Sara Grant - Neva

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    Sara Grant - Neva
    Originaltitel: Dark Parties
    aus dem Englischen übersetzt von Kerstin Winter Pan-Verlag
    ISBN 978-3426283486
    ISBN 3426283484
    Jugendbuch, Dystopie
    Deutsche Erstausgabe 2011
    Umschlaggestaltung Zero Werbeagentur, München
    Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 352 Seiten
    [D] 16,99 €


    Verlagsseite http://www.pan-verlag.de


    Zur Autorin (Information der Verlagsseite)


    Zitat

    Sara Grant wurde 1968 im amerikanischen Bundesstaat Indiana geboren, wo sie Journalistik und Psychologie studierte, bevor sie ihrem Mann nach London folgte; dort machte sie an der Universität den „Master in Creative and Life Writing“ und arbeitet seitdem bei einer Literaturagentur. Der Umzug nach England inspirierte sie zu ihrem ersten Roman: „Sowohl die USA als auch Großbritannien hadern mit Immigrationsthemen. Ich glaube daran, dass die Vielfalt uns stärker macht. Also stellte ich mir die Frage, was geschieht, wenn man Landesgrenzen schließt und sich vor fremden Menschen und fremden Gedanken abschottet. Mein Roman ist die Antwort darauf.“


    Zum Buch


    Der Schutzumschlag der deutschen Erstausgabe ist schlicht gehalten und dem Titel angepasst. Neva ist nicht nur der Name der Hauptfigur, er bedeutet Schneeflocke und solche finden sich auf dem Umschlag wieder. Sie sind genau wie der Titel glänzend aufgedruckt. Der Titel ist zusätzlich etwas erhaben abgebildet und bei Darüberstreichen deutlich fühlbar. Das Motiv zeigt das Profil eines jungen Mädchens auf grauem Grund, wobei die Haare sehr viel von ihrem Gesicht verdecken. Die Streifen, die sich ebenfalls auf dem Cover befinden und sich dort nicht nur durch den Titel ziehen, setzen sich im Inneren des Buches fort. Genau wie die Schneeflocken zieren sie beispielsweise die Kapitelanfänge. Alles in allem passt diese Gestaltung sehr gut zum Inhalt.


    Zitat

    Verliebt, verzweifelt, in größter Gefahr. Und verdammt mutig.


    Die 16-jährige Neva hat es satt, keine Antworten auf Fragen zu bekommen, die sie nicht einmal laut stellen darf: Warum wird ihr Heimatland von einer undurchdringbaren Energiekuppel von der Außenwelt abgeschottet? Warum verschwinden immer wieder Menschen spurlos? Und was ist mit ihrer Großmutter geschehen, die eines Tages nicht mehr nach Hause kam? Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Sanna beschließt Neva, Antworten zu verlangen und nicht mehr brav alle Gesetze und Regeln zu befolgen. Doch dabei verliebt sie sich nicht nur in den einen Jungen, der für sie tabu sein muss – sondern gerät auch in tödliche Gefahr …


    Meine Meinung


    Das Buch kam mit der Post und eigentlich wollte ich nur einen kurzen Blick hineinwerfen – es wurde ein Lesenachmittag daraus.


    Die Inhaltsangabe gibt erfreulicherweise ziemlich genau wieder, worum es grob betrachtet in dem Buch geht – was ja heutzutage nicht immer der Fall ist. Auch das Cover passt – für mein Dafürhalten wie bereits erwähnt, sehr gut zum Inhalt. Die das Gesicht größtenteils verdeckenden Haare, die Streifen, die das Bild oder die Schrift etwas verwaschen aussehen lassen. Gleichzeitig ist das Mädchen farbig dargestellt. Beides entspricht den Handlungsfäden der Geschichte. Neva will sich ihre Individualität bewahren. Heimatland – ein von einer gigantischen Kuppel geschütztes eigentliches Hightechland Land in der Zukunft auf dem Weg in die Vergangenheit – verblasst dagegen zunehmend. Die Menschen ähneln sich immer mehr, weil ihr Genpool durch Inzucht eingeengt wird. Die Ressourcen werden knapp, alles wird und wurde zu Tode recycelt. Die Individualität geht in einem Einheitsbrei an Vorschriften, Wiederholungen und Aufarbeitungen zugrunde. Während Letzteres ebenso wie die Ressourcenknappheit nachvollziehbar wirkt, scheint die Sache mit der Inzucht anhand des Zeitraumes der Geschichte etwas übertrieben. So etwas dürfte sich in zwei, drei Generationen noch nicht so stark bemerkbar machen. Doch dieses Detail stört nicht wirklich, zumal nicht klar wird, wie viele Bewohner Heimatland je hatte oder wie groß es ist.


    Wer das Buch aufschlägt, landet sofort mitten im Geschehen. Die Autorin schreibt keine seitenlange Einführung, man weiß sofort, worum es geht. Neva, mit ihren 16 Jahren gerade volljährig geworden, handelt zusammen mit einigen Freunden gegen Heimatland. Sie ist es, die die Geschichte in der Gegenwartsform erzählt. Der Leser sieht also alles nur mit ihren Augen und weiß nur von ihren Gedanken und Gefühlen bzw. ihrer Interpretation der Handlungen und Gedanken aller anderen. Obwohl sie gerade erst am Anfang ihres Erwachsenenlebens steht, scheint es aufgrund der Vorhersehbarkeit bereits beendet. Zukunft weckt keine Hoffnung in ihr, sie wirkt beängstigend. So beängstigend, dass sie sich auflehnt, beispielsweise in dem sie sich (wie viele andere auch) ein Merkmal aussucht, dass sie von anderen abhebt. In ihrem Fall ist es eine tätowierte Schneeflocke, im Fall ihrer Freunde eine Narbe, ein gemaltes Motiv oder Ähnliches. Der eine trägt es auffällig, der andere eher versteckt. Neva zum Beispiel macht Letzteres. Sie entstammt einer der Gründungsfamilien von Heimatland. Dieses wurde im Jahr 2051 von der Außenwelt abgeschottet, nachdem der Terror überhandnahm. Niemand weiß, was außerhalb von Heimatland noch existiert.


    Heimatland erwartet von seinen jungen Bewohnern brav zur Vermehrung der auf lange Sicht aussterbenden Bevölkerung beizutragen und die Arbeit zu tun, die man ihnen zuweist. Heimatland erwartet blinden Gehorsam und keine Fragen. Doch statt zu tun, was Heimatland von ihnen erwartet, rebellieren Neva und ihre Mitstreiter. Das geschieht durch kleinere Aktionen, in denen die Öffnung von Heimatland gefordert wird genauso wie durch das Gelübde, dass sie sich gegenseitig abgelegt haben und demzufolge sie keine Kinder in die Welt setzen wollen. Doch Heimatland sieht alles und hört alles, hält seine Bewohner absichtlich unwissend, füttert sie mit falschen Informationen und setzt seine Vorstellungen skrupellos abseits vom Bewusstsein des Hauptteils der Bevölkerung um. Noch nicht einmal die Regierungsmitglieder, wie etwa Nevas Vater, ahnen geschweige denn wissen alles.


    Was als vielleicht noch ganz gute Idee begann, ist innerhalb weniger Jahre bzw. Jahrzehnte zu etwas geworden, was sich mit den überall auf der Welt zu findenden Unrechtsregimen vergleichen lässt. Unwillkürlich werden Erinnerungen an die Zeit wach, als Deutschland noch zweigeteilt und der Ostblock noch abgeschottet war. An die Zeit, als der Wunsch nach Freiheit zu harten Strafen, Gefängnis, Zwangsarbeit oder gar dem Tod führen konnte. Ob man den Blick nach Kuba oder in Staaten lenkt, in denen fanatisch-religöse Vorschriften das Leben begrenzen und reglementieren, überall gab und gibt es Menschen, die den Wunsch daraus auszubrechen bitter bezahlen mussten oder noch immer müssen.


    Grant ist es in ihrem flüssig geschriebenen und gut zu lesenden Roman gelungen, die Atmosphäre dicht und düster zu malen, ohne den eigentlich omnipräsenten Bedrohungsteil durch die Regierung überhandnehmen zu lassen. Wer eine absolut dystopische Beschreibung hierzu erwartet, wird vielleicht enttäuscht. Grants Roman dürfte zu den eher leiseren Vertretern dieses Genres gehören. Heimatland bleibt bei allem etwas verschwommen. Ein Widerspruch? Nicht wirklich. Die Autorin lässt sich nur bedingt über diese begrenzte Welt aus, geizt gewissermaßen mit Hintergrundwissen - was vielleicht daran liegt, dass Neva, und nicht die Protektosphäre, im Vordergrund steht. Doch auch sie und mit ihr alle Figuren werden eher skizziert als detailliert beschrieben. So zeigen sich Neva und ihre Freunde altersgerecht in ihrem Aktionismus, ihrer stellenweisen Unentschlossenheit oder Naivität. Sie wirken einfühlsam und sympathisch. Auch die erwähnten Erwachsenen agieren überaus überzeugend. Allen Figuren gemeinsam ist, dass sie nicht vorhersehbar sind. Wem man vertrauen kann und wer ein Verräter ist, offenbart sich nicht auf einen Blick. Und keiner hebt sich wirklich vom Einheitsgrau der Protektosphäre ab. Unglaubwürdig oder durchscheinend werden die Charaktere und der Handlungsort dadurch jedoch nicht. Gerade durch das Weglassen gewisser Details scheint die zunehmende Vereinheitlichung und das sich steigernde Verblassen der Individualität des Einzelnen betont zu werden. Die wachsende Resignation, die ansteigende Lähmung durch Angst, Aktionen und Reaktionen - all das wirkt authentisch.


    Ohne Melodramatik beschreibt die Autorin Nevas Gefühlswelt, die den gleichen Raum wie die Bedrohungssituation einnimmt. Trotz, Rebellion, aufkeimende Verliebtheit in den Freund ihrer Freundin, damit verbundene Schuldgefühle. Die aufkeimende, eigentlich unmögliche Liebesgeschichte ist in ihrer Andeutung ebenfalls sehr gut in die Hoffnungslosigkeit der gesamten Geschichte verwoben. Sie drängt sich nicht in den Vordergrund. Die wenigen innigen Momente, die Grants Hauptcharakter mit Braydon erlebt, erscheinen sehr innig und wirken angesichts der Umgebung und der damit verbundenen Schuldgefühle kostbar. Obwohl sich Neva dagegen wehrt, kreuzen sich ihre Wege immer wieder mit denen von Braydon und Ethan, der Freund ihrer Kindertage, gerät ins Hintertreffen. Ein Ausweichen scheint aufgrund der räumlichen Begrenztheit unmöglich. Heimatland ist zwar tatsächlich ein größeres Land, doch die Menschen werden auf Anweisung der Regierung in wenigen Ballungsräumen zusammengedrängt.


    Die Geschichte um Freundschaft, verliebt sein und Verrat, Trostlosigkeit und aufkeimende Hoffnung, Angst und Zuversicht, nimmt einen Verlauf, der es schwer macht, das Buch beiseitezulegen. Das Ende birgt Hoffnung und Hoffnungslosigkeit gleichermaßen in sich.


    Fazit 5ratten


    Ein bedrückendes Buch, das sich nicht einfach nebenbei liest. Wenn der neue Trend im Jugendbuchbereich auch Dystopien mögen, so hätte ich doch in gewisser Weise Probleme, das Buch ohne Weiteres allen in der avisierten Altersgruppe zu empfehlen. Das liegt nicht daran, das Grant den Fokus auf Gewaltorgien oder ähnliches lenkt – das tut sie definitiv nicht. Doch das Buch ist – wie Dystopien eben sind - keine allzu leichte Kost und bekommt 5 von 5 Punkten.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    Man sagt, dass die Welt ohne Fantasie ein trostloser Ort wäre.<br />Doch was wäre die Fantasie ohne Worte? Sie sind die Flügel, auf denen Fantasien in die ganze Welt gelangen können.

  • Eine tolle Rezi!


    Dem kann ich inhaltlich kaum noch etwas hinzufügen!
    Ich habe das Buch gestern in einem Rutsch durchgelesen, bei 350 Seiten keine so große Herausforderung und es liest sich ja auch wirklcih flüssig.


    Ich hatte ähnlich wie ati ein paar Probleme mit der zeitlichen Darstellung, einerseits hörte es sich so an, als würde Heimatland schon ewig existieren, andererseits konnte sich noch Nevas Großmutter an die Welt draußen erinnern oder hatte zumindest von ihr gehört. Das war für mich ein bisschen unlogisch dargestellt.


    Auch bei mir kamen Assoziationen zu DDR und Ostblock auf.


    Trotz allem ist Neva ein typischer Teenager, vielleicht mit etwas mehr Mut zum Aufbegehren als die breite Masse, aber andererseits mit sehr typischen Problemen wie der ersten großen Liebe, die dummerweise der Freund ihrer besten Freundin ist...


    Meiner Meinung nach hätte das Buch ruhig ein paar Seiten mehr haben dürfen, gerade gegen Ende ging mir vieles zu schnell, da hätte ausführlicher erzählt werden können!


    Ich vergebe daher nur 4 Ratten
    4ratten

    LG, Dani


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  • "Ich stehe im Dunkeln. Nicht im weichen Dunkelgrau der Dämmerung oder im samtigen Schwarz einer Mondnacht, sondern in pechschwarzer Finsternis."


    Neva wächst in Heimatland auf, abgeschirmt vom Rest der Welt unter einer riesigen Energiekuppel. Niemand weiß etwas von der Welt außerhalb. Seit dem großen Terror finden sich die Menschen mit ihrem Schicksal ab, die Regierung überwacht die Geschehnisse und höchstens innerlich begehren die Bewohner gegen das System auf, erkennen die Nachteile und eingeschränkten Möglichkeiten. Neva scheint anders zu sein. Sie ist mutig und stellt Fragen. Ob ihr das zum Verhängnis wird?


    Sara Grant legt das Augenmerk eher auf die zwischenmenschliche Dinge, statt die ganze Welt im Detail zu gestalten. Das ist etwas schade, denn die Geschichte hat Potential. Mir haben Informationen sehr gefehlt und auch das Ende lässt mich mit Fragen zurück. Es ist immer gut, wenn ein Buch auch lang nach dem Lesen noch beschäftigt, weil es einprägsam und anders war. Mit "Neva" ist das etwas unfair, weil ich zwar darüber nachdenke, mir aber Antworten fehlen. Es hat einfach einen unfertigen Beigeschmack.


    Die Charaktere sind sehr farblos. Vielleicht versteckt sich ein tieferer Sinn dahinter, den Leser wie Heimatland´s Bewohner fühlen zu lassen... alles als eintönig und gleich wahrnehmen, bis die Wahrheiten verschwimmen. Aber das hat nicht funktioniert.
    Natürlich ist die Story interessant und lässt sich flüssig lesen. Hoffnung und Rätsel trieben mich voran. Für die angestrebte Zielgruppe der Jugendlichen dürfte das die perfekte Mischung sein. Auch die erste Liebe kommt nicht zu kurz, im Gegenteil.


    3ratten


    LG Kati :winken:

  • Die 16-jährige Neva lebt mit ihren Eltern in Heimatland, das vor langer Zeit durch eine sogenannte Protektosphäre von der Außenwelt abgeschottet wurde, angeblich, um die Bewohner zu schützen. Doch das Leben dort wird immer schlechter, die Rohstoffe gehen zur Neige, Rebellion wird im Keim erstickt.


    Mit 16 ist man in Heimatland erwachsen, und die Regierung erwartet, dass man schnellstmöglich Kinder bekommt, damit die Einwohnerzahl wieder steigt. Doch Neva und ihre Freunde wollen keine Kinder in diese Welt setzen, sie wollen rebellieren.


    Während einer „Dunkelparty“ wird Neva von Braydon, dem Freund ihrer besten Freundin Sanna, geküsst. Obwohl Braydon ihr zunächst suspekt ist, verliebt sie sich in ihn.


    Das Buch ist in der Ich-Perspektive aus Nevas Sicht in der Gegenwart geschrieben. Die Sprache ist klar, die Sätze einfach und zum großen Teil recht kurz, was bei mir eine gewisse Distanz hervorgerufen hat. Auch insgesamt ist die Erzählung ziemlich kurz gehalten, 100 – 200 Seiten mehr hätten dem Buch sicher gut getan. Dann hätte man viele Szenen besser ausschmücken und die Hintergründe für verschiedene Handlungen klären können. So wurden mir leider einige Dinge nicht ganz klar, z.B. auch die Entwicklungen der verschiedenen Protagonisten.


    Dadurch, dass man nie sicher sein konnte, wem man nun trauen kann, wer für die Regierung arbeitet, wer wirklich ein Freund ist, war durchgehend eine gewisse Spannung zu spüren. Am Schluss war es mir dann aber doch ein bisschen zu viel mit dem ständigen Hin und Her von Verrat und Rettung.


    Von der Idee her finde ich das Buch aber recht gut, und wenn es einen 2. Band gibt, werde ich ihn sicher auch lesen. Die Aufmachung des Buches finde ich sehr gelungen, das Cover ist ein echter Hingucker.


    Am liebsten würde ich 3,5 Sterne vergeben, also aufgerundet 4.