Saskia Noort - Das dunkle Haus

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    Autorin: Saskia Noort
    Titel: Das dunkle Haus
    Originaltitel: Terug naar de kust
    Aus dem Niederländischen übersetzt von Annette Wunschel


    Die Niederlande sind auf meiner persönlichen Leselandkarte eher selten zu finden. Niederländische Krimis noch viel seltener. Schade eigentlich, denn oft erlauben ja gerade Kriminalromane ganz "nebenbei" vielerlei Einblicke in das Alltagsleben eines Landes. Unter anderem auch aus diesem Grund ist "Das dunkle Haus" auf meiner Liste für den diesjährigen SUB-Wettbewerb gelandet. Und das war gar keine so schlechte Entscheidung.

    Inhalt/Meinung:


    "Maria! Du bist eine Natter. Eine Schlampe, die ihr Kind ermordet hat. Du bist es nicht wert, Kinder zu haben. Du bist es nicht wert zu leben. Seit Jahren verfolge ich dich. Du musst bestraft werden, Hure!"


    Zwischen Steuerbescheiden, Kontoauszügen und einer Aufforderung zur zahnärztlichen Routineuntersuchung findet die Sängerin Maria Vos diesen Text. Fein säuberlich mit Schreibmaschine auf die Rückseite einer Ansichtskarte geschrieben. Maria ist fassungslos. "Welcher Idiot kann so was schreiben?" fragt sie sich. Und meint, die Antwort zu kennen. Denn wer außer ihrem Ex-Freund Geert sollte da in Frage kommen? Geert, der Vater des Kindes, das sie gerade abgetrieben hat? Geert, von dem sie sich erst vor wenigen Tagen getrennt hat?


    Aber Geert bestreitet vehement, die Karte geschrieben zu haben. Und Maria beginnt zu zweifeln. Gedanklich spielt sie alle Möglichkeiten durch. Ex-Liebhaber? Verwandte, Freunde, Nachbarn, Kollegen? Nichts scheint ihr plausibel. Maria wendet sich an die Polizei, findet dort aber keine echte Hilfe.


    Die Drohungen gehen weiter. Briefe, Päckchen mit unerquicklichem Inhalt und immer mysteriösere Ereignisse bringen Maria schließlich dazu, mitsamt ihrer beiden Kinder in ihr Elternhaus an der niederländischen Nordseeküste zu fliehen. Nach dem Tod der Eltern wohnt dort nun Marias einzige Schwester Ans mit ihrem Mann. Die Schwestern verstehen sich mehr schlecht als recht, aber als Maria vor der Tür steht, nimmt Ans sie sofort auf.


    Doch auch hier - in vertrauter Umgebung, direkt "am Rand der Niederlande" - findet Maria keine Ruhe. Sie hat merkwürdige Aussetzer, fühlt sich müde und verwirrt. An ihren Verfolger scheint inzwischen auch niemand mehr so recht glauben zu wollen. Weder die Polizei, noch die Schwester. Maria ist verzweifelt. Die Bedrohung ist doch real? Oder etwa nicht?


    Marias Familiengeschichte, die in Gesprächen und Rückblenden langsam Stück für Stück zusammengesetzt wird, gibt den Zweifeln nur noch mehr Nahrung. Denn schon Marias Mutter litt unter schweren Verfolgungsängsten, unternahm Mord- und Selbstmordversuche, befand sich in psychiatrischer Behandlung.

    Stand zu Beginn des Buches noch die Frage nach dem Verfasser der Drohbriefe im Vordergrund, beginnt Maria immer häufiger sich selbst und ihre Wahrnehmungen in Frage zu stellen: "Wie merkt man denn, ob man nicht richtig tickt? ... Man merkt es eben nicht. Das ist ja das Unheimliche."


    Die Geschichte wird nahezu vollständig aus der Sicht der Ich-Erzählerin Maria geschildert. Eine Erzählform, die mir zugegebenermaßen nicht besonders liegt, zwingt sie mich doch dazu, mich (zumindest in gewissem Umfang) mit dem jeweiligen Ich-Erzähler zu identifizieren und dessen subjektiven Blickwinkel zu teilen.
    Aber gerade diese Beschränkung macht letztlich den besonderen Reiz dieses Buches aus. Denn so erlebt man als Leser Marias Hin- und Hergerissensein zwischen Angst, Zuversicht, Mut und Verzweiflung sozusagen "hautnah" mit. Eine distanziertere Erzählperspektive wäre hier ganz eindeutig die schlechtere Wahl gewesen.


    Auch wenn ich schon recht frühzeitig vermutet habe, wie sich das Ganze letztendlich auflösen wird, war das Buch dennoch spannend zu lesen. Mit relativ schlichter Sprache gelingt es der Autorin, eine beklemmende Atmosphäre und glaubwürdige Personen zu schaffen. An manchen Stellen greift Saskia Noort für meinen Geschmack zwar etwas arg tief in die Klischee-Kiste und auch das Ende kommt mir ein bisschen zu konstruiert daher. Insgesamt aber ein solider Psychothriller, der auch Krimi-Viellesern noch den einen oder anderen Überraschungsmoment bescheren wird. Ein Buch, das man nicht unbedingt lesen muss, mit dem man aber durchaus einige unterhaltsame Lesestunden verbringen kann.


    Bewertung:


    3ratten

    Einmal editiert, zuletzt von earnshaw ()

  • Nervende Protagonistin!


    Nach der Trennung von Geert, dem Vater ihres kleinen Sohnes Wolf, ist Maria alleinerziehend. Auch mit Steve, dem Vater der achtjährige Merel ist Maria schon lange nicht mehr zusammen. Nun ist sie auch noch schwanger und beschliesst abzutreiben. Was anscheinend jemandem nicht passt, denn Maria wird, kaum aus der Klinik wieder zu Hause, bedroht. Maria sucht mit ihren Kindern Zuflucht bei ihrer Schwester, die wenigstens ansatzweise nachvollziehen kann, was Maria durchmacht. Denn schliesslich sind sie beide in einem Umfeld der Angst gross geworden.


    Die Geschichte wird durchwegs in Ich Perspektive von Maria erzählt. Die junge Mutter ist das typische Beispiel eines Kindes, das das Elend, das es in seiner frühen und späteren Kindheit erfahren hat, wie ein roter Faden in die Zeit, als sie erwachsen ist, mitschleppt. Trostlos ist ihr Leben und diese Trostlosigkeit füllt sie mit Alkohol, Drogen und Tabak. Ihre beiden Kinder Merel und Wolf, die noch klein sind, tun mir leid. Eine Struktur in ihrem Leben fehlt, jedoch erfahren sie wenigstens Liebe von ihrer Mutter. Dies hat mich sehr nachdenklich gemacht. Reicht eine Mutter, die ihre Kinder liebt oder brauchen Kinder auch einen festen Tagesablauf und Regeln? Merel, die ihren Vater Steve nicht kennt, mit dem Maria seit neustem wieder Kontakt hat, ist introvertiert und hängt abgöttisch an ihrer Mutter. Wolf, dessen Vater ein Trink und Musikkumpan von Maria ist, ist noch ganz klein und realisiert nicht, wie abhängig seine Mutter ist.

    Saskia Noort schreibt in einfach gehaltenen Sätzen, bei denen mir praktisch immer Tiefe und Emotionen gefehlt haben. Nach genau 20 Seiten hat mich Maria genervt. Weil sie nichts auf die Reihe kriegt, weil sie munter die Wohnung vollpfafft, obwohl ihre kleinen Kinder daneben sitzen. Weil sie immer wieder Fehler bei den anderen sucht, statt sich mal in den Allerwertesten zu kneifen. Ich habe Maria zeitweise fast nicht mehr ertragen.

    Maria fühlt sich wie der Nabel der Welt, wozu wohl auch die einseitige Perspektive beiträgt. Man erfährt als Leser bis fast zum Schluss nur Marias Sicht auf die Dinge. Das empfand ich als einseitig und nervend. Der Einblick in all das Elend, das toxische Leben der Familie, hat mich regelrecht heruntergezogen. Nicht schwer zu erraten, mangels Alternativen, war, wer Maria bedroht.


    2ratten