Heinrich Breloer & Frank Schauhoff - Mallorca, ein Jahr

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Michael Weidling ist einer der bekanntesten Politjournalisten Deutschlands und als solcher ganz nah dran an den hohen Tieren und den aktuellen Geschehnissen. Eines Tages blamiert er sich jedoch durch einen totalen Blackout bei einem Interview mit dem Bundeskanzler und fasst daraufhin den Entschluss, für ein Jahr aus seinem stressigen Leben, das von seiner Karriere und einer halbherzigen Liebesbeziehung geprägt ist, auszusteigen. Er kauft ein Ticket nach Mallorca und lässt sich dort zunächst im Haus von Bekannten nieder, doch da ist die Verbindung zum deutschen Jetset noch zu stark.


    Es zieht ihn nach Llucmajor, wo er am Anreisetag schon einmal war, weil er dem Taxifahrer falsche Anweisungen gegeben hatte, und wo er mit dem Architekten Toni ein paar Gläschen Wein getrunken hat. Michael genießt die Ruhe und die gemütliche Lebensweise abseits der Touristenpfade und gehört schon bald richtig ins Städtchen, wie die Stammgäste in der Bar, die Stammkunden des Friseurs oder der Losverkäufer. Auch eine schöne Frau darf nicht fehlen, eine Antiquitätenhändlerin weckt bei ihm zärtliche Gefühle, was dem Dorfklatsch natürlich nicht verborgen bleibt.


    Am besten hat mir an dem Buch das Porträt der Örtlichkeiten gefallen, die Beschreibung der Häuser, der Gärten, der Strände und Lokale, die jeden, der schon einmal auf Mallorca war, wieder dorthin versetzen kann und zeigt, dass Mallorca mehr ist als Pauschaltouristen und Ballermann.


    Die Geschichte an sich hat mich dafür leider ziemlich kalt gelassen, Michaels Hin und Her zwischen verschiedenen Orten, das Auf und Ab in seinem Verhältnis zu Maria, der Antiquitätenhändlerin, sein Versuch, Abstand vom hektischen Alltagsleben zu gewinnen, ging mir nicht wirklich nahe, wirkte teilweise sogar ein wenig konstruiert und unglaubwürdig auf mich.


    Etwas störend fand ich auch die Marotte der Autoren, in der wörtlichen Rede Sätze auf spanisch einzustreuen und sie danach sofort noch mal auf deutsch zu wiederholen - dann hätte man sie auch gleich komplett auf deutsch schreiben oder die Übersetzung als Fußnoten einbinden können. An ein paar Stellen schien auch das Lektorat ein wenig schlampig ausgefallen zu sein.


    Positive Erwähnung verdient das Glossar mallorquinischer und spanischer Begriffe am Ende, auch wenn es nicht alles erläuterte, was im Laufe der Erzählung erwähnt wird, und die kleinen Einblicke in die mallorquinische Lebenskunst und Kulturgeschichte.


    Fazit: kann man als Mallorca-Liebhaber lesen, muss man aber nicht ...


    3ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen