Beiträge von Vandam

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    Olaf Nägele: Schuld war nur der Casanova. Schwabenkrimi, Meßkirch 2023, Gmeiner Verlag, ISBN 978-3-8392-0411-5, Softcover, 247 Seiten, Format: 12,5 x 2 x 20,2 cm, Buch: EUR 14,00, Kindle: EUR 10,99.


    „Tut mir leid. […] Ich muss los. In Überlingen-Nußdorf ist eine Villa abgebrannt. Und so wie es aussieht, hat es eine Bewohnerin nicht überlebt. Mein Kollege ist schon vor Ort.“ (Seite 25)


    Kommissarin mit chaotischer Sippe


    Eigentlich wäre die Ravensburger Hauptkommissarin Yoselin Blaich, 35, mit ihren durchgeknallten Angehörigen voll ausgelastet. Statt dass diese ihre Angelegenheiten wie vernünftige Erwachsene selbst regeln, rufen sie wegen jedem Käs‘ bei der Kommissarin an. Selbst mitten in deren Ermittlungsarbeit. Da kennen die nix!


    Aber auch wenn Yoselins deutsche Mutter und ihre jamaikanische Großmutter ihr Leben nicht allein auf die Reihe kriegen: Die Aufklärung gewaltsamer Todesfälle hat Priorität! Und aktuell hat die Kripo einen Fall in Nußdorf-Überlingen. Eine Villa ist abgebrannt, und obwohl diese offiziell leer stand, liegt im Obergeschoss die verbrannte Leiche einer Frau.


    Wem galt der Brandanschlag?


    Offenbar war die Villa übers Wochenende vermietet worden – an den Versicherungsangestellten Morten Nadler aus Ravensburg und an eine Escort-Dame, die er nur unter ihrem Künstlernamen „Lady Kira“ gekannt hat. Nadler war gerade außer Haus, um bestelltes Essen abzuholen, als ein Unbekannter Molotowcocktails durch die Terrassentür in die Villa geworfen hat. Der Täter ist natürlich inzwischen über alle Berge.


    Wenn die Kripo wüsste, wem dieser Anschlag gegolten hat, hätte sie auch eine Chance, herauszufinden, wer es war. Aber da gibt es leider verschiedene Möglichkeiten:

    Es dauert eine Weile, bis Hauptkommissarin Blaich und ihre Kollegen Norman Sänger und „Konny“ Konietzny herausfinden, mit welchen dubiosen Mitteln sich der Versicherungsangestellte ein Zubrot verdient. Da könnte ein Motiv liegen. In dem Fall wäre Lady Kira „nur“ ein Kollateralschaden gewesen.


    Der Fall wird immer komplizierter


    Während Hauptkommissarin Blaich in die krampfhafte Partnersuche ihrer Single-Mutter hineingezogen wird, den schamanischen Umtrieben ihrer jamaikanischen Oma Einhalt gebieten muss und die rechtlich nicht ganz sauberen Eskapaden ihrer überkandidelten Freund:innen ausbügeln soll, wird der Fall immer komplizierter. Alle, die in irgendeiner Form mit der Villa zu tun haben oder hatten, kennen einander. Was eigentlich gar nicht sein kann, weil sie in verschiedenen Kreisen verkehren.


    Es tauchen rachsüchtige Betrugsopfer auf, verzweifelte Kleinkriminelle, rabiate Ehemänner sowie eine Selbsthilfegruppe, deren Treiben man vielleicht etwas genauer unter die Lupe nehmen sollte. Und eine politische Gruppierung, für die sich der Verfassungsschutz interessieren dürfte, mischt auch noch mit.


    Gangster, Gauner, arme Socken



    Irgendwann kommt die Polizei dank beharrlicher Ermittlungsarbeit dahinter, was hier für ein perfides Spiel gespielt wird. Gut: Yoselin und ihre Leute sind in dem Fall schlauer als die kriminellen Elemente. Aber sind sie auch schneller? Hoffentlich! Denn die haben jetzt einen Zeugen in ihrer Gewalt …


    Komplexer Fall, befreiende Komik


    Manchmal habe ich im Krimigeschehen ein bisschen den Überblick verloren, weil hier schon sehr viel los ist. Dann habe ich mich eben über Yoselins anstrengende Familie amüsiert. Die ist hier für die befreiende Komik zuständig. Gibt’s echt schamanische Rituale, die das Entlauben von Zimmerpflanzen erfordern? :D Also, Yoselins Nerven hätte ich nicht! Ich glaub‘, ich hätte diese kindische Bagage längst sitzen gelassen. Die sind wahrlich alt genug, ihren Sch**ß allein zu regeln, sie müssen nicht wegen jeder Kleinigkeit zur Kommissarin petzen gehen. Sie ist doch nicht ihre Mama!


    Und wo, bitte, liegt das Problem, wenn die Kommissarin im Stress in breites Schwäbisch verfällt? Das passe angeblich nicht zu ihr. Warum? Weil sie eine schwarze Frau ist? (Wie sagt man „of mixed race“ auf Deutsch?) Das ist ja albern von den Leuten– und eine Form von gedankenlosem Alltagsrassismus. Und den kennt Yoselin nur zu gut.


    Schwäbisch muss man schon verstehen


    Man muss sich nicht am Bodensee auskennen, um der Geschichte folgen zu können, aber es wäre zweckdienlich, den Dialekt zu verstehen. Wenn Yoselin so vor sich hin schimpft, kann man sich den Inhalt zusammenreimen, aber ihr Chef schwätzt ausschließlich Dialekt und seine Ausführungen sind handlungsrelevant. Ich find‘ das gut gemacht und lustig, aber ich versteh’s ja auch. 😊


    Kollege Säger scheint nicht ganz der Langweiler zu sein, für den man ihn im ersten Moment hält. Für so einen faden, humorlosen Erbsenzähler hat er recht unerwartete Hobbys. Das könnte noch interessant werden. Wie’s ausschaut, wird das ja eine neue Serie. Wobei wir Yoselin Blaich nicht zum ersten Mal begegnen. Im Krimi GOETTLE UND DIE BLUTREITER (2021) hatte sie schon eine „Nebenrolle“.


    Ein bisschen übergriffig …


    Was die Kommissarin möglicherweise überdenken sollte ist die Art, wie sie mit ihrem jungen Mitarbeiter „Konny“ umgeht. Da ist sie schon recht übergriffig und offensichtlich mag er das nicht. Wären die Rollen vertauscht und ein Mann würde eine junge Kollegin so behandeln, würde alle Welt „Belästigung“ rufen, auch wenn gar nichts S*xuelles in Spiel ist. Sorry, ich finde das nicht witzig.


    Erster Teil einer neuen Serie?


    Wenn’s wirklich eine Fortsetzung gibt, schau ich mal rein. Ich hoffe, dass die Krimihandlung dann ein wenig übersichtlicher ist. Und natürlich will ich wissen, wie es mit Yoselin und ihrer Verwandtschaft weitergeht.


    Der Autor


    Olaf Nägele, 1963 in Esslingen geboren, hat nach langen Aufenthalten in München, Stuttgart und Hamburg den Weg in seine Heimatstadt zurückgefunden. Dort feilt der Kommunikationswirt (KAH) an PR- und Werbetexten, verfasst als Journalist Artikel für diverse Zeitungen und arbeitet als Redakteur bei der Landeshauptstadt Stuttgart. Der Spaß, Geschichten zu erzählen, hat ihm Beiträge in Anthologien eingebracht, Hörspiele für den SWR, Kurzgeschichten-Bände, Romane und Radio-Kolumnen für Neckaralb Live Reutlingen folgten.

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    Adeline Dieudonné: Bonobo Moussaka, mit einem Nachwort von Nike van Dinther, OT: Bonobo Moussaka, aus dem Französischen von Sina de Malafosse, München 2021, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-28286-4, Hardcover, 111 Seiten, Format: 11,9 x 1,5 x 17,5 cm, Buch: EUR 10,00 (D), EUR 10,30 (A), Kindle: EUR 6,99. Auch als Hörbuch lieferbar.


    „Philippe sagt, dass fünfmal Obst und Gemüse am Tag nur eine Mode der Ökoschw*chteln sei, die von der Vegetarierlobby manipuliert würden. […] Ein richtiger kleiner Kerl wie Gabriel brauche einfach seine 400 Gramm Fleisch am Tag. Aus diesem Grund ist Gabriel ein hyperaktiver kleiner Rollmops auf Ritalin.“ (Seite 56)


    Ich weiß gar nicht, wie und warum dieses Büchlein in meinen Besitz gelangt ist. Vielleicht habe ich es wegen der Bonobos im Titel angefordert. Oder es war ein Geschenk.


    Kurz und von exquisiter Bosheit


    Überrascht war ich davon, wie „luftig“ der Text gesetzt ist. Jeder Satz ist ein eigener Absatz. Stellenweise sehen die Seiten aus wie ein Gedicht. Dann habe ich gelesen, dass BONOBO MOUSSAKA auch – oder eigentlich? – ein Theaterstück ist. Eine One-Woman-Show, in der Adeline Dieudonné mit sarkastischem Witz am Beispiel einer Weihnachtsfeier die Probleme der Gegenwart seziert. Oh, das kann ich mir gut auf der Bühne vorstellen! In der Geschichte hat‘s schon ein paar exquisite Bosheiten! Ich würde das gern mal sehen.



    Abb.: © dtv Verlagsgesellschaft


    Darum geht’s: Eine allein erziehende Schauspielerin, 36, ist mitsamt ihren Kindern bei ihrem Cousin Martin zum Weihnachtsessen eingeladen. Weitere Gäste: ein befreundetes Ehepaar mit ihren vier Söhnen.


    So gehässig, wie die Schauspielerin ihre wohlhabend-spießige Verwandtschaft und deren repräsentatives Haus am Stadtrand beschreibt, fragt man sich, warum sie da überhaupt hingegangen ist. Die Antwort liefert sie uns prompt: Geschäftsführer Martin, den sie mit einem treudoofen Labrador vergleicht, ist – neben ihren Kindern – ihr einziger noch lebender Verwandter. Seine Frau, die Notarfachangestellte Françoise, kommt bei ihr auch nicht gut weg. Diese Langweilerin lebt mit ihrem faden Labrador-Gatten doch nur in einer Zweckgemeinschaft - meint jedenfalls die Schauspielerin.


    Ein geselliger Abend entgleist


    Da ist der weitere Gast, der Banker Philippe, schon ein anderes Kaliber. Ein klassisches Alphamännchen, mit einem Trophy-Wife, das keine eigene Meinung hat. Und mit vier ausgesprochen ungezogenen Söhnen. Wenn Martin ein Labrador ist, dann ist Philippe ein Rottweiler, stets bereit, den anderen an die Gurgel zu gehen. Da muss man permanent auf der Hut sein.


    Philippe wäre ja ganz interessant – wenn er nur nicht ständig so dummes Zeug labern würde! Ob Sparpolitik, Zuwanderung, die Klimakatastrophe oder die ungleiche Verteilung der Ressourcen: zu allem hat Philippe eine nicht ganz durchdachte populistische Meinung.


    Philipp erzählt Unsinn …


    Die Schauspielerin gibt sich alle Mühe, nicht mit ihm zu diskutieren. Lieber lässt sie ihre Gedanken abschweifen … in ihre Kindheit und Jugend … zu ihrer schönen aber flatterhaften und egozentrischen Mutter … zum Exfreund, der hauptberuflich ein Troll war. Echt, wirklich! Und im Zuge dieser Erinnerungen erfahren wir auch, was es mit dem Bonobo-Moussaka auf sich hat. Nein, keine Sorge: Niemand hat hier Menschenaffen zu einem Hackfleischgericht verarbeitet!


    … die Schauspielerin widerspricht nur im Geist


    Sie hört Philippes Geschwätz zwar nur mit halbem Ohr zu, zerpflückt im Geiste aber jede seiner Aussagen. Und das macht sie sehr gekonnt. Man könnte laut loslachen – wenn es nicht so erschreckend wäre, dass Leute mit Philippes Ansichten an den Schaltstellen der Macht sitzen.


    Wenn man genau hinschaut, ist dieser Rottweiler-Philippe doch ein ziemlicher D*pp.



    Am Ende dieses denkwürdigen Abends hat die Schauspielerin das Bedürfnis, sich bei ihren Kindern zu entschuldigen – dafür, dass sie sie in eine Welt gesetzt hat, in der rücksichtslose Hohlköpfe wie Philippe das Sagen haben. Die Kids hätten eine bessere Zukunft verdient.


    Wenn man sich das nur merken könnte!


    Ja, so ein aus dem Ruder laufendes gesellschaftliches Ereignis ist schon sehr amüsant – solange man, wie wir Leser:innen hier, unbeteiligter Zuschauer ist! 😉 Gemeinheiten mit Sinn und Verstand … das hat mir gut gefallen. Ich wünschte, ich könnte mir die Argumentationsketten der Schauspielerin merken, denn damit könnte ich selbst den einen oder anderen Dummschwätzer zerlegen. Das, was Philippe an Phrasen von sich gibt, kriegt man in der realen Welt oft genug zu hören.


    Das Nachwort hätt’s jetzt nicht gebraucht


    Das hochgelobte Nachwort von Nike van Dinther hat mir keinen großen Erkenntniszuwachs verschafft. Ich gestehe, dass ich erst googeln musste, wer die Dame ist.


    Frau van Dinther macht sich in einer wunderschönen Sprache kluge Gedanken zu Adeline Dieudonnés Roman. Aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob das an dieser Stelle wirklich nötig ist. Ich als Leserin mag nicht so intelligent und wortgewaltig sein wie sie, aber ich brauche eigentlich niemanden, der mir die vorliegende Geschichte interpretiert. Denken kann ich selbst.


    Die Autorin


    Adeline Dieudonné, geboren 1982, lebt mit ihren Töchtern in Brüssel. Nach mehreren preisgekrönten Erzählungen und einem erfolgreichen One-Woman-Theaterstück entwickelte sich ihr Romandebüt ›Das wirkliche Leben‹ zu einem großen internationalen Bestseller. Sie wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet und in über zwanzig Sprachen übersetzt. Seitdem erschienen bei dtv der Text ›Bonobo Moussaka‹ sowie der Roman ›23 Uhr 12‹.


    Die Übersetzerin


    Sina de Malafosse, geboren 1984, lebt als Übersetzerin und Lektorin in Toulouse. Sie übersetzt u. a. Pauline Delabroy-Allard, Jean-Paul Didierlaurent und Victor Jestin.

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    Simone Harland: Du bist, was ich sage. Wie Narzissten Gewalt durch Sprache ausüben und wie man sich dagegen wehrt, Kiel 2023, independently published, ISBN 978-3-911010-00-9, Softcover, 213 Seiten, Format: 13,97 x 1,37 x 21,59 cm. Buch: EUR 14,98, Kindle: EUR 9,99.


    „Vielleicht hast du es, ohne es zu wissen, mit einem echten Narzissten oder einer echten Narzisstin zu tun, Menschen, die andere klein machen müssen, um sich selbst groß zu fühlen, die nicht wissen, was Liebe, Nähe und Verbundenheit sind. […] Die häufig lügen und betrügen […]. Die andere ausnutzen. […] Die meisten leben weitgehend unerkannt und zeigen nur in der Familie, in einer Partnerschaft oder anderen nahestehenden Personen ihr wahres Gesicht.“ (Seite 9)


    Narzissten sind kein Mythos!


    Wenn man noch nie mit Narzissten zu tun hatte, ist man geneigt, sie für einen Mythos zu halten, für etwas, das nur in Romanen und Hollywoodfilmen existiert. Wie Vampire. Doch die Autorin kann Ihnen versichern: Narzissten gibt es an jeder Ecke. Man erkennt sie nur nicht gleich, weshalb man sich auch als kluger, kritischer und unabhängiger Geist so in ihren Maschen verfangen kann, dass man da ohne fremde Hilfe nicht wieder rauskommt. Da wäre ein Vampir eindeutig das geringere Problem: Knoblauch, Kreuz und Tageslicht – wusch! – weg ist er! So leicht ist das bei einem Narzissten leider nicht.


    Für mich ist dieses Sachbuch packender als mancher Thriller. In Fallbeispielen von psychologischen Ratgebern geht es normalerweise um frei erfundene Figuren, die Typisches erleben. Hier aber geraten keine fiktive Anja, Bea oder Chris in die Fänge eines Narzissten, sondern wir Leser:innen sollen uns vorstellen, jemand würde mit uns so umspringen. Und das funktioniert! Man liest fieberhaft weiter und fragt sich bange: „Wie komme ich nur aus dieser Nummer wieder raus?“


    Was sie so gefährlich macht


    Narzissten können nicht oder nur begrenzt mit anderen mitfühlen. Das macht sie so gefährlich. Es ist ihnen schlicht egal, wie es ihren Mitmenschen geht. „Für solche Menschen sind die anderen nur Spielbälle im eigenen Spiel des Lebens, in dem sie stets die Gewinner sein wollen.“ (Seite 10). Sie sind hochmanipulativ – und sie ändern sich nicht.


    Wir erfahren, wie sich Narzissten von harmloseren Selbstdarstellern unterscheiden, wie sich diese Persönlichkeitsstörung äußert und wodurch sie mutmaßlich ausgelöst wird. Und das wirklich Entscheidende erfahren wir auch: Wie man sie rechtzeitig erkennt und sie sich so vom Leib hält, damit man ihnen nicht auf den Leim geht. Und sollte es schon passiert sein, lernen wir hier auch, wie wir uns aus dieser Falle wieder befreien können. Ein Spaziergang wird das aber nicht! Da kann es wirklich um die Existenz gehen.


    Wie gerät man da überhaupt rein?


    Wie rutscht man überhaupt in so eine Geschichte rein? Ja nun: Wenn es Narzissten auch an emotionaler Empathie fehlt – über kognitive Empathie verfügen sie. Das heißt, sie erkennen die Gefühlsregungen der anderen und ihre Schwächen, können ihre Mitmenschen lesen wie ein Buch und wickeln sie gezielt ein.


    Warum eskaliert das so?


    Bewunderung und Anerkennung sind dem Narzissten irgendwann nicht mehr genug. Die Wirkung lässt nach wie bei einer Droge. Da muss härterer Stoff her. Wenn der Narzisst bei seinem Opfer negative Emotionen wie Traurigkeit, Angst oder Verwirrung hervorrufen kann, bringt ihm das mehr.


    Wir bekommen hier anschaulich vorgeführt, wie der Narzisst sein Opfer klein macht, manipuliert und kontrolliert. Mit kleinen Respektlosigkeiten fängt es an …


    Was sind die Warnsignale?


    Welche Warnsignale gibt es? Was macht jemanden zu einem bevorzugten Opfer von Narzissten? Wie sehen die (sprachlichen) Manipulationstechniken aus, derer sie sich bedienen? Eine besonders perfide Methode – und nicht umsonst nach einem packenden Theaterstück/Hollywoodfilm benannt -ist das „Gaslighting“ in all seinen Spielarten.– Warum eigentlich drängen einen Narzissten ständig zu übereilten Entscheidungen? – Und dann gibt’s noch so reizende Techniken wie das „Silent Treatment“ und das Stonewalling, mit dem die Narzissten ihre Opfer bestrafen. Und nicht immer bleibt es bei verbaler Gewalt.


    Wieso ist es so schwer, diese Mechanismen zu erkennen und sich dagegen zur Wehr zu setzen? Unter anderem deshalb, weil der Narzisst das Spiel von „Zuckerbrot und Peitsche“ meisterhaft beherrscht. Und weil das Opfer die Schuld für alle Probleme bei sich selbst sucht. Die Gehirnwäsche zeigt Wirkung.


    Und wie kommt man da wieder raus?


    Das fortwährende Auf und Ab, der ständige Wechsel zwischen Liebesbekundungen und Abwertung wirkt wie eine Droge. Dagegen ist ein Single-Leben oder eine stinknormale Beziehung natürlich langweilig. Aber permanent auf Zehenspitzen um den Narzissten herumzuschleichen, ständig auf der Hut zu sein und nie zu wissen, womit man das nächste Drama auslöst, ist auf Dauer ermüdend. Eine wie auch immer geartete Beziehung zu einem Narzissten laugt aus.


    Was man tun kann und was man besser lassen sollte, wenn man die Beziehung zu einem Narzissten beenden will, erfahren wir in diesem Buch. Und wo man Hilfe findet, wenn der Narzisst das Ende der Beziehung nicht akzeptieren will. Denn verlassen und seiner Energiequelle beraubt zu werden, ist für ihn die ultimative Kränkung. Also muss man da mit so ziemlich allem rechnen.


    Ich sagte schon: Dieser Ratgeber liest sich wie ein Thriller, bei dem man nebenbei noch eine Menge lernt. Weil man sich ständig vorstellt, man selbst sei das Opfer, ist man emotional sehr involviert. Was hab ich beim Lesen manchmal für eine Wut gehabt!


    Was hängenbleibt: Ein „Narzissten-Frühwarnsystem“, ein detaillierter Ausstiegsplan und die Überzeugung, dass jede:r ein gewaltfreies Leben verdient hat.


    Die Autorin


    Simone Harland ist Sozialwissenschaftlerin und hat ihr Diplom unter anderem in Sozialpsychologie abgelegt. Nach einem Volontariat und einer mehrjährigen Tätigkeit in einem Sachbuchverlag hat sie sich als freiberufliche Autorin, Journalistin und Texterin selbstständig gemacht. Bis heute hat sie als Autorin und Mit-Autorin 70 Bücher in namhaften Verlagen veröffentlicht, hauptsächlich zu medizinischen und psychologischen Themen. Außerdem schreibt sie für Zeitschriften und für Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen.

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    Viola Eigenbrodt: Steine, Gold und Murmeltiere. Ein Krimi aus Südtirol, Leonberg 2023, independently published, ISBN 979-8-86503555-8, Softcover, 223 Seiten, Format: 12,7 x 1,3 x 20,32 cm, Buch: EUR 12,80, Kindle: EUR 2,99.


    Tod eines Goldschmieds


    Meran im Mai: Über der Arbeit an einem exquisiten Schmuckstück für seine Nichte Virginia hat der Juwelier und Goldschmied Zeno Mittermaier (44) glatt die Zeit vergessen. Erst tief in der Nacht macht er Feierabend. Doch zum Abschließen seiner Geschäftsräume kommt er nicht mehr: Draußen vor der Tür wird er erschossen – mit einer Armbrust!


    Weder die Carabinieri unter der Leitung von Maresciallo Franco Marini noch Polizeipräsident Matthias Ohnewein und seine Kriminalkommissare haben sowas schon gesehen. Wer, bitte, schleppt eine sperrige Armbrust durch die Stadt? Und warum?


    Wer profitiert?



    Mittermaiers privates Umfeld ist überschaubar. Wirklich nahe stand er nur Jakobine Verdross, einer Freundin seit Kindertagen, und ihrer Tochter Virginia, für die er von jeher der „Onkel“ war. Dieses Mutter-und-Tochter-Gespann ist ähnlich exaltiert wie das Mordopfer, und niemanden wundert diese innige Verbindung. Da haben sich ein paar Außenseiter gefunden.


    Die Familie Verdross, alter Adel, schwimmt im Geld. Die hat also auch nichts vom Tod des prominenten Goldschmieds. Es gibt zwischen ihnen überhaupt keine finanziellen Verbindungen. War Mittermaier etwa ein Zufallsopfer? Es wird doch kein Verrückter mit einer Armbrust durch Meran rennen und wahllos Leute erschießen?


    Die Polizei ist ratlos


    Die Polizei – sowohl die uniformierte als auch die Kripo – ist ratlos. Nicht einmal Carabiniera Patti Mayrhofer, die Gott und die Welt kennt und dadurch oft verblüffende Zusammenhänge bemerkt, hat dieses Mal eine Idee. Zu sehr ist sie von ihrer privaten Situation abgelenkt.


    Ein entscheidender Hinweis kommt von ganz unerwarteter Seite: von Kommissarin Isabel Grüners Vermieterin Lolita Mitteregger. Die ist Polizistin in Brixen und bei der Beschreibung der seltsamen Bekleidung des Opfers und dessen Jugendfreundin klingelt was bei ihr: Vielleicht gehör(t)en die zwei ja zu einer etwas dubiosen Sekte, die in Lana ihren Ursprung und ihr Hauptquartier hat.


    Eine merkwürdige Glaubensgemeinschaft


    Die Frage ist: Sind sie nur gaga oder regelrecht gefährlich? Und gibt es wirklich eine Verbindung zu Zeno Mittermaier und den Verdross-Frauen)? Eigentlich passen die gar nicht in das Profil dieser Gemeinschaft …


    Und was, zum Kuckuck, ist eigentlich mit der sonst so effizienten Rechtsmedizinerin Lukrezia Ddi Lorenzini los? Kurz angebunden, schlecht drauf und nie zu erreichen. So kennt man sie gar nicht! Aber was das Allerschlimmste ist: Sie kriegt es nicht auf die Reihe, ihren ermittelnden Kolleg:innen eine extrem wichtige Information zukommen zu lassen. Sie hätte ja eine E-Mail schicken können, wenn sie schon keine Zeit oder keine Lust zum Reden hat! Das hätte den Kollegen eine Menge Rennerei und Arbeit erspart sowie Franco Marini und dem Witwer Jürg Baumgartner ein paar sehr unangenehme Erfahrungen. So stark sollte das Privatleben eine Mordermittlung nicht behindern.


    Kollegen und Konflikte


    Aus anderen persönlichen Konflikten unter den Kollegen lernen wir ein bisschen was über die Geschichte der Region. Da ist der deutschsprachige Kommissar, der seinen süditalienischen Kollegen gedankenlos mit einem Spitznamen belegt, nicht ahnend, welche schmerzlichen Erinnerungen er damit wachruft.

    Und da ist die neue Carabiniera aus dem Süden Italiens, die im Team böse aufläuft,


    Im Grunde sind die Kollegen aber fair zueinander. Das sieht man daran, wie sie mit Kommissarin Isabel Grüner umgehen. Die hat sehr schlechte Erfahrungen gemacht und kann’s manchmal selber nicht fassen, dass sie hier mit so großer Selbstverständlichkeit aufgenommen worden ist.


    So ungewöhnlich wie die Mordwaffe


    Ich gebe der Neuen aus dem Süden, Elsa Ruatti, noch eine Chance 😉. Immerhin ist sie eine große Tierfreundin. Und das sind die Carabinieri in der Petrarcastraße ja auch. In jedem Band der Reihe wuselt als Running Gag irgendwelches Getier durchs Revier: Katzen, Hunde, Vögel … Wie die Carabinieri dieses Mal aufs titelgebende Murmeltier kommen, ist eine amüsante Geschichte für sich. Verantwortlich ist ausgerechnet der, der sonst immer am meisten meckert, wenn wieder mal ein Kollege ein Viech anschleppt. :D


    Als Einstiegsband in die Reihe ist STEINE, GOLD UND MURMELTIERE nur bedingt geeignet. Es ist immerhin Band 6, und wer die Polizisten, deren Anhang und Vorgeschichte nicht kennt, dürfte sich in der Story nicht so leicht zurechtfinden. Also besser am Anfang anfangen. Kenner:innen dieser Krimireihe sind da klar im Vorteil und werden sich von Anfang an wie zuhause fühlen.


    Ach ja: Und wer war’s denn jetzt? Wer hat den Goldschmied erschossen und warum? – Das verrate ich hier natürlich nicht. Nur so viel: Motiv und Umstände sind so ungewöhnlich wie die Tatwaffe. Mindestens!


    Die Autorin


    Viola Eigenbrodt ist Journalistin, Dozentin für Kreatives Schreiben und Schriftstellerin. Mit ihrer Familie hat sie einige Jahre in Meran gelebt und gearbeitet. Sie kennt Land und Leute gut, die eigenwilligen Charaktere, die manchmal altertümlich anmutende Sprache und die liebenswerten Marotten der Bewohner der sonnigen Alpensüdseite. Heute lebt sie mit ihrem Mann in der Nähe von Stuttgart im schönen Heckengäu und denkt sich dort immer weitere Fälle aus.

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    June Eding (Hrsg.), Dr. Debbie Joffe Ellis (Vorwort): Wie man ein Stachelschwein umarmt. Einfache Wege im Umgang mit schwierigen Menschen, OT: How to Hug a Porcupine: Easy Ways to Love the Difficult People in Your Life, aus dem amerikanischen Englisch von Ulla Rahn-Huber, München 2023, Scorpio Verlag, ISBN 978-3-95803-574-4, Hardcover, 117 Seiten, mit zahlreichen s/w-Illustrationen, Format 12,6 x 1,5 x 19,8 cm, EUR 16,00 (D), EUR 16,50 (A).


    Die Aufmachung des Buchs ist wirklich schön, die Stachelschwein-Illustrationen sind ebenso treffend wie niedlich und den Zitaten zu Beginn eines jeden Kapitels kann ich auch was abgewinnen:


    „Das höchste Glück im Leben liegt in der Überzeugung, geliebt zu werden – um meiner selbst willen, oder besser, meiner selbst zum Trotz.“ (Victor Hugo, Seite 17)


    Stachelschweine im Tierreich


    Dass man auf knapp 120 großzügig gestalteten Seiten nicht so wahnsinnig in die Tiefe gehen kann, ist mir klar. Aber ein bisschen mehr hätte ich von dem Buch schon erwartet. Der Anfang – die Sache mit der Tier-Analogie – ist vielversprechend: Die Stachelschweine in der Tierwelt, so erfahren wir, kommen mit weichen, biegsamen Stacheln zur Welt, die aushärten und erst dadurch zu wirksamen Waffen werden.


    Tierische Stachelschweine sind Einzelgänger, haben also nicht den Schutz der Gruppe. Wenn sie sich bedroht fühlen, richten sie ihre Stacheln auf und rasseln damit. Dadurch wirken sie größer und gefährlicher, als sie wirklich sind. Sie grunzen, knurren und stampfen, und wenn das Gegenüber sich davon nicht beeindrucken lässt, springen sie es an. Dabei lösen sich eine Handvoll Stacheln und bleiben – für den Gegner schmerzhaft – in dessen Haut stecken.


    Die menschliche Variante


    Wenn „menschliche Stachelschweine“ das Gefühl haben, man konfrontiere sie mit einer Zumutung, plustern sie sich ebenfalls auf, schnauben, poltern los, toben rum, werden laut und unsachlich bis beleidigend. So jemanden kennen wir alle, denke ich. Wenn man nicht darauf angewiesen ist, Umgang mit ihm/ihr zu pflegen, denkt man sich ein Schimpfwort seiner Wahl, zieht seiner Wege und meidet fürderhin die Gesellschaft des widerborstigen Zeitgenossen. Was er/sie für ein Problem hat, kann einem in dem Fall wurscht sein. Um bei den Tieren zu bleiben: „Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen.“


    Was aber ist, wenn man dem „Stachelschwein“ in Beruf oder Familie nicht aus dem Weg gehen kann? Irgendwie muss man dann mit ihm klarkommen. Dass es nichts bringt, wenn man ebenfalls die Stacheln aufstellt, gemein und unsachlich wird, leuchtet ein. Und dass man es selbst in der Hand hat, ob man sich von derlei Attacken die Laune vermiesen lässt oder nicht, ist auch bekannt


    Warum stellt der jetzt die Stacheln auf?


    Dass es sinnvoll ist, zu verstehen, warum das Gegenüber so „stachelig“ ist und wo sein wirkliches Problem liegt, klingt vernünftig. Sagen wir, der Kollege hat private Probleme und ist deswegen so grantig.


    Und was ist mit den Mitmenschen, die generell ein Problem haben … mit sich, der Welt, ihrem Leben, der Psyche oder weiß der Himmel womit … und deshalb permanent im Stachelschwein-Verteidigungs- oder Angriffsmodus sind? Wie gehe ich mit denen um?


    Ruhig, sachlich, empathisch, verständnisvoll …


    Hier schlägt das Buch eine, wie ich finde, seltsame Richtung ein. Natürlich liegt es nicht in unserer Macht, andere Menschen zu ändern. Wir können nur unsere persönliche Sicht der Dinge und unser eigenes Verhalten verändern. Und dann hoffen, dass das vielleicht auch eine Außenwirkung hat. Aber muss ich deshalb gleich zu einer Heiligen mutieren?


    Wir lernen hier, alles zu vermeiden, was das Stachelschwein reizen könnte. Wir sollen ruhig, sachlich, empathisch und verständnisvoll sein, keine negativen Gefühle zeigen, nicht weinen, dem anderen keine Vorwürfe machen, ihn nicht unterbrechen, sondern geduldig zuhören …


    Ja, fein. Wie auf rohen Eiern gehen, den eigenen Schmerz unterdrücken und die Stachelschweine toben lassen. Die tragen überhaupt keine Verantwortung für ihr Tun. Diese obliegt allein den Menschen in ihrer Umgebung. – Hallo? Nein! Ich bin weder die Mutti der Stachelschweinchen da draußen noch ihre Therapeutin und schon gar nicht ihr Fußabtreter. Man kann dazu beitragen, eine Situation zu deeskalieren, aber man muss sich doch so ein Verhalten nicht sein ganzes (Arbeits- oder Ehe-)Leben lang gefallen lassen!


    Und das Stachelschwein muss gar nichts tun?


    Wenn dem stachelig-aggressiven Verhalten ein behandlungsbedürftiges Problem zugrunde liegt, sollte man dann nicht das Stachelschwein ermutigen, sich professionelle Hilfe zu suchen? Die Lösung kann doch nicht sein, dass das persönliche Umfeld kaum zu atmen wagt und ständig auf Zehenspitzen um das Stachelschwein herumschleicht, während es selbst sich gar nicht verändern muss!


    Wer auch immer dieses Buch geschrieben hat: Meinen die das wirklich so?


    Okay … aber es gibt Grenzen!


    Verständnis und Deeskalation zu fordern ist ja in Ordnung – aber irgendwann ist die Schmerzgrenze erreicht und man muss aus Selbstschutz gehen. Ist man vom Stachelschwein abhängig, sollte genau da die Veränderung ansetzen. Wenn man’s nicht alleine schafft, dann mit externer Hilfe.


    Besonders haarig ist es natürlich, wenn man als Menschenkind „Stachelschwein-Eltern“ hat.


    Schwierig sind nicht nur die anderen


    Machen wir uns nichts vor: Schwierig sind nicht nur die anderen! Was sicher sinnvoll ist: Sich selbst mal zu fragen, wann und warum man sein eigenes Stachelschwein von der Leine lässt und ob man dagegen nicht mal was unternehmen sollte. Auch zu diesem Thema gibt’s hier ein kurzes Kapitel.


    Es ist hier wie bei allen Psycho-Ratgebern: Mit den Feld-, Wald- und Wiesen-Problemen – also mit den ganz normalen Grantlern – wird man fertig. Und da ist der eine oder andere Tipp aus dem Buch auch brauchbar. Aber dafür lohnt sich meines Erachtens die Anschaffung nicht. An tiefsitzenden Problemen sollte man sowieso nicht selbst rumdoktern, sondern sich an Profis wenden. Dazu sind die da.


    Der Autor/die Autorin …


    … wird hier nicht genannt. Als Herausgeberin ist June Eding angegeben, eine Kinderbuchautorin, Werbetexterin, Künstlerin und Modedesignerin aus New York. Wer die Tipps verfasst hat, wissen wir also nicht. Das Vorwort schrieb Dr. Debbie Joffe Ellis. Sie ist in Australien als Psychotherapeutin approbiert und in New York als psychiatrische Beraterin tätig.

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    Angelika Godau: Herbstwunder, Band 6, Zweibrücken 2023, ‎Independently published, ISBN 979-8-86254920-1, Softcover, 268 Seiten, Format: 12,7 x 1,55 x 20,32 cm, Buch: EUR 9,95, Kindle: EUR 3,99.


    „Armer Kleiner, du wirst in eine sehr chaotische Familie geboren.“
    „So ein Unsinn“, empört sich Inge umgehend. „Wir sind überhaupt nicht chaotisch. Wir lösen alle auftauchenden Probleme und halten zusammen. Wir sind eine wunderbare Familie. Sollen uns andere erst mal nachmachen.“
    „Du hast recht. Ich formuliere es mal um: Er wird in eine Familie hineingeboren, in der es jeden Tag eine neue Katastrophe gibt. Zufrieden?“
    (Seite 259)


    Erstens kommt es anders …


    „Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt“. Das gilt nicht nur für die Heldin dieser Serie, Inge Berger-Brinkmann, und ihre trubelige Patchworkfamilie, sondern auch für die Buchreihe selbst. Eigentlich hätte ja schon mit dem fünften Band Schluss sein sollen, und jetzt gibt es zur Freude der Fans doch noch einen Band 6.


    Kenner:innen der Reihe ahnen es schon: Das bedeutet, dass all die schönen Pläne, die Inge, ihr nagelneuer Ehemann Jonathan, ihre Kinder und Enkel nebst Haushälterin Else im letzten Band geschmiedet haben, schon wieder Makulatur sind.


    Keine Hochzeitsreise, kein Umbau


    Nix wird’s mit der Hochzeitsreise auf Jonathans Finca auf Teneriffa! Wieder mal! Inges Tochter Sarah Hellwig (40), die immer noch an den Folgen einer schweren Erkrankung laboriert, liegt erneut Krankenhaus. Dieses Mal wegen einer Risikoschwangerschaft. Unter diesen Umständen wird natürlich auch nichts aus dem Umbau des Hauses und Sarahs Zusammenleben mit ihrem Partner Stefan und dessen Kindern.


    Da kann Stefan noch so optimistisch sein und Haushälterin Else, die ja eine medizinische Vorbildung hat, mit Engelszungen reden: Sarah sieht schwarz und geht mit ihren Wehklagen allen auf die Nerven.


    Weltuntergangsstimmung bei Hellwigs


    Ihre Kinder Lara (15) und Lars (13) haben dieses zweifelhafte Talent von ihr geerbt. Ja, sie haben einiges mitgemacht: Trennung der Eltern, beide Elternteile sind wieder liiert und erwarten in der aktuellen Beziehung Nachwuchs, dazu der Umzug, die Krankheit der Mutter, Omas neuer Mann – und das alles mitten in der Pubertät, das ist schon ein Paket!


    Die Ärmsten der Armen sind sie deswegen noch lange nicht! Da hat das Schicksal bei Laras Freundin Lisa und deren Familie deutlich heftiger zugeschlagen. Die nimmt’s ergeben hin. Sie kann ja nichts daran ändern. Diese Gelassenheit ist den Hellwig-Kindern fremd. Sie sind gegen alles und jedes und haben einen Ton am Leib, der nicht nur Stief-Großvater Jonathan sauer aufstößt. Vielleicht hat man den beiden aus lauter Mitgefühl und Rücksichtnahme doch zu viel durchgehen lassen.


    Superheldin Lara


    Horror-Teenie Lara scheint schon ein wenig auf dem Weg der Besserung zu sein.


    Dieses Mal ist es Laras Bruder Lars, der sich wie die Axt im Walde aufführt. In den vorigen Bänden, als er noch nicht in der Pubertät war, hat er sich nur fürs Essen und den Computer interessiert und war nicht weiter lästig. Jetzt, mit 13, läuft er in Punkto Gemeinheit zu großer Form auf und steht seiner Schwester in nichts nach. Nein, seine Mutter will er nicht im Krankenhaus besuchen. Und nein, auf seinen leiblichen Vater Alex hat er erst recht keinen Bock. Die kriegen alle neue Kinder mit irgendwelchen fremden Leuten, statt sich um die Kids zu kümmern, die sie sowieso schon haben! Ich kann ihn sogar verstehen. Aber das Leben ist eben nicht immer fair.


    Alles unfair!



    Es ist schon was dran an Sarahs Spruch, dass es in dieser Familie täglich neue Katastrophen gibt. Kaum setzt sich jemand von den Berger-Brinkmann-Hellwigs mal gemütlich hin und will ein bisschen durchatmen, kommt schon wieder ein Anruf mit einer neuen Hiobsbotschaft. Tiefenentspannt ist hier nur der Hund.


    Knall auf Fall muss Jonathan nach Teneriffa fliegen und auf seiner Finca nach dem Rechten sehen. Das gestaltet sich schwieriger und langwieriger als gedacht. Und wie sich die Wohnsituation der gesamten Sippe regeln soll, wo das jetzt mit dem Umbau nicht klappt, das steht auch noch in den Sternen.


    Das würde ich jetzt aber schon gern wissen. Und so manches andere auch. Ob es nach dem sechsten Band des ursprünglichen Fünfteilers auch noch einen Band 7 gibt? Warten wir’s ab!


    Gewissensfragen


    HERBSTWUNDER kommt mir ernster vor als die Vorgängerbände. Es ist nicht ganz so viel Remmidemmi, dafür werden ein paar heftige Themen angesprochen. Sarahs Gewissensfrage, was sie tun wird, wenn es sicher ist, dass ihr Kind eine Behinderung haben wird, ist nur eines davon.


    Das Schöne an den Romanfiguren ist, dass sie zwar stur wie die Esel sein können, sich aber vernünftigen Argumenten nicht gänzlich verschließen. Es mag dauern, doch schließlich erweisen sie sich als lernfähig. Alle – bis auf Sarahs Ex-Gatten Alex, den Vater von Lara und Lars. Der ist von Band 1 bis Band 6 immer derselbe D*pp und außerstande zu erkennen, dass seine Aktionen für andere Menschen Konsequenzen haben. Vielleicht ist es ihm auch wurscht, das kann natürlich sein.


    Es ist ja auch sehr bequem, sorglos durchs Leben zu latschen, ohne nach links und rechts zu schauen, die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und gar nicht darauf zu achten, wie es anderen damit geht. Ich glaube, der wird nicht mehr gescheit. Dazu bräuchte es schon mehr als ein HERBSTWUNDER. Über die rabiaten Hellwigs – Sarah, Lars und Lara – kann ich mich mit größtem Vergnügen aufregen. Der unsensible Egoist Alex Hellwig lässt mich nur sprach- und fassungslos zurück.


    Die Autorin


    Angelika Godau, geboren in Oberbayern, hat in verschiedenen Regionen Deutschlands gelebt und fast 10 Jahre lang in der Türkei. Sie hat als Journalistin gearbeitet, Psychologie studiert und in Mannheim eine eigene Praxis betrieben. Heute lebt sie mit ihrem Mann, zwei Hunden und einer Katze in Zweibrücken, schreibt Bücher und engagiert sich im Tierschutz.

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    Rita Falk: Steckerlfischfiasko. Ein Provinzkrimi, Franz Eberhofer Band 12, München 2023, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-26377-1, Klappenbroschur, 284 Seiten, Format: 13,4 x 2,6 x 20,8 cm, Buch: EUR 18,00 (D), EUR 18,50 (D), Kindle: EUR 14,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    Fangen wir mal hinten an, beim Dank der Autorin an ihre Leser:innen und Weggefährt:innen. Unter anderem schreibt sie da:


    „Das Dutzend ist voll. In diesem Sinne, auf zu neuen Ufern …“  (Seite 287)


    Ja, sag einmal … soll das etwa heißen, dass das der letzte Eberhofer-Krimi überhaupt ist? Schon klar: Irgendwann muss Schluss sein. Aber für einen Abschlussband hört die Geschichte hier ein bisschen plötzlich auf. Genauer gesagt: mittendrin. Sollen wir uns etwa selber ausdenken, wie das ausgeht?


    Keine Zeit für Mord


    Aber von vorn: Für einen Mordfall hat Kommissar Franz Eberhofer eigentlich grad gar keine Zeit und keinen Kopf. Die Oma, die seit Jahrzehnten der gesamten Familie (dem Franz, seinem Bruder Leopold, deren Vater plus jeweiligem Anhang) den Haushalt geführt hat, ist jetzt fast 90 und der Aufgabe nicht mehr gewachsen.


    Die Eberhofer-Sippschaft selbst packt das aber auch nicht. Deshalb haben sie für die Zeit, in der die Oma auf Kur ist, eine Haushaltshilfe engagiert: die Ungarin Julika. Das ist ein temperamentvolles Rasseweib, das es meisterhaft versteht, die Eberhofer-Männer so um den Finger zu wickeln, dass sie den Großteil der Hausarbeit selbst erledigen. Was an sich kein Fehler ist. So lernen sie es wenigstens.


    Franz‘ Lebensgefährtin Susi – die Verwaltungsangestellte Susanne Gmeinwieser - kriegt davon nicht viel mit. Nachdem sie die Krankheitsvertretung des Bürgermeisters von Niederkaltenkirchen erfolgreich gemeistert hat, tritt sie jetzt als Kandidatin gegen ihn an.


    Susi als Bürgermeisterin? Franz weiß nicht recht …


    Franz weiß selber nicht, was er von der Sache halten soll. Wenn die Susi die Wahl gewinnt, hat sie noch weniger Zeit für ihn und den gemeinsamen Sohn als ohnehin schon. Und als Bürgermeisterinnen-Gatte sieht er sich auch nicht. Andererseits … wenn sie verliert, wird sie enttäuscht und grantig sein und er daheim erst recht nichts mehr zu lachen haben. Also tut er, was er im Zweifelsfall immer macht: nix. Er sitzt die Angelegenheit einfach aus.


    Es passt ihm auch nicht, dass sich sein Sohn Paul ausgerechnet Ballett als Sportart ausgesucht hat. Als einziger Bub unter lauter Mädchen! Könnte er nicht Fußball spielen, wie die anderen Burschen auch? Franz, der aus dem vorigen Jahrhundert übriggeblieben ist, sagt zwar nichts, schämt sich aber für das „Weiber-Hobby“ seines Sprösslings so sehr,


    Tod auf dem Golfplatz


    Auf einmal liegt der „Steckerlfisch-König“ Sebastian Paulus erschlagen im Spa-Bereich des neuen Golfplatzes. Na super! Eine Leich‘! Und ausgerechnet DA!


    Der Franz gehört zu denen, die den Golfplatz noch nie hatten haben wollen und regt sich jetzt darüber auf, dass:


    „… sich sämtliche Schickimicki-Ar***l*cher aus dem gesamten Landkreis nun bei uns im Dorf einfinden und mit ihren fetten Porsches und SUVs unsere ganzen Straßen verstopfen und die Luft verpesten. Und das alles nur, um mit ihren depperten Eisen irgendwelche depperten Kugeln von einem depperten Loch zum nächsten zu schubsen.“ (Seite 6)


    Eberhofers erste Amtshandlung: Er ruft seinen Spezl und Ex-Kollegen, den Birkenberger-Rudi zu Hilfe. Der Privatdetektiv kann zwar schrecklich zickig und empfindlich sein und hat bei jedem Zusammentreffen einen neuen Spleen, aber er ist ein heller Kopf und bei Mordermittlungen einfach eine unschätzbare Hilfe.


    Viele Motive, viele Verdächtige



    Was der Birkenberger dieses Mal als Recherche-Ergebnisse daherbringt, ist leider völlig unbrauchbar. Lauter uralte Geschichten! Was wirklich hinter diesem gewaltsamen Todesfall steckt, ist dann eine faustdicke Überraschung, Aber keine gute.


    Wie immer bei den Eberhofer-Krimis ist der Kriminalfall Nebensache. Der Schwerpunkt liegt auf dem chaotischen Privatleben des Kommissars und seiner Freunde und Verwandten. Aber wenn in einem so kleinen Ort ein Mord geschieht, hat das immer auch Auswirkungen auf das persönliche Umfeld.


    Dicke Luft bei Franz und Susi


    Das Geplänkel zwischen Franz und seinem Kumpel Rudi ist zum Piepen – wie immer –, der Bürgermeister kriegt keinen Fuß auf den Boden, und Flötzinger hat einmal mehr Scherereien mit „den Weibern“. Vater kifft, Bruder Leopold besserwissert, nur die Oma muss altershalber kürzertreten und fällt als Dialog-Sparringspartnerin quasi aus. Söhnchen Paul hat einen sehr amüsanten Auftritt – die Sache mit den Schnecken! :D – aber der Ton, der zwischen Franz und seiner Susi herrscht, ist schon nicht mehr witzig. Warum genau sind die zwei eigentlich noch zusammen? Aus Bequemlichkeit?


    Es hat sich spätestens im vorigen Band angekündigt: Susi entwickelt sich weiter, hat Ziele und Pläne, aber der Franz nicht. Sie will etwas erreichen im Leben, und Franz will nur seine Ruhe. Freunde, so wird das nix! Wenn das in dem Stil weitergeht, wird die Susi in absehbarer Zeit aufwachen, sich ihren Krempel und ihren Sohn schnappen und weiterziehen.


    Ist das echt der letzte Band?


    Ob es wirklich so kommt, oder ob die zwei doch noch die Kurve kriegen, werden wir, wenn das wirklich der letzte Band sein sollte, nie erfahren. Und auch, wenn ich mir als Fan der ersten Stunde eingestehen muss, dass die Reihe nach 13 Jahren gewisse Ermüdungserscheinungen zeigt, ist das irgendwie schade.


    Die Autorin


    Rita Falk wurde 1964 in Oberammergau geboren. Ihrer bayrischen Heimat ist sie bis heute treu geblieben. Mit ihren Provinzkrimis um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer und ihren Romanen ›Hannes‹ und ›Funkenflieger‹ hat sie sich in die Herzen ihrer Leserinnen und Leser geschrieben – weit über die Grenzen Bayerns hinaus. 2023 erhielt Rita Falk den Bayerischen Verdienstorden für das „augenzwinkernde und gleichzeitig liebevolle Porträt ihrer bayerischen Heimat“ in den beliebten Eberhofer-Krimis.

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    Gabriele Schweickhardt: Gestatten: Perla. Eine Wohnungskatze erzählt, Wien 2023, Buchschmiede von Dataform Media GmbH, ISBN 978-3-99139-888-2, Softcover, 171 Seiten mit farbigen Illustrationen von Sylvia Bespaluk, Format 11,7 x 1,6 x 18,7 cm, Buch: EUR 14,90.


    Die Autorin Gabriele Schweickhardt arbeitet unter anderem als Ghostwriterin. Das heißt, sie schreibt im Auftrag von anderen, die nicht in der Lage sind, ihr Werk selbst zu verfassen. Das macht sich ihre kluge Katze Perla zunutze und erzählt uns mit Gabrieles Hilfe die wechselvolle Geschichte ihres Lebens. Und was sie von manchen unserer Artgenoss:innen hält, erfahren wir bei dieser Gelegenheit auch gleich. Sie hat ja recht! Gelegentlich muss man sich wirklich dafür schämen, ein Homo sapiens zu sein!


    Perla: In Malaga geboren


    Doch der Reihe nach! Perla wird Mitte September 2014 in Malaga/Spanien geboren und wächst, umsorgt von ihrer Mutter Mara, zusammen mit ihren Wurfgeschwistern Pina, Sandra und Nero bei einem Menschenpaar auf. Die Wohnung ist groß und auch auf der Dachterrasse gibt es für die Katzenkinder jede Menge zu gucken und zu entdecken.


    Katzenmama Mara gibt sich alle Mühe, ihre vier Kinder mit dem Leben in einem Menschenhaushalt vertraut zu machen.

    So, wie sie hier zusammenleben, könnt’s eigentlich für immer bleiben. Das tut’s aber nicht. Zwei der Katzenkinder ziehen, als sie alt genug sind, zu einer befreundeten Familie. Das Menschenpaar kann auf Dauer keine fünf Katzen in der Wohnung halten. Und die kleine Perla erfährt, was Geld ist, und dass eine Menge Katzen eben auch eine Menge kosten.


    Das Glück ist nie von Dauer


    Der Trennungsschmerz ist groß, aber es hätte auch viel schlimmer kommen können!

    Und so sehen sich Perla, ihre Mutter und ihre Schwester auf einmal mit einer neuen Frau konfrontiert:Carlotta, die auch noch zwei riesige Rassekater hat. Die beiden Kater können Perla nicht leiden und mobben sie, wo’s nur geht.

    Welche Abenteuer noch zu bestehen waren, bis sie schließlich in Frankfurt im Haushalt von Gabriele Schweickhardt gelandet ist, erzählt Perla uns in den folgenden Kapiteln.


    Wie im richtigen Leben


    Im Buch ist’s wie im richtigen Leben: Es gibt wohlmeinende und gemeine, egoistische Akteure, es gibt clevere und nicht ganz so schlaue Gestalten, es gibt amüsante Momente (die Lektionen in Menschenkunde, die Mara ihren Kitten zuteilwerden lässt! Der kleine Macho-Kater Nero!), es gibt traurige Ereignisse und solche, bei denen die Leser:innen die kalte Wut auf ihre Artgenossen packt. Unter uns Homo sapiensen 😉 gibt’s schon ein paar Prachtskanaillen!


    Ich halte seit rund 35 Jahren Katzen und habe mich schon öfter mal gefragt, was sie wohl denken und fühlen mögen. Perla und ihre Verwandtschaft haben mich tatsächlich noch auf ein paar Ideen gebracht, auf die ich von selbst nicht gekommen bin. Selbst altgediente Katzenfreund:innen können hier also noch was lernen. Gut unterhalten werden sie sowieso.


    Die farbigen Illustrationen von Sylvia Bespaluk sind wunderschön! Vor allem das „Doppelporträt“ von Autorin und Katz‘ ist sehr berührend. Das Einzige, was ich an diesem Buch nicht ganz so toll fand, ist, dass die Gedanken und Gespräche der Katzen in einer hellen, orangefarbenen Schrift gesetzt sind. Das sieht gut aus und ich verstehe auch die Idee dahinter, aber ich konnte diese helle Schrift bei Kunstlicht fast nicht lesen. Das ging nur am helllichten Tag. Das mag eine Altersfrage sein oder vielleicht ein individuelles Problem. Ich wollte es an dieser Stelle nur kurz erwähnen.


    Nach diesem bisher so aufregenden Leben wünsche ich der aufgeweckten spanischen Katzendame noch viele gesunde und glückliche Jahre mit und bei ihrer „Dosenöffnerin“ Gabriele. Vielleicht lässt Perla ja mal wieder was von sich hören …


    Die Autorin


    Gabriele Schweickhardt wurde 1955 in Wien geboren. Nach einem Literaturwissenschaftsstudium, das sie mit der Promotion abgeschlossen hat, und parallel dazu einer Buchhändlerausbildung ging sie 1987 nach Deutschland. Dort war sie erst als angestellte Verlagslektorin tätig, seit 2003 ist sie mit ihrem eigenen Lektoratsbüro selbstständig und macht Sachtexte aller Art druckreif – vom Werbeflyer bis zum umfangreichen Sachbuch. Nach ihrem Umzug nach Wien wird sie ebenfalls als freie Lektorin tätig sein, aber auch als Ghostwriterin für Sachbücher & Ratgeber. Zum Katzenroman „Gestatten: Perla“, ihrem ersten eigenen Buch, hat sie das Schicksal ihrer Hauskatze inspiriert, die sie seit Mai 2021 durch den Alltag begleitet. http://www.lektorat-schweickhardt.eu


    Die Illustratorin


    Sylvia Bespaluk hat bereits als Kind ständig eine Kiste mit Stiften mit sich herumgetragen und gezeichnet und gezeichnet ... Später folgte ein Design-Studium an der Fachhochschule für Gestaltung in Pforzheim. Im Anschluss arbeitete sie festangestellt und später als Freelancer für Agenturen. Seit 2010 zeichnet sie hauptsächlich redaktionell für Magazine und Buchverlage. Aufträge aus der Werbung und Gestaltung von Broschüren sind ebenfalls Teil ihrer Arbeit. www.bespaluk.com

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    Olivia Ford: Der späte Ruhm der Mrs. Quinn. Roman, OT: Mrs Quinn’s Rise to Fame, aus dem Englischen von Sonja Rebernik-Heidegger, München 2023, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-28382-3, Hardcover, 399 Seiten, 14,1 x 3,9 x 21,5 cm, Buch: EUR 24,00, Kindle: EUR 19,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    „Es ist schon seltsam, dachte Jennifer bei sich, wie Rezepte die Menschen überleben, die sie aufgeschrieben haben. Und wie sie dabei diese Menschen wieder zum Leben erwecken, als würde ein winziges Stück ihrer Seele in den Anweisungen weiter bestehen.“ (Seite 13)


    Kittlesham, ein Dorf in Großbritannien: Bernard („Bernie“) Quinn, 82 und gesundheitlich angeschlagen, ist vollauf zufrieden mit seiner beschaulichen Existenz als Ruheständler. Der ehemalige Tischler kramt ein bisschen im Garten und in seiner Werkstatt herum, liest die Zeitung und lässt sich von seiner Frau Jennifer umsorgen.


    Jennifer („Jenny“), 77, ist noch fit und fragt sich insgeheim, ob das jetzt schon alles war. Ihre Umgebung gibt ihr immer das Gefühl, in ihrem Leben nichts geleistet zu haben. Sie hat mit Bernard keine Kinder und Enkel, um die sie sich hätte kümmern müssen, und beruflich hat sie nur eine abgebrochene Sekretärinnen-Ausbildung und eine kurze Tätigkeit als Verkäuferin aufzuweisen. Sie kann nichts außer kochen und backen, aber das auf hohem Niveau! Das ist ihr auch wichtig. Ihre alten Familienrezepte hütet sie wie einen Schatz. Wenn sie nach den handschriftlichen Aufzeichnungen ihrer Großmutter oder ihrer jung verstorbenen Mutter bäckt, fühlt sie sich ihnen nahe.


    Heimliche Bewerbung bei der Back-Show


    Heimlich bewirbt sie sich bei der Fernsehsendung DAS BACKDUELL – BACKEN AUF DER INSEL. Einmal will sie etwas für sich allein erreichen und erleben. Und wenn sie es jetzt nicht macht, wann dann? Sie ist nun mal in einem Alter, in dem man stets mit allem rechnen muss. Jenny erzählt niemandem von der Bewerbung, nicht einmal ihrem geliebten Ehemann Bernie. Wenn nichts daraus wird, braucht auch nie jemand davon zu erfahren.


    Sie wird tatsächlich zum Casting nach London eingeladen und muss ganz schön improvisieren um unbemerkt dort hinzukommen 😊. Die Verwandten glauben schon, Jenny sei krank, weil sie sich so merkwürdig verhält.


    Als ihre Teilnahme schließlich offiziell ist und sie mit der Sprache herausrückt, ist Bernie, so lieb und verständnisvoll er sonst auch ist, zunächst einmal fruchtbar beleidigt. Wie kann sie ihm nur so etwas verheimlichen!


    Das ist nicht Jennys einziges Geheimnis


    Ach, wenn der gute Mann wüsste …! Seit 60 Jahren hat seine Frau ein Geheimnis vor ihm und vor der Welt.


    Der einzige Mensch, der erfährt, dass es überhaupt ein Geheimnis gibt, ist ihr junger Backshow-Mitbewerber Azeez. Mit ihm hat sie sich während der Fernseh-Aufzeichnungen angefreundet.


    Backen – so spannend wie ein Krimi


    Wir Leser:innen erleben die „Challenges“, die Triumphe und Niederlagen der Backshow-Teilnehmer mit, und auf einmal ist es so spannend wie ein Krimi, ob der Ananas-Kuchen das Stürzen unfallfrei übersteht, ob Jenny ihre Lebkuchen noch rechtzeitig gebacken kriegt und wie weit Sorcha, die gehässige Influencer-Dumpfnuss, in dieser Show noch kommt.


    Auch wenn man keine begnadete Hobbybäckerin ist, würde man Jennys Rezepte – die nirgendwo im Buch vollständig aufgeführt sind – am liebsten gleich nachbacken. Allein die Beschreibung dessen, was sie macht, lässt einem schon das Wasser im Mund zusammenlaufen.


    Ja, und dann wird die erste Folge der Sendung ausgestrahlt. Freunde und Familie sind völlig aus dem Häuschen. Über Nacht wird Jenny mit ihren traditionellen Rezepten zum Fernsehliebling der Nation und ist so etwas wie eine Berühmtheit. Sogar Großneffe Max, 14, dem sonst alles wurscht ist, ist beeindruckt. Er richtet Jenny ein Facebook-Profil ein und zeigt ihr, wie sie die Fragen der Fernsehzuschauer beantworten kann.


    Im Internet bleibt nichts privat


    Je mehr Jenny sich da einfuchst, desto mehr Gefallen findet sie an dieser Art der Kommunikation. Ihr ist nur nicht bewusst, wie öffentlich alles ist, was man auf Facebook schreibt. Natürlich sind junge Journalisten diesbezüglich viel ausgeschlafener als die arglose alte Dame – und so kommt ihr gut gehütetes Geheimnis schließlich ans Licht.



    Für Jennifer Quinn droht durch die indiskrete Berichterstattung die Welt unterzugehen. Einem jungen Familienvater, der sie zufällig in der Sendung gesehen hat, geht dafür ein Licht auf …


    Familiengeschichte mit wahrem Kern


    Ich mag ja Familiengeschichten, die einen wahren Kern haben. Das hier ist so ein Fall. Die Autorin wurde vom Leben ihrer Großeltern zu dem Roman inspiriert.


    Es ist so schön, wie das alte Ehepaar miteinander umgeht! Ich bin mir nicht sicher, was das Geheimnis unserer sechzig gemeinsamen Jahre ist …“, sagt Jenny bei der Feier ihrer Diamantenen Hochzeit, „aber eines weiß ich bestimmt: Jemanden wahrhaft zu kennen und ihn trotzdem zu lieben, das ist wahre Liebe.“ (Seite 390)


    Man kann gar nicht anders als sich mit Jennifer Quinn zu identifizieren. Weil ihr die Fernsehsendung so wichtig ist, fiebern wir mit ihr beim Kuchenbacken mit. Und weil ihre Vergangenheit in ihren Augen etwas so Furchtbares ist, akzeptieren wir das, auch wenn wir selbst das vielleicht gar nicht so sehen. Es sind ihre Ansichten und ihre Gefühle – und darum geht‘s. Das können wir ihr nicht absprechen.


    Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen, mir hat’s sehr gut gefallen. Ich brauche nicht immer Action, Mord und Totschlag – manchmal reicht es mir, wenn in einem Buch „nur“ das Leben passiert.


    Die Autorin


    Olivia Ford hat lange im Unterhaltungsfernsehen gearbeitet, ehe sie sich dem Schreiben widmete. Der späte Ruhm der Mrs. Quinn ist ihr Debütroman, der von der berührenden Liebesgeschichte ihrer Großeltern inspiriert wurde. Olivia Ford lebt mit ihrer Familie in London.

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    Anika Moritz: Die Katzentrainerin. Mit bedürfnisgerechter Erziehung die Katze-Mensch-Beziehung stärken, München 2023, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-35215-4, Softcover, 237 Seiten, mit Illustrationen („Daumenkino“ von Ben Rennen, Buch: EUR 13,00 (D), EUR 13,40 (A), Kindle: EUR 9,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    „Katzenerziehung funktioniert dann gut, wenn wir Katzen motivieren können. Gerade in der modernen Erziehung geht es erst mal darum, alle Bedürfnisse der Katze vorab so gut wie möglich zu erfüllen und Verhaltensweisen, die uns Besitzer*innen gefallen, zu verstärken.“ (Seite 121)


    Tipps einer gefragten Verhaltens-Beraterin


    Offensichtlich bin ich nicht ganz auf der Höhe der Zeit: Bevor mir dieses Buch angeboten wurde, hatte ich noch nie etwas von der Autorin gehört. Dabei ist sie, laut Verlagsangabe, eine der gefragtesten Verhaltensberaterinnen für Katzen. Weder von ihrem Weltrekord mit Katze Alexis (die vom Buchcover) noch von ihrem TikTok-Kanal habe ich etwas mitbekommen. Das ist schade. Aber jetzt „kenne“ ich sie ja!


    Ich wünschte, ich hätte vieles von dem, was sie in ihrem Buch (be-)schreibt, schon gewusst, als ich per Zufall zu meiner ersten Katze kam. Ich musste mich noch ohne Internet mit Büchern und Freundeshilfe durchwursteln. Dieses Buch hätte uns einiges leichter gemacht und Anfängerfehler verhindert. Doch als ich meine „Dosenöffnerinnen-Karriere“ begann, war die Autorin noch nicht mal auf der Welt.


    Für Anfänger und Fortgeschrittene


    Wie bei allen Sachbüchern lernt und erfährt der Leser/die Leserin je nach Vorkenntnissen mehr oder weniger viel Neues. Wenn man etliches schon weiß, weil man sich mit dem Thema beschäftigt hat, darf man sich gratulieren und sich auf das konzentrieren, was einem noch neu ist. Das ist kein Manko des Sachbuchs, sondern liegt in der Natur der Sache: Es wurde für Anfänger:innen und Fortgeschrittene gleichermaßen geschrieben.


    Im allgemeinen Teil geht’s unter anderem ums Futter, um den artgerechten Wohnraum, die Sinne und die (Körper-)Sprache der Katze, um die Mensch-Katze-Beziehung und die Beziehung von Katzen untereinander. Als erfahrener Katzenhalter hat man das meiste wohl schon mal gehört, was aber nicht ausschließt, dass man noch das eine oder andere dazulernt.


    Bei den „Grundlagen der Katzenerziehung“ dachte ich öfter mal ‚Oha! Da hätte ich in der Vergangenheit einiges besser machen können!‘ Klar, die Theorie habe ich irgendwann mal gelernt: Konditionierung in ihren verschiedenen Spielarten, (De-)Sensibilisierung, Versuch und Irrtum, Beobachtung und Nachahmung etc. Doch dieses Wissen kann man wesentlich nutzbringender in der Katzenerziehung anwenden als mir bislang bewusst war.


    Positiv verstärken, nicht bestrafen!


    Dass Katzen durch positive Verstärkung lernen und das Prinzip „Bestrafung“ aus verschiedenen Gründen bei ihnen nicht funktioniert, war mir schon klar. Aber wenn ich mir Anika Moritz‘ Ausführungen zum Umgang mit störenden Verhaltensweisen betrachte, habe ich wohl unbewusst so manches unerwünschte Tun meiner Tiere bestärkt und muss(te) mit den Konsequenzen leben.


    Nicht jedes den Menschen störende Verhalten ist übrigens gleich eine kätzische Verhaltensstörung. Auf diesen Unterschied legt die Autorin Wert und erklärt uns auch anschaulich, was was ist.


    Ja, und wie ist das jetzt? Wenn man nur mit positiver Verstärkung arbeiten darf, heißt das dann, dass man den Katzen keine Grenzen setzen kann? Ist das so eine Art „antiautoritäre Erziehung“ wie sie in den 1960er/1970er-Jahren bei Menschenkindern modern war? Nein, ganz so ist es nicht! Die Autorin schreibt dazu:


    „Grenzen sind wichtig, um Stabilität und Verlässlichkeit im Katzenalltag zu haben. Der Fokus liegt aber nicht auf der Bestrafung. Grenzen werden positiv durch Management, Ankündigungen und Umorientierungssignale aufgezeigt.“ (Seite 141)


    Mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen


    Wie man das konkret macht, erfahren wir in den Kapiteln „Spiele und Training“ sowie – Schritt für Schritt – im Kapitel „Training: So klappt’s“. Hier stoße ich beim Lernen aus Büchern leider an meine Grenzen. Weil mir das Gespür fürs richtige Timing fehlt – weshalb ich auch bei der Erziehung von Hunden ein Totalausfall bin – müsste ich wenigstens einmal gesehen haben, wie so ein Training abzulaufen hat. Was mich wieder zum Anfang führt: zu Anika Moritz‘ TikTok-Kanal. Wer den kennt, dürfte hier im Vorteil sein.


    Ich kann zwar unbelebte Geräte anhand einer Schritt-für-Schritt-Anleitung bedienen, aber da kann man auch mal kurz unterbrechen und nachlesen, was hätte passieren müssen und was man als nächstes tun soll. Aber wenn Lebewesen involviert sind? „Sag dies, tu das, und jetzt noch markern, dann macht die Katze dies oder jenes. Oder vielleicht auch nicht. Es ist ja alles freiwillig und kein „Drill“. Und dann die Belohnung nicht vergessen. Aber bitte zum richtigen Zeitpunkt“ - Das überfordert mich. Nicht umsonst bietet Anika Moritz Kurse an. Vielleicht ist dieses Unvermögen, Abläufe aus Büchern zu lernen, auch nur mein persönliches Defizit. Anderen Leser:innen dieses Buchs mag es anders ergehen.


    Auch bei Alltags-Problemen einsetzbar


    Wer sich gelehriger anstellt als ich, kann die Methoden aus diesem Ratgeber auch bei verschiedenen Alltagsproblemen im Katzenhaushalt anwenden. Aber auch abseits von Motivation und Training gibt es hier wertvolle Tipps und Anregungen. Bei meinem Altkater werde ich mit Training vermutlich nicht mehr viel ausrichten, aber manche praktischen Veränderungen im Haushalt sind einen Versuch wert.


    Dass im Fall meines Jungkaters Joschi offenbar er mich trainiert hat statt ich ihn, habe ich zur Kenntnis genommen. Mal sehen, ob es mir mit den Tipps aus diesem Buch nicht doch noch gelingt, den Spieß umzudrehen. Er mag schneller sein als ich – aber einen Expertinnen-Ratgeber lesen kann er noch nicht. :D


    Die Autorin


    Anika Moritz, Jahrgang 2000, begann bereits mit 17 Jahren ein Fernstudium »Tierpsychologie mit Schwerpunkt Katze«, das sie 2019 erfolgreich abgeschlossen hat. Seither arbeitet sie professionell mit Katzen. Alexis, ihre eigene Katze, stellte sogar einen Guinness-World-Record auf über 26 verschiedene Tricks in nur einer Minute(!). Moritz berät regelmäßig Filmproduktionen als Expertin für Tier- und Katzenverhalten und schreibt für verschiedene Zeitschriften. Auf ihrem TikTok-Kanal @katzentrainer mit über 200.000 Abonnenten teilt sie ihr Wissen über Katzen in kurzen Videos. Sie lebt im niederösterreichischen Bruck an der Leitha, einer idyllischen Kleinstadt zwischen Wien und Bratislava. https://www.anikatze.at

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    Susanne Ackstaller: Auf das Leben! Das Glücksbuch für die besten Jahre, München 2023, Knesebeck Verlag, ISBN 978-3-95728-631-4, Klappenbroschur, 183 Seiten, mit Farbfotos von Martina Klein und Illustrationen von Veronika Gruhl, Format: 16 x 1,8 x 22,9 cm, Buch: EUR 28,00.


    „Den einen und einzig wahren Weg zum Glück gibt es nicht. […]. Was uns glücklich macht, können wir nur selbst herausfinden. Manchen ist das im Laufe ihres Lebens gelungen, andere suchen den Weg noch – oder sie nehmen mit fünfzig, sechzig oder noch später die Suche wieder auf: weil neue Lebenssituationen den Blick auf das, was wichtig ist und Glück bedeutet, verändert haben.“  (Seite 7)


    Zufriedenheit und Lebensfreude mit 50 +


    Das Älterwerden selbst würden wir schon hinkriegen. Das geht ja automatisch – sofern uns dieses Glück vergönnt ist. Die Frage ist aber, wie wir damit umgehen. Hadern wir mit Fältchen, Pfunden, grauen Haaren und damit, zunehmend „unsichtbar“ zu werden? Oder finden wir eine Möglichkeit, auch jenseits der Fünfzig unser Leben so zu gestalten, dass es möglichst viel Glück, Zufriedenheit und Lebensfreude für uns bereithält? Da wir nicht die ersten weiblichen Wesen sind, die die Fünfzig überschreiten oder bereits überschritten haben, muss es doch welche geben, die es auf genau diese Weise geschafft haben!


    Susanne Ackstaller hat siebzehn solcher Positiv-Beispiele gefunden und für uns interviewt. Und wir haben nun die Gelegenheit, zu entdecken, wie diese bemerkenswerten Frauen denken und handeln und können uns in aller Ruhe überlegen, von wem wir uns vielleicht was abgucken können.


    Wie machen das die anderen?


    Die porträtierten Frauen sind keine Glückskinder, die mit dem silbernen Löffel im Mund geboren worden sind. Und das ist gut so. Wer nie die Sorgen und Probleme von uns „Normalbürgerinnen“ teilen musste, der taugt für mich nicht so recht als Vorbild. Da denke ich immer: ‚Ja die! Die kann leicht!‘


    Die Frauen im Buch können auch von schwierigen Startbedingungen, allerlei Umwegen, Schicksalsschlägen und/oder Krankheiten berichten. Hier erzählen von der Landwirtin, Verkäuferin und Buchhändlerin über die Wissenschaftlerin und die Ordensschwester bis zur Politikerin und Künstlerin „normale“ Frauen aus ihrem Leben. Unter ihnen werden sich sicher welche finden, mit denen sich die Leserin identifizieren und von denen sie sich inspirieren lassen kann.


    Porträts und Kolumnen


    Man kann das Buch von der ersten bis zur letzten Seite lesen, wie man das halt so macht: Alle 17 Frauenporträts hintereinander und die dazwischen eingestreuten humorvollen Kolumnen der Autorin, in denen sie kompetent und unterhaltsam Themen aufgreift wie „Zwischen Hexenhaar und Baucheinziehen“, den Auszug der erwachsenen Kinder, das Verwirklichen von Träumen, Veränderungen, Zipperlein und Rentnerbeige und vieles andere mehr. Man liest, schmunzelt und fühlt sich verstanden.


    Man kann aber auch fröhlich kreuz und quer durchs Buch springen und zuerst das lesen, was einen spontan am meisten anspricht. So habe ich angefangen. Ich habe erst einmal geschaut, welche Interviewpartnerinnen ich (zum Beispiel aus dem Netzwerk texttreff) kenne. Da sind schon welche dabei. Und natürlich kenne ich die Politikerin Claudia Roth und die Künstlerin und Autorin Gloria Gray.


    Von Claudia Roth bis Gloria Gray


    Wenn mir vorher jemand erzählt hätte, dass Roth und Gray im selben Buch auftauchen, hätte ich es nicht für möglich gehalten. Aber warum nicht? Über Kunst, politisches Engagement und ihre Vorstellungen von Glück und Zufriedenheit haben beide viel Interessantes zu berichten.


    „Glück ist kein Dauerzustand“, sagt die Kulturwissenschaftlerin Annegret Braun. „Glück ist etwas Besonderes, das nicht immer verfügbar ist. (Seite 18). Ich denke, das ist uns im Lauf unseres Lebens allen bewusst geworden. Niemand, der seine sieben Zwetschgen beieinander hat, strebt nach permanenter Euphorie. Nach Zufriedenheit dagegen schon. Was aber nicht zu verwechseln ist mit Stillstand. Manch eine krempelt mit 50+ noch einmal ihr ganzes Leben um, orientiert sich privat und/oder beruflich neu und verwirklicht lang gehegte Träume. Und das kann man nur, wenn man nicht bequem auf dem Sofa sitzt, sondern aktiv wird und sein Leben selbst in die Hand nimmt.


    Was immer wieder zur Sprache kommt:


    So unterschiedlich die interviewten Frauen, ihre Lebensgeschichten, Erfahrungen und Ziele auch sind, es gibt Punkte, die in vielen Gesprächen auftauchen:

    Ein bisschen Unvernunft tut gut



    Tipps und Anregungen


    Neben den Interviews mit den vielen schlauen Frauen, den interessanten Einblicken in die verschiedenen Biographien und lebensklugen, humorvollen Kolumnen gibt’s eine Menge Tipps für weiterführende Literatur sowie Hinweise auf die Romane der hier vorgestellten Autorinnen (die ich zum Glück schon kannte). Manche Bücher ziehen weitere nach sich. Das hier ist so eines.


    Also: Lassen wir uns durch das Buch anregen, hören wir nicht auf zu träumen und unsere Träume zu realisieren – und sch…, äh, scheren wir uns nicht um unsinnige Verhaltensregeln, die wildfremde Leute für uns aufstellen, die uns rein gar nix zu befehlen haben!


    PS: Bin ich die Einzige, die beim Buchtitel AUF DAS LEBEN an den hebräischen Trinkspruch „L’Chaim“ denken muss, der ebendieses bedeutet? Wer auch noch den Transfer zum gleichnamigen Song aus dem Musical „Anatevka“ mitmacht, ist ein Nerd. 😊


    Die Autorin


    Susanne Ackstaller ist Texterin, Kolumnistin und Bloggerin. Seit 2009 schreibt sie auf ihrem Blog Texterella, der zu den bekanntesten Blogs Deutschlands zählt, über Mode und Lifestyle. Texterella richtet sich insbesondere an Frauen über 50, vor allem aber an Frauen, die ihren Weg voller Freude und Lebenslust gehen – unabhängig von Alter und Kleidergröße.


    Die Fotografin


    Martina Klein ist Fotografin und bloggt unter Still Sparkling über Stil, Reisen, Beauty und Genuss für die Generation ü50. In ihren Bildern fängt sie mit viel Feingefühl die individuelle Persönlichkeit der Portraitierten ein und holt sich dabei besonders gerne Frauen über 40 vor ihre Kamera.


    Die Illustratorin

    Veronika Gruhl ist Illustratorin aus München. Das Zeichnen von Menschen und Mode liegt ihr dabei besonders, sodass sie einen der Schwerpunkte ihrer Arbeit auf die Live-Illustration auf Events gelegt hat.

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    Barbara Laban: Mitternachtskatzen, Band 4, Der Geisterkater von Bakerloo (ab 9 J.), Ravensburg 2023, Ravensburger Verlag, ISBN 978-3-473-40893-1, Hardcover, 377 Seiten, mit s/w Illustrationen von Jérôme Pélissier, Format: 15,3 x 3,4 x 21,5 cm, Buch: EUR 15,99 (D), EUR 16,50 (A), Kindle: EUR 12,99.


    Der schottische Katzenkönig Fergus Finnigan ist ein harter Brocken, genau wie seine Getreuen. Dass die Felidix – die menschlichen Katzenbeschützer – und die Katzen von London ihm in Band 3 die Fähigkeit genommen haben, dunkle Katzenmagie auszuüben, hindert den machtbesessenen Kater nicht daran, nach wie vor über ganz Großbritannien herrschen zu wollen. Die Katzen von England, Irland und Wales sind aber mit ihren eigenen Staatsoberhäuptern ganz zufrieden und überhaupt nicht scharf darauf, von dem grausamen Schottenkönig regiert zu werden.


    Rache an den Felidix


    Clever ist Fergus ja schon! Wenn er es schaffen könnte, den Felidix ihr Talent zu nehmen, mit Katzen zu sprechen, würde ihnen das ihren Lebensinhalt nehmen und sie hart treffen. Gleichzeitig verlören die Katzen dadurch ihre Helfer und Beschützer und Fergus hätte freie Bahn für seine Eroberungspläne.


    Einfach wird das nicht werden. Er braucht jemanden, der an seiner Stelle dunkle Katzenmagie anwendet. Und er muss einen Zauber finden, der sich nicht nur auf Katzen, sondern auch auf Menschen auswirkt. Da kommt ihm der „dunkle Staub von Rocks Cliff“ gerade recht …


    … doch in London ahnt man nix


    Von diesen finsteren Plänen ahnt man im Londoner Felidix-Internat und am Hof der englischen Katzenkönigin Quinn nichts. Dort hat man Finn Ferguson gar nicht mehr so recht auf dem Schirm. Am Hof ist man mit den Vorbereitungen zur Hochzeit der Königin-Schwester Gwendolin mit ihrem geliebten Schottenkater Angus beschäftigt und die Felidix-Schüler bereiten sich auf ihre ersten Prüfungen vor. Derlei Formalitäten hat der unkonventionelle Schulleiter Horatio bislang nie so ernst genommen. Jetzt ist auf einmal der griesgrämige Albert Trotter aus Wales aufgetaucht, der für korrekte Abläufe an den Felidix-Schulen zuständig ist. So eine Art Ein-Mann-Oberschulamt. 😊


    Alle Prüfungskandidaten sind nervös, aber Mitschüler Said, der Kunstexperte, benimmt sich mehr als seltsam.


    Nur der Geisterkater kann helfen


    Der Einzige, der Said helfen könnte, ist angeblich der Geisterkater von Bakerloo. Doch den müssten Nova und ihre Freunde erst einmal finden. Das heißt, wenn es ihn überhaupt gibt.


    Nova macht sich also selbst auf die Suche nach dem Geisterkater – heimlich nachts allein. Dabei erfährt die Schülerin, dass es eine uralte Prophezeiung gibt, nach der sie, Nova Loxley, eines Tages über das Schicksal der Katzen und ihrer Beschützer entscheiden wird. Dieser Augenblick scheint jetzt gekommen zu sein. Aber niemand kann ihr sagen, was genau das zu bedeuten hat und was das für ein Opfer sein soll, das sie dabei bringen muss. Was, um Himmels Willen, soll sie jetzt tun? Wer kann ihr den dringend benötigten Rat geben, wenn sie doch mit niemandem über die Ereignisse sprechen darf?


    Probleme ohne Ende


    Die Schwierigkeiten nehmen kein Ende: Die Vorbereitungen für die königliche Katzenhochzeit – ein Großereignis, wie es die Welt noch nicht gesehen hat – drohen total aus dem Ruder zu laufen und am Tag der Trauung kommt’s zur Katastrophe.


    Kann das alles je wieder in Ordnung kommen? Und wenn Nova jetzt die prophezeite schwere Entscheidung treffen muss: Wird sie das Richtige tun?



    Spannung, Phantasie und Humor


    Zwischen all der Spannung und den dramatischen Ereignissen gibt’s immer wieder Momente des befreienden Humors. Dafür sorgen Nebenfiguren wie der Musiklehrer-Kater Hector, Novas exzentrische Großtante Isabella, diverse Jungkatzen und der schusselige Schulleiter Horatio.


    Die wunderbaren Illustrationen von Jérôme Pélissier, der auch das Cover-Motiv gestaltet hat, werten das aufwändig gestaltete Buch noch zusätzlich auf. Und, wie in jedem Band, gibt es im Anhang ein bebildertes Katzen-Verzeichnis. Die Menschen in der Geschichte muss man sich selbst merken. 😊 Aber so viele sind es ja dieses Mal nicht.


    Ist das jetzt der letzte Band?


    Nach dieser Geschichte frage ich mich, ob das der letzte Band der Reihe ist.

    Es könnte natürlich auch völlig neue Abenteuer geben, was die Fans der Reihe freuen würde. Wie gesagt: In diesem Fantasy-Universum ist fast alles möglich. Wir werden ja sehen ...


    Die Autorin


    Barbara Laban studierte Sinologie und Japanologie in München, London und Taipei. Nach dem Studium arbeitete sie als Übersetzerin, Therapeutin für chinesische Medizin und Studienleiterin in München und Amsterdam. Ihr Kinderbuchdebüt „Im Zeichen des Mondfests“ wurde 2012 mit dem Goldenen Pick ausgezeichnet. Seitdem schreibt sie auf Deutsch und Englisch Bücher für Kinder und Jugendliche. Barbara Laban lebt seit über zehn Jahren mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in London.



    Der Illustrator


    Jérôme Pélissier hatte schon als Absolvent der Kunsthochschule École Estienne in Paris regelmäßig Besuch von Katzen, denn es gilt unter ihnen als große Ehre, von ihm gezeichnet zu werden. Mittlerweile lebt der Illustrator mit seiner Familie in einem der schönsten Dörfer Frankreichs in der Bretagne.

    Das ist ein Kriminalroman mit einem prominenten Science-Fiction-Element. Da ist es eine Gewissensfrage, in welche Rubrik man das Buch hier einsortiert.


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    Jo Callaghan: In the Blink of an Eye. Kriminalroman, OT: In the Blink of an Eye, aus dem Englischen von Sabine Thiele, München 2023, Piper Verlag, ISBN: 978-3-492-06334-0, Klappenbroschur, 440 Seiten, Format: 13,6 x 3,65 x 20,5 cm, Buch: EUR 17,00 (D), EUR 17,40 (A), Kindle: EUR 14,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    „Künftig heißt es künstliche Intelligenz gegen menschliche Erfahrung. Logik gegen Instinkt. Werden sie einen gemeinsamen Nenner finden?“ (Aus dem Klappentext)


    Pilotprojekt: KI-Ermittler bei der Polizei


    Bei der Polizei von Leek Wotton/Warwickshire – wohlweislich nicht in London! – soll testweise eine auf künstlicher Intelligenz basierende Ermittlungseinheit implementiert werden. Den KI-Polizisten dürfen wir uns ungefähr so vorstellen wie den holographischen Doktor, das medizinische Notfallprogramm aus der Fernsehserie STAR TREK: RAUMSCHIFF VOYAGER – allerdings dunkelhäutig wie seine Schöpferin Professor Okonedo. Und mit den sozialen Unzulänglichkeiten des Androiden Data aus STAR TREK: THE NEXT GENERATION.


    Künstliche Intelligenz ist per se nichts Schlechtes. Lock, so der Rufname der KI/des Hologramms, kann in Sekundenschnelle Datenmengen analysieren, für die Menschen Wochen bis Monate bräuchten. Er kann Unmengen von Informationen verarbeiten und Schlüsse daraus ziehen. Und er schert sich nicht um Genehmigungen und Datenschutz, er greift einfach auf alles zurück, was irgendwie verfügbar ist. Das ist praktisch, wenn auch nicht ganz korrekt. Noch schaut niemand so genau hin …


    Zweifelhafte Motive


    Wenn man Lock jetzt noch beibringt, dass man bei Menschen mit kompromissloser Ehrlichkeit nicht weit kommt, könnte das was werden. Ein gemischtes Team aus Menschen und KI wäre eine interessante Option. Nur haben diejenigen, die das Pilotprojekt umsetzen sollen, zum Teil dubiose Motive.

    Das Pilotprojekt steht also von Anfang an unter keinem guten Stern. Aber keine:r der Beteiligten hat eine Wahl, also kommt es zustande. Doch statt eines kompletten Teams, das Kat angefordert hat, bekommt sie lediglich den ehrgeizigen und etwas großspurigen DI Rayan Hassan, der gleich ihre Autorität in Frage stellt und die Professorin anbaggert, sowie die blutjunge DS Debbie Browne, die wegen persönlicher Probleme nicht ganz bei der Sache ist. Darüber hinaus hat sie nur „eine Wissenschaftlerin, die aussah wie eine Studentin, und deren verdammten Computer“ (Seite 25)


    Zwei Cold Cases – ein einziger Fall?


    Einen Cold Case soll das experimentelle Team bearbeiten. Dabei kann es keinen Schaden anrichten. Weil sich die Teilnehmer nicht auf einen Fall einigen können, nehmen sie sich zwei relativ aktuelle Vermisstenfälle vor: Theaterwissenschaftler Will Robinson, 21, weiß, hat an einem Abend vor 6 Monaten die Wohnung verlassen, um in einen Pub zu gehen und ward nie mehr gesehen. Politikstudent Tyrone Walters, 19, dunkelhäutig, verschwand vor fünf Monaten nach einem Treffen mit einer Kommilitonin. Beide junge Männer kamen aus einem intakten Umfeld, hatten große Pläne und keinen Grund, freiwillig unterzutauchen.


    Lock kommt mit irrwitzigen Statistiken daher, schockiert die Mütter der Vermissten mit taktlosen Bemerkungen und erkennt als gemeinsamen Nenner der beiden Fälle defekte Überwachungskameras und einen Krankenwagen. Das Team lacht ihn aus. Na, am Unterschied zwischen Kausalität und Korrelation wird er wohl noch arbeiten müssen!


    Es wird persönlich: Kats Sohn verschwindet


    Kat vertraut auf ihre Intuition und sieht bei Will Robinson und Tyrone Walters Übereinstimmungen im familiären Bereich. Aber niemand nimmt das ernst. Alle denken, sie vermische hier private Erfahrungen mit dem aktuellen Fall. Es kommt zum Eklat und Kat ist raus aus dem Projekt.


    Plötzlich ist ihr Sohn verschwunden!


    Das Ermittlerteam mit seinen inneren und äußeren Konflikten ist klasse. Und wer das intelligente Auto K.I.T.T. in der Fernsehserie KNIGHT RIDER geliebt hat und die nichtmenschlichen STAR-TREK-Helden mochte, wird sich rasch mit Lock anfreunden. Für mich war er von Anfang an eine Person, also ein „Er“, während Kat von ihm hartnäckig als „es“ spricht. Also bitte, wie kann denn ein Hologramm, das aussieht wie Chadwick A. Boseman, ein „Es“ sein?“ 😉


    Logik versus Intuition?


    Kat Frank als Heldin ist ein bisschen sperrig. Sie hält ihre Intuition für das Maß aller Dinge. Das denkt Lock von seiner Logik allerdings auch. Solange sich diese beiden Positionen als unvereinbare Gegensätze gegenüberstehen, ist das Projekt zum Scheitern verurteilt. Lock erweist sich zum Glück als lernfähig, Kat zumindest als selbstkritisch.


    Der Fall selbst ist nicht so rasend originell – man ahnt schnell, worauf es hinausläuft – und ein bisschen viele Wiederholungen gibt’s auch. Die Anzahl möglicher Motive ist vermutlich nicht unendlich, und wer viele Krimis konsumiert hat, hat irgendwann alles schon mal gehört oder gesehen. Dennoch ist der Wettlauf mit der Zeit sehr packend geschildert und der Showdown hochdramatisch. Die Stärke der Geschichte liegt meines Erachtens an der Art, wie die Menschen und die KI interagieren.


    Band 1 einer Serie


    Als Leser:in erkennt man einen klaren Vorteil in der Zusammenarbeit mit Lock. Wenn endlich mal alle aufhören würden, ständig recht haben zu wollen und wirklich kooperieren würden, würde die Polizeiarbeit tatsächlich effizienter werden. Diesen Lernprozess würde ich gerne begleiten und sehen, was dabei herauskommt, wenn Mensch und KI ihre jeweiligen Stärken ausspielen dürfen. Deswegen freut es mich, dass das eine Serie werden soll. Ich bin gerne wieder dabei. In den Folgebänden muss man auch nicht mehr so viel erklären und kann schneller in die Handlung springen.


    Ach ja: Und bei Sabine Thieles Übersetzung hatte ich nie das Gefühl, einen ursprünglich englischen Text zu lesen. So muss das sein!


    Die Autorin


    Jo Callaghan arbeitet hauptberuflich als leitende Unternehmensstrategin und hat die zukünftigen Auswirkungen von künstlicher Intelligenz und Genforschung auf die Arbeitswelt erforscht. Nachdem sie ihren Mann 2019 an Krebs verlor, begann sie an ihrem Kriminalroman-Debüt zu schreiben. Sie lebt mit ihren beiden Kindern in den Midlands und arbeitet derzeit am zweiten Band der Reihe. Folgen Sie Jo Callaghan auf Twitter unter @JoCallaghanKat.

    >>> Sollte jemandem der Buchtitel bekannt vorkommen – selbst mir, die ich mir keine Titel merken kann, hat er sich eingeprägt – : Ja, das Buch gab es 2012 schon mal. Jetzt sind die Rechte wieder an die Autorin zurückgefallen. Sie hat die Geschichte behutsam aktualisiert und den Roman in einer überarbeiteten Fassung erneut auf den Markt gebracht. <<<


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    Heike Abidi: Zimtzuckerherz. Der erste Liebesroman von Bestsellerautorin Heike Abidi. Überarbeitete Neuauflage (ursprünglich erschienen bei Schwarzkopf & Schwarzkopf), Otterbach 2023, Independently published, ISBN 979-8-39701883-8, Softcover, 296 Seiten, Format; 12,7 x 1,93 x 20,32 cm, Buch: EUR 9,99, Kindle: EUR 3,99.


    „Ich weiß, was Sie denken: Lügnerin. Betrügerin. Hochstaplerin! Und Sie haben zweifellos recht: All das bin ich. Aber ich kann nichts dafür! Ich bin da einfach so reingerutscht. Als freiberufliche Journalistin kann man sich die Aufträge nicht unbedingt aussuchen. Vor allem nicht als Berufsanfängerin.“ (Seite 12)


    Dieses Geständnis macht uns gleich zu Beginn die Heldin des Romans, Veronika Kramer, 35, Neu-Single und mit ihrer Freundin Charlotte in einer Bürogemeinschaft arbeitend. Was hat sie denn so Schreckliches getan, dass sie sich uns gegenüber als Hochstaplerin outen muss? Eigentlich hat sie doch nur erfolgreich gearbeitet und sich im Lauf der Jahre unter dem Namen „Vera Kroemer“ den Ruf einer kompetenten Aufräum-Expertin erschrieben. Erst war’s ein Artikel, dann eine Artikelserie, mittlerweile verfasst sie Bücher zu dem Thema.


    Aufräum-Expertin? In der Theorie!


    Außer ihrem allerengsten Umfeld weiß jedoch niemand, dass ihre Sachkenntnis rein theoretischer Natur ist.


    Je erfolgreicher und prominenter „Vera Kroemer“ wird, umso schwieriger und anstrengender wird es für Veronika Kramer, die perfekte Fassade aufrecht zu erhalten.

    Und wenn sie ihre Glaubwürdigkeit als Autorin verliert, ist sie beruflich am Ende.


    Die Schwester heiratet. Kein Problem, oder?


    Nur gut, dass keiner von Veronikas Lesern etwas von den irrwitzigen Vorbereitungen für die Hochzeit ihrer Schwester mitbekommt! Stehenden Fußes würden sie ihr das Vertrauen entziehen! Dabei ist Veronika nicht mal in die Organisation der Feierlichkeiten involviert. Ihre Aufgabe besteht allein darin, sich am Tag X schick angezogen in der Kirche einzufinden und ein Geschenk mitzubringen. Das kann doch nicht so schwierig sein, oder? Oh doch! Für Veronika schon.


    Die Klamottenfrage kriegt sie mit Hilfe ihrer Freundin Charlotte noch geregelt. Doch statt in Saarbrücken bei der Familie landet sie mit Till, einem charmanten vermeintlichen Gastroenterologen, in Paris – ohne Handy und ohne einen Cent in der Tasche. Das ist wieder irgendwie dumm gelaufen. Wenigstens ist dieser Till ein amüsanter und unaufdringlicher Zeitgenosse. Tante Amanda wittert schon eine Romanze, aber erstens hat er eine Partnerin und zweitens eine Glatze. Ach, und wenn sie erst wüsste, wer der Kerl wirklich ist …!


    Glatzkopf, Sportler oder Langweiler?


    Partnermaterial wäre da schon eher der attraktive und sympathische Fotograf Robert Steinbrecher. Wenn er nur nicht so ein Outdoor-Freak wäre und lauter halsbrecherische Hobbys pflegen würde, vor denen es Veronika von Herzen graust. Fabian Engel, der Geschäftsmann, der ihr Handy gefunden hat, wäre vielleicht auch eine Option. Er sieht aus wie Orlando Bloom, ist ein vollendeter Gentleman, aber leider auch ein entsetzlicher Schwätzer und Langweiler. Irgendwas ist halt immer.


    Doch Partnersuche und angesäuerte Verwandte haben jetzt erst einmal Pause. Veronika hat in ihrer Schusseligkeit die Deadline für ihr neues Buch verpennt und muss nun ein wahnsinniges Arbeitstempo vorlegen. Sie geht in Schreibklausur und bekommt dadurch einige Entwicklungen in ihrem Umfeld nicht mit. Was Freundin Charlotte ihr nun mitzuteilen hat, haut sie deshalb komplett aus den Latschen.


    TV-Talk mit Folgen


    Doch das Schlimmste steht ihr noch bevor, hat sie sich doch zur Teilnahme an einer Expertendiskussion im Fernsehen breitschlagen lassen. Gar keine gute Idee für jemanden, der ganz groß darin ist, sich um Kopf und Kragen zu quasseln …


    Vom Prolog an macht die Protagonistin uns Leserinnen zu Komplizinnen. Sie spricht nämlich mit uns: Oh. Hallo Sie da! Was für eine nette Überraschung! Sie lesen wohl gerne? Das trifft sich gut, denn ich schreibe. Allerdings nichts Spannendes – nur Ratgeberbücher. Zum Thema Ordnung im Büro. Nicht so Ihr Ding? Offen gestanden – meins eigentlich auch nicht.“ (Vorwort) Und schon hat sie die Leserin am Händchen gepackt und mitten in die Geschichte gezogen.


    Veronika macht uns zu Komplizinnen


    Fortan steht man wie ein unsichtbarer Begleiter neben Veronika und wird immer wieder persönlich angesprochen. „Würden Sie jetzt noch meine Bücher lesen? (...) Sehen Sie. Ich nämlich auch nicht.“ (Seite 6). Man ertappt sich dabei, ihr tatsächlich antworten zu wollen, wenn sie nach einem merkwürdig verlaufenden Gespräch verwirrt fragt: Hat er vorhin schon erzählt, in welchem Bereich er tätig ist und habe ich es bloß überhört? Erinnern Sie sich etwa daran?“ (Seite 116)


    Humorvoll und sympathisch ist sie, die kaffeesüchtige Veronika mit ihrer Vorliebe für Kalorienbomben aller Art. Da ist man auch kein bisschen neidisch, dass sie rank und schlank bleibt und die permanenten Schlemmereien überhaupt nicht bei ihr anschlagen.


    Zeit, erwachsen zu werden


    Was Veronika definitiv nicht ist: erwachsen. Das sieht ihre unkonventionelle und lebenslustige Tante Amanda ganz richtig. Und mit 35 wird’s langsam Zeit, dass man Alltag, Arbeit und das Liebesleben so auf die Reihe kriegt, dass nicht ständig irgendwelche Mitmenschen Babysitter, Coach und Lebensretter spielen müssen. Das sieht unsere Heldin zwar ein, aber wie sie das bewerkstelligen soll, ist ihr ein Rätsel.


    Veronika möchte sich keinen neuen Herausforderungen stellen, weder mit noch ohne Hilfe. „Warum kann ich auf der großen Tastatur des Lebens nicht einfach Strg + Z drücken? Auf einen Schlag alles ungeschehen machen und dann sofort abspeichern – dass es auch für immer so bleibt?“ (Seite 216/217) Schöne Idee, Veronika! Aber so funktioniert das leider nicht. Für deine Probleme wirst du schon andere Lösungen finden müssen ...


    Eine Frau – zu viele verschiedene Rollen


    Dass man sich in verschiedenen Rollen – als Schwester, Freundin, Geschäftsfrau etc. – immer etwas anders verhält, ist normal. Das tun wir alle. Bei Veronika sind diese Unterschiede nur besonders groß, besonders widersprüchlich – und besonders augenfällig: Für jede ihrer Rollen gibt es eine eigene Variante ihres Vornamens. Die Tante sagt Vroni zu ihr, die Schwester nennt sie Nicky, für die Freundin ist sie Vero, als Autorin heißt sie Vera und der Schwager ruft sie Nic.


    Das hat fast schon was von Multipler Persönlichkeit! Nur, dass sich Veronika durchaus bewusst ist, was ihre einzelnen „Segmente“ so treiben. Es will sich nur nicht zu einem harmonischen Ganzen fügen. Was aber all diesen Teil-Persönlichkeiten gemeinsam ist, ist das Talent, aus allen Lebenslagen das Beste zu machen.


    Es besteht also noch Hoffnung für unsere chaotische Ordnungs-Expertin. Aber das haben wir uns schon gedacht, nicht wahr? Schließlich handelt es sich hier um einen heiteren Liebesroman, und da enden die Geschichten nun mal nicht tragisch. Diese Literaturgattung will uns weder belehren noch verstören sondern uns „nur“ gut unterhalten. Und das schafft ZIMTZUCKERHERZ mit links!


    Ach ja, falls sich jemand fragen sollte, was in der Neuauflage jetzt anders ist als in der von 2012: Hauptsächlich die Verweise auf Technik, Popkultur und Zeitgeschehen.


    Die Autorin


    Heike Abidi, Jahrgang 1965, ist studierte Sprachwissenschaftlerin. Sie lebt mit ihrer Familie in der Pfalz bei Kaiserslautern, wo sie als freiberufliche Werbetexterin und Autorin arbeitet. Heike Abidi schreibt vor allem Unterhaltungsromane, Kinder- und Jugendbücher sowie unterhaltende Sachbücher - Letzteres auch zusammen mit Lucinde Hutzenlaub und Ursi Breidenbach. Mehr Infos über die Autorin: www.AbidiBooks.de

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    Angelika Godau: … und was wird jetzt aus mir??? – Ein psychologischer Roman. Zweibrücken 2023, Independently published, ISBN 979-8-39460224-5, Softcover, 187 Seiten, Format: 12,7 x 1,12 x 20,32 cm, Buch: EUR 9,99, Kindle: EUR 4,99.


    „Das vorliegende Buch ist nach einer wahren Geschichte geschrieben. Trotzdem ist es ein Roman, nicht alles hat sich zu 100 % so zugetragen.“ (Seite 5)


    Geraume Zeit bin ich um das Buch herumgeschlichen und habe es nicht zu lesen gewagt, weil ich ahnte, dass mich das Thema stark berühren würde. Es hat mich dann auch bis in meine Träume verfolgt.


    Verflixt starker Tobak


    Theoretisch weiß ich ungefähr, wie sich eine narzisstische Persönlichkeitsstörung äußert, aber wenn eine erfahrene Psychologin einen Roman über einen solchen Fall schreibt, in dem wehrlose Kinder die Leidtragenden sind, fühlt sich das an, als sei man selbst in dieser toxischen Familie gefangen.


    Lena Martin ist acht Jahre alt, als ihr geliebter Vater die Familie verlässt. Ihre Mutter gibt ihr die Schuld daran und behauptet, weil sie immer so an ihrem Vater gehangen hätte, sei er gegangen. Das sei ihm alles zu viel geworden. Lenas ältere Schwester Kathrin lässt sich von Mutters Bullsh*t nicht beeindrucken. Ihr ist klar: Der Vater hat das manipulative Verhalten, die fortwährende moralische Erpressung und die Wutanfälle seiner eifersüchtigen Frau nicht mehr ertragen. Nach einem lautstarken Streit hat er das Haus verlassen und nie wieder zurückgeblickt.


    Lebensfreude wird sofort bestraft


    Jetzt, nachdem ihr Partner nicht mehr zur Verfügung steht, quält die Mutter die Kinder. Sie selbst muss stets im Mittelpunkt stehen, alles andere geht gar nicht. Sobald ihre Töchter etwas für sich selbst tun wollen, etwas, das ihnen Spaß macht, oder – Gott bewahre! – sich sogar mit Freunden treffen möchten, inszeniert die Mutter auf hochdramatische Weise entweder einen Herzinfarkt oder einen Selbstmordversuch. Alles „fake“, selbstverständlich. Bei den Rettungssanitätern und Krankenhäusern in der Umgebung kennt man sie schon.


    Kathrin juckt das Theater wenig. Als sie 18 ist, zieht sie aus und bricht den Kontakt zur Mutter ab. Die darf nie erfahren, dass sie heimlich mit ihrer kleinen Schwester Lena in Verbindung bleibt.


    Dass es nicht allgemein üblich ist, dauernd einen Eiertanz um die Launen und Befindlichkeiten der eigenen Mutter aufführen zu müssen, wird Lena erst klar, als sie öfter mal bei einer Schulfreundin zu Gast ist. Dort ist das Familienleben kein permanenter Terror, dort herrscht ein liebevolles Miteinander und die Mutter kocht sogar für Mann und Kinder!


    Lena wagt nicht, die Mutter zu verlassen



    Nicht einmal als erwachsene Frau kommt Lena aus ihren familiären Verstrickungen heraus. Jeder ihrer Versuche, sich ein Stückchen eigenes Leben zu erobern, hat umgehend einen gespielten Suizidversuch der Mutter zur Folge. So abgebrüht wie ihre große Schwester oder ein befreundeter Kollege ist Lena leider nicht.


    Tochter todkrank, Mutter beleidigt


    Lena ist in ihren Zwanzigern, als sie unheilbar an Krebs erkrankt. Ihre Mutter empfindet das als persönliche Beleidigung. Wie kann ihre Tochter es wagen, ihr mit ihren „Wehwehchen“ die Schau als ewig leidende Märtyrerin zu stehlen?


    Immer wieder hat Lena eine Psychotherapie angefangen und wieder abgebrochen. Jetzt, als sie ahnt, dass sie wohl nicht mehr gesund werden wird, will sie nur noch eines wissen: Warum ihr Vater nie den Versuch gemacht hat, nach der Trennung Kontakt mit seinen Töchtern aufzunehmen.


    Vom Vater im Stich gelassen. Warum?


    Die Schwestern haben natürlich versucht, ihren Vater zu finden, aber bevor alle Welt Internet hatte, war das schwierig, und dann hat sich seine Spur irgendwann verloren. Wenn sie sich nur daran erinnern könnten, was genau an dem Tag vorgefallen ist, als er die Familie verlassen hat! Sie wissen nicht einmal mehr, worum es in dem großen Streit der Eltern ging.


    Die Hypnotherapeutin Petra German schlägt eine Hypnose vor. Was dabei ans Tageslicht kommt, ist der Hammer! Aber bei dieser Familie sollte man sich eigentlich über gar nichts mehr wundern.



    Warum hat niemand Lena geholfen?


    Und warum, in drei Teufels Namen, hat niemand die kleine Lena aus dieser Familienhölle herausgeholt? Viele haben gewusst, wie es bei ihr daheim zugeht, aber passiert ist nichts.


    Unfassbar erschütternd und bewegend


    Ich fand diese Geschichte unfassbar erschütternd und bewegend. Als Unterhaltungslektüre würde ich diesen Roman aber nicht bezeichnen. Für mich zumindest bedeutet das reale Leid hilfloser Menschen keine Zerstreuung. Ich habe das Buch als romanhaft aufbereitetes Fallbeispiel gelesen und sehe jetzt noch etwas klarer, woran man narzisstisches Verhalten erkennen kann.


    Die tragische Heldin der Geschichte hat auch noch eine konkrete Botschaft für uns Leser:innen. In ihrem Tagebuch schreibt sie:


    „Verharrt nicht in toxischen Beziehungen, sie machen euch krank. Dabei ist es völlig egal, ob diese Beziehung zu einem Mann, einer Frau oder zu den eigenen Eltern besteht. Es wird sich nichts ändern, solange ihr nichts ändert.“ (Seite 186)


    Die Autorin


    Angelika Godau, geboren in Oberbayern, hat in verschiedenen Regionen Deutschlands gelebt und fast 10 Jahre lang in der Türkei. Sie hat als Journalistin gearbeitet, Psychologie studiert und in Mannheim eine eigene Praxis betrieben. Heute lebt sie mit ihrem Mann, zwei Hunden und einer Katze in Zweibrücken, schreibt Bücher und engagiert sich im Tierschutz.

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    Viola Eigenbrodt: Das phantastische Antiquariat, Leonberg 2023, Independently published, ISBN 979-8-85018591-6, Softcover, 245 Seiten, Format: 12,7 x 1,57 x 20,32 cm, Buch: EUR 14,98, Kindle: EUR 3,99.


    >>> Vorab, damit alle gleich wissen, was sie hier erwartet: DAS PHANTASTISCHE ANTIQUARIAT ist eine Kurzgeschichtensammlung. Die Geschichten hängen zum Teil zusammen und haben einen unterschiedlich starken Bezug zur Hauptfigur der Rahmenhandlung. <<<


    Darum geht’s: Seit 40 Jahren schon betreibt Christine Hoffmann in der Heidelberger Altstadt ihr Antiquariat. Inzwischen ist sie über siebzig und weiß, dass sie sich Gedanken darüber machen sollte, wie’s mit dem Geschäft weitergeht, wenn ihr die Arbeit mal zu viel wird. Doch noch ist sie fit, liebt ihre Tätigkeit und sieht keinen Grund zum Aufhören.


    Seit zehn Jahren ist sie verwitwet. Kinder hat sie keine, aber eine enge Bindung an ihre Verwandtschaft in Berlin, vor allem an ihre beiden Nichten.


    Wenn Christine eine neue Bücherlieferung bekommt – und manchmal stellen ihr Leute einfach Kisten mit Büchern vor die Tür – sieht sie jeden einzelnen Band gewissenhaft durch und prüft erst einmal, ob er vom Inhalt und vom Zustand her für den Verkauf geeignet ist. Immer wieder findet sie in den Büchern vergessene Lesezeichen: Briefe, Eintrittskarten, persönliche Notizen und auch schon mal ein abgelöstes Flaschenetikett.


    Lesezeichen inspirieren zu Geschichten


    Diese Fundstücke regen Christines Phantasie an und so entstehen die Kurzgeschichten in diesem Band. Sie ranken sich überwiegend um diese Lesezeichen. Manchmal reicht aber auch ein Stichwort und ein Abenteuer voller Magie und Überraschungen nimmt Gestalt an.


    Erst habe ich gedacht, Christine denkt sich die Geschichten aktiv aus. Aber nachdem sie verschiedene Personen aus ihren Tagträumen im Internet sucht und auch findet, muss es diese Ereignisse tatsächlich gegeben haben. Das Leben hat die Geschichten also schon geschrieben. Sie finden jetzt nur auf wundersame Weise den Weg in Christines Kopf. So wie diese hier:


    Das Etikett einer Flasche Himbeergeist führt Christine – und uns Leser:innen – in die 1970er-Jahre zum Münchner Feinkosthändler Peter Schaller und seiner mondänen Frau Irina. Die beiden wünschen sich ein Kind, aber es will einfach nicht klappen. Im Italienurlaub treffen sie auf einen Landwirt, der seinen Himbeeren diesbezüglich wahre Wunder zuschreibt. Und auch das Madonnenbildnis im Dom von Urbino, für das angeblich eine seiner Vorfahrinnen Modell gestanden hat, soll helfen. Irina ist skeptisch. Aber eine Handvoll Himbeeren und ein Gebet können ja nicht schaden ….


    Der Familie von Peter und Irina Schaller werden wir im Buch noch öfter begegnen – auch ihren Vorfahren. Der Weg führt uns quer durch Europa und durch die Jahrhunderte. Dabei kommen wir dem Geheimnis eines uralten Familien-Erbstücks auf die Spur. Zumindest teilweise …


    Zufall, Schicksal oder Magie?


    Ein Brief als Lesezeichen führt uns in die USA, an die Howard University in Washington.

    Der Engel aus Berlin


    Bei ihrem Verwandtenbesuch lernt Antiquarin Christine einen faszinierenden Mann kennen, der ähnliche Interessen hat wie sie: den Antiquitätenhändler Bernd Engel. Er gibt ihr seine Visitenkarte, sie selbst hält sich bedeckt. Denn auch, wenn sie ständig an ihn denken muss: Sie hatte ihre große Liebe. Und sich auf jemanden Neues einzulassen, würde sich wie Verrat an ihrem verstorbenen Mann anfühlen. Ihre Nichten verstehen das nicht, aber die Tante ist eine kluge, erwachsene Frau und trifft ihre eigenen Entscheidungen.


    Geschichten von Liebe, Freundschaft und Familie


    Wegen einer Skizze und ein paar Randnotizen in einem Buch über die Stadt Schwetzingen treffen wir auf den jungen Claudio, der alles tut, um sich von seiner musikalisch-akademischen Familie zu distanzieren.


    Sehr schräg ist die Geschichte vom Erdbeerfeld,


    Nicht alles hat unmittelbar mit Christines Lebenssituation zu tun.


    Die Story vom Dating-Flop: eine Warnung?


    Nichte Bernadette erzählt ihrer Tante Christine vom haarsträubenden Dating-Flop einer Bekannten. Das wird doch nicht als Warnung gedacht sein, oder? Denn natürlich hat sich die Berliner Sippe inzwischen schlau gemacht, was den Antiquitätenhändler Bernd Engel angeht, mit dem die Tante in Kontakt steht. Auch über seine Familie gibt’s hochinteressante Geschichten zu erzählen …


    Die Rahmenhandlung habe ich gespannt verfolgt, denn schließlich könnte dadurch Christine Hoffmanns komplettes Leben auf den Kopf gestellt werden. Wie entwickelt sich das? Wie wird sie sich entscheiden? Und haben wir Leser:innen dabei ein gutes Gefühl?


    Die Kurzgeschichten, die sich aus Christines Beschäftigung mit den vergessenen Lesezeichen ergeben, bilden eine abwechslungsreiche Mischung: es gibt realistisch-bodenständige Beiträge genauso wie solche mit magisch-phantastischen Elementen. Manche sind lustig und skurril, andere ernst und dramatisch. Einige haben einen erkennbaren Bezug zur Rahmenhandlung, andere sind einfach erzählenswerte Zufallsfunde.


    Sollte man als Leser:in hier neben seinen absoluten Lieblingsgeschichten auch eine finden, die einem spontan etwas weniger liegt: Das liegt in der Natur eines „gemixten“ Angebots. Das ist bei einer unterhaltsamen Kurzgeschichtensammlung genau wie bei einer leckeren Keks- oder Pralinenmischung. 😉


    Manche Figur geht einem nicht mehr aus dem Kopf


    Manch eine Person bleibt einem hartnäckig im Gedächtnis. Ob Angela mit dem Bruch in ihrem Leben glücklich geworden ist? War das der richtige Weg für sie? Wohin ist eigentlich Fred D. verschwunden? War er überhaupt real? – Die Jet-Set-Frau Dorothea tat mir in der Seele leid. Geld allein macht wohl wirklich nicht glücklich. Und das Paar in der fünften Geschichte kann ein Geheimnis einfach so ignorieren und sein Leben leben? Auf Dauer? Cool! Das ist wahrscheinlich das Beste, was die zwei in ihrer Situation tun können, aber ich brächte das nicht fertig.


    Ja, und wenn man als Leser:in anfängt, über die Figuren in einem Buch so nachzudenken als seien es reale Menschen, dann ist es der Autorin gelungen, sie zum „Leben“ zu erwecken.


    Die Autorin


    Viola Eigenbrodt ist eigentlich Archäologin, aber seit vielen Jahren als Journalistin, Dozentin für Kreatives Schreiben und Schriftstellerin tätig. Mit ihrer Familie hat sie einige Jahre in Meran gelebt und gearbeitet. Seit 2012 ist sie wieder in Deutschland und wohnt jetzt mit ihrem Mann in der Nähe von Stuttgart.

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    Ellie Brauer: Kein Urlaub ohne Mord: Olivia Pfeffer ermittelt, München 2023, Piper Verlag GmbH, ISBN 978-3-492-50689-2, Softcover, 348 Seiten, Format: 11,8 x 3,1 x 18,4 cm, Buch: EUR 18,00, Kindle: EUR 4,99.


    „[…] Ein bisschen Action und fanatische Verehrer: meinetwegen. Aber ein Kind wurde entführt, ein Bademeister ermordet und ein offensichtlich Krimineller redet von […] brennenden Booten.“
    “Du hast ja recht. Als ich gebucht hatte, hatte ich mir eher sanfte Olivenhaine, bananenpflückende Volontäre und lange Strandspaziergänge vorgestellt.“
    (Seite 102)


    Eigentlich sollte Kriminalkommissarin Olivia Pfeffer, 36, jetzt mit ihrem Lebensgefährten Paul Urlaub in Mexiko machen. Aber der hat eine neue Freundin und Olivia ihr ganzes Leben umgekrempelt. Statt beim LKA Stuttgart arbeitet sie nun bei der Mordkommission München – und ihren Urlaub verbringt sie in Israel. Ihr Hebräisch ist zwar ein bisschen eingerostet, aber es wird reichen müssen.


    Na, klasse! Ferienwohnung doppelt belegt!


    Drei Wochen im Kibbuz Sa’ar im Norden des Landes liegen vor ihr. Doch als sie dort ankommt, hat Uri, ihr verpeilter Vermieter, die Ferienwohnung bereits an einen anderen Deutschen vergeben: an Leo Pipenbrock, der seinen Posten beim Verfassungsschutz gekündigt hat und nach Israel gezogen ist, weil seine Ex-Frau und seine Tochter hier leben. Jetzt arbeitet er als Koch in einer Strandbar. Eine dauerhafte Bleibe hat er noch nicht gefunden.


    Ja, und nun? Weil sie auf die Schnelle keine bessere Lösung finden, beschließen Leo und Olivia, sich die Ferienwohnung erst einmal zu teilen.


    Ein Dreijähriger wird vermisst


    Leos Strandbar wird Olivias Stammlokal. Hier hört sie jede Menge Klatsch, der sie gar nicht interessiert. :D Sie hat Urlaub und will sich nicht mit den Problemen anderer Leute belasten. Doch einmal Ermittler:in, immer Ermittler:in! Als ein dreijähriger Junge aus der Strandbar verschwindet, ist das für Olivia und Leo DAS Thema! Sie haben auch schon eine Theorie. Sie haben nämlich Avner Greenberg, den Vater des vermissten Kindes, telefonieren gehört. Weil er davon ausgegangen war, dass die beiden Deutschen nicht (genügend) Hebräisch verstehen, hat er in ihrer Gegenwart ganz ungeniert gesprochen.

    Mord am Strand


    Kommissar Avi Mendel ist nicht begeistert davon, dass sich zwei ausländische Ermittler in die Sache reinhängen. Er steht kurz vor der Rente und kann jetzt keine Komplikationen mehr gebrauchen.


    Es gibt eine herrliche Szene, in der Leo und Olivia verblüfft feststellen, wie viele Informationen der israelische Kommissar bereits über sie hat – und wie schnell und unkompliziert er da drangekommen ist. Ich denke ja manchmal, die wissen mehr als Gott. :D


    Bei den Ermittlungen rückt unter anderem eine deutsche Touristin in den Fokus des Interesses. Aber weil sich hier alle Welt duzt, kennt niemand ihren Nachnamen. Selbst der Vorname, unter dem sie hier bekannt ist, könnte lediglich eine Abkürzung sein. Ohne Anhaltspunkte kann selbst die israelische Polizei sie nicht finden.


    Zeugin verzweifelt gesucht


    Olivia und Leo aktivieren ihre Kontakte in Deutschland. Vielleicht kriegen die was raus. Dabei erfährt die Kommissarin, dass es ihre Kollegen in München auch gerade mit einem vermissten Kleinkind zu tun haben.


    Sagt mal, beschäftigt die Polizei echt solche blitzdummen Urscheln wie diese Beatrice Pfannenschwarz? Die hat ja keinerlei Bezug zur Realität und einen nervtötenden Prominenten-Fimmel. Aber selbst die abseitigsten Interessensgebiete können sich manchmal als nützlich erweisen …


    Wie alles zusammenhängt, was sich die Tatperson von ihren Aktionen versprochen hat und wie gerissen sie vorgegangen ist, das versteht man erst ganz zum Schluss. Was dieser Mensch getan hat, ist ebenso verrückt wie clever. Man kann die Taten natürlich nicht gutheißen, aber man kann nachvollziehen, wie es so weit kam.


    Cosy-Krimi mit Urlaubs-Feeling – vor dem 7.10.23 geschrieben


    Wenn man hört, dass eine Geschichte in Israel spielt, denkt man gleich an schwere Kost: an gefährliche Krisen, Militär und viel Politik. Aber das Buch wurde vor dem Anschlag am 7. Oktober geschrieben, deswegen ist das hier kein Thema.


    Gibt das eine Serie?


    Verstehe ich das richtig? Olivia Pfeffer geht in Serie? Ich hätte nichts dagegen! Die Frau ist so herrlich normal. Ob’s dann ein Wiedersehen gibt mit Avi Mendel, Ronit, den Bademeistern und den Leuten vom Kibbuz? Vielleicht kann man ja Zachi irgendwie mit Beatrice verkuppeln, dann wären zwei Nervbratzen aufgeräumt. Oder ermittelt Olivia im nächsten Band daheim in München? Israel als Handlungsort wäre mir zwar lieber, aber ich lasse mich überraschen.


    Die Autorin


    Ellie Brauer, geboren in Stuttgart, ist freischaffende Werbetexterin und Autorin. Wenn sie nicht gerade Webseiten konzipiert oder PR-Texte für ihre Kunden verfasst, geht sie auf Reisen und schreibt. Bevorzugt in ihrem Lieblingsland Israel, wo sie sich am Strand neue Fälle für ihre Krimireihe um die urlaubsreife Ermittlerin Olivia Pfeffer ausdenkt. Ellie Brauer lebt mit ihrem Lebenspartner in der Nähe von Stuttgart.


    PS: Ich gehe schon davon aus, dass es Regeln gibt, nach denen man Begriffe aus dem Hebräischen ins Deutsche transkribiert. Die kenne ich aber nicht. Ich mach‘ das nach Gehör oder schreibe es so, wie ich es mal in irgendwelchen deutschen oder englischen Texten gelesen habe.

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    Ben Aaronovitch: Die schlafenden Geister des Lake Superior. Eine Kimberley-Reynolds-Story, OT: Winter’s Gift, aus dem Englischen von Christine Blum, München 2023, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN: 978-3-423-21877-1, Softcover, 238 Seiten, Format: 12,2 x 1,99 x 19,1 cm, Buch: EUR 11,95 (D), EUR 12,30, Kindle; EUR 9,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    Das ist kein Peter-Grant-Band!


    Nein, das hier ist kein „Peter-Grant“-Roman! Es ist ein Spin-off der Reihe wie auch schon DER OKTOBERMANN und DIE FÜCHSE VON HAMPSTEAD HEATH. Der Band spielt im selben Urban-Fantasy-Universum wie die Hauptreihe um Peter Grant und Thomas Nightingale. Die werden aber nur gelegentlich erwähnt.


    Hauptfigur ist Kimberley “Kim“ Reynolds vom FBI, die in einem der Peter-Grant-Romane schon mal eine Nebenrolle hatte. Sie kennt sich aus mit magischen Angelegenheiten, auch wenn sie „nur“ gelernt hat, die entsprechenden Anzeichen wahrzunehmen, aber selbst keine praktizierende Magierin ist.


    Hier erzählt FBI-Agentin Reynolds


    In diesem „Sonderband“ herrscht ein etwas anderer Ton als in den übrigen Bänden. Selbst Grants deutscher Kollege Tobi Winter (der Ich-Erzähler in DER OKTOBERMANN) hat sich für mich exakt so angehört wie Grant selbst. Da musste ich mir beim Lesen immer wieder in Erinnerung rufen, dass hier ein anderer Protagonist zugange ist. Kimberley Reynolds erzählt anders. Kein Wunder: Sie ist eine Frau, sie ist US-Amerikanerin und sie stammt aus einer tiefgläubigen christlichen Familie. Sie hat keine magischen Fähigkeiten und ist ein bisschen spröde.



    Unerklärliche Ereignisse in Wisconsin


    Darum geht’s: Kimberley Reynolds macht beim FBI in Washington das, was Peter Grant in London bei Scotland Yard tut: Sie kümmert sich um Fälle mit „ungewöhnlichen Charakteristika“- also um alles, was nicht mit rechten Dingen zugeht. Genau deshalb landet die Nachricht des pensionierten FBI-Agenten Patrick Henderson auf ihrem Schreibtisch. Er benutzt einen vor Jahrzehnten gebräuchlichen Code für „unerklärliche Ereignisse“ und bittet dringend um Hilfe.


    Kimberleys Chef schickt sie daraufhin allein zu Henderson ins winterliche und ar***kalte Städtchen Eloise in Wisconsin. Doch als sie dort ankommt, ist es schon zu spät. Henderson ist verschwunden … aus seinem Haus entführt von jemandem oder etwas definitiv Nichtmenschlichen. Ob er das überlebt hat, ist fraglich.


    Auch sonst ist hier der Teufel los. Es toben gewaltige Eistornados, die solide Gebäude in die Luft pusten als wären sie aus Papier. Das ist nicht normal, findet der attraktive Meteorologe William Boyd, ein Einheimischer vom Stamm der Ojibwe. Auch nicht normal ist das Getier, das nachts um die Häuser schleicht. Hunde? Hirsche? Irgendwie nichts von beidem. Dafür hat’s zu viele Köpfe und zu viele Beine. Woher kommt dieses übernatürliche Viehzeug und hinter wem oder was ist es her?


    Eine Expedition ist verschwunden – vor 180 Jahren


    Bibliothekarin Sadie Clarkson, eine Freundin des vermissten Ex-FBI-Manns Henderson glaubt, dass das alles mit dem Tagebuch eines glücklosen Expeditionsleiters zusammenhängt, der 1843 auf mysteriöse Weise einen Großteil seiner Teilnehmer verloren hat. Das Buch gehört zum Bestand der Bibliothek und Henderson hat es mit großem Interesse gelesen.


    Was aus den Expeditionsteilnehmern damals geworden ist, verrät das Tagebuch nicht. Der Verfasser war auch unter denen, die verschwunden sind. Doch wenn man seinen Aufzeichnungen Glauben schenkt, war die Expedition hinter einer „Abscheulichkeit“ her, irgendwas bösem Magischen,


    Die Monster sind los


    Ja, aber warum lassen jetzt die Geister auf einmal die Sau raus, nachdem sie 180 Jahre lang Ruhe gegeben haben?


    Jagd auf magische Artefakte


    Dann wird in Ada Coles Hotel eingebrochen, ein neugieriger Hotelgast verschwindet auf ungeklärte Weise und ein magisches Artefakt taucht auf. Das hätten sie vielleicht dort liegen lassen sollen, wo’s lag, denn als Adas Enkelin es aufhebt und mitnimmt, ruft das wieder die tierischen Monster auf den Plan, die dieses Ding zu suchen scheinen. Oder sind sie hinter was ganz anderem her? Der Ethnograf Scott Walker weiß offensichtlich mehr über die Angelegenheit, als er zugibt.


    Und mit dem ganzen Schlamassel soll FBI-Frau Kim Reynolds ganz alleine fertigwerden? Die Kleinstadtpolizisten sind nur bedingt eine Hilfe und auch der Meteorologe kann sich nur bemühen, ist aber kein Fachmann für Ungeheuer dieser Größenordnung. Jetzt wär’s schon nicht schlecht, wenn Kim ihre britischen Kollegen Peter Grant und Thomas Nightingale an ihrer Seite hätte. Oder wenn’s hier wenigstens nicht so krachkalt wäre und das Wetter nicht so verrückt spielen würde!


    Jetzt kann nur noch ein Wunder helfen


    Irgendwann haben es die Monster geschafft: Es gibt jede Menge Sachschaden, die Einwohner von Eloise sind panisch auf der Flucht, kein Mensch weiß, was hier eigentlich gespielt wird, und Kim Reynolds und ihr Meteorologe sitzen bei Nacht und Eiseskälte in der Wildnis fest. Jetzt kann eigentlich nur noch ein Wunder helfen. Oder so etwas in der Art …


    Auch wenn die spröde Heldin nicht so ganz mein Ding ist, habe ich diesen Band mit Vergnügen gelesen. Die kleinen Bosheiten kommen eben nicht von ihr, sondern von anderen. Und weil es ein Kurzroman ist, gibt es auch nicht, wie in der Hauptreihe, siebenunddrölfzig Nebenhandlungen mit gefühlten hundert Figuren, die sich kein Mensch merken kann. Es gibt einen Haupthandlungsstrang mit ein paar erklärenden Exkursen und basta. Das ist auch mal fein! Ich hatte hier das seltene Gefühl, bei einem Aaronovitch-Buch der Handlung wirklich folgen zu können. Sonst denke ich immer nur: ‚Lass es krachen, Ben!`


    Ich hätte noch gern weitergelesen


    Der Kurzroman war mir fast ein bisschen zu schnell zu Ende. Gerade verarbeitet man noch, was hier passiert ist, und ehe man nach dem Warum fragen kann, ist Schluss. Aber gut, vielleicht gibt’s in der magischen Welt nicht immer eine Begründung, die wir Menschen verstehen würden.


    Jetzt würde es mich freuen, wenn in einem der kommenden Peter-Grant-Bände mal kurz Bezug auf diese Geschichte genommen würde. Ich wüsste nämlich zu gern, ob das alles so läuft, wie der Genius loci des Lake Superior sich das vorgestellt hat.


    Der Autor


    Ben Aaronovitch wuchs in einer politisch engagierten, diskussionsfreudigen Familie in Nordlondon auf. Er hat Drehbücher für viele TV-Serien, darunter ›Doctor Who‹, geschrieben und als Buchhändler gearbeitet. Inzwischen widmet er sich ganz dem Schreiben. Er lebt nach wie vor in London. Seine Fantasy-Reihe um den Londoner Polizisten Peter Grant mit übersinnlichen Kräften eroberte die internationalen Bestsellerlisten im Sturm.

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    Heike Wolpert: Katzenrausch und Katertausch. Kriminalroman, Meßkirch 2023, Gmeiner-Verlag, ISBN: 978-3 8392-0487-0, Softcover, 313 Seiten, Format: 12,3 x 3,3 x 20,1 cm, Buch: EUR 14,00 (D) EUR 14,40 (A), Kindle: EUR 10,99.


    „Er ist von den Toten auferstanden“, meinte [Clooney] mit unheilschwangerer Stimme.
    „Ein Zombie!“ Gismo war hin- und hergerissen zwischen Grusel und Faszination.
    (Seite 296)


    Ein Zauberkünstler ist in der Stadt!


    Eine „Adventsgeschichte“ der besonderen Art: Wer’s nicht so mit der Besinnlichkeit hat, aber eine packende und humorvolle Geschichte lesen möchte, die mit Festvorbereitungen, Plätzchenbacken und Weihnachtsmarktbesuchen ein bisschen saisonale Stimmung verbreitet, der bekommt mit diesem Krimi die richtige Lektüre. Funktioniert aber auch bestens zu jeder anderen Jahreszeit!


    Hannover, Ende 2022: Der berühmte Zauberkünstler Hans Brandstetter ist in der Stadt! Seine Fans stehen Kopf. Weil er aus der Gegend stammt, hat er hier besonders viele Anhänger. Wir Leser:innen, die wir ein bisschen hinter die Kulissen blicken dürfen, wundern uns, dass er überhaupt Freunde hat. Auf der Bühne mag er ein Ass sein, privat wäre „Aas“ treffender. Es ist wirklich nicht schön, wie er mit seiner Frau und seinen Mitarbeiter:innen umspringt!


    Mit der Liebe zu seinem vierbeinigen Assistenten, dem schwarzen Kater Panteras, ist es auch nicht so weit her, wie er immer tut:


    Tödlicher Empfang


    Für eine junge Frau endet ihre Begegnung mit dem Magier im Hotel an der Messe auf jeden Fall tragisch. Sie stürzt aus dem dritten Stock vom Balkon und ist auf der Stelle tot. Kriminalhauptkommissar Peter Flott und seinen Kolleg:innen ist klar: So, wie die Frau gefallen ist, muss sie betäubt gewesen sein. Also war das weder ein Unfall noch ein Suizid, sondern ganz klar Mord.


    Zwei Journalisten, der erfahrene Gero von Haberberg und der glücklose Anfänger Marvin Möglinger wissen mehr. Sie waren vor Ort und wollen gesehen haben, dass Brandstetter die Frau vom Balkon gestoßen hat. Natürlich gehen sie mit ihrem Wissen nicht zur Polizei. Ihr Job ist es, Informationen gewinnbringend zu vermarkten. Das birgt, je nachdem, wie weit man zu gehen bereit ist, gewisse Risiken.


    Bald gibt es einen zweiten Toten, ein paar wenig belastbare Alibis, einen verletzten Kater, der womöglich ein wichtiges Beweismittel gefressen hat und einen Eventmanager, der angesichts der Polizeipräsenz an seinem Arbeitsplatz mächtig nervös wird. Und dann verschwindet auch noch Zauberkater Panteras. Was wird hier gespielt?


    Show-Kater vermisst! Kater Socke geht suchen


    Weil der Tatort – das Hotel an der Messe – in unmittelbarer Nähe seiner Wohnung liegt und es unter anderem um Tiere geht, interessiert sich auch Socke, der Kater von Kriminalhauptkommissar Peter Flott, für den Fall. Wo Socke seine neugierige Nase reinsteckt, sind seine Katzenfreunde nicht weit. Mit Clooney, Gismo, Mikey und Mimi hat Socke schon so manchen Fall gelöst. Nur Perserkatze Suleika sitzt immer nur auf ihrem Mäuerchen, weiß alles besser und unkt, wie gefährlich es doch sei, sich um die Angelegenheiten der Menschen zu kümmern.


    Socke hört nicht auf Suleika und beschließt, den vermissten Panteras zu suchen. Dass er es mit einem Kater-Trio zu tun hat, weiß er nicht. Vielleicht findet er ja mit Panteras auch gleich dessen Betreuer, den ehemaligen Tiermedizin-Studenten Jakob Becker. Der ist nämlich ebenfalls abgängig. Ist er Täter oder Opfer?



    Fauler Zauber statt Magie


    Dafür taucht Zauberkünstler Brandstetter neuerdings an mehreren Stellen gleichzeitig auf. Die Zeugen sind glaubhaft, aber der Sachverhalt ist unmöglich. Der Mann arbeitet mit Tricks und Illusionen, er kann einfach nicht zur selben Zeit am Friedhof und im Hotel gewesen sein. Hier stimmt was nicht, und das hat nichts mit Magie und Bilokation zu tun!


    Weil den Leser:innen, genau wie der Polizei, ein entscheidendes Puzzleteil fehlt, ist lange nicht klar, wie alles zusammenhängt, wer was plant und wer wo mit drinhängt. Nur die zwei Journalisten sind uns allen eine Nasenlänge voraus …


    Erfolgreiche Katzen-Detektive


    Die Ereignisse werden in stetem Wechsel aus der Perspektive der Menschen und aus der Sicht der Katzen geschildert. Und genau wie es zwischenmenschliche Probleme gibt, herrscht auch zwischenkätzisch nicht immer eitel Sonnenschein. Kater Socke ist eifersüchtig, weil die anderen Katzen für den Showkater Panteras schwärmen, nicht ahnend dass der nur eine Kunstfigur ist. Besserwisser-Katze Suleika kriegt so manche Gemeinheit um die Plüschohren gehauen und die ewig hungrige Tigerkatze Clooney wird zur Zielscheibe des Spotts in Sachen „Kater“ und „Fressflash“. Doch sie hat ein gesundes Selbstbewusstsein und nimmt die Sticheleien gelassen hin.


    Nicht nur Clooney, sondern alle vierbeinigen Amateur-Detektive haben Grund, stolz auf sich zu sein. Schließlich haben sie eine sensationelle Aufklärungsquote. Ob sie’s auch dieses Mal wieder schaffen?


    Spannend, lustig und verzwickt


    Der Kriminalfall ist verzwickt und spannend, die ermittelnden Beamten und ihre Probleme sind erfreulich „normal“ – und die Interaktion zwischen den Tieren ist zum Piepen. Da hat jedes seine charakteristischen Wesenszüge. Clooneys ewiges Klagelied „Ich habe Hunger“, unweigerlich gefolgt von Sockes genervter Antwort: „Du hast doch gerade erst gefressen“ wird zum Running Gag, genau wie Suleikas ständige Mahnung an ihre Artgenossen, sich doch bitte aus den Menschenangelegenheiten herauszuhalten, weil jegliche Einmischung riskant sei.


    Ob die anderen Tiere Suleikas Warnung jemals beherzigen? Als Leserin, die mit den Socke-Krimis immer viel Spaß hat, sage ich: „Hoffentlich nicht!“ – Schauen wir mal!


    Die Autorin


    Heike Wolpert, Jahrgang 1966, lebt und arbeitet in Hannover. Abwechslung von ihrem Alltag als Businessanalystin bei einer großen Landesbank findet sie im Schreiben von Krimis und Kurzgeschichten. Der vorliegende Band ist bereits der fünfte in ihrer Reihe rund um den tierischen Schnüffler Kater Socke in Hannover, die sich sowohl bei Katzen- als auch Krimifreunden gleichermaßen großer Beliebtheit erfreut. Dass ihr die Ideen nicht ausgehen, dafür sorgt der echte Socke - der schwarz-weiße Kater lebt bereits seit über 13 Jahren bei der Autorin.