Amadou Hampâté Bâ – Oui, mon commandant!

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    Inhalt: Es handelt sich um den zweiten Teil von Amadou Hampâté Bâs Memoiren (der erste heißt Jäger des Wortes und berichtet über Kindheit und Jugend). Er setzt 1922 ein, als er als junger, als etwas unzuverlässig geltender Schreiber nach Ouagadougou (heute in Burkina Faso, das damals mal als Obervolta Kolonie, mal aufgeteilt zwischen anderen Territorien der Föderation Französisch-Westafrika angehörte), und reicht bis etwa 1933. Hampâte Bâ erzählt zunächst ausgiebig von seiner Reise den Niger entlang bis nach Mopti (heute Mali), und von dort über Land durch seine Heimatstadt Bandiagara nach Ouagadougou. Schon dabei nutzt er jeden Halt, um sich von den Grioten, Dorfältesten und wer immer bereit dazu ist, die Geschichte des jeweiligen Ortes und der dort lebenden Völker erzählen zu lassen. Die Zeit in Ouagadougou ist unter anderem von seiner Hochzeit geprägt, aber auch von seiner ersten Etablierung im Kolonialdienst. Als Fulbe würde er aber gerne unter vertrauteren Menschen leben und läßt sich nach Dori versetzen. Das entwickelt sich aber aus verschiedenen Gründen eher zu einem Fiasko und er kehrt schnell nach Ouagadougou zurück.


    Es folgen weitere Einsätze u. a. in Tougan, wo er sogar zum kommissarischen Subdivisionschef ernannt wird, ein Posten, den Afrikaner zu jener Zeit eigentlich nicht bekleiden konnten. Da er sich über die Jahre einen guten Ruf erworben hat, er als praktizierender Muslim aber in Tougan auch den Patres der Missionsstation ein Dorn im Auge ist, versetzt man ihn nach Ouahigouya, wo zwei Skandale schwelen, bei denen es einmal um veruntreutes Geld und einmal um einen von den Franzosen gefürchteten Sufi geht. Vorübergehend unklare Verhältnisse in der Führung der Kolonie veranlassen Hampâté Bâ, einen Langzeiturlaub von einem halben Jahr zu beantragen, den er in Bandiagara vor allem bei seinem spirituellen Führer Tierno Bokar Tall verbringt, der weite Anerkennung als Lehrer und islamischer Mystiker genießt. Am Ende dieser Auszeit steht ein Wechsel in die Verwaltung in Bamako.



    Meine Meinung: Obwohl dies der zweite Teil der Memoiren ist und des öfteren auf den ersten Bezug genommen wird, ist er auch eigenständig gut zu lesen, unterstützt von einem sehr kurzen Rückblick auf Jäger des Wortes am Anfang und eine Reihe Fußnoten (es sind aber nicht so viele, daß man dauernd am Seitenende herumsucht :zwinker: ). Hampâté Bâ gilt als bedeutender Sammler und Aufzeichner mündlicher Überlieferungen, eine Leidenschaft, die er auch auf Grund seiner Einsätze im ganzen Verwaltungsgebiet gut pflegen konnte. Allerdings führt das auch dazu, daß man hier als Leser ein gerüttelt Maß an westafrikanischer Geschichte präsentiert bekommt und ich nehme an, daß die Vielzahl der Namen von Personen, Völkern, Orten usw. durchaus verwirrend sein kann, wenn man sich damit noch gar nicht beschäftigt hat. Aber möglicherweise reizen ja auch gerade diese vielen Informationshäppchen zur weiteren Beschäftigung.


    Nun ist das Buch aber natürlich kein Geschichtswerk, Hampâté Bâ läßt eine Vielzahl von Anekdoten einfließen, mit denen er traditionelle afrikanische Wertvorstellungen vermittelt. Schließlich sind diese Kenntnisse auch ein wichtiger Faktor bei seiner Karriere, da er sie durchaus in den Dienst seiner Landsleute wie der Kolonialverwaltung zu stellen weiß. Auch über die Organisation der französischen Verwaltung in Westafrika kann man hier vieles erfahren, Kolonialistenschelte wird man allerdings vergeblich suchen. Das hätte zum einen wohl nicht Hampâté Bâs „Erziehung“ durch Tierno Bokar entsprochen, zum anderen unterscheidet er durchaus genau zwischen Systemfehlern und den Menschen. An manch einem Administrator läßt er kaum ein gutes Haar, während er über andere voll des Lobes ist. Regeln und Vorschriften sind eben das eine, die Menschen, die sie anwenden und ausführen (sollen), das andere.


    All das kommt in einem locker-leichten Plauderton daher, dem ich auch gerne noch länger „gelauscht“ hätte, aber zum Glück habe ich ja noch das ein oder andere Werk von ihm vor mir.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen