Kai Meyer - Das Gelübde

Es gibt 59 Antworten in diesem Thema, welches 17.831 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Doris.

  • Bei der Puppe die er fand dachte ich eher daran, dass diese ein Kind verloren hatte als die vielen Blätter fielen. Du, Doris denkst an Voodoo - interessant wie unterschiedlich die Gedanken laufen.


    Die Puppe hat doch einen recht missmutigen Gesichtsausdruck - würde eine Mutter ihrer kleinen Tochter sowas zum Spielen geben?



    Den Abbé Lambert finde ich als Figur sehr gut - er ist mir extrem sympathisch und auch noch sehr weltlich trotz seines Amtes.


    Kein Wunder bei den weltlichen Gefühlen, die er für Anna hegt. Sympathisch macht ihn auch seine offene Art, die ganz anders ist als bei den anderen beiden Herren, die sich um Anna kümmern. Lambert handelt aus Liebe, während der Pater und der Arzt mir nicht ganz uneigennützig erscheinen.



    Als Brentano nach seinem erotischen Traum aufwacht hat er wieder diese Puppe in der Hand - anscheinend hat das doch noch etwas anderes zu bedeuten??


    Das hat ganz sicher eine Bedeutung, die uns aber bestimmt erst am Ende des Buches offenbart wird.



    In den Kapiteln 11 - 14 wird schon wieder viel geträumt und visioniert. Besonders bemerkenswert finde ich jedoch Annas Erzählung, dass ihr in ihrer Kindheit der Teufel erschienen ist, während sie abends im Bett lag. Ganz anders als sonst erzählt sie darüber nicht viele Einzelheiten, doch man kann sich die Situation gut vorstellen. In mir keimt langsam der Verdacht auf, dass es zwar ein Teufel war, aber ein ziemlich menschlicher. Das Erlebnis lässt sich 1:1 umsetzen auf gegenwärtige Geschehnisse in Familien, über die keiner gerne spricht, nämlich Kindesmissbrauch. Ihre Schilderung, dass sie dieses Erlebnis als von Gott auferlegte Buße empfindet, die sie hinnehmen muss, passt da gut ins Schema. Kinder neigen in solchen Situationen dazu, die Schuld bei sich zu suchen. Weil sie so völlig in ihrem Glauben aufgeht, interpretiert sie es mit einem Besuch des Teufels. Kann sein, dass ich mich da in einen Gedanken verrenne, aber das drängt sich mir einfach auf.


    Nicht ganz so in dieses Schema passt allerdings die Erzählung über ihren weiteren Traum von Maria, die sich Anna sehr eindeutig körperlich nähert. Hier erzählt Anna wieder sehr ausführlich. Das ist ein Hinweis auf eine unterschwellige sexuelle Sehnsucht, die sie nur in ihren Träumen ausleben kann, und widerspricht eigentlich meiner obigen These. Hm. Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, ob ich das alles zu einem sinnvollen Ganzen verknüpfen kann.


    Herr Brentano hat sich anstecken lassen von den erotischen Fantasien und träumt seinerseits, dass er mit Maria (?) schläft. Von dem weinenden Kind ist auch wieder die Rede. Schon sehr spannend, die Geschichte, und ganz und gar nicht das, was ich erwartet hatte.

  • Huhu,


    ich bin inzwischen mit dem 12. Kapitel fertig. Naja, man kann nicht gerade sagen, dass die Handlung sehr durchschaubar ist, um mich mal vorsichtig auszudrücken.


    Annas Visionen, Brentanos Träume, der Siebenköpfige Drache, der wie ein Hahn schreit, das unvermeidliche Laub und die Puppe - lauter seltsame und symbolträchtige Elemente, die es da einzuordnen gilt. Was mir nicht mehr im Gedächtnis war, war Annas Geständnis, dass sie als Kind missbraucht worden war.


    Brentano scheint mir sehr dem Alkohol zuzusprechen; zuerst besäuft er sich mit Wein (und schreibt dann einen gewissen Brief, der noch weitreichende Folgen haben wird), später leert er sein Mitbringsel an Abbé Lambert, eine ganze Flasche Branntwein. Man könnte meinen, manche seiner Erlebnisse gehen eher auf das Konto der Rauschmittel als dass sie Realität sind - das Auffinden der Puppe im Laub beispielsweise. Im Film meine ich mich zu erinnern, ist sogar von Absinth die Rede.


    Schön finde ich die Dialoge zwischen Anna und Clemens, die sind sehr vielschichtig und wandern von locker-flockig über sachlich-ernsthaft bis hin zu erschütternd und bewegend. Besonders gut haben mir die Vögel gefallen, die Anna in ihrem Zimmer besuchen. Ein netter Aufhänger für die beiden.



    Brentano verdächtigt zu Beginn Pater Limberg, Anna die Wunden ohne ihr Wissen zuzufügen. Ich frage mich, wie das funktionieren soll. Wahrscheinlich ist das für ihn die einzig denkbare Lösung, da er an Annas Unbescholtenheit glaubt.


    Na, diesen Zahn hat sie ihm doch beeindruckend gezogen; sie sagt doch ganz klar, wenn hier Betrug am Werk wäre, dann wäre sie auf jeden Fall mitschuldig, denn gegen ihren Willen oder im Schlaf könne ihr wohl niemand die Wunden beibringen. (vgl. Seite 47)



    Nachdem er jedoch eine Nacht darüber geschlafen hat, scheint er einem Sinneswandel zu unterliegen, da er nun davon überzeugt ist, dass die Stigmata echt sind. Was hat ihn zum Umdenken bewogen?


    Hier stehe ich auf dem Schlauch; wo kannst du da einen Sinneswandel erkennen?



    Im Lauf des Gesprächs wird deutlich, dass sie Visionen von Maria hat, die mir irgendwie erotisch angehaucht erscheinen. Ist es das, was Pater Limberg unterbinden bzw. unter Kontrolle halten will?


    Das denke ich nicht, Pater Limberg weiß von diesem Teil der Visionen nichts. Clemens Brentano ist der einzige, dem sie sich anvertraut. Was die Frage aufwirft, warum gerade er. Vielleicht, weil er eben nicht blindlings dem Glauben folgt?



    Auf der Suche nach einem Tor findet Brentano eine wenig ansehnliche Puppe mit Menschenhaaren, was sich ein wenig nach Voodoo anhört. Damit hat es doch bestimmt noch etwas auf sich.


    Voodoo ist ja eine interessante Assoziation... :breitgrins: gab es darüber wohl schon Erkenntnisse zu dieser Zeit? Was die Sache mit Voodoo in jedem Fall gemeinsam hat: die Puppe scheint für etwas/jemanden zu stehen. Für wen?



    Ich bin eigentlich kein Freund von Träumen in einem Buch. Das sieht für mich immer aus, als könne eine wichtige Handlung nicht sinnvoll im Ablauf des Buches untergebracht werden. Andererseits bringt es das Unterbewusstsein des Träumenden ans Tageslicht, hat also durchaus auch seine Berechtigung.


    Ich denke, die Träume und Visionen, die hier im Laufe der Handlung vorkommen, haben eine wichtige Funktion. Sie stehen für das, was die Figuren sich unbewusst wünschen, aber niemals bewusst erleben werden. Von daher wird dieser Roman wohl kaum ohne Träume auskommen, obwohl sie schon so einiges an die Oberfläche spülen, was nacher auch mehr oder weniger offen ausgesprochen wird.



    In Brentanos Fall bin ich fast versucht, den Traum als stimmig hinzunehmen, denn es scheint zu seiner Person zu passen, Träume von Frauen zu haben.


    Das in jedem Fall; aber dieser Traum scheint dann doch noch etwas mehr zu sein, als eine rein oberflächliche erotische Phantasie.



    Als Abbé Lambert auftaucht, staunte ich über den Ausdruck "Tattergreis". Gab es den schon zu der Zeit, als unsere Geschichte spielt, also 1818?


    Die Frage kann ich dir leider nicht beantworten, aber interessieren tät´s mich auch! :zwinker:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Kein Wunder bei den weltlichen Gefühlen, die er für Anna hegt. Sympathisch macht ihn auch seine offene Art, die ganz anders ist als bei den anderen beiden Herren, die sich um Anna kümmern. Lambert handelt aus Liebe, während der Pater und der Arzt mir nicht ganz uneigennützig erscheinen.


    Ja, da geht es mir wie euch - der Abbé ist eine Art Lichtblick zwischen den anderen Wichtigtuern.



    In den Kapiteln 11 - 14 wird schon wieder viel geträumt und visioniert. Besonders bemerkenswert finde ich jedoch Annas Erzählung, dass ihr in ihrer Kindheit der Teufel erschienen ist, während sie abends im Bett lag. Ganz anders als sonst erzählt sie darüber nicht viele Einzelheiten, doch man kann sich die Situation gut vorstellen. In mir keimt langsam der Verdacht auf, dass es zwar ein Teufel war, aber ein ziemlich menschlicher. Das Erlebnis lässt sich 1:1 umsetzen auf gegenwärtige Geschehnisse in Familien, über die keiner gerne spricht, nämlich Kindesmissbrauch. Ihre Schilderung, dass sie dieses Erlebnis als von Gott auferlegte Buße empfindet, die sie hinnehmen muss, passt da gut ins Schema. Kinder neigen in solchen Situationen dazu, die Schuld bei sich zu suchen. Weil sie so völlig in ihrem Glauben aufgeht, interpretiert sie es mit einem Besuch des Teufels. Kann sein, dass ich mich da in einen Gedanken verrenne, aber das drängt sich mir einfach auf.


    Aber nein, du bist da absolut auf der richtigen Spur, würde ich sagen. Ich hab diesen Teufelsbesuch ganz genauso interpretiert; erschütternd, dass sie meint, sie müsse dafür bestraft werden. Aber dieses Muster ist - wie du sagst - nicht abwegig.



    Nicht ganz so in dieses Schema passt allerdings die Erzählung über ihren weiteren Traum von Maria, die sich Anna sehr eindeutig körperlich nähert. Hier erzählt Anna wieder sehr ausführlich. Das ist ein Hinweis auf eine unterschwellige sexuelle Sehnsucht, die sie nur in ihren Träumen ausleben kann, und widerspricht eigentlich meiner obigen These. Hm. Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, ob ich das alles zu einem sinnvollen Ganzen verknüpfen kann.


    Naja, nachdem das männliche Prinzip nun negativ besetzt ist, lebt sie ihre unbewussten sexuellen Wünsche in ihren Visionen mit einer Frau aus - nämlich mit der, die ihr am nächsten ist.


    Brentano ist derjenige, der diesen Kreis durchbricht - er ist ein Mann, der weder zu ihrem gottgefälligen Beschützerkreis zählt, noch in die Kategorie "Teufel". Oder doch?


    Ganz schön spannend irgendwie. :breitgrins:


    :winken:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Auf alle Fälle hat er nichts mit ihrem Glauben zu tun und weder dem Doktor noch dem Pater kann sie so etwas erzählen.

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Was mir nicht mehr im Gedächtnis war, war Annas Geständnis, dass sie als Kind missbraucht worden war.


    Das hat sie nicht gestanden - ich habe mir das so zusammengereimt. Es hört sich alles so an wie bei einem missbrauchten Kind, wenn man heutzutage Untersuchungen zu diesem Thema liest.




    Hier stehe ich auf dem Schlauch; wo kannst du da einen Sinneswandel erkennen?


    Das interpretiere ich aus seinem Versuch, den Brief zurückzubekommen, den er an die Regierungspräfektur geschickt hatte. Er hatte ihn am Ende des 6. Kapitels geschrieben, um die "ganze Schande des eifernden Paters" anzuprangern. Nachdem er eine Nacht darüber geschlafen hatte, versucht er, den Brief noch abzufangen, was für mich bedeutet, dass er eben nicht mehr der Meinung ist, der Pater könnte der Verursacher der Wunden sein. Von den anderen kommt keiner für so eine Tat in Frage (jedenfalls nicht für mich :breitgrins:), und irgendwie müssen die Stimata ja entstanden sein.




    Das denke ich nicht, Pater Limberg weiß von diesem Teil der Visionen nichts. Clemens Brentano ist der einzige, dem sie sich anvertraut. Was die Frage aufwirft, warum gerade er. Vielleicht, weil er eben nicht blindlings dem Glauben folgt?


    Wusste sie nicht, dass Brentano eines Tages zu ihr kommen würde? Vielleicht ist er eine Art Auserwählter für sie, egal, welchen Glaubens er ist.



    Ich denke, die Träume und Visionen, die hier im Laufe der Handlung vorkommen, haben eine wichtige Funktion. Sie stehen für das, was die Figuren sich unbewusst wünschen, aber niemals bewusst erleben werden. Von daher wird dieser Roman wohl kaum ohne Träume auskommen, obwohl sie schon so einiges an die Oberfläche spülen, was nacher auch mehr oder weniger offen ausgesprochen wird.


    Ich finde mittlerweile auch, dass sie eine sehr wichtige Funktion haben, schließlich findet die wesentliche Handlung des Romans immer während der Träume statt. So betrachtet sind sie interessant und ich konnte mich damit abfinden :zwinker:


    Im 16. Kapitel kommt die Feindseligkeit zwischen Pater Limburg und Brentano offen zum Ausdruck. Hier wird es auch spannend, als Brentano sich nächtens in einer Truhe in Annas Zimmer versteckt und prompt der Pater erscheint. Leider wird nicht deutlich, ob er wirklich nur an Annas Bett gebetet hat, aber das steigert die Erwartungshaltung auch auf Seiten der Leserin.


    Diese Puppe halte ich für eine Verkörperung von Maria und das weinende Kind könnte Anna sein, die sich selbst hört, während sie missbraucht wird, weil sie sich geistig auf eine andere Ebene gedacht hat, um die Gewalt quasi zu negieren nach dem Motto "das passiert nicht mir, sondern jemand anders". Man merkt, ich bin schon ziemlich festgefahren auf dieser Schiene.


    Habe ich schon geschrieben, dass ich mir ständig Gedanken darüber mache, was die katholische Kirche von diesem Buch halten würde? Bei dem Kult, der in dieser Religion um Maria betrieben wird, dürften die ihr unterstellten sexuellen Ausschweifungen bei vielen gewaltig anecken.

  • Ich bin jetzt bei Kapitel 20 angelangt. Anna hat sich in den Kopf gesetzt die Glocken im turm zu läuten. Weshalb?? Ich glaube sie erhofft sich dadurch Hilfe oder Erlösung von dem Drachen/Hahnenschrei, denn sie spürt wohl, dass er immer näher kommt und bald bei ihr ist. Davor will sie sich wohl schützen.
    Brentano ist anfangs komplett gegen dieses Vorhaben lässt sich aber durch die enorme Willenskraft Annas dazu überreden. Anna spricht auch mit dem Pater, Doktor und dem Abé. Irgendwie schafft sie es auch diese davon zu überzeugen. Am nächsten Morgen ist die komplette Stadt informiert und steht am Straßenrand. Anfangs wird Anna noch verhöhnt von einigen Leuten, dies legt sich aber nachdem sie sich tapfer vorwärts kämpft. Nach endlos erscheinender Zeit hat sie es -mit Brentano als Begleitung- geschafft bis hoch zu den Glocken zu kommen. Was passiert jetzt - schafft sie es die Glocken zu läuten??



    Im 16. Kapitel kommt die Feindseligkeit zwischen Pater Limburg und Brentano offen zum Ausdruck. Hier wird es auch spannend, als Brentano sich nächtens in einer Truhe in Annas Zimmer versteckt und prompt der Pater erscheint. Leider wird nicht deutlich, ob er wirklich nur an Annas Bett gebetet hat, aber das steigert die Erwartungshaltung auch auf Seiten der Leserin.


    Diese Puppe halte ich für eine Verkörperung von Maria und das weinende Kind könnte Anna sein, die sich selbst hört, während sie missbraucht wird, weil sie sich geistig auf eine andere Ebene gedacht hat, um die Gewalt quasi zu negieren nach dem Motto "das passiert nicht mir, sondern jemand anders". Man merkt, ich bin schon ziemlich festgefahren auf dieser Schiene.


    Habe ich schon geschrieben, dass ich mir ständig Gedanken darüber mache, was die katholische Kirche von diesem Buch halten würde? Bei dem Kult, der in dieser Religion um Maria betrieben wird, dürften die ihr unterstellten sexuellen Ausschweifungen bei vielen gewaltig anecken.


    Ich war anfangs auch überrascht über diese Truhenaktion von Brentano, anscheinend glaubt er immer noch an Verschwörung - aber wie du schon schreibst wird nicht wirklich klar ob der pater nur betet.
    Das mit der Puppe kann so sein wie du es beschreibst Doris - dem würde ich auch zustimmen.


    Die katholische Kirche ist sicher nicht entzückt über dieses Buch, da bin ich mir sicher.

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • So ich habe das Buch beendet und habe einige Fragezeichen im Gesicht. So ganz klar ist das Ende für mich nicht.


    Anna hat es durch ihren extremen Willen und den Glauben daran geschafft die Glocken zu läuten. Vorher hatten sie und Brentano allerdings noch eine Vision/Begegnung mit der angeblichen MARIA. Aber wie sich dann herausstellte und sie endlich ihr Gesicht zeigte war es Anna. Was genau hatte das zu bedeuten?


    Brentano erklärt sich das so, dass Anna wohl 2 Gesichter/WEsen hat - einmal die keusche, gläubige Nonne und zum anderen die Anna vor dem Gelübde die auch den fleischlichen Gelüsten nicht abgeneigt ist. Aber warum ist er dann der Drache?? Kann er ihr so gefährlich werden, dass sie gegen das Gelübde verstößt?? Aber irgendwie ist mir das zu schwammig und noch sehr rätselhaft.


    Dass so viele Fremde in die Stadt kamen und Anna einfach verlegt und sie längere Zeit überprüft haben hatte mit dem Brief von Brentano zu tun wie wir lesen konnten (daran dachte ich schon gar nicht mehr). Zum glück ging es ihr aber danach wieder besser. Wie konnten denn diese Leute die Erscheinung sehen und warum war Brentano so krank- Hatte das einen Zusammenhang - das kann ich mir nicht wirklich erklären.



    Was habt ihr denn für Gedanken dazu?


    Ich fand das Buch anders als alles was ich bisher gelesen habe - aber es war ganz gut.

    Liebe Grüße JaneEyre

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    Theodor Fontane

  • Da fällt mir noch was ein - was war jetzt mit dem Laub?? Dafür gab es keine nähere Erklärung oder weitere Begebenheiten.


    Das mit der Puppe war ja nun doch so, dass sie Anna mal gehörte. Aber warum sie sie nicht mehr wollte - komisch. Evtl. der Abschnitt Ihres vorherigen Lebens von ihr??


    Hmm grübel...

    Liebe Grüße JaneEyre

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    Theodor Fontane


  • So ich habe das Buch beendet und habe einige Fragezeichen im Gesicht. So ganz klar ist das Ende für mich nicht.


    :five: Willkommen im Club! Mir stellen sich genau die gleichen Fragen. Um ehrlich zu sein, ich bin auch nicht wirklich dahinter gekommen, was das Gelübde genau besagt. Habe ich das überlesen?




    Dass so viele Fremde in die Stadt kamen [...]


    Ich habe mich von Anfang an gewundert, dass keine Gläubigen oder religiöse Fanatiker bei Anna aufgetaucht sind, die üblicherweise ein Nebeneffekt von Erscheinungen wie Stigmata etc. sind. Erklären kann ich mir das höchstens damit, dass Anna erst durch die Untersuchung der Regierungsbeamten bekannt wurde, was aber nicht ganz damit zusammenpasst, dass Brentanos Bruder die Nonne schon viel früher aufgesucht hat.




    Wie konnten denn diese Leute die Erscheinung sehen


    Waren nicht Anna und Brentano die einzigen, die sie sehen konnten? So habe ich es zumindest verstanden. Es hätte doch sonst einen riesen Aufruhr gegeben.



    und warum war Brentano so krank- Hatte das einen Zusammenhang - das kann ich mir nicht wirklich erklären.


    Vielleicht ist er wirklich einfach nur krank geworden. Somit gäbe es auch keinen Zusammenhang.



    Tja, ich bin also auch nicht ganz schlau geworden aus dem Ende. Hoffentlich kann uns Miramis noch etwas erleuchten. Bis dahin gehe ich mal den ersten Teil der LR und Miramis' Link lesen.

  • War Brentano schon vor seinem Eintreffen in Dülmen so interessiert an böpfuschenden Getränken?


    Was ist denn das? :rollen:



    Inzwischen bin ich ein wenig schlauer, was das Gelübde anbelangt. Es handelt sich um das Gelübde, das eine angehende Nonne ablegt, wenn sie sich endgültig entschließt, den Habit anzulegen.


    Kai Meyer hat in seinem Forum erwähnt, dass Anna als Kind tatsächlich missbraucht wurde, und wie ich in der früheren LR las, sind auch die anderen Teilnehmer zu demselben Schluss gekommen wie ich. Nur das weinende Kind, das ich auch mit diesem Erlebnis in Verbindung bringe, konnten sie sich nicht so erklären.


    Ich bin froh zu lesen, dass ich nicht alleine stehe mit meinem Unverständnis.

  • Hallo ihr beiden,


    tja, leider kann auch ich hier kein Licht ins Dunkel bringen... :breitgrins: Ich stehe der Handlung gleichermaßen unwissend und ratlos wie beim ersten Mal lesen gegenüber. Nur das ich diesmal nicht mit einer Auflösung rechne, sondern das Rätsel des Romans einfach als solches nehme und so stehen lasse.


    Nichts desto trotz übt das Buch eine eigentümliche Faszination auf mich aus, ohne dass ich erklären könnte, warum. Aber vielleicht ist das auch nur mein Faible für besonders hoffnungslose Fälle. :breitgrins:


    Ganz durch bin ich noch nicht, ich hab das 16. Kapitel beendet. Wie intensiv Annas und Clemens erotische Visionen sind, das hab ich nicht mehr so richtig in Erinnerung gehabt; im Film ist dieser Aspekt auch weitestgehend ausgeklammert.


    Ich würde mal so sagen: als ganz "normale" Menschen hätten die beiden längst eine Liebesaffäre miteinander angefangen. Aber das geht nicht, da steht Annas Gelübde im Raum, das sie als Nonne ablegen musste (da ich in einem Nonnenkloster zur Schule ging, war mir das schon klar, dass es dieses Gelübde gibt und dass von daher der Titel kommt). Außerdem ist sie körperlich wohl kaum in der Lage, mit einem Mann intim zu werden. Also müssen die Visionen herhalten, um das auszuleben, was verliebte Paare im Normalfall miteinander tun. Für Brentano, der bisher nichts anbrennen ließ, ist dies eine völlig neue Erfahrung, was ihn um so mehr an Anna fesselt. Umsonst hat er sicher nicht die ganzen Jahre an ihrem Krankenbett verbracht. Wenn er sich nicht gerade in ihrer Kleiderkiste aufgehalten hat.*g*


    Die Szene mit der Kleiderkiste war für mich sehr interessant, denn da kommen ja seine ganzen Zweifel an den Stigmata wieder hoch. Er ist also keineswegs überzeugt und glaubt an ihre Echtheit, auch wenn er den Brief an die Obrigkeit am nächsten Morgen doch zurückhalten wollte. Es war ihm wohl ziemlich schnell klar, dass er trotz aller Zweifel damit übers Ziel hinaus schießt. Das nur als Ergänzung zu unserer vorangegangenen Diskussion.



    Habe ich schon geschrieben, dass ich mir ständig Gedanken darüber mache, was die katholische Kirche von diesem Buch halten würde? Bei dem Kult, der in dieser Religion um Maria betrieben wird, dürften die ihr unterstellten sexuellen Ausschweifungen bei vielen gewaltig anecken.



    Die katholische Kirche ist sicher nicht entzückt über dieses Buch, da bin ich mir sicher.


    Da gebe ich euch recht, aber vermutlich hat sie es noch gar nicht wahrgenommen - jedenfalls nicht so wie Illuminati oder Sakrileg. :breitgrins: Übrigens hat mir der Abriss über die Erfindung des Marienkults wieder sehr gut gefallen, auch wenn ich mich da wiederhole. Aber ich lese es immer wieder gerne... :zwinker:



    Da fällt mir noch was ein - was war jetzt mit dem Laub?? Dafür gab es keine nähere Erklärung oder weitere Begebenheiten.


    Ja, das Laub... ein Mysterium. Es soll ja laut Kai Meyer Brentanos bzw. des Teufels Kommen ankündigen, aber, naja, irgendwann muss doch eigentlich mal ein Ende sein mit dem ganzen Laub, vor allem, nachdem Brentano nun da ist. Ich sehe das Laub einfach als düster-morbide Ausschmückung, die eine entsprechend melancholische Stimmung in die Geschichte bringen soll. Nicht mehr und nicht weniger.


    Was ist denn das? :rollen:


    Ich nehme an, yanni meint berauschende Getränke - vielleicht heißen die bei ihr so? :zwinker:


    Das letzte Stückchen hebe ich mir für morgen auf, aber im Grunde weiß ich ja schon, wie es weitergeht. Trotzdem bleibts spannend.


    Viele liebe Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Liebe Grüße JaneEyre

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    Theodor Fontane

  • @ Miramis
    Das eigentliche Gelübde einer Nonne ist mir auch ein Begriff, aber mir war nicht ganz klar, ob sie nicht ein weiteres abgelegt hat, z. B. dass sie nichts mehr essen wird. Nur war mir im Text nichts weiter aufgefallen. Ich habe das Buch immer in unserer familiären "Mittagspause" gelesen, wenn meine Große um mich herumspringt und stets die Gefahr besteht, dass ich etwas lese, aber geistig nicht aufnehme. Da hätte mir ein weiteres Gelübde leicht entgehen können, und da das Buch schon so heißt, war ich immer auf der Lauer, dass explizit auf ein besonderes Gelübde eingegangen wird.


    In Sachen Kleiderkiste: Bis jetzt bin ich mir nicht sicher, ob dem Pater nicht bewusst war oder er zumindest vermutet hat, dass Brentano in der Truhe hockt. Dass er seinen Mantel darüber wirft, ist schon ein seltsamer Zufall. Er hätte in aller Ruhe an den Stigmata manipulieren können, ohne dass es Brentano aufgefallen wäre. Am ehesten hat mich auf diesen Gedanken die Tatsache gebracht, dass er die Vase auf die Truhe stellte, ehe er wieder verschwand. Da Anna die Vase nicht entfernen konnte, hätte er im Treppenhaus gut hören können, ob die Vase herunterfällt, weil jemand aus der Truhe heraussteigt. Wer stellt denn schon eine Vase auf eine Truhe, wenn ein Tisch oder eine Fensterbank in Reichweite sind?


    Auf Youtube gibt es den Trailer zum Film (einfach "Das Gelübde" eingeben). Was es da zu sehen gibt, gefällt mir allerdings nicht besonders. Das habe ich vor meinem geistigen Auge ganz anders umgesetzt.


  • Na Jane, da sind dir wohl die quotes ein bisschen aus dem Ruder gelaufen, oder? :zwinker:


    Ja, irgendwie spinnt da mein Laptop immer - keine Ahnung wieso.... :breitgrins:

    Liebe Grüße JaneEyre

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    Theodor Fontane

  • Hallo ihr beiden,


    von mir steht immer noch ein Kommentar zu den letzten Seiten aus, die ich zwar schon vor ein paar Tagen gelesen habe, aber zum Posten hats einfach nicht gereicht. Daher jetzt noch schnell, bevor das Wochenende vorbei ist.


    Dieser Gang von Anna zur Kirche, um die Glocken zu läuten, kam mir vor wie eine verhinderte Hochzeit. Naja, sie schreitet da mit Clemens an ihrer Seite durchs ganze Dorf und geht mit ihm in die Kirche, läutet die Glocken... und erlebt mit ihm gemeinsam eine weitere durchaus erotisch angehauchte Marienvision - das soll dann wohl der Ersatz für die Hochzeitsnacht sein?


    Sehr schön fand ich damals und heute die Erklärung zu Annas beiden Persönlichkeiten, die sich durch ihr Gelübde entwickelt haben; zum einen die reine, unbefleckte und gottbefohlene Anna, zum anderen die leidenschaftliche Frau, deren Gesicht sich nur Clemens offenbart, niemandem sonst. Nur er hat einen Zugang zu der Frau hinter dem Gelübde.


    Wie schon erwähnt, hat Clemens`Brief fatale Folgen - Anna wird ein weiteres Mal auf ihre Glaubwürdigkeit überprüft. Beim ersten Lesen hat diese Entwicklung bei mir sehr viel Unbehagen ausgelöst, diesmal konnte ich mich entspannt zurücklehnen, denn ich wusste ja, dass Anna nichts Schlimmes passiert und sie die Sache in den Griff bekommt.


    Wesentlich schlechter geht es da Clemens, der erst einmal mit einem schweren Fieber zu kämpfen hat, bevor er sich weiter mit Anna beschäftigen kann. Warum er krank wird, das hat sich mir auch nicht erschlossen; offenbar hat er die Krankheitserreger ja schon mitgebracht und durch den Ausflug in den zugigen Kirchturm wurde das Fieber ausgelöst. Vielleicht wurden seine vorangegangenen Visionen und Träume schon durch das Fieber ausgelöst, was ja durchaus möglich ist.


    Da ich das Ende schon kannte und nicht mit einer eindeutigen Erklärung oder Auflösung der Geheimnisse um Anna und Clemens rechnete, war ich natürlich auch nicht enttäuscht; im Gegenteil, mir hat das Buch beim zweiten Mal lesen um einiges besser gefallen und ich hab es ganz anders gelesen als beim ersten Mal. Für mich ist der Roman ganz eindeutig eine Liebesgeschichte, in der die Protagonisten sich aufgrund ihrer irdischen Fesseln auf eine andere Ebene begeben müssen, um ihre Liebe auszuleben.


    Den Film habe ich damals gesehen und ich fand die Bilder wunderbar passend zum Roman. Im Film ist aber manches ein wenig anders dargestellt; Brentano ist viel zahmer als im Buch und seine Beziehung zu seiner Schwester Bettina von Arnim wird thematisiert, genau wie sein Verzicht auf seine weltlichen Güter. Auch die Politik rückt mehr in den Vordergrund, wogegen die Erotik im Film deutlich reduziert ist. Mir hat er sehr gut gefallen und ich fand die Adaption sehr gelungen.


    So, nun hoffe ich, dass mein Buchtipp für euch keine allzu große Enttäuschung war, sondern dass ihr ein interessantes und ausgefallenes Leseerlebnis hattet und den Autor Kai Meyer ein wenig kennengelernt habt. Allerdings muss ich auch sagen, dass keines seiner anderen Bücher so ist wie Das Gelübde. Es gibt ja bei ihm die Fantasy-Schiene, die vor allem in Trilogien angelegt ist (Merle-, Wolkenvolk-, Sturmkönige-Trilogie, um nur ein paar zu nennen). Dann gibt es die historischen Romane, die mal mehr, mal weniger düster sind und allesamt einen gewissen Anteil an Phantastik enthalten. Hier kann ich Herrin der Lüge empfehlen, aber auch Loreley und Das Buch von Eden sollen recht gut sein. Einen erstklassigen Mystery-Thriller hat er mit Das Haus des Daedalus /Die Vatikanverschwörung vorgelegt. Ihr seht, ein vielseitiger Autor, bei dem es noch ganz viel zu entdecken gibt.


    Vielleicht klappts ja wieder mal mit einer Leserunde mit uns dreien, muss ja nicht Kai Meyer sein. :zwinker: Ich würde mich jedenfalls sehr freuen.


    Viele liebe Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Hallo Miramis,


    mir hat dein Buchtipp gefallen. Da ich nicht der Fantasyfreak bin, kam mir Das Gelübde sehr gelegen, um Kai Meyer zu entdecken. Mal abgesehen von der Handlung des Buches, die Fragen offen lässt und vor einige Verwirrung nach sich zieht, aber trotzdem fesselnd war, gefiel mir Meyers geradlinige Sprache recht gut. Atmosphärisch wurde mit der herbstlichen Laubflut ja auch einiges geboten. Zumindest Loreley werde ich mir irgendwann sicher auch zu Gemüte führen.


    Mir gefiel im Buch die Wandlung des Zweiflers Brentanos am besten, wahrscheinlich, weil ich mich mit seinen Empfindungen identifizieren könnte, wenn mir dasselbe geschähe. Zumindest mit denen auf religiöser Ebene :breitgrins:. Leider fehlt mir der Glaube an etwas Höheres, Geistiges, aber vielleicht laufe ich auch zu blind durch die Welt, um die entsprechenden Zeichen zu entdecken. Ich finde es schön, wenn Menschen in ihrem Glauben Stärke finden.


    Es war eine schöne Leserunde mit euch beiden. Gegen eine Wiederholung hätte ich nichts einzuwenden.


    Liebe Grüße
    Doris

  • Hallo Ihr zwei,


    mit hat das Buch auch ganz gut gefallen. Irgendwie konnte ich es mir gar nicht vorstellen und da ich ja auch nicht der Extrem-Fantasyfan bin war dieses Buch passend.


    Den Schreibstil fand ich auch schön und wie Doris schon schrieb die Wandlung die Brentano erlebt hat -wohl hauptsächlich durch seine Empfindungen für Anna- waren erstaunlich aber auch irgendwie nachvollziehbar.


    Ich kann sicher auch an Sachen glauben - aber was genau ist schwer beschreibbar, es kann einem sicher sehr viel Kraft geben wenn man sich auf sowas einlassen kann.


    Mir hats auch mit euch gefallen und wir können gerne wieder mal was zusammen lesen. Vielleicht finden wir ja was schönes :breitgrins: Muss ich mal eure SuBs durchforsten. :winken:

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane


  • Mir hats auch mit euch gefallen und wir können gerne wieder mal was zusammen lesen. Vielleicht finden wir ja was schönes :breitgrins: Muss ich mal eure SuBs durchforsten.


    Ich hole mir auch viele Bücher, die auf meiner Wunschliste stehen, aus der Bücherei. Die wirst du daher auf dem SUB nicht finden. Aber wenn du einen Vorschlag hast, dann raus damit. Wir werden schon sehen, ob er uns zusagt.


    Liebe Grüße
    Doris