Beiträge von Ati

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    Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag
    ISBN: 9783596174768
    ISBN: 3596174767
    Belletristik
    [D] 8,99 €
    Taschenbuch: 303 Seiten
    Erscheinungsdatum März 2012


    Die anstehende Zugfahrt von Köln nach Hamburg brachte mich dazu, quasi in letzter Minute noch etwas zum Lesen zu erstehen. Das vorsichtshalber dafür mitgeführte Buch war einfach zu langweilig und die Fahrt zu lang, als dass ich sie ohne Alternative überstanden hätte. Nachdem meine Bücherregale in den letzten Jahren unzählige Vampire, ähnlich übernatür-liche Wesen und Serientätern in sich aufgenommen haben, war wieder einmal Zeit für etwas unverfänglich Lustiges. Und nachdem mich das schreiend orangene Cover mit dem putzig-dämlich starrenden Erdmännchen förmlich anbettelte, es mitzunehmen, landete Jauds Hummeldumm in meinem Reisegepäck. Niedlich fand ich auch die Idee, auf den Seiten unten rechts ein Daumenkino einzubauen. Es zeigt das Erdmännchen mit einem Adapter jonglierend oder die Nase rümpfend.


    Der 1970 in Schweinfurt geborene, studierte Germanistiker und vorwiegend in Köln lebende Jaud, bringt mit Hummeldumm seinen vierten Roman auf den Markt. Kritiker monieren, dass er damit nicht an vorherige Veröffentlichungen heranreicht. Andere, dass die Geschichte platt und seine Komik nicht wirklich komisch ist. Ein paar kurze Blicke vorab haben mir dann auch schon gezeigt, dass es keine hochgeistige Literatur ist, die der Mitge-stalter von Wochenshow und Ladykracher damit offeriert. … Also genau richtig für eine längere Fahrt, bei der man eventuell beim Lesen immer mal wieder gestört wird.


    Die Buchrückseite verrät, dass es um 9 Trottel mit albernen Sonnenhüten, 271 gar nicht mal so wilde Tiere, 3877 Kilometer Schotterpiste im Minibus, und weit und breit kein Handynetz geht. In Namibia erlebt Matthias Klein (genannt Matze), der die Geschichte erzählt, an der Seite seiner Freundin Sina nicht die erhoffte Entspannung. Die vergessene Anzahlung für das traute Eigenheim, in dem er und Sina bald nach ihrer Rückkehr ziehen wollen, in einem Land, in dem Online-Überweisungen einen schon mal vor Probleme stellen können, sollte man kein Ladekabel dabei haben, ist nur eins der Probleme, die sich dort für ihn ergeben. Schließlich will er nicht, dass Sina etwas von seinem dummen Fehler erfährt. Schon allein, weil er ihr dann nicht mehr vorwerfen kann, dass er grundsätzlich und schon gar nicht mit der von ihr gebuchten Reisegruppe durch Namibia reisen will.


    Und so wird nicht nur seine Geduld, sondern vor allem die seiner Freundin (samt ihrer Be-ziehung zueinander), seiner Mitreisenden und seines Reiseführers auf die Probe gestellt. Und stellenweise auch die seiner Leserschaft, denn wie bereits im Inhaltsverzeichnis verraten wird, dreht sich tatsächlich im Großteil des Buches alles um die verzweifelte Suche nach der Möglichkeit zu telefonieren oder wenigstens per Internet Kontakt aufzunehmen. Der Handlungsort wechselt dabei (es handelt sich ja um eine Rundreise), aber es bleibt eben größtenteils die (vergebliche) Suche.


    Dass das Buch dennoch für verwunderte Blicke (meiner Mitreisenden auf mich) gesorgt hat, lag an der Art und Weise, wie Jaud seinen Protagonisten und dessen Reisegefährten be-schreibt. Nach dem dritten Lacher meinerseits las mein Nebenmann fleißig mit und irgend-wann ernteten wir gemeinsam seltsame Blicke. Teils klischeehaft, teils bitterböse offenbart Jaud auf erfrischende und liebevolle Art seine Figuren und lässt sie von einer klamaukartigen Szene in die nächste taumeln bzw. fahren und situationskomische Höhepunkte erleben. Ihre Eigenheiten, wie etwa Dialekt, Vorlieben, oder Wesenszüge, fordern der Geduld des Reise-führers Bahee einiges ab. Etwas überzeichnet hat Jaud sie, dennoch kann man sich jeden einzelnen von ihnen gut vorstellen und mit ihnen fühlen. Ihre kleinen und größeren Schwächen, ihre Eitelkeiten und die Fähigkeit zum Selbstbetrug machen sie lebendig. Jeder, der schon einmal eine Rundreise mit lauter unbekannten Mitreisenden gemacht hat, wird teilweise sehr gut nachfühlen können, was die Truppe so durchmacht, kann man sich doch seine Mitreisenden dabei selten aussuchen. Und obwohl Matze sich stellenweise als teils cholerischer, teils eifersüchtiger Unsympath herauskristallisiert, kann man ihm das meiste lächelnd nachsehen und möchte ihn tröstend in die Arme nehmen. Für den Markierungs-Aktion hätte ich persönlich ihm allerdings neben einer kräftigen Abreibung auch für den Rest der Fahrt einen Knebel und einen Platz im Kofferraum verpasst.


    Fazit:


    Wie bereits erwähnt, ist Hummeldumm keine hochgeistige Literatur – aber die habe ich bei Jaud weder erwartet noch brauche ich sie, um mich gut unterhalten zu fühlen. Man taucht nicht nur durch den Schreibstil sondern auch wegen der Erzählweise schnell in die Geschichte ein. Das Buch lässt sich auch mit kleineren Störungen leicht und flüssig weiter-lesen. Sein Roman ist ein amüsanter Lesequickie, den ich jedem ans Herz legen kann, der mal wieder lachen will.


    Copyright © 2012 Antje Jürgens (AJ)


    Emoticon aus Threadtitel entfernt. LG, Valentine

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    Originaltitel: A good school
    Aus dem Englischen übersetzt von Eike Schönfeld
    Verlag: Deutsche Verlags Anstalt
    ISBN: 9783421043948
    ISBN: 3421043949
    Belletristik
    Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 240 Seiten
    [D] 19,99 €
    1. Auflage 09/2012


    Nachdem seine Bücher weder im Original noch in Übersetzungen jahrelang nur schwer bis gar nicht erhältlich waren, veröffentlicht die Deutsche Verlagsunion nach dem Tod (1992) des 1926 in Yonkers (New York) geborenen Autors sukzessive sein Gesamtwerk – darunter auch die Übersetzung des 1978 im englischen Original veröffentlichten Romans Eine gute Schule.


    Yates, gilt als einer der größten Existenzialisten und Fatalisten der Moderne - nicht nur in den Augen des Zeit-Redakteurs, der das einmal über ihn schrieb. Dennoch fand er zu Lebzeiten weniger durch seine Romane Beachtung, sondern machte vielmehr mit Alkoholproblemen oder Abstürzen in die Psychiatrie auf sich aufmerksam. Dessen ungeachtet zählt er zu den wichtigsten Autoren der Amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Was ihn tatsächlich in seine Exzesse trieb, bleibt sein Geheimnis. Eine durch eine Scheidung der Eltern verkorkste Kindheit? Die eigene Scheidung und der damit verbundene Sorgerechtsstreit um seine Töchter? Eine schwerwiegende Erkrankung? Seine Erlebnisse als Soldat im zweiten Weltkrieg? Oder die harten Zeiten der Wirtschaftskrise? Wer weiß?


    Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller, der wir sieben Romane und zwei Erzählbände verdanken, verfasste Yates in den späten 1960ern für eine kurze Zeit Reden des US-Senators Robert Kennedy und war als Journalist und Werbetexter tätig. Sein erster Roman wurde bereits 1961 veröffentlicht. Obwohl er zunächst wohlwollend aufgenommen wurde, geriet er bald in Vergessenheit. Eben dieser Roman kam vor ein paar Jahren mit Leonardo Di Caprio und Kate Winslet unter Regisseur Sam Mendes verfilmt unter seinem deutschen Titel Zeiten des Aufruhrs ins Kino. Meine erste Berührung mit Yates.


    Bereits aus der Titulierung „großer Existenzialist und Fatalist“ kann man schließen: Kein sehr fröhlicher Film nach keiner sehr fröhlichen Romanvorlage. Überhaupt gibt es in all seinen Romanen keine fröhliche oder hoffnungsmachende Grundnote. So hoffnungsvoll vielleicht seine Figuren auch von ihrer Form von Glück träumen mögen, alle enden ohne Happy End. Ja noch nicht einmal mit etwas, das auch nur entfernt an ein Happy End erinnern könnte.


    Trostlos und trist, so ist auch Eine gute Schule aufgebaut. Das persönliche Drama und Unglück auch darin keine hoffentlich schnell vorübergehende Begleiterscheinung des Lebensalltags sondern bitterer Kern. Auch dieser Roman erzählt von der Hoffnungslosigkeit des amerikanischen Mittelstandes. Einer Klasse also, deren Leben ansonsten eher schön gemalt oder gar nicht beachtet wird. Mit einfachen, klaren Worten, ohne Schnörkel und Beschönigungen, erzählt Yates in Eine gute Schule die Geschichte des jungen William Grove, der Anfang der 1940er auf kleines, privates Internat in Neuengland kommt. Es wird gesagt, dass Eine gute Schule der persönlichste Roman Yates‘ ist. Tatsächlich spielt er in dem Zeitraum, in dem er selbst zur Schule ging. Wie viel davon autobiografisch und was schriftstellerisch erdacht ist – diese Frage kann er uns heute nicht mehr beantworten.


    Seine Hauptfigur Grove ist jedenfalls 15 und ein Außenseiter. Doch ist er das wirklich? Im Grunde sind alle Charaktere in dem Roman – und davon lernt man mit Yates einige kennen – Außenseiter. Obwohl der eine oder andere von ihnen eher auf der Gewinnerseite zu stehen scheint, gewinnt keiner von ihnen wirklich. Alle scheitern früher oder später an einer stumpfen Realität und doch überleben die meisten irgendwie. Grove kann nur dank eines Stipendiums auf diese Schule, denn sein Vater bringt das Schulgeld kaum auf. Seine Mitschüler lassen ihn das spüren, wie sie überhaupt jede Schwäche anderer gnadenlos ausnutzen. Er erlebt Erniedrigungen und Zurückweisungen, nur weil seine Mutter darauf hofft, dass ihm durch den Besuch dieser Schule die Möglichkeit gegeben wird, in höhere Kreise aufzusteigen. Etwas was ihr selbst verwehrt war. Einzig die Mitarbeit an der Schülerzeitung scheint dem Jungen einigermaßen Freude zu bereiten.


    Im Grunde zeigt sich Grove jedoch genauso berechnend wie die anderen, nutzt Vorteile wenn sie sich ergeben und lässt andere zurück, wenn er sich etwas davon verspricht. Das teils grausam anmutende, bisweilen melodramatisch und seltsam erwachsen wirkende Zusammenleben pubertierender Jungen prägt seinen Alltag.


    Doch Yates lenkt unseren Blick nicht nur auf Grove und seine Mitschüler allein. Da ist die Schule an sich, die eigentlich nur dank einer schrulligen Gönnerin überleben kann, die den Traum von einer guten Schule hat. Einer Schule, die etwas bewegt und in der Jungen sich entwickeln können. Einfach, weil sie selbst als Frau diese Möglichkeit in dieser Form nie hatte. Der Autor lässt uns auch gleichermaßen unverstellte wie flüchtige Blicke auf die Lehrerschaft und ihre Familien werfen. Denn auch diese haben ihre Probleme und Sorgen. Seitensprünge, Krankheiten, Süchte und Zukunftsängste. Nicht nur weil die Schließung der Schule droht, sondern weil es da auch noch diesen drohenden Krieg gibt. Ein Krieg der dafür sorgt, dass manche der Schülern sich freiwillig melden. Die zurückgebliebenen Schüler erhalten erste Todesnachrichten der Freiwilligen und wissen, dass sie spätestens nach Abschluss der Schule eingezogen werden, es ist nur eine Frage der Zeit.


    Über den gesamten Roman baut sich angesichts der Erlebnisse keine große Spannung auf. Tatsächlich plätschert er in seiner Tristesse gleichsam vor sich hin, ohne je wirklich langweilig zu sein. Der stellenweise flüchtige wie gleichermaßen eindringliche Erzählstil des Autors lässt den Lesefluss nicht wirklich versiegen, entwickelt sich für mich aber auch nicht in einen reißenden Strom.


    Jahre nach Kriegsende lässt Yates Grove einen Blick zurückwerfen und auch dabei wird klar, dass es zwar irgendwie weitergegangen ist, aber natürlich auch deutlich schlechter hätte kommen können. Hoffnung? Nein, die sieht anders aus. Also typisch Yates eben.Klar und irgendwie am realen Leben.



    Fazit

    Mit Eine gute Schule hält man ein bedrückendes Buch in Händen. Keines dass man einfach so nebenbei lesen sollte und kann. Wer ein Happy End liebt sollte auf alle Fälle die Finger davon lassen. Aber mal ehrlich: Wer erwartet das schon bei jemanden, der für seinen existenziellen und fatalistischen Erzählstil gerühmt wird? .


    Copyright © 2012 Antje Jürgens (AJ)
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    Königsfurt-Urania
    ISBN: 978-3868261158
    ISBN: 386826115X
    Sachbuch, Kochbuch
    3. Ausgabe 09/2011
    Umschlaggestaltung bürosüd° München
    Hardcover Großformat, 17 x 24,5 cm, 368 Seiten
    [D] Preis 17,99 €


    Ich weiß nicht wie es anderen geht, aber wenn ich auf Kochbüchern in Wasser fallende knackig rote Tomaten (Vorderseite) und grüne Erbsen (Buchrückseite) sehe, dann muss ich automatisch an Gesundheit denken. Satt rot sind übrigens auch die Buchdeckelinnenseiten sowie die Schmutzblätter vorne und hinten oder auch das Lesebändchen. Der in Goldschrift gedruckte Titel Exemplarisch vegetarisch lässt dann auch gar keine Zweifel mehr zu.


    Dass vegetarische Küche gesund ist, versprechen im Grunde schon die Zutaten. Lecker ist sie zudem - jedenfalls wenn ich daheim oder bei Freunden gegessen habe. Auf Speisekarten angewiesen sieht die Sache mancherorts bedauerlicherweise anders aus. Zusammen mit meiner Nichte musste ich mehrmals die frustrierende Erfahrung machen, dass der Einfallsreichtum mancher Köche sich diesbezüglich traurigerweise auf mit Käse überbackenes Gemüse oder Nudeln beschränkt. Dabei gibt es doch so viel mehr.


    Jedes einzelne Kochbuch, das den Horizont erweitert, tut also not. Und gleich vor ab: Exemplarisch vegetarisch zeigt auch prompt, dass die vegetarische Vollwertküche nicht nur lecker sondern auch süß und herzhaft sein kann und nicht nur aus Selleriestangen mit einem Dip besteht oder dem, was ich speisekartentechnisch erlebt habe. Die Autorin Brigitte Klingel, die bereits ein Rezept für geräucherten Tofu kreierte, als es diesen noch nicht als praktisches Fertigprodukt in entsprechenden Geschäften gab, hat mich zudem noch neugieriger gemacht


    Ich kann nicht behaupten, dass ich meine Ernährung absolut vegetarisch oder gar vegan ist. Doch erstens bin ich jetzt auch nicht der absolute Fleischesser und zweitens gibt es immer mehr Leute in meinem Familien-, Freundes- und/oder Bekanntenkreis die Überempfindlichkeiten und Allergien auf bestimmte Dinge entwickeln. Insoweit … ja, mein Interesse war sofort geweckt, als ich dieses Buch im Programm von Königsfurt-Urania entdeckte, die die dritte, völlig überarbeitete Ausgabe im September 2011 auf den Markt brachte. Zuvor wurde Exemplarisch vegetarisch über die SK-Publikationen Verlags GmbH vertrieben.


    Normalerweise animiert mich größtenteils der Fototeil bereits zum Kauf eines Kochbuches, obwohl ich immer daran verzweifle, dass meine Gerichte anders aussehen, als die auf den Fotos im Kochbuch. Anders als in den meisten Kochbücher in meinen Regalen – und da stapeln sich einige – sind in diesem zu den 480 darin aufgeführten Rezepten der vegetarischen Vollwertküche jedoch sehr wenige Fotos fertiger Gerichte. Fotos sind jedoch trotzdem auf jeder Seite zu finden und zwar nicht nur im Rahmen der thematischen Unterteilung auf den Seiten oben links beziehungsweise rechts. Die Gewichtung liegt jedoch eindeutig auf den Rezepten.


    Die einzelnen Themenbereiche sind nach einem Vorwort der Autorin, zwei Seiten Wissenswertem und vier Seiten für Selbstgemachtes (etwa Gluten, Kokosmilch, milchsaures Gemüse, oder ähnliches) Hauptgerichte / Indische Küche / Vegetarische Schmankerl / Suppen, Soßen, Süßes, Drinks / Backwaren & Süßigkeiten / Anhang. Zur besseren Übersicht ist am Seitenanfang ein kleines Foto sowie ein farbiger Trennbalken zu den Rezepten abgebildet, die von Kapitel zu Kapitel wechseln. An jedem Kapitelanfang kommt ein kleines Inhaltsverzeichnis und man findet dort auch weitere wissenswerte Informationen oder grundlegende Hinweise.


    Was ich als sehr gut empfunden habe, waren zum Beispiel die Hinweise, wodurch eventuell nicht vorhandene oder vielleicht auch nicht gemochte Zutaten ersetzt werden können. Ebenso die Tipps wie etwa die für eifreie Kuchen und Torten. Und dann noch die Grundrezepte. Etwa für Seitan. Oder dass zu einem Rezept auch verschiedene Varianten abgedruckt wurden. Die Rezeptüberschriften zeigen zudem kleine Piktogramme, die darauf hinweisen, ob etwas glutenfrei oder eine Variante ist bzw. ob ein Rezept vielleicht ganz vegan ist (bei einigen Rezepten findet sich dieser Begriff zudem in der Überschrift wieder).


    Kalorienzählen ist lästig und bringt bei den meisten nichts. Dennoch vermisse ich diese Angabe oder auch Nährwertangaben im Allgemeinen bei den Rezepten. Andererseits, wer sich vollwertig und gesund ernährt, braucht sich um solche Angaben eigentlich auch keine Gedanken zu machen.


    Ebenso fehlt manches Mal eine wenigstens grobe Zeitangabe. Bei routinierten Köchen fällt dies vermutlich weniger ins Gewicht, Neulinge oder weniger erfahrene Köche wäre damit aber sicherlich geholfen.


    Doch nun zu den eigentlichen Rezepten. Etliche von ihnen kann man nachmachen oder nachkochen, ohne erst groß im Reformhaus einkaufen zu gehen. Doch es gibt natürlich auch welche, in denen Zutaten wie flüssiges Lecithin oder Carob oder Hiziki-Algen vorkommen. Glücklicherweise gibt es aber heute genügend Geschäfte, wo man diese Dinge bekommt. Die Rezepte sind sehr übersichtlich dargestellt. Links die Zutaten, rechts die Zubereitung (wie in Kochbüchern meist üblich). In der Regel finden sich zwei Rezepte pro Seite. Die einzelnen Arbeitsschritte sind leicht nachvollziehbar.


    Ob nun einfache aber schmackhafte Alltagsküche, Pastagerichte oder exotisch-indisches Essen, leckere Suppen und Soßen oder süße Verführungen – außer für absolute und unabweichliche Fleischfreaks dürfte in diesem Kochbuch für jeden etwas dabei sein. Single-Rezepte, schnelle Rezepte oder etwas längerer Kochspaß, es wird wie gesagt jeder bedient.


    Den Mozzarella habe ich schon nachgemacht und war verblüfft, wie einfach das ging. Ebenso das Auberginen-Curry, bei dem ich endlich meine ersten eigenen, gerade noch rechtzeitig ausgereiften Garten-Auberginen zum Einsatz bringen konnte. Die Müsli-Makronen habe ich in Müslistangen umgewandelt. Sie wurden mir genau wie die veganen Bananen- und die veganen, zuckerfreien Hirsemuffins förmlich aus der Hand gerissen, so dass mir nur ein paar Krümel blieben (was für meine Hüften vermutlich ohnehin besser ist). Über meinen pikanten Tofusalat mache ich mich in ein paar Minuten her, der erste Probehappen war schon mal nicht schlecht und macht eindeutig Lust auf mehr.


    Fazit


    Leicht nachvollziehbar bekommt man mehr oder weniger schnell eindeutig leckere Ergebnisse. Empfehlenswert.


    Copyright © 2012, Antje Jürgens (AJ)
    4ratten


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    Originaltitel: Friendship Bread aus dem Amerikanischen übersetzt von Andrea Stumpf
    Blanvalet Taschenbuch Verlag
    ISBN: 978-3442377992
    ISBN: 3442377994
    Belletristik
    Deutsche Erstausgabe 03/2012
    Umschlaggestaltung bürosüd° München
    Taschenbuch, 496 Seiten
    [D] Preis 8,99 €


    Die auf Hawaii lebende Autorin Darian Gee arbeitet bereits an der Fortsetzung der Geschichte, die gerade vor mir liegt. Es handelt sich dabei um den Roman Je süßer das Leben, der im März diesen Jahres von blanvalet herausgegeben wurde.


    Das Cover zeigt vor einem bläulichen Hintergrund grüne Blättchen, bläuliche Blüten, einen Teller mit glacierten Muffins, einen offenen, leeren Picknickkorb, Picknickbesteck und ein paar Frauenfüße in roten Schuhen. Je süßer das Leben …. Klingt mit Blick auf das Cover wie ein Satzanfang und könnte enden mit „desto schlimmer die Spätfolgen (Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes)“. Doch der Blick in die Inhaltsangabe auf der Rückseite des Buches zeigt, dass man mit dieser Vermutung daneben liegt.


    Kinder, einen Partner , ein aktives Leben und beruflichen Erfolg zu haben – damit steht man auf der Sonnenseite, auf der süßen Seite des Lebens. Bitter wird es für diejenigen, die plötzlich in einem persönlichen Albtraum erwachen. Wie etwa Julia, die mit dem Tod ihres Sohnes nicht nur das bisher gute Verhältnis zu ihrer Schwester, sondern auch alle Freude am Leben verloren hat. Mark, ihr Ehemann, der nicht nur seinen Sohn verloren hat, sondern dem auch seine Frau immer mehr entgleitet. Oder Livvy, besagte Schwester, deren Mann plötzlich vor dem beruflichen Nichts steht und die Angst davor hat ein Kind zu bekommen. Edie, die ungewollt schwanger wird und sich mit einem ungeplanten Karriereknick abfinden muss und Richard ihr Mann, der die Hoffnung nicht aufgibt, dass Edie damit klar kommt. Hannah, die nicht nur vor dem Ende ihrer musikalischen Karriere sondern auch vor dem Beziehungsaus mit Philippe steht. Oder Rosa, die sich sehnlichst ein Kind wünscht, weitab von ihrem Vater lebt, den sie nach dem Tod der Mutter aber mitversorgen möchte. Leon, Rosas Vater, der auf ein langes Leben zurückblickt und sich nach seiner toten Frau sehnt. Und da ist noch Madeleine, die nach dem Tod ihres Mannes einen Neuanfang wagt, der sich anfangs jedoch nicht so recht entwickelt. Und Connie, die eigentlich von Anfang an gar keine richtige Zukunft hat, obwohl die Anlagen dafür durchaus gegeben sind. All diese Figuren spielen zusammen mit anderen größere oder kleinere Rollen, und alle haben sie anfangs eigentlich nichts oder wie in Julias und Livvys Fall nichts mehr miteinander zu tun.


    Eine weitere Rolle kommt einem essbaren Kettenbrief zu, dem Freundschaftsbrot der Amish. Ein Teigbeutel davon liegt eines Tages zusammen mit ein paar fertiggebackenen Scheiben des Brotes selbst auf den Stufen vor Julias und Marks Haus. Zusammen mit der Anleitung wie es weiterverarbeitet, gebacken und geteilt werden soll.


    Mit diesem einen Beutel beginnt eine liebevolle, stille Geschichte, die in der amerikanischen Kleinstadt Avalon spielt und das Leben aller oben erwähnten Figuren ändert. Die von Verzweiflung und Reue aber auch von Werten wie Freundschaft, Zusammengehörigkeit, Hilfsbereitschaft, Dankbarkeit, Treue und Liebe erzählt. Die Figuren müssen alle einen Neuanfang wagen, mögen die Ursachen dafür auch noch so unterschiedlich oder die Wege dazu noch so weit sein. Es gelingt ihnen, weil ihnen etwas widerfährt, was wir uns alle immer wieder ins Gedächtnis rufen sollten. Dass man mit eigentlich wenigen Mitteln viel erreichen kann. Mit kleinen Geschenken und Gesten den Blickwinkel anderer ändern kann. Dass das, was vielleicht schon nervt nicht einfach so passiert, sondern durchaus auch einen Sinn haben kann. Die Idee mit dem Kettenbrief fand ich in diesem Zusammenhang gelungen. Das Rezept mit der Anleitung für die Teigbehandlung des Freundschaftsbrotes ist übrigens hinten im Buch abgedruckt. Es erinnerte mich prompt an das „Hermännchen“, der vor etlichen Jahren durch diverse Kühlschränke und Backöfen geisterte und den einen auf den Wecker ging, während andere hellauf begeistert davon waren. Und, um wieder zum Roman zurückzukommen, die Botschaft am Ende des Buches von der Person, die alles ins Rollen brachte, fand ich tröstlich, weil sie die Person, die sie brauchte, genau zum richtigen Zeitpunkt erreichte.


    Es gab zugegebenermaßen Passagen die etwas langatmig waren, allerdings hat mich keine dazu gebracht, das Buch beiseite zu legen. Auch eine latente Vorhersehbarkeit kommt darin vor. Doch durch die Art und Weise wie Gee ihre Charaktere gestaltet hat, gewinnt das Buch eindeutig. Ihre Figuren sind lebensnah gezeichnet. Die Verzweiflung, die Hoffnungen und Wünsche, all das könnte jeder von uns empfinden. Was ihnen geschehen ist, könnte jedem von uns passieren. Obwohl der Fokus ständig zwischen den Hauptfiguren und nebenbei zu etlichen weiteren Figuren schwenkt, verläuft keiner der einzelnen Handlungsfäden im Nichts. Das mag für den einen oder anderen den Lesefluss etwas ins Stocken bringen. Doch die Autorin verknüpft geschickt alle und alles miteinander und webt eine so dichte Atmosphäre, so dass man trotz der eben erwähnten Längen in den Roman eintauchen kann.



    Fazit:


    Wer Wert auf wachsende Spannungsbögen legt, der sollte die Hände von Je süßer das Leben lassen. Wer jedoch Bücher mag, die durch ihre stille Unaufgeregtheit, ihre Charaktere und Warmherzigkeit berühren, ohne dabei kitschig zu werden, dem kann ich diesen Roman empfehlen.


    Copyright © 2012, Antje Jürgens (AJ)
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    Originalausgabe: Hex and the single girl aus dem amerikanischen übersetzt von Karolina Fell
    Ullstein Buchverlage
    ISBN 9783548267838
    ISBN 3548267831
    Belletristik, Liebeskomödie
    Deutsche Erstausgabe Oktober 2007
    Umschlaggestaltung Hilden Design, München
    Taschenbuch, 368 Seiten
    [D] Preis 7,95 €


    Ich gebe zu, ich brauche manchmal einfach einen. Einen Quickie, der mich in seiner Leichtigkeit und Schnelligkeit wieder aufmuntert. Nach einem stressigen Tag etwa, oder wenn ich Kopfweh habe oder der Schlaf einfach nicht kommen will, oder auch nach einem Buch oder Film, der mir nachgeht. Kürzlich war es wieder soweit. Nach einer Dokumentation über Schweinemastbetriebe, die mich zwei Nächte lang im Traum verfolgt hat, musste dringend einer her. Die Nachrichten zur Lage Europas und mit für mich seltsamen Ansichten mancher Politiker taten ein übriges. In mir schrie alles nach einem Quickie. Das musste nichts Neues sein, nichts wirklich Aufregendes. Ein Quickie eben. Ein schneller Griff ins entsprechende Regal bescherte mir einen solchen, verfasst von Valerie Frankel.


    Das Cover (rothaarige Frau mit farblich nicht zum Buchinhalt passenden Augen, die über die Schulter sieht und lächelt, die Skyline einer Großstadt, ein Zauberstab mit Sternspitze) und der Name der Autorin zauberten ein Lächeln auf mein Gesicht. Die in Brooklyn lebende Frankel veröffentlicht nicht nur regelmäßig in verschiedenen Zeitschriften sondern hat auch bereits mehrere Romane und Sachbücher geschrieben. Bis auf zwei Ausnahmen nicht ins Deutsche übersetzt und nur bedingt erhältlich. Verhext und zugenäht ist eine der beiden Ausnahmen, Blondine ehrenhalber die andere – beide erschienen bei Ullstein. Frankels Schreibstil ist locker, leicht und die Themen in der Regel das, was ich gerade brauchte. Sofort fiel mir wieder etwas ein, was ich vom ersten Lesen noch im Gedächtnis hatte: Eine Szene, in der Emma (die Hauptfigur) geräuschvoll feucht geküsst wird, was sie gedanklich einen Vergleich mit einem glibberigen Rohrreiniger ziehen lässt.


    Also Badewasser in die Wanne und mit einem wohligen Seufzer sowohl in selbige wie auch in die Geschichte eintauchen. Das geht im Fall von Verhext und zugenäht ganz fix. Die Geschichte spielt in der Gegenwart und handelt von Emma. Einer Hexe, die um die Butter auf ihren Brötchen und vor allem ihre Wohnung zu finanzieren, eine Art Partnervermittlung betreibt. Nicht mit Zaubertränken und ähnlichem, ihre Magie besteht darin, durch Berührungen Bilder zu vermitteln. Bilder ihrer Kundinnen, die sie deren Traumpartnern ins Gehirn pflanzt, in der Hoffnung, dass besagte Männer sich danach um ihre Kundinnen bemühen und sich verlieben – wobei das ganz allein Sache des Pärchens ist, denn Emma will diesen nur erleichtern, die erste Hürde in Sachen Beziehung zu nehmen. Bekanntlich hat alles zwei Seiten und so ist Emmas eigenes Liebesleben ein komplettes Desaster, die Männer sind ihr bisher, spätestens wenn es zur Sache ging, davon gelaufen, denn da wird durchaus berührt und wie die meisten von uns, verfügt auch Emma über ein lebhaftes Kopfkino.


    Bis, tja bis sie William Dearborne begegnet. Der ist nicht nur ein gefeierter Künstler und Softwareentwickler sondern auch noch Junggeselle. Und er und Emma erleben aufgrund einer Verwechslung ihren sprichwörtlich heißesten Kuss, der dafür sorgt, dass der eine die andere nicht vergessen kann und umgekehrt. Das ist angesichts von Emmas Begabung ein zweifaches Dilemma, denn unabhängig von der Angst, ihn genauso zu vergraulen, wie alle anderen, ist er eigentlich auch der Mann, auf den sie ihre neueste Kundin angesetzt hat.


    Obwohl es eine Liebeskomödie ist, dreht sich fortan nicht alles nur noch um den dennoch omnipräsenten William Dearborne. Dazu bleibt sein Charakter zu blass. Emma dagegen wird sehr gut dargestellt. Sie wirkt sympathisch, aufgeweckt, augenzwinkernd, selbstironisch. Die Nebencharaktere bestehend aus Freunden, Bekannten, Kunden und einem Halunken zeigen sich skurril, berechnend, ichbezogen, witzig, normal und überaus passend zu Emma. Emmas finanzielle Situation und die daraus resultierenden Folgen, ihre Verkupplungskünste, die Versuche ihre Freundin vor dem falschen Mann zu bewahren – all das findet neben der eigentlichen Liebesgeschichte noch Platz. Viele Gespräche drehen sich um Sex, ohne wirklich plump zu wirken. Ein Hauch Erotik, witzige Erwiderungen und/oder Wortspielereien und natürlich Emmas Versuche ihren neuesten Auftrag professionell zu erledigen, wofür sie nach dem ersten unerwarteten Zusammentreffen mit Dearborne ihre ganzen Verkleidungskünste aufwenden muss, um nicht aufzufallen - all das unterhält auf leichte, angenehme Art.


    Das Tempo ist flott, was mich dann allerdings kurz bevor ich das Bad verließ, daran erinnerte, dass mir beim ersten Lesen das Ende des Romans nicht so gefallen hat. Ich war neugierig, wie ich es beim zweiten Lesen empfinden würde. Leider hat sich an meinem Urteil nichts geändert. Von der Thematik – wir wissen schließlich alle wie romantische Liebeskomödien ausgehen – hat es durchaus gepasst. Was mich letztlich gestört hat war, dass das Tempo extrem angezogen hat und die letzten Kapitel im Superschnelldurchlauf gestaltet sind. Das könnte an der Übersetzung liegen, oder an Streichungen oder einfach daran, dass die spritzig-witzige Grundidee ausging. Doch was auch immer es ist, es fehlt eindeutig etwas. Da hätte ein weiterer Lacheffekt gutgetan oder einfach eine größere Streichung. So bleibt das Ende etwas unbefriedigend, schmälert den Gesamteindruck im Großen und Ganzen jedoch nicht sehr.


    Fazit:


    Eine Geschichte um Magie und Liebe oder vielleicht auch die Magie der Liebe oder liebe Magie. Vor allem dass Emma zwar eine Hexe, aber gleichzeitig auch eine ganz normale junge Frau ist, hat mir gefallen. Verhext und zugenäht ist und bleibt ein Lesequickie für mich, der für mehrfache Lacher und hochgezogene Mundwinkel sorgt. Ein Buch, das man getrost kurz oder auch länger beiseitelegen und dann einfach weiterlesen kann. Eins das eintauchen lässt, in eine mehr oder weniger heile Buchwelt. Eins mit dem man abschalten kann. Eins für fast jede Gelegenheit also.


    Copyright © 2012, Antje Jürgens (AJ)
    4ratten


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    ACABUS Verlag
    ISBN 9783941404984
    ISBN 3941404989
    Historischer Roman
    Deutsche Erstausgabe Februar 2011
    Umschlaggestaltung ACABUS Verlag
    Taschenbuch, 270 Seiten
    [D] Preis 13,90 €


    Der AcabusVerlag hat mich schon mehrere Male mit einem lesenswerten amüsanten oder ernsthaften Buch überrascht und so schaue ich regelmäßig in sein Angebot hinein. Vor einiger Zeit landete dadurch der Debütroman von Sven R. Kantelhardt mit dem Titel Die Chroniken des Mönchs – Abenteuer unter Heiden auf meinem SuB.


    Wofür das R. in seinem Namen steht, weiß ich nicht; aber Kantelhardt wurde 1976 in Gießen geboren. Er studierte Humanmedizin und Ökotrophologie, promovierte 2003 und arbeitet als Neurochirurg. Daneben reist er gerne, interessiert sich für Geschichte und verfasst Fachartikel in medizinischen Zeitschriften.


    Die Chroniken des Mönchs – Abenteuer unter Heiden ist, wie bereits erwähnt, sein Debütroman. Die Covergestaltung ist Schwarz mit einem schmalen Streifen Grau, in das ein Ausschnitt eines handschriftlichen Skripts eingebettet scheint, wie es Mönche in ihren Skriptorien verfassten. Ferner zeigt es eine hölzerne Stele einer slawischen Gottheit, zu deren Fuße sich einige Knochen befinden. Damit passt sie schon mal zur Inhaltsangabe, die folgendes verrät.



    Gleich eingangs führt der Autor eine Liste der Hauptfiguren auf, die teils geschichtlich belegt sind. Es folgt ein Inhaltsverzeichnis und der Prolog bevor Kantelhardt seinen Mönch mit der eigentlichen Chronik in 16 Kapitel tätig werden, und das Buch mit einem Epilog, historischen sowie medizinischen Anmerkungen, einer Erklärung alter Maßeinheiten, Hinweisen zur Schreibweise der Ortsnamen und zwei Karten inklusive dazu passender Legende ausklingen lässt. Die einzelnen Kapitel beginnen jeweils mit einem großen, verzierten Initial und in den Kapiteln wiederum gibt es Unterteilungen nach einzelnen Personen, die nicht immer wirklich chronologisch sind.


    Doch was erwartet den Leser in der Geschichte selbst? Keine Mainstreamgeschichte – das wird jedem sehr schnell klar. Ortsnamen, die ungewöhnlich klingen, etwa Hammaburg für Hamburg oder Starigard für das holsteinische Oldenburg. Und auch die eine oder andere Bezeichnung mag gewöhnungsbedürftig sein. Diese werden zwar sehr gut erklärt, doch genau das dürfte den einen oder anderen beim Eintauchen in die Geschichte oder im Lesefluss selbst stören. Die Erklärungen erfolgen nicht im zeitnahen Verlauf der Geschichte. Vielmehr befinden sie sich am Ende der betreffenden Kapitel. Wenn man – wie ich etwa – wissen will, was sie bedeuten, blättert man natürlich sofort hin und her. Und genau das stört dann in der Fülle, in der sie vorkommen. Zudem startet die Geschichte eher gemächlich und die Ausführlichkeit, mit der Kantelhardt manches beschreibt, stört die angekündigte Spannung.


    Doch durchhalten lohnt durchaus, denn was einerseits die Spannung stört, vermittelt andererseits eine bedrückende Atmosphäre, zeichnet harte Lebensumstände und anschauliche Ereignisse. Kantelhardt verzettelt sich bei seinen Beschreibungen nicht und er geht nicht sehr zartfühlend mit seinen Figuren um. Die Handlung spielt im tiefsten Winter, unter widrigen Wetterbedingungen, in Sümpfen und Wäldern. Doch das ist es nicht alleine. Denn um Dietrich zu suchen, müssen Wilfrith und seine Gefährten es auch mit Heiden aufnehmen, ohne auch nur andeutungsweise zu wissen, ob ihre Suche tatsächlich zum Erfolg führt oder ob der vermisste Lehrmeister noch lebt. Sie verlassen eine zwar harte aber doch halbwegs sichere Heimat und begeben sich unter Heiden in die Fremde.


    Das schlicht gehaltene Cover spiegelt sich nicht nur die Inhaltsangabe, sie passt auch hervorragend zu der von Kantelhardt gewählten schlichten Sprache. Überflüssige Darstellungen seiner Figuren lässt er weg. Manche Dialoge wirken zugegebenermaßen flach. Doch die kurz gehaltene Erzählweise reflektiert das damalige Leben sehr gut. Seine in den Roman einfließenden Recherchen, die nicht immer im korrekten Kontext von ihm wiedergegeben werden (worauf er in seinen historischen Anmerkungen hinweist), lassen Die Chroniken des Mönchs – Abenteuer unter Heiden jedoch gleichfalls üppig ausfallen. Illustrativ wird die gefahrvolle und beschwerliche Suche beschrieben. Plausibel wirkt auch die Schilderung der Glaubenskonflikte oder die ungleichen Lebensanschauungen der Figuren. Missionieren bedeutete damals Lebensgefahr. Und diese Gefahr bekommt man trotz des stellenweise unterbrochenen oder durchhängenden Spannungsbogens durchaus gut vermittelt.


    Fazit:


    Keine ganz leichte Kost, kein Lesequickie. Kantelhardts Debütroman verlangt dem Leser etwas Durchhaltevermögen ab und gehört nicht zu den spannendsten Büchern die ich gelesen habe. Aber er ist nach heutigem Wissen um die damalige Zeit lebensnah und eindrücklich gestaltet, vermittelt einiges über das Leben im Mittelalter. Und irgendwann, ohne es zu merken, tauchte ich wider Erwarten darin ein.

    Copyright © 2012, Antje Jürgens (AJ)


    3ratten

    Auch mit hat Der ungeladene Gast als dritter Roman auf dem deutschen Buchmarkt von Sadie Jones sehr gut gefallen. Zuvor erzielte sie bereits 2008 mit ihrem Debütroman (Der Außenseiter) nicht nur in Großbritannien auf Anhieb Achtungserfolge. Jones wurde dafür mit dem Costa Book Awards ausgezeichnet und kann zudem auf mindestens ein verfilmtes Drehbuch (The fine art of love, 2005) zurückblicken. Allerdings – wie jeder andere Jungautor – musste die 1967 (es könnte laut Verlagsseite allerdings auch 1968 gewesen sein) geborene britische Autorin zuvor durchaus auch einige Fehlschläge hinnehmen und sich beispielsweise als Kellnerin die Butter auf ihren Brötchen verdienen. Das dürfte mittlerweile nicht mehr nötig sein, denn nicht nur ihr preisgekrönter Debütroman wurde zwischenzeitlich in mehrere Sprachen übersetzt.



    Zitat

    Inhalt laut Verlagsseite:

    Eine stürmische Nacht, ein rauschendes Fest
    und ein Geheimnis, das nie hätte ans Tageslicht gelangen dürfen

    Ein schöner Frühlingsabend im Jahr 1912: Es ist Emerald Torringtons zwanzigster Geburtstag. Das schon etwas heruntergekommene Sterne-Anwesen blitzt und glänzt, ein großes Dinner mit Freunden der Familie ist geplant. Doch ein Zugunglück, nur einige Meilen entfernt, sorgt dafür, dass eine Schar derangiert aussehender Passagiere vor der Tür steht und Einlass begehrt. Von nun an läuft nichts mehr nach Plan – und dann taucht auch noch ein Nachzügler auf, der ein dunkles Geheimnis mit der Hausherrin teilt. Während draußen ein nächtlicher Sturm heraufzieht, beginnen drinnen Anstand und Dekorum davonzuwehen und dem Chaos den Weg zu bereiten …


    Der Einband des vor mir liegenden Romans ist in einem warmen Rot gehalten. Er zeigt vorne eine Frau mit aufgestecktem Haaren in einem roten Kleid von hinten, wobei das Muster des Kleides und das Muster rot tapezierten Wand, vor der sie steht, identisch ist. Automatisch dachte ich dabei „das könnte jeder sein“ und faktisch passt es damit zu den lebendig wirkenden Romanfiguren, die tatsächlich durchaus neben uns wohnen könnten – Zeitrahmen hin oder her. Der Titel der deutschen Übersetzung ist stimmig und doch auch wieder nicht. Denn tatsächlich erscheint zu der eigentlich eher klein angedachten Geburtstagsfeier Emeralds nicht nur ein ungeladener Gast, sondern gleich mehrere. Allerdings gehen die anderen Überraschungsbesucher eher unter.


    Was erwartet man beim Betrachten des Buches? Oder nach dem Lesen des Klappentextes? Ein Drama? Ein historisches Sittengemälde? Ein Art Gaslicht-Atmosphäre? Einen psychopathischen Daueramoklauf und permanente Gänsehaut vom bloßen Umblättern? Es könnte alles sein. Zumal man bei Titeln der Deutschen Verlags Anstalt sicher sein kann, dass es etwas ist, das sich angenehm vom üblichen Mainstream abhebt.


    Mit Der ungeladene Gast bekommt man auch prompt einen Hauch Mystery, reichlich (schwarzen) Humor und feine Ironie. Psychologisch geschickt platzierte Seitenhiebe und Sticheleien mit einem unverstellten Blick auf eine gleichermaßen skurril versnobte wie teilweise verarmte feine Gesellschaft. Auf verkrustete Strukturen und wenige Möglichkeiten. Auf gewünschtes Sein und tatsächlichen Schein.


    In Jones Roman gibt es fast ein Dutzend näher beschriebener Charaktere. Trotz dieser Fülle bleibt keiner von ihnen eindimensional. Sie zeigen sich vielschichtig und letzten Endes trotz aller Fehler nicht ganz so auf sich selbst bezogen sind, wie sie anfänglich wirken. In den acht Kapiteln zeigt sich, dass manches aus purem Eigennutz und anderes dann doch eher aus Eigenschutz geschieht. Fast alle lassen sich erschreckend leicht manipulieren und gewinnen dadurch noch an Echtheit.


    Und so wird man mit eher leisen Tönen durch die Geschichte gezogen. Direkt hineingezogen hat es mich zugegebenermaßen nicht in Jones Roman – dafür gab es einige zu vorhersehbare Wendungen. Dennoch konnte ich das Buch nicht einfach weglegen. Denn zusätzlich zu den vorhersehbaren Wendungen kamen beim Lesen auch Fragen auf. Die wollten beantwortet werden, konnten es aber nicht gleich, da die Autorin mehrfach teils humorvolle, teils bitterböse oder arrogant wirkende Ausweichmanöver startete und vom eigentlich Offensichtlichen wegführte.


    Da ist eine scheinbar ganz normale Familie. Der Stiefvater macht sich auf, Gelder zu besorgen, um das Anwesen und den Lebensstandard seiner angeheirateten Familie zu bewahren. Ein finanziell etwas in Schieflage geratenes Familienidyll? Nicht ganz, denn seine Stiefkinder bilden sich viel auf sich ein und lehnen ihn ab. Jedenfalls wird das im Bezug auf Emerald und ihren Bruder Clovis deutlich. Imogen, Smudge genannt, das dritte Kind im Bunde bleibt größtenteils sich selbst überlassen und kann ihre liebenswert kindlichen und doch sehr exzentrischen Einfälle - etwa ein Pony in ihr Zimmer zu bringen – in die Tat umsetzen. Emeralds Mutter Charlotte offenbart sich größtenteils als verantwortungslose, egoistische, ja oberflächliche Frau. Der reiche Nachbar John wirkt engstirnig und bigott, die ankommenden Freunde Ernest und Patience dagegen bodenständig und verlässlich. Da gibt es die verhärmte Haushälterin Florence und natürlich ist da noch Der ungeladene Gast Charlie Travesham-Beechers. All das wird genauso leicht und fast spielerisch erzählt wie die Ankunft der verunglückten Zugreisenden, die dringend ein Quartier für die Nacht brauchen. Das bekommen sie zwar, wirkliche Zuwendung und Versorgung erfahren sie jedoch nicht, da es sich nur um Passagiere der dritten Klasse handelt, die man in den Augen der Familie getrost übersehen kann. Zwar lässt Jones das eine oder andere Mal so etwas wie ein schlechtes Gewissen bei dieser aufkommen, wirklich hilfsbereit wirkt sie jedoch nicht, steht doch immerhin Emeralds Geburtstagsfeier an, die ihre absolute Aufmerksamkeit verdient. Dem verspätet eintreffenden Zugreisenden Travesham-Beechers der ersten Klasse geht es da schon anders und er wird nicht nur wegen seiner fast bezwingenden Ausstrahlung geradezu hofiert.


    Die Welt Emeralds und ihrer eigentlichen Gäste gerät durch das Auftauchen der verunglückten Zugreisenden dennoch kurzfristig aus den Fugen. Die Autorin setzt dabei nicht auf Schockeffekte im großen Stil. Dafür webt sie langsam und stetig um ihre Figuren eine dichte, vielschichtige und bildhafte Atmosphäre, deren eigentliche Spannung sich manchem Leser eventuell erst auf den zweiten Blick und für einige eventuell gar nicht erschließen wird. Doch es lohnt sich dranzubleiben, denn alle ihre Charaktere – außer der kleinen Smudge - machen eine Wandlung durch. Lernen dazu, was anfangs unmöglich erscheint. Und das alles in einem Zeitraum von wenigen Stunden.


    Fazit:


    Der ungeladene Gast startet (fast zu) behutsam und nimmt erst nach einer Weile an Fahrt auf. Was nicht grundsätzlich schlecht ist, sondern dafür sorgt, dass Jones eine wie bereits erwähnt überaus bildhafte Kulisse für und mit ihren authentischen Figuren schafft. Doch genau deshalb würde ich den Roman auch eher als unterhaltsam denn spannend bezeichnen. Der dezent-spukige Effekt steigert sich zudem so behutsam, dass man bald erkennt, worauf er hinausläuft. Letztlich fügt er sich zwar so passend ein, dass man ihn dennoch nicht missen will. Trotzdem bleibt das Ende etwas unbefriedigend. Beinahe als wäre etwas gestrichen oder in letzter Sekunde abgewandelt worden. Alles in allem habe ich mich jedoch gut unterhalten gefühlt.


    Copyright © 2012 Antje Jürgens (AJ)



    4ratten

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    Elphinstone, Margaret: Die Nacht der Jägerinnen
    Originaltitel: The Gathering Night
    aus dem Englischen übersetzt von Susanne Aeckerle und Marion Balkenhol
    Dumont
    ISBN 9783832161460
    ISBN 3832161465
    Paperback, 416 Seiten
    [D] 10,00 €
    Erscheinungstermin 04/2011


    Verlagsseite http://www.dumont-buchverlag.de
    Autorenseite http://www.margaretelphinstone.co.uk


    Zur Autorin


    Margaret Elphinstone, die 1948 in Kent geboren wurde, studierte an der Universität von Durham. Sie lebt heute in Glasgow und ist Professorin für Englische Literatur und Kreatives Schreiben und lehrt seit 2003 an der dortigen Universität von Strathclyde. Davor unternahm sie ausgedehnte Studienreisen und lebte und arbeitete in unterschiedlichen Bereichen in Island, Grönland, Labrador und den Vereinigten Staaten sowie auf den Shetlandinseln. Die Mutter von zwei Kindern veröffentlichte bislang mehrere Romane und Kurzgeschichten. Teilweise entstanden die Ideen dazu während ihrer Arbeit, etwa bei archäologischen Aufgrabungen oder einer Gärtnertätigkeit. Von 1990 bis ins Jahr 2001 erhielt sie mehrfach verschiedene Preise vom Scottish Arts Council (Writer’s Bursary, Travel Award, Spring Book Award).


    Zum Buch


    Zitat

    Zitat Verlagsseite: Zwischen dem Großmutterberg und dem offenen Meer, das die Welt umgibt, lebt Alaia mit ihrer Familie. Als ihr Bruder eines Tages nicht von der Jagd zurückkehrt, stürzt das die Familie in große Bedrängnis. Dieser Schicksalsschlag und der erfolgreiche Kampf der Familie ums Überleben werden zum Gründungsmythos des Alk-Clans, der noch Generationen später die Mitglieder zusammenschweißt. Ein außergewöhnlicher und fesselnder Roman, der in der Steinzeit spielt und zugleich als Parabel auf den Zustand unseres Planeten 8000 Jahre später gelesen werden kann.


    8.000 Jahre. Damit wird Elphinstones Leserschaft von ihr in das frühe Mesolithikum – also die frühe Mittelsteinzeit – befördert. Eine Zeit also, die aufgrund der nacheiszeitlichen Wiederbewaldung zu einer gravierenden Veränderung der bisherigen Lebensweisen führte, egal ob es die Jagd, den Fischfang oder die Herstellung diverser Gerätschaften betraf. Eine Zeit also, die sich die meisten von uns nicht mal eben einfach so vorstellen können. Schon allein deshalb, weil es in Schottland, wie die Autorin selbst abschließend anführt, nur wenige archäologische Funde oder Überlieferungen davon gibt. Und man wird in eine Geschichte befördert, deren Idee nicht ganz neu ist.


    Ein solcher Zeitsprung stellt für Autoren meist eine Stolperfalle dar. Man kann natürlich aus dem Vollen schöpfen und der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Doch wie schafft man es, den Alltag der Romanfiguren darzustellen? Lebendig darzustellen, genau wie die Welt um sie herum? Mit Worten ganz klar. Und welchen Sprachstil wählt man? Den, den man den damaligen Menschen unterstellt, oder doch den, den die Leserschaft leichter und angenehmer empfindet, weil er unserer heutigen Sprachvorstellung entspricht? Wie immer der Autor sich hier entscheidet – er wird irgendwo anecken.


    Wer flüchtig liest, wird prompt wenig Freude an dem Buch haben. Elphinstone wählt zum einen einen relativ modernen Stil und lässt ihre Leserschaft zum anderen aus verschiedenen Perspektiven am Geschehen teilhaben, indem sie unterschiedliche Personen zu Wort kommen lässt. Sprichwörtlich, denn das Buch besteht aus Lagerfeuererzählungen, die sich über mehrere Abende verteilen. Dadurch gelingt es ihr, die Natur mit all ihren Gegebenheiten bildhaft vorzuführen. Bei ihren Figuren wird dies jedoch schon zum Problem. Durch die von der Autorin bevorzugten kurzen Sätze wirkt nicht nur der Schreibstil etwas stockend, sondern auch die Handlungs- und Lebensweise ihrer Figuren nahezu fatalistisch. Dies mag bewusst so gewählt sein, um zu verdeutlichen, dass diese Punkte dem damaligen Überlebensinstinkt geschuldet sind. Doch dieser Stil lässt – sofern man sich nicht darauf einlässt - keinen rechten Lesefluss aufkommen und verlängert diverse Passagen bis hin zur Langatmigkeit. Abgesehen davon sprechen ihre Erzähler dabei zwar relativ modern. Gleichzeitig bedienen sie sich aber auch eher bildhafter Umschreibungen, für die ein Glossar mit Erklärungen hilfreich gewesen wäre. Größtenteils erklären sich bestimmte Handlungen oder Begriffe von selbst im Lauf der Geschichte. Durch das Fehlen eines Glossars, ist der Leser jedoch genau darauf auch zwingend angewiesen, um das ganze lesefreundlicher zu machen.


    Lohnt es sich deshalb, Die Nacht der Jägerinnen nicht zu lesen? Nein, denn das Buch spricht sicher nicht nur Leser(innen) von Auel an. Die Idee Geschichte an sich mag nicht neu sein, nichtsdestotrotz ist sie ausgereift. Elphinstone verknüpft die einzelnen Perspektiven und lässt keinen Handlungsfaden offen. Als Leser taucht man – sobald man sich an den Schreibstil gewöhnt hat – in gewisser Weise selbst am Lagerfeuer auf. Man findet sich nicht 100%ig und direkt in der Geschichte wieder, aber man möchte wissen, wie es weitergeht, selbst wenn man sich mit jedem Erzähler an eine andere Sichtweise gewöhnen muss. Um zu erfahren, wie der Clan mit Bakars Verschwinden, der dadurch ausgelösten Veränderung von Alaias Mutter und der Tatsache umgeht, dass das Leben weitergeht und weitergehen muss. Wie er immense und zum Teil Angst machende Veränderungen meistert, welche Stärken mit was für Schwächen kompensiert werden müssen. Mit Geschehnissen also, die es bis heute gibt, und die die Inhaltsangabe mit Hinweis auf die Parabel andeutet. Insgesamt betrachtet ist Die Nacht der Jägerinnen trotz der an sich ausgereiften und zu Ende gedachten Geschichte nicht wirklich rund. Der Roman war kein wirklich absoluter Lesegenuss für mich, bot aber dennoch Unterhaltung.


    Copyright © 2012 Antje Jürgens (AJ)


    3ratten

    :breitgrins: Freut mich, wenn ich dir den Start in den Tag erleichtern konnte. Ich wünsche dir einen sehr langen Atem beim Lesen (den braucht man - mir ist die (Lese-)Luft trotz verschiedener Atemtechnikversuche dabei ausgegangen :zwinker:)
    LG Ati

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    Die Bücher sind zwar schon älter, aber da ich sie erst kürzlich in Angriff genommen habe, möchte ich noch etwas dazu schreiben:


    Laut Verlagsseite ist Elizabeth Amber das Pseudonym einer amerikanischen Autorin, die sich unter diesem Namen zum ersten Mal in den Bereich Romantic Fantasy vorwagte. Wer mehr zu ihr wissen möchte, findet noch die eine oder andere Info auf ihrer (englischsprachigen) Autorenseite.


    Ihre Satyr-Reihe erfreut sich, wenn man diverse Lesermeinungen im Internet so durchsieht, einer durchaus begeisterten Leserschaft. Andere hingegen sind weniger bezaubert davon.


    Bislang sind drei Bände erschienen, der vierte soll 2012 folgen. Grundsätzlich geht es um mystische Wesen – Satyrn – die als Winzer recht erfolgreich mehr oder weniger unerkannt unter bzw. neben den Menschen leben. Doch ihre Weinberge sind bedroht, die Reblaus (von der Autorin ein paar Jahre von ihrem tatsächlichen historisch belegten Ausbreiten verlegt) droht nicht nur in ganz Europa, sondern auch bei ihnen alles zu vernichten. Ihre Ländereien bergen zudem das Portal zur Anderwelt, die immer mal wieder in die Erdwelt zu dringen und diese zu vernichten droht. Die guten Vertreter der Mystik kommen (nicht nur in Gestalt der Satyrn) auch vor. Einer – ein Feenkönig – hat etwa neunzehn Jahre zuvor drei Menschenfrauen geschwängert. Die mittlerweile nahezu erwachsenen Frauen leben als Mischlinge - ohne zu wissen, was sie wirklich sind - bei den Menschen, teils bei Verwandten, teils im Waisenhaus aufgewachsen. Alle haben ein Geheimnis, das sie unbedingt wahren müssen, das aber mit zunehmenden Alter gelebt werden will, bzw. das ein „böser“ Dritter als Druckmittel im Rahmen einer Erpressung benutzt. Alle drei sind unglücklich, da wo sie sind, sehen keine wirkliche Zukunft für sich, fühlen sich einsam. Der mittlerweile sterbende Elfenkönig schreibt an die Satyr-Brüder, damit sie sich auf die Suche nach den drei Frauen machen und sich nach Auffinden mit ihnen vermählen sollen, um ihnen den Schutz zu gewähren, den sie brauchen. Denn böse Anderwelt-Wesen möchten die drei Frauen, um mit ihren übernatürlichen Kräften …. – hier stockt die Grundidee, denn so genau wird gar nicht klar, warum und weshalb ausgerechnet diese drei Frauen so ungewöhnlich mächtig sein sollen, dass sie das Interesse der Anderweltwesen wirklich zwangsläufig erregen oder wie genau der Schutz aussehen soll. Später folgt die Andeutung, dass der Schutz durch die Satyrn darin besteht, dass die Frauen nach ihrer Verbindung mit jeweils einem von ihnen quasi unsichtbar für die Anderweltwesen werden. Doch genau genommen ist das, was in vielen Kapiteln gut hätte erzählt werden können, lediglich in wenigen Sätzen die Vorlage für die Inhaltsangaben. Was nicht angesprochen wird (allerdings in der einen oder anderen Bewertung zutage kommt) ist die Aneinandereihung von Sexszenen, die die tatsächliche Handlung darstellt. Lediglich die anhaltenden Erpressungen bzw. die Erpresser sind, im Rahmen dieser Aneinanderreihung, etwas mehr ausgeführt.


    Lange Rede, kurzer Sinn, Ambers Reihe ist was für Liebhaber eines bestimmten Genres. Obwohl ich selbst der einen oder anderen erotischen Szene durchaus nicht abgeneigt bin, habe ich die Reihe nach einem Gespräch mit meiner Nichte und einem weiteren mit einer Bekannten bereits im Vorfeld gedanklich ad acta gelegt. Dennoch kam einer der Bände als Gewinn eines Rätsels zu mir, einer als Geschenk (bitte so etwas nie mehr!) und der dritte im Rahmen eines Buchwanderpakets – alle etwa zur gleichen Zeit. Da ich grundsätzlich alles lese, was buchartig verpackt auf meinem Lesetisch landet, habe ich mich also irgendwann an die Reihe gewagt. Nachdem ich 2010 mein erstes Buch von allen in meinem ganzen Leben entnervt nach wenigen Seiten und entsetztem Querlesen unvollendet beiseitelegte (genauer gesagt landete „Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche, obwohl es ebenfalls ein Geschenk war, postwendend im Mülleimer), gesellten sich aus der Satyr-Reihe gleich zwei weitere Bände zu der Liste-der-nicht-fertig-gelesenen-Bücher dazu. Ich scheiterte ebenfalls nach wenigen Seiten und Querlesen, bei den Bänden um Nick und Raine. Lediglich der Band um Lyon brachte mich dazu, ihn lustlos zu Ende zu lesen. Leider kann ich mich den positiven Meinungen über diese Reihe absolut nicht anschließen. Zwar stimme ich zu, dass es um mystische Wesen geht (Satyre, Elfen, etc.). Doch beim Rest ….


    Fangen wir mit der Beschreibung der Handlungsorte und der Zeit (erste Hälfte 19. Jahrhundert) an. Doch ja, da ist das eine oder andere interessante Detail Rom, Paris, Venedig oder auch die Toskana betreffend. Doch Art und Weise, in der diese Details beschrieben werden, lassen das Interesse schnell erlahmen, wirken sie doch passagenweise trocken wie in einem Geschichtsvortrag.


    Die Figuren? Ja, man kann sie sich vorstellen, trotz ihrer Eindimensionalität. Sie sind nach gut und böse getrennt – wobei gut und böse wie überall einfach eine willkürliche menschliche Beurteilung ist. Wirklich auffallend – und für mich störend – ist das gezeichnete Männer- und Frauenbild. Demnach sind alle Männer außer den Satyrn brutal, korrupt und intolerant, wie die Satyrn eher sexsüchtig und wie etwa der Ziehvater von Jane oder der Bischoff aus „Die Braut des Satys“ zudem noch weichlich-weinerlich. Dominant sind sie trotz eventueller Loser-Tendenzen gegenüber den Frauen jedoch alle – vor allem Jane, Jordan und Juliette gegenüber. Die sind trotz der Umgebung in der sie sich befinden einfach rein und unschuldig, bergen aber wie gesagt ein Geheimnis. Die übrigen weiblichen Wesen sind … Moment ... außer lüstern und unersättlich ist mir nichts im Gedächtnis geblieben.


    Was mich zum Thema Erotik bringt, die in manchen Bewertungen so positiv herausgestellt wurde. Zugegebenermaßen, bei Erotik scheiden sich bekanntlich – wie bei vielem anderen - die Geister. Wer die Satyr-Reihe verfolgt, muss schon einiges für sexuelle Spielarten aufbringen. Genau genommen besteht die Reihe lediglich aus mehr oder weniger plumpen, dafür enervierend endlos aneinandergereihten Sexszenen. Und in denen gibt es auch noch den einen oder anderen Part, der wie ein Denkfehler oder schlampiges Lektorat anmutet. Doch wie gesagt, Erotik ist – genau wie Spannung – ein Thema, bei dem sich die Geister schon mal scheiden können. Speziell in dem Band in dem es um Raine geht, kommt jedoch hinzu, dass einige der Szenen abgesehen von zum Teil für Otto-Normal-Leser eher abstoßenden Praktiken auch noch vergleichsweise hölzern beschrieben sind. Ob das an der Übersetzung liegt? Keine Ahnung, jedenfalls könnte man fast meinen, dass dieser Band aus einer anderen Feder stammt. In allen drei Bänden finden sich zudem einige Passagen, die ein rasches Wiedererkennen ganzer Sätze bewirken. Seitenfüller? Der Verdacht drängt sich unweigerlich auf.


    Wer jedoch auf dominante Männer steht (die einfach anscheinend deshalb männlich sind, weil sie entsprechend bestückt alles bespringen, das bei drei nicht auf den Bäumen ist), oder auf Frauen (die nicht nur entsprechend ihrer Zeit eine eher devote Rolle einnehmen), auf Gewalt (ein Wunder, dass die Menschheit überlebt hat), auf Intrigen (die – nun ja – teils mehr als konstruiert wirken und genau wie die Reblausplage genommen auch hätten weggelassen werden können) und eine Grundidee, die - lediglich angedeutet - in einem Wust von Sexszenen untergeht, der hat mit dieser Buchreihe sicher seine helle Freude. Zumindest, wenn er neben wenigen spielerischen Fessel- oder Rollenspielchen, ein wenig Oral-Sex, unzähligen „normalen“ Kopulationen von Analverkehr über Gruppensex und Inzest bis Züchtigung alles in Kauf nimmt. Diejenigen werden sich sicher auch darüber freuen, dass die Autorin flugs ihre Grundidee figurtechnisch betrachtet ausgebaut hat. Wo zuvor nur drei Satyrn in dieser Welt lebten (die die Geschichte anfangs quasi kompakt gehalten hätten, weil explizit erwähnt wird, dass es eben nur drei von ihnen gibt), gesellt sich im nächsten 2012 erscheinenden Buch flugs ein vierter dazu. Ich wage mir nicht vorzustellen, wie weit das noch ausgebaut werden kann. Laut ihrer Autorenseite sollen es zumindest sieben Lord-Satyrs werden….


    Doch: Es gibt natürlich auch positives in den bis jetzt erschienenen Bänden. So fand ich beim Querlesen die Darstellung der Geburt eines kleinen Satyr-Babys recht niedlich (die Satyrn übernehmen die Erstversorgung und eine Schwangerschaft dauert nur 28 Tage). Oder auch, dass die Frauen nicht ganz so perfekt sind (ein Hermaphrodit dürfte für den einen oder anderen Mann natürlich ein Problem darstellen, nicht natürlich für einen omnipotenten und – entschuldigt den Ausdruck – dauergeilen Satyr). Und ich fand es auch recht nett, dass Jane (aus „Der Kuss des Satyrs“), mal eben vertrocknete Pflänzchen heilen oder Juliette (aus „Die Braut des Satyrs“) sich bei einer drohenden Vergewaltigung in Stein verwandeln kann. Die Satyrn verwandeln sich übrigens in der Vollmondnacht durch den „Ruf“, bekommen von der Hüfte abwärts Fell, einen zweiten Phallus und einen heilenden Sucher, wobei das Fell ganz nett, der zweite Phallus in meinen Augen reichlich unhygienisch und der Sucher eine praktische Idee war. Ach ja und Juliettes Art mit ihren Freiern umzugehen, war auch nicht die schlechteste (fantastisch empfängnisverhütend und vor allem konnte sie sich mit nichts anstecken). Oder der Arzt aus „Die Braut des Satyrs“ bekommt eine Strafe für das, was er während Juliettes Geburt getan hat (die man ihm gönnt, angesichts seines Verhaltens gegenüber Juliette an jedem ihrer folgenden Geburtstage) und der, der ihn bestraft findet zwar ein plötzliches Ende, das man ihm aber durchaus gönnt, obwohl er in der gesamten Geschichte zwar geradezu aufdringlich auftaucht und dennoch bis zum Schluss unscheinbar nichtssagend bleibt, weil er eben auch nur eine Figur ist, um die man eine Sexszene drapieren kann).


    Doch die positiven Textstellen halten sich eindeutig in Grenzen, und unterstreichen zudem die hilflose …. tut mir leid, mir fällt kein anderes Wort ein …. Einfältigkeit der drei Mischlings-Frauen. Bei all ihren Fähigkeiten sind sie völlig hilflos, können sich nicht mal andeutungsweise gegen ihre Peiniger wehren und müssen sich letztlich durch einen übernatürlichen, allzeit bereiten Ich-schreib-es-lieber-nicht retten lassen. Doch obwohl sie so schrecklich mitleidheischend hilflos sind, schaffen sie, was andere zum Teil jüngere Mädchen niemals schaffen können. Sie bleiben bis zu ihrem Zusammentreffen mit den Satyrn jungfräulich unschuldig, was angesichts der beschriebenen Lebensweise und ihrem Umfeld mehr als unglaubwürdig wirkt.


    Wie gesagt, die sinnlose Aneinanderreihung von Kopulationsszenen ist das eine, die Praktiken das andere. Stellenweise könnte man der Autorin fast eine Analfixierung unterstellen. So wird etwa in „Die Nacht des Satyrs“ recht enervierend gleich eingangs die Untersuchung Jordans (ich wusste gar nicht, dass das ein italienischer Name ist, denn Jordan wächst in Venedig auf) vor zahlendem Publikum und damit verbunden eine drohende Darmspülung vor einer Art medizinischem Fisting erklärt.


    Quer durch alle Bände erfolgt der stete Hinweis, dass der wirksame Schutz der drei Frauen natürlich nur durch Sex, Sex, Sex - und was war es noch? - ach ja, wie konnte ich das nur vergessen: Sex aufgebaut und gehalten werden kann. Oder dass die armen Satyrn das Zeitliche segnen müssen, wenn sie ihrer Natur (ihr erinnert euch: alles was bei drei nicht auf den Bäumen ist…..) nicht freien Lauf lassen dürfen.


    Fazit:


    „Die Satyr-Brüder sind so sexy, wie man es sich nur wünschen kann.“ (Zitat Paranormal Romance Reviews abgedruckt auf „Die Braut des Satyrs“). Oder „Der beste erotische Liebesroman, den ich je gelesen habe“ (Zitat Paranormal Romance Reviews abgedruckt auf „Die Nacht des Satyrs“). Etwas ähnliches findet sich auch auf dem Auftaktroman „Der Kuss des Satyrs“.


    Keinem dieser Zitate kann ich auch nur andeutungsweise zustimmen. Erotisch? Sexy? Beides sieht in meinen Augen anders aus. Quantität ist nicht gleichbedeutend mit Qualität. Liebesroman???? Hat Liebe immer mit Unterwerfung zu tun? Denn genau das machen ja die drei Halbfeen von vorne bis hinten. Spannung? Falls da tatsächlich Spannung enthalten ist, ist sie mir völlig entgangen. Hier hätte eine größere Betonung der Grundidee (zumindest der in den Inhaltsangaben angedeuteten) eindeutig Not getan. Empfehlenswert? Aus meiner Sicht eindeutig nein und zwar keiner der drei Bände.


    Und doch … nachdem ich die drei Bände in meine Altpapiertonne befördert hatte, kam eine Freundin zu mir und wünschte sie sich als Geschenk für einen anstehenden Geburtstag. Ich habe jetzt tatsächlich zwei Bände bestellt und frage mich ernsthaft, ob mir danach die Freundschaft aufgekündigt wird, weil ich nicht ernsthafter davor gewarnt habe oder ob auch nur eines meiner bisherigen Buchgeschenke ernsthaft gefallen haben kann, wenn sie tatsächlich Gefallen an der Reihe findet….


    2012 © Antje Jürgens


    Emoticon aus Threadtitel entfernt. LG, Valentine

    Kein reines Kochbuch, aber ....


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    Erscheinungsdatum April 2012


    Verlagsseite http://www.koenigsfurt.com


    Zu den Autorinnen:


    Die 1971 in Österreich geborene Renate Pelzl lernte früh auf Bergwanderungen von ihrem Vater die Vorteile und Schönheit der Natur kennen und lieben. Sie ist ausgebildete Physiotherapeutin und Osteopatin und fotografiert mit Begeisterung etwas, über das sie ihr Wissen zusätzlich erweitert hat: Kräuter.


    Ebenfalls in Österreich geboren (1972) wurde Julia Gruber. Sie hat einen Magistertitel in Architektur und absolvierte nach ihrem Hochschulstudium Ausbildungen in Geomantie, Kinesiologie und Shiatsu. Sie arbeitet als Schamanin und bietet ihren Klienten ihr Wissen über die heilende Kraft von Pflanzen, Tieren und Steinen an.


    Zum Buch-Set:


    Gewohnt liebevoll ist die Aufmachung des Buch- und Kartensets aus dem Hause Königsfurt Urania. Nahaufnahmen von 49 Kräuter- und/oder Heilpflanzen und Affirmationen zieren nicht nur die Meditationskarten, deren Rückseiten Informationen mit Beschreibung, Vorkommen, Verwechslungsgefahren und Warnhinweisen, Wirkung und weitere botanische Details enthalten. Auch das 192 Seiten starke Buch ist mit entsprechenden Fotos gespickt. Wobei hier nicht nur einfach die auf den Karten abgebildeten Makroaufnahmen verwendet, sondern zahlreiche Zusatzfotos und Zeichnungen verwendet wurden. Das Buch selbst enthält neben diesen Fotos weiterführende Angaben zu den Kräutern, geht auf Volksglauben und nähere Ernteinformationen ebenso wie auf die körperliche Wirkung ein. Darüber hinaus sind zu jedem Kraut Rezepte für die innerliche und/oder äußerliche Anwendung oder für die Küche enthalten. Diese Rezepte sind – egal ob es sich um Küche, Schönheit oder Heilwirkung handelt – leicht nachvollziehbar. Darüber hinaus bietet das Buch auch den einen oder anderen nützlichen Hinweis auf die Wirkung bestimmter Pflanzen im Garten.


    Gegen jede Krankheit ist bekanntlich ein Kraut gewachsen. Manche Kräuter machen jedoch auch krank, weil sie giftig sind oder überdosiert werden. Das Wissen darum ging der Allgemeinheit seit den ersten Hexenprozessen kontinuierlich im Laufe der Zeit, in der immer mehr auf Pharmazie und Schulmedizin zurückgegriffen wurde, zu großen Teilen verloren. Zugegebenermaßen ist es natürlich auch wesentlich einfacher, in die Apotheke zu gehen und sich eine Tablette, ein Pülverchen und/oder eine Lösung zu holen, als beispielsweise einen Kaltansatz eines (eventuell selbst gesammelten) Heilkrauts zu machen und diesen anschließend zu verwenden. Grundsätzlich enthalten diese chemischen Helfer jedoch eigentlich nichts anderes, als die Stoffe, die die Natur uns in der Regel im Überfluss aber teilweise jahreszeitlich beschränkt bereitstellt.


    Chemisch hergestellte Substanzen und Medikamente sind hierzulande teuer und mittlerweile pochen gesetzliche genau wie viele private Krankenversicherungen mehr und mehr auf die Eigenverantwortung ihrer Mitglieder und streichen Leistungen, die wir früher als normal betrachtet haben. Andererseits stellt sich oftmals die Frage, ob man wirklich zur chemischen Keule greifen muss, ob es nicht eine etwas sanftere aber nicht weniger wirksame Alternative gibt. Diesbezüglich muss man sagen: Ja, diese Alternative gibt es. Sogar mehrere davon – nur haben wir vergessen welche, und wie diese anzuwenden sind. Das ist allerdings kein unüberwindliches Problem, denn dieses Wissen ist zwar zu großen Teilen aber glücklicherweise nicht völlig verloren gegangen. Man muss es einfach neu lernen und für sich selbst bewerten.


    Hierbei sollte man vielleicht auch beachten, dass man einiges an Zeit und Geld sparen kann. Etwa, weil man weitaus weniger Unkraut (das es ja eigentlich gar nicht gibt, schließlich handelt es sich um Wildkräuter) jäten muss, wenn man es erntet. Oder weil man nicht mehr Stunden in Gartencentern verbringen muss, um für teilweise sehr hohe Preise mehr oder weniger wirksame Unkrautvernichter zu finden. Oder auch nur, um beim Einkauf frisches regionales Gemüse zu besorgen. Nicht zu vergessen natürlich, dass Schädlinge sich zwar in wahren Heerscharen an normalem Kulturgemüse und –kraut gütlich tun, Wildgemüse und -kräuter jedoch selten bis gar nicht zu beachten scheinen. Wer keinen Garten hat, kann natürlich auch bei einem wohltuenden Spaziergang in der freien Natur suchen (die natürlich entsprechend unbelastet sein muss). Teilweise sind sie ja auch nur dort zu finden. Alternativ bleibt noch der Gang in ein Geschäft (beispielsweise eine Apotheke) um konservierte Kräuter zu kaufen. Der Geschmack und/oder die Anwendung von Wildkräutern mag für den einen oder anderen etwas gewöhnungsbedürftig sein, vieles ist jedoch sehr lecker und hat den positiven Nebeneffekt, dass man gleichzeitig etwas für seine Gesundheit, Vitalität und Wohlbefinden tun kann.


    Das Buch- und Kartenset Wildkräuter: Heilkraft am Wegesrand bietet hierbei nicht nur den sicher für jeden individuell ausbaubaren Grundstock an Wissen, das nötig ist, um mit Wildkräutern zu hantieren. Es ist auch für diejenigen interessant, die sich schon länger mit dieser Thematik befassen. Und es ist auch beim bloßen Lesen des Buches oder Arbeiten mit den Karten eine liebevoll und aufwendig gestaltete informative Wohltat für Körper und Geist.


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    Mara Schwarz - Magersucht ist kein Zuckerschlecken (M)eine Autobiografie
    Periplaneta Verlag, Edition Blickpunkt
    ISBN: 9783940767912
    ISBN: 3940767913
    Autobiografie
    1. Auflage Mai 2012
    Softcover, 232 Seiten
    [D] Preis 13,90 €
    Erscheinungsdatum Mai 2012


    Verlagsseite http://www.periplaneta.com
    Autorenseite http://tamaraschwarz.wordpress.com


    Unter dem Pseudonym Mara Schwarz erschien im Mai dieses Jahres das Buch Magersucht ist kein Zuckerschlecken. Das weiß man nicht erst, seit man Bilder der Französin Isabelle Caro gesehen hat, die frisch aus der Klinik entlassen und gerade mal 30 Kilogramm schwer für den italienischen Fotografen Oliviero Toscani posierte. Obwohl sie damit nach eigenen Angaben auf die Krankheit aufmerksam machen wollte, wurde sie gleichzeitig zum Symbol eines Körperfett als fehlende Willensstärke herabsetzenden Schönheitsideals. Ihre Sucht führte 20120 zum Tod. Doch allgemein betrachtet wird dieses Wissen gemeinhin ignoriert.


    Magersucht ist kein Zuckerschlecken - Der Titel ist quasi Programm. Denn Zuckerschlecken ist etwas, das mit Genuss zu tun haben könnte. Und Genuss, kleine Belohnungen, kleine Aufmerksamkeiten an sich selbst sind etwas, das Mara Schwarz vermeidet, wo sie nur kann. Von klein auf jemand, der sich viele Gedanken um andere macht und selbst eher zurücksteht als einmal vortritt, rutscht sie als Teenager in die Suchtspirale. Nach zwei – krankheitsbedingt – abgebrochenen Ausbildungen ist sie mit 23 Jahren bereits Rentnerin. Ihr Körper kann, genau wie ihre Seele, nicht mehr.


    Fast ihr halbes Leben kämpft sie für und gegen etwas, das in unserer Gesellschaft zunehmend Raum fordert und doch weitestgehend stillgeschwiegen wird. Egal ob es sich um Adipositas, Bulimie oder Anorexie handelt – die Allgemeinheit denkt im Hinblick auf krankhafte Essstörungen bedauerlicherweise viel zu oft, dass es doch recht einfach sein müsste, so etwas in den Griff zu bekommen. Fettleibige sollen sich doch eigentlich bitte einfach nur besser beherrschen, Anorektiker müssen doch eigentlich einfach nur essen. Bulimiker hingegen werden eigentlich fast nicht wahrgenommen, weil sie zumindest äußerlich lange nicht auffallen. Immer mehr Mädchen und Frauen, aber auch zunehmend Jungen und Männer leiden darunter. Auch deshalb, weil Essen Bestandteil des täglichen Lebens ist, dem man sich grundsätzlich für eine gesunde Lebensweise nicht entziehen kann. Gründe für diese Störungen gibt es viele, doch die werden meist „in sich hineingefressen“, „ausgekotzt“ oder auch „ausgehungert“. Der Leidensdruck ist enorm und die Chancen, beispielsweise von Magersucht geheilt zu werden, sind gering. Laut Statistik finden nur etwa zwanzig Prozent den Weg aus der Suchtspirale. Fast genau so viele sterben jedoch daran – auch weil die Betroffenen teilweise gar nicht einsehen, wie krank sie sind. Und selbst wenn sie es dann irgendwann erkennen – wie beispielsweise Mara Schwarz – heißt das noch lange nicht, dass sie Heilung finden.


    In ihrer Autobiografie zeigt die Autorin, dass der Weg zurück in ein halbwegs normales Leben bei Weitem nicht so einfach ist, wie viele denken. Sie leidet selbst an Anorexiea nervosa – der psychisch bedingten Magersucht. Das Buch entstand aus einer Aufarbeitung von Tagebucheinträgen aus der Zeit des bisherigen Höhepunkts ihrer Krankheit. Einer Zeit, in der ihr Zustand mehr als einmal lebensbedrohlich war, in der zur Anorexie ein massives Alkoholproblem kam, in der sie kurz davor war, endgültig zu zerbrechen.


    Dass es in ihrem Fall nicht einfach daran liegt, dass sie durch zu nachhaltigen Fernsehkonsum ein völlig verqueres Schönheitsideal vermittelt bekommen hat, wird bereits eingangs kurz und klar umrissen. Einer der Auslöser ihrer Magersucht war ein traumatisches Erlebnis, das in ihr den Wunsch geweckt hat, nicht fraulich zu sein, nicht erwachsen zu werden. Im Gegensatz zu den Auslösern ist das etwas, dass sie gewissermaßen kontrollieren kann. Ihr Leben besteht fortan nur noch aus Zwängen und Kämpfen. Aus Bestrafungen und Missachtung ihrer eigenen Person. Lange Zeit denkt sie, wenn sie nur lange genug hungert und bricht, trinkt oder die Anweisungen ihrer Therapeuten und Ärzte missachtet, muss doch jemand kommen und ihr helfen. Obwohl sie quasi alles kontrollieren muss, tut sie alles dafür, dass ihr eben diese Kontrollmöglichkeit genommen wird. Der Großteil des Buches handelt genau davon. Von Zwangsernährung und Aufenthalten in der Psychiatrie. Ob die Suche nach Ursachen tatsächlich größtenteils nicht stattgefunden hat oder von der Autorin lediglich nicht so wahrgenommen wurde, mag dahingestellt sein. Vorwiegend behandelt wurden ihrem Empfinden nach jedenfalls die durch die Magersucht hervorgerufenen Mangelerscheinungen und körperlichen Auswirkungen. Doch durch die eindringliche und offene Schilderung ihrer Geschichte verhilft sie dem Leser zu einem besseren Einblick in das krankhaft veränderte Denken Magersüchtiger. Oder lässt ihn begreifen, wie eigentlich harmlose und/oder gut gemeinte Bemerkungen von Betroffenen wahrgenommen werden.


    Das Buch lässt sich trotz der Thematik überraschend leicht lesen. Es zieht einen förmlich hindurch, obwohl diverse Passagen auch innehalten lassen, weil es fast zu viel wird. Es verstört, weil die Lösung einfach scheint, aber eben tatsächlich nicht einmal andeutungsweise so ist. Es erschüttert, weil es schwer zu ertragen ist, unbegreiflich, dass jemand hungernd den eigenen Tod in Kauf nimmt. Es wühlt auf, weil Mara Schwarz sich nicht allem verschließt, sondern bei aller Verzweiflung und Wut durchaus empathisch die Hilflosigkeit der Behandler fühlt und wiedergibt. Es berührt, wie die Autorin beispielsweise in ihren Gedichten ihr Leiden in Worte fasst.
    In der teils selbstironischen Schilderung ihrer Krankheit mit Wortspielereien und Gedichten, aber auch in ihren Zeichnungen, offenbart sich die Autorin als Mensch, den man am liebsten in die Arme schließen und trösten und gleichermaßen schütteln und aufrütteln möchte. Sie zeigt sich kreativ und liebenswert, aber auch aggressiv, uneinsichtig und schwach. Sie pocht nicht auf einen Opferstatus. Sie weist nicht anderen die Schuld zu, sondern weiß, dass sie selbst für ihren augenblicklichen Zustand verantwortlich ist. Sie zeigt sich genau wie alle Anorektiker als überaus willensstark im Bezug auf ihre Krankheit und schafft es dennoch irgendwie zu überleben. Und ausgerechnet in dem Augenblick, als sie quasi aufgegeben wird, tritt eine hoffnungsvolle Veränderung in ihrer Denkweise ein. Bei Fertigstellung des Buchprojektes steht sie nach eigenen Angaben mit dem Rücken zum Meer am Strand. Sie weiß, dass die Krankheit wie ein Kraken im Hintergrund lauert. Sie weiß, dass sie nur einen Schritt vom Abgrund beziehungsweise vom Fall ins Wasser und damit in die Arme des Kraken entfernt ist, doch sie hebt auch den Kopf und sieht, dass sie nicht alleine ist. Dass es Hilfe gibt und dass sie doch vor allem selbst um ihr Leben kämpfen muss. Dass sie es wert ist.


    Beim Lesen der Inhaltsangabe musste ich sofort an eine Schulfreundin denken. Mir ist klar, dass persönliche Dinge niemals in eine Buchbesprechung einfließen sollten. Dennoch ging mir Beate, und ihr Wunsch koste es was es wolle immer noch dünner zu sein, nicht mehr aus dem Kopf, während ich mich Seite um Seite durch die Autobiografie von Mara Schwarz arbeitete. Arbeitete – nicht einfach nur las. Ihr Buch mit dem Titel Magersucht ist kein Zuckerschlecken, mit dem der Verlag periplaneta seine Sachbuch-Edition Blickpunkt startet, ist nicht einfach nur ein Buch zum Zeitvertreib, keine einfache (Lese-)Kost. Es ist ein aufwühlender Einblick in das Gefühlsleben der Autorin. In eine Krankheit, die vielfältige Auslöser hat und die, sofern die Betroffenen keinen Ausweg finden, unaufhaltsam und lebensbedrohlich verläuft. Die in die Isolation führt und – wie bereits eingangs erwähnt – zunehmend um sich greift, weil junge Menschen unter dem Druck (des Lebens) zerbrechen. Ein Buch, das betroffenen Angehörigen und Freunden weiterhelfen kann. Ein Buch, in dem sich vermutlich mehr als ein(e) betroffene(r) Magersüchtige(r) wiedererkennt. Beate hat es bedauerlicherweise nicht geschafft. Doch Mara Schwarz hat diese Chance noch. Ich wünsche der Autorin von ganzem Herzen, dass sie ihrem persönlichen Anorexie-Kraken entkommt.


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    Lili St. Crow: Strange Angels 01 - Verflucht
    Originaltitel Strange Angels aus dem Englischen übersetzt von Sabine Schilasky
    PAN
    ISBN 9783426283455
    ISBN 342628345X
    Fantasy, Jungenbuch 12 – 15 Jahre
    Deutsche Erstausgabe 2011
    Umschlaggestaltung ZERO Werbeagentur, München
    Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 384 Seiten
    [D] Preis 16,99 €


    Verlagsseite http://www.pan-verlag.de
    Autorenseite http://www.lilithsaintcrow.com


    Lili St. Crow – unter diesem Pseudonym veröffentlicht die 1976 in New Mexico geborene und z. T. im Vereinigten Königreich auf einer Militärbasis aufgewachsene Autorin Lilith Saintcrow Geschichten und Bücher für Jugendliche, während sie sich unter ihrem richtigen Namen an ein erwachsenes Publikum wendet. Ein weiteres Pseudonym ist Anna Beguine. Die heute mit einigen Katzen und ihrer Familie in Vancouver lebende Autorin bevorzugt dabei die Genres Paranormale Romance oder Urban Fantasy.


    Die Liste ihrer Veröffentlichungen deutet darauf hin, dass sie nicht nur seit ihrem 10. Lebensjahr gerne schreibt, sondern geradezu süchtig danach zu sein scheint. Neben der frei zugänglichen Onlineserie „Selene", erschienen seit 2004 auch mehrere Novellen und Buchreihen der Autorin unter einem der drei oben genannten Namen.


    2004 – 2008: Watcher-Serie, 5 Bände
    2005: Society-Serie, 2 Bände
    2005 – 2008: Dante-Valentine-Serie, 5 Bände
    2007: Smoke, Mirror, Steelflower
    2009: The Demon’s Librarian
    2008 – 2011: Jill-Kismet-Serie, 6 Bände


    Wer „Selene“ verfolgt oder verfolgt hat, wird vielleicht die eine oder andere Figur aus der Dante-Valentine-Reihe wiedererkennen. Dante Valentine? Jill Kismet? Richtig, diese beiden Reihen kennen Fans des Genres aus den von LYX für den deutschen Buchmarkt übersetzten Bänden. Und dank PAN wird auch die anvisierte jugendliche Zielgruppe hierzulande etwas mit dem Namen St. Crow anfangen können. Der Verlag brachte im April 2011 den gleichnamigen Auftaktroman der bislang fünfteiligen Serie Strange Angels unter dem Titel „Verflucht“ in die Buchläden.


    Wie bei den übrigen Büchern des Verlags kann man auch bei „Verflucht“ zunächst bereits zur Covergestaltung gratulieren. Der dunkle, matt gehaltene Umschlag zeigt ein schlafendes Mädchen, wirkt durch die Drucktechnik fast samtig, fasst sich griffig an. Die weiße Schrift des Titels leuchtet förmlich ins Auge, obwohl sie gleichzeitig etwas verschwommen und dadurch unwirklich wirkt. Und damit einen Bezug zum Buchinhalt bekommt.


    Im Buch selbst geht es um die 16jährige Dru, die – vorübergehend – in den Dakotas lebt. Die Geschichte spielt über einen Zeitraum von einigen Tagen im Winter. Der eben erwähnte Bezug zum Buchcover zeigt sich darin, dass Dru visionsartige Träume erlebt.


    Neben Dru geht es aber auch um Zombies und Dämonen, Vampire und Gestaltwandler. Die kennt der Teenager nicht nur aus Büchern und Filmen, sondern weiß schon von klein auf, dass sie zur Realität gehören, auch wenn die meisten Menschen nichts davon mitbekommen. Ihre Mutter ist vor Jahren gestorben. Ihre Großmutter, die sie daraufhin großgezogen hat, lebt auch nicht mehr. Einzig ihr Vater ist ihr geblieben, der Dinge jagt, die für gewöhnlich ohne nachzudenken ins Reich der Mythen und Gruselgeschichten sortiert werden. Jedenfalls, bis er eines Tages auf jemanden trifft, der ihn tötet und seiner Tochter als Zombie auf den Hals hetzt. Und er ist nicht der Einzige, der auf Dru angesetzt wird, denn in ihr schlummert ein Geheimnis. Sie selbst hat keine Ahnung, worum es dabei geht, ihr Widersacher jedoch offenbar schon, weshalb ihr gar nichts anderes übrig bleibt, als sich zu wehren.


    Sollten hier Buffy und Konsorten in leicht variierter Form à la Supernatural wiederauferstehen? Steckt in der Geschichte nur ein weiterer Teenager, der unwahrscheinlich zäh, widerspenstig und nicht totzukriegen ist? Der seinen Daseinszweck allein im Killen von Monstern und nebenbei im Anschmachten eines übernatürlichen Wesens sieht? Der schlaflose Nächte en masse erlebt, horrormäßige Gestalten einfach so im Kickboxstil vernichtet und das Erlebte auch noch problemlos wegsteckt? Ein Teenie, der cool damit umgeht, dass er den zum Zombie mutierten eigenen Vater töten muss, um zu überleben?


    Glücklicherweise wird man in „Verflucht“ davon verschont. Dru ist trotz ihres Wissens um die Anderen ein völlig normales Mädchen, das – zumindest im Auftaktroman - keine übermäßig übernatürlichen Kräfte in sich bündelt. Sie kann sich wehren, sie kann mit Waffen umgehen, doch sie ist keine Heldin, die über allem steht und nebenbei stets noch perfekt gestylt ist. Sie ist ein junges Mädchen, das neben den ganz normalen Problemen wie Schule und Erwachsenwerden auch damit kämpfen muss, mit den ständigen Ortswechseln zu leben, die das Leben mit ihrem Vater und seinen Aufträgen so mit sich bringt. Keine gute Voraussetzung um Freundschaften zu schließen. Dru ist trotzig und in gewisser Weise zornig. Wenn man alle auf Abstand hält, fällt das Abschiednehmen gar nicht erst schwer. Einsam - so stellt sich Dru dar. Dru muss schreien und weinen, ist verzweifelt und ängstlich. Eben eher eine Gejagte als eine Jägerin.


    Trotzdem schreckt sie einen Jungen nicht ab: Graves, ebenfalls ein Außenseiter, der sich nach und nach als ein Junge herausstellt, der ohne festen Wohnsitz auch niemanden hat, der sich um ihn kümmert, spricht sie an. Und als kurz darauf Dru’s kleine Welt durch den doppelten Tod ihres Vaters zusammenbricht, ist er es, der ihr hilft. Er bietet ihr neben einem Unterschlupf eine Schulter zum Anlehnen, obwohl er nicht einmal andeutungsweise ahnt, worauf er sich da einlässt. Er fragt nicht viel, sondern handelt. Er schreckt nicht vor dem zurück, was ihn da überrollt, sondern stellt sich dem Ganzen – ebenfalls nicht cool und abgeklärt, sondern eher wie jemand, der nach dem Prinzip mitgehangen-mitgefangen lebt. Was hier ins Auge fällt, ist, dass Graves, ganz unauffällig eine erwachsene und erzieherische Rolle einnimmt, indem er Dru auf „wichtige“ Dinge im „normalen“ Leben verweist und sie animieren möchte, sich daran zu halten. Was in vergleichbaren Romanen oftmals von Erwachsenen ausgeht und dadurch bisweilen eher ermüdend-belehrend als motivierend wirkt, stellt sich im Hinblick auf seine Person durchaus überlegt und schlüssig dar.


    Wer zwischen Graves und Dru eine Liebesgeschichte vermutet, wird enttäuscht. Dafür gibt es zunächst eine Geschichte über eine sich anbahnende Freundschaft und Vertrauen, über Werte, Perspektiven und Ziele. Alles andere wäre fehl am Platz, zu heftig ist das, was die beiden erleben. Bereits anfangs der von Dru erzählten und von ihren Gedanken durchsetzten Geschichte wird klar, dass die Autorin nicht sehr zartfühlend mit ihnen umgeht. Die Leser werden nicht von gut aussehenden Blutsaugern und scheinbar unwiderstehlichen Werwölfen an-, sondern von zerfallenden Zombies und beißwütigen Gestaltwandlern ins Geschehen gezogen. Dru und Graves machen gezwungenermaßen das, was zum Überleben notwendig ist, sind dabei aber verletzlich und auch durchaus wehrlos. Beide Charaktere wirken mit ihren Schwächen und in ihrer Hilflosigkeit bei allem was sie tun lebensecht. Flüssig verwebt die Autorin die fantastischen Elemente mit dem realen Hintergrund zu einer Atmosphäre, die den Leser schnell einhüllt, auch Erwachsene hin und wieder schlucken lässt, jedoch nicht nur platt auf blutrünstigen Horror abzielt. Gegen Ende von „Verflucht“ bekommen die beiden Hilfe durch den nach Apfelkuchen duftenden Blutsauger Christope, der eine nicht gleich einfach und klar zu definierende Rolle spielt.


    Ein kleines Manko ist, das Dru’s Gedanken, die als kursiver Text dargestellt werden, sich häufen. Was einerseits gut zu ihrer inneren Zerrissenheit passt, stört andererseits in seiner Häufigkeit. Durch Wiederholungen bestimmter Dinge entwickeln sich zusätzlich Längen. Zumindest Letztere werden jedoch meist schnell von spannungsreichen Momenten abgelöst und gehen in dem grundsätzlich flüssigen Schreibstil fast unter.


    Ein weiteres Manko stellt die von der Autorin gewählte Erzählform dar. Man sieht alles aus Dru’s Sicht, kann so nur ihrem Fokus folgen und verschiedenen Zusammenhänge nicht ohne Weiteres erkennen. Obwohl letztendlich alles verwoben wird, sucht man manchmal den roten Faden. Ein Perspektivwechsel hätte hier gut getan, obwohl der Leser an sich in diesem Buch mit einer Fülle an Informationen versorgt wird. Sie ergeben sich aus Rückblicken auf Dru’s bisheriges Leben, aus Träumen, Andeutungen, Ahnungen; was alles in allem für einen trotz allem gelungenen Auftakt der Strange-Angels-Reihe sorgt. Das nachvollziehbare Verhalten der lebensecht wirkenden Hauptfiguren tut ein Übriges.


    Letztlich wird bereits mit diesem ersten Band klar, dass die Bücher der Reihe vermutlich nicht in sich abgeschlossen und separat lesbar sind. Das Ende von „Verflucht“ ist völlig offen. So wird weder das Geheimnis um Dru gelüftet, noch die Rolle des eben erwähnten Blutsaugers ganz klar. So ist ungeklärt, was aus Graves wird oder wer wirklich hinter dem Mord an Dru‘s Vater steckt. Dieses Ende kann jedoch bei allen Fragen schwer als Cliffhanger bezeichnet werden.


    Fazit 4ratten


    Die fehlenden Antworten macht Lust auf die im Herbst erscheinende Fortsetzung „Verraten“, zumal bereits jetzt erkennbar scheint, dass die Geschichte sich steigert. Die kleinen Schwächen sorgen dennoch für einen Punkteabzug, weshalb ich nur vier Punkte von fünf Punkten vergeben möchte. Zudem habe ich bei der Altersfreigabe ab 12 Jahre Bedenken, da die Zombiepassagen doch sehr anschaulich beschrieben sind.


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    Victoria-Louise Seifried: Victorianisch
    periplaneta
    ISBN 9783940767615
    ISBN 3940767611
    Kurzgeschichten, Slam
    Originalausgabe 2010
    Broschiert, 90 Seiten mit CD
    [D] 12,50 €


    Verlagsseite http://www.periplaneta.de


    Mundwerk …


    Hinter diesem Wort verbirgt sich so einiges. Gibt man es bei einem bekannten Internetsuchdienst ein, so erfährt man beispielsweise, dass es eine Vereinigung von Kieferorthopäden gibt, die sich so nennt, oder auch ein internationales Filmcatering für Kino - Fernsehen - Werbung - Musikproduktionen und Tourneeservice mit mobilem Aufenthaltsraum. Ein deutschsprachiges A-Cappella-Comedy-Ensemble findet sich ebenso wie ein Theater gleichen Namens.


    Kürzlich fand ich das Wort bei einem Titel aus dem Programm des Verlages periplaneta, der immer wieder für positive Überraschungen in meinem Bücherregal bzw. beim Lesen der Bücher, bevor sie in besagtes Regal wandern, sorgt. Das Buch aus der Edition Mundwerk (die sich mit Bühnentexten, Comedy, Kabarett und Slam beschäftigt) ist mit seinen 13,5 x 13,5 cm und 90 Seiten ein eher kleiner Vertreter seiner Sorte, doch kann es Victorianisch inhaltlich betrachtet durchaus mit den größeren aufnehmen. Ergänzend sind die Buchtexte mit einer CD versehen. Alles wurde von der Autorin Seifried verfasst und gesprochen. Einige Titel auf der CD kann man im Buch nachlesen, sie sind gegenüber denen, die sich nicht dort finden, bis auf die letzte Nummer mit der Musik von „Big Plaice in the Desert“ untermalt. Interessierte können übrigens Hörproben auf der periplaneta-Seite finden.


    Das Buch selbst ist – nicht nur auf dem Umschlag – mit Fotos versehen, die die Autorin zusammen mit dem Shar Pei Pucca harmonisch auf einem Sofa zeigen. Während außen Hochglanz und Farbe wirken, verblassen innen die Motive in ihrer Schwarz-Weiß-Optik keineswegs (allein die Schuhe würden mich nach dem Buch greifen lassen….).


    Seifrieds Seite bei myslam.net verrät, dass die junge Studentin der Psychologie, Philosophie und Politikwissenschaften sich seit 2007 im Bereich Poetry- oder Saal-Slam engagiert und gleich im ersten Jahr Berlinmeisterin wurde. Neben zahlreichen Auftritten bei Kulturprojekten, Wettbewerben und Lesungen kann man sie neben YouTube auch seit 2008 wöchentlich im Fernsehen bei Lettra TV finden. Und wer den Quatsch Commedy Club kennt, der weiß vielleicht auch, dass sie sich dort im Wettbewerb so gut durchgesetzt hat, dass sie diesen Monat im Finale für den Titel Quatsch Comedy Talent 2011 kämpft.


    2010 unterschrieb sie bei periplaneta und in diesem Zusammenhang kam Ende des vergangenen Jahres das Buch mit CD in der Edition Mundwerk heraus, das momentan vor mir liegt, bzw. gerade auch aus den Lautsprechern um mich herum schallt. In ihren kurzen Prosa-Texten und Gedichten widmet sich die junge, vielversprechende Autorin querbeet Themen in unserer Gesellschaft. Dingen, die ihr im Alltag begegnen. Ihren Namen zum Programm machend, nutzt sie dabei ihre Sprache – Viktorianisch. Das ist für sie nämlich nicht einfach nur ein Zeitalter oder eine Modeerscheinung, wie sie gleich eingangs erklärt. Gleichzeitig kann man aber auch erkennen, dass es nicht nur eine Sprache, sondern auch eine Lebenseinstellung ist.


    Wer mit offenen Augen, einer gesunden Portion Neugier und auch mit der Tendenz sich für gewisse Dinge mal in die Nesseln zu setzen, durchs Leben geht, der kann wie Seifried mit einem witzigen und selbstironischen Augenzwinkern und bisweilen auch mit biestiger Eloquenz in konzentrierten Pointen so profane Dinge wie Eiscreme und Schokolade, das seltsame Verhalten an Heiligabend oder gesperrte Kreditkarten thematisieren. Gleichzeitig aber auch Missstände (wie etwa in Viitourol începe), Ängste und andere Emotionen ansprechen und dabei den erhobenen Zeigefinger aufrüttelnd und nachdenklich machend, nicht aber hochmütig belehrend wirken lassen. Die von Seifried beschriebenen und/oder gesprochenen Episoden gehen bei aller Kürze unter die Haut. Sie fesseln durch Humor und Besinnung, durch Wortwahl wie durch Betonung.


    Fazit 5ratten


    Buch und CD überzeugen, machen förmlich Lust auf mehr und bekommen fünf Punkte von fünf Punkten.


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    Sharon Ashwood: Dark Forgotten 02 - Vampirdämmerung
    Originaltitel: Scorched aus dem Amerikanischen übersetzt von Sabine Schilasky
    Knaur
    ISBN 9783426652442
    ISBN 3426652447
    Fantasy
    Deutsche Erstausgabe 2011
    Umschlaggestaltung ZERO Werbeagentur, München
    Breitklappenbroschur, 496 Seiten
    [D] 12,99 €


    Verlagsseite http://www.knaur.de
    Autorenseite http://www.sharonashwood.com


    Bereits in ihrer Kindheit interessierte sich die in British Columbia lebende Autorin Sharon Ashwood für Märchen und Mythen. Ihre bis heute anhaltende Faszination für Seltsames, Unwirkliches, Unheimliches oder Fantastisches setzt die freie Autorin und Journalistin mit einem Universitätsabschluss in Englischer Literatur in Urban-Fantasy-Romane um. 2009 erschien der Auftaktroman ihrer Dark-Forgotten-Reihe unter dem Titel „Ravenous“, der bei uns in Deutschland 2010 von Knaur als „Hexenlicht“ veröffentlicht wurde. Der zweite Teil „Scorched“ erschien in den Staaten ebenfalls 2009, die deutsche Übersetzung „Vampirdämmerung“ folgte dann Anfang 2011. Auch die beiden Folgebände Seelenkuss und Höllenherz (Originaltitel „Unchained“ 2010 und „Frostbound“ 2011) sind bereits für den deutschen Buchmarkt avisiert.


    Zur Gestaltung der Cover der Reihe bediente sich der Verlag der derzeit gerne gebräuchlichen Darstellung eines hälftigen Männer- oder Frauengesichtes vor einer Großstadtkulisse, die sich auf den Innenseiten des Buchumschlags fortsetzt. Abwechselnd wechseln die Gesichter von links (Band 1 und 3) nach rechts (Band 2 und 4). Zusätzlich wird ein geflügeltes, mystisches Wesen gezeigt, welches bei den Bänden 1 und 2 auf von Menschen errichteten Gebäuden stehend, bei den Bänden 3 und 4 auf Felsen hockend zeigt. Ein dezenter Metalliclook und ein Lichtpunkt auf einem der Buchstaben des jeweiligen Buchtitels runden die Covergestaltung gelungen ab.


    Die Autorin lässt ihre Romanreihe teils in der realen Welt, teils in einer Fantasywelt spielen. In „Vampirdämmerung“ findet der größte Teil des Geschehens in der zur Fantasywelt gehörenden Burg statt – einem düster-bedrohlichen und gleichzeitig sicheren Gefängnis für übernatürliche Wesen, was die reale Welt sehr verblassen lässt. Umso deutlicher wird das geheimnisvolle, magische Labyrinth, in das Leserinnen wie Leser dank der in dritter Person erzählten Ereignisse eintauchen können.

    Während sich der erste Band um Holly Carver und den ihr zugedachten Partner dreht, geht es in „Vampirdämmerung“ um den zum Dämon mutierenden Ex-Cop Conall Macmillan und die Vampirin Constance. Macmillan ist bereits aus Hexenlicht bekannt, wo er von einer Dämonin geküsst wurde, was ihn selbst nach und nach in ein übernatürliches Wesen verwandelt. Zwar gelingt es Holly den auf Macmillan lastenden Fluch etwas zu lösen, aber eben nicht ganz – was zu seiner Inhaftierung in der Burg führt. Macmillan gelingt zwar die Flucht von dort, doch kaum draußen trifft er auf den Vampir Caravelli (ebenfalls ein Bekannter aus dem Auftaktroman). Also kehrt er gezwungenermaßen in die Burg zurück. Dort begegnet er Constance. Noch ist sie keine richtige Vampirin, ist auch aufs Bluttrinken nicht unbedingt versessen bzw. hat noch gar keins getrunken. Doch sie benötigt momentan die Kräfte, die ihr als richtige Vampirin zur Verfügung stünden. Und deshalb will sie an Macmillans Blut. Dabei merkt sie sehr schnell, dass der so appetitlich menschlich riechende Mann nur scheinbar menschlich und nicht sehr willig ist. In Anbetracht der Tatsache, wie Macmillan zu seinem neuen Dasein kam, ist er nicht allzu erpicht darauf, als Snack herzuhalten. Dass er ihr trotzdem helfen möchte ihren Ziehsohn zu retten, liegt daran, dass etwas an ihr seine ehemals rein menschliche Seite zum Klingen bringt und seine Beschützerinstinkte weckt. Hier scheint der dämonische Anteil in ihm dann tatsächlich eine positive Seite zu bekommen. Vor allem, weil Constances Ziehsohn eng mit der Burg und damit mit dem Schicksal aller Insassen verknüpft ist.


    Ein weiterer Nackenbeißerroman ohne Tiefgang? Der Auftaktroman, mit dem die Autorin sich angenehm von anderen Büchern abhebt, versprach schon mal das Gegenteil. In Hexenlicht bot sie nicht einfach nur eine gewöhnliche und nichtssagende Story und mit ihren fantastischen Elementen auch nicht nur eine platte Stilvorlage für eine bisweilen sinnlose Anhäufung erotischer Szenen. Ashwood setzte darin auf interessante Charaktere, auf ein eher düsteres Hintergrundszenario, sehr wohl auf etwas Romantik, eine softe Erotik, aber eben auch auf eine Geschichte, die geschickt verwobene Handlungsfäden zusammenlaufen lässt.


    Leider passiert dann aber in „Vampirdämmerung“ über einhundert Seiten anfangs erst einmal nicht viel. Obwohl Ashwood genau genommen direkt an Hexenlicht anknüpft, somit deutlich macht, dass auch ein abgeschlossener Roman ohne Weiteres zu einer Reihe zählen kann, sucht man zunächst leicht vergeblich den roten Faden der Geschichte zu erhaschen. Nur bedingt tröstend wirkt der Umstand, dass Holly und Caravelli in „Vampirdämmerung“ ein eigener Nebenhandlungsstrang gewidmet wird und nicht einfach nur ihre Namen eingestreut werden. Doch bedauerlicherweise fehlt hier Hollys Sarkasmus, ihr Humor. Humorlos ist „Vampirdämmerung“ damit jedoch noch lange nicht und je länger man liest, desto mehr besticht Ashwoods Mixtur aus Fantasy und erotisch angehauchter Liebesgeschichte. Desto mehr steigt die Spannung. Desto mehr reißt „Vampirdämmerung“ mit. Desto mehr wird die gelungene Verknüpfung des düsteren Erzählstrangs mit einer sinnlichen Liebesgeschichte deutlich. Gleichzeitig zeigt sich, dass man zwar die Bücher unabhängig voneinander lesen kann, dass aber Bezüge auf bereits Erzähltes hergestellt werden, die empfehlen, die Bände in der erschienenen Reihenfolge zu lesen.


    Die Autorin verwendet auch in „Vampirdämmerung“ viele Details zur Beschreibung des Aussehens aller Figuren, ihrer Charaktereigenschaften, aber auch der einzelnen Szenen. Sie arbeitet Motivationen heraus und bindet neue Gestalten geschickt ein. Während Constance und Macmillan um ihre Menschlichkeit ebenso wie um die Rettung von Constances Ziehsohn kämpfen, merkt man schnell, dass keiner der Nebencharaktere überflüssig ist und alle zusammen zu dem gelungen inszenierten Geschehen beitragen. Die sympathischen Hauptfiguren entwickeln sich zügig. Sie sind nicht einfach nur übermenschliche Helden, sie haben ihre Fehler und Schwächen. Doch auch ihre Kräfte und ihre Macht wachsen, was sich spätestens am Schluss des Buches als dringend notwendig erweist, da sie dabei Kreaturen und Problemen gegenüberstehen, denen sie zuvor hoffnungslos unterlegen gewesen wären. Doch ob nun mysteriös, rücksichtslos und oder einfach nur fehlgeleitet, ihre Widersacher ziehen zwar letztlich den Kürzeren, doch sie bringen auch Spannung in die Geschichte und sorgen mit für eine kurzweilige, interessante Handlung.


    Was auffällt ist, dass Constance und Macmillan flirten, was das Zeug hält, egal wie die Situation ist, in der sie sich gerade befinden. Die Gefühle der beiden keimen nicht erst behutsam im Verlauf der Geschichte, ersticken in ihrer Fülle den eigentlichen Handlungsverlauf aber nicht. Auch wirken bestimmte Textstellen fast zu flüssig. Nicht unbedingt problemlos, aber fast zu gekonnt umschiffen Constance und Macmillan Hindernis um Hindernis – was daran liegen könnte, dass an ihrer Seite unter anderem Holly und Caravelli kämpfen, wenn es hart auf hart kommt. Das könnte störend wirken, tut es aber tatsächlich nicht.


    Fazit 4ratten


    Auch der zweite Band der Reihe zeichnet sich durch den originellen, flüssigen und klar verständlichen Stil der Autorin aus, was sich allerdings nicht von der ersten Seite an zeigt. Doch wer durchhält, wird mit einer spannenden Geschichte belohnt, die eindeutig Lust auf den dritten Band macht und für die ich vier von fünf Punkten vergeben möchte.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

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    Klausbernd Vollmar - Schlaf und Traum
    Königsfurt-Urania
    ISBN 9783868260830
    ISBN 3868260838
    Sachbuch Gesundheit, Wohlbefinden
    Neuausgabe 2011
    Umschlaggestaltung Antje Betken
    Broschiert, 224 Seiten
    [D] 14,99 €


    Verlagsseite http://www.koenigsfurt-urania.com
    Autorenseite http://www.kbvollmar.de oder auch http://www.traumonline.de


    Bisher kannte ich Klausbernd Vollmar nur als Autor von Büchern über Farben, ihrer Wirkungsweise, Einsatzmöglichkeiten, etc. Da mir diese Bücher gefallen haben, konnte ich nicht widerstehen, weshalb momentan sein Buch Schlaf und Traum mit dem Untertitel Besser schlafen – gut träumen vor mir liegt.

    Die Homepage des Autors verrät, dass der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Nordrhein-Westfalen bei Köln geborene Vollmar breit gefächerte Interessen hat und auch reiselustig ist. So gibt er an, nach dem Abitur Germanistik, Linguistik, Geowissenschaften und Philosophie studiert und 1973 sein Staatsexamen an der Ruhr-Universität Bochum abgelegt zu haben. Er arbeitete als Lektor für das Goethe-Institut in Finnland, lehrte und forschte im Bereich Literaturwissenschaften in Montreal, und arbeitete für Zeitschriften und als beratender Regisseur beim Theater. Ein einjährige Tour durch amerikanische Landkommunen zog einen Bestseller, Radiosendungen und Vortragsreihen darüber nach sich, bevor Vollmar sich als geschäftsführender Gesellschafter einer Firma betätigte, die weite Landstriche der griechischen Insel Ithaka kaufte, um sie nach ökologischen Gesichtspunkten zu erschließen. Er beschäftigte sich beruflich an der Ruhr Universität Bochum mit autogenem Training und katathymen Bilderleben. Nach Abschluss eines Zweitstudiums in Psychologie führte er Jugendberatungsstellen in Amsterdam und Solingen, engagierte sich in der deutschen Männerbewegung und unterstützte ihre Emanzipationsversuche. Er reiste nach Nepal und blieb für zwei Jahre, bevor er ein Institut für Krisenintervention gründete, einen Verlag der Findhorngruppe mit aufbaute und leitete und zeitgleich Schüler von Dr. von Ungern-Sternberg, einer direkten Schülerin C.G. Jungs, und Mitglied einer englischen Gurdjieff-Gruppe wurde. Die von ihr vertretenen strengen psychologischen Ansätze führten zu einem von ihm entwickelten Persönlichkeitsmodell, was wiederum zu Buchveröffentlichungen, Radio- und Fernsehsendungen führte und unter anderem auch mit der intensiven Beschäftigung mit Träumen im Bezug auf Entwicklungsmöglichkeiten neuer Ideen und Problemlösungsprozessen einherging. Vollmar lebt heute an der englischen Ostküste, jedenfalls die meiste Zeit oder reist auch gerne in die Arktis, wenn er sich nicht um seinen Garten kümmern muss oder mit seinem Boot das Meer vor der englischen Küste erkundet. In dem Künstlerdorf Cley-Next-The-Sea hält er Seminare über kreative Arbeit mit Träumen und der Entwicklung der eigenen Potenziale und gründete und leitet zusammen mit dem Physiotherapeuten Konrad Lorenz auch die Internetfirma TraumOnline.


    Mit seinen in fünfzehn Sprachen übersetzten bisher erschienen Veröffentlichungen und diesem Einblick in seine Vita ist Vollmar also bestens gerüstet, um sich in Schlaf und Traum, Besser schlafen – gut träumen mit zur Volkskrankheit mutierten Schlafproblemen und beispielsweise auch mit dem Einsatz von Träumen für eine (postive) Veränderung der Lebensqualität zu beschäftigen. Gleichzeitig verspricht ein kurzer Text innen im Buch, dass es zeitgleich „eine informative und unterhaltsame Lektüre für Menschen darstellt, die an Themen wie Psychologie, Wohlbefinden, Kreativität und Erfolg interessiert sind“. Das Buch ist übrigens die überarbeitete, erweiterte und illustrierte Neuauflage des 2007 bei Königsfurt erschienenen „Besser schlafen – besser träumen“.


    Wie sowohl vom Königsfurt-Urania Verlag als auch dem Autor gewohnt, ist das Buch mit zahlreichen Abbildungen (klassische Gemälde ebenso wie moderne Fotografien) illustriert, liebevoll aufgemacht, mit diversen Zitaten versehen und in übersichtliche Kapitel gegliedert. Nach einer kurzen Einleitung geht es in jeweils mehreren Unterkapiteln zunächst um den Schlaf an sich (inklusive Schlafproblemen oder –Störungen), dann um Träume, bevor auf Seite 218 „Der Wandel der Nacht“-Beschluss beginnt, der zwei Seiten später in den Anhang übergeht. Der gerade eben genannte Beschluss hat übrigens nur etwas mit der Erfindung der Glühbirne und ihren Spätfolgen zu tun. Die Gewichtung liegt eindeutig beim Thema Schlaf, der mit 130 zu 76 Seiten gegenüber dem Thema Traum abgehandelt wurde.


    Vollmar spannt einen Bogen aus der griechischen und jüdischen Mythologie in die Gegenwart, lässt wissenschaftliche Informationen ebenso locker einfließen wie alte Hausmittelchen gegen den fehlenden Schlaf, nennt Konfliktlösungsmöglichkeiten für Nachteulen und Lerchen, wie er die Frühaufsteher nennt, oder auch Zähneknirschen. Daneben räumt er mit diversen Vorurteilen auf, bevor er sich aufmacht und etwa mit bewusst herbeigeführtem oder produktivem Träumen beschäftigt. Alles in gewohnt flüssig und leicht verständlicher Sprache. Doch obwohl der oben erwähnte kleine Text innen im Buch stimmt, obwohl es logisch aufgebaut und ebenso interessant wie informativ ist, muss ich gestehen, dass ich mich zunächst etwas schwer getan habe. Was mich stolpern ließ, waren kleinere Widersprüche. So schreibt er etwa auf Seite 46, dass eine Einschlafstörung vorliegt, wenn man nach zwanzig Minuten noch nicht in Hypnos Arme gesunken ist, während er auf Seite 18 guten Schlaf auch daran misst, dass man etwa 15 – 30 Minuten zum Einschlafen braucht. Dieser Widerspruch ist natürlich ausgehebelt, wenn man Einschlafen und Schlafen in gewisser Weise trennt. Ebenfalls eher störend empfand ich einige Wiederholungen, die es so nicht gebraucht hätte; die jedoch genau genommen auch nicht gravierend sind.


    Fazit 4ratten


    Trotz der eben erwähnten Schwächen in Schlaf und Traum bzw. meiner anfänglichen Probleme mit dem Buch möchte ich mit etwas zeitlichem Abstand vier Punkte von fünf Punkten dafür vergeben, da es wie bereits erwähnt gleichermaßen informativ wie unterhaltsam ist und die darin vorgestellten Tipps wirken.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    James Patterson - Alex Cross 13: Dead
    Originaltitel: Double Cross
    aus dem Amerikanischen übersetzt von Leo Strohm
    Blanvalet
    ISBN 9783442372041
    ISBN 3442372046
    Krimi/Thriller
    1. Auflage 2009
    Umschlaggestaltung Hilden Design, München
    Taschenbuch, 384 Seiten
    [D] 8,95 €


    Verlagsseite http://www.blanvalet.de
    Autorenseite http://www.jamespatterson.com/books_alex_cross.php


    Das Buch ist zugegebenermaßen schon zwei Jahre alt. Allerdings bekam ich es erst kürzlich in die Hände. Dabei war mir der Name Patterson längst ein Begriff. Immerhin entwickelte ich auf die stetig wiederkehrende Frage einer Freundin nach meinen Verkaufszahlenmüsste die Standardantwort "Patterson müßte man heißen…"


    Warum? Als ich 2010 den Artikel im Spiegel entdeckte, brannten sich mir die darin genannten Zahlen förmlich ein. Denn an dem 1949 geborenen, in New York aufgewachsenen und in Florida lebenden Autor James Patterson kommt in den USA seit Jahren vermutlich niemand in den Buchhandlungen vorbei. Und längst ist er nicht nur dort eine feste Größe auf dem Buchmarkt. In mehrere Sprachen übersetzt, finden seine Bücher weltweit reißenden Absatz. Laut Spiegel wurden mehr Patterson-Bücher verkauft als Brown, King und Grisham gemeinsam loswurden. Über 170 Millionen bedeuten umgerechnet, dass jeder siebzehnte verkaufte Roman in den Staaten von ihm stammt. Allein in Deutschland standen zwanzig seiner Bücher auf den Bestsellerlisten. Teilweise wurden sie bereits verfilmt, so etwa „Denn zum Küssen sind sie da“ und „Im Netz der Spinne“ in der Morgan Freeman den Polizeipsychologen und Profiler spielte.


    Patterson, ehemaliger Kreativdirektor einer Werbeagentur hat stets mehrere Projekte gleichzeitig laufen. So umgeht er Schreibblockaden. Er bevorzugt das Krimi- und Thrillergenre, verfasst aber auch Kinder- oder Sachbücher. 2009 unterschrieb er einen Vertrag für siebzehn Bücher. Dieser Deal brachte und bringt nicht nur ihm Millionen ein, auch die Verlage leben gut damit. So verdiente die Hachette-Gruppe – der Mutterkonzern von Litte, Brown & Co. (Pattersons Verlag) allein mit seinen Titeln in zwei Jahren 500 Millionen Dollar. Dort gilt er längst als Verfasser, Produzent, Lektor, Agent und Werbeagentur der Marke, zu der er sich und seine Bücher gemacht hat. Wie gesagt: Patterson müsste man heißen.


    Dabei stammt mittlerweile gar nicht mehr alles aus seiner eigenen Feder, wird teilweise nur von ihm abgehakt oder umgearbeitet, was von seinen Hilfsschreibern beigesteuert wird. Und Patterson war natürlich nicht immer Bestsellerautor. Anfangs plagten ihn die gleichen Probleme wie viele Autoren und er hatte Schwierigkeiten, seine Manuskripte unterzubringen. Sein 1976 entstandener Roman „The Thomas Berryman Number“ gewann den Edgar – einen Preis für Krimineulinge. Doch erst als er nach mehreren Einzelromanen die 1993 auf den Markt kommende Serie um Alex Cross begann, kam der Erfolg wirklich zu ihm und riss auch mit seiner zweiten Serie Women’s Murder Club nicht ab.


    Ursprünglich als Alexis Cross angelegt, merkte Patterson beim Schreiben des ersten Bandes schnell, dass er die farbige weibliche Hauptfigur nicht authentisch schreiben konnte und funktionierte sie kurzerhand zu einem Mann um. Alex Cross, der Vater dreier Kinder kam 2009 in Dead zum bereits dreizehnten Mal zum Einsatz, obwohl er eigentlich mittlerweile seine Tätigkeit bei der Polizei längst aufgegeben hat und sich um seine Privatpraxis kümmern möchte. Statt um psychopathische Killer bemüht er sich dort fortan lieber um Patienten mit Angst vor Bakterien, Kriegstraumata, Einsamkeitsproblemen, etc..


    Die einzelnen Bände um Alex Cross können – wie mir schnell klar wurde - separiert voneinander gelesen werden, da sie in sich abgeschlossen sind, selbst wenn man diverse Figuren in anderen Bänden wiederfindet. Der Nachteil dabei ist natürlich, dass bestimmte Figuren irgendwann blass und eher eindimensional daherkommen, wenn der Autor eingefleischte Fans nicht mit endlosen Wiederholungen ihrer Beschreibung langweilen will. Im Juli 2010 kam mit „Fire“ übrigens bereits der vierzehnte Band auf den deutschen Buchmarkt. Doch zurück zu Dead, zurück zu dem Buch, an das ich mit entsprechend großen Erwartungen herangegangen bin.


    Ein psychopathischer Serienmörder macht Cross in Washington D. C. einen Strich durch die Rechnung und würfelt ihn mit seiner Freundin, Detective Bree Stone, und ihren Kollegen zu einem Team zusammen, das eine grauenvolle Mordserie beenden muss, während ihnen die Zeit davon läuft. Der Killer inszeniert seine Taten als öffentliche Hinrichtungen vor einem unfreiwilligen Livepublikum, richtet dafür zudem eine eigene Website ein, verhöhnt die ermittelnden Beamten, spielt Katz und Maus mit ihnen.


    Parallel dazu taucht Kyle Craig, ein alter Bekannter von Cross (sein Vorgesetzter und Mentor - jedenfalls, bis ihm selbst einige Morde nachgewiesen wurden) wieder auf, der eigentlich in einer ausbruchsicheren Todeszelle auf seine Hinrichtung warten sollte. Ebenso parallel schwenkt Patterson zu der Beziehung zwischen Stone und Cross und zu den Sitzungen von Patienten, die Cross in seiner Privatpraxis behandelt.


    Patterson erzählt also in gewohnter Manier aus verschiedenen Perspektiven. Mal berichtet Cross selbst (in Ich-Form), mal erfährt man alles aus Sicht des DCPK genannten Killers, mal von Craig, der es geschafft hat, sich aus seiner Todeszelle zu befreien (jedoch nicht von ihnen, sondern in dritter Person). Meist kommen mehrere Kapitel aus einer Perspektive hintereinander, bevor Patterson die Blickrichtung wechselt. Seltsamerweise erschien es mir während des Lesens so, dass der bzw. die Killer im Vordergrund stehen. Tatsächlich widmet der Autor jedoch Cross und dem mit ihm arbeitenden Team bzw. seiner Beziehung zu Stone mehr Aufmerksamkeit als dem DCPK oder dem entflohenen, nicht weniger gefährlichen Craig.


    Bereits zu Anfang der Ermittlungen zeichnet sich ab, dass der DCPK will, dass Cross an dem Fall beteiligt wird und es ist auch relativ schnell klar, dass Craig etwas damit zu tun haben muss – was zweifelsohne an den erwähnten Perspektivwechseln liegt. Insoweit gibt es nicht wirklich überraschend, aber überraschend viel Vorhersehbarkeit in Dead, was unter anderem dazu führte, dass das Buch mich nicht wirklich gefesselt hat.


    Vorwiegend lag es aber an verschiedenen anderen Schwachpunkten. Nehmen wir zunächst einmal Craig. Im Prolog, der aus zwei von ihm handelnden Kapiteln besteht, wird er gleich zu Anfang dazu verurteilt, den Rest seines Lebens in einem Hochsicherheitstrakt zu verbringen – ohne normale zwischenmenschliche Kontakte. Im zweiten Kapitel wird erneut beschrieben, dass die Gefangenen dieses Traktes dreiundzwanzig Stunden täglich in ihrer Zelle verbringen und nur Kontakt zum Wachpersonal und ihren Anwälten haben. Trotzdem hat Craig nicht nur Kontakt zu seinem Anwalt, der ihm letztlich zur Flucht verhilft. Auch zum DCPK gibt es eine Verbindung, die nicht nur in Form einer fatalen Verehrung eines Serienkillers besteht (welche im Übrigen auch die Komplizin des DCPK oder etwa auch Craigs Anwalt für diesen empfinden). Grundsätzlich ist dies nachvollziehbar, denn fatalerweise haben Gewaltverbrecher auch in der Realität eine seltsame Anziehungskraft auf bestimmte Personen. Und so begeht der DCPK die Morde quasi für Craig, eifert ihm nach, will ihn letztlich übertrumpfen. Ob das erste Opfer des DCPK ihren Kontakt zu Craig vor oder nach seiner Verurteilung geknüpft hat, wird nicht ganz klar, aber die Verbindung Killer-Killer-Opfer gibt es.


    Statt jedoch gleich unmittelbar oder wenigstens später darauf oder auf die einzelnen Beweggründe dahinter näher einzugehen, schreibt Patterson lediglich, dass diese Verehrung besteht, und widmet sich lieber den wöchentlichen Anwaltsbesuchen von Craig. Wie er seinem Anwalt Woche für Woche, Jahr für Jahr acht gleiche Fragen stellt, ohne Antworten zu erwarten, bevor ein wenig Small Talk gemacht wird (der sich allerdings auch um Serienmörder drehen kann). Der Ausbruch ist perfekt geplant und verläuft ohne Probleme, sodass Craig - kaum draußen – natürlich gleich weitermorden kann, um seinem Serienkillerklischee zu entsprechen. Was hier wie oder warum wann von wem geplant wurde, steht in den Sternen – in Dead findet man es nicht, obwohl es der Geschichte gut getan hätte. Fast scheint es im Hinblick auf den letzten Satz im letzten Kapitel, dass dieser Handlungsstrang lediglich dazu dient, Craig in einem weiteren Alex-Cross-Band auftauchen zu lassen.


    Doch das war es nicht allein. Wie bereits erwähnt, ergibt sich – sofern man einzelne Bände einer Reihe unabhängig von den anderen liest - das Problem, dass etwa Alex Cross bei aller Präsenz etwas schemenhaft dargestellt wird. Im Zusammenhang mit dem Protagonisten der Serie erscheint das durchaus nachvollziehbar, doch leider gilt es auch für neu hinzugekommene Antagonisten, wie etwa den DCPK in Dead. Da der Autor den Fokus auf seine Taten und Verwandlungskünste, und weniger auf die Person dahinter lenkt, bleibt auch er zu farblos, zu unscharf.


    Und da gibt es auch die eigentlich sinnlose Aneinanderreihung grausam inszenierter Morde, die der Autor anschaulich beschreibt und für die der DCPK einen übertrieben wirkenden hohen Aufwand betreibt. Beides erscheint zwar grundsätzlich insofern logisch, dass Morde fatalerweise nicht zwangsläufig einen Sinn ergeben müssen und Täter bei weniger Aufwand vermutlich schneller gefasst würden bzw. sich der Wahnsinn passend darin spiegelt. Doch Dinge, wie das Bespielen und Löschen eines Videobandes, bevor ein Mord darauf festgehalten wird, damit die Ermittler nach einer Rekonstruktion der gelöschten Daten dadurch einen gewollten Hinweis auf den Mörder bekommen, erscheinen etwas übertrieben. Nachlässigkeit, weil der Täter Geld sparen und deshalb keine neue Videokassette verwenden wollte (ohne daran zu denken, dass ihm das zum Verhängnis werden könnte), hätte hier einen glaubwürdigeren Effekt erzielt.


    Genauso benutzt der DCPK für jeden Mord eine andere Identität, verkleidet sich so meisterhaft, dass man – insbesondere auch Cross - nicht so schnell erkennt, dass es sich immer um die gleiche Person handelt. Dieses Problem hat der Leser durch die Perspektivwechsel natürlich nicht. Er beobachtet ja, wie der Killer für die Ermittler und sein Publikum in diese Rollen schlüpft, dass er sich für sich selbst sogar anders nennt. Der DCPK verwendet dazu – genau wie der entflohene und untergetauchte Craig oder dessen Fluchthelfer auch – unter anderem Gesichtsprothesen. Die bekommt man nicht wirklich an jeder Straßenecke, sie müssen genau angepasst werden, damit sie nicht auf den ersten Blick auffallen, und kosten darüber hinaus auch nicht gerade wenig. Vom enormen Zeitaufwand, den so ein Tarn-und-Täuschen-Spiel schlicht und ergreifend bedarf um echt zu wirken, ganz zu schweigen. Doch all das scheint für die Antagonisten der Geschichte absolut kein Problem darzustellen.


    Hinzu kommt, dass Cross – genial, wie sich Profiler für gewöhnlich in TV-Serien, Filmen oder Romanen darstellen – rasend schnell Zusammenhänge erfasst, die für Otto-Normal-Verbraucher nicht erkennbar sind. So geht er bereits beim allerersten Hinrichtungsmord sofort von einem Serientäter aus. Immerhin sieht er Hinweise, die sonst niemand erkennt, kommt dafür aber erstaunlich langsam dahinter, was sie wirklich bedeuten, während der Leser wiederum paradoxerweise (ebenfalls dank der ständigen Perspektivwechsel) längst weiß, in welche Richtung es letztlich geht.


    Auch der Aufklärungsdruck, der auf dem Ermittlerteam lastet, wirkt nur bedingt glaubwürdig. Cross wird zwar durch den Killer dazu gezwungen und von seiner Freundin Bree auch dazu aufgefordert, sich des Falles anzunehmen – seine Praxis schließt er dafür jedoch nicht. Genauso abgeklärt, man könnte es allerdings genauso gut oberflächlich nennen, wie er sich der sich im Zuge der Ermittlungen ergebenden Bedrohungssituation seiner Person oder seiner Familie stellt, widmet er sich ganz nebenbei seinen Patienten und Patterson lässt den Leser munter an diesen Sitzungen teilhaben. Dass der Profiler und Psychologe dabei trotz seiner Genialität bis zuletzt absolut keinen Zusammenhang zwischen dem DCPK, seiner Komplizin und zweier Patienten sieht, wirkt weder stimmig noch authentisch. Auch dieser Zusammenhang wird im Übrigen einfach präsentiert, ohne wirklich auf die Bedeutung einzugehen. Natürlich könnte man ihn einfach in einer Laune des Killers begründet sehen, doch bei einem Bestsellerautor wie Patterson sollte man hier mehr erwarten können.


    Erschwerend kommt die Darstellung der Beziehung zwischen Stone und Cross hinzu. Die passt ebenfalls grundsätzlich in den Plot und so schwenkt der Autor (vermutlich mit einem Blick auf das schlagende Argument „sex sells“) auch immer wieder brav auf die Beiden. Überzeugen kann er allerdings auch damit nicht. Während im „realen“ Leben Ärzte, Ermittler und diverse andere Berufsgruppen eher Probleme mit ihrer Libido bekommen (sei es aus chronischer Überarbeitung oder einfach, weil das im Zusammenhang mit ihrer Arbeit stehende Geschehen um sie herum nicht sehr lustfördernd wirkt) merkt der Autor immer wieder an, wie scharf Cross auf seine Freundin ist oder wird. Die ihrer Ermittlungszeit mühsam abgeknapsten gemeinsamen Momente werden tatsächlich passend nicht explizit geschildert. Doch genau das, lässt die eben erwähnten ständigen Hinweise auf Cross Begehren, letztlich eher störend als unterhaltend wirken.


    Positiv anzumerken ist, dass Patterson seine Hauptfigur nur einmal in eine rasante Verfolgungsjagd per Auto verwickelt. Dass nicht ständig etwas in die Luft fliegt oder der Täter nicht im Alleingang ein Waffenarsenal verschwendet, das für eine ganze Armee reichen würde. Oder dass der Autor seine Leser nicht mit ermittlungstechnischen Details überfrachtet. Doch im Bezug auf Letzteres gibt es gleich wieder ein Aber, denn die Ermittlungen selbst können nicht wirklich überzeugen. Sie stochern bei allen Geistesblitzen von Cross zu viel im Dunklen, hinken dem bzw. den Tätern bis zuletzt zu sehr hinter, leben eher von Zufällen als von erarbeiteten Erkenntnissen. Wäre der Täter nicht so selbstverliebt, könnte er Washington vermutlich entvölkern, ohne dass Cross und seine Leute ihn je dingfest machen könnten.


    Fazit 2ratten


    Geschmäcker sind verschieden. Für die einen hat Pattersons Alex-Cross-Reihe Kultcharakter, andere begeistert sie eher weniger. Obwohl Patterson einen flüssigen, leicht zu lesenden Schreibstil pflegt, ziehen sich die kurz gehaltenen Kapitel. Der Autor verzettelt sich in Nebenschauplätzen. Obwohl die Handlungsfäden alle zu einem gewissen Ende gesponnen werden, werden sie nur bedingt schlüssig verwoben. Ob es nun an der Übersetzung, an der Dauer der Reihe oder Pattersons Stil liegt, kann ich nicht beurteilen. Dead war mein erster Roman von ihm und konnte mich nicht überzeugen, weshalb ich nur zwei Punkte von fünf Punkten dafür vergeben möchte.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

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    Leslie Parrish - Black Cats 01: Was kostet der Tod?
    Originaltitel Black Cats 01: Fade to Black
    aus dem Amerikanischen übersetzt von Heide Frank
    LYX
    ISBN 9783802583759
    Romantic Thrill
    Deutsche Erstausgabe 2011
    Umschlaggestaltung büosüd°; München
    Breitklappenbroschur, 360 Seiten
    [D] 9,99 €


    Verlagsseite http://www.egmont-lyx.de
    Autorenseite (deutsch) http://www.authorleslieparrish.com/black_cats_german.html



    Leslie Parrish hat drei Töchter, zwei Hunde und lebt mit ihnen und ihrem Ehemann Bruce in Maryland. Unter dem Namen Leslie Kelly hat sie bereits mehrere Liebesromane geschrieben, von denen bereits Übersetzungen in Deutschland bei Cora in der Tiffany-Reihe erschienen sind. 2006 erhielt sie für ihre Arbeit den Romantic Times Award und wurde für weitere Preise nominiert. Ihr erstes Buch erschien 1999, seitdem hat sie mehr als dreißig Liebesgeschichten mit frechen Dialogen und sexy Handlung für Harlequin geschrieben.


    Mit „Was kostet der Tod?“ – dem Auftaktroman der Black-Cats-Reihe und einem der Titel aus der Romantic-Thrill-Reihe von LYX – beschreitet sie neue Wege, um ihre etwas dunklere Seite als Schriftstellerin auszuleben. Zur deutlicheren Abgrenzung ihrer bisherigen Veröffentlichungen hat sie sich für das Pseudonym Leslie Parrish entschieden. Wer den rasanten, sexy-frechen Stil in „Was kostet der Tod?“ erwartet, den man aus Kellys bisherigen Romanen gewohnt ist, wird vielleicht enttäuscht. Denjenigen, die auf die von LYX gewohnte Erotik setzen, wird eventuell auch etwas fehlen.


    Dennoch lohnt es sich durchaus, das Buch zu lesen. Wie bereits in Susan Crandalls „Pitch Black” aus dem gleichen Verlagsprojekt, sind die romantischen Elemente in „Was kostet der Tod?“ eher dezent und weder mit erotischen Sequenzen überfrachtet, noch werden sie von gnadenloser Brutalität überdeckt, obwohl es durchaus um knallharte Verbrechen geht. Die sind übrigens härter als man unter Umständen bei einem romantischen Thriller erwartet, weshalb ausufernde Romantik bei dieser Thematik einfach unangebracht wäre. Doch kann man beides überhaupt in einen halbwegs harmonischen Einklang bringen?


    Dass es tatsächlich geht, zeigt unter anderem auch Parrish alias Kelly in ihrer Black-Cats-Reihe. Bereits im Auftaktroman zeichnet sich ab, dass die einzelnen Romane in sich abgeschlossen sind und unabhängig voneinander gelesen werden können, da sie jeweils andere Paare behandeln. Der Folgeband „Im Netz des Todes“, in dem zwei Figuren aus dem ersten Teil weiter behandelt werden, soll im September 2011 in Deutschland erscheinen. In den Staaten ist bereits der dritte Band mit dem Titel „Black at heart“ erhältlich.


    Die Geschichte selbst spielt in den Staaten der Gegenwart und wird in dritter Person erzählt. Das Cover der deutschen Ausgabe fällt durch seine Schlichtheit auf. LYX verzichtet auf einen, derzeit Verlag übergreifend gerne verwendeten muskelgestählten Oberkörper oder das ebenso gern verwendete ernste oder geheimnisvoll wirkende Frauen- oder Männergesicht und zeigt statt dessen eine verblühte, kopfüberhängende rosa Tulpe auf dunklem Hintergrund. Diese rosa Tulpe setzt sich übrigens Ton in Ton auf der Innenseite des Umschlages vorne wie hinten fort.


    Was rein vom Umschlag her auf ersten Blick so harmlos wirkt, versetzt einem gleich darauf einen kleinen Schock. Bereits im Prolog taucht man in den ersten Mordfall und damit in das Geschehen ein, bevor es im ersten Kapitel siebzehn Monate später mit Aufnahme der Ermittlungen durch die CAT-Abteilung des FBI, die sich mit Internetkriminalität auseinandersetzt, weitergeht. „Was kostet der Tod?“ handelt von einem brutalen Killer, der seine Opfer in immer kürzeren Zeitabständen maßlos quält und tötet und seine Werke per Video im Internet präsentiert. Unabhängig davon und gleichzeitig eng mit einem der Opfer verwoben, geht es aber auch um Missbrauch und häusliche Gewalt. Hierbei ist es der Autorin gelungen, die Unfassbarkeit der Morde durch geschicktes Weglassen zu detaillierter Beschreibungen so gekonnt subtil zu umschreiben, dass die Fantasie des Lesers zwar durchaus für Gänsehaut sorgt, ihn jedoch nicht zwanghaft alle Fenster und Türen kontrollieren lässt, sobald er das Buch zur Seite legt.


    Zugegebenermaßen: Ganz neu ist die Idee natürlich nicht – das muss sie aber auch nicht sein, solange die Umsetzung stimmt. Und während beispielsweise Katzenbach in „Der Professor“ als unterbrechende Nebenhandlung Halluzinationen und Gespräche seiner Hauptfigur mit verstorbenen Familienangehörigen einsetzt, baut Parrish die sich anbahnende Beziehung zwischen Stacey Rhodes, die als Sheriff der Kleinstadt Hope Valley tätig ist, und dem FBI-Agenten und Angehörigen der CAT-Einheit Dean Taggert ein. Beide haben eigentlich von großen und brutalen Verbrechen genug und sich bewusst für ihre momentane und bis zu diesem Zeitpunkt eher ruhigere Tätigkeit entschieden. Beide können jedoch nicht die Augen davor verschließen, dass es Verbrecher gibt, die unbedingt dingfest gemacht werden müssen, bevor noch mehr passiert, zumal Stacey eines der Opfer von klein auf kannte.


    Als eine Spur das FBI-Team nach Hope-Valley führt und Rhodes Taggert und seinen Kollegen helfen kann, zeigt sich gleichzeitig, dass Stacey und Dean auf einer Wellenlänge schwimmen. Unaufgeregt kommen sie einander näher. Stacey, selbstbewusst, autonom – eine Kleinstadtpflanze, die den Duft der Großstadt geschnuppert und sich wieder aufs Land zurückgezogen hat, geht offen auf Dean zu. Dean ist geschieden und durch seine Tätigkeit immer in Gefahr, das Umgangsrecht mit seinem Sohn zu verlieren. Dennoch stürzt er sich in seinen neuen Fall. Obwohl die Autorin hier fast in ihr bisheriges Genre abgerutscht wäre, tänzeln die Beiden letztlich nicht lange umeinander herum, gehen jedoch auch nicht wirklich zur Sache und ihre Liebesgeschichte ist, wie bereits erwähnt, eher dezent. Sie bildet den Hintergrund für die eigentliche Verbrecherjagd. Bietet sozusagen kleinere Entspannungsinseln, bevor es weitergeht bei der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen im Kampf gegen die Zeit. Geschickt lenkt die Autorin ihre Leser in verschiedene Richtungen, lässt Verdachtsmomente gegen mehrere der Figuren wachsen, bevor sie sie wieder auf die von ihr gelegte Spur zurücklotst. So bleibt bis zuletzt offen, wer der Täter ist.


    Die Hauptcharaktere sind gut gelungen. Die Autorin taucht erzählend in ihre Vergangenheit ein und bringt ihre Motivation passend zum Ausdruck. Die Nebencharaktere weisen insoweit eine kleine Schwäche auf, als ihre Beschreibung das eine oder andere Mal zu einfach ausfällt, zu klischeehaft böse und schlecht. Der flüssige, leicht zu lesende Schreibstil und die übrige stilistische Handhabung der Autorin, die Dialoge und Erzählungen in einem ausgewogenen Verhältnis mischt, macht dieses Manko größtenteils wieder wett. Einen richtigen Minuspunkt, der die Auflösung des Falls betrifft, gibt es jedoch. Dieser Teil des Romans wirkt zu schnell abgehandelt. Da nutzt es auch nur bedingt etwas, dass die Lösung so klar und stimmig beschrieben wird, wie man sie sich erhofft. Um den Roman gekonnt abzurunden, fehlt einfach eine ausführlichere Betrachtung der Motivation des Täters.


    Fazit 4ratten


    Gelungener Auftakt einer neuen Reihe trotz kleinerer Schwächen. Ich bin gespannt auf den Folgeband und vergebe vier Punkte von fünf Punkten.


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    Sarah Ockler - Die Sterne leuchten immer noch
    Originaltitel: Twenty Boy Summer
    aus dem Amerikanischen übersetzt von Bernadette Ott
    cbj
    ISBN 9783570137499
    ISBN 357013749X
    Roman Jugendbuch 12 – 13 Jahre
    1. Auflage 2011
    Umschlaggestaltung Zeichenpool, München
    Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 352 Seiten
    [D] 16,99 €


    Verlagsseite http://www.cbj-verlag.de
    Autorenseite http://sarahockler.com


    Was hat Steven Spielbergs „E.T.“ mit Sarah Ockler zu tun? Ganz einfach. Er brachte sie quasi zum Schreiben. Im zarten Alter von sechs Jahren schrieb und illustrierte sie ihr erstes Buch, das an eben diesen Film angelehnt war. Natürlich wurde es nie veröffentlicht. Ihre Eltern ermunterten sie stattdessen, eigene Ideen zu verwirklichen. Diesen Ratschlag hat Sarah Ockler beherzigt. Jahre später, genauer gesagt 2009, erschien ihr Debütroman „Twenty Boy Summer“, der von den Kritikern gefeiert und von cbj 2011 unter dem Titel Die Sterne leuchten immer noch auf den deutschen Buchmarkt gebracht wurde. Ende 2010 erschien in den USA ihr zweiter Roman unter dem Titel „Fixing Delilah“.


    Die Geschichten und Bücher der Autorin sind vorrangig für Jugendliche geschrieben. Ihre Passion für diese Zielgruppe und All-Age-Leser wurde bei ihrer Arbeit im Lighthouse Writers Workshop Denver verstärkt. Sie unterrichtet dort junge Autoren. Begründet dürfte sie jedoch darin liegen, dass Ockler sich noch gut an ihre Highschool-Zeit erinnern kann. An gute und schlechte, an aufregende und langweilige Tage auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Die Autorin, die den Bachelor of Arts in Communication gemacht hat, verbringt neben dem Schreiben einen Teil ihrer freien Zeit in der Natur und fotografiert gerne diesbezügliche Motive oder Kinder oder geht mit ihrem Ehemann Bergsteigen.


    Der Buchumschlag in nachtblau zeigt einen Sandstrand, im Hintergrund etwas Meer, im Vordergrund eine junge Frau bzw. ein junges Mädchen, das in einem weißen Kleid vom Wind umspielt mit ausgebreiteten Armen unter einem sternenklaren Himmel steht. Der Originaltitel passt genauso gut wie die deutsche Übersetzung. Während „Twenty Boy Summer“ an eine Wette angelehnt ist, die die weibliche Hauptfigur Anna mit ihrer Freundin abschließt, deutet der deutsche Titel gleichermaßen auf die Hilflosigkeit wie Hoffnung hin, die Anna empfindet.


    Mit fünfzehn sollte man Kribbeln im Bauch spüren. Sich über Schulnoten und die Zukunft Gedanken machen, aber daneben auch über Mode, Make-up, Musik, etc. Sachen erleben, die einen zum Lachen bringen, beste Freunde haben, Träume ausmalen oder Schmetterlinge im Bauch spüren, die mit Verliebtsein oder gar der ersten Liebe einhergehen. Hormonell bedingt ist dieses Alter eine Zeit der emotionalen Tiefs und Hochs in rasanter Abfolge und genau genommen erlebt Anna all dies auch. Bis zu jenem Tag, an dem Trauer und Hilflosigkeit schlagartig überwiegen. Dass ausgerechnet Matt, ihr bester Freund, in den sie seit fünf Jahren verliebt ist, auch nicht erst seit Kurzem etwas für sie empfindet, lässt sie für eine kurze, wundervolle Zeit schweben - bis er völlig überraschend aus dem Leben gerissen wird. Bevor sie irgendjemand von ihrer ersten Liebe berichten kann, endet die zart aufkeimende Beziehung zu dem Jungen, mit dem sie schon ihr ganzes Leben verbracht hat. Noch nicht einmal ihrer besten Freundin, Matts Schwester Frankie, kann sie davon erzählen, denn Matt wollte es seiner Schwester schonend beibringen. Sowohl er als auch Anna hegten die Befürchtung, dass ihre Freundschaft dadurch belastet werden könnte. Deshalb hat er ihr in diesem Zusammenhang das Versprechen abgenommen, niemandem etwas zu sagen, bevor er selbst mit Frankie gesprochen hat. Auch über seinen Tod hinaus fühlt die mittlerweile sechzehnjährige Anna sich an dieses Versprechen gebunden und übernimmt seine Beschützerrolle für seine Schwester. Sie trauert still. Statt selbst Trost zu empfangen, ist sie für Frankie und ihre Eltern da und begleitet sie ein Jahr nach Matts Tod zum ersten Mal an den Ort, an dem die Familie ihre Sommerurlaube verbrachte.


    Ockler hat feinfühlig authentisch wirkende Charaktere geschaffen. Ob man nun selbst bereits einmal den Verlust einer nahestehender Person erlebt hat oder nicht - jeder dürfte sich relativ schnell und problemlos in Anna oder eine der anderen Figuren hineinversetzen können. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und locker, ohne flapsig oder aufgesetzt zu wirken. Ihre Darstellung der Gefühle der einzelnen Personen ist nicht überladen, doch geht bisweilen hart an die Grenze. Manchmal möchte man sowohl Frankie als auch Anna fast schütteln, oftmals in die Arme nehmen und trösten.


    Die Sterne leuchten immer noch spielt in der Gegenwart und umfasst den Zeitraum von etwas mehr als einem Jahr, enthält jedoch auch einige länger zurückliegende Erinnerungen. Ein Teil spielt an der Ostküste, der andere an der Westküste der Vereinigten Staaten. Der Raum dazwischen könnte synonym für die Entwicklung der Geschichte stehen, für den Abgrund, der sich nach Matts Tod für seine Familie und Anna zum Rest der Welt aber auch zwischen ihnen auftut. Alles könnte jedoch auch zu einer anderen Zeit an einem völlig anderen Ort stattfinden, denn die Handlung richtet den Blick auf die Emotionen, weniger auf Zeit und Umgebung. Gleichzeitig sind gewisse Passagen enthalten, die typisch amerikanisch gehalten sind, und genau dadurch etwas zu oberflächlich oder lang wirken können. Nach Matts Tod geht jede der Figuren anders mit ihrer Trauer um, wobei die Autorin den Fokus auf Anna richtet, die die Geschichte in Ich-Form erzählt.


    Frankie etwa wirkt in ihrem Schmerz egoistisch und oberflächlich, verstockt, kindisch und gleichermaßen verletzend wie verletzlich. Sie verfällt nach einer geschockten Starre in blinden Aktionismus. Zum einen lässt sie kaum jemanden an sich heran, zum anderen scheint ihr neues Leben aus Make-up, Partys und Jungs zu bestehen. In ihrem Schmerz bekommt sie gar nicht mit, dass die Ehe ihrer Eltern zu scheitern droht oder wie es Anna geht.


    Annas Welt wird klein, erstarrt eher, während sie Matt durch briefartige Einträge in ihrem Tagebuch am Leben erhält oder erdachte Zwiegespräche mit ihm führt. Durch ihre Erinnerungen lernt man Matt näher kennen. Ockler animiert auch damit zum Nachdenken, zum Schmunzeln, lässt den Leser mitfühlen. Trotz der emotionsgeladenen Thematik schafft es die Autorin, nicht melodramatisch abzurutschen. Sie verbindet geschickt die Gefühle der Trauer und des Schmerzes, der Wut und Hoffnungslosigkeit, aber auch der Verliebtheit, der Hoffnung, der Neugierde und des Verzeihens.


    Der gemeinsame Urlaub ist gleichermaßen eine Belastungsprobe für alle, wie auch der Versuch, ein normales Leben zu führen. In diesem Zusammenhang schließen Frankie und Anna vor ihrer Abreise einen Pakt. Die 20 Tage am Meer sollen zum A.B.S.A.Z (absolut bester Sommer aller Zeiten) werden und die Mädchen wollen sie nutzen, jeden Tag einen anderen Jungen kennenzulernen. Einer wird – nach Frankies Ansicht – schon dabei sein, der Anna um ihre Jungfräulichkeit bringt. Was sich keineswegs einfach gestaltet. Matt ist trotz seines Todes omnipräsent in den Erinnerungen und Gefühlen Annas. Sie trauert nach wie vor und hegt Schuldgefühle, weil sie ihrer Freundin nicht die Wahrheit sagen kann. Den Pakt ist sie nur halbherzig eingegangen, um Frankie aufzumuntern. An eine neue Liebe glaubt sie nicht wirklich; der Gedanke jagt ihr beklemmende Gefühle ein, weil sie glaubt, Matt dadurch zu verraten. Tatsächlich machen sich aber doch Schmetterlinge in ihrem Bauch bemerkbar, als sie Sam kennenlernt. Die Gefühle für ihn, erinnern natürlich an die für Matt, doch gleichzeitig wird deutlich, dass sie andersgeartet sind, weil ihnen eine gewisse Oberflächlichkeit innewohnt. Die Zeit, die sie mit ihm verbringt, und letztlich ihr Tagebuch sorgen jedoch auch dafür, dass ihre Freundschaft zu Frankie auf eine harte Probe gestellt wird.


    Gleichwohl ist Ocklers Debütroman jedoch auch voller Hoffnung und, ja … auch Kraft. Zeigt nicht nur die traurige Seite – etwa durch Annas Erinnerungen. Zeigt, wie wichtig es ist, in solchen Phasen jemanden neben bzw. bei sich zu haben. Dass Schweigen viel zerstören kann und andererseits oft nur wenige Worte vieles aufwiegen. Dass ein kleiner Schritt zur Seite den Betrachtungswinkel verändert. Zeigt, wie wichtig die einzelnen Phasen der Trauer sind. Wie unendlich kostbar Erinnerungen sind und dass man durch Loslassen auch gewinnen kann.


    Fazit 5ratten


    Ein Roman über Freundschaft, Liebe, Trauer, Schmerz und das Erwachsenwerden. Hier passt der deutsche Titel perfekt. Die Sterne leuchten immer noch – manchmal muss man nur einfach den Kopf heben. Ein Debüt, das berührt und für das ich trotz kleinerer Längen fünf Punkte von fünf Punkten vergeben möchte.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)


    Emoticon aus Threadtitel entfernt. LG, Valentine