kinder, die in ihrer Gefühlswelt keinen Unterschied zwischen Klonen und Menschen machten. Figuren also, die menschlich-authentisch wirken und mit real anmutenden Problemen kämpfen. Egoismus, Ehebruch, Missbrauch, Drogenkonsum, Notwehr und Mord, unerwiderte Gefühle, schmerzhafte Verluste und scheinbar aussichtsloser Widerstand sind nur einige davon. Dennoch spielt Gewalt, obwohl sie latent in allerlei Variationen durchschimmert, eine untergeordnete Rolle in Cohns Roman. Elysia, die anfangs in ihrer Lernphase noch zerbrechlich und naiv wirkt, lernt schnell dazu. Und noch bevor der erste Band zu Ende ist, trifft sie aus Verzweiflung eine Entscheidung, die sie in Lebensgefahr bringt.


    Fazit: 5ratten


    Beta als Figur und als Roman ist nicht vollkommen perfekt. Manchmal agieren die Figuren nicht ganz nachvollziehbar, manches war vorhersehbar. Die überraschende Wende am Schluss erschwert aber die Wartezeit auf den Folgeband. Insgesamt hebt sich Cohns Auftaktband für mich eindeutig aus der Masse sonstiger Dystopien heraus. Ähnlich wie Sara Grant in ihrem Roman Neva lenkt Cohn den Blick auf kritische Probleme einer respektlosen Gesellschaft, die in ihrem Egoismus die Achtung vor Individuellem verloren hat. Ihr Roman wühlt auf, mehr als andere futuristische Dystopien, und macht nachdenklich. Dabei kommen überraschende Wendungen und auch ein dezenter Humor (der durch Elysias unschuldiges Nichtwissen entsteht) nicht zu kurz. Der Roman wird nicht durch eine reißerische, absolut entmutigende oder temporeiche Handlung getragen. Er erschüttert vielmehr durch beängstigende Andeutungen und fesselt durch eine dichte Atmosphäre. Nicht nur das jugendliche Zielpublikum, sondern auch deutlich ältere LeserInnen wie mich. Trotz kleinerer Schwächen möchte ich deshalb die volle Punktzahl dafür vergeben.


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

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    Ulmer Verlag
    ISBN-13: 9783800175932
    ISBN-10: 3800175932
    Sachbuch
    Ausgabe 02/2012
    Klappenbroschur, 144 Seiten


    Verlagsseite http://www.ulmer.de
    Autorenseite http://www.cos21.de


    Geht man durch einen Drogerie- und oder Supermarkt, wird man von der Fülle des Angebotes fast erschlagen, das unzählige Mittelchen von zahlreichen Herstellern offeriert. Glaubt man der Werbung, muss niemand mit faltiger Haut oder Altersflecken herumlaufen, strähniges, brüchiges, trockenes bzw. totes Problemhaar in Kauf nehmen, das dazu noch - Schreck lass nach - Grau ist. Auch strahlend-weiße Zähne sind kein Problem. Und körpereigener Geruch wird heutzutage ja nicht nur gerne mit Deodorant übertüncht, sondern gleich vorbeugend durch ein Antitranspirant unterdrückt. Nicht alles ist tatsächlich gesund oder wirkt wirklich. Doch solange wenigstens der Anschein eines positiven Effekts vorhanden ist, achtet man seltener auf die teils recht unverständliche Liste der Inhaltsstoffe. Problematisch wird es natürlich, wenn der Körper die Produkte schleichend oder schlagartig nicht mehr verträgt. Mir selbst ging es so, dass ich von heute auf morgen kein Deo mehr benutzen konnte und mich, sobald ich es doch einmal versuchte, blutig kratzte. Von den Pusteln, die diverse Cremes nach sich zogen, ganz zu schweigen.


    Wissen, was drin ist. Das war mit einer der Gründe, warum meine Schwester und ich vor etlichen Jahren rührten und schüttelten, mixten und testeten, was das Zeug hielt. Wir machten für uns und unsere Familien Pflege- und Reinigungsprodukte für Haare, Haut und Zähne und hörten bei Wimperntusche und Co. noch lange nicht auf. Doch diese Phase legte sich irgendwann wieder, unter anderem, weil die Eigenproduktion Zeitaufwand bedeutete und zudem erfreulicherweise immer mehr Naturkosmetikläden aufmachten.


    Letztes Jahr veröffentlichte Ulmer das gefällig-liebevoll und ansprechend-übersichtlich gestaltete Buch NATURKOSMETIK einfach selbst gemacht - von Shampoo bis Fußbalsam. Der Text Buchrückseite liest sich überaus vielversprechend. Soll doch ab sofort nur noch Gutes aus der Natur an die Haut derer kommen, die den 150 bewährten Rezepten der Autorin Folge leisten. Die befassen sich mit Reinigung, Pflege und Schutz und sogar Wund- und Heilsalben werden darin vorgestellt. Alles kann man sich selbst mit einfachen Mitteln und viel Genuss herstellen, aber auch als Grundlage für eigene Kreationen verwenden. Ein kleines Extra verspricht Wohltuendes aus dem Kühlschrank.


    Das klingt im Gegensatz zu den früher zusammengerührten Hobbythek-Rezepten eindeutig besser. Einer der Gründe für das Einstellen unserer häuslichen Produktion war nämlich auch der Umstand, dass die Tatsache, dass wir wussten, was wir zusammenrührten, die Zutaten nicht automatisch in solche natürlichen Ursprungs verwandelte. Also holte ich den großen Karton mit den eingemotteten Utensilien (Gläser, Tiegel, Spachtel, Töpfe, etc.) aus dem Keller und harrte freudig aus, bis das Buch von Cosima Bellersen Quirini bei mir eintraf.


    Gleich vorab: Das Zusammenrühren der Anregungen ist tatsächlich einfach und macht Spaß. Die Rezepte sind sehr abwechslungsreich und sorgen dafür, dass man sich von Kopf bis Fuß nach Lust und Laune waschen und verwöhnen kann. Der von der Autorin angesprochene Suchtfaktor stimmt ebenfalls.


    Cosima Bellersen Quirini ist nicht nur Autorin von Praxis-Ratgeber-Rezept-Büchern wie dem gerade vor mir vorliegenden Naturkosmetik einfach selbst gemacht, sondern verfasst auch Kurzgeschichten und Lyrik, Kinderbücher, Krimis und Romane. Die erscheinen teils unter ihren Pseudonymen Bella Q., cbq oder Cosi Ma. Die 1960 in Freiburg/Breisgau geborene Autorin ist auch Mitglied in der Syndikat-Autorengruppe deutschsprachiger Krimiliteratur, in der Mörderische Schwestern-Vereinigung deutschsprachiger Krimiautorinnen und in der Deutsche Liebesromanautorenvereinigung. Darüber hinaus ist sie Gründerin des Kalliope-Literaturkreises Celle.


    Genauso vielseitig wie die Autorin offenbart sich dann bereits beim ersten Durchblättern auch das große 1 x 1 der Zutaten. Darin ist bedauerlicherweise längst nicht alles so natürlich, wie der Buchtitel und der Text auf der Buchrückseite andeuten. Was ich positiv herausstellen möchte ist, dass die Autorin ohne Paraffine auskommt. Farbstoffe konnte ich bisher erfreulicherweise auch nicht entdecken. Doch während ich Da Zao als natürliches Produkt aus der Traditionellen Chinesischen Medizin kenne und weiß, dass die große Dattel dort zum Ausgleich konkurrierender Wirkungen verwendet wird, sieht es etwa mit Farnesol, Heliozimt und Antiranz schon anders aus. Diese synthetischen Ingredienzien sind auch längst noch nicht alle, die sich in das große 1 x 1 der Zutaten finden. Synthetisch ist für mich jedoch nicht mit Gutem aus der Natur bzw. Naturkosmetik gleichzusetzen. Synonym könnte man synthetisch auch als chemisch, künstlich, unecht oder unnatürlich bezeichnen. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass es schlecht ist. Doch Gutes aus der Natur muss (vermutlich nicht nur) für mein Dafürhalten naturbelassen und authentisch sein.


    Auch wenn es zunächst abschreckend klingt, möchte ich einen weiteren Aspekt an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen. Die eigene Herstellung nach den im Buch vorgestellten Rezepten ist erst einmal mit Investitionen verbunden. Die Zutatenliste ist lang und nicht alles davon supergünstig. Wenn man sich ernsthaft mit der Sache beschäftigt, wächst vermutlich recht schnell die Sehnsucht, die notwendige Erstausstattung gründlich zu erweitern. Und Qualität hat ihren Preis. Zudem birgt die Beschaffung einzelner Produkte diverse Probleme. Weniger, weil die Beschaffung langwierig oder umständlich ist. Vielmehr, weil man etwa aber nicht nur bei ätherischen Ölen genau hinsehen muss. Also Augen auf beim Einkauf.


    Doch zurück zum Buch: Die Autorin widmet sich nicht nur schneller, aber nicht lange haltbarer Küchenkosmetik. Wohltuendes aus dem Kühlschrank, wie das Extra verspricht, findet man nur auf den Innenseiten der Klappenbroschur vorne sowie als kleinen Einschub auf Seite 8. Dort geht Bellersen Quirini dann auch kurz darauf ein, warum überhaupt synthetische Inhaltsstoffe vorgeschlagen werden. Auf den Innenseiten der hinteren Klappenbroschur geht es dann übrigens um die Harmonie der Düfte. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf haltbarer und hochwertiger Kosmetik. Die benötigt den Rezepten zufolge teils synthetische und konservierende Mittel, und wer so etwas sucht, ist mit diesem Buch gut bedient. Denn egal ob für kindliche(s), jugendliche(s) oder reifere(s), normale(s) oder problematische(s), männliche(s) oder weibliche(s) Haut/Haar - die 150 Vorschläge sorgen dafür, dass für jeden etwas dabei ist.


    Das eingängliche Basiswissen ist verständlich dargestellt. Haut- und Haartypen werden ebenso angesprochen wie auftretende Probleme und die Pflegeprodukte, mit denen man dagegen angehen kann. Die Grundausstattung an Arbeitsmaterialien, die sich glücklicherweise sehr mit der meinen von vor einigen Jahren deckt, wird ebenso aufgeführt, wie auf Rohstoffe eingegangen wird. Bezugquellen am Schluss des Buches erleichtern einen entsprechenden Einkauf, ebenso wie die im Buch selbst enthaltenen Tipps. Auch Besonderheiten bei Allergikern werden eingeflochten.


    Ab Seite 26 heißt es dann An die Töpfe fertig los. Das sollte man als Neuling allerdings nicht sofort wörtlich nehmen. Vielmehr ist es sinnvoll sich die Mühe zu machen, das jetzt folgende Basiswissen im Bezug die Herstellung genau zu lesen. Im eigentlichen Rezeptteil findet man nämlich nur die Zutatenlisten, weil es unnötig Platz rauben würde, dort alles jeweils zu wiederholen.


    Was ich sehr praktisch finde, ist der ab Seite 92 folgende Teil Selber kreativ werden. Darin stellt die Autorin diverse Grundrezepte vor, die man dann nach Belieben ausbauen kann. Die ebenfalls enthaltenen Tabellen erleichtern die Auswahl der Zutaten je nach Haupttyp.


    Ab Seite 108 folgt dann das bereits erwähnte große 1 x 1 der Zutaten. Darin führt die Autorin alle derzeit erhältlichen Rohstoffe in alphabetischer Reihenfolge auf. Damit erleichtert sie den Hobbyproduzenten das Austauschen einzelner Inhaltsstoffe ebenso wie das Probieren von etwas Neuem. Wirklichen Neulingen ist damit jedoch nur bedingt geholfen.


    Da vielleicht nicht immer alles glattgeht - vor allem vielleicht am Anfang - widmet sich die Autorin auch eventuell aufkommenden Fragen und Antworten, verrät Tricks und kleine Kniffe aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz. Auch dieser Buchteil gefällt mir sehr gut.


    Fazit: 3ratten


    Als Praxisbuch gar nicht so schlecht. Doch bei dem informativen und gefällig-liebevoll gestalteten Buch hält weder der Titel noch der Text auf der Buchrückseite, was er verspricht. Nur Gutes aus der Natur/Naturkosmetik bedeutet für mich persönlich den völligen Verzicht auf synthetische Inhaltsstoffe und auch hochwertige Rezepturen kommen für mein Dafürhalten ohne aus. Doch in einem hat die Autorin absolut recht. Das Zusammenrühren von kosmetischen Produkten macht grundsätzlich Spaß. Da ich selbst synthetische Inhaltsstoffe austauschen bzw. weglassen kann, ziehe ich diverse Rezeptvorschläge gekauften Produkten eindeutig vor. Probieren lohnt sich also durchaus, auch wenn das Austauschen Neulingen auf diesem Gebiet an sich erst einmal vor Probleme stellen dürfte. Genau deshalb gibt es aber tatsächlich nur drei von fünf Punkten für dieses Buch von mir.


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

    ... Bauchspeicheldrüse


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    TRIAS Verlag
    ISBN-13: 9783830435235
    ISBN-10: 3830435231
    Ernährung, Ratgeber, Kochbuch
    1. Auflage 2013
    Klappenbroschur, 120 Seiten


    Verlagsseite http://www.trias-verlag.de


    Nachdem meine Mutter über einen ewig wirkenden Zeitraum wegen diversen Beschwerden behandelt wurde, entdeckte man eher zufällig den Hauptgrund für ihre lang anhaltenden gesundheitlichen Probleme. Einen Knoten an der Bauchspeicheldrüse. Das war erst einmal ein Schlag ins Gesicht, weil wir von Bekannten wussten, was das im schlimmsten Fall bedeutet. Doch meine Mutter hatte Glück. Der Knoten konnte entfernt werden und zunächst machte sich dies nicht einmal großartig an ihren Blutzuckerwerten bemerkbar. Im Krankenhaus wurde gesagt, dass sie ihre Ernährung nicht umzustellen und auch sonst nichts weiter zu berücksichtigen brauchte. Fast ein Jahrzehnt später ist das anders, sie ist insulinpflichtig und verträgt vieles nicht mehr. Doch bei allen Erkrankungen gilt: Es ist eigentlich nie zu spät, noch etwas zu ändern. Man kann vielleicht nicht mehr alles rückgängig machen, aber man kann aktiv etwas für ein besseres Befinden tun.


    Zum Beispiel über eine bessere und verträglichere Ernährung. Glücklicherweise gibt es einiges an Büchern zum Thema. Da Diabetes nicht die einzige Folge einer Bauchspeicheldrüsenerkrankung ist, war ich froh, als mir vom TRIAS Verlag das Buch Gesund essen bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse in die Hand fiel. An der Entstehung des Buches waren sowohl Dr. med. Reinhard Singer, der als Internist in einem führenden Pankreaszentrum tätig ist, als auch die drei Diätassistentinnen Waltraud Eggstein, Eva-Maria Lange und Elke Silberstein beteiligt. Die 110 Rezepte im Buch wurden von den drei letztgenannten Autorinnen entwickelt, während Singer den Informationsteil verfasste.


    Im Buch geht es um weit mehr, als um die richtige Zahl der Broteinheiten, weil es neben Diabetes mellitus eben noch andere Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse gibt. Auf den ersten 28 Seiten geht es deshalb um die Bauchspeicheldrüse und ihre Arbeit im Allgemeinen. Um Beschwerden und Störungen, Symptome, Behandlungs- und Operationsmöglichkeiten. Darum was man allgemein essen darf und zu sich nehmen oder eben meiden sollte. Darum, das richtige Zusammenspiel der Nahrung zu beachten, die Fettaufnahme ebenso einzuschränken wie dafür zu sorgen, dass dem Körper die richtige Menge an Enzymen und eventuell MCT-Fette (gesättigten Fettsäuren wie etwa Capron-, Capryl-, Caprin- und Laurinsäure) zur Verfügung stehen.


    Ab Seite 29 beginnt dann der Teil, der mit 110 Rezepten dafür sorgt, dass die notwendige Umstellung nicht so schwer fällt. Teilweise ganzseitige Farbfotos zeigen, dass diese andere Ernährung gar nicht spartanisch ausfallen und Genuss fortan nicht zur fernen Erinnerung mutieren muss. Größtenteils sind die Rezepte für zwei Portionen angedacht. Manche sind jedoch nicht in kleineren Mengen herzustellen, sodass die Portionierung entsprechend ausfällt. Sie alle haben einen geringen bis mittleren Fettanteil. Praktischerweise werden dabei nicht nur Kalorien, Eiweiß-/Fett-/Kohlehydratanteil und Broteinheiten angegeben, sondern auch die Lipaseeinheiten. Wie man die berechnet, erfährt man übrigens auch im Informationsteil. Die vorgestellten Gerichte können natürlich auch von Gesunden gegessen werden. Da einige Rezepte sich bequem im Voraus zubereiten und mitnehmen lassen, eignen sie sich auch für Berufstätige.


    Je ein Rezept- und Stichwortverzeichnis runden das Buch ab. Auch in den Innenseiten der Klappenbroschur finden sich Informationen. Vorne geht es neben einer Schritt-für-Schritt-Anleitung der Ernährungsumstellung auch um den Fettgehalt verschiedener Lebensmittel, hinten ist eine Kohlenhydrat-Austausch-Tabelle abgebildet.


    Zugegebenermaßen bin ich über den im Informationsteil enthaltenen Ernährungsfahrplan gestolpert. Dabei handelt es sich um eine vierseitige Tabelle, in der auf Lebensmittelgruppen und ihre Eignung eingegangen wird. Nur wenige Seiten zuvor wird auf Seite 15 geschrieben, dass Vollkornprodukte vorzuziehen sind. Dies entspricht auch der Empfehlung, die man als Diabetiker etwa in anderen Ratgebern ebenso wie im Internet findet oder im Zuge einer Diätberatung hört. Allerdings heißt es in besagtem Ernährungsfahrplan bei der Lebensmittelgruppe Brot und Getreide, dass Weißbrot geeignet ist, Weizen- und Dinkelvollkornmehl jedoch nur bedingt. Auch wenn ich mir vor Augen halte, dass nicht jede Pankreaserkrankung/-Operation unweigerlich Diabetes nach sich zieht, sehe ich darin einen kleinen Widerspruch.


    Verblüfft hat mich offen gestanden auch die Zusammenstellung der Rezepte. Wie gesagt, genussfrei muss man mit diesen nicht leben. Ab Seite 86 folgen allein 30 Rezepte, die sich rund um Desserts und Gebäck drehen. Vom Apfelstrudel über Tiramisu (gleich 2x) bis hin zu Windbeuteln ist alles dabei. Dies hätte ich so eigentlich nicht in einem solchen Ratgeber-Kochbuch erwartet. Doch wirklich schlecht finde ich diese Gewichtung nicht. Ansonsten geht es um Frühstücksideen, Hauptgerichte ebenso wie kleine Gerichte und Fingerfood sowie Beilagen. Die Rezepte selbst sind mit Tipps und Rezeptvarianten angereichert. Alles ist leicht nachvollziehbar beschrieben. Praktischerweise sind Zeitangaben vorhanden, die die Planung erleichtern. Der Einkauf wird dadurch erleichtert, dass Zutaten Verwendung finden, die bei der Beschaffung keine Probleme bereiten.


    Bisher getestet haben wir die Polentawürfel mit Tomatendip, die Gemüselasagne und die Kartoffel-Thymian-Knödel mit Mangold sowie das Ratatouille. Das war zwar ohne Paprika, Zwiebeln und Knoblauch etwas ungewohnt, schmeckte aber trotzdem lecker (genau wie die anderen, bisherigen Versuche).


    Fazit: 4ratten


    Wer mit der Bauchspeicheldrüse Probleme hat, hat oft keine Freude mehr am Essen, vom Appetit ganz zu schweigen. Nicht immer kann dem abgeholfen werden. Doch einen Versuch ist es allemal wert, wie ich an meiner Mutter sehen kann. Gesundes Essen bei Bauchspeicheldrüsenerkrankungen muss nicht aufwendig sein. Aber schmecken und Abwechslung bieten. Das Kochen wie das Essen wird durch die im Buch vorgestellten Rezepte erleichtert, während der Informationsteil zu einem besseren Verständnis verhilft - sowohl Betroffenen wie auch Angehörigen. Ich möchte dem Buch starke vier von fünf Punkten geben.


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)


    Emoticon aus Threadtitel entfernt und Titel angepasst. LG, Valentine

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    Ulmer Verlag
    ISBN-13: 9783800178537
    ISBN-10: 3800178532
    Ratgeber, Ernährung (Kochbuch)
    Ausgabe 01/2013
    Klappenbroschur, 144 Seiten


    Verlagsseite http://www.ulmer.de
    Autorenseite http://www.christine-volm.de


    Vor mittlerweile etlichen Jahren gerieten meine etwas ältere Schwester und ich in Streit. Der Grund dafür war, dass ich - wie so oft - mit ihren beiden Kindern durch Wald und Wiesen gestreift war und auf diesem Streifzug unter anderem Bucheckern gesammelt und einen Teil davon auch gegessen hatten. Die können bei übermäßigem Verzehr Beschwerden verursachen, doch soweit war es damals nicht gekommen. Meine Schwester fiel nur aus allen Wolken, weil ich ihren Kindern so einen Unsinn (Unkrautessen, etc.) beibrachte und ich, weil meine Schwester ganz offensichtlich vergessen hatte, wie herrlich Sauerampfer und Konsorten schmecken können und wir selbst als Kinder durchaus regelmäßig beim Spielen so etwas nicht nur regelmäßig in den Mund nahmen, sondern auch schluckten. Während sie sich den wilden Köstlichkeiten der Natur nach wie vor überaus vehement verweigert, esse ich Wildpflanzen heute noch sehr gerne.


    Dass diese Erinnerung in mir aufgestiegen ist, liegt an dem Anfang des Jahres erschienen Buch Meine liebsten Wildpflanzen rohköstlich - sicher erkennen, vegan genießen von Dr. Christine Volm. Darin geht es, wie der Titel schon verrät, nicht unbedingt um das, was in unseren Gärten wächst, obwohl so einiges natürlich auch darin vorkommt. Doch während meine Schwester in ihrem Garten fleißig Unkraut jätet und fluchend entsorgt, landet, was in unserem wild wächst, meist in der Küche. Künftig wird es sicher abwechslungsreicher nicht nur als Salat oder gekocht gegessen werden. Denn Volms Buch beweist, dass Rohkost nicht gleich Rohkost ist, dass nicht immer alles nur schnell klein geschnibbelt verzehrt werden muss, sondern schmackhafte, kulinarisch- anspruchsvolle Menükreationen dabei herauskommen können.


    Aus der Feder der Autorin stammt auch das ebenfalls von Ulmer herausgegebene Buch Rohköstlich. Bereits dieses war eine gelungene Kombination von Rohkostratgeber, Wildkräuterkunde und 70 einfach nachzuarbeitenden Rezepten. In ihrem zweiten Buch Meine liebsten Wildpflanzen rohköstlich informiert die Autorin und Ernährungsberaterin zunächst grundsätzlich darüber, welche Wildpflanzen man essen kann und wo man sie am besten sammelt. Aber auch wie Wildpflanzen schmecken, wie man sie nachhaltig ernten und in welcher Dosierung man sie gefahrlos verwenden kann; was man über ihre Inhaltsstoffe und deren Wirkweise wissen muss.


    Denn, obwohl die wenigsten Pflanzen wirklich gefährlich giftig sind, muss man bei manchen nicht nur berücksichtigen, welche Pflanzenteile man verzehrt, sondern auch auf die Dosierung achten. Nicht nur, weil man vielleicht gerade erst beginnt, die Wildpflanzen in die tägliche Ernährung zu integrieren oder eventuell vom einen oder anderen Zipperlein geplagt wird. Sofern allerdings Letzteres der Fall ist, kann man die Wildpflanzenküche auch hervorragend präventiv oder kurativ für die Gesundheit nutzen. Volm selbst beispielsweise reagierte früher auf Birkenpollen allergisch und wurde von Heuschnupfen geplagt. Nach der Umstellung auf Rohkost mit Wildpflanzen besteht dieses Problem zwischenzeitlich nicht mehr.


    Direkt bei den über 40 vorgestellten Wildpflanzen (die liebsten Arten der Autorin), die im Anschluss an die allgemeine Einführung folgen, finden sich auch appetitliche Rohkost-Rezepte. Wer jetzt allerdings denkt, dass man zum Nachmachen der Rezepte einfach hinausgehen und ernten kann, täuscht sich. Es braucht bei manchem Rezept die eine oder andere gekaufte Zutat, um die Gerichte essen zu können, die im Buch ansprechend vorgestellt werden. Allerdings ist es glücklicherweise heutzutage sehr leicht an diese Zutaten heranzukommen (etwa an Nama Tamari, eine glutenfreie Sojasoße). Im Buch finden sich übrigens praktischerweise neben den einzelnen Rezepten auch ganze Menüvorschläge für jahreszeitliche Genüsse.


    Eine Übersicht über die vorgestellten Wildpflanzen, ein Register und Hinweise zu weiterführender Lektüre, Internetadressen, Seminarangeboten und Bezugsquellen für Saatgut bzw. Jungpflanzen und Rohkost-Zutaten runden das Buch ab.


    Mit den Rezepten wie überhaupt mit dem ganzen Buch richtet Volm sich nicht ausschließlich an überzeugte Veganer oder Rohköstler. Sie spricht auf anschaulich-informative Weise auch Neugierige wie mich oder absolute Neulinge an, die einfach ihren Speiseplan gesund erweitern, neue Zutaten kennenlernen oder alternative Rezepte ausprobieren wollen. Die appetitanregenden Fotos tragen ebenfalls dazu bei.


    Fazit: 5ratten


    Eine gelungene Mischung aus lebendig aufgemachten Informationen und gut nachvollziehbaren Anregungen. Mir hat das Durchblättern und Lesen Lust gemacht, bald eines der Rezepte auszuprobieren. Momentan gibt es draußen zwar durchaus Wildpflanzen zum Ernten, doch außer dem Vogelmiere-Smoothie habe ich bislang noch nichts nachgemacht. Der jedoch war sehr lecker und macht ebenfalls Lust auf mehr… Ich möchte Volms Meine liebsten Wildpflanzen rohköstlich die volle Punktzahl geben. Obwohl ich persönlich nicht zu 100 Prozent von Rohkost überzeugt bin, mich zwar fleischarm aber nicht vegan ernähre und in diversen Rezepten allenfalls etwas im Ofen getrocknet aber nicht gekocht wird, ist das das Buch eine überaus willkommene Bereicherung meines Kochbuchregals. Ich werde die Anregungen darin mit Sicherheit in den kommenden Monaten sukzessive ausprobieren und es auch meiner Schwester empfehlen :smile:.


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)


    Emoticon aus Threadtitel entfernt. LG, Valentine

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    Originaltitel: Started early, took my dog
    übersetzt von Anette Grube
    Knaur Taschenbuch Verlag
    ISBN-13: 9783426509524
    ISBN-10: 3426509520
    Krimi
    Ausgabe 10/2012
    Taschenbuch, 464 Seiten


    Verlagsseite http://www.knaur.de
    Autorenseite (englisch) http://www.kateatkinson.co.uk


    Die 1951 in York geborene britische Autorin Kate Atkinson ist Trägerin des britischen Verdienstordens MBE (Order of the Britisch Empire), der sowohl zivilen wie auch militärischen Personen sowie Bürgern nicht britischer Staaten verliehen wird. Atkinson, die Englische Literatur und Amerikanistik studierte, kam Mitte der 1980er zum Schreiben. Nach Erzählungen versuchte sie sich an Romanen, in denen die Figuren häufig mit Problemen kämpfen, die sie an die Grenzen ihrer Möglichkeiten bringen. Mit dem Roman Case Histories (Die vierte Schwester) , erschuf die Autorin die Figur des Privatdetektivs Jackson Brodie und wandte sich dem Krimi-Genre zu, ohne direkt Krimis zu verfassen(Quelle Wikipedia). Dem 2004 erschienen Auftaktroman um den behäbigen Privatermittler folgten bis 2010 drei weitere Bücher. Die BBC verfilmte bislang die ersten drei Romane der Reihe. Der vierte Band Started early, took my dog erschien 2010. Die deutsche Übersetzung Das vergessene Kind wurde 2011 von Droemer als Hardcover und 2012 von Knaur als Taschenbuch herausgegeben. Der Roman erreichte unter anderem jeweils den dritten Platz beim Deutschen Krimi Preis International und auf der KrimiZEIT-Bestenliste. Außerhalb der Brodie-Reihe wurden von der Autorin seit 1995 vier weitere Romane, Kurzgeschichten, Erzählungen und ein Theaterstück veröffentlicht, die teilweise ebenfalls mit Preisen bedacht wurden.


    Doch zum Roman, in dem eine ehemalige Polizistin sich damit überrascht, dass sie kurzerhand ein Kind kauft. Eigentlich nur, um dieses vor der vermeintlichen Mutter zu retten, die nicht nur drogensüchtig ist, sondern der bereits mehrere Kinder weggenommen wurden. Gleichzeitig beginnt Jackson Brodie in einem dreißig Jahre alten Fall zu recherchieren, an dem Tracy während ihrer Polizistenlaufbahn beteiligt war. Dieser unglückliche Zufall jagt Tracy zusammen mit ihrem schlechten Gewissen bezüglich ihres Spontankaufs in die Flucht.


    Diese kurze Inhaltsangabe klingt genau, wie die auf der Buchrückseite, sehr strukturiert. Doch obwohl ich Atkinson nicht unterstellen möchte, ihren Roman unstrukturiert abgefasst zu haben, liest er sich längst nicht so glatt, wie ich das für gewöhnlich bevorzuge. Deshalb musste ich das Buch auch zwei Mal von vorne beginnen. Das lässt sich übrigens lesen, ohne dass man die Vorgängerbände kennt. Ich persönlich habe lange Zeit gar nicht registriert, dass ich einen Roman aus einer Buchreihe in Händen halte.


    Die Autorin ist bereits dafür bekannt, dass sie mehrere parallele Handlungsfäden in ihren Geschichten verarbeitet, die sich lose durch ihre Plots ziehen und spät zusammengesponnen zu teils überraschenden Lösungen führen. Das wusste ich jedoch eingangs noch nicht. Hinzu kommt, dass sie überaus detailverliebt Worte aneinanderreiht, die erst einmal nichts zum eigentlichen Handlungsgeschehen beitragen, die Atmosphäre aber auch nicht zwingend verdichten. Kurze Kapitel, die sich von Anfang an immer wieder um eine andere Figur drehen, wirken wild zusammengewürfelt und ohne eigentlichen Zusammenhang. Dass Jackson Brodie die eigentliche Hauptfigur des Romans ist, fällt nicht auf, denn im Grunde kommen alle Figuren gleichermaßen ausführlich in ihrer Gedankenwelt beschrieben doch etwas blass daher. Vieles uferte anfangs so sehr für mich aus, als dass mich die eigentlich spannende Grundidee fesseln konnte. Das lag auch daran, dass lebendige Dialoge fehlen. LeserInnen erleben die Gedanken der Figuren als Monologe in deren eigenen Kopf mit. Das wirkt manchmal hölzern, enthält jedoch durchaus eine Art unterkühlter Komik. Und dann wiederum berührt es auf überraschende Weise, wenn man schon gar nicht mehr damit rechnet.


    Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen und wird aus zahlreichen Perspektiven erzählt. Sie beginnt im England der 1970er-Jahre, als Tracy gerade ihre Polizistenlaufbahn begonnen hat. Bei der Entdeckung einer ermordeten Prostituierten wird ein kleines Kind gefunden, das danach in der Versenkung verschwindet. Die zweite Zeitebene handelt 30 Jahre später. Tracy ist längst aus dem Polizeidienst ausgeschieden, arbeitet als Warenhausdetektivin, lebt alleine - bis eben zu jenem Tag, an dem sie das kleine Mädchen kauft. Dazu gesellen sich die Handlungsstränge um eine demente Schauspielerin, um eine Sozialarbeiterin, um diverse Polizisten. Und um Jackson Brodie selbst, der herauszufinden versucht, woher seine australische Auftraggeberin kommt, die offenbar in den 1970ern in England geboren wurde, gleichzeitig offiziell aber gar nicht zu existieren scheint.


    Es dauerte geraume Zeit, bis ich mich auf Atkinsons Schreibstil einstellte und plötzlich dabei ertappte, wie ich neugierig die Seiten umblätterte. Erzählfragmente begannen sich unspektakulär, aber unaufhaltsam, vor meinen Augen zusammenzufügen. Die auf den ersten Blick wild zusammengewürfelten Figuren sind alle miteinander durch mehr als ein Drama, mehr als ein Geheimnis, mehr als einen Mord, mehr als eine unglückliche Familie und trostlose Lebenswege sowie unerfüllte Träume oder Lebenslügen verbunden. Atkinsons Charaktere gehören samt und sonders nicht zu den Gewinnern. Sie lässt sie einiges durchmachen und geht nicht sonderlich zartfühlend mit ihnen um. Dafür stimmt sie sie sukzessive aufeinander ab. Unversehens ertappte ich mich dabei, wie ich mit ihnen gefühlt, gelitten und gehofft habe.


    Der Roman ist zugegebenermaßen nicht ganz ohne Längen, die man vor der Kulisse menschlicher Tragödien und Abgründe nicht erwartet. Dennoch kam das Ende letztlich viel zu schnell. Obwohl dabei längst nicht alle Handlungsfäden schlüssig abgeschlossen werden (vielleicht weil der Roman eben doch Teil einer Reihe ist?), wirkt der Roman nicht unbefriedigend unvollendet.


    Fazit: 4ratten


    Eine nicht ganz einfache, gesellschaftskritische Geschichte, bei der sich Durchhalten lohnt. Wer schnelle und vor allem einfach strukturierte Handlungsentwicklungen bevorzugt, dem rate ich, die Finger vom Buch zu lassen. Wer auf reißerisch-blutige Passagen hofft, wird sie in diesem Krimi auch nicht finden. Dafür regt Atkinsons Roman leise und unaufgeregt zum Nachdenken an und wird sicherlich nicht der Letzte sein, den ich von dieser Autorin lese. Für Das vergessene Kind möchte ich vier von fünf Punkten vergeben.


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

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    cbj
    ISBN-13: 9783570155349
    ISBN-10: 357015534X
    Fantasy, Jugendbuch (ab 12 Jahren)
    Ausgabe 02/2013
    Gebundene Ausgabe, 576 Seiten


    Verlagsseite http://www.cbj-verlag.de
    Autorenseite http://www.nicole-vosseler.de/belletristik.html


    Laut Süddeutscher Zeitung verlieren wir uns dank den literarischen Talenten von Vosseler in Raum und Zeit. Vosseler, die 1972 in Villingen-Schwenningen geboren wurde, studierte Literaturwissenschaften und Psychologie, widmet sich heute jedoch ganz dem Schreiben. Aus ihrer Feder stammen erfolgreiche Romane wie Sterne über Sansibar oder Der Himmel über Darjeeling. Ich selbst habe beispielsweise ihr Buch Südwinde im Regal. Und seit Kurzem auch ihren Fantasy-Jugendroman In dieser ganz besonderen Nacht.


    Der handelt von der 16jährigen Amber, deren Mutter den Kampf gegen einen unheilbaren Gehirntumor verloren hat. Durch eine zuvor getroffene Sorgerechtsvereinbarung soll sie künftig bei ihrem Vater leben, zu dem jedoch zuvor kein allzu enger Kontakt bestand. Ted lebt zudem nicht in Deutschland, sondern in San Francisco. Gefangen in ihrem Schmerz erkennt Amber anfangs nicht, wie sehr sich ihr Vater um sie bemüht. An der neuen Schule fühlt sie sich ebenfalls nicht wirklich wohl, obwohl sie durchaus freundlich aufgenommen wird. Einzig mit Nathaniel freundet sie sich an. Ein Obdachloser, wie sie vermutet, etwas älter als sie, der in einem leer stehenden Haus lebt. Schon bald fühlt sie sich zu ihm hingezogen und auch Nathaniel ist ihr nicht ganz abgeneigt. Dennoch bleibt er auf Distanz. Als Amber erfährt, warum das so ist, droht sie völlig zusammenzubrechen. Hat der Tod ihrer Mutter Amber um den Verstand gebracht, oder ist Nathaniel wirklich ein Geist? Noch dazu einer, in den sie sich so einfach verlieben kann?


    Dass er tatsächlich nicht lebendig aber auch nicht wirklich tot ist, stellt sich bald heraus, doch wie sollen die beiden jetzt zusammenkommen? Vor allem, was für Konsequenzen können sich daraus ergeben? Diese Fragen treibt nicht nur Amber um, sondern auch ihre kleine Clique, in der jeder eine ungewöhnliche Fähigkeit besitzt. Ebenso stellt sich natürlich die Frage, warum Nathaniel überhaupt zum Geist geworden sein könnte. Die Situation spitzt sich zu, als Amber und Nathaniel eine gemeinsame Nacht verbringen, in der alles anders ist als sonst.


    Die Grundidee (Beziehung zwischen Mensch und übernatürlichem Wesen) ist grundsätzlich nicht ganz neu. Doch Vosseler hat sie gut und interessant umgesetzt. Und das sowohl für das jugendliche Zielpublikum als auch für ältere LeserInnen wie mich.


    Gleich mehrere gleichwertige Handlungsstränge werden von der Autorin geschickt miteinander verwoben und steuern auf ein überraschendes Ende zu. Der eine Handlungsstrang dreht sich um den Tod von Ambers Mutter und ihre Trauer und Verzweiflung. Ein zweiter widmet sich um den Neuanfang in den Staaten mit ihrem Vater. Der dritte handelt von der sich anbahnenden Beziehung von Nathaniel und Amber. Der vierte wiederum von Ambers neuer Clique, in der alle nicht so ganz alltäglich sind und auf keine ganz einfache Vergangenheit zurückblicken müssen. Größtenteils wird die Geschichte von Amber selbst erzählt, einige Kapitel jedoch auch von Nathaniel. Diese unterscheiden sich nicht nur die kursive Schrift gut vom Rest.


    Eine solche Erzählperspektive bietet immer den Fallstrick, dass Emotionalität recht einseitig daherkommt, da man eben nur die Seite des Erzählers wirklich betrachten kann. Hinzu kommt, dass die Autorin sehr detailverliebte Beschreibungen in die Geschichte eingearbeitet hat, die nicht wirklich zu ihrer Entwicklung beitragen. Dies trägt zu einer dichten und authentischen Hintergrundatmosphäre bei. Ungeduldige kann es jedoch stören, weil dadurch das Erzähltempo gedrosselt wird. Wer also eine schnelle Handlungsentwicklung liebt, sollte eventuell die Finger von dem Roman lassen.


    Der letzte Absatz hört sich jetzt schlimmer an, als es in Wirklichkeit ist. Richtige Längen gab es nicht für mich. Vosseler hat einen Roman geschaffen, in den ich tatsächlich recht schnell eintauchen und - wie schon der Verfasser des Zitats der Süddeutschen Zeitung formuliert hat - mich in Raum und Zeit verlieren konnte. Jedenfalls größtenteils, obwohl ich weit über der anvisierten Altersgrenze liege. Das war zum Teil gerade der detailverliebten Wortmalerei geschuldet. Obgleich ich noch nie in San Francisco war, konnte ich mir beispielsweise die Straßenzüge gut vorstellen, egal ob sie nun nebelverhangen oder glasklar beschrieben wurden. Allerdings hätte die eine oder andere Kleinigkeit einmal beschrieben gereicht. Vosselers Schreibstil liest sich darüber hinaus leicht, was über besagte Wiederholungen gut hinweghilft. Ihren Schreibstil mag ich auch deshalb, weil er nicht (wie in manch anderem Jugendbuch) gewollt jugendlich-cool ist und die Dialoge lebendig wirken.


    Was mir ebenfalls gut gefällt, ist der Umstand, dass das spukige Fantasyelement nicht Ambers traurige und traumatisierende Vorgeschichte erschlägt und umgekehrt. Und dass Ambers Clique trotz ihrer Andersartigkeit eher bodenständig skizziert wird. In der Clique wird zwar das Geisterthema bzw. die Auswirkungen einer Beziehung zwischen Amber und Nathaniel diskutiert, jedoch größtenteils normal und nicht wie in anderen Romanen auf eine Art und Weise, die mich schon diverse Male dazu gebracht hat, die Augen zu verdrehen. Das geschieht nämlich immer dann, wenn niemand eine Ahnung von irgendwas hat, aber sofort mit einer superschlauen, pseudowissenschaftlich wirkenden Antwort auf Fragen aufwarten kann, die gerade erst aufgekommen sind. Vosselers Charaktere sind ein sympathischer, kunterbunter Mix. Letzteres sprichwörtlich, denn einer wechselt schneller seine Haarfarbe als mache Leute ihre Socken. Ihre Wünsche und Bedürfnisse wirken echt und nachvollziehbar, ebenso die Handlungen und Reaktionen.


    Das Buch hat eine melancholisch-ernsthafte Grundstimmung, die nicht nur auf Krankheit, Verlust und Trauer fußt, sondern auch auf der eigentlichen Aussichtslosigkeit der Beziehung zwischen Amber und Nathaniel. Doch gerade diese Beziehung gibt Amber auch wieder Lebensmut und Freude zurück. Oder den Mut etwas zu wagen. Lässt sie Wünsche entwickeln, die allerdings wiederum für Probleme und die Sehnsucht nach mehr sorgen. Deshalb wagt sie In dieser ganz besonderen Nacht einen Schritt, der unerwartete Konsequenzen nach sich zieht.


    Besagte Konsequenzen wiederum sorgen für einen kleinen Zwiespalt bei mir. Zum einen wirken einige Passagen letztendlich zu rosarot weich gespült. Das fiel mir vielleicht deshalb besonders auf, weil Nathaniels Vergangenheit und die Schuld, die er auf sich geladen hat, vollkommen gegensätzlich beschrieben werden. Zum anderen wirken sie jedoch auch durchaus tröstlich, gerade im Bezug auf die Verluste, die Vosselers Figuren durchleben müssen.


    Fazit: 4ratten


    In dieser ganz besonderen Nacht hat mich nicht durch nervenzerreißende Spannung gefesselt, denn im Grunde kam die Geschichte mir trotz des traumatischen Einstiegs für Amber und des dramatischen Teils kurz vor dem Ende völlig unaufgeregt vor. Der Reiz kam für mich aus der emotionalen Grundnote und der dichten Atmosphäre. Und wurde geschürt durch den Tiefgang, den dieser Roman durchaus hat. Mit der Wendung ganz am Schluss hat mich die Autorin vollkommen überrascht, da meine eigenen Gedanken bereits in eine ganz andere Richtung gingen. Fantasievoll berührend - dafür möchte ich vier von fünf Punkten vergeben.


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

    Nachdem mir das Buch zunächst etwas Durchhaltevermögen abforderte, unterhielt es mich dann noch überraschend gut. Hier meine Meinung zu


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    Originaltitel: Sept jours pour une éternité
    übersetzt von: Bettina Runge & Eliane Hagedorn
    Blanvalet
    ISBN-13: 9783442380619
    ISBN-10: 3442380618
    Belletristik
    Ausgabe 01/2013
    Taschenbuch, 288 Seiten


    Verlagsseite http://www.randomhouse.de/blanvalet/index.jsp


    Der 1961 in Boulogne-Billancourt geborene Marc Levy lebt heute als freier Schriftsteller in New York. Er zählt zu den meistgelesenen französischen Autoren. Nicht nur sein im Jahr 2000 erschienenes Debüt wurde in mehrere Sprachen übersetzt und verfilmt. Aus seiner Feder stammen neben Et si c'était vrai (Solange du da bist) Titel wie Les enfants de la liberté (Kinder der Hoffnung) oder La prochaine fois (Bis ich dich wiedersehe) und eben auch Sept jours pour une éternité (Sieben Tage für die Ewigkeit). Außer seinen Romanen verfasst Levy auch Novellen und Liedtexte und hat sich auch schon an einem Kurzfilm für Amnesty International (La lettre de Nabila, 2004 ausgestrahlt) versucht. Kritiker mögen Levy nicht unbedingt, und auch bei den Lesern herrscht trotz internationaler Bestseller geteilte Meinung.


    Nach dem Debüterfolg von Solange du da bist geht es Levy trotz weiterer Erfolge genau wie anderen Autoren. Alles, was er nachlegt, wird an genau diesem Debüt gemessen. Auch ich habe Sieben Tage für die Ewigkeit mit anderen Büchern Levys verglichen und war erst einmal enttäuscht. Zum ersten Mal fiel mir der typisch französische Schreibstil so extrem auf, dass ich das Buch drei Mal begann und genauso oft wieder weglegte, bevor ich es dann letztlich fertig las.


    In Levys Roman wollen Gott und der Teufel den ewigen Streit um die Macht auf Erden beenden. Dafür schließen sie eine Wette ab und lassen ihre beiden besten Agenten gegeneinander antreten, wobei nicht eingeplant ist, dass die sich persönlich begegnen. Doch genau das geschieht und dann noch etwas, womit weder Gott noch der Teufel gerechnet haben: Die beiden Agenten verlieben sich ineinander.


    Unter anderem kann man Levy durchaus in das gleiche Genre wie Sparks einordnen. Auch er schreibt berührende Geschichten, die sich bisweilen Melodramatik oder auch einer gewissen Schnulzenhaftigkeit nicht entziehen können, dafür aber mit einer gehörigen Portion Romantik aufwarten. Wer erwartet, dass Sieben Tage für die Ewigkeit Levys Debüt ansatzweise ähnelt, sollte die Finger vom frisch von Blanvalet aufgelegten Roman lassen, der nebenbei erwähnt 2005 bereits bei Knaur erschien. Die Entwicklung von Gut und Böse, von Liebe und Hass, Leid und Tod aber auch Freude, Freundschaft und Hoffnung ist anders als in sämtlichen von mir gelesenen Levy-Romanen.


    Seine Umsetzung der guten, wenn auch nicht ganz neuen Grundidee hat mir Durchhaltevermögen abverlangt. Das lag nicht nur an den verschiedenen Perspektiven, aus denen erzählt wird. Auch nicht grundsätzlich an der Sprache, die sich im Grunde recht leicht lesen lässt. Doch bestimmte Passagen wirken durch eine sehr ausgeprägte Detailverliebtheit zu oberflächlich. Fast scheint alles wichtiger als die eigentliche Handlung. Das ist das, was ich zuvor als typisch französischen Schreibstil beschrieben habe (ist es mir doch beispielsweise jüngst unter anderem auch in Fische mögen keinen Ehebruch von Carl Aderholt aufgefallen). Das bedeutet jedoch nicht, dass Levys Roman Tiefgründigkeit fehlt. Sympathisch, ironisch, teilweise schrullig wirken seine Charaktere, zu denen neben Gott und Luzifer (laut Inhaltsangabe) in der Hauptsache eben ihre beiden Abgesandten zählen. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden ist vorhanden, allerdings drängt sie sich nicht in den Vordergrund. So kommen Nebencharaktere ebenfalls sehr gut zum Tragen. Manches Mal hinterließen sie mehr Eindruck bei mir als die eigentlichen Hauptfiguren.


    Sobald ich mich jedoch an Levys Stil in diesem Roman gewöhnt hatte, konnte ich die Dialoge genießen, die teils erst auf den zweiten Blick spritzig-witzig wirken. Erst dann konnte ich mich an der fantasievollen Handlung, den Wendungen und Aktionen erfreuen. Erst dann baute sich die Spannung richtig auf und ich flog durch die Seiten zu einem Ende, das viel zu schnell abgehandelt erscheint und doch im Grunde genommen passt.


    Fazit: 3ratten


    Obwohl mir Levys Roman Durchhaltevermögen abverlangte, hat er mich letztlich doch überraschend gut unterhalten. Nicht ganz alltäglich, nicht ganz real und etwas abgedreht präsentiert Levy eine stellenweise nachdenklich machende Geschichte, der ich starke drei von fünf Punkten geben möchte. Für vier reicht es nicht ganz, weil mir die Liebe etwas zu kurz kommt und das Ende zu schnell abgehandelt erscheint.


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)

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    Jan Thorbecke Verlag der Schwabenverlag AG
    ISBN-13: 9783799502283
    ISBN-10: 3799502289
    Sachbuch Kochen
    1. Auflage 02/2013
    Hardcover, 160 Seiten


    Verlagsseite http://www.thorbecke.de
    Blog Neumann http://j.neumann.carto.net &
    Blog Medwedeff http://chiliundschokolade.blogspot.com


    Während Julia Neumann gerne in ihrem Obst- und Gemüsegarten arbeitet, wandert und auf Reisen nach alt bewährten Rezepten und neuen Geschmackserlebnissen sucht, arbeitet Alexandra Medwedeff im Management und erholt sich bei der Ausübung ihrer Hobbys (kochen, Rezepte kreieren und fotografieren). Die beiden Freundinnen, die ihre Familien ebenso gerne wie Nachbarn, Kollegen und Bekannte als Testesser einspannen, haben bereits ein Kochbuch verfasst (Jahreszeitenküche frisch vom Markt, Thorbecke 03/2011), das 2012 mit dem Gourmand Cook Book Award ausgezeichnet wurde.


    Nichts davon hat mich dazu bewogen, einen näheren Blick in das gerade aktuell vor mir liegende Grüner Kochen mit dem Untertitel Weniger Fleisch - mehr Genus zu werfen. Das lag eher daran, dass ich zwar gerne koche, ohne Rezepte jedoch vollkommen aufgeschmissen bin. Darum bin ich immer mal wieder auf der Suche nach neuen Ideen. Einen Teil finde ich auf einschlägigen Seiten im Internet, einen weitaus größeren jedoch in Büchern, wie etwa dem zweiten Kochbuch von Neumann und Medwedeff.


    Das enthält auf den Seiten 156 und 157, vor Register und Danksagung bzw. Informationen über die Autorinnen auch vier jahreszeitliche Wochenmenüs. Die verweisen auf einen Teil der davor beschriebenen leckeren und nachahmenswerten Rezepte, die sich mit ganzseitigen, appetitanregenden Farbfotos abwechseln und zudem mit kleineren Detailfotos oder Strichzeichnungen von Küchenutensilien bebildert sind. Während ich mich in vielen meiner Kochbücher des Eindrucks von gekünstelten Hochglanzaufnahmen nicht erwehren kann, wirken die Abbildungen in Grüner Kochen wohltuend normal und echt.


    Nach kleinen Köstlichkeiten widmet sich das Autorenduo Hauptgerichten mit Gemüse bzw. ihren Varianten. Danach wenden sie sich Rezepten für Fischgerichte und Beilagen für den Freitag zu, bevor sie sich mit solchen für Sonntagsbraten und deren Beilagen befassen. Auch süße Genüsse und ihre Variationen finden in dem Buch Platz.


    Die Idee hinter den Rezepten ist es, unter der Woche auf Fleisch zu verzichten, sich am Wochenende bzw. Sonntag jedoch durchaus ohne schlechtes Gewissen solches zu gönnen. In Zeiten von Massentierhaltung und Lebensmittelskandalen sicherlich nicht die schlechteste Idee. Wer nicht ganz vegan leben möchte, kommt mit diesem Buch auf seine Kosten.


    Obwohl die Gerichte teilweise durchaus nicht durchweg ganz alltäglich für die Meisten sein dürften, benötigt man dafür keine exotischen Zutaten. Sie eignen sich sowohl für größere wie auch für kleinere Geldbeutel. Die Fischgerichte werden mit Süßwasserfischen zubereitet, die Fleischgerichte mit Lamm, Geflügel, Rind, Schwein und Wild. Obst, Beeren und Gemüse sind ebenfalls leicht und überall erhältlich, sei es saisonal frisch oder notfalls gefroren. Lediglich bei der gesüßten Kondensmilch, die ich demnächst für die Schokoladen-Karamell-Tarte mit Walnüssen benötige, kam ich kurz ins Stolpern, doch glücklicherweise kann man die auch selbst herstellen (das Rezept habe ich im Internet gefunden).


    Bereits das Durchblättern sorgte für Appetit bei mir und der Speiseplan für die anstehende Woche war mit dem Buch schnell erstellt. Bisher ausprobiert habe ich das Kartoffel-Blumenkohl-Curry, die Zucchiniquiche, den marokkanischen Karottensalat, die Blinis mit Zwiebelconfit und den Auberginen-Dip (den ich als Brotaufstrich verwendet habe) sowie das Tomatenkompott mit Basilikumhäubchen und den Rindsbraten mit Schokoladensoße. Das alles fand ebenso Anklang wie die Vanillecreme mit Rosmarinheidelbeeren. Und zwar nicht nur bei mir, sondern auch bei zwei ansonsten recht überzeugten Fleischessern.


    Der Aufbau der abwechslungsreichen Speisen ist leicht nachvollziehbar. Einfach nachzukochen sind sie auch, wobei Zeitangaben eine genauere Planung erleichtern. Es gibt schnelle Rezepte und solche, die einfach ihre Zeit brauchen. Was mir sehr gut gefällt, ist der Umstand, dass zwar durchaus bei einigen Rezepten Alkohol verwendet wird (etwa Portwein bei dem bereits getesteten Rindsbraten), jedoch nicht zwangsläufig in allen Verwendung findet, wie das heute immer öfter üblich zu werden scheint.


    Da wir zwei bis jetzt recht erfolgreiche Angler in der Familie haben, freue mich schon auf die Zeit, in der Rote Beete im Garten heranreifen, damit ich deren Blätter hoffentlich zu Flussbarsch zubereiten kann. Oder, wenn Rhabarber mit Ingwer zum Kompott verarbeitet zu Zanderfilets gereicht werden kann.


    Fazit: 5ratten


    100 wunderbare Rezepte für bewusste Genießer - das verspricht die Buchrückseite. Ob tatsächlich alle meinen Geschmack treffen, mag dahingestellt sein. Doch das, was ich bisher probiert habe, hat mich überzeugt. Deshalb werde ich Grüner Kochen sicher regelmäßig zur Hand nehmen. Die Gestaltung und der Aufbau des Kochbuches, bereits erfahrener Genuss durch nachgekochte Rezepte und die Vorfreude auf das Kommende - all das führt dazu, dass ich dem Buch fünf von fünf Punkten geben möchte. Nachkochen lohnt sich!


    Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)


    Emoticon aus Threadtitel entfernt und Titel angepasst. LG, Valentine