Boccaccio: Dekameron
Es gibt verschiedene Ausgaben, ich habe mehrere zuvor geprüft, die gewählte Übersetzung aus dem Aufbau-Verlag liest sich flüssig. Die beiden Bände umfassen 1240 Seiten und enhalten vor jeder Geschichte auch eine kleine Abbildung.
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Im Jahre 1348 wird Florenz von der Pest heimgesucht. 7 Damen zwischen 18 und 28 Jahren alt und 3 junge Männer fliehen vor der Pest in einen Palast. Dort erzählen sie sich gegenseitig an 10 Tagen, die jedoch nicht unmittelbar aufeinander folgten, jeweils 10 Geschichten. Ich erwähne zunächst den Erzähler, dann meine Bewertung, schließlich folgt der Inhalt der Geschichte. Im Original wird der Inhalt in einer kurzen Überschrift immer verraten. Diese Art der Spannung fällt beim Lesen also weg, man kann natürlich darüber hinweglesen und dies würde ich sogar empfehlen. Ich lasse das Ende hingegen (meist) offen, in wenigen Fällen verrate ich etwas mehr von der Handlung, aber bei der Vielzahl der Geschichten hat man die Details dieser langen Rezension ohnehin vergessen bevor man sich an die Lektüre macht.
Wenn man bedenkt, dass das Werk im Jahre 1351 veröffentlicht wurde, dann liest es sich nach mehr als 650 Jahren (!) in den heute vorliegenden Übersetzungen überraschend frisch. Es sind zwar nicht alle Geschichten gleich spannend, sie folgen auch nicht immer dem heute überlicherweise gewählten Aufbau, dennoch lassen sie sich mit Genuss lesen.
Das Dekameron enthält auch einige erotisch angehauchte Geschichten. Es soll ja Leser geben, die nur an diesen interessiert sind. Daher nachfolgend die Auflösung mit den Nummern der Geschichten. Sie enthalten eine Beischlafszene, die natürlich heute niemanden mehr erröten lassen. Dennoch war ich über die Offenheit in so mancher Geschichte überrascht. In den folgenden Geschichten kommen Beischlafszenen vor, wobei diese teilweise sehr detailliert (man lese den dritten Tag), teilweise nur mit einem Halbsatz ausgeführt werden. Dies sei hier nicht unterschieden. Die Nummern lauten: 1.4, 2.2, 2.3, 2.6, 2.7, 2.10, 3.1, 3.2, 3.3, 3.4, 3.5, 3.6, 3.7, 3.8, 3.9, 3.10, 4.1, 4.2, 4.3, 5.4, 5.7, 6.3, 6.7, 7.2, 7.3, 7.4, 7.5, 7.6, 7.7, 8.1, 8.2, 8.4, 8.7, 8.8, 8.10, 9.2, 9.3, 9.6, 9.10, 10.8
Jeder Tag steht unter einem bestimmten Motto. Am ersten Tag berichtet jeder, was er oder sie am liebsten hat.
1.1 Panfilo: ++. Ein sein Leben lang hinterhältiger Notar liegt auf dem Sterbebett und man befürchtet, dass er ohne Beichte nicht kirchlich beerdigt werden kann. Doch er findet einen frommen Pater, der ihm die Beichte abnimmt. Was dann passiert, ist eine sehr humorvolle Geschichte.
1.2 Neifile: +. Ein Christ möchte einen Juden vom wahren Glauben überzeugen. Er reist daraufhin nach nach Rom und lernt die Geistlichkeit dort kennen.
1.3 Filomena: +. Sehr kurze Geschichte mit Saladin, dem Sultan von Babylon, und einem Gleichnis über die wahre Religion.
1.4 Dioneo: +. Eine Dirne im Kloster. Ein Mönch wird von seinem Abt erwischt.
1.5 Fiammetta: o. Sehr kurze Geschichte über den König von Frankreich, der einer Dame seine Liebe gesteht. Diese wird auf interessante Weise zurückgewiesen.
1.6 Emilia: o. Über die Heuchelei von Mönchen.
1.7 Filostrato: o. Über den Geiz.
1.8 Lauretta: o. Über einen Geizhals.
1.9 Elisa: o. Nur wenige Sätze lange Geschichte über eine trägen König.
1.10 Pampinea: o. Über einen hochberühmten Arzt namens Meister Alberto und der Liebe zu einer Frau.
Gesamteindruck des ersten Tages: Bis auf die erste Geschichte sind alle anderen zu kurz, um beim heutigen Leser einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Als ganzes ergibt sich jedoch ein schöner Appetitmacher auf mehr.
Die Geschichten des zweiten Tages stehen unter dem Obermotto, die Macht Fortunas zu zeigen.
2.1 Neifile: +. Mit einer List gelingt es Martinello an das Grab des hl. Heinrich zu gelangen.
2.2 Filostrato: ++. Der gläubige Rinaldo wird von 3 ungläubigen Räubern überfallen. Ob der hl. Julianus dem fast nacktem Rinaldo jetzt noch helfen kann?
2.3 Pampinea: +. Drei sehr reiche Jünglinge bringen das gesamte Vermögen durch und verarmen. Wie es zur Rettung kommt, ist wieder ganz humorvoll nachzulesen.
2.4 Lauretta: +. Diesmal geht es um einen verarmten Seefahrer, der wieder mit Fortunas Hilfe gerettet wird.
2.5 Fiammetta: +. Andreuccio wird in einer einzigen Nacht dreimal hintergangen. Doch das Glück ereilt ihm zur Hilfe.
2.6 Emilia: +. Eine etwas längere Geschichte mit verschiedenen Begebenheiten. Eine davon: Als Giannotto die Tochter seines Dienstherrn liebt, wird dieser gefangen genommen.
2.7 Panfilo: ++. Die schöne Tochter des Sultans von Babylon ist dem König von Algarbien versprochen. Doch bevor dieser sie heiraten kann, kommt es aufgrund äußerer Umstände zu wilden Begehrlichkeiten acht verschiedener Männer mit Bettgeschichten am Fließband.
2.8 Elisa: +. Der Graf von Antwerpen muss mit seinen beiden Kindern aufgrund einer unberechtigten Anschuldigung fliehen und viele Jahre als einfacher Mann leben.
2.9 Filomena: ++. Es beginnt mit dem Sprichwort: Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Dies wird am Beispiel einer Wette zwischen zwei Kaufleuten demonstriert. Bernabo glaubt an die Treue seiner Frau und er wettet, dass es nicht gelänge, seine Frau zu verführen. Ambrogiuolo, so der Name des anderen Kaufmanns, hat da jedoch einen Plan.
2.10 Dioneo: ++. Sehr humorvolle Geschichte über eine Frau, die ihren Ehemann verlässt.
Die durchweg etwas längeren Geschichten des zweiten Tages haben etwas mehr Farbe als diejenigen des Vortages. Die zehnte Geschichte ist dabei am originellsten erzählt und lässt den Leser auch heute noch schmunzeln. Am dritten Tag geht es mit Geschichten weiter, die etwas Nützliches für die Gesellschaft enthalten.
3.1 Filostrato: ++. Beischlaf im Nonnenkloster. Sehr humorvoll.
3.2 Pampinea: ++. Kurze Erzählung, wie ein König durch eine List den heimlichen Liebhaber seiner Frau entlarven möchte.
3.3 Filomena: ++. Eine Frau will einen Edelmann mit Hilfe einer List erobern. Dazu bedient sie sich der Hilfe eines Mönches. Humorvoll.
3.4 Panfilo: ++. Wieder eine humorvolle, mit Ironie gespickte Geschichte über die Erorberung einer Frau durch einen Mönch. Solche Geschichten stellen die Praktiken der Kirche wie Fasten und stundenlanges Beten zumindest in Frage. In diesem Sinne ist Boccaccio ein sehr moderner Autor.
3.5 Elisa: ++. Sehr humorvolle Geschichte, in der ein Edelmann eine Frau erorbert, ohne dass diese ein Wort zuvor zu ihm sagen muss.
3.6 Fiammetta: +. Das ist schon eine ziemliche Räuberpistole, die hier erzählt wird. Eine Frau, die im Dunkeln nicht bemerkt, dass sie nicht von ihrem Mann, sondern von einem unbekannten Liebhaber geliebt wird.
An dieser Stelle möchte ich mal durchatmen und stelle fest, dass die Frauen bei Boccaccio als jederzeit beischlafwillige Wesen dargestellt werden. So manche Männerphantasie hat er wohl erfüllt. Dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass auch Frauen diese Geschichten gefallen haben, da er den Mantel des Schweigens hüllt und sicherlich so manche Frauenphantasie bedient. Und im Gegensatz zu einigen Nackenbeißern werden die Frauen von den Männern immer respektvoll behandelt, auch wenn die zuletzt gelesene Geschichte schon grenzwertig ist.
3.7 Emilia: +. Die längste Geschichte dieses Tages mit mehreren Motiven. Lässt man die eigentliche Geschichte mal beiseite, dann fällt hier auf, dass Boccaccio die Autorität der Kirche in Frage stellt. In der Geschichte selber geht es mal wieder um die Liebe zu einer Frau, dessen Ehemann zum Tode verurteilt ist.
3.8 Lauretta: ++. Eine Ehemann soll von seiner Eifersucht geheilt werden. Wie das geschehen soll, ist so unglaublich, dass es hier nicht weiter verraten wird. Lesen!
3.9 Neifile: +. In dieser Geschichte wird ein Mann mit einer Frau zwangsverheiratet. Die Frau versucht nun seine Liebe zu gewinnen.
3.10 Dioneo: ++. Wer kennt heutzutage das Sprichwort „Den Teufel heim in die Hölle schicken.“ Ich kannte es nicht. Nach dieser äußerst anzüglich offenherzigen Geschichte wird man das Sprichwort nicht wieder vergessen. Wunderbar.
Dieser dritte Tag ist grandios. Jeder Tag endet übrigens mit einem Lied, welches vollständig wiedergegeben ist. Nach dem dritten Tag fühlt man sich nun so, als säße man selber in der Runde der Zehn. Ich bin nur gespannt, ob die Ideen ausreichen, um die noch folgenden sieben Tage mit genügend Lesespaß auszufüllen. Am vierten Tag sollen Geschichten über die Liebe, die ein unglückliches Ende nahmen, erzählt werden.
4.1 Fiammetta: o. Die Erzählungen wechseln nun von der Komödie zur Tragödie. Ein Vater will die Liebe seiner Tochter zu einem Mann nicht akzeptieren. Recht lange Monologe machen die Geschichte etwas schwerfällig. Mit traurigem Ende, als Leser ist man jedoch nicht übermäßig stark bewegt.
4.2 Pampinea: +. Recht humorvolle Geschichte. Handelt von der Doppelmoral der Mönche. Wiederum gelingt es mit einer List, die Gunst einer Frau zu erorbern.
4.3 Lauretta: o. Viele Tote in dieser Liebesgeschichte.
4.4 Elisa: o. Eine Tochter wird von einem Schiff geraubt.
4.5 Filomena: +. Soll man lachen oder weinen? Die Idee der Geschichte ist abstrus, der Geliebte wird von den eigenen Brüder erschlagen und aus Liebe wird der Kopf in einem Blumentopf beerdigt.
4.6 Panfilo: o. Der Geliebte stirbt unerwartet. Während Boccaccio bei den humorvollen Szenen mit immer wieder neuen Ideen aufwartet, gelingt ihm das Tragische weiter weniger gut. So richtig niedergezogen wird man nur selten.
4.7 Emilia: o. Wieder stirbt ein Geliebter, diesmal durch den Genuss einer ansonst harmlosen Pflanze. Eine Handlung ist nun kaum noch zu erkennen.
4.8 Neifile: +. Ergreifende Liebesgeschichte mit wiederum tragischem Ausgang.
4.9 Filostrato: +. Der Ehemann bringt den Geliebten seiner Frau um und serviert ihr das Herz des Toten.
4.10 Dioneo: o. Über eine Wucherbande und einen vermeintlichen Toten.
An jedem Tag darf ein anderer von den Zehn das Thema des nächsten Tages festlegen. Der- oder diejenige ist dann der König bzw. die Königin der Runde. Die nächste Königin war Fiammetta, die bestimmte, dass am 5. Tag von den Glücksfällen erzählt werden soll, „die nach widrigen und betrübenden Ereignissen Liebende betroffen haben.“
5.1 Panfilo: ++. Längere Geschichte, die im antiken Griechenland von der Liebe zwischen Kimon und Iphigenie erzählt. Stimmungsvoll umgesetzt.
5.2 Emilia: +. Boccaccio ist nach den humorvollen Szenen des 3. Tages und den tragischen Geschichten des 4. Tages nun auf romantische Liebesgeschichten umgestiegen. Auch hier wieder gekonnt gemacht wie eine Frau den totgeglaubten Liebhaber wieder auffindet.
5.3 Elisa: +. Der Aufbau der Geschichten ähnelt sich nun etwas. Zwei Geliebte müssen zunächst einige Gefahren durchlaufen bevor sie schließlich doch zueinander finden. Das „Traumschiff“ wurde also von Boccaccio erfunden!
5.4 Filostrato: +. Nach längerer Pause mal wieder eine (harmlose) Beischlafszene. Die Tochter trifft sich heimlich im Hause ihrer Eltern mit ihrem Geliebten. Klingt etwas pubertär, ist es auch, dennoch amüsant zu lesen.
5.5 Neifile: o. Am Ende steht mal wieder ein Hochzeit. Zuvor eine verworrene Beziehungsgeschichte.
5.6 Pampinea: +. Ein König will zwei Liebende auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen.
5.7 Lauretta: +. Eine Schwangerschaft führt zur Verurteilung zum Tode. Die Rettung ist dann recht ungewöhnlich.
5.8 Filomena: +. In dieser Geschichte nun erstmals phantastische Elemente, in der Personen aus der Hölle auf die Erde zurückgekehrt sind. Wiederum geht es um eine zunächt unerfüllbare Liebe.
5.9 Fiammetta: ++. Anrührende Liebesgeschichte über einen Mann, der sein Haustier, einen Falken opfert, um die Liebe einer Frau zu gewinnen.
5.10 Dioneo: ++. Ein Ehemann kehrt unerwartet zu seiner Frau zurück. Da muss diese ihren Liebhaber schnell unter einem Hühnerkorb verstecken.
Elisa legte für den nächsten Tag fest, dass „von denen erzählt werde, die durch ein geschicktes Wort fremde Neckereien zurückgegeben haben oder durch kühnes Erwidern und schnellen Entschluß einem Verlust, einer Gefahr oder Kränkung entgangen sind.“ Die Geschichten des 6. Tages sind deutlich kürzer als diejenigen der Vortage.
6.1 Filomena: +. Keine richtige Geschichte mehr, nur noch eine Anekdote, in der eine Dame einen Edelmann auf vornehme Weise zum Schweigen bringt.
6.2 Pampinea: +. Kleine Geschichte über einen einfachen Bäcker, der es schafft, das Aufsehen von Edelleuten zu erringen.
6.3 Lauretta: +. Es geht um die Ehre einer Frau.
6.4 Neifile: +. Ein Koch muss sich eine Ausrede einfallen lassen, warum sein servierter Kranich nur ein Bein hat.
6.5 Panfilo: +. Kann man das Genie einer Person am Aussehen erkennen?
6.6 Fiammetta: o.
6.7 Filostrato: ++. Diese kleine Anekdote ist sensationell. Zum einen weil sie indirekt von der Gleichstellung der Frau handelt. Zum anderen weil eine Ehefrau wegen Untreue verbrannt werden soll und sich nur mit Worten vor dem Scheiterhaufen rettet.
6.8 Emilia: +. Über den Hochmut.
6.9 Elisa: o.
6.10 Dioneo: ++. Einzige längere Geschichte an diesem Tag. Sehr humorvolle Erzählung über einen predigenden Pater, der als Reliquie eine Feder des Engels Gabriel vorzeigen möchte. Doch leider ist etwas unvorhergesehenes passiert.
Dioneo war der nächste König und es sollten Geschichten über Streiche erzählt werden, die Frauen ihren Männern gespielt haben.
7.1 Emilia: +. Der Geliebte steht vor der Tür. Leider ist der Ehemann noch da. Die gute Ehefrau muss sich nun etwas einfallen lassen …
7.2 Filostrato: +. Mit recht freizügiger Beischlafszene. Humorvolle Erzählung über ein Fass.
7.3 Elisa: +. Ein Ehemann kehrt zu früh zurück und es besteht die Gefahr, dass er den Liebhaber entlarvt. Eine List muss (mal wieder) aushelfen.
7.4 Lauretta: +. Ein Ehemann wird hintergangen und will seine Frau schändlich vorführen, doch die gute Frau weiß sich zu helfen. Sehr humorvoll. Interessant bei Boccaccio, dass er die S.e.x.uelle Selbstbestimmung der Frau ernst nimmt. Ausgesprochen modern.
7.5 Fiammetta: +. Über die Eifersucht.
7.6 Pampinea: o. Wieder wird mit einer List der Geliebte verborgen.
7.7 Filomena: ++.Schöne humorvolle Liebesgeschichte, in der der Ehemann erst aus dem Weg geschafft werden muss, bevor man sich leidenschaftlichen Genüssen hingeben kann.
7.8 Neifile: +. Um den Humor von Boccaccio verständlich zu machen, hier mal eine etwas genauere Inhaltsangabe: Damit eine Ehefrau ihren Liebhaber empfangen kann, bindet sie sich jede Nacht einen Faden an den Zeh und lässt ihn aus dem Fenster heraushängen. Der Liebhaber kann nun unten ziehen und sofern der Ehemann tief und fest schläft, gibt die Frau ein entsprechendes Zeichen. Das geht solange gut, bis der Faden eines Tages entdeckt wird … Ein bißchen „Münchhausen“ schwingt an diesem siebten Tag in den Streichen schon mit.
7.9 Panfilo: ++. Großartige Geschichte. Diesmal hat der Geliebte „die Fäden in der Hand“ und eine Ehefrau muss ihm beweisen, dass sie ihn wirklich liebt. Drei Dinge muss sie dazu besorgen …
7.10 Dioneo: +. Am Ende tritt noch mal jemand aus dem Totenreich auf, einige der wenigen phantastischen Elemente.
Auch am nächsten Tag soll es mit Erzählungen von Streichen weitergehen, wie Lauretta bestimmte, wobei die Geschlechter dabei keine Rolle mehr spielen sollten.
8.1 Neifile: ++. Oh, diese Geschichte hat schwarzen Humor. Eine Frau wird hinterhältig hintergangen.
8.2 Panfilo: +. Ein Priester will eine Ehefrau auf hinterlistige Weise erobern.
8.3 Elisa: ++. Endlich mal eine Geschichte, in der es nicht um die Eroberung einer Frau geht. Diesmal spielen sogenannte Wundersteine die Hauptrolle. Ein Streich der Extraklasse.
8.4 Emilia: ++. Erzählt wie sich eine Frau einen auf aufdringlichen Probst vom Leibe hält.
8.5 Filostrato: o. Hose an oder aus – das ist hier die Frage (dennoch nicht anzüglich).
8.6 Filomena: ++. Über ein gestohlenes Schwein. Sehr humorvoll.
8.7 Pampinea: ++. Eine Dame spielt ihrem vermeintlichen Geliebten einen üblen Streich, in dem sie ihn fast erfrieren lässt. Doch der Geliebte rächt sich unerbittlich. So entsehen Kriege! Diese Geschichte gehört zu den Längsten aus der Sammlung.
8.8 Fiammetta: +. Kurze Anekdote über einen Seitensprung.
8.9 Lauretta: +. Ein Doktor wundert sich über zwei Maler, die immer fröhlich durchs Leben ziehen, obwohl sie nicht viel Geld haben können. Er freundet sich mit den Malern an, um ihr Geheimnis zu erfahren.
8.10 Dioneo: ++. Sehr stimmungsvolle Geschichte, in der Geld erschlichen wird.
Emilia war die nächste Königin und legte fest, dass jeder nun erzählen dürfe, was ihm oder ihr gefalle.
9.1 Filomena: +. Damit sich eine Dame ihre beiden aufdringlichen Verehrer vom Leibe halten kann, ersinnt sie eine Aufgabe, die diese zum Beweis ihrer Liebe ausführen sollen. Die Aufgabe hat es in sich.
9.2 Elisa: o. Eine Nonne hat einen heimlichen Liebhaber. Doch als man sie erwischt, passiert ein Missgeschick.
9.3 Filostrato: ++. Diese Geschichte gehört zu den allerstärksten Stücken des Buches. Sie ist nur wenige Seiten lang und die Grundidee sei hier nicht verraten. Es beginnt folgendermaßen: Calandrino wird von allen Bekannten mitleidig angesehen, da er so schlecht aussehe (wobei das natürlich nicht stimmt). Der leichtgläubige Calandrino legt sich daraufhin ins Bett und was dann passiert, ist unglaublich. Ich liege vor Lachen auf dem Boden. Ebenso unglaublich die Anzüglichkeit dieser 650 Jahre alten Geschichte.
9.4 Neifile: o.
9.5 Fiammetta: +. Hier möchte eine Ehemann eine Geliebte gewinnen.
9.6 Panfilo: +. In dieser Nacht findet wohl nicht jeder sein eigenes Bett …
9.7 Pampinea: o. Hier tritt der böse Wolf zum ersten Mal auf.
9.8 Lauretta: o. In dieser Geschichte wird auch mal etwas gegessen. Sonst eher kein Thema für Boccaccio.
9.9 Emilia: +. Die Wertung erfolgt hier nur für den Stil, nicht für den Inhalt. Dies ist die erste Geschichte, deren Inhalt man nicht gutheißen kann. In ihr wird eine Frau geprügelt, die nicht den Willen ihres Mannes befolgt. Auch wenn Boccaccio sonst ausgesprochen modern ist und selbstbewusste Frauen darstellt, hier zeigt er es nicht.
9.10 Dioneo: ++. Wieder eine unglaubliche Geschichte, in der ein Einfaltspinsel aus einer Frau (mit ihrer Zustimmung) eine Stute machen soll.
Panfilo bestimmte für den letzten Tag Geschichten, in denen Großmut und Edelsinn vorkommen sollen.
10.1 Neifile: +. Über den großmütigen König von Spanien gegenüber einem Ritter.
10.2 Elisa: +. Über den großmütigen Abt von Clugny gegenüber einem Räuber.
10.3 Filostrato: ++. Mithidranes ist so neidisch auf die Freigiebiegkeit des Nachbarn Nathan, dass er ihn töten will.
10.4 Lauretta: ++. Die Erzähler versuchen sich in ihren Großmut-Geschichten immermehr zu übertrumpfen. Hier wird nun eine unglaubliche Großmut-Erzählung über einen Edelmann erzählt, der die größte Liebe seines Lebens verschenkt.
10.5 Emilia: ++. Über einen großmütigen Ehemann gegenüber dem Liebhaber seiner Frau.
10.6 Fiammetta: ++. Sehr stimmungsvolle Geschichte mit einem Hauch von Erotik über einen großmütigen König.
10.7 Pampinea: ++. Die Tochter eines Gewürzhändlers ist unsterblich in ihren König verliebt. Doch der König hat eine Idee.
10.8 Filomena: +. Stimmungsvolle Geschichte, die im alten Rom spielt. Mit der Hilfe seines Freundes erhält Titus seine Geliebte zur Frau. Doch darüber ist die Familie verständlicherweise recht erzürnt.
10.9 Panfilo: +. Hier spielt Saladin, der Sultan von Babylon, mit. Ein Ehemann ist in den Krieg gezogen und gilt als tot. Seine Frau darf sich erst 1 Jahr, 1 Monat und einen Tag nach seiner Abreise wieder neu vermählen. Am Tag ihrer erneuten Hochzeit … (nun der Leser kann es sich schon denken).
10.10 Dioneo: Hier spielt der Mann seiner Frau übel mit. Auch wenn der Erzähler dies durchaus zugesteht, hätte man sich einen anderen Abschluss gewünscht.
Die zehn Teilnehmer kehrten dann wieder in ihre Wohnungen zurück.
Natürlich kann man auch jede Geschichte unabhängig lesen und verstehen, der eigentliche Lesespaß ensteht aber erst durch das Wechselspiel der Geschichten untereinander. Bleibt noch die Wertung:
Gruß, Thomas