Beiträge von MacOss

    Der neue Gedichtband "Paradiesvogelschiß" von Peter Rühmkorf scheint ganz interessant zu sein. Zumindest die Rezensionen in der Berliner Zeitung und in der Frankfurter Rundschau hören sich vielversprechend an. Von Rühmkorf kenne ich bislang nur seine Tagebücher, aber die sind schon ein Knaller. Welch' Sprachgewalt und Ideenreichtum in diesem Mann stecken, ist beeindruckend. :klatschen: Wird Zeit, dass ich mich mal mit seinen Gedichten befasse.

    Es geht definitiv so weiter...
    Aber tröste dich, ich denke es geht uns allen so - mir auf jeden Fall. Ich bin froh um jeden Tag, den ich nicht in dem Buch lese, wenn ich es aber dann in die Hand nehme und anfange, dann ist da was, das mich weitertreibt. Vielleicht ist es das, was dieses Buch zu etwas Besonderem macht, denn ich finde, das ist es auf jeden Fall !!!


    LG Simone :kaffee:


    Da stimme ich zu. "Hassliebe" trifft es ganz gut. Ich nehme das Buch auch nicht allzu oft in die Hand, zwar nicht in erster Linie, weil es mich Überwindung kosten würde, aber ich brauche Zeit und Ruhe dafür. Und wenn ich es dann tue, will ich es auch nicht mehr weglegen, und ich freue mich auf die Gelegenheiten, in denen ich weiterlesen kann.


    Klar - es gibt immer wieder Abschnitte, wo ich denke: Warum sooo lange Ausführungen über dieses und jenes...? Ich lese z.B. gerade im 6. Kapitel die Lebensgeschichte von Leo Naphta (Abschnitt "Operationes spirituales"), und obwohl diese sehr ausführlich geschildert wird und auf den ersten Blick erst mal gar nix mit der Handlung im Bergsanatorium zu tun hat, macht mir der Abschnitt großen Spaß, weil er mir den Menschen Naphta näherbringt und verdeutlicht, welchen Lebenshintergrund er hat und warum er so ist, wie er ist.


    Und ich glaube auch, dass meine anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Buch in seinem schieren Umfang begründet waren. Anfangs habe ich immer auf die Seitenzahlen geschielt und gedacht: "O Gott - noch achthundert Seiten, noch siebenhundert" etc. Jetzt sind es nur noch knapp vierhundert, und da ich mich nun so richtig eingelesen habe und die Personen kennengelernt habe, fühle ich mich irgendwie heimisch in dem Buch, wie unter Freunden und guten Bekannten sozusagen.


    Viel Spaß weiterhin. :winken:

    Schade! Ich hoffe, dass die Panik- und Hamsterkäufe (um es mal so zu nennen) nicht mehr allzu lange anhalten und Brockhaus das Versprechen (als solche sehe ich eine solche Ankündigung nämlich) dann doch noch einlöst...


    Hm - wenn Du jetzt nicht das angekündigte Ende der Printausgabe meinst :entsetzt:, sondern die Ankündigung, die Brockhaus-Inhalte online zur Verfügung zu stellen - das wird laut dem Artikel offenbar parallel weiterbetrieben:


    Zitat

    Ansonsten gelte künftig eine Doppelstrategie: Der Verlag setze auf das gedruckte Buch, aber eben auch auf das geplante Wissens-Portal, über das neben der Enzyklopädie auch zahlreiche weitere Lexika des Verlags abrufbar werden sollen.


    Was mich eher gestört hat, sind seitenweise Monologe über irgendein pilosophisches Thema. Das hat mich sehr gestört und manche Passagen habe ich nur quer gelesen.


    Das geht mir momentan mit dem "Zauberberg" genauso. Darin kommen auch viele Dialoge und Monologe über Politik, Philosophie usw. vor. Ich finde solche Passagen für sich gesehen ja ganz interessant und aufschlussreich, aber sie bringen die Handlung nicht unbedingt voran. Wenn man aber vorher weiß, worauf man sich einlässt, ist es vielleicht halb so schlimm. Falls ich also mal "Der Name der Rose" lesen sollte: Danke für die Vorwarnung...:zwinker:


    Ich bin auch noch mit von der Partie...nur mal so nebenbei erwähnt! :zunge:


    Ich weiß, ich weiß. Wir warten ja auch schon sehnsüchtig auf Deine Rückkehr zum Berghof, jetzt, da Du die Wälder Hobbingens und die Waisenhäuser Neuenglands verlassen hast... :zwinker:

    Nein, natürlich nicht. Deshalb steht es ja da. Thomas Mann macht hier, wenn ich den gewagten Vergleich anbringen darf, etwas Ähnliches wie der Meister im Zen-Buddhismus: „Ich würde gerne irgendetwas anbieten, um Dir zu helfen, aber im Zen haben wir überhaupt nichts.“ / „Zen ist nicht etwas Aufregendes, sondern Konzentration auf deine alltäglichen Verrichtungen.“


    Grmpf - Zen ist nunmal nichts für einen ungeduldigen Angehörigen der westlichen Zivilisation wie mich, der mit den Füßen scharrt und wissen möchte, wie es mit den beiden Königskindern weitergeht. Beim Thema Liebe habe ich nunmal meine innere Mitte noch nicht gefunden... :breitgrins:


    Jetzt konnte uns TM mal etwas fesseln und dann wieder so was Langatmiges und, wer sich dafür nicht interessiert,Langweiliges.


    Das ist das Problem der vielen Facetten, die dieses Buch abdeckt: Die Themen für sich genommen sind ohne Zweifel umfassend und mit großem Hintergrundwissen geschrieben - aber ist es auch im Moment genau das, was ich eigentlich lesen will? Wenn ich gerade Zeuge eines großen Abschieds geworden bin und wissen möchte, wie es mit Hans und Clawdia weitergeht, nun, da sie zueinander gefunden haben, will ich dann im nächsten Kapitel eine ausführliche Schilderung der Flora rund um den Berghof lesen?


    Abschnitt Veränderungen
    Nachdem Clawdia abgereist ist, nun auch noch Settembrini, der das Haus verlässt...!
    Und Joachims Eifersucht, als er mitbekommt, wie Hans regelmäßig zu Dr. Krokowskis Psychoanalyse geht...


    Abschnitt Noch jemand
    O Wunder - Settembrini taucht wieder auf, an der Seite eines Fremden. Signore Naphta, Settembrinis Hausgenosse, wie sich herausstellt, mit dem er im Hause seiner neuen Unterkunft beim Dorfschneider Lukacek wohnt. Und es folgen weitere lange philosophische und politische Gespräche, die ein weites Spektrum abdecken (Diskurse über Demokratie, Nationalismus, den unausweichlichen Krieg usw.).


    Abschnitt Vom Gottesstaat und von übler Erlösung
    Und weitere Gespräche über Religion und Psychologie und die damalige Jugend, deren tiefste Lust laut Naphta nur tiefster Gehorsam ist und letztlich zu Terror und Krieg führen wird. Naphta outet sich als Kommunist und bekommt Gelegenheit, seine Gedankengänge ausführlich darzulegen und Settembrini - den "republikanischen Kapitalisten" - an die Wand zu quatschen und zu erläutern, dass der Weg vom Gottesstaat zwangsläufig zur Diktatur des Proletariats führt. Für die damalige Zeit bestimmt gewagte Thesen, die Thomas Mann da ausbreitet.



    Der Disput zwischen Naphta und Settembrini ist anstrengend gewesen. Einiges war interessant. Aber es gibt auch Stellen, die man kürzen kann.


    Yo. Stimme zu.



    Bei dem Gespräch mit Settembrini und Naphta hat man den Eindruck, dass da ein kleiner dummer Junge beim Gespräch zwischen Erwachsenen, einfach mal seinen Senf dazugeben will. Unüberlegt und naiv. Ich glaube, dass stört auch Joachim an seinem Vetter.


    Das Gefühl hatte ich auch. :rollen:



    Habe gestern das Kapitel Vom Gottesstaat und von übler Erlösung gelesen und mußte mal wieder feststellen, das ich total erlöst war, als ich es hinter mir hatte. Diese Art Unterhaltungen zu führen, ist nichts für mich.


    Geht mir aber auch so. Mein Problem bei diesen Passagen ist: Ist bin nicht darauf eingestellt, auf einmal solche trockenen, wissenschaftlichen oder philosophischen Ausführungen zu lesen. Wenn ich ein entsprechendes Sachbuch zur Hand nehme, weiß ich, worauf ich mich einlasse. Aber wenn ich einen Roman lese, muss ich das nicht unbedingt dieser Ausführlichkeit haben.



    Es ist mir oft zu kompliziert geschrieben, sodas ich keine Ahnung habe, was ich da eigentlich gerade gelesen habe... :gruebel: Ich bewunder euch ja dafür, das ihr da auch noch einen tieferen Sinn drin sehen könnt ??!!


    Ich muss gestehen: Kann ich nicht wirklich. Ist mir auch oft zu hoch, was die da absondern... :breitgrins:



    Der Abschied der beiden ist anders als die Begrüßung. Joachim hat es endlich geschafft sich von da oben zu lösen und Hans ist einer von da oben geworden. Auf einmal redet auch Joachim seinen Vetter mit Vornamen an. "Hans, komm bald nach!"


    Huch - ist mir gar nicht aufgefallen beim Lesen. :rollen:



    Mal schauen, wie sich alles weiterentwickelt und wann endlich Clawdia wiederkommt. :breitgrins:


    Genau! Ich will Clawdia auch zurück! :breitgrins:


    Euch allen noch 'nen schönen Sonntag!
    Stefan

    Auch ich würde meine erste Leserunde gerne beenden und nicht abbrechen. Also, danke für die Motivation - kam genau zum rechten Zeitpunkt :bussi:



    Danke MacOss und simmilu, dass ich diesen Kampf nicht allein durchstehen muss. :five:


    Na logo - das ziehen wir jetzt durch! :five:
    Ich lese heute noch ein wenig im sechsten Kapitel und melde mich nachher noch mal... :smile:


    So, ich hab' jetzt aufgegeben! Les' schon seit fast zwei Wochen nicht mehr. Ich seh's nicht ein, warum ich mich weiter quälen soll. Von Thomas Mann werde ich in Zukunft die Finger lassen.
    Ich wünsch' euch trotzdem noch viel Spaß dabei! Vielleicht guck' ich hier noch manchmal rein und werd' doch noch neugierig. :winken:


    Oh - das finde ich aber schade! :traurig: Klar, das Buch ist nicht gerade das, was man unter einem Spannungsroman versteht, und auch ich ringe das eine oder andere Mal mit meiner Leseunlust und frage mich: "Müssen diese philosophischen, politischen oder psychologischen Ausführungen jetzt in dieser epischen Breite sein? Ich will lieber lesen, wie's mit Hans und Clawdia weitergeht..." Und mit einem Blick auf die vielen weiteren ungelesenen Bücher auf meinem SUB bin auch ich manchmal kurz davor, es erst mal beiseite zu legen.


    Aber dann beiße ich die Zähne zusammen und lese weiter. Aufgeben möchte ich nicht. Jetzt geht's mir ums Prinzip: Ich möchte dieses Buch gelesen haben, und wenn mich das ein halbes Jahr kostet. Außerdem spornt mich diese Leserunde an, mich mit dem Werk intensiver auseinanderzusetzen, als ich es bislang mit anderen Büchern gemacht habe. Dies ist meine erste Leserunde, und sie macht mir unheimlichen Spaß, auch wenn ich nicht so oft zum Lesen komme, wie ich es möchte, und hier daher auch nicht so oft etwas schreibe. Natürlich merkt man mir und einigen anderen aus dieser Runde eine mal mehr, mal weniger ausgeprägte Motivation zum Lesen an. Doch gerade die Möglichkeit, hier seine Eindrücke wiederzugeben, und insbesondere Eure Einblicke und Gedanken zu dem Buch finde ich sehr motivierend, und sie bringen mich manches Mal darauf, bestimmte Passagen mit anderen Augen zu sehen.


    Laut Klappentext hat Walter Jens einmal gesagt: "Das Buch der Bücher ist für mich der Zauberberg, das einzige Werk, das ich, neben dem Alten Testament, auf die berühmte Insel mitnehmen würde, die dem Schiffbrüchigen weder Menschen noch Bücher bieten kann." Und das ist m.E. ganz bezeichnend für das Buch: Als einziges Buch weit und breit kann es einem tatsächlich vieles von dem bieten, was man auf einer einsamen Insel an geistigem Input braucht: Einen schönen Roman um Liebe, Freundschaft und Tod, und dazu noch ein umfangreiches Bildungswerk mit jeder Menge Wissensvermittlung in Sachen Philosophie, Kunst, Politik, Medizin, Psychologie und sonstigen Wissenschaften. Das mag alles manchmal etwas zu viel auf einmal sein, weil sich das Buch für mein Empfinden nicht so recht entscheiden kann, was von den vielen Facetten es denn nun sein möchte. Aber je weiter ich in dem Buch vorankomme, desto mehr stimme ich mit den Stimmen überein, die den "Zauberberg" für ein großes Werk halten, und ich lese weiter...


    Vielleicht, liebe Kratzbürste, findest Du ja doch noch die eine oder andere Gelegenheit, mal einen Blick in das Buch zu werfen und uns hier ein kurzes Feedback zu geben. Ich würd' mich freuen.


    Viele Grüße :winken:
    Stefan

    Was soll eigentlich dieses Reich-Ranicki-Zitat auf dem Cover der Taschenbuchausgabe?
    "Ein hoch erotischer Roman. Ich habe eine solche Liebesszene seit Jahren nicht mehr gelesen."


    Auf der Rückseite würde ich mir solche Zitate ja noch gefallen lassen - aber mitten auf dem Titelbild? Ich hoffe, so etwas wird nicht zur Regel. :grmpf:
    Und außerdem: Was soll denn meine Frau von mir denken, wenn ich damit nach Hause komme...? :redface: :breitgrins:

    Uff - das 5. Kapitel endet wirklich mit einem Paukenschlag:


    Und Hans macht Clawdia eine Liebeserklärung !!! Endlich - und was für eine... :klatschen:


    Und das ist nicht nur eine Liebeserklärung - das ist eine Explosion! Wahnsinn! Der Wortschwall, der da förmlich aus Hans herausbricht, hat mich sprachlos gemacht... :klatschen:



    Und mit diesem Paukenschlag verabschiedet man sich ins 6.Kapitel, das ich jetzt mit sehr viel mehr Motivation beginnen werde. Das hat Thomas Mann wirklich sehr schlau gemacht, immer wenn ich denke es geht nicht mehr und ich muß gleich ins Buch beißen, bringt er (Thomas Mann) irgentwas, das mein Interesse wieder anstachelt - sehr schlau... :zwinker:


    Geht mir genauso, ich muss auch sofort weiterlesen... :daumen:



    Dieses Kapitel war wieder so interessant, nicht nur von den Beschreibungen, sondern auch von den Dialogen, dass man sofort weiterlesen möchte.
    Entwickelt sich da was? Wie fühlen sich beide nach diesem Gespräch? Was haben die anderen mitbekommen?
    Alles offene Fragen, die ich gern ganz schnell beantwortet haben möchte.


    Ich auch , ich auch... :breitgrins:


    Totentanz S. 395


    Das Interesse von Hans an den "Schweren und Moribunden" ist mir ein Rätsel. Hat er wirklich Mitleid mit ihnen und will er durch seine Besuche die Kranken aufheitern? Das medizinische Interesse wird , nachdem die Besuche angefangen haben, nicht mehr erwähnt. Ich tippe eher darauf, dass Hans auf sich aufmerksam machen will. Zum Beispiel bei einer gewissen Dame.
    Ein bißchen kurios finde ich die "Überfüllte". Entweder sie steht total unter Drogen oder sie ist nicht mehr richtig im Kopf.


    Ich habe gerade den Abschnitt "Totentanz" beendet.


    Der Abschnitt schildert ausgiebig, welche Rolle Krankheit und Tod im Sanatorium spielen, und wie Hans von dieser Welt in den Bann gezogen wird. Schlucken musste ich z.B., als ganz nüchtern und fast beiläufig das "Stöbern" beschrieben wurde, also das Durchstöbern, Aufräumen und Herrichten der Zimmer gerade erst Verstorbener. Kaum ist ein Patient verstorben, schon muss alles für den nächsten vorbereitet werden. The show must go on. So ist Hans ja schließlich auch zu seinem Zimmer gekommen.


    Hans' Interesse an den "Schweren und Moribunden" fand ich schon recht faszinierend und nachvollziehbar, all' die kleinen "Pflegerdienste" und Aufmerksamkeiten, die er ihnen bei seinen Besuchen zukommen lässt. Gut - anfangs mag da bestimmt auch die Absicht dahintergestanden haben, bei der gewissen Dame Aufmerksamkeit zu erregen, aber im Laufe der Zeit meine ich schon, dass diese Welt der Todkranken eine große Faszination auf ihn ausübt. Ist ja auch toll geschildert, ich habe diesen Abschnitt mit großem Interesse gelesen.


    Allerdings ist für mein Empfinden der eine oder andere Besuch bei den Schwerkranken des Sanatoriums dabei, der die Handlung nicht unbedingt vorantreibt. Klar - es bringt einem schon die Stimmung dort näher, vor allem, wenn man sich bewusst macht, dass das Sterben dort oben quasi an der Tagesordnung ist. Aber auf den Rundgängen der Vettern werden viele Todkranke nur kurz vorgestellt, um dann ein paar Seiten später wieder zu verscheiden...


    Lediglich für die junge Karen Karstedt nimmt Thomas Mann sich etwas mehr Zeit. Sie ist ja auch ein besonderer Fall: Noch recht jung aber sterbenskrank und auch noch im vollen Bewusstsein darüber, bald sterben zu müssen. Außerdem ist sie zu arm, um sich den Aufenthalt im Sanatorium leisten zu können, so dass sie im Dorf untergebracht ist. Hans' Interesse an ihr ist also entsprechend groß. Mit ihr unternehmen die Vettern einige längere Ausflüge, u.a. zum Friedhof am Dorfberge. Gänsehaut bekam ich bei der äußerst ruhig geschilderten Szene, wie die drei auf dem Friedhof entlanggehen und plötzlich vor einer freien Grabstelle stehen, die Vettern dabei verstohlen Karen Karstedt von der Seite her anblicken und wohl überlegen, ob sie bald dort liegen würde, und wie Karen - die natürlich bemerkt, dass die beiden sie ansehen - dabei "verschämt und bescheiden" auf die Grabstelle schaut. Uaaah... :traurig:


    Tja, im Berghof ist eben nicht alles nur eitel Sonnenschein, sondern auch Krankheit, Siechtum und vor allem Tod...

    Stimmt schon - es ist hilfreich, einen Leitfaden und somit Kriterien an die Hand zu bekommen, mit denen der Leser sein Bewusstsein dafür schärfen kann, wie er bestimmte Feinheiten und Kunstgriffe in literarischen Werken erkennen kann, die ein gutes Buch ausmachen und die zwar möglicherweise unbewusst beim Lesen wahrgenommen werden, aber der Leser möglicherweise gar nicht genau weiß, weshalb ihm das Buch, das er gerade liest, so gefällt.


    Mir fällt ein Beispiel aus meiner Schulzeit ein: Da haben wir in unserer Philosphie-AG mal den "Faust" gelesen. Aber ohne die fachkundige Anleitung unseres Lehrers - der uns die vielen Details des Werkes, all' die Bilder und Metaphern, die subtilen Änderungen in Reim und Metrik, die Anspielungen auf Zeitgenössisches usw. erläutert hat - hätten wir vieles von dem, was die Faszination dieses Werkes ausmacht, überhaupt nicht (bewusst) registriert. Insofern kann solch ein Leitfaden, der einem das erforderliche Werkzeug zum Erkennen guter Literatur nahebringt, durchaus hilfreich sein. Was allerdings der einzelne Leser daraus macht, was er davon für sich als wichtig erachtet, das bleibt natürlich ihm selbst überlassen.

    Genau solche Aussagen werden im Buch immerhin diskutiert.
    (...)
    Auch die Frage nach Fehlurteilen wird kurz angerissen. Er ist sich seiner "Begrenztheit" immerhin bewusst, in diesem Sinne ist das Buch ein gutes Buch.


    Okay - dann war ich vielleicht etwas schroff, schließlich kenne ich das Buch nicht und kann es deshalb auch nicht aburteilen. Aber immerhin hast Du mir jetzt ebenfalls den Mund wässrig gemacht, so dass ich mal nach dem Buch Ausschau halten werde. Allzu teuer ist es ja auch nicht.


    Viele Grüße
    Stefan

    Hmm - für mich haben solche Bücher, mit denen man anhand "objektiver" Kriterien erkennen können soll, was gute Literatur (gute Musik, schöne Kunst etc.) ist, immer einen etwas schalen Beigeschmack. Das erinnert mich an den "Club der toten Dichter": Dort sollten die Schüler anhand eines Lehrbuches mit vielen Formeln und xy-Graphen und Kurven ebenfalls zu bestimmen lernen, woran man ein gutes Gedicht erkennt. Als dann aber der neue Lehrer Keating (im Film genial von Robin Willimas dargestellt) in die Klasse kam, riss er als erstes mit den Worten "Exkremente" :zwinker: die entsprechenden Seiten aus dem Lehrbuch heraus und forderte die Schüler auf, es ihm gleichzutun. Sehr schöne Szene... :smile:


    Jegliches Kunstempfinden ist immer etwas Individuelles, und was für Hans-Dieter Gelfert ein gutes Buch ist, muss mir noch lange nicht gefallen.