Beiträge von TochterAlice


    Ich kann kein Schwedisch, aber für mich sah es aus wie z.B.: Britain's got Talent. Mir war auch nicht bewusst, dass er gewonnen hat. Interessant fand ich, dass einer der Juroren geweint hat.


    Wie Jodeln ist das überhaupt nicht.


    Das mit dem Sieg habe ich woanders her: bei den YouTube-Sachen gab es einen Film wo drüber Stand 2014Winner. Überprüft habe ich das allerdings nicht. Das mit dem Weinen ist mir auch aufgefallen... ich habe halt vermutet, dass es so eine Sendung in dem Stil ist....

    Zunächst fällt auf, dass der Umgang in der Familie von Vernachlässigung, Verständnislosigkeit und Gewalt geprägt ist. (Das gab es auch bei Adichie). Der Vater will zwar viele Kinder haben, aus denen achtbare Menschen werden sollen, (Statussymbol?), aber er ist nicht anwesend, um sie zu erziehen, und wenn er da ist und es Probleme gibt, wird kaum geredet und erklärt, sondern hauptsächlich geprügelt. Die Mutter ist ein eher simples Gemüt und die Kinder gehorchen ihr nicht, auch Bildung scheint nicht sehr hoch geschätzt zu werden, von der Schule werden nur Äußerlichkeiten erzählt. Das kann nicht gut gehen.
    Aber dass die Gewalt in der Familie derart eskaliert, fand ich schon schockierend.


    Den Eindruck der Vernachlässung und Verständnislosigkeit hatte ich irgendwie nicht - aus meiner Sicht ist es so, dass die Familie gewissen Gegebenheiten unterworfen ist und sich davon nicht losmachen kann wie bspw. die Arbeitssituation, die den Vater in eine andere Stadt zwingt, wenn er sich beruflich verbessern/ entwickeln will.
    Ich habe das Gefühl, die Jungs gehorchen ihrer Mutter nicht, weil sie eine Frau ist und daher nicht so viel zu sagen hat - eine Frage der Wertvorstellungen. Ich glaube, mit der Gewalt wird dort anders umgegangen als hier und in der Tat ist das schockierend aus unserer Sicht. Familie als Hort der Geborgenheit - das scheint dort - oder zumindest in dieser Familie - kene Bedeutung zu haben.

    Mir hat das Buch wirklich gut gefallen, aber ich fand es schon ziemlich fremd - als ob ich gerade selber in einem fremden Land zu Gast bin und deswegen fand ich es teilweise sehr verwirrend und konnte dem Geschehen nur schwer folgen. Auch die Sprünge zurück in die Vergangenheit haben es teilweise für mich erschwert.


    Einige Dinge - wie zum Beispiel der regelmäßige Kirchgang, der Umstand, dass der Vater die Familie verlässt, um woanders zu arbeiten, werden mit einer gewissen Selbstverständlichkeit dargestellt, die mich zunächst irritiert hat. Dann kam ich aber darauf, dass das hauptsächlich mit mir selber zu tun hat: auch in deutschen/ europäischen/ westlichen Romanen (wie auch immer man das eingrenzen will) ist dies häufig der Fall und der Autor erwartet, dass der Leser als Repräsentant desselben Kulturkreises das einfach so versteht. Und der Autor hat halt über eine Welt geschrieben, die die seinige ist.


    Ich habe große Achtung vor dem Übersetzer, muss ich sagen, der dieses Selbstverständliche einfach so aufgreifen und ins Deutsche transportieren konnte!


    Ich fand die Familie und die Dynamik darin großartig gezeichnet und stimme Euch selbstverständlich zu, dass dort vieles ganz anders läuft als bei uns und deshalb schwer nachzuvollziehen ist. Das hat aus meiner Sicht auch so einiges mit den Wertvorstellungen zu tun: Ikenna als der Älteste nimmt eine ganz besondere Position ein, das war hier vielleicht früher mal der Fall, ist es aber längst nicht mehr, bzw. sollte es nicht sein. Ich hatte fast den Eindruck, dass ihm gewisse Aufgaben/Kompetenzen bezüglich der Erziehung seiner Brüder auferlegt werden, so als müsste er ganz, ganz schnell erwachsen werden und hätte keine Zeit mit Kindereien zu verplempern.


    Stimmt klingt wirklich ein bissl die Jodeln. Ich finde es interessant weil diese Musikform vor allem auch um eine andere Art von Verstehen geht. Die normale Textebene fällt dabei meist ja weg.


    Das finde ich irgendwie gar nicht - es ist schon eher ein "richtiger" Gesang, wärmer und nicht ganz so kehlig (wobei ich das erwartet hätte, muss ich zugeben). Danke Dir für die ganzen Links - ich kann jetzt ein bisschen Schwedisch :zwinker: Ich fand es ja total witzig, dass ein Joiker letztes Jahr den Schwedischen Superstar-Wettbewerb (sowas war das doch, oder?) gewonnen hat!


    Zu Klement:
    Was für ein Macho. :rollen: Ich finde aber auch das seine Vergangenheit eindeutig interessant ist. Ich hoffe das man vielleicht noch mehr erfährt. Damit man das, was aus ihm geworden ist, besser nachvollziehen kann.


    Ja, das stimmt, wahrscheinlich ist es sehr wichtig, seinen Hintergrund zu kennen. Auch wenn ich sein Verhalten gegenüber Nina nicht so toll finde, ist er mir aber nicht richtig unsympathisch. Was ich als bemerkenswert empfinde: er und Nina werden offenbar als Polizisten 2. Grades angesehen, als sogenannt Rentierpolizei.



    Zu Nina:
    Sie ist mir auch sympathischer als Klement. Er ist halt so ein typischer Macho. Es tut mir leid für sie, da sie ausgerechnet mit ihm zusammenarbeiten muss. Das ist sicher schwer erträglich auf dauer. Da muss man schon ein dickes Fell haben um das auszuhalten. Andererseits finde ich das sie eigentlich mal durchgreifen müsste um ihm klar zu machen, das er so nicht mir ihr reden kann. Vermutlich hat sie wenig Rückhalt. In dem Roman .Einsam und kalt ist der Tod von Lars Pettersson wird es so dargestellt. Ich habe den Eindruck das es hier ähnlich sein könnte.
    Allerdings wird sie als Frau auch untere ihren Kollegen irgendwie nicht für voll genommen. Da man auch hier zu lange immer wieder hört, das Frauen es bei der Polizei nach wie vor schwer haben, fand ich diese Diskriminierung nicht all zu überraschend.


    Ich glaube, dass das in Lappland bestimmt besonders extrem ist bei den Wetterverhältnissen. Da sind bestimmt nur wenige weibliche Polizistinnen unterwegs und die Männer behaupten so eine Art Monopol



    Rolf Brattsen:
    Er scheint ja auch eher national eingestellt. Stellt sich die Frage, ob er selbst all zu viel in die Ermittlungen investieren wird. Überhaupt hat man ja das Gefühl das die Polizei vor Ort, am liebsten gar keine Zeit "verschwenden" würde. Mich würde interessieren ob in Norwegen viele Menschen in diese Richtung denken, wenn es um das Volk der Sami geht. Zumindest mal im obigen Krimi von Lars Pettersson (selbst Norweger) hatte ich schon das Gefühl von unterschwelligem Alltagsrassismus in der Handlung. Aber das muss ja nicht zwingend die Meinung der Menschen dort wieder spiegeln.


    Der kommt sich glaube ich ziemlich toll vor - noch weiß ich nicht, was ich von ihm halten soll.

    Also, ich bin wirklich gut in das Buch reingekommen und habe überhaupt kein Problem mit dem Stil - im Gegenteil, er gefällt mir richtig gut! Ich habe auch nicht das Gefühl, (noch) zu wenig über die Protagonisten zu erfahren!


    Bei der Handlung ist mir allerdingds schon so einiges unklar: Das ist bspw. beim Prolog der Fall, diesen dramatischen Glaubenskonflikt im späten 17. Jahrhundert kann ich überhaupt noch nicht einordnen. Ziemlich spät, oder? In Mitteleuropa gab es Ende des 17. Jahrhunderts doch eher keine "Hexenverbrennungen" mehr (glaube ich). Aber es wirft einen Blick auf die Bedeutung der alten Werte und Traditionen. Nichtsdestotrotz empfand ich diesen Abschnitt aber als sehr kraftvoll und den Joik des Sterbenden als Botschaft an die (Über)Lebenden, in diesem Fall an einen Bestimmten, der offenbar den alten Glauben weitertragen soll.


    Und was hat es mit den roten Lappen (wird z.B. auf S. 35 erwähnt) auf sich?


    Witzig finde ich, dass mit Helmut ein Deutscher ins Spiel kommt, der sich für die regionale Kultur einsetzt. Offenbar wird er von den Einheimischen als ziemlich verschroben angesehen, was ich gut nachvollziehen kann.


    Mir hat auch die Schilderung der ersten Sonnenstrahlen nach monatelanger Dunkelheit auf S. 52ff. unheimlich gut gefallen!


    Bei Klemet bin ich noch zwiegespalten: ich finde die sexuelle Begierde der beiden alten Säcke (er und Matthis), die der jungen Frau (Nina) so direkt auf den Busen starren, ziemlich eklig. Nina ist ganz nett und engagiert, aber wirkt manchmal ein bisschen oberflächlich, finde ich!

    Ich finde Svanvithes Idee gut, aber für mich geht das auch - wie bei einigen anderen - gerade in diesem Roman alles zu sehr ineinander über.


    Bspw. spielt die Symbolik eine sehr große Rolle (finde ich), aber das betrifft sowohl Sprache als auch Empfindungen und Motive, sogar die Figuren.


    Wobei, ich stelle es mir auch schwierig vor, ganz ohne vorgegebene Struktur zu diskutieren - für mich wären so etwas wie übergeordnete Fragen hilfreich, glaube ich. Ich habe mal überlegt, ob ich Beispiele finde - das würde so in diese Richtung gehen:


    - Gibt es aus Eurer Sicht grundlegende Elemente bzw. Unterschiede, die diesen Roman zu einem ganz besonderen werden lassen?
    - Was für ein Rolle spielt das Setting, also Afrika bzw. Nigeria?
    - Gibt es Romane, die ihr mit "Der dunkle Fluss" vergleichen würdet? Warum?


    und bestimmte besonders diskussionswürdige Aspekte wie:
    Rolle der Familie
    Wertvorstellungen
    Gesellschaft und sozialer Status


    Natürlich ist das alles sehr subjektiv! Vielleicht fluppt es ja auch so! Ich passe mich gerne allen Gegebenheiten an und bin schon sehr gespannt auf morgen.

    So, wie läuft das jetzt mit dem Verlinken der Rezensionen - ich hoffe, ich Technikniete kriege das hin. Das Buch fand ich auf jeden Fall ganz hinreißend und danke von Herzen fürs Lesen- und Rezensierendürfen!


    Meine Links


    https://literaturschock.de/lit…x.php?thread/36709.0.html


    http://www.amazon.de/review/RB…tail-glance&nodeID=299956


    http://www.lovelybooks.de/auto…4-w/rezension/1145465699/


    http://www.literaturschock.de/…irekter-zugang-zum-strand

    Ich bin auch bereits fertig mit dem wunderbaren Buch. Hier meine Rezension:


    Mehr Meer
    genießen wollen zahllose Franzosen und so drängt es sie Jahr für Jahr im August – dem traditionellen Urlaubsmonat aller Südeuropäer an die Küsten des eigenen Landes. Jean-Philippe Blondel hat in „Direkter Zugang zum Meer“, einem Frühwerk aus dem Jahre 2003, das erst jetzt ins Deutsche übersetzt wurde, Momentaufnahmen von Feriengästen aus vier Jahrzehnten – in Zehn-Jahres-Schritten von 1972 bis 2002 – zusammengestellt, kleine Portraits, in denen sie jeweils selbst zu Wort kommen. Es sind sehr unterschiedliche Gestalten, denen wir hier begegnen, sowohl Kinder als auch Erwachsene – und beinahe jeder von ihnen findet sich als Querverbindung in einem anderen Portrait, alle sind quasi miteinander verquickt.


    Wach sollte der Leser sein und aufmerksam, damit ihm keiner dieser Hinweise entgeht, denn sie alle zusammen ergeben diesen entzückenden Roman, in dem sich schicksalhafte Fügungen wie Perlen aneinander reihen. Das Leben an sich ist es, das uns hier begegnet, unglaublich elegant vermittelt in den kurzen Blitzaufnahmen, die mal wie Sonnenstrahlen, dann wieder wie Regentropfen auf uns einwirken. Eine absolut runde Sache, dieser „kleine“ – keine 150 Seiten lange Roman, in dem doch so vieles (aus)gesagt wird. Erst auf den zweiten Blick erkennt man grandiose Situationen wie offene Worte, die schon lange fällig waren oder große Gesten wie Unterstützung von unerwarteter Seite.


    Und erst die Sprache: Blondel begegnet uns hier als sehr französischer Autor im besten Sinne indem er sehr charmant und leichtfüßig, doch niemals oberflächlich über Höhen und Tiefen des menschlichen Daseins schreibt. Helles und Dunkles, Schicksalsschläge und überraschende und prägende Fügungen folgen aufeinander bzw. gehen miteinander einher – wie dies auch im wahren Leben der Fall ist.


    Ein wunderbares Buch, stellenweise spannend wie ein Krimi – ja, auch Totschlag und andere Verbrechen kommen darin vor – dann wieder nachdenklich. Für mich auf jeden Fall ein unvergessliches Werk, das Lust auf weitere Romane des Autors macht!


    5ratten