Beiträge von Kleiner Fuchs

    Seit März 2019 ist nun auch der dritte Teil auf deutsch erhältlich. Ich bin schon sehr gespannt und werde hier bestimmt eine Rezi dazu schreiben!


    Die ersten 11 Seiten, die man sich als Leseprobe bei splitter ansehen kann, ziehen mich jedenfalls sofort wieder in das Jim-Universum. Wieder sehr ausdrucksstarke Bilder (von Jim selbst gezeichnet) und ein ergreifender Einstieg, bei dem ich mich gleich gefragt habe: Ist das ein Traum oder Realität? Sicher werden wir das erst am Ende des Bandes erfahren.


    Laut Inhaltsangabe steht Raphael mittlerweile kurz vor seinem Fünfzigsten, und scheinbar soll sich die Geschichte wiederholen, denn wieder gibt es eine Einladung, den Geburtstag gemeinsam mit Marie in Rom zu verbringen - nur, dass sie diesmal von Raphael ausgeht ...

    Jim - Helena (Band 2)


    Nachdem ich Band 1 schon im Juni 2015 besprochen hatte, wird es höchste Zeit für Band 2, der schon seit 2016 in Deutschland erhältlich ist (Splitter-Verlag).


    Inhalt (spoilerfrei):


    Was bisher geschah (siehe auch oben meine Rezi zu Band 1): Simon hat am Tag seiner geplanten Hochzeit seine große Jugendliebe wiedergetroffen: Die schöne Helena, die sich aber noch nie für ihn interessiert hat. Neu entflammt lässt Simon seine Hochzeit platzen und überredet Helena, ihn jeden Donnerstag in seiner Wohnung zu besuchen, um zu plaudern und sich vielleicht doch noch näher zu kommen.


    Helena macht mit, weil Simon ihr dafür 1.000 Euro im Monat zahlt, zeigt ihm aber deutlich, dass sie noch immer nichts mit Softies wie ihm anfangen kann. Außerdem hat sie eine Beziehung mit einem verheirateten Mann. Simon findet körperlichen Trost bei Helenas bester Freundin Eloise …


    In Band 2 geht es zunächst so weiter: Simon ist immer noch heillos in Helena verliebt und versucht vergeblich, in ihr das gleiche Gefühl zu wecken. Gleichzeitig trifft er sich zu Schläferstündchen mit Eloise, die ebenfalls Liebeskummer hat.


    Doch eines Donnerstages kündigt Helena überraschend an, dass dies das unwiderruflich letzte Treffen mit Simon sein wird. Als Simon bei Eloise den Grund herausfinden will, macht er eine Entdeckung, die ihn fast zerreißt – und ihn zu einer langen Autoreise bewegt …


    Meine Meinung:


    Die Qualität der Grafiken von Lounis Chabane ist unverändert hervorragend. Figuren und Hintergründe sind schön und realistisch gezeichnet – man kommt sofort wieder zurück in die Sommer- und Strandatmosphäre von Nizza. Und wer allein die äußere Erscheinung von Helena betrachtet, der kann Simon schon verstehen.


    Inhaltlich ist Autor Thierry Terrasson (Künstername „Jim“) eine gelungene und spannende Fortsetzung der faszinierenden Story eines unglücklich verliebten Endzwanzigers/Frühdreißigers gelungen, der nichts unversucht lässt, seine große Liebe aus Jugendtagen doch noch von sich zu überzeugen und dabei mitunter Anstrengungen unternimmt, die sich nur mit dem berühmten Sprichwort „Liebe macht blind“ erklären lassen.


    Ob sich sein Wunsch am Schluss erfüllt, möchte ich hier nicht verraten. Aber so viel sei doch gesagt: Manchmal ergibt sich die ersehnte Nähe zu einem anderen Menschen auf eine Art, die man unmöglich vorhersehen kann …


    Mich hat dieser 2. Band jedenfalls gleichzeitig beglückt und nachdenklich zurückgelassen.

    @ Ingroscha: Danke für dein Feedback. Ja, mir haben die beiden Bände wirklich außerordentlich gut gefallen. Genauso wie auch "Helena (1)" und "Süße Versuchung", zu denen ich hier ebenfalls Rezis geschrieben habe. Wenn du magst, kannst du die ja auch mal lesen. :winken:

    Nachtschicht von 1978 ist für mich nach wie vor die beste Kurzgeschichtensammlung, die je von King erschienen ist! Denn während andere Sammlungen stets (nach meinem Geschmack) auch ein paar „Durchhänger“ hatten, in denen King mal einen Gang zurück schaltete oder in andere Regionen abdriftete, sind die Stories in Nachtschicht durchweg exzellent.


    Wie oben schon gesagt wurde, stammen sie allesamt aus den 70er Jahren. Die meisten erschienen vorab in Magazinen und stammen noch aus der Zeit vor Kings Durchbruch, als es ihm finanziell dreckig ging und er noch richtig hungrig auf Erfolg war. Daher langte er bei diesen Stories teilweise kräftig hin und nahm kein gezügeltes Blatt vor den Mund.


    Außerdem war er damals noch unter 30 und dementsprechend frisch und unverbraucht. In einigen der Geschichten verarbeitete er seine Erfahrungen als College-Student oder in seinem Job als Lehrer. Daher spielen einige im Studentenmilieu, z.B. Erdbeerfrühling um eine unheimliche Mordserie an einem College oder Ich weiß, was du brauchst. In einer anderen (Manchmal kommen sie wieder) ist die Hauptfigur ein Lehrer, der es mit brutalen Schülern zu tun bekommt.


    Ich möchte jetzt nicht alle Geschichten beschreiben, aber einige außer den bereits genannten kurz anreißen, die für meinen Geschmack bis heute nichts von ihrer Wirkung eingebüßt haben (darum halte ich es für völlig absurd, ein Buch nicht mehr lesen zu wollen, nur weil es ein paar Jahrzehnte alt ist - schließlich liest man ja heute auch noch Poe, oder etwa nicht?):
    - Spätschicht: Die Reinigung eines Untergeschosses ist gefährlich, wenn sich dort Ratten angesiedelt haben.
    - Das Schreckgespenst: Besser nachts keine Schranktüren unverschlossen lassen.
    - Schlachtfeld: Eine Truppe von winzigen Spielzeugsoldaten ist, wenn sie zum Leben erwacht, ausgesprochen kampfkräftig!
    - Lastwagen: Lkw, die sich gegen die Menschen auflehnen, sind kaum zu besiegen.
    - Der Mauervorsprung: Ein Mann wird gezwungen, in schwindelnder Höhe einmal um einen Wolkenkratzer herumzuwandern – auf einem schmalen Mauervorsprung.
    - Quitters Inc.: Diese Firma verspricht jedem Hilfe, der sich das Rauchen abgewöhnen will – nur hat sie sehr eigenwillige Methoden …
    - Kinder des Mais: Ein Pärchen gerät irgendwo im amerikanischen Hinterland, zwischen riesigen Maisfeldern, in eine Ortschaft, in der es keine Erwachsenen mehr gibt …
    - Der Mann, der Blumen liebte: Vorsicht vor jungen, netten Männern, die mit einem Lächeln durch die Straßen spazieren ...


    Fazit: King war in den 70ern noch richtig rauh und gut!!!

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    Originaltitel: Une Petite Tentation
    Jahr: 2013
    Graphic Novel, 160 Seiten
    Verlag: Splitter


    Ich bin gerade im „Jim“-Fieber und lese die Graphic Novels dieses Autors, der mit bürgerlichem Namen Thierry Terrasson heißt. Siehe auch schon meine Rezis zu „Eine Nacht in Rom“ und „Helena“. Jetzt habe ich mir „Süße Versuchung“ vorgenommen.


    Kurze Inhaltsangabe ohne Spoiler:


    Die Freundinnen Callista und Anna wohnen in Paris und sind etwa 17. Beide sind attraktiv, aber sonst recht verschieden: Die eher zurückhaltende Callista geht noch zur Schule und jobbt nebenbei als Babysitterin bei dem wohlhabenden Ehepaar Jean und Ines. Die extrovertierte Anna hingegen lebt bereits mit einem Freund zusammen, den sie aber regelmäßig betrügt. Denn sie meint, dass es für sie Zeitverschwendung ist, in Beziehungen mit Gleichaltrigen zu leben, die noch unerfahren sind und wenig Geld verdienen. Es wäre doch viel besser, diesen Lebensabschnitt zu überspringen und sich sofort einen älteren, erfolgreichen Mann mit viel Geld zu angeln, der ihr den Luxus bieten kann, von dem sie träumt.
    Als Anna eines Abends die große, schön eingerichtete Wohnung von Jean und Ines sieht, überzeugt sie auch Callista von dieser Idee, und gemeinsam wetten die beiden, wer von ihnen zuerst Jean verführen und dazu bewegen wird, sich von Ines zu trennen …


    Meine Meinung:


    Zur Optik:
    Szenario und Text stammen von „Jim“, die Zeichnungen von „Grelin“ (wer sich hinter diesem Namen verbirgt, habe ich leider nicht herausfinden können). Die Figuren sehen bei ihm ein wenig „comichafter“ aus als bei Jim in „Eine Nacht in Rom“ und bei Lounis Chabane in „Helena“, sind aber trotzdem noch sehr realistisch gehalten. Schön sind auch die ab und zu auftauchenden Stadtansichten von Paris. Es ist wieder alles sehr filmisch gestaltet.


    Zur Geschichte:
    Während „Eine Nacht in Rom“ und „Helena“ aus der Perspektive eines Mannes erzählt sind, erleben wir „Süße Versuchung“ aus der Sicht der beiden Mädchen. Erzählerin ist Callista, die sich von ihrer Freundin in dieses Abenteuer hat treiben lassen, das mit Schmerzen für fast alle Beteiligten endet.


    Der Titel ist doppeldeutig: Während die Eroberung eines wohlhabenden älteren Mannes für die Mädchen eine süße Versuchung ist, so sind die Mädchen gleichzeitig auch eine süße Versuchung für den 40-jährigen Jean.


    Wenn ich mir das Werk von „Jim“, das ich bisher kenne, ansehe und zusammenfasse (und davon ausgehe, dass viel Autobiografisches darin steckt), erkenne ich bei dem Autor eine Mischung aus Faszination und etwas Verletztsein, was das weibliche Geschlecht angeht. Denn zumindest Anna ist wieder eine Figur, die ich als Femme Fatale bezeichen würde, denn sie ist attraktiv, listig und skrupellos zugleich. Auch gegenüber Callista, die etwas verunsichert ist, ob sie das Richtige tut oder ob es für sie nicht besser wäre, mit dem Jungen aus der Schule, der ihr Avancen macht, eine Beziehung einzugehen. Ihre innere Schüchternheit und ihre Bemühungen, sie gegenüber Jean zu überwinden - und auch ihre teils sehr ungeschickten Versuche, ihn zu verführen, sorgen auch für eine Portion Humor.


    Vielleicht träumt ja jedes Teenager-Mädchen einmal davon, einem älteren Mann die Frau auszuspannen? Ich weiß es nicht. Die Geschichte lebt jedenfalls von der Spannung, ob Jean – der auf den zweiten Blick gar nicht so stark ist wie er zunächst scheint – bereit ist, sich auf ein Abenteuer mit einem (oder gar beiden?) Mädchen einzulassen. Und falls ja, was dann daraus entstehen wird …


    Diese Geschichte zu analysieren, ohne zuviel von der Handlung zu verraten, ist eigentlich unmöglich und darum reiße ich mich hier mal zusammen.


    Ich möchte nur abschließend sagen, dass ich mich (wie bei „Jim“ bisher immer) glänzend unterhalten gefühlt habe. Die Graphic Novel war spannend, prickelnd, am Schluss auch etwas melancholisch und vermittelte viel Lebensgefühl zweier verschiedener Generationen. :smile:


    EDIT: Amazonlink ergänzt. LG, Saltanah

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    Nachdem ich von „Eine Nacht in Rom“ so begeistert war (siehe meine dortige Rezension), konnte ich kaum die nächste Graphic Novel des französischen Autors Thierry Terrasson alias „Jim“ abwarten. Jetzt ist sie endlich da! Ich habe sie auf Englisch gelesen, aber im Juli 2015 erscheint sie auf Deutsch im Splitter-Verlag.


    Inhalt (ohne Spoiler, hoffe ich)
    Simon ist auf dem besten Weg, ein glücklicher Mann zu werden. Denn er lebt in einem schönen Ort an der französischen Mittelmeerküste, er hat einen guten (wenn auch etwas langweiligen) Job, und er hat eine nette Freundin, die von ihm schwanger ist und die er heiraten will.


    Aber just an seinem Hochzeitstag, kurz vor der Trauung, trifft er auf der Straße Helena wieder, eine atemberaubende, blonde Schönheit, in die er schon in der Schule verliebt war, und die er gerne als Freundin gehabt hätte. Doch Helena hat ihn damals immer wieder abblitzen lassen. Denn Simon war schon immer ein etwas introvertierter, schüchterner Typ, und die hübsche Helena stand nun mal leider nur auf „richtige“ Männer.


    Jetzt steht sie an seinem Hochzeitstag nun vor ihm, mit einer kleinen Tochter im Kinderwagen, von deren Vater sie sich getrennt hat. Auch ansonsten scheint es ihr nicht besonders gut zu gehen. Mehr erfährt Simon in dem kurzen Gespräch nicht, doch es reicht, ihn aus der Bahn zu werfen. Und er tut das Unfassbare: Er gibt seiner Freundin nicht das Jawort und die Hochzeit ist geplatzt.


    Wenig später stirbt sein Vater und Simon erbt nicht nur eine gute halbe Million Euro, sondern auch ein schönes Strandappartement, in das er allein einzieht. Als er durch Zufall herausfindet, dass Helena ganz in der Nähe in einem Supermarkt arbeitet, macht er einen Annäherungsversuch, der jedoch scheitert. Dann tut er wieder etwas Unfassbares: Er bietet ihr Geld dafür an, dass sie sich jeden Donnerstag drei Stunden mit ihm in seinem Appartement trifft. Ohne Sex, nur zum Reden und Sich-Kennenlernen.


    Helena ist einverstanden, und es beginnt eine sehr merkwürdige Beziehung, bei der Simons Leidensfähigkeit arg auf die Probe gestellt wird …


    Meine Meinung


    Zur Optik:
    Während bei „Eine Nacht in Rom“ Text und Zeichnungen von Jim stammten, ist in „Helena“ nur der Text von ihm, die Bilder wurden von Lounis Chabane gezeichnet. Doch Unterschiede ergeben sich dadurch kaum. Der Stil ist sehr ähnlich, die Figuren haben ein ähnliches Aussehen. Mir gefällt diese Zeichenart ausgesprochen gut.


    Zur Geschichte:
    Ein Mann, dem urplötzlich Zweifel kommen, ob er sein Leben richtig führt, vor allem, ob er sich für die richtige Frau entschieden hat – genau um dieses Thema ging es ja bereits in „Eine Nacht in Rom“. Dort hatte der Protagonist Raphael einfach seine Freundin sitzen lassen, um mit Marie, seiner alten Liebe aus Studententagen, den 40. Geburtstag zu verleben. Dass dies ein großer Fehler war, wird ihm leider erst zu spät bewusst.


    Simon in dieser neuen Geschichte geht es ganz ähnlich. Auch er wirft sein bisheriges Leben einfach weg – für die Erinnerung an ein Mädchen, dass er seit Kindheitstagen geliebt hat, die jedoch seine Gefühle niemals erwidert hat, ihn noch nicht einmal geküsst hat, sich über ihn lustig gemacht hat. Doch Simon kann die Anziehungskraft, die sie noch immer auf ihn ausübt, nicht abschütteln – obwohl sie bei ihren seltsamen regelmäßigen Treffen kein Blatt vor den Mund nimmt: Sie mag Männer mit Muskeln und Selbstvertrauen, die sich die Mädchen einfach nehmen. Mit jemandem wie Simon etwas anzufangen, kann sie sich nicht vorstellen.


    Trotzdem versucht Simon unbeirrt das scheinbar Unmögliche und demütigt sich dabei immer wieder von neuem. Er investiert und investiert und hofft inständig, etwas zurück zu bekommen. Ob es gelingt, werden wir erst im zweiten Band mit Sicherheit erfahren.


    Während „Jim“ in „Eine Nacht in Rom“ der Frage nachging, ob man sich nach Jahrzehnten der Trennung wieder neu ineinander verlieben kann, geht es diesmal um die Frage: Kann eine Liebe sich erfüllen, wenn sie absolut einseitig ist?


    Und wieder habe ich (als Mann) mit dem Protagonisten mitgelitten, habe seine Emotionen nachfühlen können – wenn auch diesmal nur mit Einschränkungen. Denn während ich von der Marie aus „Eine Nacht in Rom“ fasziniert war, weil sie bei aller geheimnisvollen Unnahbarkeit und Flatterhaftigkeit doch ein netter, sensibler Mensch zu sein schien, habe ich mich von der kühlen Blondine Helena ziemlich abgestoßen gefühlt. Denn sie erfüllt alle Klischees, die ich mit einer blonden Schönheit in Verbindung bringe: Sie ist oberflächlich, kalt, unsensibel, berechnend, verletzend – und sie steht auf Machos. All dies passt einfach nicht zu Simon. Diese schöne Femme Fatale ist schädlich für ihn, sie wird ihn ins Unglück stürzen. Es ist letztendlich richtig, von allzu schönen Frauen Abstand zu halten.


    Aber ich habe mich gefragt: Würde ich genauso reagieren, wenn mir eine wunderhübsche Frau über den Weg liefe, in die ich früher verknallt war, die mich aber abgewiesen hat? Würde ich für sie mein Leben über den Haufen werfen, weil ich mir Hoffnungen mache? Wäre ich so unvernünftig?


    Auf den ersten Blick würde ich sagen: Nein, niemals!
    Auf den zweiten Blick würde ich sagen: Autor „Jim“ hat da wieder einmal einen Nerv in uns Männern angestoßen, der uns unangenehm ist, den wir aber nicht verleugnen können: Wenn uns eine Frau wirklich fasziniert, können wir austicken und Dinge tun, die wir uns nicht hätten vorstellen können. Bis zur Selbsterniedrigung.


    Ich bin gespannt, wie die Geschichte im zweiten Band weitergehen wird! :daumen:
    :schmetterling:


    EDIT: Amazonlink ergänzt. LG, Saltanah


    Der ein oder andere hält sich dennoch (mir absolut unverständlich) bis heute ganz wacker in diesem Bereich. Martin Semmelrogge zum Beispiel. Diese Stimme ..... :ohnmacht: ..... einfach furchtbar. Zumindest für meinen Geschmack. Er ist wirklich einer der ganz, ganz wenigen männlichen Sprecher, die ich auf den Tod nicht ertragen kann.


    Als Darsteller von kleinen Gaunern und zwielichtigen Charakteren fand ich Semmelrogge eigentlich immer ganz okay. Ich glaube, in Schauspielerkreisen gilt er als Enfant terrible, weil er immer ein wenig unberechenbar ist. Eben jemand mit Ecken und Kanten.


    Aber was seine Stimme angeht, bin ich bei dir. Die passt zwar zu den Figuren, die er immer spielt. Aber zum Vorlesen ist sie weniger geeignet …


    Ich meinte aber zum Beispiel auch diese Reihe „Starke Stimmen“ der Zeitschrift Brigitte mit unter anderem Dietmar Bär, Peter Lohmeyer oder Christian Berkel. Auch Andrea Sawatzki würde ich dazu zählen. Das mögen zwar alles interessante Gesichter und gute Schauspieler sein. Aber ihre Stimmen klingen nach nichts, finde ich. Und sie haben teilweise auch kein besonderes Talent zum Vorlesen. Da wird nur versucht, mit dem bekannten Gesicht auf dem Cover ein Geschäft zu machen.


    Ansonsten stelle ich immer wieder aufs Neue fest, dass mir Männerstimmen sehr viel besser gefallen und angenehmer in meinen Ohren klingen, als dies bei weiblichen Stimmen der Fall ist.


    Das geht mir interessanterweise genauso, obwohl ich ja männlichen Geschlechts bin. :smile:
    Ich finde, männliche Stimmen haben eine größere "Bandbreite" und sind besser voneinander zu unterscheiden. Trotzdem: Manche Stoffe eignen sich einfach viel besser, von Frauen vorgelesen zu werden.


    Es gab ja vor Jahren mal den Trend, dass Schauspieler nur wegen ihres Bekanntheitsgrads als Vorleser eingesetzt wurden, obwohl sie gar keine besondere Stimme haben. Dieser Trend scheint aber zum Glück weder vorbei zu sein.

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    Nur für starke Nerven – Vol. 1
    Friedrich Schoenfelder liest 19 ausgewählte Gruselgeschichten
    Label: PIDAX (erschienen 2013)
    1 mp3-CD (276 Min.)
    Copyright: SFB 1973 – 1980


    Das berühmte Streicher-Staccato aus Hitchcocks Film "Psycho" erklingt - dann verkündet eine unheilvolle Ansagerstimme: "Nur für starke Nerven! Friedrich Schoenfelder liest eine Geschichte zur Guten Nacht ... "


    „Nur für starke Nerven“: So hieß eine beliebte Hörfunkreihe des (West-) Berliner Senders SFB, die ab 1973 produziert wurde und jede Samstag Nacht von 23.45 bis 0.00 Uhr ausgestrahlt wurde.


    Der Schauspieler Friedrich Schoenfelder (vielen wahrscheinlich bekannt als häufige Synchronstimme von David Niven oder aus der alten TV-Serie „Im Reich der wilden Tiere“) las darin jeweils eine Kurzgeschichte aus dem Bereich Grusel, Science Fiction oder Krimi vor. Oft hatten sie eine makabere Schlusspointe.


    Schoenfelder sammelte solche Geschichten und hatte selbst die Idee zu dieser Sendereihe gehabt, die später in „Die Mitternachtsstory“ umbenannt wurde und bis 1990 lief.


    Das Label „PIDAX“ hat jetzt eine Auswahl dieser Geschichten auf einer mp3-CD veröffentlicht. Fast alle stammen von dem Autor Ray Bradbury. Warum man diesen Schwerpunkt gesetzt hat, weiß ich nicht, denn schließlich wurden in den 17 Jahren der Sendereihe Stories der unterschiedlichsten Autoren vorgelesen. Aber die CD trägt ja den Untertitel „Volume 1“, so dass ja vielleicht noch mehr kommt.


    Mir persönlich hat diese Auswahl insgesamt sehr gefallen (obwohl es natürlich wie immer bei solchen Sammlungen Stories gibt, die einem weniger zusagen, andere mehr). Es ist aber auch der großartige Vortragsstil und natürlich die einschmeichelnde Stimme von Friedrich Schoenfelder, welche die Geschichten zu einem Genuss machen.


    Wer es schaurig mag, dem kann ich diese CD empfehlen!


    EDIT: Amazonlink ergänzt. LG, Saltanah

    Zu meinen Lieblings-Hörbuch-Vorlesern gehören ebenfalls Christian Brückner und Ulrich Pleitgen, die hier ja beide schon genannt wurden.


    Noch gar nicht genannt wurde aber z.B. Hans Korte, der viele Bücher von Bernhard Schlink eingelesen hat (sehr schöne, sonore Stimme).


    Von den weiblichen Vorleserinnen gefällt mir z.B. Marie Bierstedt recht gut.


    Mein Favorit ist aber ein Schauspieler, der leider 2011 verstorben ist: Friedrich Schoenfelder. Er gehörte zu den ersten, die Hörbücher für den kommerziellen Markt eingelesen haben, in Büchereien findet man manchmal noch alte MCs mit ihm ("Schumm Sprechende Bücher"). Er war aber aber auch viel als Vorleser im Radio zu hören. Wer eine Kostprobe hören möchte, dem empfehle ich seine Lesung von "Sherlock Holmes - Das gesprenkelte Band" (gibt es bei youtube; einfach dort in die Suchzeile eingeben: "Sherlock Holmes - Das gespenkelte Band Hörspiel Komplett"). :zwinker:

    Meine Rezi zu Band 1:
    Viele sehen dem 40. Geburtstag mit Unbehagen entgegen, denn er scheint eine Grenze zwischen dem „Gerade noch jung“ und dem „Endgültig älter“ zu sein. So geht es auch Raphael, der in Paris eigentlich eine gute Beziehung mit der hübschen, wenn auch etwas ehrgeizigen Sophia führt. Doch ihn treibt insgeheim der Gedanke um, der viele in diesem Alter beschleicht: Will ich mich wirklich für alle Zeiten binden? Oder wäre das nicht ein großer Fehler, weil mir dann unheimlich viel entgeht? Zum Beispiel die Frau meiner Träume, meine heimliche große Liebe aus früheren Tagen? Die heißt Marie und ist ein Kopfverdreher, eine femme fatale, die sich auch nie richtig binden wollte und Raphael einige Male das Herz gebrochen hat. Doch innerlich kommt er nicht von ihr los, erst recht nicht, als er von ihr das Paket mit der alten Videokassette geschickt bekommt. Was tun? Soll er sich wirklich auf den Wahnsinn einlassen, heimlich nach Rom zu Marie zu fahren, anstatt Sophia zu ihren Eltern zu begleiten? Die Neugier auf Marie treibt ihn schließlich in das Abenteuer. Aber die Nacht in Rom könnte, so deutet es jedenfalls der Prolog an, mit einem tragischen Ereignis enden … doch ob das stimmt, erfahren wir erst im zweiten Band.
    Mich hat diese Story, haben diese Bilder nach dem Lesen nicht losgelassen (und das kann ich nicht von vielen Comics behaupten) und ich war selten so gespannt auf die Fortsetzung. Es war aber auch die Anziehungskraft, die von der geheimnisvollen Marie ausgeht, die mich fasziniert hat.


    Meine Rezi zu Band 2:
    Nun ist Raphael also in Rom angekommen, um nach fast 20 Jahren seine ehemalige Flamme Marie wiederzusehen und mit ihr den 40. Geburtstag zu verbringen. Es ist eine Wahnsinnsaktion, denn hierfür hat er seine Lebensgefährtin Sophia mitten auf der Fahrt zu ihren Eltern sitzen lassen. Sophia ist fassungslos und versteht die Welt nicht mehr. Ähnlich geht es dem derzeitigen Partner von Marie, denn die hat sich ebenfalls wortlos davon gemacht.
    Raphael und Marie treffen sich schließlich in einem Hotelzimmer und sofort ist bei Raphael die alte Faszination wieder da. Es beginnt eine Nacht der Erinnerungen, der aufwühlenden Körperlichkeit, eines Streifzuges durch das Nachtleben von Rom, begleitet von Maries verrückten Ideen und einer Mischung aus Unbekümmertheit und Melancholie. Und als die Nacht sich ihrem Ende zuneigt, erwachen beide wie aus einem Rausch und scheinen sich zu fragen: Ist eine gemeinsame Zukunft noch möglich? Oder haben sie sich längst viel zu weit voneinander entfernt? Raphael weiß nicht, wie sein Leben weitergehen soll. Inwieweit er sich die folgenden Ereignisse mit Sophia nur einbildet oder ob diese Realität sind, bleibt offen … (zumindest hatte ich diesen Eindruck, oder seid ihr anderer Meinung? :gruebel:)

    Fazit zu beiden Bänden: :klatschen:
    Es ist ein unaussprechliches Vergnügen, dieses wieder neu erweckte Liebespaar durch das vor Leben brodelnde Rom zu begleiten und sich in ihre Gedanken einzufühlen. Jim ist hier wirklich eine außergewöhnlich gute Geschichte gelungen, die vor dem Leser wie ein Film mit wunderbaren Bildern abläuft. Und man kann nicht umhin, sich in diese Marie zu verknallen, obwohl sie eigentlich nicht nur Raphael, sondern wahrscheinlich jeden Mann faszinieren und vom rechten Weg abbringen würde …
    :schmetterling: