Beiträge von HopeCavendish


    Diese Autoren sind einfach die Augenzeugen ihrer Zeit.

    Genau das habe ich auch schon Freunden zu erklären versucht, die Austens Werke langweilig fanden - dass es eben letztendlich zeitgenössische Werke sind und keine historischen Romane.


    Romane, die in jener Zeit spielen, aber in heutiger Zeit geschrieben wurden, sind üblicherweise schon ein wenig unseren heutigen Lesegewohnheiten sowie heutigen gesellschaftlichen Konventionen angepasst. Weibliche Protagonisten in diesen Romanen sind häufig emanzipierter, die Handlung ist nicht selten temporeich, die Sprache möglicherweise auch moderner. Das ist natürlich auch legitim, weil es dem heutigen Geschmack angepasst und sicherlich zielgruppenorientiert ist.


    Nur wäre es einfach unfair, Austens Werke mit diesen Romanen zu vergleichen. Wenn möglich, sollte man ein Werk doch immer auch im Kontext seiner (Entstehungs-)Zeit bewerten. Und in jener Zeit galt Austens Stil als durchaus neuartig und ihre Heldinnen als sehr emanzipiert. :)

    Luhrmans opulentes Set-Design war eindrucksvoll, aber letztendlich gefiel mir Jack Claytons Verfilmung aus den 70ern besser.
    Allein schon, weil dem Zuschauer damals noch zugetraut wurde die Handlung zu verstehen, auch ohne dass die Figur des Nick Carraway ständig die Gefühle aller anderen Protagonisten aus dem Off erklärte ... :)

    Jenes Zitat von Austen über ihre Heldin habe ich auch einmal gelesen. Doch mir gefiel Emma, gerade weil sie alles andere als perfekt war. Dadurch, dass sie zunächst so von sich und ihrer vermeintlichen Menschenkenntnis überzeugt war, bekam sie im Laufe des Romans die Chance, sich als Charakter noch zu entwickeln.


    Natürlich mag es manchem aus heutiger Sicht auch ein wenig langatmig und weitschweifig erscheinen, dass der der Zeitvertreib der Protagonisten im Buch hauptsächlich darin bestand, sich auf Gesellschaften darüber zu unterhalten, was es bei den Nachbarn für Neuigkeiten gab, sowie darüber zu spekulieren, warum sie sich möglicherweise so verhalten, wie sie es taten.
    Doch muss man hierbei vielleicht berücksichtigen, dass damals das Gebot der Schicklichkeit einer jungen Dame aus gutem Hause auch nicht so viele Alternativen der Freizeitbeschäftigung bot. :)


    Insofern gibt "Emma" vermutlich recht anschaulich das Kolorit der Regency-Zeit wieder.