Susan Vreeland - Mädchen in Hyazinthblau

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.751 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Klappentext:
    Ein verarmter Maler aus Delft malt ums Überleben seiner vielköpfigen Familie. Eines seiner Gemälde zeigt seine Tochter in einem hyazinthblauen Kleid.
    Die Schönheit dieses geheimnisvollen Bildes von Vermeer bezaubert die Menschen und begleitet sie über die Jahrhunderte in ihren dramatischen und alltäglichen Schicksalen.
    Wenn Bilder erzählen könnten...


    Handlung:
    Susan Vreeland erzählt in episodenhafter Form Begebenheiten aus vier jahrhunderten europäischer (konkret: niederländischer) Geschichte.
    Sie wirft Streiflichter auf Menschen, die sehr verschieden sind, doch sie haben alle etwas gemeinsam: Sie werden in einem Moment von uns beobachtet, der einen Wendepunkt ihres Lebens darstellt – manchmal zum Glücklichen hin, doch die traurigen und tragischen Elemente überwiegen.
    Da lernen wir die Tochter Vermeers kennen, die ihre Träume der Zeit gemäß nicht verwirklichen kann; eine junge Frau, die an den Moralvorstellungen ihrer Mitwelt scheitert; ein Ehepaar, das von der Vergangenheit des eine Partners beinahe eingeholt wird; eine jüdische Familie im Versteck vor den Nazis sowie einen Mann mit schrecklichen Familiengeheimnis und einige andere mehr.


    Das andere Element, das sie miteinander verbindet, ist ein (fiktives) Bild Jan Vermeers, das im Laufe der Zeit in die unterschiedlichsten Hände gerät – manchmal, um Leben zu retten, manchmal aus Gier…
    Es ist der rote Faden in dieser Sammlung von Kurzgeschichten. Dabei bleibt es selbst oft rätselhaft, denn auch die persönliche Geschichte des Bildes verändert sich mit den Umständen der Zeit, wenn es z.B. für das Bild eines anderen Malers ausgegeben wird, um mehr Geld herauszuschinden.


    Persönliche Eindrücke:
    Ein wunderbares Buch, sehr virtuos geschrieben. Man merkt Susan Vreeland an, dass sie Dozentin für Creative Writing ist: Sie beherrscht die verschiedenen Techniken der kurzen Erzählung meisterhaft.
    Das Buch und seine Schicksale sind sehr berührend. Oft klingt das Tragische nur an, wie am Rande erwähnt, oder es deutet sich in dem an, was in der Geschichte gar nicht mehr erzählt wird.
    Wie erlangen Einblicke in Menschen, die oft mit den Konventionen ihrer Zeit zu kämpfen haben; dabei kommt der historische Hintergrund meines Erachtens sehr schön heraus.


    Leider sind keine Illustrationen in dem Buch zu finden, aber das übersteigt wahrscheinlich die Ansprüche, die man an ein TB stellen darf. Die Autorin macht allerdings solche Lust darauf, die Bilder Jan Vermeers beim Lesen zu betrachten, dass das Googlen nach solchen unbedingt empfohlen wird!
    Genauestens schildert sie die Textur der Gemälde, den Lichteinfall und die Gedanken, die einerseits der Maler, andererseits die vielen verschiedenen Betrachter dabei haben.


    Empfehlung:
    Allen, die Spaß an historischen Erzählungen und an Kunst haben, kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen!
    Von mir gibt es daher:


    5ratten


    Und als kleinen Augenschmaus hätte ich noch zwei typische Bilder Jan Vermeers zu bieten:
    400_6537663262316565.jpg1280_3365363833613536.jpg




    Da ich gelesen habe, das einige von Euch sich dieses Buch auch im Zuge der Amazon-Gutschein-Aktion gekauft haben, würde mich mal interessieren, ob es Euch auch gefallen hat.


    Liebe Grüße
    Convallaria :blume:


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    Einmal editiert, zuletzt von Seychella ()

  • Ich habe das Buch auch erst vor kurzem gelesen.
    Es hat mir sehr gut gefallen.


    Die Geschicht war in einem sehr schönen ruhigen Stil erzählt.
    Sehr interessant fand ich es die Geschichte des Bildes anders herum, also von der "Gegenwart" zurück bis zur "Entstehung", zu begleiten.

  • Ich habe das Buch kürzlich gelesen und war war durchaus begeistert.
    Es ist erstaundlich was man all über ein Bild schreiben kann. Erstaunlich welch eine wirkung die Kunst auf uns Menschen hat.
    Ich kann dem nicht viel beifügen außer das ich es grandios fand. 5ratten
    Das verdient 5 leseratten.

    Ein nicht zu Ende gelesenes Buch gleicht einem nicht zu Ende gegangenen Weg.<br />(Weisheit aus China)<br /><br />Gruß Pinky

  • Mädchen in Hyzinthblau ist wirklich klasse -- aber die anderen Romane von Susan Vreeland konnten mich überhaupt nicht überzeugen, durch Die Malerin habe ich mich mühsam hindurchgequält, das war so eine gewollte "Starke Frauen"-Biographie ohne echten Spannungsbogen, sprachlich sehr farblos. Das Gesicht der Liebe schwulstete arg -- außerdem mag ich dieses "mind-hopping" nicht! --, und in Von Zauberhand mußte ich nur mal kurz reinschauen, um zu wissen, daß Susan Vreeland jetzt ihre Chance oft genug gehabt hat.
    Trotzdem: Ihr Erstling ist wirklich sehr gut!

  • Hallihallo,


    interessant - noch keine kritische Stimme...? :zwinker:


    Iris:
    "Die Malerin" ist das Buch über Artemisia Gentilleschi, oder?
    Das hat mich von der Handlung her eigentlich sehr interessiert, bekam aber bei Amazon ähnliche Kritiken wie Deine, deshalb habe ich mal lieber noch abgewartet...



    Liebe Grüße
    Convallaria

  • Hallo, Convallaria!


    Das ist richtig, Die Malerin ist eine fiktive Autobiographie der Malerin Artemisia Gentileschi, und ich kann mich den Kritiken nur anschließen: Das ist ein nettes, möchtegern-feministisches Historical. Eher belanglos. Und die Nachfolger wurden noch unnötiger. Das ging mir bei Tracy Chevalier auch so: Das Mädchen mit dem Perlenohrring war ganz nett (der Film ist viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiel besser!!!), alle anderen nur ermüdend. Reißbrettbelletristik: Kennst du einen, kennst du alle. :(
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Hallo Iris,


    das ist es wohl auch, was ich meinte, als ich schrieb, dass man ihr die Dozentin für Kreatives Schreiben anmerkt.
    Es wirkt alles sehr routiniert, als ob sie in einem Buch einmal ausprobieren wollte, wieviele verschiedene Erzählperspektiven sie begerrscht...
    Trotzdem hat es mir sehr gut gefallen, aber die anderen muss man dann ja wohl nicht unbedingt lesen :smile:.


    Den Film zu dem "Mädchen mit dem Perlenohrring" würde ich auch gerne mal sehen; ich kenne bisher nur Ausschnitte, und die fand ich sehr schön und stimmungsvoll.
    Und Colin Firth spielt auch mit; der ist ja zudem noch ein ganz erfreulicher Anblick :zwinker:.


    Würdest Du die Lektüre denn empfehlen oder eher nicht? "Ganz nett" klingt ja jetzt nicht soooo begeistert...



    Liebe Grüße
    Convallaria

  • Hallo, Convallaria!


    M.W. ist Susan Vreeland Dozentin für Kreatives Schreiben geworden, nachdem sie mit Girl in Hyacinth Blue einen Weltbestseller landete; zuvor war sie Highschool-Lehrerin für Englisch und Keramik.
    In den USA ist ein "Seller" oft die entscheidende Qualifikation, um eine solche Stelle zu ergattern. Die Malerin (OT: The Passion of Artemisia) wirkt keineswegs "professionell", eher als hätte sie sich hilflos an der Biographie entlanggehangelt, um krampfhaft einen latent brodelnden Vater-Tochter-Konflikt zu konstruieren, wobei sie unentwegt moderne Denk- und Handlungsmuster benutzt. Das Ding funktioniert m.A.n. einfach nicht. Und die Folgebücher sind sprachlich und erzählerisch einfach schwach.


    Aber wahrscheinlich sehen andere Leser das wieder ganz anders. :)


    Schau halt mal auf der Website von Susan Vreeland um, da findest du jede Menge Infos und auch ein paar Original-Leseproben und kannst dir selbst ein Bild machen.


    Edit: Ganz vergessen! g070.gif
    Das Mädchen mit dem Perlenohrring ist als Roman ein netter Zeitvertreib, nicht mehr. Der Film ging da schon wesentlich tiefer und war erheblich eindringlicher.
    Liebe Grüße :blume:
    Iris :sonne:

  • Im August habe ich Mädchen in Hyazinthblau gelesen und war schlicht begeistert. Convallarias Wunsch nach Bildern im Buch konnte ich nur nicht nachvollziehen - erstens wahrscheinlich, weil ich ein Postkartenbuch von Vermeer habe und zweitens hätte es imho auch nicht gepasst. Das Bild, um das es geht, kennt ja keiner der Leser und wir sollen uns das Bild vorstellen - in jeder Geschichte kommt ein Aspekt mehr zum Bild. Gemälde von Vermeer hätten das konterkariert, denke ich.


    Erstaunlich, wieviele der Menschen im Besitz des Bildes eine gewisse Gier entwickeln. Manche aus materiellen Forderungen heraus, manche, weil das Bild verzaubert und sie es deshalb behalten möchten. Die Beschreibungen der Maltechnik und des Motivs sehen aus, als hätte sich Vreeland selbst in Vermeer-Bilder verliebt (ist auch recht wahrscheinlich ;-)).


    Was mir auch gefallen hat: Wie die Geschichten miteinander verwoben sind. In vielen Fällen sehr unauffällig.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Für den SUB Wettbewerb habe ich Mädchen in Hyazinthblau gelesen


    Meine Meinung:
    Über die Jahrhunderte hinweg begleitet ein Bild des Malers Jan Vermeer seine Besitzer... Da ist ein New Yorker Kunsthändler der das Bild zu Gesicht bekommt und die Echtheit anzweifelt, 1942: ein Soldat nimmt das Bild einfach mit nachdem eine jüdische Familie es in ihrer Wohnung zurücklassen musste... nach und nach führt die Autorin den Leser zurück zum Ursprung des Bildes und lässt ihn am Leben vieler verschiedener Figuren teilnehmen deren Geschichten gar nicht so unrealistisch erscheinen.Susan Vreelandt entführt den Leser in scheinbar unabhängige Geschichten und webt sie unmerklich ineinander.


    Eigentlich hatte ich angenommen das der Roman von einem einzigen Ich Erzähler geschrieben ist. Während des Lesens stellte ich dann fest dass das Buch eigentlich eher ein Episoden Roman ist, erzählt aus vielen verschiedenen Perspektiven. Einige jedoch auch in der Ich Form.


    Für mich war das Buch sicher auch deshalb interessant da ich Tracy Chevaliers Roman "Das Mädchen mit dem Perlenohring" sehr mochte und seitdem eine Schwäche für Vermeers Bilder habe. Hier fiel mir zu allererst die besondere Beschreibung des fiktiven Bildes im Buch auf. Ich konnte mir das Bild sehr gut vorstellen und hatte es während dem Lesen immer wieder vor Augen. Fast ein bisschen Schade das die Autorin es nur erfunden hat.^^ Irgendwie hat das im ganzen Buch eine besondere Atmosphäre geschaffen die ich nicht so recht greifen konnte. Obwohl jedes Kapitel eine ganz Neue Geschichte erzählt hat war sie doch mit der vorherigen verwoben und nach und nach hat Susan Vreeland damit selbst ein Gemälde geschaffen. Ich wurde praktisch sofort in das Buch gezogen und wurde gefesselt.

    Dennoch irgendwie bleibt ein unbefriedigtes Gefühl zurück. Vielleicht weil ich dem Buch etwas mehr Anspruch gewünscht hätte. Die Geschichten sind schön geschrieben aber oft auch etwas konstruiert was ich schade fand. An den von mir schon erwähnten Roman "Das Mädchen mit dem Perlenohring" reicht es jedenfalls nicht heran. Nun ja der Vergleich kommt halt doch auf wenn man beide Bücher gelesen hat (mir geht es zumindest so). Es scheint Teilweise als ob die Schreiberin noch mehr hätte erzählen können, so manche der Geschichten hätte ich mir auch gut als Romanbeginn vorstellen können. Hi und da merkt man dann schon das einzelne Kapitel als eigenständige Geschichte in der Zeitung veröffentlicht wurden. Vielleicht hatte die Autorin ja auch zuerst gar nicht vorgehabt diese in einem Buch nochmals erscheinen zu lassen.


    Es fällt jedoch schon auf das die Autorin sich sicherlich mit Vermeers Bildern auseinandergesetzt hat und auch mit Liebe zu diesen Bildern geschrieben hat, zumindest habe ich diesen Eindruck gewonnen. Und das wertet "Das Mädchen mit Hyazinthblau" nocheinmal auf. Auch lässt sich das Buch gut in ein paar Tagen durchlesen und da es nicht so dick ist eignet es sich auch sehr für eine kürzere Zugfahrt oder einem Lesenachmittag am Strand.


    Alles in allem vergebe ich:


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus: