Ich habe das Buch zuende gelesen....
Ein normales aber doch aufwühlendes Dorf ist Mittelpunkt dieses Kriminalromans von Tanja Weber.
Es ist ein Dorf in dem die Langeweile Stammgast zu sein scheint. Die Menschen leben nebeneinander in doch gemütlicher Atmosphäre. Eine Idylle die, so stellt man es sich vor, einsam und ruhig aber dennoch voller Zusammenhalt und Freundschaft ist. Hier ist dies jedoch anders. Die Mitglieder der Dorf- und Gartengemeinde sehen sich nicht, Leben sinnlos aneinander vorbei, ohne zu helfen oder zu fragen. Einzig die Ladenbesitzerin Hilde verkörpert eine Art von Anlaufstelle fuer alle verlorenen Seelen in diesem Dorf.
Hauptprotagonist ist der Postbote Johannes, der sich als sehr ruhiger aber aufmerksamer Mensch entpuppt. Still aber dennoch immer auf der Hut niemandem negativ aufzufallen, hat er gar das Bestreben überhaupt nicht aufzufallen. Er fährt täglich seine Runden und trägt die Post den Gewohnheiten und Vorzügen der Empfängern entsprechend aus. Hier klappert er laut am Briefkasten, dort fährt er schnell vorbei und passiert nur die Nebenstrasse. Er erscheint dem Leser als die Reinkarnation eines einsamen Hasens der einfach nur seine Ruhe haben will.
Aber eine Person hatte es ihm angetan. Annika, die alleinerziehende Mutter mit ihren 3 kleinen Kindern in dem verwahrlosten Garten. Sie sieht man in dem Dorf selten bis gar nicht, wirklich interessieren tut man sich fuer die an der Armutsgrenze lebende Familie nicht. Schickaniert wird sie, vor allem von den Jugendlichen die immer rumhängen und Aerger machen.
Als der kleine Sonny, der durch seine, fuer die Trisomie typische geistige Behinderung, als Wutobjekt herhalten musste, plötzlich verschwand, fiel die Schuldzuschreibung auch gleich auf die bekannte Bande. Aber wirklich interessiert hat es außer den Postboten niemanden. Dieser war zufällig da, als Anita mit dem jüngsten Kind im Arm verzweifelt und rufend durch die Straßen rannte. Nach einem kleinen Zögern und dem Gedanken sich doch eigentlich nie einmischen zu wollen, bot er seine Hilfe an.
Bis zu diesem Zeitpunkt und auch noch während der Suche nach dem Jungen erschien mir das Buch interessant und gut zu lesen. Die Charaktere waren vollständig ausgearbeitet und auch die Wirkung des Dorfes und seiner eher fragwürdigen Personenatmosphäre wirkten speziell aber angenehm.
Als jedoch der wahre Krimiteil anfing, Spekulationen aufkamen und der Täter gesucht wurde, hat mir doch einiges gefehlt. Sicherlich gab es die typischen Verhoere und falschen Spuren, aber es erschien alles so unspannend. Die Personen waren zwar alle einzigartig aber dennoch recht lapprig. Dies ist nicht der Charakterisierung zuzuschreiben, denn die war wie angesprochen ganz gut. Aber es hat der gewisse Ton in der Beschreibung gefehlt. Der Schreibstil war mir fuer einen Krimi einfach zu gediegen und rund.
Das ist in dem Fall auch das einzige was ich kritisieren kann. Nur eine Sache aber wie ich finde fuer einen Krimi doch essentiell. Ansonsten war die erdachte Geschichte gut und die Atmosphäre in so einem Dorf realistisch getroffen. Niemand sieht etwas aber wenn dann der Polizist mit einem die Straße lang geht ist man gleich der zum Mörder degradierte Schweinehund...
Vorurteile machen erschreckend schnell die Runde und das vor allem bei Menschen die nichts wissen aber immer mitreden wollen, und das ist fuer mich die wahre Aussage des Buches.