Jens Johler - Kritik der mörderischen Vernunft

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  • Jens Johler - Kritik der mörderischen Vernunft

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    Der Journalist Troller erhält mysteriöse Nachrichten von einem Mann, der sich "Kant" nennt. Kurze Zeit später erfährt Troller, dass der berühmte Hirnforscher Ritter grausam ermordet wurde. Der Wissenschaftler hat Experimente mit den Gehirnen von Affen gemacht und sofort sind Tierschützer im Verdacht, diese Tat begangen zu haben. Doch es bleibt nicht bei einem Toten und Troller steckt unbewusst mitten im Geschehen.


    Die ersten Seiten fangen interessant an und ich war sehr neugierig zu erfahren, wie es weitergeht, doch meine anfängliche Freude hat sich schnell wieder gelegt. Ich konnte mit den Figuren nichts anfangen und vieles fand ich sehr unglaubwürdig, z.B. dass Trollers kleine Tochter ihn immer nur "Troller" nennt anstatt "Papa" oder die Auflösung des Falles, etc.
    Troller ist fast 50 Jahre alt, hat aber eine jüngere Freundin, die auch Journalistin ist und ihm in diesem Fall hilft. Leider sind hier meine Befürchtungen wahr geworden und es ging teilweise nicht mehr um diese Morde, sondern um die Beziehung von Troller und Jane und wie eifersüchtig Troller doch ist, da seine Freundin so viel jünger ist. Und wie man vorhersehen kann, ist seine Eifersucht gar nicht mal so unberechtigt.
    Jane ging mir teilweise auf die Nerven, besonders da sie sich nicht zwischen zwei Männern entscheiden konnte und der arme Leser das unbedingt erfahren musste.


    Jane befindet sich ab und zu in London, besonders da dort ein Prozess statt findet, über den sie schreiben soll. Der Täter wird Erlöser genannt und er hat in Krankenhäusern, Altenheimen, etc. alten Menschen zum Tod verholfen. Der einzige Zusammenhang zu dem Thema des Buches ist eigentlich, dass ein Hirnforscher herausgefunden hat, dass etwas mit seinem Gehirn nicht stimmt und er daher nicht voll schuldfähig ist. Ich fand diese Szenen überflüssig und man hätte sie, wie viele andere Szenen ebenfalls weglassen können.


    Die Diskussionen und Unterhaltungen über den freien Willen und wie weit die Hirnforschung bereits ist, wovon vieles wohl stimmen mag laut Nachwort, fand ich sehr interessant, aber leider hat das nicht gereicht, mich von dem Buch zu überzeugen.


    Kritik der mörderischen Vernunft fängt erst gut an, aber schwächt dann immer weiter ab, auch wenn es hin und wieder etwas besser wurde. Spannend war es nicht durchgehend, sondern leider nur stellenweise.


    Insgesamt ist das Buch für mich eine herbe Enttäuschung.
    1ratten

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

    Einmal editiert, zuletzt von kathchen ()

  • Troller, Wissenschaftsjournalist und Philosophieinteressierter, erhält rätselhafte Nachrichten von jemandem, der sich einfach nur 'Kant' nennt. Kurz darauf wird ein bekannter Hirnforscher ermordet, gefesselt an einen Stuhl, an dem er selbst Experimente mit Affen vornahm. Bald darauf folgen weitere Morde, und schnell kommt der Verdacht auf, dass radikale Tierschützer dafür verantwortlich machen zu sind. Doch Troller kommen schon bald Zweifel, ob da nicht doch etwas anderes dahinter steckt. Eines ist jedoch sicher, 'Kant' ist der Mörder. Und es gibt irgendeine Verbindung zwischen ihm und Troller. Gemeinsam mit seiner Freundin, der Kriminalreporterin Jane Anderson, macht sich Troller auf die Suche nach 'Kant'. Viel Zeit bleibt nicht mehr, denn schon bald soll ein ein Kongress stattfinden, an dem zahlreiche Hirnforscher teilnehmen werden, die alle eine wandelnde Zielscheibe darstellen…


    Als ich vor ein paar Wochen die Leseprobe zu diesem Buch gelesen habe, kam mir in den Sinn: Thema Top, Schreibstil Flop. Nach Beendigung des Buches nehme ich dies aber gerne wieder zurück. Das Thema bezeichne ich auch weiterhin als Top und auch als hochbrisant. Den Schreibstil jedoch empfand ich nach einer gewissen Einlesephase als sehr angenehm. Solch mich störende Formulierungen wie ein holpriges "Troller öffnete das Outlook" kamen im Buch dann entweder nicht mehr vor oder sie sind mir nicht aufgefallen.


    Der Schreibstil ist sehr detailiert, anfangs fand ich das äußerst gewöhnungsbedürftig und hatte schon die Befürchtung, mich auf Dauer zu langweilen. Mit der Zeit gefiel es mir aber besser, es trägt sehr zur Plastizität bei. Ich kam mir vor, als würde ich neben Troller stehen, und ihm beim Risotto-Kochen zusehen.


    Es gibt aber auch einige Kleinigkeiten die mir nicht gefallen haben. Als Negativ empfand ich die Bezeichnung „Troller“. Kein Dr., kein Vorname, nichts. Einfach nur Troller. Sogar von der eigenen Tochter wird er so genannt, das kommt mir dann schon arg seltsam vor. Bis zuletzt hatte ich damit so meine Schwierigkeiten. Der nächste Punkt wäre die Spannung. Von Beginn an steigt die Spannung, flacht aber dann nach 200-300 Seiten stark ab, um dann wieder etwas zu steigen. Ich denke, hier hätten einige Seiten weniger dem Buch nicht geschadet. Ein Wunsch von mir blieb leider unerfüllt. Ich hätte sehr gerne mehr von dem Gerichtsprozess des 'Erlösers' in England und auch von Jane’s Vater gelesen. Das Thema Sterbehilfe ist ja vor allem in den letzten Tagen wieder in aller Munde und bietet immer eine Menge Diskussionsstoff. Möglicherweise aber auch zu viel für dieses Buch und genug für ein eigenes. Die kleinen Einschübe zu diesem Thema haben mir in dem Buch sehr gut gefallen, da sich auch dieses thematisch in die Richtung „Wie weit darf man (oder die Wissenschaft) gehen?“ wendet.


    Das Buch gehört in mit Sicherheit nicht in die Kategorie, in die so viele Bücher dieses Genres fallen, in die der Oberflächigkeit. Die philosophischen Einflechtungen waren vom Feinsten. Es hat auch nicht konstruiert gewirkt, sondern hat gut in den Fluß des Buches gepasst. Es regt zum Nachdenken an. Ich kam einfach nicht umhin, ‚Kant‘ zu mögen. ‚Kant‘, der sich durchaus bewußt ist, unmoralisch zu handeln, aber keinen anderen Weg sieht um den Verfall der Moral aufzuhalten, der durch die Wissenschaft heraufbeschworen wird. Obwohl ich Morde natürlich nicht gerechtfertigt finde, blitzte bei mir hin und wieder Genugtuung und Verständnis auf, vor allem in Anbetracht der Schilderung einer (möglicherweise gar nicht mehr fernen) Zukunft. Allein schon deshalb hätte ich mir einen anderen Schluß gewünscht. Sophokles hatte wohl recht, als er vor über 2 Jahrtausenden in seiner Tragödie Antigone schrieb: "Ungeheuer ist viel. Doch nichts ist ungeheurer als der Mensch."


    Aufgrund des Covers und Titels hätte ich mir das Buch wohl nie gekauft. Da hätte ich einen sehr lesenswerten, kritischen und gut recherchierten Thriller verpasst. Sehr empfehlenswert! Leser dieses Buches sollten aber unbedingt Voraussetzungen mitbringen. Nämlich das Interesse an Philosophie und an der Wissenschaft.


    4ratten hat es sich durchaus verdient

    "Man hat in der Welt nicht viel mehr, als die Wahl zwischen Einsamkeit und Gemeinheit." A. Schopenhauer

    :blume::engel::katze:

  • „Der freie Wille ist eine Illusion.“ Dieser Meinung sind einige namhafte Neurowissenschaftler und Neuroethiker und planen die absolute Kontrolle des Menschen. Genau diese sind es auch, die in den Fokus des Mörders, der sich selbst den Namen Kant verleiht, rücken. Kant hinterlässt an den Tatorten Zitate aus einem Buch Richard Trollers, welcher als Wissenschaftsjournalist und Mitglied eines Philosophiezirkels mit den wissenschaftlichen und philosophischen Themen gleichermaßen vertraut ist. Außerdem scheint der Mörder unerklärlicherweise eine besondere Bindung zu Troller zu haben, da er sich ausschließlich mit ihm über E-Mails in Verbindung setzt und seine Taten zum Teil ankündigt.


    Zusammen mit seiner Lebensgefährtin und Kollegin Jane Anderson geht Troller den Nachrichten ‚Kants’ auf den Grund und deckt nach und nach ein weit reichendes Netz von Korruption und Verschwörungstheorien auf. Dabei geraten sowohl Jane als auch Troller zunehmend in Gefahr...


    Am Anfang des Buches stellte sich mir die Frage, ob philosophische Probleme und spannende Wissenschaftserkenntnisse eine gelungene Mischung und schließlich einen glaubhaften Thriller ergeben könnten. Nach dem Lesen bin ich nun davon überzeugt. Jens Johler schafft einen sehr gelungenen Spagat zwischen beidem und es gelingt im zusätzlich auch noch, die Spannung über das gesamte Buch hinweg aufrecht zu erhalten. Dies bewirken neben der interessanten und in meinen Augen sehr gut recherchierten Handlung vor allem die Kapiteleinteilungen. Johler wechselt immer wieder zwischen den Erlebnissen Janes und Trollers hin und her und „zwingt“ den Leser dadurch regelrecht zum Weiterlesen. Er nutzt die Spannung also optimal aus, um das Buch bestmöglich wirken zu lassen.


    Das Verstehen der Sachverhalte ist nicht immer einfach, allerdings liefert Johler durch die einzelnen Charaktere des Buches immer Erklärungen zu genannten Begriffen oder Sachverhalten. Dies ist wichtig, da der philosophische Anteil des Buches, wie der Titel bereits vermuten lässt, natürlich recht hoch ist.


    Bedingt durch die anspruchsvolle Thematik ist das Buch teilweise nicht ganz so flüssig zu lesen, wie es bei manch anderen Thrillern der Fall ist – aber man wird als Leser auf jeden Fall belohnt, denn man bekommt einen Einblick in die Welt der Wissenschaften, der einerseits zwar beängstigend, andererseits aber auch absolut faszinierend ist. Es zeigt sich einmal mehr, dass die Möglichkeiten schier grenzenlos sind – inwieweit man diese Möglichkeiten als Chance oder als Fluch ansieht, wird jeder Leser für sich selbst beantworten können und müssen. Tatsache ist aber, dass die Darstellungen Johlers, auch wenn das Buch an sich natürlich fiktiv ist, wissenschaftlich fundiert sind und auf verschiedenen wissenschaftlichen Vorträgen, Aufsätzen und Büchern basieren, wie er im Nachwort deutlich macht.


    Negativ anzumerken ist an dem Buch für meine Begriffe nicht viel. Einzig die Beziehung Trollers zu Kant wirkte etwas unrealistisch auf mich – aber auch dies war nur im ersten Moment der Fall.


    Insgesamt ist „Kritik der mörderischen Vernunft“ für mich ein sehr spannender Thriller mit einer hochinteressanten Thematik und einer absolut gelungenen Umsetzung. Es handelt sich definitiv nicht um ein Buch „für zwischendurch“, sondern ist anspruchsvoll und wird nach dem Lesen noch eine Weile in den Gedanken des Lesers verbleiben. Ich möchte das Buch ausdrücklich empfehlen.


    Meine Wertung: 5ratten

    :leserin: Plichota/ Wolf: Oksa Pollock - Die Unverhoffte<br /><br />SLW - Annabas: 1/10<br />SLW - Seychella: 0/10

  • Jens Johler – Kritik der mörderischen Vernunft


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    Inhaltsangabe:


    Der Wissenschaftsjournalist Troller erhält eines Tages ein seltsames E-Mail, abgeschickt von einem gewissen „Kant“. In dem Mail wird der Mord an einem berühmten Hirnforscher bekannt gegeben. Troller nimmt gemeinsam mit seiner Partnerin Jane, einer Gerichtsreporterin, die Recherche auf. Es bleibt aber nicht bei dem einen Mord, und die nächsten Opfer sind wieder Hirnforscher. Je weiter Troller und Jane in ihren Ermittlungen vordringen, desto mehr müssen sie sich mit den neuesten wissenschaftlichen Arbeiten der Toten beschäftigen, und was sie dort erfahren, ist teilweise erschreckend. Denn die Forschung am menschlichen Gehirn ist nicht immer so harmlos, wie sie dargestellt wird ...
    Troller gerät auch persönlich unter Druck, denn während ihrer Recherchen entfremdet sich Jane immer mehr von ihm, und auch mit seiner Tochter Sarah läuft nicht alles so gut, wie beide es sich wünschen.
    Diese Geschichte spielt in unserer Zeit, überwiegend in Berlin.


    Meine Meinung zum Buch:


    Nicht viele Thriller, die sich mit wissenschaftlichen Themen beschäftigen, sind gut recherchiert – aber dieses Buch ist eine löbliche Ausnahme. Mit dem Thema Hirnforschung habe ich mich bisher nicht intensiv beschäftigt, aber Johler flicht seine Informationen so gekonnt und interessant in die Handlung ein, dass ich sie sehr gern gelesen habe und sogar gerne noch mehr darüber erfahren hätte. In seinem Nachwort gibt der Autor seine Quellen an – mit einen Teil davon werde ich mich sicher noch beschäftigen.
    Die Quellen verdeutlichen aber auch, dass der größte Teil der im Buch genannten, wissenschaftlichen Forschungsergebnisse nicht vom Autoren erfunden ist – und das wiederum ist etwas, was in mir ein ungutes Gefühl zurück lässt. So interessant die Informationen aufbereitet sind, so gefährlich können sie auch im Falle von Missbrauch werden. Johler stellt sich dieser Thematik und in den philosophischen Diskussionen seiner Protagonisten beleuchtet er die unterschiedlichen Seiten und Standpunkte. Auch diese Passagen sind höchst interessant.
    Das klingt jetzt alles nicht nach einem „richtigen“ Thriller, aber das Buch ist doch einer. Denn zusätzlich zu den schon angeführten Punkten fehlt die Spannung eines Thrillers nicht. Wie Jane und Troller dem Mörder immer näher kommen und selbst ins Fadenkreuz interessierter Kartelle und Geheimdienste geraten, ist hoch spannend beschrieben.
    Die Hauptpersonen des Buches (Troller und Jane) sind beide sehr sympathisch beschrieben. In ihren Charakteren ergänzen sich beide hervorragend – Troller verhält sich eher ruhig und zurückhaltend, eher bedächtig, während Jane die antreibende Kraft ist. Ihre Beziehung entwickelt sich im Laufe des Buches weiter, wie auch die Beziehung von Troller zu seiner Tochter Sarah, in der er eine Entscheidung treffen muss, um die er sich lange herumzudrücken versucht.
    Die Nebenfiguren sind meistens eher flach charakterisiert, aber das hat mich beim Lesen nicht gestört, denn es geht in diesem Buch stärker um die Fragen „Was ist gut“ bzw. „Wie weit darf Wissenschaft gehen“.
    Vom Schreibstil her lässt sich das Buch gut und flüssig lesen, ich habe es in nur kurzer Zeit durchgelesen. Die Erzählweise folgt dem chronologischen Ablauf der Dinge, es gibt nur ganz wenig Rückblenden, was mir sehr entgegenkommt, denn Rückblenden holen mich oft aus dem Lesefluss heraus und ich muss mich aufs Neue in der Geschichte zurechtfinden. Aber so war ich beim Lesen immer gut in der Geschichte dabei und habe mich von ihr fesseln lassen.
    Nur einen kleinen Punktabzug gibt es für mich in der Geschichte zwischen Troller und Sarah – diese wird in der zweiten Hälfte des Buches in meinen Augen zu sehr vernachlässigt.


    Aber alles in allem ist es ein :tipp: und ich gebe 4ratten


    Viele Grüße von Annabas :winken:

  • Ich habe es auch vor kurzem gelesen und fand es einfach super.


    Philosophischer Wissenschaftsthriller vom Feinsten


    Inhalt:
    Der Wissenschaftsjournalist Troller wird ungewollt Teil eines mörderischen Plans, ein Mörder, der sich selbst Kant nennt, schickt ihm E-Mails und hinterlässt an den Tatorten Zitate aus Trollers Buch. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin und Kriminaljournalistin Jane - die gerade einen eigenen Artikel über einen Mörder in London schreiben wollte - beginnt er Nachforschungen anzustellen. Schnell fällt der Verdacht auf eine Gruppierung von Tierschützern, da das Opfer ein bekannter Hirnforscher war und mit Affen experimentiert hatte. Doch als ein weiterer Hirnforscher, der keine Tierversuche durchgeführt hat, fast einem Anschlag zum Opfer fällt, kommen Zweifel an der Theorie auf. Troller und Jane sind sich aber sicher: Troller muss den Mörder kennen. Troller forscht weiter nach und kommt auf die Spur eines Clubs, der unfassbare Ziele verfolgt. Auch eine zwielichtige Firma die mit der CIA und dem Pentagon in Verbindung gebracht werden kann taucht immer wieder auf. Die beiden Journalisten geben nicht auf und bringen sich so bald selbst in große Gefahr...


    Meine Meinung:
    Die Covergestaltung des 533 Seiten unfassenden Romanes wirkt zunächst etwas langweilig, hat man dann aber das Buch gelesen ist sie absolut stimmig mit dem Inhalt. Wissenschaft und Philosophie verschwimmen in diesem Roman und bilden eine spannende Mischung, die Themen sind aktuell und interessant.
    Der gut strukturierte Handlungsaufbau bewirkt eine gute Übersicht über das Geschehen. Der Schauplatz des Buches ist Berlin, aber aufgrund verschiedener Ereignisse führt einen das Buch auch nach London, Potsdam, Bremen und Frankfurt.
    Geschildert ist das Buch in der 3. Person, aber man erhält Einblick in die Lebensweise aller Protagonisten und erlebt die Nachforschungen von seiten aller Beteiligter.
    Die Sprache ist treibend und ansprechend, der Autor schafft es gleich von Beginn an den Leser zu fesseln und in den Sog des Buches zu ziehen. Die Stimmung wird zum Leser transportiert und die Spannung kontinuierlich aufgebaut, so dass am Ende aus einem Sog ein großer Strudel wird.
    Ohne allzu viele Fachbegriffe wird dem Leser das Thema verständlich gemacht und durch persönliche Ereignisse der Protagonisten wirkt das Buch auch nie trocken oder langweilig.
    Die gut recherchierten Hintergrundinformationen erzeugen ein schlüssiges und rundes Gesamtkomzept und lassen den Leser neue Seiten der Wissenschaft entdecken.
    Die Protagonisten sind überzeugend dargestellt, Troller ist oft unzufrieden mit dem was er tut, ist aber trotzdem gewissenhaft und verantwortungsbewusst. Jane ist kess und liebt es Listen zu erstellen, um auch nichts zu vergessen. Die beiden ergänzen sich beruflich ideal und geben so ein sympathisches Ermittlerduo. Die privaten Probleme stehen zum Glück im Hintergrund und bilden nur einen Kontrast zum eigentlich Geschehen.


    Fazit:
    Ein wirklich gelungener Wissenschaftsthriller, der von viel Philosophie begleitet ist und in dem viele ethische Grundfragen wie Euthanasie und Hirnforschung aufgeworfen und besprochen werden. Das die Fakten - wie im Nachwort es Autors erwähnt - recheriert sind und somit fast alle der Wahrheit entsprechen, ist erschreckend und faszinierend zu gleich. Faszinierend, weil es unglaublich ist wie weit die Wissenschaft schon ist und erschreckend weil aufgezeigt wird, was damit alles angerichtet werden könnte.
    Es handelt sich um ein Buch, das wirklich zum Nachdenken anregt und die Frage aufwirft, ob nun unser "Ich" oder unser Gehirn entschieden hat, dieses Buch zu lesen.

  • Kritik der mörderischen Vernunft hinterlässt mich zweigeteilt.


    Einerseits ist das Buch ein echter Pageturner, andererseits wird die Spannung immer wieder durchbrochen von philosophischen Haarspaltereien, die die Story nicht wirklich vorwärts bringen. Bestes Beispiel: Der philosophische Zirkel des Protagonisten Troller. Hier hatte ich immer das Gefühl in Langeweile zu ertrinken und war versucht, den Abschnitt einfach nur quer zu lesen.


    Vom Thema ist dieser Thriller sehr eigenwillig und brisant:


    Darf die Wissenschaft alles was sie kann? Was ist ethisch vertretbar? Inwieweit stößt die Wirtschaft/die Leute an der Macht die Forschung in die von ihnen gewollte Richtung und wer kontrolliert die Verwendung der Ergebnisse?


    Eigentlich traurig, dass ein derart tiefgehendes und dramatisch aktuelles Thema in einen Krimi verpackt werden muss, damit sich der eine oder andere Gedanken darüber macht, was eigentlich in der Forschung passiert und welche Manipulationen am Menschen bereits machbar sind. Denn wenn die "Bild"-Zeitung solche Dinge in das Bewusstsein auch noch des letzten Menschen prügelt, ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen!


    Ein meiner Meinung nach gut recherchiertes Buch mit kleinen Durchhängern, aber absolut lesenswert.

  • Es handelt sich um einen sehr gut recherchierten Thriller angereichert mit Philosophie, Hirnforschung und Ethik. Erst auf den letzten Seiten werden die Fäden zur Aufklärung zusammengeführt.
    Stetig wird die Spannung weiter aufgebaut und dann auch gut gehalten. Immer wieder kommen neue Verdächtige hinzu, bei einigen ist nicht klar, auf welcher Seite sie stehen. Interessant sind auch die Hintergrundfakten zum Geflecht zwischen Forschung, Kapital und Macht.
    Der Schreibstil ist flüssig, wissenschaftliche Fakten werden gut erläutert, so dass auch Laien diese nachvollziehen können.


    Das Cover finde ich nicht so ansprechend. Im Regal wäre ich an diesem sehr guten Thriller vorbeigegangen.
    Mir hat "Die Kritik der mörderischen Vernunft" sehr gut gefallen und ich kann das Buch guten Gewissens weiterempfehlen.

    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Johann Wolfgang von Goethe)