Hallo,
ZitatErsteinmal noch mal vielen Dank für das tolle Buch. Es hebt sich wirklich aus der Masse der mit die......, das..... anfangenden historischen Romane heraus.
ZitatMan spürt beim lesen, dass Du die Französische Revolution wirklich gelebt hast, hast Du Dich eigentlich während des Schreibens noch auf etwas anderes konzentrieren können?
Zwangsläufig, aber sie hat sich schon ein bisschen in meinen Alltag gedrängelt. Meistens lief das dann so ab, dass ich mir bei wildfremden Leuten auf der Straße überlegt habe, was die wohl zu der Zeit getan hätten, oder ich habe die Leute im Zug in Kleidung des 18. Jahrhunderts vor mir gesehen. Das hat dann schon etwas Amüsantes.
ZitatMich hätte auch die 1300 Seiten Version interessiert.
Das ist dann quasi der Director’s Cut.
ZitatDas Chaos, wer ist jetzt gegen wen, wer steht auf welcher Seite, wer ist Feind wer Freund. Die langsame Gewissheit das alles außer Kontrolle gerät.
Die Frage, ob nicht vielleicht doch früher, alles besser war?
Zumindest hat sich das Chaos auch auf mich ausgewirkt, dass auch ich etwas den Kopf , in den Wirren der Revolution, verloren habe.
Das kann passieren. Ich habe mich beim Schreiben und Recherchieren auch gefragt, ob es den Leuten der Zeit nicht ähnlich ging. Wussten die immer, wer auf welcher Seite steht? War das für die auch so chaotisch?
ZitatBesonders bei Daniel wußte ich irgendwie nie für und gegen wen er denn nun eigentlich kämpft.
Auf der geschichtlichen Ebene: Daniel kämpft erst „auf der Straße“ für die Revolution, schließt sich dann den Revolutionstruppen an (der „französischen“ Armee dieser Zeit), um gegen die österreichischen und preußischen Truppen zu kämpfen.
Ende 2. Teil + 3. Teil
ZitatIm 3. Teil hat er die Seiten gewechselt und kämpft im Rahmen der Aufstände in der Vendée gegen die Revolution. Die Blauen bezieht sich auf die Uniformen der Revolutionstruppen.
Auf der Ebene der Figur: Ich glaube Daniel weiß gegen Ende selbst nicht genau, warum und für was er kämpft. Bis zum Tod seiner Schwester kämpft er für eine Sache, die Revolution, danach kämpft er, um seine Schwester zu rächen. Aber er hat eigentlich kein Ziel mehr, denn bei diesem Feldzug kann für ihn nichts heraus kommen.
ZitatFür uninformierte Leser, wie mich, ist es wirklich manchmal etwas schwer zu verfolgen. Das mit den Cordeliers und Jakobinern, man bestrafe mich, ich habe es nicht mal kapiert als ich bei Wiki nachgelesen habe.
Nein, bestraft wird nicht. Man darf auch mal etwas nicht wissen, das braucht dir nicht unangenehm sein. Ich habe mal das bei Wikipedia überflogen und finde es auch nicht sonderlich verständlich.
Ich versuche mich mal an einer vereinfachten (damit es kurz wird) Erklärung:
Zum Namen: die Jakobiner und die Cordeliers hießen so nach ihren Versammlungsorten. Die Jakobiner trafen sich im alten Jakobinerkloster (Dominikaner), die Cordeliers im alten Franziskanerkloster (Cordeliers = umgangsspr. für Franziskaner)
Politisch gehörten sie im Prinzip der gleichen Richtung an (gegen die Royalisten und im heutigen Sprachgebrauch links). Die Corderliers waren insofern mehr „Volksclub“, weil die Jakobiner eine recht hohe Jahresgebühr verlangten, was sich viele nicht leisten konnten. Beide Clubs wurden zuerst einmal gegründet, um politische Fragen zu diskutieren und die Menschenrechte (verkündet am 26.8.1789) zu verteidigen.
Jakobiner und Cordeliers sind also in erster Linie politische Debattier-Clubs. Manche ihrer Mitglieder waren gleichzeitig Konventsabgeordnete und damit Politiker (Danton, Demouslins, usw.).
Hilft das ein bisschen? Ansonsten: unbedingt fragen.
Zu den Kämpfen außerhalb von Paris: da gab es einige, besonders im Süden und im Westen (der Vendée – hierzu gibt es einen Roman von Honoré de Balzac, der Chouans heißt und 1793 von Victor Hugo beschäftigt sich, glaube ich, auch damit). Es ist immer etwas schwierig zu verstehen, wer, für was und warum gekämpft hat. Die einen kämpften, weil sie ihren König und die alte Macht zurück wollten, die anderen, weil man ihnen ihre Religion genommen hatte. Die reicheren Bürger wollten den König meist nicht mehr zurück, aber auch nicht unbedingt mit den ärmeren Bürgern auf eine Stufe gestellt werden. Da spielten Wirtschaftsinteressen eine Rolle. Diese Auseinandersetzungen waren teilweise unglaublich brutal, da haben sich beide Seiten nichts gegeben. Man hat Leute (gefesselt) in Boote mit Löchern gesetzt, in den Fluss hinausgerudert (Nantes) und ertrinken lassen. In Lyon hat man Kanonen zur Hinrichtung benutzt, weil das schneller ging, als die Guillotine. Der Kommissar Lebas hatte tatsächlich ein Schild in seinem Zimmer hängen, auf dem stand: Wer hier um einen Gefangenen bittet, nimmt seinen Platz ein.
ZitatDen Lesefluss hat das bei mir aber nicht gestört, ich habe mir gedacht ich verstehe zwar nicht alles, aber die Menschen damals wußten auch nicht mehr was eigentlich los ist
Genau! Jedenfalls stelle ich mir vor, dass es so ist. Genauso wie wir heute auch nie den vollen Überblick haben.
Ende
ZitatAlles anzeigen
Das Jules so ein Ende finden musste, war denk ich, wichtig. Klar, ich habe auch immer gedacht, warum flüchtet er nicht, aber ich er hat an die Sache geglaubt, war einer der Verfechter der ersten Stunde und ist dafür gestorben. Alleine diese Tatsache, dass Menschen die die Revolutionäre der ersten Stunde waren, später als Royalisten geköpft wurden, unglaublich.
Dafür gibt es wirklich einige Beispiele. Dantons Tod von Georg Büchner ist in dem Zusammenhang sehr interessant.
Ich habe allerdings nicht ganz verstanden warum Jean-Marie nicht das Land verlassen hat.
Zu feige und nicht gerade entscheidungsfreudig?
ZitatIch hatte oft den Eindruck, dass es gar nicht wichtig war, wozu man gehörte. Die Menge war außer sich; sie wollte Blutopfer!
Im Prinzip funktioniert das wie heute auch: man baut eine Gefahr auf (die es wirklich gab, nämlich die Bedrohung durch Preußen, Österreich und England) und aus und eint die Menschen gegen einen gemeinsamen Feind. Der Feind brauchte eben ein Gesicht. Den meisten Menschen ging es ja nicht wirklich besser, nach dem der König weg war, also bestand die Gefahr, dass sie nach den alten Zuständen verlangten. Wenn viele „Verräter“ erwischt und verurteilt werden, hat man dann irgendwann den Eindruck, dass etwas getan wird.
Epilog
ZitatKirsten, Du hattest ein paar Seiten vorher gesagt, dass Du die Geschichte weitergedacht hast und uns garantierst das Sophie in Sicherheit kommt und ihr Kind bekommt.
Meine Frage: Warum hast Du keinen Epilog geschrieben, z.B. ein paar Jahre nach den schrecklichen Ereignissen erzählt uns Sophie wie es ihr ergangen ist und was für ein Leben sie jetzt führt, mit ihrem Kind das Jules so ähnlich ist. Das hätte doch dem Ende ein bischen die düstere Stimmung genommen und Hoffnung gegeben.
Für mich wäre das in dem Moment, als ich den Roman beendet habe, einfach so gewesen, als würde ich über das Schreckliche hinweg gehen, so, als wäre es doch nicht so schlimm gewesen. Nach dem dann etwas Zeit vergangen war, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie es wohl weiter gehen könnte. Wahrscheinlich musste ich mir selbst doch auch einen kleinen Lichtblick verschaffen, und da habe ich mir dann vorgestellt, dass Sophie ihr Kind kriegt. Allerdings denke ich immer noch darüber nach, wie die Situation wohl für sie ist. Wird sie das Kind ständig an ihren Geliebten erinnern? Wird sie sich rächen wollen? Was macht sie mit ihrem neuen Leben?
ZitatKirsten, mich würde mal interessieren ob Du schon an einem neuen Buch schreibst.
Ja, ich schreibe gerade an einer Geschichte, die sich im 13. Jahrhundert abspielt.
Tina
Wieso Klugscheißer-Thread, deine Ergänzungen sind doch genau richtig und wichtig zur Ergänzung. Natürlich haben sich die Leute auch etwas gedacht beim Aderlass und manchmal hat es ja wirklich auch funktioniert. Übrigens gab es sogar Do-it-yourself-Bücher, quasi Aderlass für den Hausgebrauch für denjenigen, der kein Geld für den Arzt ausgeben wollte.
Liebe Grüße
Kirsten