Selma Lagerlöf – Gösta Berling

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 4.349 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Joseph.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt: Hier fangen meine ersten Probleme mit dieser Rezension schon an, weil sich das Buch kaum kurz nacherzählen läßt. In einer Vielzahl nur lose miteinander verbundener Episoden (teils auch völlig außerhalb der Handlung stehend) wird die Geschichte des abgesetzten Pfarrers Gösta Berling erzählt, der sich nach dieser Blamage eigentlich aus dem Leben verabschieden will, aber unter den Kavalieren auf Ekeby Zuflucht findet. Dies ist ein Haufen heruntergekommener Adliger und ehemaliger Offiziere, die dort von der (wegen des militärischen Rangs ihres Mannes) Majorin genannten Hausherrin ausgehalten werden. Die Episoden beleuchten nun rund ein Jahr, zu dessen Beginn die Majorin von ihrem Gut vertrieben wird und die Kavaliere die Verwaltung übernehmen. Da diese aber nur an Prasserei, Musik, Kartenspielen und anderen Vergnügungen interessiert sind, verkommt das Gut, aber durch das leichtfertige Verhalten dieser Kavaliere werden auch Nachbarn in Mitleidenschaft gezogen, zum Teil mit sehr tragischen Folgen. Allerdings sind diese Nachbarn auch nicht alle schuldlos an ihrem Schicksal, beileibe nicht. Da gibt es das Ehepaar Sinclaire, stolz auf die schöne Tochter Marianne, aber als der Vater den Eindruck hat, sie habe sich in Gösta verliebt und womöglich sogar die Absicht, sie zu heiraten, läßt er sie im Winter nachts vor Tür fast erfrieren. Erst später, nach überstandenen Pocken, die dem Mädchen die Schönheit genommen haben, kommt es zur Aussöhnung. Dann lebt dort Graf Henrik Dohna mit seiner jungen italienischen Frau Elisabeth, die durch eigene Dummheit und eine Intrige der Schwiegermutter zur Flucht aus dem Haus getrieben wird, später aber noch eine wichtige Rolle bei Göstas Bekehrung zum rechten Leben spielt. Außerdem gibt es den bösen Sintram, der Zwietracht und Unfrieden aus purem Vergnügen sät. Und so läßt sich die Reihe noch fortsetzen.



    Meine Meinung: Anhand der oben genannten wie der weiteren auftretenden Personen lassen sich interessante psychologische Studien über menschliches Verhalten führen. Hier kommt keine(r) „normal“ daher, immer geht es um die ganz großen Gefühle: Liebe, Haß, Tod, Zerstörung – ja, viel Negatives in diesem schlimmen Jahr für Ekeby und Umgebung, trotz des versöhnlichen Endes. Allerdings wirkt das alles mit dem starken Gottvertrauen („es wird schon seinen Grund und Zweck haben“) auch recht anachronistisch, obwohl die dahinterstehenden Frage nach der Rolle bzw. der Aufgabe, die ein Mensch während seines Lebens auf der Erde hat und wahrnehmen sollte, ja nicht unbedingt an Aktualität verloren hat, nur weil sie heute in der Regel auf ganz andere Art beantwortet wird. Trotzdem hätte ich auf fast jeder Seite gerne jemanden aus dem Buch gezogen und ordentlich durchgeschüttelt, besonders die Frauen, die eigentlich die wirklich starken Figuren in diesem Roman sind.


    Eine weitere Hauptrolle spielt definitiv die Landschaft, die Lagerlöf so wunderbar beschreibt, daß ich gleich den Wunsch hatte, hinzufahren und mich vor Ort umzusehen. Da es sich um eine bäuerisch-ländliche Gemeinschaft handelt, in der die Geschichte angesiedelt ist, ist die Prägung der Menschen durch die Landschaft auch nicht verblüffend. In diese Landschaft passen auch die phantastischen bzw. aus Märchen entlehnten Elemente, die Lagerlöf hier einstreut. Die Menschen glauben an die Waldfrau und andere Erscheinungen, damit sind sie auch real. Es gibt auch eine spürbare Differenz im Erzählton zwischen diesen Kapiteln und denen, die ohne diese Elemente auskommen. Erstere haben einen sehr poetischen Ton, letztere werden oft pathetisch.


    Die sehr anekdotenhafte Reihung der Episoden, die zum Teil mit der Haupthandlung auch gar nichts mehr zu tun haben, hat mich allerdings schon einige Male aus der Erzählung gerissen. Bei manchen klärt sich im weiteren Verlauf, wie sie in diesen Strang einzuordnen sind, machen bleiben einfach separat. Außerdem würde ich gerne eine aktuellere Übersetzung lesen (die mir vorliegende Fassung ist nicht die oben verlinkte, sie muß von etwa 1930 sein), um den doppelten Filter des Zeitabstands einerseits zum Originaltext und anderseits zur Übersetzungszeit etwas auszugleichen. Grundsätzlich glaube ich nämlich schon, daß der Roman zeitlose Aussagen enthält, die unter diesen Schichten etwas verschüttet werden. Daher für die mir vorliegende Fassung „nur“:


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • In diesen Tagen erscheint eine Neuübersetzung von Gösta Berling in der anderen Bibliothek.


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Das Buch steht schon mindestens 20 Jahre auf meiner To-Read-Liste, seitdem ein Studienfreund auf diesen seiner Meinung nach besten und sehr stimmungsvollen Roman der schwedischen Literatur hingewiesen hat. Meine dtv-Ausgabe ist schon lange nicht mehr auffindbar, so dass es nun die Gelegenheit zum Neukauf gibt. Aldawen war ja nicht ganz so begeistert, aber das mag auch an der Übersetzung gelegen haben, wie sie selber schreibt. Bei Amazon findet man doch einige sehr begeisterte Leser mit ihren Rezensionen.


    Schöne Grüße, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Das Buch habe ich mir vor ein paar Jahren besorgt. Ich muss doch später mal nachschauen, welche Ausgabe ich (leider noch ungelesen) besitze.

    Das Leben ist das schönste Märchen. Hans Christian Andersen

  • Ich bin bei ca. 1/3 stecken geblieben und komme auch nicht so recht wieder rein. Wenn ich es nochmal waage, dann nur als neuer Versuch.
    Mein Fall war es leider nicht, aber vllt. ändert sich das ja nochmal.
    Ich habe mich gefragt ob es vllt. am ebook liegt, vllt. sollte ich in die neue Übersetzung einmal hineinlesen...


    Grüße
    schokotimmi

  • Ich habe das Buch 1994 gelesen und kann mich kaum mehr an den Inhalt erinnern :redface:, ich weiß aber, dass ich es nicht abgebrochen habe. Eigentlich wollte ich es irgendwann noch einmal lesen, da ist ein Vergleich mit der neuen Übersetzung einen Blick wert.

  • Gestern habe ich daran gedacht, nach dem Buch zu sehen. Ich habe die Ausgabe von 1958 (Bertelsmann-Lesering), die 12 Farbtafeln enthält. Nur der Schutzumschlag hat die Jahre nicht überdauert.


    Kaufen* bei

    Amazon
    * Werbe/Affiliate-Link

    Das Leben ist das schönste Märchen. Hans Christian Andersen

  • Siehste, hab' ich's doch vergessen. Dabei wollte ich das angeben. Die Übersetzung ist von Ulrich Johannsen.

    Das Leben ist das schönste Märchen. Hans Christian Andersen

  • Den Inhalt hat Aldawen schon angegeben, deswegen verzichte ich auf meine Version der Inhaltsangebe, zumal ich mich auch nicht 100%tig erinnern kann.


    Ich bin nicht selber im Besitz des Buches, ich hatte es mir aus der Bibliothek ausgeliehen. Deswegen kann ich den Übersetzer nicht angeben, aber das Buch war schon älter.


    Ich habe den Roman vor drei oder vier Monaten gelesen und er hat eigentlich keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, außer des ersten Satzes : „ Endlich stand der Pfarrer auf der Kanzel.“ Dieser Satz hat mich zunächst mal in das Buch hineingezogen und mich veranlasst diesen Roman auszuleihen. Der Sprachstil hat mich dann aber doch nicht überzeugt, die Figuren wuchsen einem nicht ans Herz. Ich habe für dieses Buch recht lange gebraucht, auch mal zwischendurch etwas anderes gelesen, was ich sonst nicht mache. Schließlich habe ich es geschafft. Allerdings muss ich gestehen, dass ich auch zwei drei Kapitel einfach übersprungen habe, wenn abzusehen war, dass es sich nur um eine Neben-Neben-Handlung handelt. Da die einzelnen Kapitel nur sehr lose miteinander verknüpft sind, konnte man das machen. Letztendlich hat mir ein wenig geholfen, an die Trickfilm-Kinderserie „Nils Holgersson“ zu denken. Die habe ich als Kind und auch als Erwachsene gerne angeschaut. Wenn man da mal eine Folge verpasst hatte, machte das auch nichts aus, da ja oft kleine Nebengeschichten erzählt wurden.
    Von mir nur zwei Ratten (irgendwie funktioniert das mit den Smileys nicht)