Beiträge von Iris

    Hallo, Alamir und Torsten!


    Zitat von "Alamir"

    Hast Du übrigens die Imperium Romanum Ausstellungen in Karlsruhe und Stuttgart gesehen? Die Reise (und die Kataloge via WBG) waren mein Geburtstagsgeschenk, das ich sehr genossen habe.


    Voraussichtlich fahre ich erst Anfang des nächsten Jahres hin, vorher komme ich wohl nicht dazu. Mein Kalender ist ein einziges Gekrakel, und dazu die Abgabetermine ... :entsetzt: ;)


    Torsten, es gibt einen Erich KÄstner (Emil und die Detektive) und einen Jörg Kastner -- du meinst letzteren! :)
    Liebe Grüße :blume
    Iris :sonne

    Hallo, Valkyrja!


    Mondschatten ist der zweite Teil.
    Der Verlag (Wolfgang Krüger, die HC-Unterhaltungssparte der Fischer-Verlage) kündigt seit längerem bereits einen dritten Band, Mondgöttin, an, der, wie Mondschatten, ebenfalls nur in deutscher Sprache erscheinen wird.
    Fröhliche Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo, Tamlin!


    Zitat von "Tamlin"

    Das Problem liegt weniger in dem Nichtwollen der Autoren oder dem der Verlage, sondern vielmehr darin, daß es ohne genügend schriftliche Primär- und Sekundärliteratur sehr schwierig ist, sich wirklich so in die geistige Vorstellungswelt vergangener Zeiten einzufühlen, daß das entstehende Bild (Handlung) frei nach Kästner *wahr* in dem Sinne ist, daß die Geschichte genau so, wie sie berichtet wird, wirklich hätte passieren können.


    Wem sagst du das! (Schau mal in meine Signatur! ;-))
    Ich muß allerdings hinzufügen, daß das eine das andere nicht ausschließt.


    Zitat

    Über eine Zeit kann noch soviel an gesicherten archäologischen Fakten bekannt sein - an einem bestimmten Punkt müssen sich Autoren trotzdem entscheiden. Entweder pfeifen sie zugunsten lebendiger Schilderung auf möglichst authentische Darstellung ODER sie riskieren zugunsten wahrhafter Darstellung, daß ihre Schilderungen holprig und hölzern wirken (können).


    Das gilt letztendlich für alle literarischen Schilderungen: Niemand will die Realität lesen, und außerdem -- wenn ich mal mit Aristoteles kommen darf -- ist es auch nicht die Aufgabe der Literatur (des Dramas, der Tragödie), die Realität abzubilden, sondern eine Handlung exemplarisch zu transzendieren, d.h. zu pointieren und zuzuspitzen, um an diesem speziellen Fall etwas zu zeigen, daß über den realen Einzelfall auf etwas Allgemeines hinausweist.


    Das mag nicht die allerneueste produktionsästhetische Literaturtheorie sein, ist aber die einzige, die bislang nicht schlüssig widerlegt wurde. ;)


    Wichtig ist für einen Autor historischer Romane -- sofern es ihm überhaupt um einen Wahrscheinlichkeitsbezug zur historischen Realität geht --, daß er selbst bestens informiert ist; es ist keinesfalls nötig, daß er die Leser bestens über alle Details des damaligen Lebens informiert. Aber er sollte sich in der Welt, die er schildert, mit schlafwandlerischer Sicherheit bewegen können.


    Zitat

    Lindsay Davis schreibt süffige, romantisch angehauchte Detektivgeschichten, die in der flavischen Kaiserzeit spielen, aber ihre Römer sind Operettenrömer. Sie stattet ihre Figuren nur mit römischen Requisiten aus, würde man diese austauschen, könnten die Geschichten auch in jeder anderen Zeit spielen oder in einem Fantasyreich angesiedelt sein. :rollen:


    Lindsay Davis schreibt Hommages an R. Chandler, transponiert in eine fiktive Welt, die ziemlich präzise die britische Sicht vom "Alten Rom" wiedergibt. Ich verweise mal auf die angelsächsische Sachbuchkultur zum Thema "Römisches Reich/Zivilisation" (P. Connolly, E. Gibbon etc.). Literarisch gesehen finde ich das völlig in Ordnung.


    Zitat

    John Maddox Roberts hingegen hält sich strikt an gesicherte Grundlagen, was Leser aus Fachkreisen entzückt, aber das breite Lesepublikum bemängelt dabei, daß die Motive und Handlungsweisen seiner Figuren oft recht schlicht wirken und manches redundant wird. :smile:


    Schön wär 's! Roberts' Decius ist ein Ami in einem US-Rom -- nicht mehr und nicht weniger. Roberts hat blendend recherchiert, sich in Symes Roman Revolutio und weitere Standardwerke zum Thema bestens eingearbeitet -- aber wie in den USA üblich, beschränkt sich das Quellenstudium auf den Abgleich dieser Interpretationen mit den Standardübersetzungen aus Loeb Classical Texts, eine Quellenkritik fand auch nicht ansatzweise Berücksichtigung. Außerdem ist Syme vom Interpretationsansatz her tw. bereits überholt -- wer arbeitet denn heute noch rein positivistisch?
    Allerdings kann man eine wissenschaftliche Auseinandersetzung von einem Schriftsteller auch nicht verlangen! Und Roberts liefert vor allem eine rombegeisterte Hommage an die klasssische detective story à la D. Hammett.


    Zitat

    Einerseits müßte er sich sorgfältig mit den archäologischen Erkenntnissen zu der jeweiligen Region auseinandersetzen, wenn er nicht ständig ins Fettnäpfchen treten will - viel Manöverraum für dichterische Freiheit besteht also nicht.
    Andererseits wird er geradezu erdrückt durch Schriftquellen zu den Kelten, die aber entweder nicht von ihnen oder aus späterer Zeit oder aus entlegenen Regionen stammen - das kunterbunt zusammengesetzte Keltenbild in der Literatur bringt keine Klarheit, sondern stellt eher einen zusätzlichen Hemmschuh dar.


    Sicherlich ist das ein Problem -- zumal dann auch noch das Problem des hermeneutischen Zirkels hinzukommt usw. usf.


    Zumeist wird allerdings jegliche Forschung ignoriert, und man beschränkt sich romantisch-naiv auf Sachbuchdarstellungen auf mehr populärem als populärwissenschaftlichem Bereich und Esoterik, was im Ergebnis dazu führt, daß breite Leserkreise die Darstellungen von Marion Zimmer Bradley, Jules Watson, Juliet Marillier, Manda Scott etc. und Donna Gillespie für die Germanen für bare Münze halten. Dabei sind all diese Schilderungen Ausgeburten der im 20.Jh. erst entwickelten, auf dem tief im hermeneutischen Zirkel verstrickten kulturwissenschaftlichen Werk von James Frazer (The Golden Bough) basierenden Wicca-Kulte und Hexenzirkel.


    Letztendlich liegt es nichtsdestotrotz am Wollen bzw. Nicht-Wollen von Autoren und vor allem Verlagen (diese -- ohne das kritisieren zu wollen! -- bestimmen schließlich, was gedruckt wird, filtern also das Angebot des geschriebenen Wortes).
    Man kann durch intensive Recherche und Auseinandersetzung innerhalb dieser Recherche (Quellenkritik, Forschungsgeschichte, Hermeneutik etc.) sich selbst befähigen, ein genaueres Verständnis auch einer wahrscheinlichen Mentalität zu erlangen, auch wenn man es nicht 1:1 rekonstruieren kann.


    Allerdings ist das ohnehin das Problem von Erinnerung: Es gibt keine Erinnerung ohne Interpretation. Allein schon die Auswahl und Filterung der rekordierten Informationen ist eine Interpretation. Realität ist etwas, das sich nicht festhalten läßt, sie ist letztendlich unendlich veränderlich (da haben wir ihn ja, den unendlichen Regreß! ;-)) -- aber es gibt die Möglichkeit der Annäherung, es gibt den Grundsatz der Wahrscheinlichkeit.


    Man kann sich selbstverständlich auf Wittgensteins Standpunkt -- »Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.« -- zurückziehen. Aber auch der hat trotz seines Rückzugs in die Volksschule des winzigen niederösterreichischen Dorfes Trattenbach an diesem aporetischen Punkt nicht endgültig Halt gemacht. ;)


    Fröhliche Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo, Zoltar!


    Welche Region meinst du denn? Das Gebiet des heutigen By (Südfranken, Nieder-/Oberbayern, Allgäu) oder das des heutigen linksrheinischen RPh/BaWü (Hunsrück, Pfalz)?
    Ganz einfach ist das nicht. Romane zur Antike und Frühgeschichte werden verhältnismäßig selten verlegt.


    Frank Beckers Der Abend des Adlers (s.u.) umspannt eine Weltreise quer durchs römische Reich, ist reich an Kenntnissen und Fakten; es spielt im 3. Jh. n.Chr., und die Ort wechseln von der Mosel bis in den Osten des Reiches. Becker kennt sich gut aus, fabuliert wunderbar, läßt seine Figuren manchmal ein bißchen dozieren, aber das ist eigentlich gut eingebunden.


    Claude Cuenis Roman Caesars Druide spielt zur Zeit von Caesars Gallienfeldzügen, man befindet sich allerdings nur am Anfang in den von dir bevorzugten Regionen am Oberrhein, ansonsten in Gallien und der Provence.
    Jörg Kastners 5bändige Germanen-Saga um den Cherusker Thorag bewegt sich zwischen dem rechtsrheinischen Germanien und Oberitalien zwischen 8/9 - 20 n.Chr.
    Beide sind Abenteuer- und Spannungsromane vor buntem Hintergrund und mit vielen historischen Ungenauigkeiten, wobei ich Kastner unterhaltsamer finde.


    Von Rolf Sabel gibt es zwei historische Krimis (Agrippinas Geheimnis, Agrippinas Tod), die beide im römischen Köln des 1. Jh. spielen. Leichte Kost, bei der lokale Morde in Köln mit der großen Politik in Rom in Verbindung zu bringen.
    David Wisharts Ovids Schatten ist ebenfalls ein Krimi mit politischem Anstrich; ich habe ihn bisher nur angelesen, er soll aber insgesamt sehr informativ sein (Wishart ist Althistoriker) und beschäftigt sich ebenfalls damit, was so alles hinter Varus' Niederlage und Ovids Verbannung stecken könnte.
    In Lidsay Davis Eisenhand sucht ihr Detektiv Falco ebenfalls in Germanien nach den skandalösen Hintergründen für derlei Theorien. Was mich bei den beiden Briten etwas stört, sind die Modernismen und bei Wishart gelegentlich arg anachronistischer Slang. Davis schreibtjedoch bewußt angelehnt an die klassische Detective Story (R. Chandler, D. Hammett), so daß die intertextuellen Bezüge wiederum witzig sind.


    Dann gibt es noch die beiden dicken Schmöker von Donna Gillespie, die von Leserinnen sehr geliebt werden, aber ich kann mit "historic fantasy" einfach nichts anfangen. Bei aller Unterhaltsamkeit stimmt da insgesamt leider außer ein paar Zahlen so gut wie nichts mit der historischen Realität überein. Allerdings kann man das Gillespie nur bedingt vorwerfen, da sie als US-Amerikanerin offenkundig mangels Fremdsprachenkenntnissen nur die US-Forschung kennt, die in Sachen früher kontinentaleuropäischer Geschichte m.A.n. ernsthaft hinterm Mond lebt. Unterhaltsame Schmöker in einer Mischung von Marion Zimmer Bradley und Xena.


    Insgesamt sind außer Kastner und Gillespie alle Romane eher römisch orientiert.


    Das war 's erstmal. Mehr fällt mir im Augenblick nicht ein. Aber du kannst ja mal auf Stefan Crammes Website Historische Romane über das alte Rom stöbern -- viel Spaß!
    Fröhliche Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Zitat von "hans-olo"

    Ich weiss nicht, ob wir jetzt aneinander vorbeireden - ich rede von Romanen - nicht von Sachbüchern.


    Bummer! g070.gif Ich bin da sowas von auf der Leitung gestanden ...


    Da kann ich allerdings spontan nur mit der römischen Antike dienen:
    Simon Scarrow beschäftigt sich in seiner Romanreihe (erster Band unten angegeben) mit der Eroberung Britanniens. Dabei bewegt er sich nur im Umfeld einer Legion, berichtet einiges vom täglichen Leben, noch mehr vom Kampf, hält sich dabei strikt an die angelsächsische Forschung, die m.A.n. inzwischen tw. ein bißchen verknöchert ist. Aber im großen und ganzen sind diese bislang 4 Romane spannend geschrieben und sehr informativ -- wenn auch von der Sprödigkeit britischer Mannestugenden, was allerdings nichts mit "Liebessachen" zu tun hat!


    Den Conn Iggulden kann man historisch gesehen dagegen getrost ignorieren. Das ist Mainstream-Spannungsliteratur, die dem Fachler auf jeder Seite die Tränen in die Augen treibt. Leider.
    Fröhliche Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Dazu kann ich dir nur den Tip geben, mal in die nächste UB zu stapfen, am besten in eine Institutsbibliothek (Alte, Mittlere, Neue(re) Geschichte) und da nach entsprechenden Werken zur Militärgeschichte zu fragen. Meist sind die Leute nett und verweisen einen an jemanden, der sich damit auskennt.
    Die haben meist auch aktuelle und gut lesbare Bücher, sind allerdings grundsätzlich Präsenzbibliotheken. Aber wenigstens hat man das Buch dann schon mal sehen können.


    Ich mach das auch immer so.
    Fröhliche Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo, Hans Olo! ;)

    Zitat von "hans-olo"

    Und ich dachte immer ich wäre der Einzige der sich mit so nem Scheiss freiwillig beschäftigt...


    Offen gestanden fand ich den "Scheiß" immer ungeheuer spannend -- und am spannendsten waren Forschungsgeschichte und -vergleich. Zumal man dabei sehr schnell lernt, daß die jeweilige Forschung sehr, sehr viel über den Forscher und sein zeitgenössisches Umfeld aussagt -- oft mehr als über das eigentliche Thema. :rollen: [size=9px](Vermutlich geht mir das auch nicht anders ...)[/size]:breitgrins:


    Zitat

    Eine Wende dauert im Buch meist zwei drei Minuten und dann ist das ganze vorrüber. Tatsächlich dauert es wohl 5 - 10x länger. Aber das macht das Buch dann nicht so spannend.


    Man könnte bei jeder Wende endlos Breitseiten verschießen und Schiffe versenken, gell? :breitgrins:
    Fröhliche Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo, Lt.! ;)


    Danke für den ausfürhlichen Beitrag und die schönen Aufnahmen, die für so manchen Forumsnutzer sicherlich sehr aufschlußreich sind.


    Zitat von "Dunbar"

    Es ist durchaus nicht falsch einen Legionär mit seinem Schwert zuhauen zu lassen.
    Die römischen Legionen haben sich mit den Jahrhunderten stark verändert, aber eines blieb immer gleich: Das Schwert war sowohl als Hieb- als auch als Stichwaffe sehr gut geeignet.


    Das wollte ich eigentlich auch nicht völlig bestreiten -- nur macht eine Hiebwaffe an sich im Massennahkampf mehrerer hintereinander gestaffelter Phalangen kampftechnisch keinen Sinn; das ist mir von einigen Experten, die diesen "Sport" auch aktiv betreiben, immer wieder bestätigt worden.
    Es ging mir auch vor allem um die Kampftechnik in den Legionen der frühen (und mittleren) Kaiserzeit.


    Von den Pilumsalven zu Beginn einer Schlacht einmal abgesehen: Eine schildgepanzerte Schlachtreihe (acies) römischer Legionäre drückte in der Schlacht mit der lückenlosen Schildreihe unter dem Massendruck der nachdrängenden Reihen gegen die Reihe(n) der Gegner. Außerdem stießen die Legionäre (von Hilfstruppen ist hier nicht die Rede!) über den Rand der Schildreihe mit den Spitzen ihrer Schwerter nach den Gesichtern der Gegner; dabei vollführten sie (vermutlich!) eine Stoßbewegung mit einer leichten Drehung, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, zwischen die Lücken der Panzerung zu gelangen und um die Schwere der Verletzung durch die Drehung der Klinge in der Wunde zu erhöhen. Ziel der Verletzungen war es, die Gegner auszuschalten, um so Lücken in die gegnerische Reihe zu schlagen.
    Wenn die Gegner rückwärts gedrängt wurden, gerieten einige zwanglsläufig ins Straucheln, ihre Reihen wurden dadurch unordentlich und Lücken entstanden, die den Gegner verwundbarer machten.


    Allerdings vermeidete die Kampftechnik der Legionäre Handgemenge; Legionäre waren offenbar gehalten, stets Formationen zu bilden, die eine Auflösung in äußerst verwundbare Knäuel von einzelnen Soldaten verhinderte. (Du schriebst es ja selbst: Armeen sind teuer)
    Nichtsdestotrotz wurde ein Gegner auch niedergehauen -- allerdings nur wenn ausreichend Platz vorhanden war, schon allein um keinen eigenen Mann versehentlich mit zu verletzen, denn für das Hauen braucht man Platz zum Schwungholen.


    Übrigens findet sich diese Technik auch bei den Musketieren der frühen Neuzeit und anderen mit Feuerwaffen ausgerüsteten Nahkampfeinheiten: Zuerst werden mehrere Kugelsalven auf den Gegner abgegeben (auf die genaue Anordnung und Schußfolge will ich jetzt hier nicht eingehen, das führt einfach zu weit); dann wird die gegnerische Front mit zuvor aufgepflanzten Bajonetten in geschlossener Reihe attackiert.
    Durch das Fehlen effektiver Defensivausrüstungen beim neuzeitlichen Massennahkampf fiel dieser auch für beide Seiten weitaus blutiger aus.


    Eine Schlacht einer Legion muß man sich also als massives, perfekt durchorganisiertes Drängen und Schieben vorstellen, das einzig dem Zweck diente, die gegnerische Formation durch Abdrängen in Unordnung zu bringen. Sobald die gegnerischen Masse instabil wurde, ging es darum, möglichst kleine Gruppen zu isolieren und zunächst einmal weiterhin gepanzert niederzustechen. Erst wenn auf dem Schlachtfeld richtig Platz war, konnte "gefahrlos" gehauen werden. Und da das damalige Schlachtziel war, dem Gegner möglichst massive Schäden zuzufügen, damit er so schnell nicht wieder zu Kräften geht, wurden selbstverständlich in dieser Phase des Kampfes auch sehr viele Unterliegende durch Zuhauen, also Verletzungen mit der Schneide des Schwertes, verletzt und getötet.
    Das erklärt die reichen Funde, da der Hauptteil der Toten erst nach der ewigentlichen Entscheidung, nämlich von dem Augenblick an, an dem der Gegner sich zur Flucht wendet, anfielen.
    Aber das Niederhauen war auch weitgehend die Aufgabe der Flügel, d.h. der Reiterei, die dann von allen Seiten in die versprengten, flüchtenden Grüppchen einfiel.


    Die längeren Schwerter der Reiterei sind daher selbstverstndlich ebenfalls Stich- und Hiebwaffen -- wobei ich als alte Reiterin massiv bezweifele, daß die Schwungbewegung bei der Nutzung eines Schwertes als Hiebwaffe im Kampf (!) für einen Reiter dauerhaft zuträglich ist: Die Bewegung eröffnet schließlich verwundbare Stellen am Körper -- auch ein Segmentpanzer ist keineswegs lüchenlos, schon gar nicht "von unten gesehen".


    Daß die römische Reiterei statt des gladius der Legionäre die spatha benutzte, hat einen rein praktischen Grund: Die Länge der Klinge eines glaudius vom Typ Pompeji beträgt 40 - 50 cm (Typ Mainz bis 60 cm), das ist schlichtweg zu kurz für den Kampf zu Pferd; daher wurde in der Reiterei die spatha mit einer Klingenlänge von 60 - 70 cm vorgezogen, die wiederum beim Massennahkampf eher hinderliche Längenausmaße gehabt hätte.


    Zitat

    (Armeen sind teuer...)


    Stimmt -- Heldentum ist kostspielig. Das ist auch der Grund, weshalb die römische Armee Kampftechniken den Vorzug gab, die im Angriff die eigenen Soldaten schonte und bei den Formationen auf solche setzte, die Handgemenge (den sogenannten "hand-to-hand combat") meidet. Außerdem verfügte man seit der Zeit Caesars über eine bestens organisierte medizinische Versorgung. Tiberius z.B. ließ Schwerverwundete in seinem eigenen Wagen zum Lazarett (valetudinarium) transportieren.
    Schließlich ist auch die Ausbildung neuer Soldaten eine sehr kostspielige Sache, die weitestgehend von den Kaiser persönlich getragen werden mußte -- auch wenn die römische Armee insofern Kostendämpfung betrieb, als die Soldaten ihre ausrüstung auf Pump erhielten und mit dem Sold abstotterten.


    Zitat

    Ein Grund warum der Gladius gern als reine Stichwaffe dargestellt wird, sind Berichte von Vegetius, der aber leider nie einen römischen Legionär mit einem Gladius gesehen haben dürfte bzw. die Ideen der "Forscher" des 19. Jarhunderts.


    Umgekehrt wird ein Schuh draus! Erstens ist Vegetius längst nicht der Trottel, als den ihn ein Teil der britangelsächsisch-amerikanischen Forschung gerne hinstellt. Zweitens ging im 19.Jh. ein Gutteil der Forschung schon aus reinem Patriotismus vom hauenden und stechenden Legionär im offenen Handgemenge aus, was selbstverständlich grundfalsch ist. Im übrigen war es ausgerechnet die von etlichen (Hobby-)Militärhistorikern verachtete kontinentaleuropäische Forschung, die die Rekonstruktion der römischen Kampftechniken entscheidend vorangebracht und vom Unfug so mancher Idee wie z.B. der der Lederpanzer befreit hat.
    Fröhliche Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo, Nimue!


    Keine Bange! Es wird weder ein Macbeth, noch ein Don Carlos! :zwinker:
    Das tue ich niemandem an -- nicht mal mir selbst. ;)


    [size=8px](Nebenbei bemerkt: Ich bin mal gespannt, wie Joanne K. Rowling HP7 enden lassen wird, zumal sie ja steif und fest darauf beharrt, daß sie keine weiteren HPs schreiben wird.)[/size]
    Liebe Grüße, :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo, ihr Lieben!


    Das freut mich, daß ihr tatsächlich nochmal einen eigenen Thread aufgemacht habt -- und dann so schöne Rezis! Danke, ihr zwei! anbetung.gif


    Ich hoffe, daß euch der dritte Teil genauso gut gefallen wird.
    Mir wird es schwer fallen, bald von liebgewonnenen Figuren Abschied zu nehmen, aber das läßt sich nun mal nicht vermeiden. Man kann nicht endlos über dieselben Leute schreiben, wenn schon andere den Fuß in der Tür haben. :winken:
    LIebe Grüße, :blume:
    Iris :sonne:

    Petra van Cronenburg, Stechapfel und Belladonna. Rezepte einer glücklichen Trennung. TB, ca. 240 S., blt bei Lübbe, Berg.-Gladbach 2005. ISBN 3-404-92181-X; Preis EUR[De] 7,95 / EUR[At] 8,20 / SFr 14,70.


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    Über die Autorin:
    Petra van Cronenburg wurde nach dem Studium der Theologie und Judaistik Redakteurin und freie Journalistin. Von 1993 bis 1997 lebte sie in Warscheu, wo sie eine eigene Medienagentur gründete und Beiträge über Frauen und Kultur in deutscher und polnischer Sprache veröffentlichte. Heute lebt die Publizistin und Buchautorin im »Elsass, wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt«, so der Titel ihrer 2004 erschienenen Hommage an ihre Wahlheimat Frankreich. (aus dem Buch)


    Über das Buch:
    »Geschiedene Mädchen kommen in den Himmel, verheiratete haben die Hölle auf Erden.«
    Als Karen nach achtzehn Jahren plötzlich verlassen wird, möchte sie der Geliebten ihres Noch-Ehemannes nur zu gern einen Giftsalat aus Stechapfel und Belladonna servieren. Mit dem Mut der Verzeiflung, aber auch mit einer gehörigen Portion Lebendigkeit packt sie ihr neues Leben an -- und kommt dabei nicht nur auf den Hund. Sie entdeckt vielmehr, dass man das Glück genau da finden kann, wo man es nicht sucht.
    (Rückseitentext)


    Meine Meinung:
    In ihrer Danksagung nennt Petra van Cronenburg ihre Lektorin, »weil sie mehr wagt als Mainstream«, und weil das zutrifft, habe ich diesen hübschen kleinen Roman auch nicht unter Belletristik einsortiert, sondern unter Zeitgenössisches, obwohl das Thema so typisch für ein Frauenbuch erscheint.
    Aber wenn dieser Roman eins nicht ist, dann ein typischer Frauenroman -- im Gegenteil! Am Anfang steht die Niederlage -- die Ehe, in der man sich inzwischen schon fast geschwisterlich eingenistet hat, scheitert an etwas so Banal-Alltäglichen, daß einem die Heldin in ihrer Blindheit nicht einmal mehr leidtut: Der Gatte hat sich ein ebenso hübsches wie kapriziöses junges Ding angelacht.
    Nachdem der Versuch, das sinnlos gewordene Leben als Ehehälfte kurzerhand wegzuschmeißen, auf ganzer Linie scheitert und die Nicht-Singles sich von ihr abwenden, heischt Karen Hilfe von den Schicksalsgenossinnen in ihrem Freundeskreis -- von der esoterisch-feministischen Jana über die bracchiale Hanna bis hin zur feinsinnigen Freizeitkünstlerin Nele.
    Der Eso-Trip beginnt mit einem Gespräch über die Konfrontation mit einem nackten Tisch, steigert sich zu einem merkwürdigen Ratgeberbuch zu einem Wochenendseminar mit einer amerikanischen "Guruine", auf dem Karen durch Visionssuche wieder zu sich selbst finden soll. Als das nicht klappt, versucht Karen es mit einer virtuellen Partnerbörse ...
    Indem die Erzählerin von Erfolgsrezept zu Erfolgsrezept stolpert, wird mit diesem Repertoire aus Esoterik und Internet, Feminismus und Belletristik fröhlich aufgeräumt; zumal sie sich bei all diesen wild entschlossenen Versuchen auch noch mit der ironischen Distanz des Erinnerns über die Schulter schaut!


    Daß die Alltagstragikomödie mit heiteren Aussichten endet, dürfte wenig verwundern. Das Repertoire an skurrilen Figuren, unter denen besonders der korpulente Tom, netter Nachbar und Retter in der (Computer-)Not, herausragt, ist höchst amüsant. Erzählt wird mit schwungvollem Pinselstrich in kräftigen Farben, manchmal einen Tick zu pastos, aber nie platt! Und was das Beste ist: Da alle klebrige Süße fehlt, taugt es bestens auch für Männer.


    Fazit: Ein Wohlfühlbuch mit Niveau - kaufen! Lesen! :grin
    5ratten

    Hallo, Convallaria!


    M.W. ist Susan Vreeland Dozentin für Kreatives Schreiben geworden, nachdem sie mit Girl in Hyacinth Blue einen Weltbestseller landete; zuvor war sie Highschool-Lehrerin für Englisch und Keramik.
    In den USA ist ein "Seller" oft die entscheidende Qualifikation, um eine solche Stelle zu ergattern. Die Malerin (OT: The Passion of Artemisia) wirkt keineswegs "professionell", eher als hätte sie sich hilflos an der Biographie entlanggehangelt, um krampfhaft einen latent brodelnden Vater-Tochter-Konflikt zu konstruieren, wobei sie unentwegt moderne Denk- und Handlungsmuster benutzt. Das Ding funktioniert m.A.n. einfach nicht. Und die Folgebücher sind sprachlich und erzählerisch einfach schwach.


    Aber wahrscheinlich sehen andere Leser das wieder ganz anders. :)


    Schau halt mal auf der Website von Susan Vreeland um, da findest du jede Menge Infos und auch ein paar Original-Leseproben und kannst dir selbst ein Bild machen.


    Edit: Ganz vergessen! g070.gif
    Das Mädchen mit dem Perlenohrring ist als Roman ein netter Zeitvertreib, nicht mehr. Der Film ging da schon wesentlich tiefer und war erheblich eindringlicher.
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo, Convallaria!


    Das ist richtig, Die Malerin ist eine fiktive Autobiographie der Malerin Artemisia Gentileschi, und ich kann mich den Kritiken nur anschließen: Das ist ein nettes, möchtegern-feministisches Historical. Eher belanglos. Und die Nachfolger wurden noch unnötiger. Das ging mir bei Tracy Chevalier auch so: Das Mädchen mit dem Perlenohrring war ganz nett (der Film ist viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiel besser!!!), alle anderen nur ermüdend. Reißbrettbelletristik: Kennst du einen, kennst du alle. :(
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Mädchen in Hyzinthblau ist wirklich klasse -- aber die anderen Romane von Susan Vreeland konnten mich überhaupt nicht überzeugen, durch Die Malerin habe ich mich mühsam hindurchgequält, das war so eine gewollte "Starke Frauen"-Biographie ohne echten Spannungsbogen, sprachlich sehr farblos. Das Gesicht der Liebe schwulstete arg -- außerdem mag ich dieses "mind-hopping" nicht! --, und in Von Zauberhand mußte ich nur mal kurz reinschauen, um zu wissen, daß Susan Vreeland jetzt ihre Chance oft genug gehabt hat.
    Trotzdem: Ihr Erstling ist wirklich sehr gut!

    Hallo, liebe Susanne!


    Frühling 2006 klingt doch gut! Dann bist du wie immer vor mir dran -- ich habe im Herbst 2006 den nächsten Titel draußen -- den Abschluß der Trilogie. Aber ich hab noch was anderes laufen. :)


    Leserunden sind harmlos -- die Literaturschock-Leseratten sind alle nett. Da mußt du nichts fürchten. :)
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

    Hallo, Susanne! <winkwieblöd>


    Lange nix gelesen! ;)


    Zitat von "Susanne"

    (kann mir jemand eine gute Texterin empfehlen? :zwinker: )


    Du weißt doch: Jede gute Texterin ist ausgebucht! :breitgrins:


    Zitat

    - mein neues Romanprojekt lässt mir wenig Zeit für irgendwas anderes.


    Wie? Nix Elfen/Elben? Was machste denn -- Menschin, jetzt lauf doch nicht gleich weder weg! Erzähl doch mal was! ;)
    Liebe Grüße aus dem leicht bewölkten Marburg! :blume:
    Iris :sonne: