Hi!
Obwohl «Stopfkuchen» schon im Thread zu Wilhelm Raabe zumindest andiskutiert wird, eröffne ich doch einen eigenen Thread für das Buch.
Inhalt:
Der Ich-Erzähler Eduard (Nachname unbekannt) hat es in Südafrika als Bauer zu Wohlstand gebracht und ist auf Besuch in der alten Heimat Deutschland. Dort begegnet er seinem alten Freund Heinrich Schaumann, genannt «Stopfkuchen». Dieser erzählt Eduard an einem Tag seine Lebensgeschichte, in der ein Mord eine wichtige Rolle spielt: Stopfkuchens inzwischen verstorbener Schwiegervater Andres Quakatz soll vor vielen Jahren den Viehhändler Kienbaum ermordet haben. Obwohl Quakatz zeitlebens seine Unschuld beteuert, werden er und seine Tochter Valentine – die spätere Frau Stopfkuchens – geächtet. Stopfkuchen schafft es nicht nur, Vater und Tochter aus der Isolation zu führen, er findet auch heraus, wer der wahre Mörder Kienbaums war.
Meine Meinung:
«Stopfkuchen» ist eines der ganz wenigen Bücher, an denen ich nichts auszusetzen habe. Raabes Erzählkunst ist beeindruckend. Er versteht es, Spannung aufzubauen, obwohl eigentlich nichts passiert und der längst verjährte Mord an Kienbaum eigentlich auch kein Aufreger mehr ist.
Heinrich «Stopfkuchen» Schaumann dominiert die Geschichte nicht nur, weil er die ganze Zeit redet und weder Eduard noch Valentine oft zu Wort kommen lässt. Er ist auch ein richtiger Charakterkopf, der Dinge, die ihm Leute als Beleidigung nachrufen – etwa, dass er dick, träge und allzu gemächlich sei – schon fast als Kompliment betrachtet und versucht, seinem Ruf gerecht zu werden. Dabei merkt er ziemlich schnell, dass ihm das Leben als gemächlicher Gemütsmensch gefällt und fortan bringt ihn nichts mehr aus der Ruhe.
Die anderen Charaktere müssen in der Geschichte zurückstehen, so erfährt man über den Erzähler Eduard so gut wie nichts und über Valentine auch nur das, was Stopfkuchen uns wissen lassen möchte. Trotzdem kommt keine Langeweile auf, Stopfkuchen (respektive Wilhelm Raabe) ist ein begnadeter Erzähler und man möchte ihm noch viel länger zuhören.
Trotzdem gibt es nicht die volle Punktzahl. Mir fehlte die emotionale Achterbahn. Obwohl ich gerne ab und zu ruhige Geschichten lese, war sie mir fast ein wenig zu ruhig. Ich habe mich während der Lektüre ausgezeichnet unterhalten gefühlt, aber ich hatte nie das Gefühl, dass ich dieses Buch unbedingt noch anderen Leuten empfehlen müsste, weil sie (meiner Meinung) sonst etwas verpassen. Man muss es nicht gelesen haben, aber wer es tut, wird es ziemlich sicher nicht bereuen.
8 von 10 Punkten
Gruss
Alfa Romea