Beiträge von Ati

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    Rebecca Stead - Du weißt, wo du mich findest
    Originaltitel: When you reach me
    aus dem Amerikanischen übersetzt von Alexandra Ernst
    cbj
    ISBN 9783570139066
    ISBN 3570139069
    Jugendbuch, 11 – 12 Jahre
    1. Auflage 2011
    Umschlaggestaltung zeichenpool, München
    Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 240 Seiten
    [D] 14,99 €


    Verlagsseite http://www.cbj-verlag.de
    Autorenseite http://www.rebeccasteadbooks.com


    Die 1968 in New York geborene und aufgewachsene US-Autorin, die zusammen mit ihrem Mann und zwei Söhnen in Manhattan lebt, schreibt für Kinder und Jugendliche. Nachdem sie bereits früh zum Schreiben an sich kam, nahm sie es erst nach einer Pause, in der sie als Anwältin tätig war, ernsthaft wieder auf. Und eigentlich auch nur, um sich davon abzulenken, dass ihr Sohn … sagen wir mal … ursächlich, am Ableben ihres Laptops beteiligt war, auf dem jahrelang gesammelte Ideen und Kurzgeschichten gespeichert waren. Um sich aufzuheitern, begann sie mit etwas Leichtem, dem dann 2007 ihr erster Roman „First Light“ folgte. Im Jahr 2010 wurde sie mit ihrem 2009 erschienenen zweiten Roman „When you reach me“ für die Newbery Medal – einen Literaturpreis für Jugendliteratur - nominiert. Ins Deutsche übersetzt brachte cbj diesen Roman 2011 unter dem Titel Du weißt, wo du mich findest auf den Markt.


    Der rot gestaltete Umschlag, der ein Paar karobesockte Füße in roten Lackschuhen, einen Origamifrosch auf gezeichneten Holzdielen mit Bleistiftzeichnungen von Schuhen, einem Brief, etc., zeigt, ist gut gelungen und macht das Buch zu einem von denen, die den Blick unweigerlich auf sich ziehen.


    Der Roman handelt von der 12jährigen Miranda, die Ende der 1970er Jahre in New York City lebt. Die Geschichte könnte jedoch auch an einem beliebig anderen Ort zu einer beliebigen anderen Zeit spielen, denn obwohl die Autorin beides erwähnt, liegt der Schwerpunkt von Du weißt, wo du mich findest eindeutig auf der Gefühls- und Gedankenwelt des Mädchens, die die Geschichte in Ich-Form in briefartigen Episoden erzählt. Bereits hier wird klar, dass das Buch kein reines Buch zur Entspannung ist und vermutlich eher Leser außerhalb der anvisierten Zielgruppe finden wird. Die briefartigen Episoden bewirken, dass die Geschichte gewissermaßen Zeitsprünge erlebt. Man kann nicht einfach lesen und abhaken, man muss dabeibleiben und überlegen, ob das Gelesene gerade im Jetzt, Davor oder Danach geschieht. Doch Miranda selbst könnte neben jedem von uns leben, könnte vielleicht mit uns verwandt sein oder den einen oder anderen Leser selbst darstellen. Das Mädchen wirkt echt, man kann sich in sie hineinfühlen, ja hineinversetzen. Dies gilt auch für die Nebencharaktere. Sie sind zwar nicht so detailliert gezeichnet, zeigen sich jedoch genauso authentisch wie die Hauptfigur.


    Das Mädchen lebt in einfachen Verhältnissen mit ihrer Mutter und deren Freund zusammen. Miranda hat nicht viele Freunde – genau genommen nur Sal. Doch der will von heute auf morgen nichts mehr von ihr wissen, ohne zunächst Gründe dafür zu liefern. Deshalb beginnt Miranda, zarte Kontakte mit anderen Kindern zu knüpfen. Kontakte, die pubertäre Streitereien genauso beinhalten wie jugendliche Neugier und Unbedarftheit. Oder auch Ängste und Unbehagen, etwa im Zusammenhang mit einem obdachlosen „lachenden Mann“, der vor Mirandas Haus seine Tage fristet.


    Es gibt auch einen mysteriösen Erzählteil, der auf kleinen Nachrichten fußt, die Miranda immer wieder findet. Etwa eine mit dem Inhalt „Ich komme, um das Leben deines Freundes zu retten. Und mein eigenes. Ich bitte dich um zwei Gefallen. Erstens: Du musst mir einen Brief schreiben. Zweitens: Ich bitte dich, diese Nachricht geheim zu halten.“ Nachrichten, von jemandem, der genau über Miranda Bescheid zu wissen scheint und sogar zukünftige Ereignisse voraussehen kann. Miranda kommt dieser Bitte nach, wie man unschwer daran erkennen kann, dass sie immer wieder eine stets präsente, aber nicht greifbare Person mit „du“ anspricht, auch wenn sie lange nicht begreift, was sie wirklich tun soll oder warum dies alles geschieht.


    Die Geschichte, die laut Umschlagtext „atemberaubend spannend, brillant erzählt, voller Wärme und Klugheit“ sein soll und das Buch zu etwas macht, „das man nie vergisst“ lebt in Wirklichkeit jedoch nicht von atemberaubender Spannung. Damit hat der Verlag der Autorin vermutlich keinen Gefallen getan, denn Du weißt, wo du mich findest ist so ganz anders als das, was damit automatisch suggeriert wird. Abseits des Mainstreams entpuppt sich die Geschichte als etwas, dass von Ruhe, Emotionen und – trotz der eher einfachen Sprache - auch von Poesie getragen wird. Es ist kein ganz einfaches Buch und vermutlich dürften es einige Leser nach dieser vielversprechenden Verlagsankündigung zu früh gelangweilt oder enttäuscht beiseitelegen. Zumal auch ein Erzählstrang hinzukommt, der sich um die Teilnahme von Mirandas Mutter an eine Quizshow dreht, bereits relativ früh erwähnt und im Vergleich zur übrigen Handlung fast quälend, übermäßig betont wird.


    Dennoch lohnt es sich, das Buch zu lesen. Denn tatsächlich besticht Mirandas Geschichte in ihrem unaufgeregten Erzählstil. Du weißt, wo du mich findest verwirrt, regt jedoch auch zum Nachdenken an. Etwa über den Sinn des Lebens, über das Danach, über die Ewigkeit, über Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit, die Härten des Lebens. Unscheinbar wirkende Kleinigkeiten gewinnen zunehmend an Bedeutung. Man ahnt, worauf alles hinauslaufen wird, weiß es aber bis fast zum Ende nicht wirklich. Was zunächst einfach gestrickt wirkt, entpuppt sich als ein gelungenes Gespinst eines interessanten roten Fadens, der sich kontinuierlich durch den Roman zieht.


    Fazit 4ratten


    Ein ungewöhnliches Buch abseits des Mainstreams, das trotz des gelungenen Covers die Meisten erst auf den zweiten Blick bestechen dürfte. Ich würde es eher unter All-Age als unter Jugendbuch einsortieren, den Fokus nicht auf „atemberaubende Spannung“ lenken, dafür aber auf einen leisen, emotionalen und bezaubernden Roman, für den ich vier von fünf Punkten vergeben möchte.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)


    Emoticon aus Threadtitel entfernt. LG, Valentine

    Ich fand das Buch auch nicht schlecht - Hier meine Meinung


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    Astrid Ruppert - Wenn nicht jetzt, wann dann?
    Marion von Schröder Verlag
    ISBN 9783547711721
    ISBN 354771172X
    Belletristik
    1. Ausgabe 2011
    Umschlaggestaltung ZERO
    Gebundene Softflexausgabe mit Schutzumschlag, 400 Seiten
    [D] 14,90 €


    Verlagsseite www.schroeder-verlag.de
    Autorenseite http://de-de.facebook.com/astrid.ruppert


    Die 1964 im Saarland geborene, in Fulda aufgewachsene und mit Mann und Tochter in Wiesbaden lebende Autorin studierte Anglistik und war vor ihrer schriftstellerischen Karriere als Dramaturgin und Redakteurin bei verschiedenen Fernsehprojekten tätig. Dazu zählen nicht nur Lily-Schönauer-Verfilmungen oder Folgen des Traumhotels. In den vergangenen zehn Jahren wirkte sie an über 40 TV-Serien und -Filmen mit, bei dem Kurzfilm „Nebenan leben“ führte Ruppert selbst Regie. 2009 kam ihr erstes Buch „Obendrüber, da schneit es“ bei List heraus, welches 2010 vom ZDF verfilmt wurde.


    Der sommerlich gehaltene Buchumschlag in zartem grün mit glänzenden Blütenranken, rotem Klatschmohn, Herzen, die wie Blütenblätter aufgewirbelt werden, und einer Frau, die die Arme ausbreitet und die Hände Richtung Himmel erhebt, als wolle sie die Blätter fangen; innen orangefarbene Vorsatzseiten, auf denen sich die Blütenranken und Herzen Ton in Ton wiederholen – all das deutet auf das hin, was Astrid Ruppert mit Wenn nicht jetzt, wann dann? geschrieben hat: eine leichte, romantische Geschichte.


    Die handelt laut Text auf dem Umschlag von drei Frauen, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Annemie ist trotz gegenteiliger Erfahrungen und einem Ordnungs- und Regeltick der romantische Typ, was sich in ihren Kuchenkreationen zeigt. Die Witwe glaubt an die Liebe und ist als Älteste eher mütterlich-großmütterlich. Ihr Tagesablauf ist eingefahren, ihre Welt klein und Höhepunkte erlebt sie allenfalls beim Backen oder Lesen von Liebesromanen. Die leicht chaotische und quirlige und an Vorzeichen glaubende Liz ist nach einer einschneidenden Erfahrung kurz vor ihrer eigenen Hochzeit von Männern und besten Freundinnen geheilt. Sie versinkt jedoch nicht in Selbstmitleid. Stattdessen versteigert sie ihre eigene Hochzeitsfeier samt Brautkleid und gründet eine Hochzeitsplaneragentur – in der bald schon die Kuchen von Annemie reißenden Absatz finden. Die Agentur läuft so gut, dass die Juwelierstochter Nina darauf aufmerksam wird und ihre eigene Hochzeit von Liz organisiert haben möchte. Nina – die Jüngste der drei Frauen - weiß, was sie möchte, wusste es immer schon und die Hochzeit ist eigentlich nur ein kleiner Meilenstein in ihrer lange fest stehenden Lebensplanung.


    Die Idee passt ganz gut in die Projekte, an denen Ruppert bereits während ihrer Tätigkeit beim Fernsehen beteiligt war. Und ganz wie in diversen Filmen und Folgen läuft natürlich bei den drei Frauen nicht alles glatt. Ein Fahrradunfall von Liz, der sie mit gebrochenen Knochen für nahezu den Rest des Buches ins Krankenhaus befördert, stellt die eingefahrenen Weichen im Leben der Frauen um. In ihrer Not wendet Liz sich an ihre Nachbarin Annemie, damit die sich um die Agentur kümmert und ihre Kunden wenigstens rudimentär betreut oder sie vertröstet. In diesem Zusammenhang lernen sich auch Annemie und Nina kennen. Dabei wächst Annemie förmlich über sich hinaus.


    Allen drei Frauen ist gemeinsam, dass sie Schutzmauern um sich errichtet haben, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Die haben dazu geführt, dass jede von ihnen auf ihre Art einsam ist. Sie stellen fest, dass der Schritt aus ihrem kleinen, scheinbar sicheren, selbst errichteten Gefängnis zwar nicht unbedingt leicht, aber überraschend klein ist und das Leben durchaus noch mehr beinhalten kann, als sie bisher annahmen. Abgesehen davon muss jede für sich weitere Lektionen lernen. Dass es wichtig ist, Freunde zu haben. Dass Gefühle zwar unterdrückt und verleugnet, aber nicht einfach abgestellt werden können. Sie müssen lernen, dass es von Bedeutung ist, im richtigen Moment „nein“ sagen zu können. Und dass Veränderung wehtun kann, jedoch nicht zwingend negativ sein muss.


    Je weiter man liest, desto mehr kristallisiert sich heraus, dass Annemie, die Unscheinbarste, den Hauptpart in der Geschichte einnimmt. Um sie dreht und wendet sich alles, auch wenn Liz im Krankenhaus einen Arzt kennenlernt, der Interesse an ihr zeigt oder Nina plötzlich feststellt, wie sehr sie eine mütterliche Bezugsperson vermisst und sich fragt, ob ihr Verlobter tatsächlich der richtige für sie ist. Annemie entwickelt sich am meisten in diesem Buch, ihr Schritt zurück ins Leben ist der größte. Sie kann nicht nur auf die Erfahrungen aus sechs Jahrzehnten zurückblicken, sie kann trotz allem nach vorne sehen. Das können Liz und Nina natürlich auch, doch sie wirken, obwohl sie quasi omnipräsent sind, eher wie Nebencharaktere.


    Ruppert hat für Wenn nicht jetzt, wann dann? einen ruhigen Ton gewählt. Unaufdringlich verzichtet sie für ihre Liebesgeschichte auf erotisch angehauchte Sequenzen und lenkt damit den Fokus auf die turbulenten Gefühle, die die Frauen – allen voran Annemie - unverhofft durchleben. Durch geschickt verwobene Erinnerungen an Vergangenes hat die Autorin wunderbar lebendige und glaubwürdige Figuren geschaffen, die direkt neben uns leben könnten. Sie schlägt dabei jeweils einen Bogen aus der Kindheit ihrer Charaktere in die Gegenwart, ohne zu sehr in die eine oder andere Richtung zu driften. Nebenbei lässt Ruppert ihre Leser gleichsam emphatisch an der Gefühls- und Gedankenwelt der männlichen Nebencharaktere teilnehmen. Lässt Freundschaften wachsen, alte Zwistigkeiten aufarbeiten, Hoffnung und Lebensmut sprießen und bisher standhaft verteidigte Verhaltensmuster verblassen.


    Tatsächlich ist die eine oder andere Passage vorhersehbar und schrammt an Sentimentalitätsgrenzen vorbei. Dies wird jedoch durch den lockeren, flüssigen, stellenweise humorigen Stil der Autorin wettgemacht, zumal die von ihr beschriebenen Charaktere, trotz ihrer Eigenheiten und Schwächen, durchweg sympathisch sind. Bei aller Leichtigkeit bewegt die Geschichte, man leidet vor allem mit Annemie – sei es als Kind, als junge Frau oder als unvorhergesehene Hochzeitsplanerin.


    Fazit 4ratten


    Liebe ist für jedes Alter etwas, genau wie Hoffnung und das Verlassen eingefahrener Wege. Genau das bringt Ruppert in ihrem zweiten Roman zum Ausdruck. Wenn nicht jetzt, wann dann? ist ein unterhaltsamer, romantischer, aufheiternder Roman, der Lust auf mehr macht. Dafür gibt es vier Punkte von fünf Punkten.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

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    Steve Berry - Antarctica
    Originaltitel: The Charlemagne Pursuit
    aus dem Amerikanischen übersetzt von Barbara Ostrop
    Blanvalet
    ISBN 9783442373352
    ISBN 3442373352
    Thriller
    1. Auflage 2011
    Umschlaggestaltung Hilden Design, München
    Taschenbuch, 608 Seiten


    Verlagsseite: http://www.randomhouse.de/blanvalet/index.jsp
    Autorenseite: http://www.steveberry.org


    Mit 35 Jahren begann der 1955 geborene und heute in St. Augustine, Florida, lebende Anwalt Steve Berry mit Schreiben. Sein bevorzugtes Genre sind Thriller. Zehn bzw. elf Jahre danach wurde er Sieger des „Georgia State bar Fiction Writing Contest“, wiederum zwei Jahre darauf wurde sein erster Roman „The Amber Room“ veröffentlicht. Neben seiner anwaltlichen und schriftstellerischen Tätigkeit engagiert sich der verheiratete Autor und Vater einer Tochter auch auf lokalpolitischer Ebene. Er mag das Meer und Golf und reist sehr gerne, immer auf der Suche nach neuen Ideen für seine Geschichten. Zusammen mit seiner Frau hat er die Stiftung „History Matters“ gegründet.


    Sieben Bücher später ist der in den Staaten als Bestsellerautor bekannte Berry natürlich auch in Deutschland längst kein Unbekannter mehr. Publishers Weekly bezeichnete ihn als „den wahren Meister unter den Thrillerautoren“. Und sieht man sich seine Verkaufszahlen an, darf man getrost davon ausgehen, dass durchaus etwas an dieser Lobeshymne dran ist. Seine Bücher (über 12 Millionen gedruckte Exemplare) werden, in 40 Sprachen übersetzt, in 51 Ländern vertrieben. Berrys Schreibstil wurde und wird öfter mit dem von Dan Brown verglichen, was allerdings nicht immer durchweg positive Reaktionen hervorruft.


    Nach "Alpha et Omega", "Patria" und "Der Pandora-Pakt" schickt Berry mit Antarctica erneut den ehemaligen Agenten Cotton Malone ins Rennen, wobei die Bücher unabhängig voneinander gelesen werden können, da sie in sich abgeschlossen sind. Und wie schon zuvor, hat auch der Fall, mit dem er es im aktuell vorliegenden Roman zu tun bekommt, etwas mit seiner Familie zu tun. Im vierten Buch der Malone-Reihe wird ein Bezug zu seinem verstorbenem Vater hergestellt, der bei einem U-Boot-Unglück ums Leben kam. Erst Jahrzehnte später, als Malone längst seinen Dienst bei der Regierung der Vereinigten Staaten beendet hat, bekommt er Einsicht in die Akte seines Vaters. Die wirft allerdings mehr Fragen auf, als sie Antworten bietet, und rückt ihn ins Visier skrupelloser Mörder.


    Wie in seinen anderen Malone-Romanen lenkt Berry auch in Antarctica den Fokus eher auf die Handlungsebene als auf seine Charaktere, womit sie allesamt eher eindimensional bleiben. Und wie zuvor zieht er auch in diesem Roman die Handlungsorte weit auseinander; lässt Malone vom Südpol bis nach Aachen und zurück in die Antarktis nach der Wahrheit und mit ihm etliche andere Charaktere nach einem großen Geheimnis suchen. Auch in Antarctica kommt Geschichte nicht zu kurz, versteht Berry es doch, einen Bogen von Karl dem Großen im achten Jahrhundert nach Christus über das Dritte Reich bis in die Gegenwart zu schlagen. Aktuelles wird mit Historischem vermischt, geschichtlich reales Wissen mit fiktiven Einschlüssen. Seine Interpretationen geschichtlicher Begebenheiten sind durchaus nachvollziehbar und er lenkt seine Figuren geschickt und abwechslungsreich durch das spannende Geschehen. Hinzu kommt ein Hauch Mystery, denn das U-Boot mit Malones Vater ist an einem Ort gesunken, der mysteriöse Zeichen birgt und auf eine untergegangene, geheimnisvolle Kultur verweist. Alles gemeinsam führt letztlich zu einem großen Showdown in der Antarktis.


    Obwohl die Hauptcharaktere, wie bereits erwähnt und aus früheren Büchern bekannt, nicht im Vordergrund stehen, tut das der Spannung keinen wirklichen Abbruch. Dies gilt auch für die Detailverliebtheit, die Berry hin und wieder an den Tag legt. Er wird damit nicht bei allen Lesern Jubel hervorrufen, dennoch kann beides nicht überdecken, dass er eine flüssige und interessante Geschichte geschrieben hat. Und das, obwohl er sowohl zeitlich aus auch örtlich einige Sprünge absolviert, die eher das Gegenteil vermuten lassen. Doch Berry schafft es, den roten Faden der Geschichte konsequent zu Ende zu spinnen und ermöglicht es dem Leser, in eine dicht gewobene Atmosphäre eintauchen zu lassen.


    Fazit 4ratten


    Spannend, flüssig, unterhaltsam und nebenbei kann man noch geschichtliches Wissen auffrischen oder lernen. Dafür gibt es vier Punkte von insgesamt fünf Punkten.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

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    Michael Schreckenberg - Der Finder
    Juhr/gardez!
    ISBN 9783897962217
    ISBN 3897962217
    Endzeitroman
    1. Auflage 2010
    Titelbild Anna Czajkowska
    Taschenbuch, 321 Seiten
    [D] 9,90 €


    Verlagsseite http://www.juhrverlag.de
    Verlagsseite http://www.gardez.de
    Autorenseite http://www.schreckenberg-pr.de/schriftsteller.html


    Seit Herbst 2010 erscheinen in Zusammenarbeit der Verlage Juhr und gardez! Geschichten aus dem Bergischen Land und dem Rheinland. Eine davon ist der Endzeitroman Der Finder von Michael Schreckenberg. Der in Leverkusen lebende PR-Berater, freie Journalist und Autor schreibt Genre übergreifende fantastische Geschichten zwischen Horror, Science-Fiction, Thriller und Urbanfantasy. Was bereits 1999 entstand und damals eher noch kurz gehalten war, erschien um einiges ausgebaut im November 2010 als Debütroman im Rahmen des eben erwähnten Gemeinschaftsprojekts der oben genannten Verlage.


    Passend zum Thema ist das Cover des Buches schlicht in schwarz-weiß gehalten. Die Zeichnung zeigt einen altertümlich wirkenden Reiter vor einem kahlen Baum, einigen Felsen und Turmspitzen im Hintergrund. Der Finder hat übrigens nichts mit dem zentralen Bestandteil der grafischen Benutzeroberfläche eines Mac OS-Betriebssystems zu tun. Im Fall von Schreckenbergs Roman handelt es sich dabei um einen Menschen. Der Handlungsort ergibt sich aus dem Verlagsprojekt – es ist das Bergische Land, jedenfalls hauptsächlich. Der Roman spielt über einen Zeitraum von mehreren Monaten in der Gegenwart. Die Figuren sind Otto-Normal-Verbraucher: Keine Helden, keine Überflieger, nur einige Menschen Ende 20, mit normalen Ängsten und Nöten, jedenfalls bis zu einem bestimmten Tag.


    Kennen Sie das? Lärm macht verrückt, man sehnt sich nach Stille. Der Fotograf Daniel braucht das manchmal. Wenn auch anders, als er es letztlich mehr oder weniger bekommt. Er ist Der Finder, damit die Hauptfigur des Romans und der Erzähler. Daniel fotografiert gerne Friedhöfe und genießt die Stille dort. Zehn Jahre nach seinem Abitur nimmt er an einer Feier teil und verliebt sich Hals über Kopf in Esther, die seine Gefühle prompt erwidert. Sie sucht ihn schneller auf, als er nüchtern werden kann und nicht nur Daniel schwebt im siebten Himmel. Allerdings einem sehr stillen und einsamen Himmel, wie sie bald darauf feststellen. Während sie sich näher gekommen sind, während weniger Stunden nur, sind fast alle Menschen verschwunden. Einfach weg. Nur ein paar ehemalige Schulkameraden, die auf der Abifeier waren, finden sich wieder. Geschockt, entsetzt, verzweifelt, ge-quält von der Frage nach dem Warum.


    Man landet schon im Prolog quasi ohne Vorwarnung mitten im Geschehen. Die Lektüre des Romanabschnitts, der sich gleich darauf mit dem Entstehen der Situation und den Überlegungen der Überlebenden hinsichtlich ihrer Zukunft beschäftigt, gestaltet sich nicht schwierig, hat aber eine Schwäche: das Tempo. Er wirkt dadurch etwas konstruiert und die getroffenen Entscheidungen nicht unbedingt nachvollziehbar. Genauso schnell wie die Liebe zwischen Esther und Daniel aufflammt, genauso schnell geht es nach der Katastrophe weiter. Keiner rechnet damit, dass von außerhalb Rettungskräfte kommen. So trennt sich die kleine Gruppe. Die einen machen sich auf die Suche nach weiteren Überlebenden, die anderen entscheiden sich, die Stadt zu verlassen, sich ein Domizil auf dem Land zu suchen und einen Neustart zu wagen. Es erscheint wenig nachvollziehbar, dass angesichts des erlittenen Schocks speziell die letzte Entscheidung so schnell getroffen wird. Auch dann nicht, wenn sie von einem ehemaligen Afghanistansoldaten angeregt wird. Andererseits – wer weiß schon, wie man sich in so einer Situation tatsächlich verhalten würde …. Daniel und Esther gehören zu den „Siedlern“. Was überraschend gefasst geplant wird, wird ebenso ruhig und sicher umgesetzt. Die Gruppe findet einen Hof und beginnt sich einzurichten. Sie verharren nicht, handeln überlegt und nehmen im Handumdrehen alles in Angriff. Aus Notgemeinschaften werden bald Beziehungen. Wie bereits erwähnt, wirkt dieser Teil der Geschichte zwar in seinem fatalistisch anmutenden Pragmatismus etwas schwer nachvollziehbar; langweilig oder gar völlig aberwitzig ist er aber nicht.


    Und der Neuanfang hat durchaus seine Tücken. Berufliches Wissen nützt bei den wenigsten etwas. Hobbys sind nur bedingt von Nutzen. Vorräte sind nur begrenzt haltbar. Was tun ohne Strom, ohne all das, was man als Selbstverständlichkeit voraussetzt, weil es bisher immer da war? Wie produziert man Lebensmittel? Jeder der Überlebenden hat eine oder mehrere Aufgaben zu erfüllen. Es braucht Jäger und Sammler, Köche, Handwerker und Ähnliches. Fotografen wie Daniel braucht niemand mehr. Auf diese Weise wird Daniel Der Finder. Er sucht Dinge, die die Gruppe zum Überleben braucht oder einfach möchte. Und nebenbei (ohne große Hoffnung, aber nie ganz ohne) auch noch Menschen.


    Schreckenberg hat sich abgesehen von einer nuklearen Katastrophe mit so ziemlich allem beschäftigt, was beim und nach dem Verschwinden fast aller Menschen so passieren könnte. Das wird dem Leser mit Daniel beim Durchstreifen seiner klein gewordenen Welt klar. Spätestens hier gewinnt die Geschichte zunehmend. Kleine Blicke auf das Leben nach der Katastrophe machen immer wieder deutlich, wie sehr der Mensch auf Gewohntes angewiesen ist. Kleine Rückblicke auf die Katastrophe selbst wiederum fokussieren darauf, wie sehr der Mensch seine Umwelt beeinflusst. Wer und was alles von ihm in der von ihm geschaffenen Welt abhängig ist oder was durch den technischen Fortschritt in einer solchen Situation alles geschehen kann. Dabei setzt der Autor nicht auf Schockeffekte wie etwa ein führerloses, abstürzendes Flugzeug, sondern auf den nachträglichen Blick auf eine bereits abgestürzte Maschine. Die Lautlosigkeit, mit der die Menschheit verschwindet, die Leere die sie hinterlässt, wirkt umso mehr durch das Weglassen falscher Dramatikeffekte. Das fantastische Horrorelement ist trotz der omnipräsenten Bedrohung für die Romanfiguren recht dezent im Hintergrund, hier wirkt eher der Horror der abrupten Veränderung der Lebensumstände. Gleichzeitig lässt der Autor Platz für eigene Interpretationen und lenkt teilweise in die Irre, bevor er den Leser wieder auf die Spur führt, auf die er ihn haben will. Bereits dadurch hat er eine düstere und dichte Atmosphäre geschaffen, in die der Leser nach wenigen Kapiteln ganz eintauchen kann; in der er mit den Charakteren mitleidet, hofft und bangt. Er zeigt nicht nur durch Daniels Beobachtungen das unheimliche Glück, das die Siedler hatten. Er zeigt auch, dass Extremsituationen Menschen nicht zwingend positiv ändern; dass sie latente Verhaltensweisen, Gewaltbereitschaft und Machtgehabe herauskitzeln können. Das wird spätestens dann klar, als Daniel tatsächlich andere Überlebende findet.


    Doch es ist nicht der hart gewordene Alltag, der die schwach keimenden Hoffnungen auf eine Zukunft mehr und mehr zunichtemacht und den anfänglichen trotz aller Widrigkeiten energiegeladenen Pragmatismus in einen kräftezehrenden Determinismus verwandelt. Daran ist auch nicht Erkenntnis schuld, dass nicht jede Gruppe Überlebender ein demokratisches Verhalten wie die Siedler pflegt. Es ist das Wissen, dass die überlebenden Menschen nicht allein sind. Es gibt unheimliche, nicht greifbare Wesen, die sie jagen – bald Nacht für Nacht. Und die Wesen lernen schnell dazu. Hier kommt die Vorliebe des Autors für Romane von Stephen King zum Vorschein und er ist seiner – wenn auch auf andere Art - durchaus würdig. Sukzessive steigert Schreckenberg die Horrorvision, ohne sie wirklich in den Vordergrund zu stellen, und lässt die Möglichkeiten der Menschen mehr und mehr schwinden.


    Die Erklärung für die Wesen, ebenso wie für das Verschwinden der Menschheit, klärt schlussendlich nicht wirklich das Überleben einzelner, kleiner Gruppen. Das muss es überraschenderweise auch gar nicht und es kann schlicht mit schriftstellerischer Freiheit begründet werden. Doch wie der Anfang des Romans ist auch die Erklärung und mit ihr der Schluss etwas kurz abgehandelt. Dennoch: Der rote Faden wird weder anfangs noch gegen Ende abgerissen, sondern von Schreckenberg zwar schnell, doch überaus konsequent zu Ende gesponnen.


    Fazit 4ratten


    Anfang und Ende werden etwas zu kurz abgehandelt und stehen in keinem wirklich ausgewogenen Verhältnis zur Mitte. Doch das stört nur bedingt, denn gerade der Mittelteil macht einiges wett. Die Tatsache, dass die Geschichte in Deutschland spielt, die Figuren so „normal“ sind und Schreckenberg auf falsche Dramatik und große horrormäßige Schockeffekte verzichtet hat, ohne das Kribbeln im Nacken zu vergessen, lässt seinen Debütroman zu etwas werden, was sich relativ leicht liest. Doch der Roman regt dem ungeachtet auch zum Nachdenken an – über das Menschsein, über die Menschheit. Und abgesehen davon, dass er die Hoffnung darauf weckt, dass etwas Vergleichbares nie eintritt, macht Der Finder eindeutig Lust auf mehr und bekommt vier von fünf Punkten.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

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    Christine Brendle (Hg.) - Unsere Welt 2050
    C. M. Brendle Verlag
    ISBN 9783981249750
    ISBN 3981249755
    Zeitgenössische Literatur, Anthologie
    Erste Auflage 2011
    Umschlaggestaltung Gute Aussicht Kommunikations GmbH
    Taschenbuch, 165 Seiten
    [D] 12,50 €


    Verlagsseite http://www.brendle-verlag.de


    War es das Cover, das mich neugierig machte, oder eher die Zeile „Ein Verlag macht Schule – Schüler machen ein Buch“? Ich weiß es nicht. Vielleicht war es auch die Mischung aus beidem. Manchmal genügen Kleinigkeiten um meine Neugier zu wecken. Bei Unsere Welt 2050 wurde sie geweckt und das, obwohl das matt glänzend gehaltene Cover in dunkelblau mit der gewählten (überwiegend) grünen Schrift etwas trocken und fachbuchartig wirkt. Das Motiv vorne zeigt eine Weltkugel, deren Ozeane und Länder mit Worten ausgefüllt ist, die bereits einen ersten kleinen Einblick auf das bieten, was im Buch kommt.


    Zusammen mit der Verlegerin Christine Brendle haben der Lehrer Bertram Weber und vierzehn Schülerinnen und Schüler der Walther-Groz-Schule in Ebingen die Idee zu diesem Buchprojekt verwirklicht. Was 2010 begann, liegt nun vor und kann im Buchhandel bezogen werden. Bücher sind nicht nur etwas Kostbares und Wundervolles, sie verlangen auch einiges an Herzblut und innerer Überzeugung, wenn sie je fertig werden sollen. Die Schüler und Schülerinnen haben beides bewiesen. Sie haben das Projekt mit geplant, aktiv daran gearbeitet und alles umgesetzt. Sie dürften heute neben einer entsprechend erhaltenen positiven Bewertung für ihr Abitur ein Buch auch mit anderen Augen als noch vor ein paar Monaten betrachten. Es finden sich kleinere Anfängerfehler (eine Geschichte wird etwa wiederholt, was vermutlich kein Stilmittel des Autors ist) darin, doch angesichts der Tatsache, dass vorwiegend Laien beteiligt waren, ist die Umsetzung gut gelungen; vor allem, wenn man den Zeitrahmen betrachtet, in dem das Projekt verwirklicht wurde.


    Aber zum Inhalt. Mit seinen 175 Seiten im A5-Format hält man ein Buch, dass schnell gelesen sein müsste, zumal die Kapitel nur wenige Seiten, einmal gar nur zwei Absätze umfassen. Doch die gewählte Thematik macht es zu einem Buch, das man zwischendurch immer wieder weglegt, um nachzudenken.


    Schülerinnen und Schüler haben nicht nur zur Veröffentlichung der achtundzwanzig darin enthaltenen Geschichten und eines Gedichtes beigetragen – ein Teil wurde auch von Schülern geschrieben. Neben ihnen kommen auch andere, bekannte oder weniger bekannte Autoren zu Wort. Dazu gehören, außer Politikern und einer Bankerin, beispielsweise auch eine Hotelfachfrau oder ein Pfarrer a. D, Neulinge wie solche, die schon Veröffentlichungen vorweisen können.


    Doch ob nun Frischling oder Profi, ob nun sechzehn oder sechsundachtzig – alle Autoren beschäftigt ein Thema: Unsere Welt 2050. Nicht einmal mehr ganze neununddreißig Jahre trennen uns momentan noch davon. Und in Anbetracht der Tatsache, wie rasant sich die Welt innerhalb der letzten 40 Jahre verändert hat, stellt sich berechtigterweise die Frage, wie die Welt 2050 gestaltet sein wird. Bunt oder farblos, trostlos oder hoffnungsvoll, brutal oder friedlich?


    Die Art und Weise wie etwa der 1991 geborene Keith Petri darüber denkt, dürfte dem einen oder anderen älteren Leser kleinere Schluckbeschwerden verursachen. Seine Vision sieht düster und dystopisch aus; ist eine kleine Ohrfeige für die ignorante Gesellschaft im Hier und Jetzt; artikuliert eher eine Zukunftsangst, als eine Vision. Es gibt Science-Fiction, weitere Dystopien und fantastische Geschichten, wie die von Kristina Kesselring, in der die Menschen der Zukunft ihre Natur anderen Wesen angleichen können. Es gibt trotz der bedenklichen Vision eher Ironisch-Heiteres, wie das Gespräch zwischen einer Großmutter und ihrer Enkelin von Simone Föhl. Dagegen wirkt die Geschichte der 17jährigen Jasmin Loose, die ihre Protagonistin gegen die Unsterblichkeit kämpfen lässt, durchweg kritisch. Und Kimmelmann macht mit Leuten, die nichts können, kurzen Prozess. Er zeigt mit dem ausgestreckten Zeigefinger im Ausklang seiner Agenda 2050 trotz der deutlich gemachten Gefahr auf die mangelnde Fähigkeit zur Veränderung – stellvertretend für all das, was man tagtäglich ändern könnte.


    Das sind nur ein paar der Beiträge der Anthologie. Alle daraus auch nur kurz anzuschneiden, würde den Rahmen einer Buchbesprechung sprengen. Alle zu lesen, empfiehlt sich jedoch eindeutig. Die Geschichten zeigen, dass die Autoren sich ihrer Aufgabe mit Ideenreichtum gestellt und sie teilweise komplex umgesetzt haben. Einige Ideen bieten Raum für einen Roman. Manche Beiträge sind eher philosophisch, manche wirken hoffnungsvoll geträumt, andere kritisch und bestürzend. Es geht um das Leben nach einem Nuklearkrieg, um Reisen in die Zukunft; um Unsterblichkeit, Ressourcenverschwendung und Ressourcenknappheit; um Mangel und Überfluss; um perfekte Menschen und solche, wie die Natur sie geschaffen hat; um Überlebenstaktiken und Exodus; um Bildung, Freizeitgestaltung, Ängste und Nöte, kleine Freuden und Liebe. Mal blickt der Leser zurück in die Gegenwart, mal wirft er einen Blick in die Zukunft. Mal wirkt diese Zukunft real, mal wie ein schwer realisierbarer aber erstrebenswerter Wunsch, mal fiktiv. Die damit hervorgerufenen Emotionen sind genauso vielfältig, wie die Ansätze, die die Autoren verfolgen. Die aktuellen Bezüge zu einigen Beiträgen genauso erschreckend wie der stete Hinweis auf durchaus bekanntes, doch gern verleugnetes oder ignoriertes Wissen, weil bis jetzt immer alles doch irgendwie funktioniert hat.


    Damit ist den Autoren zusammen mit den an der Verwirklichung des Projekts arbeitenden Schülerinnen und Schülern, ihrem Projektleiter und der Herausgeberin eine Mischung gelungen, die einerseits tatsächlich überraschend kurzweilig unterhält, andererseits zum Nachdenken anregt. Es ist eines der Bücher gelungen, die man durchaus schnell lesen kann, das aber mit Sicherheit wert ist, öfter in die Hand genommen und auch weitergereicht zu werden. Eines der Bücher, die man nicht einfach schnell wieder vergisst. Was vielleicht am meisten betroffen macht, sind die Geschichten der jüngsten Autoren. Der Umstand, wie viel Hoffnung die Welt im Heute ihnen offenkundig schon genommen zu haben scheint. Eine Welt, mit der die Menschheit nicht nur heute viel zu sorglos umgeht.


    Tatsache ist, dass unser Verhalten sich ändern muss und Unsere Welt 2050 zeigt sehr deutlich warum. Nicht nur, um die darin angedeuteten Horrorszenarien noch irgendwie abzuwenden, sondern um Hoffnung in unseren Kindern zu erhalten, zu schüren oder gar wiederzuerwecken. Veränderung kann und muss im Kleinen beginnen. Vielleicht mit einer Geschichte aus diesem Buch.


    Fazit 5ratten


    Ein schwieriges Thema sehr gut umgesetzt. Geschichten/Gedichte, die den Leser in eigenen Gedankengängen bestätigen und unterstützen, Widerworte hervorrufen und – das ist das Wichtigste – nachdenklich stimmen. Die gelungene Verwirklichung dieser Idee lässt auf weitere Projekte dieser Art hoffen. Für Unsere Welt 2050 möchte ich trotz der kleinen Anfängerfehler, die volle Punktzahl vergeben, da diese hier nicht ins Gewicht fallen (und selbst bei Vollprofis vorkommen können).


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    Marcel René Klapschus - Der rote Ozean
    periplaneta
    ISBN 9783940767639
    ISBN 3940767638
    Fantasy
    1. Auflage 2011
    Taschenbuch, 222 Seiten
    [D] 13,00 €


    Verlagsseite http://www.periplaneta.com
    Autorenseite http://www.marcel-klapschus.com



    Der 1986 im damaligen West-Berlin geborene Autor veröffentlichte sein erstes Buch „Yuma 23“ 2007 als kostenloses E-Book, 2008 erschien bei BOD „Die Rückkehr der Phoenix“. Im Jahr 2009 begann der in Schleswig-Holstein lebende Informatiker mit der Arbeit an Der rote Ozean. Zwölf Monate später stand die Rohfassung des 2011 von periplaneta veröffentlichten Romans. Da Klapschus der westlichen Wertegesellschaft nach eigenen Aussagen kritisch gegenübersteht, handelt Der rote Ozean von einem Glaubenskrieg der zu einem Endzeitszenario führt. Der Autor hat seine Geschichte ins Jahr 2027 verlegt und bietet ihr einen Zeitrahmen bis Anfang 2030, bevor er im letzten Kapitel einige Jahre weiterspringt. Die Handlungsorte sind der Nahe Osten, mit Israel und dem Libanon, sowie die Ostküste der Vereinigten Staaten. Die Orte könnten teilweise beliebig getauscht werden, die Geschichte selbst jedoch ohne Weiteres auch im hier und jetzt spielen, da er keine technischen Fortschritte oder Neuerungen beschreibt.


    Die Dystopie mit fantastischen Elementen handelt von Brian. Einem jungen Amerikaner mit libanesischen Wurzeln, der mit seinen Eltern aus den Staaten in den Nahen Osten gezogen ist. In der Familie gibt es Muslime wie Christen und Klapschus streift kurz das, was die Menschen in dieser Region tatsächlich teilweise leben – religionsübergreifende Beziehungen trotz aller politischen und religiösen Schwierigkeiten. Doch all das endet, als ein seltsames Wesen einen gewaltsamen Tod findet, das von beiden Seiten als göttlich anerkannt und für sich beansprucht wird. Schuldzuweisungen führen zu einem unerbittlichen Krieg. Was in der Realität bereits seit Jahrhunderten immer wieder im Kleineren aufflammt, wird hier bis zur bitteren Neige ausgetragen und bekommt noch eine neue Dimension. Denn zeitgleich beginnt sich der Ozean blutrot zu verfärben. Der Regen, der vom Himmel fällt, ist genauso gefärbt. Wasser schmeckt nicht mehr wie Wasser und ganze Kontinente versinken unaufhörlich in der nicht aufzuhaltenden roten Flut. Die Covergestaltung passt in ihrer eher minimalistischen Art sehr gut. Es zeigt auf einem Felsen in einem blutroten Meer einen zusammengekauerten Engel, dessen erhobene Flügel (genau wie die Schrift) von einem blutigen Regen durchnässt werden.


    Obwohl Klapschus einen relativ einfachen Schreibstil erkennen lässt und seinen Roman in kurze Kapitel teilt, was dazu führt, dass man die Geschichte in einem Rutsch durchlesen kann, macht er es dem Leser gleichzeitig nicht ganz einfach, an Der rote Ozean dran zu bleiben. Er bedient sich einiger Klischees und bleibt in seinen Beschreibungen nicht wirklich durchgehend logisch oder konsequent. Passend zu den dystopischen Elementen sind seine Figuren blass. Einzig sein christlich getaufter Hauptcharakter Brian, mit dem er wenig zartfühlend umgeht und aus dessen Sicht (wenn auch nicht von ihm) Der rote Ozean erzählt wird, wird etwas klarer herausgearbeitet. Doch wirkt er wenig sympathisch, oft mürrisch, feige und stellenweise geradezu fatalistisch stupide. Er ist neben der jungen Muslima Khayra anscheinend der Einzige, der einen nuklearen Angriff auf Beirut unverletzt überstanden hat und gilt als eine Art Erlöser der Menschheit, ist aber definitiv kein Held.


    Ich kann nicht behaupten, dass das Buch ganz schlecht ist, dafür ist allein die Grundidee viel zu gut. Auch der Engel der Brian ab dem Angriff auf Beirut immer wieder besucht, hat mir gefallen. Dasselbe gilt für das Ende, das sich im Kapitel 62 auf etwas mehr als einer Seite findet. Ich würde zu viel verraten, wenn ich jetzt explizit darauf eingehe, was dort vorkommt. Es scheint mir jedoch der einzig logische und vor allem richtige Schluss für viele Probleme, die die Erde derzeit hat. Ebenfalls passend fand ich, dass der Autor trotz des Religionskrieges keine missionarisch wirkende Partei für Muslime oder Christen ergreift, sondern den Fokus hier eindeutig auf den zerstörerischen Fanatismus richtet.


    Doch es gibt zu viele Tatsachen, mit denen man einfach ohne weitere Erklärung konfrontiert wird, die jedoch dringend einer solchen bedurft hätten. Es gibt zu viele Wenn und Aber in der Geschichte. Zu viele glückliche Zufälle, die Brian betreffen. Vieles mag in der künstlerischen Freiheit begründet liegen, alles lässt sich damit jedoch nicht begründen. Obwohl Klapschus es geschafft hat, die geringe Lernfähigkeit der Menschheit beziehungsweise deren religionsübergreifende Verbohrtheit zu vermitteln, gibt es zu viel Störendes, als dass mich Der rote Ozean wirklich begeistert hätte. Nicht alles muss in einem Roman der beiden Genres (Dystopie/Fantasy) zwingend logisch sein. Möglicherweise wäre es sinnvoll gewesen, aus dem jetzt vorliegenden Roman eine allenfalls 100seitige Novelle zu machen oder ihn um mindestens 400 Seiten auszubauen. Dann hätte vermutlich die Chance bestanden, ihn so packend zu formulieren, wie die Idee es verdient. Wer die Geschichte unvoreingenommen lesen möchte, sollte den Rest meiner Buchbesprechung auf keinen Fall lesen, denn darin möchte ich ein paar Beispiele aufführen.



    Der Autor möchte – wie er im Nachwort anmerkt – bewusst keine Antworten liefern. Wie er auf Seite 222 schreibt, möchte er den Leser dazu bringen, nach einem Besuch in einer fantastischen Welt, die Dinge aus dem Alltag mit einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Es ist zweifellos eine schriftstellerische Kunst, die Gedankenwelt der Leser anzustoßen, mitzureißen, mitdenken zu lassen und letztlich doch dorthin zu führen, wohin der Autor sie haben möchte. Eine noch größere ist es, wenn Leser die so gewonnenen neuen Gedanken in ihren Alltag mitnehmen und gar integrieren, keine Frage. Das Fatale an Klapschus Umsetzung des wirklich guten Grundgedankens ist jedoch, dass sich mir automatisch unzählige Fragen zu fehlender Logik und Konsequenz (wobei ich das Ende selbst hiervon abgrenzen möchte) seiner Geschichte aufdrängen, jedoch kaum eine zu der problematischen Thematik selbst.


    Fazit 2ratten


    Zu viele Denk- und Logikfehler verderben hier leider eine sehr gute Grundidee und einen tatsächlich logisch-konsequenten Schluss. Wirklich schade, denn das passende Cover und die Inhaltsangabe haben auf etwas anderes hoffen lassen. Die von mir hier vergebenen zwei (von fünf) Punkte gibt es für die Idee und die Ausarbeitung des Covermotivs und nicht wirklich für den Inhalt. Das Buch könnte als Jugendbuch durchgehen, wobei ich anmerken möchte, dass der 14jährige Sohn einer Bekannten, der das Buch nur eine Stunde, nachdem ich es aus der Hand legte, in Angriff nahm, sich ebenfalls bereits nach wenigen Kapiteln über die fehlende Logik bestimmter Passagen ausließ.



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    Sebastian Fleming - Die Kuppel des Himmels
    Bastei Lübbe
    ISBN 9783404164905
    ISBN 3404164903
    Historischer Roman
    Originalausgabe 2010
    Umschlaggestaltung HildenDesign, München
    Taschenbuch 672 Seiten
    [D] 9,99 €


    Verlagsseite http://www.luebbe.de


    Zum Autor


    Sebastian Fleming ist, genau wie Nicholas Lessing, eines der Pseudonyme, unter denen der Autor Klaus-Rüdiger Mai seine Romane auf den Markt bringt. Er stammt aus Sachsen-Anhalt, studierte in Halle Germanistik, Geschichte und Philosophie. Er ging zum Theater und schaffte es unter dem als Kommissar Ehrlicher bekannten Peter Sodann zum Dramaturgen. Seine Veröffentlichungen reichen von Sachbüchern, wie etwa der Biografie von Michail Gorbatschow oder auch der von Papst Benedikt XVI. – beide aus dem Jahr 2005 auch zu historischen Romanen. Diese erscheinen als Abgrenzung zu seinen Sachbüchern unter einem der beiden Pseudonyme. 2009 kam sein erster diesbezüglicher Roman, der sich mit der Varusschlacht am Teutoburger Wald neun Jahre nach Beginn der christlichen Zeitrechnung beschäftigt, auf den Markt. Doch Mai ist nicht nur der Buchwelt ein Begriff. Er war als Autor und Produzent beim Fernsehen tätig. Von ihm stammt etwa die Idee der Kindersendung Schloss Einstein oder er machte beispielsweise auch eine 3teilige Dokumentation über die Zeit der Inquisition. 2005 kehrte er dem Fernsehen jedoch den Rücken und wandte sich ganz dem Schreiben zu. Der Autor verbindet dabei Dichtung und Wahrheit, flicht gut recherchierte Ergebnisse in seine Sachbücher und Romane ein.


    Zum Buch / Meine Meinung


    Das Cover von Die Kuppel des Himmels gibt den ersten, recht genauen Hinweis, worum es im Buch geht. Es zeigt die Kuppel des Petersdoms und ein paar auffliegende Vögel, die genau wie der Name des Autors und der Titel des Buches glänzend und leicht erhaben gedruckt sind.


    Fleming macht es einem anfangs etwas schwer, ihn ins Rom der Renaissance zu begleiten. Er lässt den Leser bereits in den ersten Kapiteln unzählige Figuren begegnen, ja führt quasi fast kaleidoskopartig ein. Alle sind an dem beteiligt, was seinen Lauf nimmt, weil der alte Petersdom zusehends verfällt und einer der damaligen Päpste, Julius II., den Auftrag für eine neue Basilika erteilt, in der er seine letzte Ruhe finden will. Diese Basilika soll gewaltiger werden, als alles, was jemals im Abendland erbaut wurde. Nicht nur, dass es im Rom des Abendländischen Schismas mit seiner geteilten Kirche und mehreren gewählten luxus- wie herrschsüchtigen Päpsten Gegner gibt, die den Bau um jeden Preis verhindern wollen. Der von Julius II. beauftragte Baumeister Bramante hat auch einen handwerklichen Konkurrenten, der ihm gefährlich werden kann: Michelangelo. Er ist jünger als Bramante und eigentlich nur Bildhauer, trotzdem fällt es schwer, ihn zu übersehen oder es wäre fatal, ihn zu unterschätzen. Sein Entwurf hat eine Kuppel, so weit wie der Himmel – womit der Buchtitel einen weiteren Hinweis liefert.


    Wie gesagt, der Anfang ist etwas schwer, zieht sich und verwirrt. Doch wer durchhält, wird durchaus belohnt, denn die Geschichte gewinnt mit zunehmendem Verlauf. Der Autor versucht nicht zwingend, den über ein Jahrhundert währenden Dombau in seiner Geschichte in den Vordergrund zu stellen. Doch auch wenn die Geschehnisse um und mit Julius II., Bramante und Michelangelo den Großteil der Geschichte ausmachen (die es als Hauptakteure zu den vielen Nebenfiguren gibt, welche zusätzlich auf Nebenschauplätzen in Nebenhandlungen agieren) - sie sind nur Träger und Vermittler des roten Fadens zum eigentlichen Hauptcharakter: Der omnipräsenten Kuppel des neuen Petersdoms. Dies wird schon durch die in der Geschichte enthaltenen Zeitsprünge klar. Die Figuren hauchen dem an sich nicht lebendigen Bau nur so etwas wie Leben ein.


    Das Handeln der trotz ihrer Vielfalt relativ klar gearbeiteten Figuren zeichnet ein gut nachvollziehbares Bild der damaligen Zeit. Intrigen, politischen Verwirr- und Ränkespiele, die Plünderung Roms, schemenhaften Geheimbünde, die Beschreibung des Handwerks und der mit dem Bau verbundenen Schwierigkeiten – alles trägt zu der atmosphärischen Dichte bei, die Fleming in seinem Roman webt. Die Seiten sind gefüllt mit vielen kleinen Handlungssträngen, die von ihm zu einem großen geflochten werden.


    Fazit 4ratten


    Nicht ganz flüssig zu lesen, obwohl der Autor durchaus eine flüssige Sprache wählt. Kein Buch zur reinen Entspannung, da es viele Charaktere und Nebenschauplätze darin gibt. Wer sich für Geschichte interessiert, wird hier gut bedient, zumal Fleming die eine oder andere eher unbekannte Begebenheit wiedergibt. Alles in allem ein spannendes Buch, wenn man durchhält, für das ich vier von fünf Punkten vergeben möchte.


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    Karen Chance - Dämonisch verführt
    Originaltitel: Midnight’s Daughter
    aus dem Amerikanischen übersetzt von Andreas Brandhorst Piper
    ISBN 9783492291989
    ISBN 3492291988
    Fantasy
    Deutsche Erstausgabe 2010
    Umschlaggestaltung Guter Punkt, München
    Taschenbuch, 400 Seiten


    Verlagsseite http://www.piper-fantasy.de
    Autorenseite http://www.karenchance.com



    Wenn man ihren Lebenslauf so liest, könnte man die US-amerikanische Urban-Fantasy-Schriftstellerin Karen Chance fast als Nomadin betrachten – immerhin lebte und arbeitete die Autorin in der Vergangenheit auf drei Kontinenten (in den Staaten, Europa und Asien). Doch es zieht sie immer wieder in ihre Heimat Florida zurück. Aus ihrer Feder stammen neben vier bekannteren Beiträgen zu Anthologien auch die Cassie-Palmer-Reihe sowie die mit Dämonisch verführt beginnende Dorina-Basarab-Reihe.


    Dorina ist eine Dhampirin – Vater Vampir, Mutter Mensch. Sie ist mit ihren 500 Jahren nicht mehr die Allerjüngste, aber vermutlich eine der ältesten Dhampire, die laut Karen Chance für ihr aufbrausendes Temperament und ihre berserkerhafte Wut bekannt sind, was sie nicht allzu lange leben lässt. Ihre Verwandtschaft ist illuster, zählt dazu doch ihr allseits berüchtigter und gefürchteter Onkel Dracula. Normalerweise geht Dorina den Vampiren aus dem Weg oder sie jagt sie als Kopfgeldjägerin schon mal gnadenlos, weil sie es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Menschheit vor den Dämonen zu schützen. Ihr Verhältnis zu ihrem Vater ist sehr gespalten, zumal er ein führende Position bei den Vampiren einnimmt.


    Vampire und Dhampire sind in Chances neuer Reihe nicht die einzigen übernatürlichen Wesen. Es gibt auch Elfen und Trolle und noch eine Reihe anderer Kreaturen. Als ihre beste Freundin Claire eines Tages spurlos verschwindet, verbündet Dorina sich zähneknirschend mit den Vampiren, um deren Unterstützung bei der Suche nach Claire zu erhalten. Im Gegenzug soll sie den Vampiren wiederum helfen, ihren Onkel Dracula zur Strecke zu bringen, der zu bösartig für die Welt ist. Statt wie sonst alleine ihre Arbeit zu machen, bekommt sie den Vampir Louis-Cesar zur Seite gestellt. Der sorgt mit seinem guten Aussehen und seiner Art dafür, dass Dorina etwas anders über ihre Verwandtschaft zu denken beginnt und dafür, dass hin und wieder eine Horde Schmetterlinge in ihrem Bauch zu flattern beginnt.


    Bücher dieser Art überschwemmen ja seit einiger Zeit den Markt. Bei einigen muss man den Kopf schütteln, weil sie oft nur aus einer Aneinanderreihung mehr oder weniger prickelnd-erotischer Szenen um ein paar Fänge herum bestehen, die kaum einen verfolgenswerten Handlungsfaden enthalten. Und nach Lektüre der Inhaltsangabe oder diverser Bewertungen könnte man fast versucht sein, Chances Auftaktroman in diese Schublade zu stecken. Doch damit täte man ihr Unrecht. Man kann ihren Auftaktroman zwar schwerlich als sonderlich tiefsinnig bezeichnen. Unterhaltend ist er jedoch allemal. Durch die Geschichte zieht sich ein roter Faden, der Jagden und Kämpfe rasant abwechselnd mit magischen Elementen und einem Hauch Romantik bzw. Erotik verbindet. Chance hält die Liaison zwischen dem etwas undurchsichtigen Louis-Cesar und der hin und wieder zickig wirkenden Dorina in einem ausgewogenen Verhältnis zum Rest der Geschichte.


    All das ist, wie von Chance gewohnt, flüssig und spielerisch leicht geschrieben, mit amüsanten, leicht prickelnden und spannenden Passagen. Blut fließt, es wird viel gekämpft – wobei sich die Beschreibung davon in einem erträglichen Rahmen hält. Übernimmt die Berserkerin in Dorina die Führung, ist sie quasi nicht bei Bewusstsein und kann – da sie die Geschichte erzählt – logischerweise nichts davon berichten.


    Ein kleiner Minuspunkt ist, dass manche der Figuren etwas diffus bleiben und dass ein Anfreunden mit ihnen dem einen oder anderen zu Beginn vielleicht sogar schwer fallen könnte. So ist Dorina kein hyperempfindliches Frauchen, sie vertritt eher die erst-zuschlagen-dann-fragen-Fraktion. Das ergibt sich natürlich logischerweise aus ihrem bisherigen Dasein, das sie ausgegrenzt und angefeindet verbracht hat und zeigt sich auch schon im Covermotiv, welches eine bewaffnete junge Frau in schwarzem, eng anliegendem Lederoutfit zeigt. Dessen ungeachtet kann die Zickigkeit, die sie dabei an den Tag legt fast nerven. Doch bald schon lernt der Leser, dass Langlebigkeit und Beinaheunsterblichkeit auch so ihre Tücken haben. Dass Vampire und Dhampire nicht unbedingt in glücklichen Familien leben und beide leiden, wenn man sie permanent missachtet oder verleugnet, wenn man ihre Angehörigen quält und tötet. Dass, egal wie tough sie wirken also jemand dahinter steckt, der durchaus verletzlich ist. Das gilt auch für Trolle, die treue Partner sein, und für Elfen, die jede beliebige Gestalt annehmen können. Und man lernt auch, dass eine verschwundene Freundin nicht immer das Schlimmste bedeuten muss.


    Es gibt noch einen zweiten Minuspunkt, der die Auflösung von Dorinas und Mirceas (ihr Vater) Vergangenheit, ihr Verhältnis zueinander und damit im Besonderen den Tod ihrer Mutter betrifft. Dieser Teil der Geschichte wirkt im Vergleich zu den übrigen Handlungssträngen eher langweilig und etwas überhastet niedergeschrieben. Da er jedoch relativ kurz gehalten ist, fällt er gleichzeitig nicht weiter ins Gewicht und geht fast in dem rasant gehaltenen Auftaktroman der Dorina-Basarab-Reihe unter. Im Juni soll übrigens der zweite Band folgen.


    Fazit 4ratten


    Ein leicht zu lesender, amüsant-rasanter Auftakt zu einer neuen Reihe, mit der einen oder anderen bereits aus der Cassie-Palmer-Reihe bekannten Figur. Der Erzählstil ist ebenfalls wie in dieser Reihe gehalten. Trotz aller Ähnlichkeiten setzt Chance aber doch neu an. Dass es nur vier von fünf Punkten gibt, liegt an den eben erwähnten Schwachstellen, die die Ausarbeitung der Figuren und die Auflösung, bezüglich Mirceas und Dorinas Verhältnis zueinander, betreffen.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

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    Susan Crandall: Pitch Black – Ohne Ausweg
    Originaltitel: Pitch Black
    übersetzt von Katrin Mrugalla und Richard Betzenbichler
    Lyx
    ISBN 9783802583339
    ISBN 3802583337
    Krimi
    Deutsche Erstausgabe 2011
    Taschenbuch mit Klappenbroschuer, 395 Seiten
    [D] 9,95 €



    Zum Buch / Meine Meinung


    Bereits mit ihrem ersten Kriminalroman hat die in Indiana lebende Susan Crandall einen Preis – den RITA-Award – gewonnen. Seit 2004 sind zwei Einzeltitel und insgesamt sieben Titeln in den beiden Buchserien Pitch Black und Glens Crossing erschienen. Mit Pitch Black – Ohne Ausweg erscheint der Teil der gleichnamigen Serie in deutscher Sprache. Es handelt sich dabei um eine Geschichte über eine aufkeimende Liebe, Vertrauen, Freundschaft und Verbrechen. Im August soll der zweite Teil mit dem Titel Dark Red – Ewiges Versprechen folgen. Weitere Übersetzungen ihrer Romane sind beim Verlag in Vorbereitung.


    Der als Romantic-Thrill eingestufte Roman deutet auf eine Liebesgeschichte mit etwas Mord hin. Doch wer Crandall verdächtigt, sich dafür einfach der üblichen Klischees zu bedienen, liegt falsch. Die Autorin zeichnet in ihrem Buch interessant vielschichtige, authentische Figuren in einer dicht gewobenen Kleinstadtatmosphäre der Gegenwart. Da gibt es die erfolgreiche und unabhängige Journalistin Maddie mit ihrem Adoptivsohn Ethan, der als Straßenkind gelebt und eine bewegte Vergangenheit hat. Da gibt es Gabe, den örtlichen Sheriff, Südstaatengentleman, gut aussehend - an dem sie genauso interessiert ist, wie er an ihr. Das sind die drei Hauptpersonen der Geschichte. Keine Figuren ohne Ecken und Kanten, aber lebendig mit Überzeugungen und liebenswerten Eigenschaften, die schneller als es gut für sie ist, von Crandall in etwas verwickelt werden, was man eher in Großstädten, nicht jedoch in der beschaulichen Südstaatengemeinde erwartet, in die Maddie mit Ethan gezogen ist.


    Es gibt insgesamt vier Todesfälle in Pitch Black – Ohne Ausweg, wobei die erste Tote einige Zeit vor Maddies und Ethans Umzug stirbt und die zweite Leiche nur bedingt als Mordopfer deklariert werden kann. Das ist wenig später der Stiefvater von Ethans bestem bzw. einzigen Freund Jordan. Er war in der Gemeinde anerkannt und beliebt. Jordan hatte jedoch nicht nur im Allgemeinen vor vielem Angst, sondern anscheinend auch vor diesem Mann im Besonderen. Was als harmloser Campingausflug für Ethan, drei weitere Jungs und Jordans Stiefvater beginnt, endet mit einem Toten. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, kristallisiert sich schnell als Gewaltverbrechen heraus. Die Ermittlungen kosten Gabe nicht nur Zeit, die ihm für die beginnende Beziehung zu Maddie fehlt. Anfangs stellte Maddie noch die Bedürfnisse ihres Adoptivsohnes über ihre eigenen, dann nehmen die Dinge einen Lauf, der nicht gerade beziehungsfördernd ist. Gabes Arbeit bringt Indizien zutage, die Ethan schwer belasten. Der Junge macht sich zusätzlich verdächtig, weil er etwas verschweigt. Auf diese Weise wird er aus seiner gerade erst gewonnenen Sicherheit gerissen. Auf diese Weise werden aber auch die zart eingestreuten Gefühle von Maddie und Gabe auf eine schwere Belastungsprobe gestellt, denn Maddie glaubt fest an Ethans Unschuld. Und bevor der erste Mord ganz geklärt ist, gibt es einen weiteren Toten. Wieder sieht es zunächst wie ein Unfall aus. Wieder deuten die Indizien auf Ethan. Der Tote war nicht nur auf dem Campingausflug dabei, er brüstete sich kurz zuvor in der Schule damit, alles gesehen zu haben.


    Hinzu kommt, dass Maddie im Rahmen ihrer Tätigkeit als Journalistin einem Skandal auf der Spur ist, der ihr Leben in Gefahr bringt. Und es zeigt sich, dass das Leben in einer kleinen Gemeinde auch Nachteile hat. Fremde haben es dort nicht unbedingt leicht. Vorurteile keimen schnell. So wird Ethan seine größtenteils im dunklen liegende Vergangenheit genauso angelastet wie sein teilweise aufbrausendes Verhalten. Maddie wird eine gewisse Yankeearroganz unterstellt. Doch auch Gabe hat es nicht leicht. Zu schnell unterstellt ihm Maddie Gedanken, die er so nicht denkt und zusätzlich muss er sich fragen lassen, ob er wegen ihr eventuell nicht so objektiv ist, wie er sein sollte.


    Geschickt verwoben spinnt Crandall ihre die Morde betreffenden Handlungsfäden, ohne die entstehende Beziehung zwischen Maddie und Gabe ganz außen vor zu lassen. Allerdings gerät sie dezent in den Hintergrund – was die Geschichte insgesamt überaus glaubwürdig macht. Gleichwohl werden Leser, die eine Liebesgeschichte mit etwas Mord erwarten, vielleicht enttäuscht. Doch es lohnt, sich, Pitch Black – Ohne Ausweg zu Ende zu lesen. Trotz kleinerer Vorhersehbarkeiten lässt Crandall ihren Lesern genügend Spielraum für eigene Interpretationen, spielt mit ihnen, regt zum Nachdenken an, bietet Lösungen. Und auch wenn sich sehr schnell herauskristallisiert, wer hinter den beiden Morden steckt, bleibt die eigentliche Motivation bis ziemlich zum Schluss offen. Man unterstellt statt dessen zwangsläufig einem der Opfer bestimmte Dinge. Crandall hat dabei einen gelungenen Spannungsbogen geschlagen.


    Fazit 4ratten


    Das Buch macht Lust auf mehr, auch wenn die Geschichte um Maddie, Gabe und Ethan komplett abgeschlossen ist. Keine ganz schwere Kost, aber auch keine ganz oberflächliche Angelegenheit, für die ich vier von fünf Punkten vergeben möchte.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)


    EDIT: Betreff angepasst. LG, Saltanah

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    Stephen King - Das Mädchen
    Originaltitel: The girl who loved Tom Gordon
    übersetzt von Wulf Bergner
    Pan
    ISBN 9783426283561
    ISBN 3426283565
    Jugendbuch, 12 Jahre
    Neuausgabe 2011
    Umschlaggestaltung ZERO Werbeagentur, München
    Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 304 Seiten
    [D] 14,99 €


    Zum Buch / Meine Meinung


    Die 1998 entstandene Geschichte wurde zuvor von anderen Verlagen (Schneekluth und Ullstein) veröffentlicht. Im Februar 2011 erschien sie ein weiteres Mal über den Pan-Verlag. Der grün gehaltene Buchumschlag der aktuellen Ausgabe zeigt einen kahlen Wald, das Motiv der Vorderseite ist mit einem Hologramm gleichermaßen schlicht wie schön gearbeitet. Es zeigt zusätzlich zu dem mehr oder weniger dunklen Wald (je nachdem wie man das Buch hält) ein junges Mädchen und ein gelbes Augenpaar, das auf das Mädchen starrt.


    Das durch das Hologramm ebenfalls mal größer oder kleiner wirkende Mädchen und seine düstere Umgebung passen zum Inhalt und verdeutlichen bereits sehr gut, worum es in Kings Roman geht. Der 1947 geborene Autor ist ein Garant für Gänsehauteffekte. Über 400 Millionen verkaufter Bücher in mehr als 40 Sprachen zeigen, dass er nicht nur in seinem Heimatstaat Maine eine feste Größe des Horrorgenres ist. Allerdings richtete sich der größte Teil seiner Geschichten an ein eher erwachsenes Publikum. Wie passt ein Jugendbuch in das von ihm bevorzugte Genre?


    Die Lektüre zeigt sehr bald, dass das überraschend gut geht. Denn King verlässt die größtenteils von ihm beschrittenen, bereits etwas ausgetretenen Horrorpfade und beschreibt den Überlebenskampf der realistisch gezeichneten neunjährigen Trisha, die sich bei einem Tagesausflug zu einem Teilstück des Appalachian Trail hoffnungslos im Wald verirrt. Die meiste Zeit ist der Fokus auf das Kind gerichtet, nur kurzzeitig ergeben sich minimale Perspektivwechsel auf die besorgte Familie. Obwohl Trisha mittels Gedanken und Selbstgesprächen zu Wort kommt, erzählt sie ihre Geschichte nicht selbst.


    Zitat

    Ich habe keine Angst. Überhaupt keine Angst. Der Wanderweg ist gleich dort vorn. Es ist wirklich ganz unmöglich, sich hier zu verlaufen ….


    Dass es das doch ist, merkt Trisha sehr schnell. Tagelang versucht sie verzweifelt aus dem Wald zu gelangen oder jemanden zu finden, der ihr dabei helfen kann. Für eine einfache Wanderung mag ihre Kleidung und Ausrüstung ausgereicht haben, für eine solche Situation genügt sie nicht. Zudem ist der für einen Tagesausflug bemessene Proviant viel zu schnell verbraucht. Der Wald bietet Nahrung - doch was ist giftig, was schadet mehr, als dass es ihr weiterhilft? Wespen fallen über sie her, Stechmücken fressen sie fast auf, sie verletzt sich, wird krank. Trotzdem läuft sie fast zu Tode erschöpft immer weiter. Trifft die eine oder andere fatale Entscheidung, entfernt sich mehr und mehr von den Suchtrupps.


    Die Kraft dafür zieht sie unter anderem aus erdachten Gesprächen – mit sich selbst, ihrem Vater, ihrer Freundin, einem Baseballspieler, für den das Mädchen schwärmt. Ruft Erinnerungen wach, um sich von ihrer momentanen Situation abzulenken. Eine kleine Schwachstelle der Geschichte bietet hier Trishas Begeisterung für Baseball, was sowohl der Autor in die Geschichte, als auch der Verlag in die Buchgestaltung eingebaut hat. Die einzelnen Kapitel sind nicht nur in „Vor dem Spiel“, insgesamt Durchgänge (ein Spiel dauert je nach Liga 9 Innings) mit einzelnen Hälften, und „Nach dem Spiel“ unterteilt, was jeweils deutlich durch eine zwei-, bzw. ab dem vierten Durchgang, dreiseitige Wiederholung des Waldmotives vom Text abgegrenzt wird. King lässt sich auch über die Sportart an sich aus und für Laien können die betreffenden Textpassagen Längen beinhalten. Davon wird man aber schnell wieder abgelenkt. Etwa von Trishas Nächten mit ihrem Walkman, der ihr Kraft gibt und dabei hilft, nicht verrückt zu werden. Wenn die Angst zu groß wird, weil die Nacht zu dunkel und voll erschreckender Geräusche ist, flößen die Stimmen aus dem kleinen Gerät Zuversicht ein, geben zumindest etwas Halt durch ihre – im Normalfall – Selbstverständlichkeit. Nicht nur die Schilderung dieser Nächte mit der das Mädchen umgebenden Dunkelheit ist King überaus gut gelungen.


    Denn was ein neunjähriges Stadtkind allein in einem unendlich wirkenden, nachts zappendusteren oder lediglich mondbeschienen, unwegsamen Wald erlebt oder was ihre überreizte Fantasie ihr vorspielt, ist natürlich weder normal noch eine Selbstverständlichkeit. Und was eigentlich recht simpel beginnt, wird - ganz King – weitergesponnen. Denn da gibt es natürlich noch etwas. Dieses Etwas wird nicht nur durch die gelblichen Augen im Covermotiv oder einen Hinweis in der Inhaltsangabe angedeutet. Schon bald merkt nicht nur Trisha, dass ihr etwas auf den Fersen ist, dem sie im Ernstfall nichts, aber auch gar nichts entgegenzusetzen hat.


    Sehr früh wird dem Leser aus seiner sicheren Position heraus klar, um was genau es sich dabei handelt. Dennoch schafft King es, durch den ihm typischen Erzählstil die an sich schon beklemmende Grundsituation sukzessiv zu verschärfen. Wie gewohnt lässt er das Grauen in ruhigen Tönen anklingen. Jedoch nicht um es letztlich, wie von eingefleischten Fans vermutlich erwartet, in lautlosem Gebrüll lichterloh zu entfachen. Trotz der deutlichen Steigerung der Bedrohungssituation lässt er die Geschichte dadurch, dass er sein Hauptaugenmerk auf das Mädchen richtet, einsteigerfreundlich oder auch jugendbuchgerecht wachsen. Die Schilderung von Trishas Erlebnissen ist sensibel und lässt ihr Wechselbad an Gefühlen auch ohne übernatürlichen Horror überaus authentisch wirken. Die Gänsehaut wird weniger durch das ihr beständig folgende Wesen hervorgerufen, als durch die Phasen der Hoffnungslosigkeit, Angst und Verzweiflung, die sie durchlebt. Trauer und Wut werden abgelöst durch leichte Panik bis hin zur Existenzangst, die durch Hunger und Krankheit ausgelöste Halluzinationen noch verstärkt wird. Der ins scheinbare Nichts führende Weg voller Hindernisse und Probleme ist es, der für aufgestellte Nackenhärchen sorgt. Ein Weg, den viele von uns vermutlich ebenso naiv wie Trisha betreten, unter Umständen jedoch weitaus weniger gut bewältigen würden. Gekonnt und subtil konfrontiert der Autor seine Leserschaft mit Urängsten, die in uns allen stecken.


    Auch wenn Das Mädchen sich vom Gros seiner Bücher unterscheidet: Kings Erzählstil zieht einen dennoch durch das Buch, selbst wenn man Grausigeres von ihm gewohnt ist und das avisierte Lesealter deutlich überschritten hat. Man fühlt mit dem Kind, man leidet mit ihm, man möchte es in die Arme schließen und hofft auf einen guten Ausgang.


    Fazit 4ratten


    Bis auf die erwähnten kleineren Längen, die durch die Ausführungen zum Thema Baseball für Laien und Nicht-Fans entstehen, ein spannendes Buch, das durchaus für die anvisierte Leser- bzw. Altersgruppe geeignet ist (entgegen meiner ursprünglichen Befürchtungen) und für das ich vier von fünf Punkten vergeben möchte.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

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    Rose Marie Donhauser - draußen GENIESSEN
    Franckh-Kosmos Verlag
    ISBN 978-3440125885
    ISBN 3440128857
    Kochbuch
    Erstausgabe 2011
    Umschlaggestaltung Gramisci Editorialdesign, München
    Hardcover mit Lesebändchen, 160 Seiten
    [D] 19,95 €


    Zur Autorin bzw. dem Team, dem wir das Buch verdanken


    Die Food- und Reisejournalistin Donhauser hat bereits über 100 Bücher veröffentlicht und ist damit keine ganz unbekannte Kochbuch-Autorin in Deutschland. Etliche ihrer Bücher wurden mit Medaillen oder Preisen ausgezeichnet. Sie ist gelernte Köchin, gibt Kochkurse und ist – laut Verlagsinfo – immer dem Genuss auf der Spur.


    An ihrer Seite arbeitete Sven Dittmann als Foodstylist, Natascha Sanwald für Requisite und Ausstattung, Maria Gilg im kreativen Bereich und Alexander Walter als Fotograf.


    Zum Buch / Meine Meinung


    Es ist ja zugegebenermaßen noch etwas früh, an Picknicks und Gartenfeste zu denken. Kochen, Feiern und Schlemmen kann man jedoch das ganze Jahr – und sich Anregungen dazu in Kochbüchern holen natürlich auch. Und so kam es, dass das gerade im März 2011 erschienene draußen GENIESSEN vor mir liegt. Für die 19,95 Euro, die man für die Hardcoverausgabe bezahlen muss, bekommt man 160 gut gefüllte Seiten. Diese beinhalten neben 131 Farbfotos, zahlreichen Gelingtipps (zum Teil in den Fotos verpackt) auch 145 Rezepte sowie zusätzlichen Variationen aus den Bereichen Aufstriche & Butter, Dips & Soßen, Fisch & Meeresfrüchte, Fleisch oder Vegetarisches, Getränke, Grillen, Kuchen & Desserts, Picknick und Salate. Ein Inhaltsverzeichnis vorne, ein Themenregister sowie ein alphabetisches Rezeptregister hinten runden das Kochbuch genauso ab, wie jeweils doppelseitige Ausführungen zu den Themen Picknick, Büffet, Essen im Garten oder Gartenfeste oder Grillfeste.


    Das Buch ist etwas größer als die ebenfalls gerade erschienenen Themenkochbücher und hat im Gegensatz zu deren abwischbaren und fingerabdruckresistenten Flexcovern einen stabilen Einband und ein Lesebändchen. Durch die Wahl des Einbandes wiegt es deutlich mehr, liegt aber immer noch gut in der Hand. Was gleich geblieben ist, ist der leicht erhabene Druck des Buchtitels und das „WIR ♥ KOCHEN“ auf der Vorder- und Rückseite des Buches. Und wie schon bei den Themenkochbüchern begeistert mich auch bei draußen GENIESSEN die gesamte Aufmachung. Das Cover zeigt einen gedeckten Tisch, dessen grüne Farbe automatisch an Frühling denken lässt. Fliederfarbene Blüten, ein weißer Lampion, weißes Geschirr und Besteck in verschiedenen Varianten - all das sorgt beinahe dafür, dass man ein Feuerzeug unters Thermometer halten will, damit es endlich nach oben geht. Innen wartet das Buch mit Vorsatzseiten in einem Signalviolett auf und weckt gleich darauf mit einem doppelseitig abgebildeten, halb fertig gedeckten Tisch weitere Sehnsüchte, die sich bei jedem gelesenen Rezept verstärken.


    Zum Testen der Rezepttauglichkeit habe ich mir dieses Mal gleich das eingangs erwähnte Ratatouille mit gefülltem Tintenfisch sowie den auf Seite 56 und 57 abgebildeten Bulgursalat mit Tomaten und Paprika ausgesucht. Die Zutaten sind, wie beim allergrößten Teil der Rezepte im Buch, auch in dieser Jahreszeit leicht zu besorgen. Das Nachkochen bereitete ebenfalls keine Probleme – kurz gesagt: Es ging schnell und war lecker! Für morgen habe ich mir vorgenommen, ein paar Marzipanlöffel auf Vorrat zu backen, damit ich sie am Sonntag mit dem Espresso-Flip als Nachtisch präsentieren kann.


    Die Rezepte sind sehr abwechslungsreich und wie bereits erwähnt, so gut erklärt, dass man sie leicht nachmachen kann. Was vielleicht – aber nicht zwingend – fehlt, ist eine Nährwert- und Kalorienangabe. Andererseits: Essen hat etwas mit Genuss zu tun und eine hohe Kalorienzahl kann eventuell allein schon beim Ansehen der Kalorienzahl vom Kochen abhalten … Das bedeutet jetzt übrigens nicht, dass es sich bei den im Buch enthaltenen Rezepten um die reinsten Kalorienbomben handelt.


    Fazit 5ratten


    Leckere Rezepte in einem schön und liebevoll aufgemachten Kochbuch, die leicht nachzumachen sind. Noch dazu ist für so ziemlich jeden Geschmack etwas dabei - dafür gibt es fünf von fünf Punkten.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)


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    Sara Grant - Neva
    Originaltitel: Dark Parties
    aus dem Englischen übersetzt von Kerstin Winter Pan-Verlag
    ISBN 978-3426283486
    ISBN 3426283484
    Jugendbuch, Dystopie
    Deutsche Erstausgabe 2011
    Umschlaggestaltung Zero Werbeagentur, München
    Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 352 Seiten
    [D] 16,99 €


    Verlagsseite http://www.pan-verlag.de


    Zur Autorin (Information der Verlagsseite)


    Zitat

    Sara Grant wurde 1968 im amerikanischen Bundesstaat Indiana geboren, wo sie Journalistik und Psychologie studierte, bevor sie ihrem Mann nach London folgte; dort machte sie an der Universität den „Master in Creative and Life Writing“ und arbeitet seitdem bei einer Literaturagentur. Der Umzug nach England inspirierte sie zu ihrem ersten Roman: „Sowohl die USA als auch Großbritannien hadern mit Immigrationsthemen. Ich glaube daran, dass die Vielfalt uns stärker macht. Also stellte ich mir die Frage, was geschieht, wenn man Landesgrenzen schließt und sich vor fremden Menschen und fremden Gedanken abschottet. Mein Roman ist die Antwort darauf.“


    Zum Buch


    Der Schutzumschlag der deutschen Erstausgabe ist schlicht gehalten und dem Titel angepasst. Neva ist nicht nur der Name der Hauptfigur, er bedeutet Schneeflocke und solche finden sich auf dem Umschlag wieder. Sie sind genau wie der Titel glänzend aufgedruckt. Der Titel ist zusätzlich etwas erhaben abgebildet und bei Darüberstreichen deutlich fühlbar. Das Motiv zeigt das Profil eines jungen Mädchens auf grauem Grund, wobei die Haare sehr viel von ihrem Gesicht verdecken. Die Streifen, die sich ebenfalls auf dem Cover befinden und sich dort nicht nur durch den Titel ziehen, setzen sich im Inneren des Buches fort. Genau wie die Schneeflocken zieren sie beispielsweise die Kapitelanfänge. Alles in allem passt diese Gestaltung sehr gut zum Inhalt.


    Zitat

    Verliebt, verzweifelt, in größter Gefahr. Und verdammt mutig.


    Die 16-jährige Neva hat es satt, keine Antworten auf Fragen zu bekommen, die sie nicht einmal laut stellen darf: Warum wird ihr Heimatland von einer undurchdringbaren Energiekuppel von der Außenwelt abgeschottet? Warum verschwinden immer wieder Menschen spurlos? Und was ist mit ihrer Großmutter geschehen, die eines Tages nicht mehr nach Hause kam? Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Sanna beschließt Neva, Antworten zu verlangen und nicht mehr brav alle Gesetze und Regeln zu befolgen. Doch dabei verliebt sie sich nicht nur in den einen Jungen, der für sie tabu sein muss – sondern gerät auch in tödliche Gefahr …


    Meine Meinung


    Das Buch kam mit der Post und eigentlich wollte ich nur einen kurzen Blick hineinwerfen – es wurde ein Lesenachmittag daraus.


    Die Inhaltsangabe gibt erfreulicherweise ziemlich genau wieder, worum es grob betrachtet in dem Buch geht – was ja heutzutage nicht immer der Fall ist. Auch das Cover passt – für mein Dafürhalten wie bereits erwähnt, sehr gut zum Inhalt. Die das Gesicht größtenteils verdeckenden Haare, die Streifen, die das Bild oder die Schrift etwas verwaschen aussehen lassen. Gleichzeitig ist das Mädchen farbig dargestellt. Beides entspricht den Handlungsfäden der Geschichte. Neva will sich ihre Individualität bewahren. Heimatland – ein von einer gigantischen Kuppel geschütztes eigentliches Hightechland Land in der Zukunft auf dem Weg in die Vergangenheit – verblasst dagegen zunehmend. Die Menschen ähneln sich immer mehr, weil ihr Genpool durch Inzucht eingeengt wird. Die Ressourcen werden knapp, alles wird und wurde zu Tode recycelt. Die Individualität geht in einem Einheitsbrei an Vorschriften, Wiederholungen und Aufarbeitungen zugrunde. Während Letzteres ebenso wie die Ressourcenknappheit nachvollziehbar wirkt, scheint die Sache mit der Inzucht anhand des Zeitraumes der Geschichte etwas übertrieben. So etwas dürfte sich in zwei, drei Generationen noch nicht so stark bemerkbar machen. Doch dieses Detail stört nicht wirklich, zumal nicht klar wird, wie viele Bewohner Heimatland je hatte oder wie groß es ist.


    Wer das Buch aufschlägt, landet sofort mitten im Geschehen. Die Autorin schreibt keine seitenlange Einführung, man weiß sofort, worum es geht. Neva, mit ihren 16 Jahren gerade volljährig geworden, handelt zusammen mit einigen Freunden gegen Heimatland. Sie ist es, die die Geschichte in der Gegenwartsform erzählt. Der Leser sieht also alles nur mit ihren Augen und weiß nur von ihren Gedanken und Gefühlen bzw. ihrer Interpretation der Handlungen und Gedanken aller anderen. Obwohl sie gerade erst am Anfang ihres Erwachsenenlebens steht, scheint es aufgrund der Vorhersehbarkeit bereits beendet. Zukunft weckt keine Hoffnung in ihr, sie wirkt beängstigend. So beängstigend, dass sie sich auflehnt, beispielsweise in dem sie sich (wie viele andere auch) ein Merkmal aussucht, dass sie von anderen abhebt. In ihrem Fall ist es eine tätowierte Schneeflocke, im Fall ihrer Freunde eine Narbe, ein gemaltes Motiv oder Ähnliches. Der eine trägt es auffällig, der andere eher versteckt. Neva zum Beispiel macht Letzteres. Sie entstammt einer der Gründungsfamilien von Heimatland. Dieses wurde im Jahr 2051 von der Außenwelt abgeschottet, nachdem der Terror überhandnahm. Niemand weiß, was außerhalb von Heimatland noch existiert.


    Heimatland erwartet von seinen jungen Bewohnern brav zur Vermehrung der auf lange Sicht aussterbenden Bevölkerung beizutragen und die Arbeit zu tun, die man ihnen zuweist. Heimatland erwartet blinden Gehorsam und keine Fragen. Doch statt zu tun, was Heimatland von ihnen erwartet, rebellieren Neva und ihre Mitstreiter. Das geschieht durch kleinere Aktionen, in denen die Öffnung von Heimatland gefordert wird genauso wie durch das Gelübde, dass sie sich gegenseitig abgelegt haben und demzufolge sie keine Kinder in die Welt setzen wollen. Doch Heimatland sieht alles und hört alles, hält seine Bewohner absichtlich unwissend, füttert sie mit falschen Informationen und setzt seine Vorstellungen skrupellos abseits vom Bewusstsein des Hauptteils der Bevölkerung um. Noch nicht einmal die Regierungsmitglieder, wie etwa Nevas Vater, ahnen geschweige denn wissen alles.


    Was als vielleicht noch ganz gute Idee begann, ist innerhalb weniger Jahre bzw. Jahrzehnte zu etwas geworden, was sich mit den überall auf der Welt zu findenden Unrechtsregimen vergleichen lässt. Unwillkürlich werden Erinnerungen an die Zeit wach, als Deutschland noch zweigeteilt und der Ostblock noch abgeschottet war. An die Zeit, als der Wunsch nach Freiheit zu harten Strafen, Gefängnis, Zwangsarbeit oder gar dem Tod führen konnte. Ob man den Blick nach Kuba oder in Staaten lenkt, in denen fanatisch-religöse Vorschriften das Leben begrenzen und reglementieren, überall gab und gibt es Menschen, die den Wunsch daraus auszubrechen bitter bezahlen mussten oder noch immer müssen.


    Grant ist es in ihrem flüssig geschriebenen und gut zu lesenden Roman gelungen, die Atmosphäre dicht und düster zu malen, ohne den eigentlich omnipräsenten Bedrohungsteil durch die Regierung überhandnehmen zu lassen. Wer eine absolut dystopische Beschreibung hierzu erwartet, wird vielleicht enttäuscht. Grants Roman dürfte zu den eher leiseren Vertretern dieses Genres gehören. Heimatland bleibt bei allem etwas verschwommen. Ein Widerspruch? Nicht wirklich. Die Autorin lässt sich nur bedingt über diese begrenzte Welt aus, geizt gewissermaßen mit Hintergrundwissen - was vielleicht daran liegt, dass Neva, und nicht die Protektosphäre, im Vordergrund steht. Doch auch sie und mit ihr alle Figuren werden eher skizziert als detailliert beschrieben. So zeigen sich Neva und ihre Freunde altersgerecht in ihrem Aktionismus, ihrer stellenweisen Unentschlossenheit oder Naivität. Sie wirken einfühlsam und sympathisch. Auch die erwähnten Erwachsenen agieren überaus überzeugend. Allen Figuren gemeinsam ist, dass sie nicht vorhersehbar sind. Wem man vertrauen kann und wer ein Verräter ist, offenbart sich nicht auf einen Blick. Und keiner hebt sich wirklich vom Einheitsgrau der Protektosphäre ab. Unglaubwürdig oder durchscheinend werden die Charaktere und der Handlungsort dadurch jedoch nicht. Gerade durch das Weglassen gewisser Details scheint die zunehmende Vereinheitlichung und das sich steigernde Verblassen der Individualität des Einzelnen betont zu werden. Die wachsende Resignation, die ansteigende Lähmung durch Angst, Aktionen und Reaktionen - all das wirkt authentisch.


    Ohne Melodramatik beschreibt die Autorin Nevas Gefühlswelt, die den gleichen Raum wie die Bedrohungssituation einnimmt. Trotz, Rebellion, aufkeimende Verliebtheit in den Freund ihrer Freundin, damit verbundene Schuldgefühle. Die aufkeimende, eigentlich unmögliche Liebesgeschichte ist in ihrer Andeutung ebenfalls sehr gut in die Hoffnungslosigkeit der gesamten Geschichte verwoben. Sie drängt sich nicht in den Vordergrund. Die wenigen innigen Momente, die Grants Hauptcharakter mit Braydon erlebt, erscheinen sehr innig und wirken angesichts der Umgebung und der damit verbundenen Schuldgefühle kostbar. Obwohl sich Neva dagegen wehrt, kreuzen sich ihre Wege immer wieder mit denen von Braydon und Ethan, der Freund ihrer Kindertage, gerät ins Hintertreffen. Ein Ausweichen scheint aufgrund der räumlichen Begrenztheit unmöglich. Heimatland ist zwar tatsächlich ein größeres Land, doch die Menschen werden auf Anweisung der Regierung in wenigen Ballungsräumen zusammengedrängt.


    Die Geschichte um Freundschaft, verliebt sein und Verrat, Trostlosigkeit und aufkeimende Hoffnung, Angst und Zuversicht, nimmt einen Verlauf, der es schwer macht, das Buch beiseitezulegen. Das Ende birgt Hoffnung und Hoffnungslosigkeit gleichermaßen in sich.


    Fazit 5ratten


    Ein bedrückendes Buch, das sich nicht einfach nebenbei liest. Wenn der neue Trend im Jugendbuchbereich auch Dystopien mögen, so hätte ich doch in gewisser Weise Probleme, das Buch ohne Weiteres allen in der avisierten Altersgruppe zu empfehlen. Das liegt nicht daran, das Grant den Fokus auf Gewaltorgien oder ähnliches lenkt – das tut sie definitiv nicht. Doch das Buch ist – wie Dystopien eben sind - keine allzu leichte Kost und bekommt 5 von 5 Punkten.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    Also ehrlich gesagt, kann ich mich der durchweg eher schlechten Bewertung nicht anschließen. Ich würde zwar sagen, dass es auch für jüngere Kinder geeignet ist, aber wie gesagt, sooo schlecht fand ich persönlich es nicht. Deshalb hier meine Meinung dazu:


    Auf 590 Seiten kann der Leser in die Anfänge von Oksas Welt eintauchen, die sich von heute auf morgen verändert. Es handelt sich bei Oksa Pollock – Die Unverhoffte um den Auftaktroman, dem zumindest in Frankreich schon mal fünf weitere Bände folgen sollen. Die Idee dazu ist nicht unbedingt neu – es geht, wie in so vielen Büchern auch in dieser neuen Buchreihe, um den uralten Kampf Gut gegen Böse, Vertreibung aus dem Paradies und Rückkehr in dasselbe. Und das alles dank eines bis dahin normalen Menschen, der seine übernatürlichen Fähigkeiten entdeckt. Es gibt, wie so oft, eine uralte Prophezeiung. Und obwohl es diverse Ähnlichkeiten zu anderen Fantasygeschichten gibt, wurde dank Plichota und Wolf alles erfrischend anders verpackt.


    Die Geschichte spielt größtenteils in England in der Gegenwart, doch könnte sie auch an jedem beliebigen anderen Ort stattfinden. Denn genau genommen geht es um eine in der realen Welt angesiedelte, abseits des verlorenen Paradieses liegende, fantastische Szenerie. Der Roman beginnt im Prolog mit Oksas Geburt und macht dann im ersten Kapitel einen Sprung nach England und startet 13 Jahre später. Der größte Teil des ersten Bandes wird aus Oksas Sicht (aber nicht von ihr) erzählt. Zusätzliche Perspektiven bieten Passagen, die sich etwa um ihre Großmutter (und mit ihr um Edefia) drehen.


    Oksa entdeckt kurz nach ihrem Umzug von Frankreich nach England, dass mit ihr etwas nicht stimmt und bald darauf, dass der Großteil ihrer Familie und sogar der eine oder andere aus dem Freundeskreis ebenfalls nicht ganz so ist, wie sie bisher dachte. Darüber hinaus lernt sie Wesen kennen, von deren Existenz sie nichts ahnte, die aber genau genommen immer in ihrer unmittelbaren Umgebung waren.


    So haben die Autorinnen liebenswert-komische Plemplems in die Geschichte geschrieben, deren Sprache eindeutig an … sagen wir … sehr kostengünstige Übersetzungssoftware aus Asien erinnert. Da gibt es Goranovs – das sind Pflanzen, die so hysterisch sind, dass sie bei der kleinsten Kleinigkeit in eine für sie gnädige Ohnmacht versinken und für die Flugzeuge die reinste Folter sind. Das sind nur zwei der vielen Kreaturen, deren Bekanntschaft Oksa mit ihrem Freund Gus (den ebenfalls ein Geheimnis umgibt) fortan macht. All diese Wesen haben gemeinsam, dass sie sprechen können und genau wie ihre Großmutter und etliche Flüchtlinge gehören sie zu der Gruppe Rette-sich-wer-kann aus Edefia – einer Parallelwelt der uns bekannten Erde. Die noch dort leben sind im Da-Drinnen, während normale Menschen im Da-Draußen sind. Überhaupt sind viele Begriffe in der Geschichte recht wörtlich zu nehmen, was für amüsiert zuckende Mundwinkel sorgt. Jeder, der mit Oksa in Verbindung steht, hat eine eigene Geschichte, die deutlich wird, ohne von Oksa abzulenken. Alle sind so herausgearbeitet, dass sie – ohne eine wirklich tragende Rolle einzunehmen – nicht nur blasse Nebenfiguren sind.


    Abgesehen davon muss Oksa auch feststellen, dass sie seltsame Dinge kann. Etwa Gegenstände bewegen, ohne sie anfassen zu müssen. Schweben, Feuer entfachen, ja in gewisser Weise sogar auf das Wetter einwirken. All das und noch einiges mehr. Dass alles sich an der Schwelle zu ihrer Pubertät bemerkbar macht, erleichtert die Sache trotz einer gewissen Unterstützung durch Gus und ihre Familie nicht gerade. Dass es offenbar allein an ihr liegt, Edefia und die Rette-sich-wer-kann zu retten, tut ein übriges. Die neuen Fähigkeiten fliegen ihr förmlich zu und sie sperrt sich nicht gegen sie. Oksa präsentiert sich aufbrausend, zickig, teilweise unbeholfen und oftmals unbeherrscht, überaus neugierig, oft vorschnell und bisweilen erschreckend enervierend – also eigentlich wie jeder halbwegs normale Teenie. Da sie jedoch diese besonderen Fähigkeiten entwickelt, gerät das eine oder andere, was sie macht, schon mal außer Kontrolle. Es ist überaus verlockend, ihre Kräfte einzusetzen und unendlich schwer, die dadurch gewonnene Macht nicht zu missbrauchen. Was unsympathisch wirken könnte, hätten die Autorinnen es nicht gleichzeitig geschafft, ihre Hauptfigur kindlich liebenswert und verletzlich zu zeichnen. Beides zusammengenommen macht den Charakter glaubwürdig.

    Bei der Fülle an Informationen, die im ersten Oksa-Pollock-Teil auf den Leser einstürmen, kommt der rote Faden fast zu kurz, geht allerdings nicht völlig unter. Der Weg zur letzten Seite ist das eine oder andere Mal etwas vorhersehbar, bietet jedoch gleichzeitig auch Abwechslung. Dennoch leidet das eine oder andere Mal die Spannung ein wenig. Die verwendeten magischen Elemente sind nicht übertrieben dargestellt und lesen sich sehr angenehm. Die Charaktere sind klar gezeichnet, die Atmosphäre ist dicht aufgebaut. Gleichzeitig lässt sich das Buch flüssig lesen und man lernt Oksa, Gus und ihre Familie kennen; bekommt darüber hinaus unzählige Hinweise auf das verlorene Edefia. Stück für Stück wird zusätzlich von der ersten Seite an eine Gefahrensituation aufgebaut, ein Gegenpart in Form eines ebenfalls aus Edefia entkommenen Aufständischen bzw. dessen Nachkommen.


    Wie bereits erwähnt, ist die Geschichte flüssig geschrieben und leicht zu lesen. Der augenzwinkernde Touch, mit dem Plichota und Wolf die Handlungsfäden spinnen und ihre Charaktere sprechen lassen, unterscheidet Oksa Pollock – Die Unverhoffte von anderen Geschichten. Kampfszenen gibt es aufgrund der vorhandenen Bedrohung zwar durchaus, allerdings sind sie durch die Auswahl der Oksa und den Rette-sich-wer-kann zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln eher amüsant zu lesen. Die stellenweise sehr kindlich gezeichnete Fantasiewelt der Autorinnen hat hier erfreulicherweise eindeutig über die in die Geschichte verwobene Bedrohungssituation gesiegt. Das Buch kann deshalb für mein Dafürhalten auch getrost an jüngere Leser weitergegeben oder vorgelesen werden.


    Fazit 4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:


    Wie sage ich es? Ein überaus augenzwinkernder Auftakt zu einer neuen Fantasyreihe? Ja, ich denke das trifft es. Der Humor kommt in dieser Geschichte genauso wenig zu kurz wie die Fantasie. Oksa Pollock – Die Unverhoffte ist ein gelungener Auftaktroman zu einer Reihe, die es nicht nur aufgrund des offenen Endes weiterzuverfolgen lohnt und für den ich 4,5 von 5 Punkten vergeben möchte.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

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    Cornelia Schinharl: Tomaten – Schätze aus dem Garten
    Franckh Kosmos Verlags-GmbH
    ISBN 978-3440125939
    ISBN 3440125939
    Kochbuch
    Deutsche Erstausgabe 2011
    Umschlaggestaltung Gramisci Editorialdesign, München
    Flexcover, 144 Seiten
    [D] 14,95 €


    Zur Autorin


    Obwohl sie bereits über 50 Bücher veröffentlicht hat und damit zu den im deutschsprachigen Raum erfolgreichsten Kochbuchautorinnen zählt, etliche Auszeichnungen erhalten hat und als leidenschaftliche Köchin exotische Gerichte genauso schätzt wie bodenständige, dabei aber die mediterane Küche bevorzugt, ist Cornelia Schinharl nur eine der Akteure, die an der Verwirklichung des Buches mitgewirkt haben.


    Neben ihr wurden verschiedene Personen tätig. Unter anderem Natascha Sanwald, die seit Jahren als Wohn- und Einrichtungsstylistin tätig ist und im Fall des vorliegenden Buches für Requisite und Ausstattung zuständig war. Michael Pannewitz und Simon Phillip Kresse, beides gelernte Köche, setzten die gekochten Gerichte als Foodstylisten gekonnt in Szene. Diese wiederum wurde von Alexander Walter fotografiert. Er war bereits bei über 40 Fach- und Kochbüchern für die optische Konzeptumsetzung verantwortlich und ist ebenfalls begeisterter Koch.


    Zum Buch / Meine Meinung


    Genau wie die übrigen Bände der Themenreihe des Kosmos-Verlages ist auch das Buch Tomaten – Schätze aus dem Garten liebevoll gestaltet. Das Flexcover (21,8 x 18,8 x 1,4 cm) präsentiert sich fingerabdruckresistent und abwischbar. Das Covermotiv zeigt vorne Tomaten in und um eine Schale, hinten auf einem Schneidbrett mit einem Messer und etwas grobem Salz. Das alles vor einem dunklen Hintergrund bzw. auf dunkler Arbeitsfläche. Die Schrift des Titels ist genauso wie das goldfarbene Band um den ersten Buchstaben etwas erhaben gedruckt. Was außen so vielversprechend beginnt, setzt sich innen fort. Passend zum Thema Tomaten wurden rote Vorsatzseiten gewählt. Auf den restlichen Seiten dreht sich alles um die überwiegend rote Köstlichkeit.


    Es gibt sie ja, praktischerweise. Kochbücher, in denen auf ein Thema eingegangen wird. Und mit Tomaten – Schätze aus dem Garten hat man – wie der Titel es schon verrät - ein solches vor sich. Kein mühseliges Zusammensuchen von Rezepten, wenn die Zeit naht, in der im Garten oder auf dem Balkon alles auf einmal rot wird.


    Dabei gibt die Autorin nicht einfach leckere Rezepte wieder (ich habe gerade den pikanten Tomatensalat mit Avocado und Garnelen und gestern die Bandnudeln mit Safrantomaten und Ziegenkäse probiert und freue mich schon darauf, die übrigen Rezepte nachzukochen), sondern lässt sich auch über Tomatensorten, Tomatenpflanzen und ihre Pflege oder etwa frische und konservierte Tomaten aus. Die Rezepte sind zudem mit Tipps ausgestattet, die das Gelingen erleichtern. Diese finden sich teilweise in einem der 126 Fotos, die zum einen die Arbeitsschritte deutlich machen und zum anderen dafür sorgen, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft.


    Praktischerweise braucht man für die Rezepte Zutaten, die leicht oder mit geringem Aufwand zu besorgen sind (Lavendelhonig gibt es ja nicht überall, aber man bekommt ihn). Die Rezepte sind abwechslungsreich, leicht nachzukochen oder nachzumachen, denn neben Vor- und Hauptspeisen, Soßen, Suppen, Eintöpfen, Eingelegtem oder Konfitüren findet man auch Getränkerezepte. Vegetarische Rezepte und solche mit Fisch oder Fleisch sorgen dafür, das für jeden etwas dabei sein dürfte.


    Fazit 5ratten


    83 Rezepte, die sich auch dank der Fotos leicht umsetzen lassen. Ob nun rot, gelb, grün oder schwarz, länglich, oval, geteilt oder kugelrund – die Vielfalt der Tomaten wurde in diesem Buch treffend aufgezeigt und liebevoll detailliert umgesetzt. Insoweit ist das Buch nicht nur für diejenigen, die gerne kochen, sondern auch für Kochbuchsammler etwas. Dafür gibt es fünf von fünf Punkten.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)


    Emoticon aus Threadtitel entfernt. LG, Valentine

    Zum Buch / Meine Meinung


    Arkadien brennt ist der zweite Band einer Reihe. Der erste heißt „Arkadien erwacht“, der dritte soll im Sommer 2011 folgen. Ob es danach weiter geht, ist derzeit anscheinend noch offen.


    Der Schutzumschlag zeigt einen brennenden Himmel, die Skyline einer Großstadt und als eher dunkle Schatten mehrere Raubkatzen und eine Schlange sowie ein paar Bäume. Einige Ranken sind eingefügt (die sich innen auf der Titelseite wiederholen). Die Schrift des Titels ist in Hochglanz und erhaben gedruckt. Dazu passend bietet der Band neben orangefarbenen Vorsatzseiten auch ein gleichfarbiges Lesebändchen. Die Geschichte selbst ist in kurze Kapitel gegliedert, wobei jeder Kapitelanfang wieder mit den Ranken des Umschlagmotivs verziert ist.


    Obwohl es sich eindeutig um eine Fortsetzung handelt, könnte man rein theoretisch auch mit Band 2 beginnen, da dort genügend Informationen zum bisherigen Geschehen zusammenfasst eingeflochten sind.


    Inhaltlich lebt der im ersten Band erwachte Arkadienmythos weiter.


    Zitat

    „Menschen, die sich in Raubtiere verwandeln. Blutfehden zwischen Mafiaclans. Die verbotene Liebe zu Alessandro …
    Rosa braucht dringend Abstand zu den Ereignissen auf Sizilien. Auf den Spuren ihres alten Lebens reist sie zurück nach New York. Aber auch dort kommt sie nicht zur Ruhe. Die mächtigen Stellvertreter der amerikanischen Clans machen Jagd auf sie. Dann findet Rosa beunruhigende Details über ihre Vergangenheit heraus. Und über ihren toten Vater. Aber warum spielt dabei immer wieder Alessandro eine Rolle? In Rosa keimt ein schrecklicher Verdacht ...“


    In mir auch … Obwohl ich ja eindeutig nicht mehr in die anvisierte Zielgruppe passe und Meyers Erzählstil im ersten Band die eine oder andere Länge für mich barg – hege ich den Verdacht, dass ich auch um den dritten Arkadienteil nicht herumkomme. So simpel die Geschichte auf den ersten Blick wirkte, so spannend und abwechslungsreich setzt Meyer sie um. Seine Charaktere sind gewachsen und glaubwürdig, der rote Faden, der sich durch seine Arkadien-Reihe zieht, ist auffällig und interessant, die Atmosphäre so dicht, dass man leicht eintauchen kann – sowohl in das „reale“ wie auch das „fantastische“ Geschehen.


    Arkadien brennt schließt unmittelbar an „Arkadien erwacht“ an, dennoch wirken Rosa und Alessandro etwas erwachsener als im ersten Band. Auch jetzt wird alles aus Rosas Sicht erzählt., allerdings nicht von ihr selbst. Sie steht im Vordergrund bzw. um sie herum geschieht alles.


    Man erfährt nicht nur Neues über die bereits bekannten oder dazukommenden Charaktere, über die man sich recht schnell ein klares Bild machen kann. Sie haben Fehler und Schwächen und sind nicht einfach nur gut oder nur böse. Man dringt darüber hinaus tiefer in das Geheimnis ein, das Rosas Leben für sie bereithält. Und wird immer wieder auf das aus Band eins bekannte Trauma gelenkt. Dies alles geschieht peu au peu und man wird dadurch automatisch weiter durch die Geschichte gelockt, ohne je alles zu erfahren. Wenn man glaubt, ein Geheimnis gelöst zu sehen, stellt man schnell fest, dass sich ein anderes auftut. Statt Licht ins Dunkel zu bringen, bläst auf einmal ein scharfer Wind, der die Kerze der Erleuchtung verlöschen lässt. Weitere Komplikationen tauchen auf und das Netz aus Intrigen, Geheimnissen und Verrat scheint dichter und dichter. All das sorgt dafür, dass die Spannung unausweichlich steigt.


    Ein gut verwobener, sich jedoch nicht in den Vordergrund drängender Handlungsstrang, ist die Verbindung von Rosa und Alessandro. Die Szenen, die sie als Paar betreffen, sind eher kurz, dafür aber innig gehalten. Von allen Seiten schlagen ihnen Probleme entgegenschlagen und sie müssen sogar umeinander fürchten. Dass Alessandro etwas vor ihr verbergen könnte, erleichtert die Sache auch nicht gerade. Doch macht Meyer kein üblicherweise gezeichnetes Drama daraus, er lässt Rosa und Alessandro diese Situation stark er- und durchleben.


    Dass er mit seinen Figuren nicht sehr zimperlich umgeht, hat er bereits im ersten Band bewiesen. Dass er das, was er seinem jugendlichen Zielpublikum zumutet, gut umsetzt, allerdings auch. Er erzählt die Geschichte und geht auf die Gefühle seiner Charaktere ein, liefert Denkanstöße, ohne zu belehren und schafft es gleichzeitig, die Geschichte nicht daran hängen bleiben zu lassen. Meyer schafft es, brutale Szenen zu beschreiben, ohne zu sehr ins Detail zu gehen.


    Arkadien brennt beinhaltet Gewalt und Verrat, Geheimnisse und Intrigen, und ist damit trotz der Liebesgeschichte kein Friede-Freude-Eierkuchen-Jugendbuch. Aber eines, in dem der Autor seinen Figuren so viel Leben eingehaucht hat, dass man automatisch mit ihnen mitfiebert, -leidet und –denkt. Obwohl dieser zweite Band etwas düsterer als der erste ausgelegt ist, kommt auch der Humor nicht zu kurz. Und zusammen mit Rosas Beziehung zu Alessandro hat der Roman damit alles, was ein gutes (Jugend-)Buch braucht.


    Fazit 5ratten


    Gelungene Fortsetzung, die eindeutig Lust auf den Folgeband macht. Meyer fesselt nicht nur durch eine interessante Idee, er setzt sie auch überaus wortgewandt und spannend um, weshalb ich fünf von fünf Punkten vergeben möchte.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

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    Anthony Strong
    Die Liebesformel


    Originaltitel Chemistry for Beginners
    Rowohlt Taschenbuch Verlag
    ISBN 978-3499254499
    ISBN 3499254492
    Belletristik
    Deutsche Erstausgabe 2010
    aus dem Englischen übersetzt von Rainer Schmidt
    Umschlaggestaltung any.way
    Taschenbuch, 400 Seiten
    [D] 8,95 €


    Verlagsseite http://www.rowohlt.de


    Zum Autor …


    … gibt es so gut wie nichts. Nur das, was ich auf der Verlagsseite bzw. im Buch gefunden habe. Strong wurde 1962 in Uganda geboren, studierte in Oxford und lebt und arbeitet heute in Oxfordshire, England, wo er laut Verlag schon mehrere Bücher unter Pseudonym veröffentlicht haben soll. Wie gut, dass der Autor eine Homepage hat - dachte ich ... Doch die im Buch erwähnte Homepage chemistryforbeginners.com funktioniert nicht. Man erhält nur die Information, dass der Domaininhaber keine Homepage erstellt hat.


    Zum Buch


    Das blaue Covermotiv zeigt etwas Gras, und dahinter eine Karotte sowie ein paar Löffel (ob die jetzt von einem Plüschkaninchen oder Plüschhasen sind, kann ich nicht so genau erkennen) und kann zusammen mit dem rosa geschriebenen Titel neugierig machen. Ein Zitat des Library Journal auf der Rückseite des Buches („Die lustigsten Orgasmus-Szenen seit >Harry und Sally<. Sehr witzig und wärmstens zu empfehlen) lässt mich flugs die Inhaltsangabe überfliegen.


    Zitat

    Inhaltsangabe
    „Die Chemie muss schon stimmen!
    Annie findet Sex langweilig. Oder liegt es vielleicht nur an ihrem Freund? Denn als die junge Studentin an einer wissenschaftlichen Studie zum Thema teilnimmt, spielen ihre Hormone plötzlich verrückt. Das könnte allerdings auch mit Dr. Steven Fisher zu tun haben ….
    Steven sieht gar nicht so übel aus: Bei Frauen landet man jedoch kaum, wenn man keine anderen Themen kennt als Chemie und Neurobiologie. Dem Thema Sex nähert sich der weltfremde Gelehrte daher ausschließlich in seinen ungewöhnlichen Forschungsobjekten. Bis eines Tages Annie sein Labor betritt und die Messgeräte heftig auszuschlagen beginnen.“


    Meine Meinung


    Ja, ja, die Chemie muss schon stimmen. Da ist etwas dran und ich muss ja zu meinem Bedauern gestehen, dass bei mir die Chemie im Fall von Die Liebesformel anfangs nur bedingt passte.


    In seinem Vorwort schreibt der Autor, dass er bei einer Internetrecherche über eine Seite stolperte, auf der ein Papier über die weibliche sexuelle Dysfunktion von Dr. Steven Fisher eingestellt war. Er hat er sie kopiert und war recht froh darüber, denn er fand sie nie wieder. Und abgesehen davon, dass er nach eigenen Aussagen nur ein paar Kleinigkeiten für seinen Roman verändert hat, verweist er darauf, dass das Buch den Text so darstellt, wie er ihn gefunden hat. Ob das nun ernst gemeint ist oder nicht, entzieht sich meiner Kenntnis.


    So ganz abgenommen habe ich ihm das nach der Inhaltsangabe nicht, vor allem da ich zu den Lesern gehöre, die (und zwar zuhause) anfangs brav Seite für Seite umblättern. Ein Forschungspapier als Grundlage für einen Roman? Grundsätzlich ist die Idee – einen chemischen Botenstoff zu erfinden, der die Orgasmusfähigkeit der Frau fördert (sie aber auf keinen Fall mannstoll machen soll) und die Forschungsergebnisse in einen Roman zu verpacken, gar nicht so schlecht. Was einerseits trocken wirken könnte, könnte angesichts der Thematik ja durchaus interessant sein. Zumal ja noch ein steifer, schüchterner, ja verklemmter Forscher und eine deutlich aufgeschlossenere junge Frau hinzukommen. Dass sie sich verlieben, steht nicht auf dem Programm, aber es könnte im Fall der Fälle die Studie gefährden. Das alles in England – ich sah bei allen Gegenwartsbezügen förmlich schon jemand mit Gurkensandwich, Tee und abgespreiztem kleinen Finger sowie sehr geradem Rücken dozieren; mit völlig ernstem Gesicht distanziert und distinguiert über etwas reden, was keineswegs so sauber, adrett und ernst zugeht, wenn man die Hilfsmittel (Sybian, etc.) bedenkt, die für das Experiment zu Hilfe genommen werden. Im Hintergrund geht es auch noch um wie Spionage und Erpressung. Lässt man die letzten beiden Dinge einmal weg, dann hat man eine Idee, die etwas abseits von dem ist, was man üblicherweise so in einem Roman vorgesetzt bekommt, der mit Liebe zu tun haben soll.


    Strongs Roman besteht allerdings tatsächlich aus Einträgen, die einer wissenschaftlichen Studie ähneln, was noch durch entsprechende Fotografien, Tabellen, Kurven, etc. untermalt wird. Entsprechend trocken und wenig fesselnd kam mir alles vor. Mal berichtet von Steven, mal von Annie, beide schreiben abwechselnd und logischerweise in der Ich-Form. Nicht zu vergessen, die Laborassistentin, die ebenfalls zu Wort kommt. Dies geschieht allerdings in einem durchgehenden Zug relativ am Schluss. Und dann gibt es da noch UrlGirl67, die sich lange Zeit nur mit dem einen, sich stereotyp wiederholenden Satz meldet: „Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Nagel ein Problem.“


    Dieses Wirrwarr aus Perspektiven erschwerte das Lesen, was noch durch Fußnoten verschlimmert wird, in denen u. a. etwa auf Pink Floyds „The Dark Side of the Moon“ eingegangen wird und die eigentlich schon das Format einer Körpernote haben, weil sie fast die gesamte Seite einnehmen – worauf dann ebenfalls in einer Fußnote verwiesen wird. Klingt verworren? Ja, so in etwa kam mir das Buch auch vor. Am besten waren die Beschreibungen, die mit Bonobos zu tun hatten – ja Affen kommen auch darin vor (die haben Fisher veranlasst den Botenstoff zu entwickeln).


    Aufgrund all dessen kam die Geschichte also nicht in Fluss. So etwas passiert mir normalerweise nur, wenn ich ständig von außen unterbrochen werde. Nachdem ich das Buch mehrmals weggelegt und tagelange Pausen gemacht habe, quergelesen und dann doch wieder von vorne begonnen habe, geschah etwas Seltsames und es gelang mir doch tatsächlich gestern Abend, es fertig zu lesen.


    Nach dem ich jetzt durch bin, muss ich sagen, dass … - wo fange ich an? Obwohl die Figuren sehr eindimensional dargestellt sind, haben sie mich doch noch amüsiert. Ja stellenweise kicherte oder lachte ich vor mich hin. Was zunächst einfach nur langweilig und zerrissen wirkte, offenbarte sich plötzlich als satirischer Blick auf die Wissenschaft. Das Agieren des verknöcherten Forschers und der geistreichen Annie gibt der Liebesgeschichte auch durch den Blickwinkel aus der Forschungsecke eine liebenswerte, verrrückt-charmante Note. Sex – eigentlich ein Hauptthema - wird so distanziert dargestellt, dass keine der Szenen plump wirkt und sich nahtlos in den Rest einfügt.


    Fazit 4ratten


    Nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelte sich Die Liebesformel in eine amüsante, vor allem andere Liebesgeschichte, die vier von fünf Punkten bekommt. Das Durchhalten bzw. neu anfangen hat sich gelohnt.


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    Reinhard Hess - Garten- und Wildkräuter, Schätze aus der Natur
    Franckh-Kosmos Verlags-GmbH
    ISBN 978-3440125908
    ISBN 3440125904
    Kochbuch
    Ausgabe 2011
    Umschlaggestaltung Gramisci Editorialdesign, München
    Flexcover, 144 Seiten
    [D] 14,95 €



    Zum Autor oder den Akteuren, die an der Fertigstellung des Buches mitgearbeitet haben


    Auf dem Kochbuchmarkt ist Reinhardt Hess längst kein Unbekannter mehr. Bei über 50 Koch- und Weinbüchern hat er federführend oder aktiv mitgearbeitet. Bevor er sein Hobby zum Beruf machte, studierte er Ökologie. Danach war er als Journalist für Essen und Wein und Redakteur in Natur- und Kochbuchverlagen tätig. Heute ist er selbstständig und seine Bücher wurden nicht nur in andere Sprachen übersetzt, sondern auch mit diversen Medaillen ausgezeichnet.


    Was er gekocht hat, wurde von Michael Pannewitz, der seit einem Jahrzehnt Gerichte so in Szene setzt, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft, arrangiert. Der gelernte Fotograf und ehemalige Berufskoch, disponierte die im Buch abgebildeten Gerichte zusammen mit dem ebenfalls als Koch und Foodstylist tätigen Simon Phillip Kresse. Für das Ambiente war Natascha Sanwald zuständig, die als Stylistin für Wohnung- und Einrichtungsmagazine tätig ist.


    Die Fotos wurden von Alexander Walter, der seit zwei Jahrzehnten im Auftrag renommierter Verlage und internationaler Agenturen arbeitet, gefertigt. Unter anderem hat er an über 40 Fach- und Kochbüchern mitgewirkt. Auch er ist leidenschaftlicher Hobbykoch und genießt gerne.


    Zum Buch / Meine Meinung


    Eindeutig – aber nicht nur – etwas für Sammler. Das gerade auf den Markt gekommene Garten- und Wildkräuterbuch (Schätze aus der Natur) aus der Themenkochbuchreihe des Franckh-Kosmos-Verlages ist bereits rein optisch ein kleiner Leckerbissen.


    Die liebevolle Aufmachung fällt als erstes in Auge, noch bevor man das Buch überhaupt aufschlägt. Das Flexcover im Format 21,8 x 19,3 x 1,5 cm ist matt glänzend. Das Hauptmotiv vorne ist ein Kräuterstrauß in einem Gefäß, hinten Kräuter auf einem Schneidbrett, wobei im Hintergrund ebenfalls ein Kräuterstrauß zu sehen ist. Der Titel Garten- & Wildkräuter ist zusammen mit einem goldfarbenen Band auf dem „Schätze der Natur“ zu lesen ist und das sich auf allen Büchern der Themenreihe findet, erhaben gedruckt, was meine Fingerspitzen für gewöhnlich allein beim Darüberfahren schon kribbeln lässt und mich auf den Inhalt neugierig macht. Ganz unten findet sich, vorne wie hinten, der Spruch „WIR ♥ KOCHEN“, wobei das Herzchen ebenfalls erhaben gedruckt ist.


    Schlägt man das Buch auf, findet man (vorne und hinten) farbige Vorschaltseiten in Maigrün. Trotz der 107, teils im Seitenformat abgebildeten, Fotos bleibt genügend Platz für 63 Rezepte und zahlreiche Tipps für ein sicheres Gelingen. Diese befinden sich zum Teil in einer Art Sprechblasen in den Fotos. Daneben wird jedoch auch auf Wild- und Gartenkräuter näher eingegangen. Sie werden beispielsweise in ihrer Wirkweise beschrieben, wo man sie wie am besten sammelt und frisch verwendet oder konserviert. Egal ob es um bittere oder süße, heimische oder exotische, blühende oder grüne Kräuter geht – für alles gibt es ein Rezept und zwischendurch immer etwas Interessantes. Wussten sie zum Beispiel, dass es westlich von München ein Pfefferminzmuseum gibt?


    Unterhaltsames und Wissenswertes mischt sich mit den leicht nachzukochenden oder nachzumachenden Rezepten. Diese sind gut beschrieben und verlangen abgesehen von den Wildkräuter „normale“ Zutaten, die man überall bekommt. Aus frisch gemachter Erfahrung kann ich sagen, dass die Zucchinibällchen oder der Gemüsetopf aus der Mancha lecker schmecken und ich mich jetzt schon auf die Suche nach den Wildkräutern freue, mit denen ich dann die entsprechenden Rezepte umsetzen kann.


    Fazit 5ratten


    Mit Garten- & Wildkräuter hat man nicht nur ein sehr dekoratives und liebevoll gestaltetes Kochbuch im Regal, sondern auch eine praktische, leicht umsetzbare Anleitung zum Kochen in der Hand. Egal ob Vorspeise, Suppe, Hauptgericht, Nachspeise oder Cocktail. Hier ist für jeden etwas dabei und deshalb gibt es fünf von fünf Punkten.


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    William Buhlman
    Out of Body – Astralreisen: Das letzte Abenteuer der Menschheit


    Originaltitel: Adventures beyond the body
    aus dem Amerikanischen übersetzt von Thomas Bertram
    Heyne
    ISBN 978-3453701632
    ISBN 3453701631
    Esoterik
    deutsche Taschenbuchausgabe 2010
    Umschlaggestaltung Guter Punkt, München
    Taschenbuch, 352 Seiten
    [D] 9,99 €


    Zum Autor


    Der in Maryland lebende William Buhlman beschäftigt sich seit fast vier Jahrzehnten mit der Thematik außerkörperlicher Erfahrungen (AKE). Er gibt internationale Workshops für Astralreisen, bei denen er u. a. die für seine Tätigkeit als Hypnotherapeut gelernten verschiedenen Techniken von Hypnose, Visualisierung und Meditation einsetzt. Darüber hinaus hat er ein umfassendes Audioprogramm entwickelt und tritt weltweit in diversen Fernseh- und Radioshows auf.


    2003 erschien bei Ansata die deutsche Übersetzung seines ersten Buches unter dem Titel Out of Body – Astralreisen: Das letzte Abenteuer der Menschheit. Dieses Buch wurde 2010 von Heyne neu aufgelegt. Über ein Jahrzehnt leitete er ein AKE-Experiment, bei dem Tausende Probanden aus 42 Ländern beteiligt waren. Die Ergebnisse dieser Studie präsentierte er in seinem Buch „The secrets auf soul“ das ebenfalls auf dem deutschen Buchmarkt erhältlich ist (Geheimnis Astralreise: Wege zu unserer wahren Natur, Heyne 2009). Seine Bücher wurden zwischenzeitlich in zehn Sprachen übersetzt.


    Zum Buch


    Zitat

    Inhaltsangabe
    „Das umfassende Handbuch für außerkörperliche Erfahrungen
    Bei vollständig klarem Bewusstsein den eigenen Körper verlassen, um in einem „feinstofflichen“ Körper nichtmaterielle Welten zu erkunden – eine spektakuläre Fähigkeit, die jeder Mensch erlernen kann.
    Mitreißend berichtet der weltbekannte Experte William Buhlman über seine Out-of-body-Erfahrungen. Mit seinem gezielten Übungsprogramm wird es jedem möglich, selbst diese faszinierenden Reisen zu unternehmen.
    Ein einzigartiger Erlebnisbericht und praktische Anleitung zu einer der geheimnisvollsten Erfahrungen überhaupt.“


    Bericht und Anleitung sind in das 352 Seiten starke Taschenbuch verpackt, dessen bläulich-rot-weißes gehaltenes Cover, die Silhouette einer Person zeigt, die nach einem Lichtball fasst. Buhlman gliedert sein Buch in zwei Teile – der erste umfasst seine eigenen Erfahrungen zusammengesetzt aus seinen ersten außerkörperlichen Erfahrungen und Begegnungen. Der zweite beinhaltet Kapitel, die auf das Rätsel dieser Erfahrungen eingehen und verschiedene Techniken die zum Astralreisen befähigen sollen. Vorwort, Nachwort, ein praktisches Glossar, ein Adressen- und ein Literaturverzeichnis runden alles zusammen mit einem Register ab, nehmen dafür aber bereits 33 Seiten ein.


    Meine Meinung


    Zugegebenermaßen habe ich mich mit dem Buch schwergetan. Was nicht am Thema, sondern eindeutig am Schreibstil des Autos liegt. Die eigentlich fantastische Materie kommt teilweise sehr trocken und langatmig herüber. Es ist kein Buch, das man einfach so nebenbei lesen sollte. Außerdem sollte man sich für das Thema interessieren, da Out of body sonst Gefahr läuft nicht fertig gelesen zu werden.


    Doch ob man nun daran glaubt, es nicht ganz ausschließt oder vehement abstreitet. Fakt ist, dass außerkörperliche Erfahrungen – kurz AKE – keine Erfindung moderner Esoteriker sind. Vielmehr gibt es darüber in sehr vielen Kulturen entsprechende Überlieferungen. Es handelt sich dabei um einen Zustand, in dem die betroffene Person Wahrnehmungen außerhalb ihres physischen Körpers empfindet. Dies kann zum einen in Grenzsituationen wie Nahtoderfahrungen geschehen, zum anderen aber auch spontan auftreten oder bewusst herbeigeführt werden. Allen Zweiflern zum Trotz gibt es überraschend übereinstimmende Erlebnisberichte – unabhängig von Zeit, Bildung, Kultur oder auch Religion. Oftmals ist die betroffene Person zeitlich und örtlich genau orientiert. Immer aber erkennt sie den Unterschied zwischen Traum und AKE, aber auch die deutliche Differenzierung einer körperlichen und einer außerkörperlichen Erfahrung.


    So befremdlich diese Berichte einerseits klingen mögen – und im Fall von Buhlmans erstem Buchteil erschien mir das eine oder andere durchaus fraglich – so interessant sind sie andererseits. Buhlman bietet nicht nur eine bloße Zusammenfassung von bereits veröffentlichtem Material, er bringt seine eigenen Erlebnisse, festgehalten in Tagebucheinträgen, ein. Manches kann man nachvollziehen, anderes klingt zu fantastisch. Manches unglaublich schwierig, anderes viel zu leicht. Was man davon glaubt, bleibt jedem selbst überlassen – ganz von der Hand zu weisen, ist es deshalb noch lange nicht.


    Der im zweiten Teil behandelte Versuch einer naturwissenschaftlichen Untermauerung ist leider auch in der Neuauflage nicht sehr gut gelungen. Noch immer lässt Buhlman wenig bis keine alternative Deutungsmöglichkeiten zu und präsentiert eher seine Überzeugung als Tatsache. Ob das nun daran liegt, dass er provokativ verkrustete Denkblockaden brechen möchte, ist fraglich – wer einem standard-naturwissenschaftlich-geprägtem Weltbild anhängt, wird sein Buch vermutlich nicht unbedingt lesen. Andere – einfach neugierige oder bereits überzeugte – Leser könnten jedoch von diesem Teil abgeschreckt werden. Da er jedoch durchaus einige schlüssige Informationen bereithält, sollten man ihn lesen und sich eine eigene Meinung bilden.


    Die in diesem Teil ebenfalls enthaltenen Techniken sind sehr gut wiedergegeben und ebenso leicht les- wie umsetzbar. Dabei wird nicht nur durch seinen ausdrücklichen Hinweis klar, dass Üben das A und O bei dem Versuch ist, AKE-Zustände bewusst herbeizuführen. Ob Letzteres tatsächlich, wie von ihm prophezeit, innerhalb von 30 Tagen passiert, darf bezweifelt werden. Widerlegt ist es damit noch lange nicht und deshalb heißt es dann üben, üben, üben und …. das Ergebnis lächelnd genießen.


    Fazit 4ratten


    Alles in allem eine Erfahrung wert – sowohl das Lesen des Buches wie auch die praktische Umsetzung der Übungen (der für mich beste Teil des Buches). Eine gewisse Langatmigkeit und der bedauerlicherweise nicht sehr gut gelungene und wenig ernsthaft wirkende Versuch, das Buch eher wissenschaftlich als esoterisch zu untermauern, sorgt jedoch für einen Punkteabzug, weshalb es nur 4 von 5 Punkten gibt.



    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

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    Tracy Chevalier - Zwei bemerkenswerte Frauen
    Originaltitel Remarkable Creatures
    aus dem Englischen übersetzt von Anne Rademacher
    Knaus Verlag
    ISBN 978-3813503685
    ISBN 3813503682
    Historischer Roman
    Deutsche Erstausgabe 2010
    Hardcover mit Schutzumschlag, 368 Seiten
    [D] 19,99 €



    Zur Autorin


    Die heute in London lebende, 1962 in den USA/Washington, DC., geborene und aufgewachsene Tracy Chevalier war das jüngste von drei Kindern. Sie studierte Anglistik in Ohio und – nach ihrem Umzug Anfang der 1980er-Jahre nach England - kreatives Schreiben. Kurz vor der Geburt ihres Sohnes im Jahr 1998 vollendete sie ihren Roman bisher erfolgreichsten Roman – Das Mädchen mit dem Perlenohrring. Das Schreiben ist mittlerweile eine Vollzeitbeschäftigung für sie und zahlt sich auch aus. So gewann Das Mädchen mit dem Perlenohrring nicht nur den Barnes und Noble Award – es wurde über 4 Millionen Mal weltweit verkauft und 2003 mit Scarlett Johansson und Colin Firth in den Hauptrollen verfilmt. Auch die anderen Bücher der Autorin eroberten kurz nach Erscheinen die Bestsellerlisten Englands.


    Zum Buch


    Das Erste, was mir an dem Buch auffiel, war das Umschlagmotiv. Es zeigt neben einem Küstenabschnitt mit zwei Frauen einen goldfarbenen Ammoniten. Dieser ist etwas herausgearbeitet, was man beim Darüberstreichen fühlt.


    Auch in Zwei bemerkenswerte Frauen vermischt Chevalier einmal mehr Fiktives mit historisch belegten Personen und Tatsachen. Dafür bedient sie sich – wie man ihrer Anmerkung im Buch entnehmen kann - der beiden von der Fachwelt lange totgeschwiegenen, aber dennoch belegten Frauen Mary Anning und Elizabeth Philpot, die sehr erfolgreich im Bereich der Fossilienforschung tätig waren.


    Der Roman spielt im England des 19. Jahrhunderts und umfasst einen mehrjährigen Zeitraum. Elizabeth zieht zusammen mit ihren ebenfalls ledigen Schwestern aus finanziellen Gründen in den kleinen südenglischen Küstenort Lyme Regis. Ihr Leben verändert sich dadurch drastisch. Doch nachdem sie es zunächst eher als Strafe betrachtet, aufs Land abgeschoben zu werden, muss sie bald feststellen, dass der Umzug auch gewisse Vorteile bietet. So lebt sie beispielsweise wesentlich freier als im sittenstrengen London. Und einen Zeitvertreib hat sie auch bald gefunden, denn die Küste ist durchsetzt von Fossilien, die teils nach und nach durch die Flut freigespült werden, teils ausgegraben werden müssen. Hierbei begegnet sie Mary, die in Lyme Regis geboren und aufgewachsen ist und dort mit ihrer Familie in ärmlichen Verhältnissen lebt. Ein Zubrot verdienen sie sich durch den Verkauf von Fossilien. Entgegen aller Konventionen und trotz des Altersunterschiedes freunden sich Mary und Elizabeth an, verbringen viel gemeinsame Zeit, machen spektakuläre Entdeckungen. Und verlieben sich in den gleichen Mann, was fatale Folgen nach sich zieht und die Freundschaft schweren Prüfungen unterwirft.


    Meine Meinung


    Auch in diesem Roman ist es Chevalier gelungen, ein so lebensnahes Bild ihrer Charaktere zu zeichnen, dass man mit ihnen fühlt, fiebert und leidet. Nicht nur der beiden Haupt-, sondern auch sämtlicher Nebenfiguren. Atmosphärisch dicht gewebt, öffnet jede Szene einen klaren Blicken auf die verstaubten Konventionen, die Missstände, aber auch auf die dünkelhafte Ignoranz und die Verschlossenheit der männlich-dominierten (naturwissenschaftlichen) Welt jener Zeit. Daneben gibt es noch die kindliche Neugier mit der Elizabeth an die Fossiliensuche herangeht oder die abgeklärte, geduldige, großzügige und immer wieder begeisterungsfähige Mary, die nicht nur ihr dabei hilft. Die Autorin lässt einmal sie, dann wieder Elizabeth zu Wort kommen. Auch dadurch werden die gesellschaftlichen Unterschiede deutlich. Elizabeth, etwas exzentrisch, die sich gewählt und sprachgewandt auszudrücken vermag. Mary, deren einfaches Gemüt sich ebenso wie ihre mangelhafte Bildung in ihrer Sprache und bisweilen auch in ihrem Tun niederschlägt. Der Kampf um die Anerkennung ihrer Leistung ist hart, scheint manchmal vergeblich bis unmöglich zu sein. Die sanften und dennoch eindringlichen Worte, mit denen Chevalier ihr Schicksal und den Verrat an ihr beschrieben hat, wecken den Kampfgeist. Nicht nur von Elizabeth, fast möchte man selbst mit zur Tat schreiten, um zu helfen.


    Ein kleines Manko der Geschichte ist, dass die Beschreibung von Ausgrabungsszenen relativ häufig vorkommt. Das wirkt etwas störend, obwohl es natürlich rein von der Fossilienthematik her passt. Die ist zwar eindeutig die Passion beider Hauptfiguren, aber für mein Dafürhalten trotz aller Fundbeschreibungen auf vielen Seiten nur ein Nebenhandlungsstrang. Was mich viel mehr angesprochen hat, war die Emanzipierung, die die beiden Frauen durchlaufen. Und das alles in einer Zeit, in der das bis dahin geltende Weltbild aufgrund fossiler Funde ins Wanken geriet – was die Männer zwar (hin und wieder unter empörten Aufschreien der Kirche) machen durften, bei Frauen jedoch als skandalös und untragbar empfunden wurde.


    Die ebenfalls enthaltene Liebesgeschichte ist eher angedeutet, dennoch berührt sie. Ebenso die Eifersüchteleien, die in diesem Zusammenhang entstehen. Dass die Frauen ihre Freundschaft über dieses Zerwürfnis hinaus in gewisser Weise retten können, wird ebenso nachvollziehbar beschrieben, wie alles andere. Chevalier bedient sich nicht falscher Dramatik, dafür aber einer gut strukturieren und greifbaren Dynamik, die den Roman trotz aller Versteinerungen lebendig lesenswert macht.


    Fazit 4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Ein wunderschönes, unaufgeregt erzähltes Buch über eine ungewöhnliche Freundschaft und das Behaupten zweier starker Frauen in einer verknöcherten, männlich-dominierten Gesellschaft, dem ich 4,5 von 5 Punkten geben möchte.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

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    Victoria Laurie - Abby Cooper, Detektivin mit 7. Sinn
    Originaltitel Psychic Eye
    aus dem amerikanischen übersetzt von Angela Koonen
    Lyx
    ISBN 978-3802582837
    ISBN 3802582837
    Roman
    Dt. Erstausgabe 2010
    Taschenbuch, 317 Seiten
    [D] 9,95 €


    Zur Autorin


    Bevor die Autorin Victoria Laurie 2003 mit dem Schreiben der ersten Novelle um Abby Cooper begann, war sie, wie ihre Hauptfigur, selbst bereits jahrelang als Medium tätig. Damals kam es ihr noch nicht in den Sinn, dass sich das Schreiben zu einer Vollzeittätigkeit entwickeln könnte. Zwischenzeitlich wurden 12 Romane (darunter auch die Serie über die Geisterjägerin M. J. Holliday) veröffentlicht und in andere Sprachen übersetzt. Laurie erarbeitete sich einen Platz in den Bestsellerlisten der New York Times. Der Auftaktroman um Abby Cooper erschien bereits 2004 in den Staaten. Seit 2010 ist er als deutsche Taschenbuchausgabe erhältlich. Der Folgeband soll im Juni 2011 erscheinen. Obwohl sie selbst mittlerweile nicht mehr als Medium tätig ist, findet sie Sensitivsein cool, was sich eindeutig in ihren Büchern niederschlägt.


    Zum Buch / Meine Meinung


    Das im Comicstil aufgemachte Cover erinnert ein wenig an die Bücher von Michelle Rowen, was mich sofort an entspannende Wochenendlektüre denken ließ. Die Inhaltsangabe tat ein übrigens.


    Während anfangs noch genau das eintrat, was ich beim ersten Augenschein des Buches dachte (Chick-Lit ohne Tiefgang), wurde ich relativ schnell überrascht. Die in einem Vorort von Detroit in der Gegenwart spielende Geschichte beginnt, wie viele Auftaktromane, etwas schleppend, was daran liegt, dass einfach bestimmte Details eingebracht werden müssen und nicht weiter schlimm ist. Auch Abby, die die Geschichte in der Ich-Form erzählt, zeigt sich anfangs etwas durchscheinend.


    Dennoch: Es handelt sich zwar um eine leichte, überaus entspannende Lektüre. Der Auftaktroman der Detektivin mit siebtem Sinn ist jedoch noch ein wenig mehr. Zwar stellt sich Cooper zunächst tatsächlich als sehr oberflächlich dar und verschwendet mehr Zeit und Gedanken an ihre Garderobe und ein Blind Date als an ihre Kunden und die Geister, mit denen sie in Kontakt steht. Ihre Tätigkeit als Medium wird auch eher von den mehr oder weniger vorhandenen Lebenskrisen ihrer Kunden als von wirklich spannenden Momenten geprägt. Das ändert sich jedoch spätestens dann, als eine ihrer Kundinnen ums Leben kommt. Die wollte kurz vor ihrem Tod nochmals zu ihr, was Abby aber abgelehnt hat. Prinzipiell will sie mit ihren Kunden nie mehr als zwei Sitzungen pro Jahr abhalten, damit die nicht abhängig von ihr werden.


    Abgesehen davon, dass sie mit Toten kommunizieren kann, zeigt Abby sich schlagfertig bis zickig, witzig (nervt aber bisweilen), ist unzufrieden mit sich selbst und voller Zweifel, selbstironisch und auch noch chaotisch. Da sie trotz ihrer Andersartigkeit jedoch mit beiden Beinen fest im Leben steht, sich um andere kümmert und mehrere Prinzipien hat, an die sie sich streng hält, kommt sie sehr liebenswürdig herüber. Teilweise wirkt sie, obwohl sie bereits über 30 ist, jung und unerfahren. Aber vor allem wirkt sie normal, auch wenn zu ihrer Normalität schon mal gehört, dass sie einem Blind Date Details einer Entführung verraten kann, an der sie gar nicht beteiligt ist.


    Dass ihr Gegenüber Dutch Rivers Polizist ist, weiß sie zu diesem Zeitpunkt nicht, aber ihre Eingebungen führen zu der Aufklärung des Falls. Dummerweise ist Dutch auch Ermittler in dem Fall der ermordeten Klientin – und heißes erstes Date hin oder her, da diese einen Mitschnitt der letzten Sitzung bei sich hatte, reißt der Kontakt mit ihm nicht ab. Obwohl er so gar nichts von übersinnlichen Fähigkeiten hält und Abby nicht so recht traut, kommen die beiden immer wieder zusammen und es entwickelt sich eine zaghafte Liebesgeschichte. Dutch – Abby lässt sich sehr ausführlich über ihn aus – ist ein Traum von einem Mann. Auch er wirkt liebenswürdig und real und geht seinem Beruf mit Inbrunst nach. Auch er ist schlagfertig, was zu amüsanten Dialogen und mehr als einer komischen Situation führt. Sein Humor, seine Charakterfestigkeit steht Abby in nichts nach. Der Verlauf ihrer Beziehung ist interessant und macht Lust auf mehr. Kein Wunder, die beiden Figuren kabbeln sich, sie sind vielschichtig, sie entwickeln sich zunehmend und wirken genau dadurch lebensnah und echt.


    Die Geschichte zwischen den beiden steht jedoch eindeutig nicht im Vordergrund. Wer auf erotische Szenen hofft, wird vielleicht enttäuscht. Gefehlt haben sie allerdings nicht, dazu ist der Handlungsverlauf viel zu kurzweilig und gleichzeitig spannend. Denn Abby kann auch im Fall der toten Kundin ihren Mund nicht halten und möchte – aus Schuldgefühlen heraus – ihre Fähigkeiten bei der Suche nach deren Mörder einbringen. Was sie mehr als einmal in Schwierigkeiten bringt, weil die grausame Realität nicht nur sie immer wieder einholt. Dieser Fall ist keine blasse Nebenhandlung, sondern geschickt und ausgewogen verwoben mit der sich anbahnenden Beziehung von Abby und Dutch.


    Was mir auch sehr gut gefallen hat, war der Umstand, dass die Autorin ihr Medium nicht im Stil von Ghostwisperer und ähnlich hinlänglich bekannten Serien arbeiten lässt. Es gibt keine zerfallenden, entstellten Leichen, die unbedingt etwas loswerden müssen und damit pausenlos für Schockeffekte und Albträume sorgen. Der gesamte Handlungsverlauf (ob paranormal oder normal) ist gut durchdacht und schlüssig. Die Spannungsbogen gekonnt geschlagen. Zusammen mit dem überaus flüssig zu lesenden Schreibstil konnte ich schnell in die Geschichte eintauchen und das Buch war an einem Abend ausgelesen.
    Es ist nichts bahnbrechend Neues. Das muss es aber auch nicht sein, wenn die Umsetzung so gut gelungen ist wie in diesem Fall.


    Fazit 5ratten


    Der erste Band der Abby-Cooper-Reihe (Psychic Eye) macht eindeutig Lust auf mehr. Es ist eine gelungene Mischung aus Übersinnlichem und Realität mit einem klitzekleinen Hauch Chick-Lit. Amüsant und entspannend bekommt das Buch fünf von fünf Punkten von mir.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)