[Graphic Novel] Alan Moore - V for Vendetta

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 3.153 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von cynthor.

  • Huhu!


    In meinem derzeitigen Wahn, meine Comic-Kenntnisse zu verbessern und aufzuholen, was ich in den letzten Jahr(zehnt)en verpasst habe, habe ich mir einen der bekannteren Alan Moores geschnappt.


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    Inhalt:
    In V for Vendetta schildern Alan Moore und David Lloyd auf über 280 Seiten ein faschistisches England, in dem sich einige Jahre nach einem atomaren Krieg ein totalitäres Regime etabliert hat.


    Als die junge Evey beinahe von mehreren Männern vergewaltigt wird, rettet der geheimnisvolle maskierte V sie und bringt sie in sein Versteck im Untergrund. Von dort steuert er seine gezielten terroristischen Aktionen, mit denen er dem System Sand ins Getriebe streut. Als V zwei Sehenswürdigkeiten sprengt und die Radiostation unter seine Kontrolle bringt, scheint sein Plan von einer Revolution aufzugehen. Gleichzeitig lernt Evey mehr über seine Vergangenheit und erkennt, welche Rolle sie in Vs Plänen spielt.


    Meine Meinung:
    Obwohl ich sozusagen durch den Film "vorgeschädigt" war, hatte dieser enorme Comic allerhand Neues, mit dem er mich überrascht oder begeistert hat. Hier begleitet man nicht nur Evey und ihren Retter V, sondern man sieht auch genau, wie die gegnerische Seite, die Regierung, sich gegen dessen terroristische Angriffe zu verteidigen versucht. Besonders interessant fand ich die Darstellung dieses imaginären faschistischen Englands, das mir teilweise wirklich Schauer über den Rücken gejagt hat. Auch der Charakter des V ist eine Faszination für sich, da man einerseits versteht, dass er das Land befreien und das Volk dazu bringen möchte, für sich selbst zu denken und sich gegen dieses Regime zu wehren, doch andererseits ist man sich darüber im Klaren, dass er trotz seiner guten Absichten, dafür viele Menschen opfert. Sei es für "die Sache" oder für seine persönliche Rache, die dieser Geschichte ihren Namen gibt, Mörder bleibt Mörder.


    Ich war etwas überrascht zu sehen, wie sehr sich die Evey aus dem Film und die aus dem Comic unterscheiden. Denn grundsätzlich hält sich der Film relativ nah an die Vorlage, mit Ausnahme der weiblichen Hauptperson. Mit ihren zarten 15 Jahren ist Evey schon zu Beginn der Geschichte an dem Punkt angelangt, wo sie resigniert beschließt, ihren Körper zu verkaufen um über die Runden zu kommen. Als sie von V gerettet wird, zeigt ihr dieser so viele neue Dinge, dass es als Leser wahrlich eine Freude ist, zuzusehen, wie Evey sich verändert und entwickelt.


    Am spannendsten war für mich die Episode, die auch im Film vorkommt - als Evey der Kopf geschoren wird. Nicht wegen dem Verlust ihres schönen Haars, sondern weil danach ein richtig schöner Schocker folgt und ich es einfach gerne habe, wenn Autoren mir mit der Faust ins Gesicht schlagen. :breitgrins:
    Zum Ende ist nur zu sagen, dass ich mir kein anderes hätte vorstellen können. Nicht besser, nicht schlechter, sondern genau so, wie es ist. Ein wirklich toller Roman, der mir wieder einmal zeigt, dass Comics mehr sind als kleine Bildchen mit Sprechblasen.


    5ratten

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Meine Meinung:


    Bisher war meine kürzeste Lesezeit für ein Buch fünf Tage. Dieser Rekord wurde in den letzten drei Tagen gebrochen. Jetzt kann man sagen: Ja, komm, ein Comic, mit Bildern und so. Ich kenne ansonsten nur Asterix und habe daher keinen Vergleich, aber eines weiss ich. Dieser Comic hat es ganz schön in sich. Die Welt, die Alan Moore und David Lloyd hier aufzeigen schockiert und ist trotz ihrer beklemmenden Atmosphäre erstaunlich nahe an der Realität angesiedelt.


    In vielen Szenen und Teilsequenzen fand ich Aspekte unserer Gesellschaft widergespiegelt, obwohl die Gesellschaft von Moores fiktiver Welt wesentlich kaputter erscheint. Dadurch, dass auch die Antagonisten ihren Platz bekommen und jeder einzelne Charakter seine erkennbaren Gründe für sein Tun hat, wird es umso glaubwürdiger. Auf fast jeder Seite wollte ich den Atem anhalten, aber dann besann ich mich, dass ich die Geschichte lieber doch noch bis zum Ende überleben möchte.


    Es ist eine Sogwirkung, die das Buch auf mich hatte, ähnlich wie bei manch einem Gothic-Song. Düster, unheimlich, beängstigend sogar; Und doch zu faszinierend, als dass ich mich ihm hätte entziehen können. Ich wurde reingezogen in V's Schattengalerie (wie er sein Versteck nennt), wollte Teil der Sache sein, die Sachen anfassen. Und gleichzeitig fühlte ich eine Unruhe, wie man sie nun einmal empfindet, wenn man 24 Stunden 7 Tage die Woche von Kameras überwacht wird.


    Mir hat damals der Film schon gut gefallen, durch ihn bin ich auf den Comic aufmerksam geworden. Der Film war genial. Der Comic ist noch ein kleines Stück besser. Viele Dinge kommen noch mehr zum Tragen, werden deutlicher dargestellt, detaillierter abgehandelt, inklusive Hintergrundmusik. Lloyds Zeichenkunst steht ausser Frage. Trotz groben Linien hatte ich gerade bei Evey das Gefühl, den Bildern die Alterung, die sie erleidet, anzusehen. Moores Erzählkunst ist ebenfalls über jedem Zweifel erhaben. So lässt er zum Beispiel einen Pfarrer aus der Bibel lesen, während die Zitate irgendwie merkwürdig gut zu dem Mann passen, der sich von hinten anschleicht. Auch werden Leute umgebracht, während deren Stimme im Hintergrund Sicherheit versichert. Es sind solche Details, die ich einfach nur bewundere.


    Ansonsten kann ich Wendy nur unterschreiben, bis auf einen Punkt: Ich habe keine Lieblingsszene, es gibt zu viele von ihnen. Schade, dass es schon vorbei ist.


    5ratten

  • Inhalt

    England, nur knapp einem dem dritten – atomar geführten – Weltkrieg entkommen, ist zu einem faschistischen Überwachungsstaat geworden. Sämtliche Abweichler von der Normalität wie Homosexuelle oder Ausländer werden in Konzentrationslager gesteckt und – politisch korrekt ausgedrückt – „therapiert“. Ein anonymer in Guy-Fawkes-Maske, der sich schlicht V nennt, plant die Rebellion.


    Meinung


    Der erste Comic, den ich mir jemals gekauft habe – abgesehen von div. Disney-Bildstrips meiner Jugend. Und auch wenn die Verfilmung mich auf den Comic aufmerksam gemacht hat, und nicht umgekehrt, habe ich es nicht bereut, sondern muss sagen, dass auch seine anderen Werke wie Watchmen oder die Liga außergewöhnlicher Gentleman ihre Besonderheiten aufweisen, die sie zu literarischen Kleinoden machen.


    V ist ein vielschichtiger Charakter. Ihn auf seine Rolle als Kämpfer gegen den faschistischen Staat zu beschränken, wäre irreführend. Der Mann hinter der Guy-Fawkes-Maske ist brutal und gnadenlos, auf seinem Weg schreckt er weder vor perfider Rache noch vor dem Tod Unschuldiger zurück. Evey wird gefoltert und ihr Wille gebrochen, um sie „frei“ zu machen, wie V es nennt. Sein Verhalten ist durchaus psychopathisch zu nennen.


    Die Frage, die sich dem Leser stellt, ist die altbekannte: heiligt der Zweck die Mittel? V versucht die Menschheit zu retten, handelt aber selbst zumindest zuweilen unmenschlich. Immerhin ist er konsequent und weiß, dass für ihn in seiner neuen Welt kein Platz mehr ist – er lässt sich töten und beendet sein Leben mit einem riesigen Knalleffekt. Trotzdem beantwortet er die Frage uneingeschränkt mit ja.


    Darf man sich aber der Mittel seines Feindes bedienen, um ihn zu töten? Darf man auf das Niveau seines Gegners herabsinken, wenn man diesen nur so besiegen kann? Ich glaube, man kann auf diese Weise niemals gewinnen, sondern verliert in dem Moment, indem man nachgibt und sich zu einem Verhalten hinreißen lässt, das einem selbst eigentlich unwürdig ist. Auch wenn es niemand mitbekommt, haftet am inneren Selbstbild doch ein Makel, man hat ein schlechtes Gewissen und Gedanken, die man nie wieder los wird.


    Eine guter Einfall ist die Bezeichnung der verschiedenen Wachorgane, die nach dem menschlichen Organismus benannt sind. Die Polizisten bzw. Vollstrecker der Befehle des Führers heißen Fingermänner, die Männer an den Kamerabildschirmen bzw, Wanzen Augen und Ohren. Die anatomische Namensgebung verstärkt des Gefühl eines gewachsenen Staatsgebildes, das im Laufe der Jahre seine Fänge immer stärker nach den Bürgern ausstreckte.


    Eine Antwort auf die Frage nach der richtigen Balance zwischen Faschismus und Anarchie geben weder V direkt noch Moore implizit. V fordert die Menschen nur auf, ihren Verstand zu gebrauchen und gibt ihnen die Möglichkeit, dieses auch zu tun, indem er alle Staatsinsignien stürzt und
    –repräsentanten ermordet, aber schlussendlich bleibt es den Bürgern überlassen, was sie mit ihrer neu erlangten Freiheit anfangen. Vielleicht driften sie erneut in den Faschismus, vielleicht herrschen jahrelang chaotisch Zustände, man weiß es nicht.
    Letztendlich ist die direkte Staatsform vielleicht auch weniger entscheidend als der Einsatz und der Wille der Bürger. Wer sich mit antiken Utopien wie der von Morus oder der Idee des Philosophenstaats von Platon befasst, wird oft auf eine Monarchie- bzw. Diktaturähnliche Herrschaftsform stoßen. Selbst der Begriff des Diktators war in seinen Anfangstagen zunächst positiv besetzt. Das Amt diente im alten Rom dazu, dass ein starker Mann in Notzeiten die Geschicke des Staates wieder in sinnvolle Bahnen lenken konnte, ohne durch politische Hindernisse aufgehalten zu werden. Es ist wohl immer eine Frage des genauen Führungspersonals – eine korrupte Beamtenschaft kann trotz demokratischer Legitimation schädlicher sein als ein gerechter und gütiger König, ebenso ist ein Leben unter einem gewalttätigen Tyrannen ungewünschter als unter einem verantwortungsvollen Senat oder ähnlichem Beratergremium.


    Sonnige Tage und erholsame Nächte!


    5ratten

    Auf meinem Blog <br /><br />cynthor.wordpress.com <br /><br />findet ihr meine Rezensionen, weitere &quot;Bücherschätze&quot; sowie Infos zu meinem gesellschaftskritischen Fantasy-Roman &quot;Ethopia - Erwachen&quot;.