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Kit Nouveaus Leben gerät aus den Fugen. Gerade noch führte er (von uns aus gesehen ein paar Jahre in der Zukunft) ein Irish Pub in Tokio, war verheiratet mit einer japanischen Künstlerin und hatte sein früheres Leben in Großbritannien nahezu vergessen - verdrängt wäre vielleicht der bessere Ausdruck.
Von dem Schock eines Mordversuches, der von einer 15-jährigen Stadtstreicherin verhindert wurde, indem sie Kits Angreifer tötete, hat er sich noch nicht erholt, als seine Kneipe abbrennt (Unfall oder Brandstiftung?),und sich herausstellt, dass seine bei dem Brand umgekommene Frau gar nicht seine Frau war, nicht nach japanischem Recht zumindest, denn ihre in den USA geschlossene Ehe wurde nie bei den japanischen Behörden registriert. Dass er im Krankenhaus von einem Yakuza-Boss besucht wird, mit dessen Frau er eine Affäre hat, kann ihn da kaum mehr überraschen. Überraschender ist da, dass dieser ihn nur auffordert, zu seiner eigenen Sicherheit das Land zu verlassen. Gleichzeitig erfährt er, dass seine Freundin aus Jugendtagen Selbstmord begangen hat; was deren Mutter, hohes Tier im britischen organisierten Verbrechen allerdings bezweifelt. Sie heuert Kit an, dies genauer zu untersuchen. Kit reist also nach Großbritannien zurück, wo sein Leben auch nicht ruhiger wird...
Der zweite Erzählstrang spielt weit in der Zukunft in der "floating rope world", die sich als ein Segment des Mondes herausstellt. Lady Neku, jüngste Tochter der dieses Segment beherrschenden Familie, findet sich plötzlich allein in dem Stammsitz der Familie. Wo sind Mutter und Brüder? Was ist passiert? Sie hat es vergessen, und erst nach und nach kommt ihre Erinnerung zurück.
Es ist schwierig, sehr schwierig, diesen Roman, den man sowohl als Science fiction als auch als Thriller bezeichnen kann, zusammenzufassen. Was eigentlich passiert, ist den Lesern ebenso unklar wie den Protagonisten. Grimwood erzählt seine Geschichte(n) nicht chronologisch und es gilt, aufmerksam zu lesen, um allmählich ein genaueres Bild von den Protagonisten zu bekommen. Immer wieder tauchen einzelne Fragmente aus deren Vergangenheit auf, und das Zusammenfügen dieser Fragmente braucht seine Zeit. Wer einen geradeaus erzählten Roman sucht, ist hier falsch beraten, aber mich persönlich faszinierte gerade die disparate Art des Erzählens.
Überhaupt ist der "Action"-Anteil, den dieses Buch durchaus aufweist, weniger interessant als die Stimmung, die in diesem Buch erzeugt wird. Atmosphärisch dicht ist die Schilderung des Großstadtlebens in Tokio und London und auch die Personenzeichnung ist gelungen. Hier agieren keine Abziehbilder, die wir aus vielen anderen Büchern kennen, sondern "lebendige", glaubwürdige Menschen.
Auch sprachlich hat mich das Buch überzeugt. Grimwoods Sätze "stimmen", da holpert nichts.
Es ist Grimwood gelungen, ein Buch zu schreiben, das weniger spannend ist als vielmehr faszinierend. Ein Buch, das es nicht nötig hat, alle Fragen zu beantworten, das es den Lesern nicht einfach macht. Ein gutes Buch, das Lust auf mehr macht.