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Das Buch:
Ein mittelmäßiger Zauberlehrling, ein heldenhafter Thronerbe und eine engelsgleiche Prinzessin ziehen los, um die Welt aus den Klauen des Winterkönigs Nimir zu retten. Die schlechte Nachricht: An dieser Aufgabe sind vor ihnen bereits 6043 wesentlich begabtere Magier und Abenteurer gescheitert. Die gute Nachricht: Die Drei haben eine Katze, einen Kanarienvogel und ein legendäres Schlachtross dabei.
Meine Meinung:
Ich verhehle nicht, dass ich voreingenommen bin. Was mittelmäßige Magier auf scheinbar aussichtsloser Mission betrifft, hat Peter S.Beagle mit "Das letzte Einhorn" meine persönliche Messlatte so weit nach oben katapultiert, dass es ebenfalls eine scheinbar aussichtslose Mission ist, mich in dieser Hinsicht zufrieden zu stellen.
Nun hat Susan Dexter es leider geschafft, meine Erwartungen so konsequent zu unterbieten, dass wir uns hier gefährlich dem unteren Ende der Messlatte nähern. Die Grundidee ist vielversprechend: Drei unterschiedliche Charaktere, die sich vermutlich vermutlich sonst nie begegnet wären, werden durch einen schicksalhaften Auftrag zusammengeführt. Es gilt, die Welt vor dem Bösen zu bewahren, hier in Form des Winterkönigs Nimir, der ewigen Winter über die Erde bringen will. Für das humorvolle Element ist durch die tierischen Begleiter auch gesorgt: Kater Thomas, Kanarienvogel Troubadour und Valadan, das legendäre Schlachtross der Könige von Esdragon (nicht Estragon, wie es im Klappentext fälschlicherweise heißt. Ha ha.). Scheinbar sind alle Voraussetzungen geschaffen für einen märchenhaften Fantasyroman - könnte man meinen.
Leider ist es der Autorin nicht gelungen, ihre Figuren über den vielversprechenden Klappentext hinaus zum Leben zu erwecken. Tristan tapst von Anfang bis Ende unbeholfen im eigenen Selbstmitleid umher und macht keine nennenswerte Entwicklung durch; Lord Polassar gilt als rechtmäßiger Thronerbe und ist ein unsympathischer, egozentrischer Hauklotz und die holde Prinzessin Allaire scheint im Labor entstanden zu sein, so überirdisch perfekt und schön ist sie auf den ersten Blick.
Mir ist es nicht gelungen, für eine dieser schablonenhaften Gestalten Interesse aufzubringen, und so schleppt sich die Handlung mühselig und zäh voran. Einzig die tierischen Begleiter konnten meine Sympathie erringen, aber das war es auch schon.
Leider hält der Klappentext auch in Bezug auf Humor nicht, was er verspricht. Das Ganze ist einfach viel zu glatt und harmlos, eine Art 50er-Jahre-Komödie im Fantasybereich. Man sitzt davor und denkt "Aha, das war als Witz gemeint." Für die meisten dieser bemühten Scherze müssen ohnehin die Tiere herhalten.
Nach der einschläfernden ersten Hälfte des Buches naht plötzlich Hoffnung in der Ödnis: Das farblose Trio wird ergänzt durch die junge Elisena, Dienerin und uneheliche Tochter von Lord Galan. Hier betrat endlich mal eine interessante Person die Bühne - nicht, dass die beiden ignoranten männlichen Hauptcharaktere dies bemerken, da sie ständig Hahnenkämpfe um Prinzessin Barbie - Verzeihung, Allaire natürlich - vollführen. So viel zum Thema "Welt retten" - die armen Menschen in Esdragon sollten wohl in Angorawäsche und Daunenjacken investieren.
Auf den letzten paar Seiten dämmert es dann auch Tristan endlich (na ja, als Zauberer scheint er ja auch keine besonders schnelle Auffassungsgabe zu besitzen), dass er an der loyalen und fähigen Elisea MÖGLICHERWEISE mehr haben könnte als an dem verzogenen Püppchen Allaire, die keinen Finger krumm macht, um ihren Teil zum Gelingen des Abenteuers beizutragen. Und dann.... Dann baut die Autorin leider einen Dreh ein, der mir das Buch vollends verleidete.
Wer will schon drei Bände über einen miesen Zauberlehrling und eine entlaufene Magd lesen? Nein, natürlich ist Tristan der echte Thronerbe und Elisena in Wirklichkeit die verwunschene Prinzessin Allaire. Hurra! Glitzerndes Konfetti! Rosa Zuckerwatte für alle!!
Die beiden weiteren Abenteuer, "Das Schwert von Callandra" und "Die Berge von Channadran" müssen unsere Helden leider ohne mich in Angriff nehmen. Wenn mir wieder mal danach sein sollte, einen wirklich guten Fantasyroman über einen drittklassigen Zauberer zu lesen, werde ich mir lieber zum hundertsten Mal "Das letzte Einhorn" aus dem Regal holen.
Ich vergebe 2ratten, tapfer verdient von Elisena und den Tieren in einem aussichtslosen Kampf gegen die große Langeweile.